Life is Colorful von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Helfende Hände ------------------------- Titel: Life is Colorful Teil 01 / ? -- Helfende Hände Autor: Khana Warning: Slash Genre: Original/ Reality Rating: PG13 (sag ich einfach mal...) Inhalt: Kai sitzt mit zwei gebrochenen Beinen im Rollstuhl und trifft im Krankenhaus auf den blinden Shawn. Kommentar: Meine Urlaubsbeschäftigung, erstmal handschriftlich entstanden... *will Laptop haben* *hoil* *flenn* *kreisch* Inspiriert durch diverse Fics und Bücher über Blinde und ein bissl durch ,Erbsen auf halb sechs'. Und halt irgendwie durch ,Wheels', das ich an einem einzigen Nachmittag verschlungen hab. >^.^< Hoffe, es ist halbwegs realistisch geworden... Ist mein erster Originalslash. Und weil ich mir das schon ewig vorgenommen hab, widme ich ihn als ersten dieser Art: WINTERSPROSS. *niederschmuuuuus* Du schreibst genialst, Schatz! Und danke für's Beta, und dafür, dass du mir die beiden malen willst, und für die cd's die dann wohl bald kommen, und überhaupt, weil es dich gibt!!! *umknuffl* Kapitel 1: Helfende Hände Eigentlich war es ein schöner Tag. Die Sonne schickte warme Strahlen zur Erde herab, die Vögel zwitscherten, und am liebsten hätte Kai die Schuhe ausgezogen, um die Zehen im Gras zu versenken, das so herrlich weich aussah. Das Dumme war nur, dass er gar keine Schuhe trug. Und auch ganz sicher nicht auf dem Rasen hätte stehe können. Noch nicht einmal sitzen war möglich, denn allein wäre er dann niemals wieder hochgekommen. Verdammt, warum hatte er auch ausgerechnet jetzt, im Frühsommer, seiner liebsten Jahreszeit, einen Unfall bauen müssen. Das Motorrad war hin, ebenso wie beide Beine, die aus eben diesem Anlass auch mit einer dicken Schicht Gips überzogen waren. Ein paar Rippen hatten ebenfalls etwas abbekommen, aber das war wirklich das kleinere Übel. Stöhnend quälte Kai den Rollstuhl einige Meter weiter den Weg entlang, der sich durch die krankenhauseigene Parkanlage schlängelte. Das ging mit der verstauchten Hand doch schlechter, als er gedacht hatte... Er blickte auf und sah vor sich jemanden sitzen. Die dunklen Haare hingen dem Fremden in den Nacken und über die Augen, er trug eine Jogginghose und ein weites, dunkelrotes T-Shirt. Die drei Meter bis zu der Bank, auf der der Andere saß, würde er jetzt auch noch schaffen, beschloss Kai im Stillen. Und dann könnte er sich ja erst einmal ausruhen... Er setzte die Räder also wieder in Bewegung, bis er neben der Bank angekommen war, und lächelte den Fremden dann an. "Hallo." "Hallo", kam es leise zurück. "Hast du was dagegen, wenn ich hier bleibe?" Der Dunkelhaarige schüttelte stumm den Kopf. "Gut. Weiter wäre ich wohl eh nicht gekommen... Ich bin Kai." "Shawn", hörte er wieder diese leise, sanfte Stimme. "Hm... bist du Engländer oder so?", wollte Kai interessiert wissen. "Meine Mutter kommt aus Amerika." Irgendwie schien der andere - Shawn - einsilbig zu sein... Naja, Kai würde ihn schon noch in ein Gespräch verwickeln. "Warum bist du hier?" "Blinddarm." Immer noch in diesem leisen, fast unbeteiligten Tonfall. "Ich hatte nen Motorradunfall", erklärte Kai und klopfte zu Demonstrationszwecken auf den Gips. Die erhoffte Reaktion blieb aus, Shawn nickte nur zum Zeichen, dass er gehört hatte. Einige Minuten saßen sie schweigend da, und schließlich beschloss Kai, dass er genauso gut wieder reingehen, oder besser gesagt -rollen konnte. Er fing ohnehin langsam an zu frieren in seinem recht dünnen T-Shirt. "Ich geh dann mal wieder", lächelte er dem unkommunikativen Jungen noch zu, bevor er wieder nach den Reifen seines Rollstuhls griff. Er setzte an, das Rad durch eine kraftvolle Handbewegung in Schwung zu versetzen, und zuckte schmerzvoll zusammen. Das war gar nicht gut für seine verstauchte Hand gewesen... Er startete einen neuen Versuch und stellte resignierend fest, dass er sich an diesem Tag allein wohl keinen Meter mehr von der Stelle rühren würde. Er brauchte also Hilfe. Nur von wem...? Sein Blick fiel auf den Dunkelhaarigen, der immer noch ein wenig zusammengesunken auf der Bank saß, und er zuckte die Schultern. Blieb ihm was anderes übrig? "Ähm... Shawn?" Der Angesprochene zuckte ein wenig zusammen. "Ja?" "Könntest du... mir helfen? Ich fürchte, allein komm ich hier nicht mehr weg..." ~*~ Helfen? Er sollte jemandem helfen? Shawn konnte sich nicht erinnern, wann ihn zum letzten Mal jemand um seine Hilfe gebeten hatte. Folglich musste es schon verdammt lange her sein... Aber wobei genau sollte er eigentlich helfen? "Was müsste ich denn machen...?", fragte er vorsichtig. "Na, mich schieben. Meine Hand ist etwas hinüber..." Schieben? Ach, richtig, er hatte ja vorhin Räder gehört. Dieser Kai saß also im Rollstuhl. Wahrscheinlich wegen diesem Unfall, von dem er vorhin geredet hatte. Konnte er denn überhaupt helfen? Müsste man dazu nicht wissen, wo man hin- und langging? "Ich weiß nicht...". murmelte er leise. "Och, komm schon. Bitte..." Shawn konnte sich die bettelnden Augen geradezu vorstellen. Was sie wohl für eine Farbe hatten? "Na gut, aber du wirst mir sagen müssen, wo es langgeht." "Wie, warum?" Der Tonfall des anderen war eindeutig erstaunt. "Ich bin blind." "Oh..." Das hatte dieser Kai offensichtlich nicht erwartet. Doch er fing sich schnell wieder. "Na, macht nichts. Den Weg kann ich dir ja beschreiben." Shawn blinzelte. Macht nichts?! Doch, es machte eine ganze Menge, aber im Moment hatte er weder Zeit noch Lust, die unzähligen Nachteile seiner Blindheit aufzulisten. Langsam stand er auf und ging mit kleinen Schritten in die Richtung, aus der er die Stimme gehört hatte. Sein Fuß stieß gegen etwas hartes. "Das war der Reifen", erklärte Kai, und Shawn hörte das Lächeln geradezu aus seinem Tonfall heraus. Vorsichtig tastete sich der Dunkelhaarige um den anderen herum, bis er schließlich die Griffe des Rollstuhls in den Händen hatte. "Und jetzt?", fragte er leise. "Erstmal müsstest du mich drehen. Nach links", setzte Kai noch hinzu. Langsam, unsicher begann Shawn, den Stuhl herumzudrehen, bis er ein "Stop" von dessen Insassen vernahm. "Und jetzt erstmal einfach geradeaus. Ich sag dann Bescheid, wenn du abbiegen musst." Shawn lauschte dem Klang dieser Stimme nach. Sie war recht tief, das hatte er gleich zu Anfang bemerkt. Man merkte ihr an, dass ihr Besitzer gerne lachte, und irgendwie fühlte Shawn sich wohl, wenn er sie hörte. Gemächlich schob der Dunkelhaarige den Anderen vor sich her und hing seinen Gedanken nach. "In zwei Metern müssen wir rechts", erklang wieder die Stimme, und Shawn wurde noch langsamer. "Jetzt." Er drehte den Rollstuhl auf der Stelle herum, bis ihm das "Stop" zeigte, dass er die richtige Richtung erreicht hatte. Auf diese Weise gelangten sie durch den Park in das Gebäude und schließlich in Kais Zimmer. Sie sprachen kaum in dieser Zeit, doch das Schweigen war nicht mehr so unangenehm wie zuvor. Vielmehr schienen sie in stiller Übereinkunft jeder seinen Gedanken nachzuhängen. "Willst du... noch