Selbstaufgabe von moonlight_82 ================================================================================ Kapitel 5: Vertrau dich mir an ------------------------------ Vertrau dich mir an Tsubasa kam langsam in das Zimmer hinein. Er machte einen ernsten Gesichtsausdruck. Er sagte nichts. Fane lag in dem großen Bett und schaute aus dem Fenster ins Nichts hinein. Etwas geschockt stand er am Bettgiebel. Sie rührte sich noch immer nicht. Langsam ging er um das Bett herum und blieb an der rechte Seite stehen. Er legte seine Jacke ab, zog seine Schuhe aus und legte sich neben sie. Verständnisvoll griff er nach ihrer Hand und drückte sie. Sie zuckte kurz zusammen und drehte sich. Fane drehte sich direkt in seine Arme und schwieg. Tsubasa sagte noch immer nichts, sondern streichelte ihr sacht über den Rücken. "Jag mir nie wieder einen solchen Schock ein, ja?" erklang es plötzlich ziemlich traurig. "Ich bemüh mich, wenn du dir keine Vorwürfe machst." Ihre Stimme klang anders als sonst. "Die mach ich mir aber. Ich zieh dich auch noch durch den ganzen Garten und stundenlang auf die Tanzfläche." "Hör auf damit!" Sie schaute zornig zu ihm auf. "Die Momente mit dir waren zu schön, als das du sie jetzt ... und außerdem hey ..." "Was ist?" "Nun ja, ich hab ja wohl auch einmal einen Aufenthalt im Krankenhaus frei, wenn ich da so an die letzten Monate denke?!" "Kleiner Rachefeldzug, was?" Sie grinste. "Willst du, dass ich gehe?" Sie antwortete nicht, sondern breitete anschließend ihre Decke über ihn aus und er kroch somit näher an sie heran. Tsubasa blieb also bei Fane. Die Nacht verging wie im Flug. Fane hatte das erste Mal wieder durchgeschlafen. Sie wachte auf, weil ein Sonnenstrahl sie direkt in ihrer Nase kitzelte. Tsubasa schlief noch tief und fest. Sie strich ihm sanft über die Wange. "Ich danke dir!" flüsterte sie leise. Die Schwester kam herein und erschrak offensichtlich, als sie Tsubasa im Bett liegen sah. "Wenn er gleich verschwindet, wird der Arzt von mir nichts erfahren, Frau Nakazawa!" Einverstanden nickte sie ihr lächelnd entgegen. Die Schwester verließ das Zimmer. Fane richtete sich jetzt wieder an Tsubasa. Sie beobachtete ihn eine Weile. Auf einmal öffnete er die Augen und sah direkt in die ihren. Wieder einmal ein so intensiver Blick wie in der letzten Zeit schon des Öfteren. Auf einmal wurde die Tür sehr grob geöffnet. Beide erschraken. "Nun gut, wenigstens lächelt sie wieder." äußerte sich der Arzt mit hochgezogenen Augenbrauen skeptisch. "Ihr geht es soweit gut. Die Nacht verlief ohne weitere Zwischenfälle und der Arzt untersucht sie gerade. Kommt Yukari? ............. Alles klar, bis später." Tsubasa telefonierte mit Mamuro. Anschließend kam er zurück und stellte fest, das Fane aufgestanden war und in einer großen Reisetasche kramte. Yukari war in der Zwischenzeit angekommen. "Hier, ich hab auch für dich etwas, keine Angst, zusammenpacken lassen." Yukari bemerkte den stutzigen Gesichtsausdruck von Tsubasa. Sie reichte ihm seinen Kulturbeutel und eine Tasche mit frischen Klamotten. Der Arzt war zu überreden, Fane zu entlassen und sie nur noch zur Kontrolle bzw. zur Gewichtskontrolle einzubestellen. Eine weitere Stunde später waren sie nun auch schon wieder zurück und die Mannschaft unterbrach das Training, als sie mitbekamen, dass Tsubasa mit Fane kam. Yukari nutzte die Gelegenheit, in Tokio alte Bekannte wiederzutreffen und verabschiedete sich für ein paar Tage vom FC Nankatzu. Fane musste ihre ganze Überzeugungskraft einsetzen, damit Yukari dies mit sich veranstalten ließ. Alle fielen ihr um den Hals und erdrückten sie fast. "Es ist schön, euch wiederzusehen. Hey, langsam Jungs, langsam." Tsubasa betrachtete dies mit einem zufriedenen Lächeln. Er lehnte etwas abseits. "Du hast uns allen einen ziemlichen Schock versetzt." meinte Taki. "Sorry Leute, das war