hierbleiben?", erkundigte sich Kai schließlich vorsichtig, als Shawn ihn durch die Tür geschoben hatte. Doch der schüttelte den Kopf. Nein, lieber nicht. Außerdem wollte seine Mutter doch heute noch vorbeikommen... "Ich ... krieg noch Besuch...", murmelte er deshalb. "Könntest du.. mir erklären, wie ich von hier auf meine Station komme?" "Ne, sorry, keine Ahnung. Aber warte mal... Am Ende vom Gang ist so ein Glaskasten, wo immer irgend'ne Schwester drinsitzt. Einfach links den Gang runter. Da kann dir sicher wer sagen, wie du weitermusst..." "Danke...", sagte Shawn leise, bevor wieder für einen Moment Schweigen herrschte. Irgendwie wollte er noch nicht gehen. Er wusste nicht, warum, aber er fühlte sich wohl in der Nähe des Anderen. "Ähm...", durchbrach Kai schließlich die Stille, "Wollen wir uns morgen wieder im Park treffen? Wieder an der Bank, so gegen drei...?" Unsicher, und irgendwie seiner Stimme nicht ganz trauend, nickte Shawn lediglich. "Cool", freute sich der Andere. "Dann... ähh... bis morgen." "Bis morgen...", flüsterte Shawn und trat wieder auf den Gang hinaus. Er zog die Tür hinter sich zu und machte sich - vorsichtig an der Wand entlang tastend - auf den Weg in Richtung "Glaskasten". ~*~ Die Tür fiel ins Schloss und Kai wurde der Blick auf den Kleineren versperrt. Blind. Das hatte er nicht erwartet, aber irgendwie störte es ihn auch nicht weiter. Und dieser Shawn schien ja recht nett zu sein. Etwas arg verschlossen, aber das würde sich schon noch geben... Und gut sah der Junge auch noch aus, jedenfalls soweit, wie er ihn bisher gesehen hatte. Dieser unglaublich lange Pony versperrte ja die Sicht auf den Großteil des Gesichtes... Zarte Gesichtszüge, recht schmal gebaut... Grinsend blickte Kai auf seine diversen Verbände und seine beiden Gipsbeine hinab. Er war wirklich nicht in der Verfassung, sich jetzt über sowas Gedanken zu machen... Morgen würde er den Kleinen wiedertreffen... Lächelnd dachte er daran, wie schüchtern der das Angebot angenommen hatte. Irgendwie richtig niedlich. Noch sooo lange, bis er ihn wiedersehen würde... Seufzend griff Kai nach den Rädern, biss die Zähne zusammen und rollte in Richtung Bett. Dort drückte er auf den Knopf an der Wand, der innerhalb weniger Minuten eine Schwester im Zimmer erscheinen lasse würde. So peinlich und unangenehm es ihm war, dabei Hilfe zu brauchen - irgendwie musste Kai schließlich ins Bett kommen. Kapitel 2: Blütenzauber ----------------------- beta-dank an Meli und winterspross. *schmusel* Und diesmal bitte lesen UND kommentierten, klar?? sonst bin ich beleidigt und ihr krigt nix mehr... *zunge rausstreck* Khana Kapitel 2: Blütenzauber "Ja, Mum - Nein, Mum, mir ist nicht kalt. Muuuuum... Könntest du mich jetzt bitte endlich in den Park bringen? Und ja, ich finde nachher allein zurück. Hab ich gestern schließlich auch geschafft." "Shawnie, komm schon, sei nicht so kalt..." "Bring mich einfach in den Park, Mum, ok?" "Ist ja schon gut, Honey..." Sanft ergriff seine Mutter seinen Arm und ging mit ihm in die ausgedehnte Gartenlandschaft, weiterhin ohne Unterlass redend. Der Junge hörte nur mit halbem Ohr zu, seine Gedanken kreisten vornehmlich um den Anderen, den er gleich wiedertreffen würde. "So, Schatz, wir sind da. Soll ich dich wirklich allein lassen?" "Ja, Mum, sollst du", stöhnte Shawn auf, während er nach der Bank tastete und sich dann darauf sinken lies. "Na gut, Honey, dann geh ich jetzt. Viel Spaß mit deinem Freund. Bis morgen." Sie drückte ihn kurz an sich, hauchte einen Kuss auf seine Wange und stöckelte dann davon. "Bis morgen, Mum...", rief der Junge noch leise hinter ihr her, dann war es still. In seinen Gedanken allerdings klang noch das Wort nach, das seine Mutter eben benutzt hatte. Freund... War dieser Kai das? War er ein... Freund? Shawn hatte schon lange keine wirklichen Freunde mehr... Er war zehn, als seine Mutter mit ihm in diese Stadt gezogen war. Vorher hatte sie am anderen Ende von Deutschland gewohnt. Der Kontakt zu seinen alten Freunden war schnell eingeschlafen. Für Kinder war es eben nicht so einfach, mal eben hunderte von Kilometern zu überbrücken. Und als er dann ein Jahr später diesen Unfall gehabt hatte, war noch keine Freundschaft weit genug gefestigt gewesen, um zu überstehen. Die folgenden sechs Jahre, also bis jetzt, hatte er selbst nicht wirklich dafür gesorgt, dass irgendjemand etwas mit ihm zu tun haben wollte. War immer abweisend, verschlossen geblieben. "Selbstschutz", hatte der Psycho-Mensch gesagt, zu dem seine Mutter ihn deshalb geschickt hatte. Er werde schon lernen, sich anderen gegenüber wieder zu öffnen. Keine Freunde also in all den Jahren. Und dieser Kai? Shawn war so abweisend wie immer gewesen, sie hatten kaum gesprochen, und doch... Dieses Schweigen, das am Ende ihres gemeinsamen Nachmittags geherrscht hatte, war keineswegs verkrampft gewesen. Aber Freund? Wie kam seine Mutter so schnell darauf? Und wie kam es, dass er hoffte, sie möge Recht haben...? Seine Gedanken wurden von Schritten unterbrochen, die sich näherten. Nein, das konnte nicht Kai sein, der konnte schließlich nicht laufen. Oder war er es doch? Die Schritte waren von etwas gleichmäßigem unterlegt, das dem Geräusch von Reifen auf Kies nicht unähnlich war. "Bis morgen, Kai", bestätigte eine Mädchenstimme seine Gedanken. Mädchen? Kais Freundin? "Ja, bis morgen, Jen", erklang nun die Stimme des Jungen direkt neben dem Dunkelhaarigen. "Hi, Shawn." "Hi...", murmelte der Angesprochene und lauschte den leiser werdenden Schritten. Dann nahm er seinen Mut zusammen. "Deine Freundin?" "Wie? Oh Gott, nein! Meine Schwester. Meistens extrem nervig, heute mal harmlos. Sie ist sechzehn." Shawn war erleichtert und wusste nicht einmal, warum. "Und du?" "Was, und ich?" Kai hatte die Frage ganz offensichtlich nicht verstanden. "Wie alt du bist." "Ach so, achtzehn. Du?" "Siebzehn..." Wieder herrschte für einen Moment Schweigen. Schließlich war es Kai, der als erster wieder sprach. "Sag mal,... hättest du Lust, wieder ein bisschen rumzulaufen? Also, du schiebst mich, und ich sag dir, wo wir langmüssen? So wie gestern...?" Shawn überlegte einen Augenblick und nickte dann zaghaft. Es war schön gewesen, gestern. Warum sollte es nicht wieder so schön sein...? Das Sprichwort vom Blinden, der den Lahmen trägt und von diesem geführt wird kam ihm in den Sinn und ein Lächeln schlich sich auf in Züge. ~*~ Es war wirklich erstaunlich, wie dieses Lächeln die Züge des Jungen erhellte, regelrecht zum Strahlen brachte. Fasziniert beobachtete Kai die Verwandlung und schmolz dahin wie Butter in der Mittagssonne. Alle Vorsätze seinen Gesundheitszustand und sämtliche damit verbundenen Probleme betreffend waren vergessen. Dieser Junge war einfach zum Anbeißen und Kai würde eher bei dem Versuch, ihn zu bekommen und dieses Strahlen zu erhalten sterben, als sich diese sicherlich einmalige Chance entgehen zu lassen. Er griff hinüber und fasste sanft Shawns Hand. Der zuckte zwar überrascht zusammen, schien sich dann aber wieder zu entspannen, und unterbrach den Kontakt nicht, als Kais Finger ganz sacht, kaum merklich begannen, über seine Handfläche zu streichen. Nach einem viel zu kurzen Moment griff der Ältere dann etwas fester zu und zog den anderen von der Bank. Mit der selben Bewegung schob er ihn sanft, aber bestimmt hinter den Rollstuhl. "Wollen wir los?" "Gerne...", kam die leise Erwiderung, und Kai lächelte, obgleich Shawn das natürlich nicht sehen konnte. "OK. Erst mal so einen Meter geradeaus und dann rechts. Ich sag dann Bescheid." Langsam setzte sich der Jüngere in Bewegung und Kai hieß ihn nach einem Moment, den Rollstuhl herumzudrehen. "Jetzt gradeaus", erklärte er und beide verfielen wieder in Schweigen, während sie in gemächlichem Tempo dem Weg folgten. So konnte das nicht weitergehen, beschloss Kai. Sie konnten doch nicht die ganze Zeit NICHTS sagen. Nur, worüber sollten sie denn reden? Etwas gesprächiger als noch am Vortag schien Shawn zwar zu sein, aber von sich aus würde er bestimmt kein Gespräch beginnen... Ein wenig resigniert ließ Kai den Blick durch die weitläufigen Gartenanlagen schweifen, und plötzlich wusste er, worüber sie reden könnten. Oder besser, worüber er reden konnte. In der Hoffnung, dass seine Entscheidung die richtige gewesen war, holte er Luft und begann mit leiser, sanfter Stimme zu sprechen. "Links von uns ist ein riesiger Rhododendron. Tausende von Blüten, tiefviolett..." Er stockte. Konnte Shawn mit solchen Begriffen wie Violett überhaupt etwas anfangen? Wusste er, was Farben waren? "Ich meine... äääh...", stotterte er verwirrt herum. Der Rollstuhl wurde angehalten und Kai spürte eine Hand, die ihn sehr vorsichtig, irgendwie schüchtern an der Schulter berührte. "Ich kenne Lila. Ich... war nicht immer blind..." Shawns Stimme war kaum hörbar, und nur sehr zögerlich setzte er hinzu: "Machst du weiter...? Bitte...?" Kai lächelte, während er seine gesunde Hand hob und ganz kurz die Finger des anderen Jungen berührte. "Neben dem lila Rhododendron ist noch einer. Dunkelrote Blüten." Die Hand zog sich zurück, sie setzten sich wieder in Bewegung. "Naja, eigentlich mehr Magenta als Rot... Dieses pinke Zeugs aus dem Tuschkasten, du weißt schon. Jetzt links. Weiter... noch weiter... stopp. Und wieder gradeaus. Wir steuern jetzt ziemlich direkt auf ein Rosenbeet zu... Dunkelrote Blüten. Und diesmal wirklich rot. Ungefähr hüfthoch. Dazwischen sind auch ein paar weiße... Noch ein bisschen weiter... Halt. Warte mal kurz..." Kai lehnte sich ein wenig vor, soweit das mit eingegipsten Beinen und geprellten Rippen eben ging, und angelte mit der unverletzten Hand nach einem der Stängel. Schließlich bekam er ihn zu fassen und brach die Blüte ab. Er richtete sich wieder auf und blickte hoch in Shawns ahnungsloses Gesicht. Lächelnd hielt er ihm die Blume unter die Nase. "Riech mal." Schon wieder zuckte der Jüngere überrascht zusammen, doch dann sog er den Duft ein und auf seinem Gesicht breitete sich erneut dieses Lächeln aus, das in Kais Bauch einen sprichwörtlichen Schwarm Schmetterlinge zum Tanzen brachte. Wie die da hinkamen und wo sie die übrige Zeit, in der sie nicht verrückt spielten, verbrachten, war ihm in diesem Moment herzlich egal. Dazu faszinierte ihn dieser unglaublich hübsche Junge da über ihm viel zu sehr. "Ähm... Shawn?" "Hm?" "Sag mal, in meinem Zimmer ist keiner außer mir, das ist irgendwie langweilig und es ist noch ein Bett frei also... ähm... hättest du nicht Lust, da... hmm... einzuziehen, sozusagen?" Gott, was laberte er hier für einen Mist zusammen?! Er schien immer mehr zu einem reichlich verliebten Trottel zu mutieren. Oh, oh... ~*~ Einziehen?! Bei Kai? Wie... wie kam der denn da drauf? Mochte der ihn etwa wirklich? Wollte der tatsächlich praktisch den ganzen Tag mit ihm verbringen? "Ich... ähm..." Shawn war völlig überrumpelt. "Ich meine, du musst nicht, aber ich..." - Kais Stimme wurde leiser - "Ich würde mich freuen..." "Wirklich?", hauchte der Jüngere ungläubig. "Ja, klar!", bestätigte der Andere, und klang diesmal so überzeugend, dass Shawn schon wieder lächelte. "Wenn das erlaubt ist... gerne..." "Keine Angst, ich werde die Schwestern schon weich klopfen, meinem Charme hat noch keine von denen lange widerstehen können..." Shawn konnte Kais Grinsen geradezu hören und war nicht in der Lage, sein eigenes zu unterdrücken. "Ok..." "Super!", freute sich Kai. "Sollen wir gleich losgehen und fragen?" "Wenn du willst..." "Also, einmal umdrehen bitte! 180 Grad!" Shawn legte die Hände wieder um die Griffe des Rollstuhls und wie am Vortag, allerdings schneller, machten sie sich auf den Weg zu Kais Station. A/N: wie schon gesagt, KOMMIS!!! Kapitel 3: Kontaktaufnahme -------------------------- A/N: Mai, diesmal kamen tatsächlich kommis. *froifroi* THX an Tama-chan, Angel-of Sins, Melna, Meriusa-chan, Chibi-Asuka und Klein Dilly. *alle ganz doll liebhat und knuddelt* Danke, dass ihr meine Schnuffis mögt... ^^ Beta-Dank wieder an winterspross und Melna aka Meli. *schmuuus* Thx ihr beiden. Und jetzt viel Spaß mit Kap 3. ^^ Khana Als sie die Eingangshalle betraten, war Kai immer noch fieberhaft dabei, eine Strategie auszuarbeiten, die die Schwester restlos überzeugen würde. Dass ihm das gelingen würde, stand für ihn außer Frage, nur das ,wie' war eben noch ein wenig ungeklärt... "Sag mal, teilst du dir dein Zimmer mit wem?", fragte er Shawn, während sie auf den Aufzug warteten. "Ja... so ein älterer Mann... klingt jedenfalls so...", kam die leise, etwas überraschte Antwort. "Irgendwelche schlechten Eigenschaften?" "Wieso?" Nun war der Dunkelhaarige wirklich verwirrt. "Na, wir brauchen eine überzeugende, lückenlose Argumentation, damit sie gar nicht anders kann, als zuzustimmen." "Ach so. Hmmm... er schnarcht?" "Wunderbar! Er schnarcht, und darum bekommst du nicht genug Schlaf! Klingt doch plausibel, oder?" Kai grinste, Shawn nickte zögerlich, die Aufzugtüren glitten auf. "Wir können weiter. Einfach geradeaus, so anderthalb Meter. Jaaaa... Stopp!" Eine junge Frau betrat hinter den beiden die Kabine und Kai schenkte ihr ein charmantes Lächeln. "Könnten Sie bitte auf den dritten Stock drücken? Danke!" Ganz zaghaft spürte er plötzlich wieder Shawns Hand auf seiner Schulter, als sich der Lift in Bewegung setzte. Er hob seinen Arm ebenfalls und strich behutsam mit seinen Fingern über die des anderen. Keiner von beiden sprach, keiner rührte sich, nur dieser flüchtige und zugleich unendlich intensive Kontakt schien in diesem Moment zu existieren. Ein leises Ping und das Aufgleiten der Aufzugtüren ließ Shawn zusammenzucken und seine Hand hastig wegziehen. Schade, dachte Kai, während die junge Frau die Kabine verließ und die sich wieder in Bewegung setzte. Kein Wort fiel, bis sie das dritte Stockwerk erreicht hatten und Kai "Jetzt rückwärts raus" sagte. Shawn gehorchte und schon befanden sie sich vor dem "Glaskasten", in dem die diensthabende Schwester saß. "Ah, hallo Kai!", erkannte sie einen der Neuankömmlinge