nun wirklich nicht meine Absicht. Hey, was ist denn das da hinten?" Fane schaute gebannt auf einen Stapel zerknüllter Handtücher und machte Anstallten, diesen sofort aus dem Weg zu räumen. "Nun mal langsam." Tsubasa sprach ernster als sonst. Eigenartigerweise blieb sie auch sofort stehen. "Shingo, dein Part!" Er deutete mit seinem Zeigefinger auf den Stapel. "Taki, die Bälle! Mamuro, die Netze!" Die drei machten sich einen Witz aus der Sache und salutierten und rannten dann los. "Und ihr anderen achtet beim Training etwas auf die Ordnung! Und jetzt wieder ran. In einer halben Stunde bin ich bei euch. Die Pässe müssen noch intensiver und genauer kommen." Er schnappte sich Fane's Tasche und schritt mit ihr ins Haus. Fane blieb mit einem verwunderten Gesicht bei der restlichen Mannschaft stehen. Sie zuckte die Achseln. "Was soll man dazu noch sagen?" kicherte sie. "Wieder ganz der alte, unser Kapitän!" Fane schaute sie fragend an. "Wirklich alles wieder in Ordnung, Fane?" wollte Oeda (Gibts den?) wissen. "Fast, Oeda, fast...." sagte sie nachdenklich. Tsubasa wurschtelte in der Küche herum. Ein eigenartiges Bild bot sich Fane, als sie ihn sah. "Kannst du mir mal verraten, was du da machst?" Sie stand mit offenem Mund im Türrahmen. "Du weißt, dass ich dir alle Zeit der Welt geben werde, um mit dem fertig zu werden, was dich beschäftigt, aber...." "Aber..." wiederholte Fane lächerlich. "Hier gibt's jetzt keine Zeit. Ich will, dass du das hier isst und anschließend das trinkst." Er knallte einen Teller auf den Tisch. Fane machte große Augen. "Wenn das auch etwas Vernünftiges wäre, würde ich ja gar nicht zögern, aber was zum Teufel ist das da?" "Der Küchenchef hat sich die redlichste Mühe gegeben Madam: Komposition alla Ohzora!" "Aaaaaha." meinte Fane skeptisch, die gerade an dem kleinen Häufchen auf dem Teller roch. Sie hob fragend die Augenbrauen. "Nun los, oder soll ich dich füttern?" "Bloß nicht. Gib schon her!" Fane riss sich zusammen und nahm die Gabel und den Teller in die Hand und aß tatsächlich. Tsubasa beäugte sie (doofer Ausdruck, ich weiß) genauestens. "Sehr schön!" meinte er zufrieden. "Hmmmm, es freut mich, dass es dich freut." Fane hatte den Mund noch voll und musste sich so zusammenreißen, dass sie nicht plötzlich alles wieder ausspuckte. Es war eine solche eigenartige Komposition, dass sie es kaum glaubte, was sie da aß. Eine reichhaltige und ausgewogene Kost, wie sie oft die Sportler essen, wenn sie viel trainiert haben - alles durcheinander und im Mixer bis zur Unendlichkeit verstümmelt. Mit einem eindeutigen Geräusch schluckte sie alles herunter. "Oh man, wiiiiiiiiderlich." Tsubasa traute seinen Ohren nicht. "Waaaaaaas?" meinte er hinterfragend komisch und übertrieben lächerlich. "Wenn du mir das jemals wieder vorsetzt, brauchst du dich nicht wundern, wenn ich nichts mehr esse!" Mit dieser Reaktion hatte er schon längst gerechnet. "Das war die Starthilfe, nachher gibt's etwas Ordentliches." "Ich bin schon riesig gespannt." prustete sie abwertend hervor. "Nein, im Ernst. Wir kochen heute!" "Das glaub ich im Leben nicht. Was soll denn da raus kommen?" "Lass dich überraschen. Kommst du zurecht?" "Tsubasa, ich bin nicht krank!" Er zwinkerte ihr zu und rannte dann auch schon raus. Als Tsubasa auf dem Grün angekommen war, wollte Taki wissen, ob sie was gegessen hat. "Darauf kannst du wetten, ich habe ihr meine Spezialität vorgesetzt!" "Oh nein, doch wohl nicht etwa Mr. Popeye?" "Und ob!" "Na und? Hat sie ...." "Jeeeeeeep, alles!" "Himmel hilf, jetzt tut sie mir erst richtig leid." Taki hatte nicht mitbekommen, dass Tsubasa Mamuro den Ball abgenommen hatte und direkt auf ihn drauf hielt. "Was soll das denn heißen?" Taki nahm schmerzlich den Ball mit dem Innenriss seines linken Fußes an. "Ähm, gar nichts, los weiter." Es wurde spät und die Sonne ging unter. "Schluss