sofort. "Und du bist...?" "Shawn", antwortete Kai an dessen Stelle. "Hallo, Schwester Monika! Sagen Sie... Shawns Zimmernachbar schnarcht ganz furchtbar und er kann darum ganz schlecht schlafen. Und weil bei mir doch noch ein Bett frei ist, habe ich ihm angeboten, das zu nehmen und bei mir zu schlafen... Meinen Sie, da lässt sich was machen...?" Der Dackelblick, den Kai bei diesen Worten aufsetzte, und Shawns wirklich etwas müdes Gesicht taten ihr übriges: Schwester Monika schmolz dahin und erklärte den beiden, dass das selbstverständlich machbar wäre. Allerdings müsse sie noch mit der Schwester von Shawns Station reden. Wo er denn bisher untergebracht gewesen wäre? Shawn erklärte es ihr, sie nickte und lächelte, sie werde gleich dort anrufen. Kai strahlte die junge Frau an. "Danke, Schwester Monika! Sie sind ein Schatz! Manchmal könnte ich Sie echt küssen!" Sie errötete, während Kai sich schon wieder an Shawn wandte und diesem den weiteren Weg erklärte. Ohne Zwischenfälle erreichten sie Kais - und in Kürze, so hoffte er, auch Shawns - Zimmer. Der Jüngere hielt an und schloss vorsichtig die Tür. "Könntest du... mir sagen, wie's hier aussieht? Damit ich nicht irgendwie gegen den Tisch laufe oder so..." Er war immer leiser geworden, anscheinend war es ihm peinlich, auch wenn Kai nicht wusste, wieso. "Hm, also... Direkt hinter der Tür rechts, praktisch neben uns, geht's ins Bad. Links von uns ist der Schrank. Geradeaus geht's ohne Hindernisse bis zum Fenster. Links im Zimmer ist nur noch der Tisch mit zwei Stühlen, die Betten stehen rechts an der Wand. Praktisch hinter dem Bad, Kopfenden zur Wand. Ich hab das, das näher an uns dran ist, also bekommst du das am Fenster, ok?" ~*~ "Ja, klar...", murmelte Shawn. Ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, zu Kai zu ziehen? Jetzt würde er sich für die letzten paar Tage hier noch mal an eine neue Umgebung gewöhnen müssen... Unsicher trat er hinter dem Rollstuhl hervor uns streckte den linken Arm aus, bis seine Finger auf das Holz der Schranktür trafen. Sich langsam an der Wand entlangtastend wagte sich der Junge weiter ins Zimmer hinein. Die ausgestreckte rechte Hand stieß an den Tisch, um den er vorsichtig herumging und dann schließlich zum Fenster kam. Irgendetwas duftete ganz in der Nähe... Er ging ein wenig weiter nach rechts und seine suchenden Finger fanden eine Vase. "Flieder", erklang Kais Stimme aus dem Hintergrund. Bisher hatte der Ältere geschwiegen. "Ich weiß...", murmelte Shawn und sog den Duft tief ein. Er liebte Flieder, hatte ihn schon immer geliebt... Schließlich ließ er von den Blumen ab und ertastete sich weiter den Weg durch das Zimmer, und nach einigen Schritten hatte er ein Bett erreicht. Vom Fenster aus das erste, demzufolge war es also seins. Irgendwie erschöpft ließ sich der Junge auf die Matratze sinken und weil sie sich so herrlich weich anfühlte, ließ er sich kurzerhand nach hinten fallen. Im Hintergrund konnte er hören, wie Kai seinen Rollstuhl zu ihm herüber quälte. Neben dem Bett hielt er an und dann spürte Shawn, wie eine Hand sich ganz vorsichtig auf sein Bein legte. "Ich freu mich wirklich, dass du herkommen willst...", erklang die Stimme des Älteren, und Shawn konnte nicht anders, er musste schon wieder lächeln. "Danke...", flüsterte Kai. "Wofür?" "Für dieses Lächeln..." Shawn spürte, wie er errötete. "Ich..." Reichlich verwirrt brach er den begonnen Satz sofort wieder ab. "He, schon gut", lächelte der andere. "Ich beiße nicht." Shawn schwieg. In diesem Moment öffnete sich die Tür und eine fröhliche Frauenstimme verkündete: "In Ordnung, Jungs! Alles genehmigt. Deine Sachen bring ich runter, wenn meine Schicht zu Ende ist, ok, Shawn?" Der Angesprochene richtete sich auf und nickte. "Danke, Schwester... Monika." Ihm war sogar ihr Name wieder eingefallen. "Ähm, ja... Dann stör ich euch auch nicht weiter..." "Bis später, Schwester Monika!", rief Kai noch, bevor die Tür wieder geschlossen wurde. Und wieder kehrte Stille ein. Was tat er hier eigentlich, fragte sich Shawn. Er zog in das Zimmer eines praktisch Fremden ein, nur weil er dessen Stimme so gern hörte?! Denn was wusste er im Endeffekt über Kai? Seinen Namen, dass er achtzehn war, eine jüngere Schwester namens Jen - Jennifer? - hatte und - ja, das war es eigentlich. Er hatte ja nicht mal eine Ahnung, wie der Ältere aussah. Aber das konnte er ja ändern, beschloss er wagemutig und so war diesmal er es, der das Schweigen brach. "Ich... ich wüsste gern, wie du aussiehst..." "Hm, einsachtzig groß, blonde Haare, dunkelblaue Augen..." "Nein, ich meine... wie du wirklich aussiehst..." "Wie?" Überrascht, verwirrt. "So..." Und dann tat Shawn etwas, das er sich bisher nur bei seiner Mutter getraut hatte. Er streckte ganz langsam die Arme aus und fand mit den Fingern Kais Gesicht. Sanft fuhr er über die Wangenknochen, ertastete die Nase, die Stirn, und fand über die Wangen schließlich zu den Lippen. Genießerisch schloss er die Augen, während seine Finger das entspannte Gesicht seines Gegenübers erkundeten. Es gefiel ihm, das hier zu tun. Er hatte bisher nur seine Mutter so berührt und irgendwie war es ihm selbst dann immer ein wenig unangenehm gewesen... Aber diesmal war es anders... Wieder fanden seine Finger die Lippen des anderen. ~*~ Kais Lippen schienen zu prickeln unter der zarten Berührung, warme und kalte Schauer rieselten seinen Rücken hinab und sein Körper stand kurz davor, nach mehr zu verlangen. Doch das zarte Band, das sie geknüpft hatten und das durch diesen irgendwie unglaublich intensivern Kontakt gefestigt wurde, wollte er auf keinen Fall durch eine übereilte hormongesteuerte Reaktion in Gefahr bringen. So saß er einfach nur da und betrachtete den anderen, der völlig in seine Handlung versunken war und nichts mehr wahrzunehmen schien. Der lange Pony verdeckte das halbe Gesicht und Kai hob nun seinerseits die Hand. Behutsam strich er die dunklen, weichen Strähnen beiseite und Shawn öffnete überrascht die Augen. Kai blickte in braune Iriden. Wunderschön, aber ungewohnt abwesend, unfokussiert. Wie Fenster, hinter denen kein Licht brannte. Er starrte in die braunen Tiefen. "Du hast wunderschöne Augen, weißt du das...?", murmelte er ganz leise, noch immer fasziniert von dem Anblick. A/N: Wie immer: KOMMIIIIISS!! (Dass der Plural von Iris Iriden heißt, weiß ich auch erst seit 'Romeo und ... Julian?' *smile* aber irgendwie mag ich das Wort...) Khana Kapitel 4: Sommergewitter ------------------------- THX an winterspross fürs Beta. Danke für die Kommis von KleinDilly, Merisusa, little-e, sprossi, ivy_vory und WhiteRose. *alleknuddel* Dankäää!!! Es liest ja doch wer... ^^ *freu* Hier kommt Kap 4 für euch. Sommergewitter Was... was tat Kai denn da?! Niemand durfte seine Augen sehen! Nicht einmal seine Mutter! Die Haare wurden Shawn aus dem Gesicht gestrichen. Für einen Moment herrschte Schweigen. Und dann... "Du hast wunderschöne Augen, weißt du das?" Das war zuviel! Niemand durfte seine Augen