für heute." rief Tsubasa. Alle sanken erschöpft zu Boden. Fane schaute aus dem Fenster und beobachtete das Training. Dann entschloss sie sich, die Tasche auszupacken und stieß plötzlich auf ein Foto, als sie die Klamotten in die Schubladen verstauen wollte. Sie nahm es heraus und hielt es starr in der Hand. Sie umklammerte es gewaltartig stark. Da war es wieder, dieses beklemmende und kalte Gefühl. Fane konnte sich das Foto nicht mehr genau anschauen, da sie durch den Tränenschleier nicht mehr alles erkennen konnte. Dieses unbeschreibbare eigenartige Gefühl schnitt ihr die Kehle zu. Fane versuchte unter der Dusche ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Es gelang ihr nicht! Das Haus war so still, das man nur das Wasserrauschen hören konnte und ..... ein kleines Schluchzen! Es muss schon eine Ewigkeit vergangen sein, sie stand immer noch unter der Dusche. In der großen Küche war derweil schon ein Fieber entbrannt, das Kochfieber. Tatsächlich, sie kochten! Und was sie zubereiten wollten .... das wahnsinnig schwierige Gericht "Spaghetti und Tomatensoße" nahm ihre gesamte Konzentration in Anspruch. Jeder wusste irgendetwas besser und Tsubasa hielt es für taktisch klüger, sich zurückzuziehen und später nach dem rechten zu schauen. Er kam gerade die Treppe hoch und musste zwangsläufig wieder an den Zimmern der Mädchen vorbei, als er das Wasser laufen hörte. Er war schon fast an den Zimmern vorbei, als er das Schluchzen wahrnahm. *Fane!* Was sollte er tun? Yukari war nicht da und somit konnte er sie nicht holen und so einfach in das Badezimmer schleichen, ging auch nicht. Es machte ihn halb wahnsinnig, nichts unternehmen zu können. Fane steigerte sich richtig rein. "Tsubasa, willste mal kosten kommen?" rief Taki amüsiert die Treppe hoch. "Psssssscht, verdammt noch mal!" flüsterte dieser zurück. "Was ist denn los?" Taki kam die Treppe nun ganz nach oben. "Hör doch!" Taki neigte den Kopf in Richtung Mädchenzimmer. "Ist das Fane?" meinte er plötzlich und sah Tsubasa besorgt an, ohne wieder den Kopf in eine gerade Form zu rücken. "Ja, wahrscheinlich unter der Dusche." "Geh zu ihr, lauf schon." "Wie stellst du dir das vor? Sie steht unter der DUSCHE!" "Hmmmm, komplizierte Angelegenheit." "Warte mal, mir fällt was ein." Tsubasa ging in sein Zimmer und schnappte sich das größte Handtuch was er finden konnte. Mit ausgebreiteten Armen und das Handtuch links und rechts festhaltend, ging er in das Zimmer der zwei Mädchen hinein und anschließend schnurstracks geradeaus in das Badezimmer. Taki sah das alles mit offenem Mund mit an. "Fane?" fragte Tsubasa vorsichtig nachdem er angeklopft hatte. Die Badezimmertür stand offen. Er steckte zuerst nur den Kopf vorsichtig hinein. Er hatte eigentlich mit einem Handtuch an seinem Schädel gerechnet. Alles im Raum war angelaufen. Sie duschte ziemlich heiß. Er nahm dann allen Mut zusammen und schritt ganz rein. Das Wasser lief noch, doch Fane klemmte schon an seiner Brust. Jedenfalls dachte er das. Er hatte nämlich die Augen geschlossen und stand blöd im Bad mit einem Handtuch ausgebreitet haltend. Er umschloss ihren Körper mit dem Tuch und umarmte sie unwillkürlich auch damit. Jetzt traute er sich, die Augen auch wieder zu öffnen. Fane konnte kaum noch Luft holen, so sehr hatte sie sich verausgabt. Sie hickste und schluchzte was das Zeug her hielt. Er sagte kein Wort, er ließ sie einfach gewähren. "Hey Fane!" sagte er später leise und irgendwie doch besänftigend. "Aach Tsubasa." Sie umklammerte ihn fester. "Sie fehlen mir so unendlich." Er griff ihr an den Hinterkopf und durchfuhr langsam streichelnd die nassen Haare. "Vertrau dich mir an. Ich kann dir vielleicht helfen?" flüsterte er leise und kaum hörbar. Doch diejenige, an die die Worte gerichtet waren, nahm es sehr wohl war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)