sehen! Und erst recht nichts darüber sagen! Seine Augen... waren ja praktisch nicht da. Völlig nutzlos, ob Kai sie nun wunderschön fand oder nicht. Das änderte nichts an der Tatsache, dass sie nichts sahen. Nichts!! Nie! Immer nur Schwärze, dunkler als die mondloseste Nacht. Ruckartig zog Shawn seine Finger vom Gesicht des anderen zurück und rutschte auf dem Bett von ihm weg. Gut, dass Kai nicht laufen konnte, sonst hätte der es sicher fertig gebracht und wäre ihm gefolgt. "Shawn, ich..." "Geh weg! Lass mich in Ruhe!" "Ich wollte doch nicht..." "Du sollst verschwinden!" "Aber... ich..." "Ich sagte: Verpiss dich!" Langsam, aber sicher stieg das Schluchzen in ihm auf. Seine Schultern begannen zu beben, aber er unterdrückte jeglichen Laut und vergrub den Kopf zwischen den Armen. Kai sollte ihn nicht weinen sehen. Er würde keine Schwäche zeigen! Nicht wegen dem! Wegen einem Jungen, von dem er praktisch nichts wusste. Dem er sich ein wenig geöffnet hatte. Und der ihn dann so verletzte. Nicht wegen dem! Bestimmt nicht! Nun entrang sich doch noch ein Schluchzen seiner Kehle, er konnte es einfach nicht unterdrücken. Er hörte, wie der Rollstuhl auf die andere Seite des Bettes manövriert wurde und so wieder neben ihm zu stehen kam. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und fing dann an, seinen Rücken hinauf und hinabzustreichen. "Shawn, es tut mir Leid, ich hab nicht nachgedacht, ich... Bitte, bleib trotzdem hier..." Nun wurde Shawn wirklich von Schluchzern geschüttelt, doch die warme, freundliche Hand auf seinem Rücken beruhigte ihn und er rutschte näher an den anderen heran, um mehr von dieser Wärme zu spüren. Seine Finger krallten sich in Kais Shirt und er ließ sich von der Hand auf seinem Rücken streicheln, klammerte sich an diese Wärme, diese Nähe, diese Geborgenheit. Dass der, von dem er sich da trösten ließ, der Auslöser seines Weinkrampfes war, nahm der Junge schon gar nicht mehr wahr. Erschöpft ließ er sich schließlich in einen traumlosen Schlaf abgleiten. ~*~ Da saß er also, mit einem schlafenden Jungen im Arm, dessen Kopf auf Kais Brust gesunken war. Es war wohl vorhin wirklich mitten reingetreten, in dieses bodenseegroße Fettnäpfchen. Wirklich, zielsicher wie immer... So hatte er sich den ersten Abend mit Shawn wirklich nicht vorgestellt. Er hatte gedacht, sie könnten ein wenig reden, sich etwas besser kennen lernen. Na, daraus würde jetzt wohl nichts mehr werden. In diesem Moment öffnete sich wieder einmal die Tür, wieder einmal, ohne dass der Besucher auch nur ans Anklopfen gedacht hatte. "Hallo ihr beiden! Ich habe Shawns Sachen mitge- ... Stör ich?" Schwester Monikas fröhliche Stimme durchschnitt die Stille, die herrschte, seit Shawns Schluchzen verebbt war. "Nein, Monika, Sie stören nicht... Können Sie die Sachen einfach in den Schrank legen?" Lächelnd kam die junge Frau seiner Bitte nach und trat dann neben ihn. "So, und jetzt legen wir den Kleinen hier richtig ins Bett und du wirst auch in deins verschwinden. Hast heute wirklich schon lange genug gesessen." Kai protestierte nicht, als Shawn von ihm weggezogen und unter die Decke gesteckt wurde. Aber die Wärmequelle, die er eben noch an seiner Brust gefühlt hatte, war plötzlich verschwunden und er spürte den Verlust ganz deutlich. Etwas fehlte, von dem er sich nicht einmal bewusst gewesen war, dass es existierte. Nur den Verlust empfand er. Monika brachte auch ihn ins Bett, die gleiche, erniedrigende Prozedur wie jedes Mal. Er beobachtete, wie sich die Tür hinter Monika schloss, wie das Licht draußen immer weiter verblasste. Der Himmel zog langsam zu, Wolkenberge türmten sich am Horizont auf. Er beobachtete Shawns nun wieder friedliches Gesicht, lauschte seinen ruhigen, gleichmäßigen Atemzügen und glitt schließlich selbst ab ins Land der Träume. "Nein!" Ein Schrei riss Kai aus dem Schlaf. Was zum...? "Nein! Ich will nicht!" Shawn! Was war nur mit ihm los? Warum schrie er so? "Shawn... Was ist los...?" "Wer bist du?!" Panik. "Warum ist es so laut?!" Laut? Erst jetzt wurde sich der Blonden des Regens bewusst, der gegen die Fensterscheibe prasselte. Ein Blitz tauchte das Zimmer für einen Moment in gespenstisches Licht, dann folgte das tiefe Grollen des Donners. "Was ist das?!" Völlig verängstigt kauerte Shawn sich unter seiner Decke zusammen. "Shhh... Alles ok... Ich bin Kai, und das draußen ist nur ein Gewitter...", versuchte der Ältere, Ruhe auszustrahlen. Seine Bemühungen waren leider nicht von Erfolg gekrönt. "Ich hab Angst... Es ist so kalt... und dunkel... ich will nach Hause..." "He, alles wird gut...", legte Kai soviel Zuversicht wie möglich in seine Stimme. Er wollte den Kleinen in den Arm nehmen, ihn trösten, ihm zeigen, dass er nicht allein war. Doch zu ihm hinübergehen konnte er dank gebrochener Beine natürlich nicht. Nun, wenn der Prophet nicht zum Berg kommen konnte... "Komm her. Ich wärme dich. Nach Hause gehen kannst du, fürchte ich, nicht..." "Wo... wo bist du?" Zögerlich, ängstlich. "Steig auf der linken Seite aus dem Bett. Ja, gut. Jetzt einen Meter hier rüber, dann stößt du an mein Bett. So, und jetzt musst du nur noch rein klettern." Ein warmer Körper war plötzlich neben seinem und Kai schlang seinen gesunden Arm um das zitternde Bündel Mensch. Mit der Hand strich er dem Jüngeren sanft über die Wange. "Schlaf, Shawn. Ich pass auf dich auf..." Er beugte sich ein wenig vor und hauchte dem Kleinen einen Kuss auf die Stirn. "Schlaf gut..." Den Dunkelhaarigen noch enger an sich ziehend, schlief Kai wieder ein. ~*~ Draußen tobte ein Sturm, und er lag hier, in Kais Arm, an den Blonden geschmiegt, und hatte keine Angst mehr. Er lauschte auf den Atem des anderen, hörte ihm beim Schlafen zu. Vorsichtig streckte er die Hand hinauf und fuhr dem anderen über die Wange, wie dieser es zuvor bei ihm getan hatte. "Danke..." Shawn kuschelte sich noch enger an, lächelte und driftete trotz Donner, trotz Angst und trotz der allgegenwärtigen Finsternis, die in solchen Nächten immer besonders unerträglich war, wieder zurück in den Schlaf. A/N: Wie immer, ihr kennt das bestimmt... K O M M I S ! ! * b e t t e l * Kapitel 5: Morgenstimmung ------------------------- THX für eure Kommis und viel Spaß mit diesem kap. ^^ Beta-dank an Winterspross und Asuka. Danke, ihr 2. *knuddeeeeelz* Kai wachte auf, weil ihn irgendetwas Weiches an der Wange kitzelte. Blinzelnd versuchte er, sich zu orientieren und wurde sich erst jetzt des wieder friedlich schlummernden Shawns in seinen Armen bewusst. Vertrauensvoll kuschelte sich der Kleinere an ihn, hatte einen Arm um ihn geschlungen. Die Haare waren aus dem Gesicht geglitten und gaben den Blick frei auf lange dunkle Wimpern, die auf blassen Wangen ruhten. Kai lächelte in sich hinein, aber langsam wurde es ungemütlich so zu liegen, halb auf der Seite, mit den beiden unbeweglichen, da eingegipsten Beinen. Er drehte sich vorsichtig auf den Rücken, hatte aber den rechten Arm immer noch um Shawn geschlungen und zog ihn nun wieder an sich. Der Dunkelhaarige blinzelte verwirrt. "Alles ok, schlaf weiter", murmelte Kai ihm zu und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Und tatsächlich, Shawn lächelte verträumt und schien auf der Stelle wieder einzuschlafen. Allerdings nicht, ohne sich noch näher an Kai zu schmiegen. Der lächelte, lauschte dem leisen Gezwitscher der Vögel, das jetzt im Sommer schon in den frühesten Morgenstunden zu vernehmen war, und beobachtete den schlafenden Jungen neben sich. Schließlich fielen auch ihm noch einmal die Augen zu. Als er das nächste Mal erwachte, lag Shawn immer noch an ihn gekuschelt da. Doch an den etwas ungleichmäßigen Atemzügen konnte Kai erkennen, dass er trotz der geschlossenen Augen nicht mehr schlief. "Morgen...", flüsterte der Ältere lächelnd. Shawn regte sich, und schien ein Stück von ihm abzurücken. "Wegen letzter Nacht... Ich... entschuldige... Ich wollte nicht..." "He, ist doch alles ok", unterbrach Kai das Gestammel. "Und außerdem war es doch gemütlich so." Verwirrt runzelte der Dunkelhaarige die Stirn. "Doch, echt, war schön. Mir hat's jedenfalls gefallen..." Hatte Kai sich jetzt verraten? Er wollte den Kleinen schließlich nicht verschrecken... Doch der schien sich bei den Worten zu entspannen und rutschte nun tatsächlich wieder etwas näher an Kai heran. Der Ältere schlang seinen Arm wieder um ihn und blickte lächelnd aus dem Fenster. Der Horizont verfärbte sich am Himmel schon grau. "Wir haben noch so ne halbe Stunde, bevor sie uns wecken kommen", murmelte er, nachdem er sich mit einem Blick auf den Wecker neben dem Bett noch einmal davon überzeugt hatte. "Mhm...", murmelte Shawn und kuschelte sich wieder tiefer in die Decken und näher an Kai. Der strich ihm ganz sanft über die Wange und blickte ihn an. "Was war denn los letzte Nacht?" Unsicher hob der andere kurz den Kopf, dann rutschte er ein wenig tiefer und vergrub seinen Kopf in Kais Halsbeuge. ~*~ Konnte er ihm das wirklich erzählen? War das nicht zu gefährlich. Noch niemandem hatte er davon erzählt... Warum sollte er jetzt damit anfangen? Andererseits hatte der andere so nett gefragt... und ihn getröstet... Hatte er nicht irgendwie ein Recht darauf, zu erfahren, warum er das alles hatte tun müssen? Shawn hörte auf, an seiner Unterlippe herumzukauen und kuschelte sich noch tiefer in Kais Pullover. Dann holte er tief Luft und begann zu erzählen. "Es war ein Gewitter damals. Vor ungefähr sechs Jahren. Ich lief spätabends noch auf der Straße rum, keine Ahnung wieso. Überall Donner und Blitze und Regen, ich fand es toll. Dann kam dieses Auto, der Fahrer hat mich nicht gesehen, und alles wurde dunkel. Ich hörte nur noch den Donner. Im Krankenhaus kam ich wieder zu mir. Das Sehzentrum wäre hinüber, sagten sie, und es wurde nie wieder hell. Und wenn Gewitter ist, dann... dann... ist wieder damals und ich reiße die Augen auf und da ist nicht, einfach NICHTS, nur Dunkelheit, Schwärze... Und... ich... ich werde mich niemals daran gewöhnen..." Er schluchzte schon wieder, und klammerte sich an den anderen, ließ sich von der Hand beruhigen, die tröstend über seinen Rücken fuhr. Noch nie hatte er das jemandem erzählt. Nicht einmal seine Mutter wusste, wie es ihm immer noch in Gewitternächten ging, und mit wem sollte er darüber reden, wenn nicht mit ihr? "Schhh... Alles ist gut...", murmelte Kai, doch Shawn hob den Kopf und starrte mit seinen blicklosen Augen in die Richtung, in der das Gesicht des Ältere sein musste. "Nein, nichts ist gut! Ich bin blind, und ich hasse es! Wie soll da irgendetwas gut sein?!" "So war es doch gar nicht gemeint...", versuchte der Blonde ihn zu beruhigen und strich ihm weiterhin über den Rücken, zog ihn noch näher an sich. "Ich meinte doch nur... Naja, das sagt man halt so..." Shawn hörte nicht zu, sondern schmiegte sich noch enger an den anderen, konnte dessen Herz hämmern hören, in anderem Rhythmus aber doch ähnlich schnell wie sein eigenes. "Shawn...", flüsterte der Ältere, und schob ihn ein wenig von sich weg. Was sollte das? Wollte er ihn nicht mehr bei sich haben, war es ihm unangenehm? Aber er hatte doch gesagt, es hatte ihm in der Nacht gefallen, oder...? Verwirrt und auch ein wenig traurig wollte Shawn noch weiter von dem anderen abrücken, doch sanft hielt ihn der Arm, der immer noch um ihn geschlungen war, davon ab. "Was...?", setzte er an, doch weiter kam er nicht, denn etwas Weiches legte sich über seinen Mund. Und als er schließlich begriff, dass es Lippen waren, dass der andere ihn gerade küsste, war jede Frage überflüssig. Sanft drückten die fremden Lippen gegen seine, weich, warm, ein völlig seltsames, unwirkliches Gefühl. Nach einem Moment, viel zu kurz und doch wie eine Ewigkeit, löste sich Kai von ihm. Shawn lag einfach nur da, unfähig zu irgendeiner Bewegung. Er hatte ihn geküsst. Er war ein Junge, sie waren BEIDE Jungen und er hatte ihn einfach so geküsst... So hatte sich Shawn seinen ersten Kuss sicher nicht vorgestellt. Aber um ehrlich zu sein, er hatte ihn sich überhaupt nicht vorgestellt, weder mit einem Jungen noch mit einem Mädchen. Immerhin war er blind... Und doch, Kai HATTE ihn geküsst. War es möglich, dass...? "Ich... es tut mir Leid...", begann der Ältere gerade zu stammeln und Shawn hob den Kopf. "Warum?" "Wie, warum?" "Warum tut es dir Leid? Weil ich ein Junge bin? Weil ich blind bin?!" Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme etwas verletzt klang. "Nein!! Nein... Weder noch. Weil... weil ich nicht gefragt habe... und nicht weiß, ob du das auch wolltest... und... und... eigentlich tut es mir gar nicht Leid..., glaube ich...?" "Gut", sagte Shawn und zog, völlig überrascht von seinem eigenen Mut, den Blonden wieder zu sich heran. "Dann mach es noch mal." Ihre Lippen trafen sich erneut, und diesmal waren die den Größeren nicht so zurückhaltend. Behutsam stieß seine Zunge gegen Shawns Lippen, die sich bereitwillig öffneten. Sie passierte die Grenze unbehelligt, erforschte seine Mundhöhle, stieß gegen seine Zunge, umkreiste sie und Shawn schmeckte Kai. Das Aroma kam nichts gleich, das er jemals gekostet hatte, es gar ein wenig herb, süß, trug einen Hauch von Sommer und Sonnenschein mit sich und war einfach nur... Kai. Überwältigt rutschte Shawn wieder ein wenig näher an den Älteren heran, schlang seinen Arm um ihn und fuhr über seinen Rücken. Er wurde seinerseits von Kais Armes gehalten und gestreichelt und fühlte sich unglaublich geborgen. Als dieser unglaublich intensive Kontakt schließlich beendet wurde - von Kai, wohlgemerkt - kuschelte sich Shawn noch enger an und nuschelte ein erneutes "Warum?" in den Pyjama des Blonden. "Wie, warum?" "Warum hast du mich geküsst?" Neugier lag in Shawns Stimme, doch auch ein wenig Angst klang mit hinein, Angst vor einer Enttäuschung, auch wenn er selbst nicht wusste, vor welcher. ~*~ Ja, warum hatte er ihn geküsst...? Weil er so zerbrechlich, so schutzbedürftig aussah? So hinreißend war? Sich so vertrauensvoll an ihn geklammert hatte? Um ihn zu trösten? Nein... All das mochte am Rande mit hineingespielt haben in den eher unbewusst getroffenen Entschluss, doch der Hauptgrund war ein anderer. "Weil ich mich in dich verliebt habe..." Shawn hielt den Atem an. Dann wandte er Kai das Gesicht zu, schien ihn mit diesen großen, braunen Augen direkt anzustarren und sah ihn doch nicht. "Warum?" Eine andere Frage schien der Kleine nicht auf Lager zu haben. "Weil... du lieb bist, und sanft, aber doch unglaublich stark, und wunderschön, und einfach... ich weiß nicht... weil du DU bist", schloss Kai leicht verwirrt. Warum verliebte man sich? Gab es überhaupt einen Anlass, einen Auslöser dafür? Oder geschah das nicht einfach so...? "Hmmm... ok", murmelte Shawn, anscheinend befriedigt, und kuschelte sich gemeinsam mit Kai unter die Decke. "Das ist echt gemütlich so...", nuschelte er, schlang seinen Arm noch fester um den Älteren und glitt tatsächlich wieder in den Schlaf. Kai konnte es nicht fassen! Da gestand er dem Jungen seine Liebe und der sagte nur "ok" und schlief einfach weiter?! Mit einem Grinsen auf den Lippen umarmte er den Jüngeren ganz fest und schlief in dieser Stellung ebenfalls noch einmal ein, seine in der Position etwas ungemütlich liegenden Beide geflissentlich ignorierend. Schwester Monika, die einige Minuten später das Zimmer betrat, die beiden Jungen eng umschlungen schlafen sah und leise lächelnd die Tür wieder hinter sich schloss, nahm der Blonde schon nicht mehr wahr. Er spazierte längst Hand in Hand mit dem Dunkelhaarigen durch rosarote Wolken und über duftende Blumenwiesen eines unentdeckten und doch wohlbekannten Traumlandes. Kapitel 6: Besuchszeit ---------------------- Hallo Ihr Lieben. ^^ Es gibt ein neues Kappi für euch, mit ganz liebem Beta-Dank an Chibi-Asuka und winterspross. *beideknuddel* Thx übrigens für die Kommis von: Schpinnchen, ivy-vory, Ryon, White_Rose, Asuka-Schatz *knuddel*, Marlod, strongvidel, Ricarda81, Luca-chan, nexxx und mpl Danke auch an Klein Dilly, weil sie die Ficcu in ihrer geilen Story 'Mad Life - welcome to my sick sad reality' empfohlen hat. *Dilly schmuuuuuus* öööööhm. ja, das wars. *g* EDIT: Khana-Dummes-Kind hat vergessen, dass das Kapi ja Silberchen gewidmet ist. *Hand vor stirn Hau* Wie dumm kann man sein?! Silberchen, das Kapi ist ganz allein für dich, als Dankeschön für Wheels überhaupt und die Widmung bei dem einen Kapi. ^^ dann wünsch ich jetzt viel spaß mit kap 6. ^^ Khana Shawn erwachte, als eine Tür ins Schloss fiel. Er versuchte, sich zu orientieren und stellte ein wenig überrascht fest, dass er in Kais Armen geschlafen hatte. Der Atem des Älteren ging ruhig und gleichmäßig. Er schlief also noch... "Brüderchen!", ertönte plötzlich eine weibliche Stimme, "Du kannst es echt nicht lassen, was?? Du bist im Krankenhaus und hast trotzdem einen Kerl im Bett!" Kai regte sich und stöhnte leise. Ob das an dem Mädchen lag oder an Shawn in seinen Armen? Der Dunkelhaarige hoffte auf das Erstere. Schritte näherten sich dem Bett. "Oh, diesmal ist es aber ein Niedlicher", kicherte das Mädchen. Shawn spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht kroch und vergrub seinen Kopf an Kais Brust. Oh Gott, war das peinlich... Ein Hand strich ihm beruhigend über den Rücken, der Körper neben ihm richtete sich ein wenig auf. "Sei nicht so vorlaut, Jen! Das ist Shawn. Shawn, meine kleine Schwester Jennifer." Der Angesprochene nickte, verkroch sich aber weiterhin mehr oder weniger in Kais Shirt. "Nanu, der ist aber schüchtern. Dann bist du diesmal Seme, was, Brüderchen?" Kai stöhnte leise auf. "Rede nicht von Dingen, von denen du nichts verstehst, Jen." Shawn verstand ebenfalls nichts. "Seme...?", fragte er leise und erwartete nicht, dass man ihn überhaupt hörte. "Sie redet von ihren Mangas. Ich erklär dir später, was es heißt...", murmelte Kai ihm zu, als das Mädchen ihm ins Wort fiel: "Also, da du ja ganz offensichtlich den ruhigeren Part in eurer Beziehung übernimmst, also Uke bist, ist er der starke, dominierende. Der Seme eben." Ihre Stimme hatte bei diesen Worten einen Hauch von Triumph, während Shawn nicht wirklich schlauer war als zuvor. Ein Wort allerdings hatte sich ihm eingeprägt. Ein Wort, das er nicht hatte überhören können: Beziehung. Hatten sie so etwas? Kai hatte nichts dazu gesagt... Und doch, er hatte sich in ihn, Shawn verliebt. Und er selbst? Er fühlte sich bei dem Älteren wohl, geborgen, sicher. Er genoss es, hier neben ihm zu liegen. Und die Küsse hatten ihm auch gefallen, sehr sogar. War das Liebe? Er hätte gern mit Kai darüber gesprochen, doch vor dieser leicht altklugen Schwester wollte er bestimmt nicht damit anfangen. Also stellte er die erstbeste Frage, die ihm in den Sinn kam, nur um das Schweigen zu brechen: "Und was sind Mangas?" "Japanische Comics", sagte Kai, während Jen entrüstet ausrief: "Du weißt nicht, was Mangas sind?!" "Natürlich nicht!", fuhr Kai sie an, "Wozu auch? Er ist blind." Das raubte dem Mädchen offensichtlich die Sprache. "Wie... blind?" "Na wie wohl?", grummelte der Blonde. "Oh..." Für einen Moment fehlten ihr tatsächlich die Worte. Als sie dann jedoch anfing, Shawn lang und breit zu erklären, was genau Mangas waren, warum sie so toll waren und wie faszinierend sie etwas fand, das sich "Shounen-Ai" nannte, wurden die blicklosen Augen des Jungen größer und größer, ohne dass es jemand bemerkt hätte. So ein Mädchen hatte er wirklich noch nie getroffen... Irgendwann wurde er Kai zu bunt und er erklärte, sie könne entweder endlich die Klappe halten oder gehen. Etwas beleidigt zog Jen ab, nicht, ohne Shawn ein "Bis bald, Uke-chan" zuzuflüstern, das ihm nun, da er die Bedeutung der Wort wenigstens ansatzweise verstand, erneut die Röte auf die Wangen trieb. ~*~ Endlich war dieses nervige Etwas von Schwester verschwunden. Himmel, hatte sie denn auch sofort wieder von Uke, Seme und ihren kranken Mangas anfangen müssen?! Furchtbar! "Kai...?", erklang leise Shawns Stimme, etwas gedämpft durch das T-Shirt, in dem er immer noch sein Gesicht vergraben hatte. "Ja, Kleiner?" "Sag mal... deine Schwester hat gesagt..." Er verstummte. "Mach dir nichts aus dem, was sie gesagt hat. Ist eh alles Unsinn..." "Aber... sie hat gesagt... dass wir... eine Beziehung haben!" Das war also das Problem. Dieses Wort, das dem Ganzen sofort einen Stempel aufdrücken musste. Sanft strich Kai über den Rücken des Jüngeren. "Würdest du das denn wollen?" "Wie?" "Würdest du wollen, dass wir eine Beziehung haben?" Für einen sehrt langen Moment schwieg Shawn. "Ich weiß nicht...", sagte er schließlich leise. "Was weißt du nicht?" Wenn der Kleine schon gefragt hatte - jetzt war Kai unerbittlich. "Wäre ich dann... schwul?", erklang es schließlich noch leiser als zuvor aus den Tiefen von Kais T-Shirt. Einen Moment überlegte der Blonde. "Vielleicht. Vielleicht auch bi. Aber wenn du es bist, kannst du es nicht wieder loswerden, indem du einfach nicht daran denkst. Du bist es, oder du bist es nicht." "Und du?" "Ich bin schwul." Wieder Schweigen. "Und was... würden die ganzen anderen denken?" "Das solltest das Letzte sein, worüber du dir Gedanken machst", meinte Kai bestimmt. "Du musst dir selbst sicher sein, alle anderen sind völlig egal." "Und meine Mum...?" "Gehört zu diesen Anderen. Es ist wirklich ganz allein deine Entscheidung." Stille. "Du musst dich natürlich nicht sofort entscheiden", lächelte Kai und ein wenig Hoffnung schwang in seiner Stimme mit. "Danke...", murmelte Shawn leise. Gerührt - warum musste der Kleine auch so verdammt niedlich sein?! - schloss Kai ihn in die Arme, und in exakt diesem Moment ging wieder einmal die Zimmertür auf. "Shawnie?! Warum bist du denn nicht in deinem eigenen Zimmer, Honey? Was - " An dieser Stelle brach die Frau ab. Anscheinend hatte sie den Gesuchten entdeckt - in den Armen eines ihr völlig fremden Jungen. "Hi Mum...", nuschelte Shawn und wand sich aus Kais Umarmung. "Was machst du hier, Schatz? Und... wer ist das?? Gestern erzählst du mir, du willst jemanden im Park treffen und heute bist du umgezogen?! Was geht hier vor?!?" All diese Fragen in solch einem Tempo, dass Kai nach der letzten die erste schon wieder vergessen hatte. Shawn allerdings schien an solche Ausbrüche gewöhnt zu sein. "Ich wohne seit gestern hier, Mum. Das ist Kai, der aus dem Park. Und was hier vorgeht... weiß ich auch noch nicht so genau..." Die letzten Worte waren sehr leise gewesen, Kai glaubte nicht, dass Shawns Mutter sie überhaupt gehört hatte. Ihm jedenfalls waren sie nicht entgangen. Beruhigend griff er unter der Bettdecke nach der Hand des Kleinen und drückte sie. "Und warum umarmt er dich?", war die nächste Frage, und diesmal ergriff Kai das Wort. "Weil es ihm nicht so gut ging und ich dachte, er könnte Trost gebrauchen." "Ach ja. ... Du solltest jetzt trotzdem in dein eigenes Bett zurückgehen, Schatz..." Ohne die abwehrende Haltung und den offensichtlichen Widerwillen ihres Sohnes wirklich zu beachten zog sie diesen hinüber auf das andere Bett. Nur ungern ließ Kai die Hand des Kleinen los, doch was blieb ihm anderes übrig? Wenn Shawn sich sicher war, was er selbst wollte, könnte er seiner Mutter immer noch davon erzählen. Und ob es sinnvoll war, seine Mutter direkt mit den sexuellen Neigungen des neuen Zimmergenossen ihres Sohnes zu konfrontieren, bezweifelte Kai. Also schwieg er und drückte die Hand des anderen nur kurz, wie zu einem stillen Abschied, bevor er sie losließ. ~*~ Der sanfte, beruhigende Druck auf seine Hand verschwand und plötzlich saß er auf kalten Laken. Seine Mutter zupfte an seinen Haaren und seinem Pyjama herum und erklärte dann völlig unvermittelt: "Komm, Honey, wir gehen spazieren." Am liebsten hätte er widersprochen und wäre wieder zurück in Kais Bett und dort in dessen Arme gekrochen. Doch er protestierte seit Jahren gegen nichts, was seine Mutter von ihm wollte, warum sollte er jetzt damit anfangen? Er ließ sich von seiner Mutter mitziehen und schickte nur ein scheues Lächeln in Kais Richtung, als er an dessen Bett vorüberkam. Schnell hatte seine Mutter ihn vorbei und vor den Kleiderschrank gezogen. Sie streifte ihm einen Pullover über den Kopf, in dem ihm viel zu warm war, und schon ging es weiter. Die Tür fiel hinter ihm zu, ohne dass Kai sich verabschiedet hatte. Shawn musste schlucken. Sie gingen den Flur entlang, betraten den Aufzug, fuhren hinab. Kein Wort kam über Shawns Lippen, sein Finger waren unsicher in den Ärmel seiner Mutter gekrallt. Es war schöner gewesen, mit Kai spazierten zu gehen. Der sagt ihm, wo sie langgingen und ließ ihn nicht buchstäblich im Dunkeln tappen. Der sagte ihm, was er sah... Seine Mutter schnatterte nur völlig belangloses Zeug daher. Wie gern wäre Shawn jetzt wieder bei Kai gewesen, in seinen tröstenden Armen, an seinen warmen Körper geschmiegt. Den Atem des anderen über seine Haut geistern spüren, seinen einzigartigen Geruch in sich aufnehmen... und seinen Geschmack... Er ließ sich am Arm seiner Mutter durch den Park zerren und wünschte sie und sich woanders hin - Vorzugsweise sich zu Kai und sie möglichst weit weg. A/N: Sind wir nicht alle ein bisschen 'Kais Schwester'? XD Kapitel 7: Konflikte -------------------- Hai, schaut, was ich euch schönes aus London mitgebracht habe. Dieses Kapi hab ich nämlich da geschrieben (Auf meinem furchtbar unbequemen Bett... die Matratze(matzratze... *sprossi anblinzel*) hatte richtiggehend Löcher... und die eine Sprungfeder kam raus... T.T Aber ansonsten war es geil. In London, mein ich. Oberstufe (= Kursfahrt) hat doch was für sich...) Das Kap ist für Petra, als Dankeschön für Phils Namen. Ihr werdet ihn lieben, geneuso, wie ich ihn jetzt schon liebe. ^^ Beta-Dank an Spross. Und danke für den Kapititel an Klein Dilly, der ich wieder mal fürs Werbung machen und diesmal sogar fürs Empfehlen zu danken habe. ^^ Thx für die Kommis von: Luca-chan, White_Roses, mpl, Marlod, winterspross *knuddl*, baka_neko, kohaku_san, ivy_vory, lolli_pop, eulchen (Nein, Jen ist kein Self-insert.) und Kaoru89 ... die alle irgendwie ein bisschen 'Kai's Schwester' sind. *grinz* Und ein ganz liebes Dankeschön an winterspross, die mir meinen Shawnie auch noch gemalt hat. *quietsch* So, und jetzt gehts endlich los. (Mein Vorwort verkommt zur Dankeshymne o.O) Khana Kapitel 7: Konflikte Was war das nur für eine Mutter, fragte sich Kai leicht aufgebracht, nachdem die Tür hinter eben dieser und ihrem nicht sonderlich begeistert wirkendem Sprössling ins Schloss gefallen war. Warum behandelte sie Shawn so... so unmöglich? Und warum ließ der sich das gefallen? Der Blonde verstand den Dunkelhaarigen wieder einmal nicht, aber da dieser sich ohnehin als recht rätselhaft entpuppt hatte, wunderte ihn das nicht weiter. Er ließ sich wieder in die Kissen sinken und schloss die Augen. Eigentlich könnte er genauso gut noch etwas schlafen... Nachdem er zehn Minuten mit geschlossenen Augen dagelegen hatte, gestand er sich ein, dass aus Schlafen an diesem Tag wohl nichts mehr werden würde. Vor seinem inneren Auge tauchte immer wieder der Kleine auf. Wie er vorgestern so verlassen auf der Bank im Park gesessen hatte. Das schüchterne Lächeln, das er Kai geschenkt hatte. Die Angst, mit der er sich am Morgen an ihn geklammert hatte. Und dann dieser traurige Blick, als seine Mutter ihn aus dem Raum zog... Er war dem Kleinen anscheinend wirklich ziemlich verfallen, so viel, wie er an ihn dachte... Das Zimmer schien plötzlich leer ohne Shawn, auch wenn er erst seit dem Vortag hier wohnte... Ein Klopfen riss Kai aus seinen Gedanken, und bevor er auch nur die Möglichkeit hatte, auf dieses zu reagieren, wurde wieder einmal die Tür aufgerissen und ein Besucher betrat das Zimmer. Er hatte hüftlange Haare, die im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst waren und in allen erdenklichen Blautönen schimmerten. Dazu trug er ein schwarzes Oberteil, das kaum mehr als solches zu bezeichnen war, da es mehr aus Sicherheitsnadeln als aus Stoff zu bestehen schien und eine schwarze Jeans, die Kais Mutter nicht einmal mehr der Altkleidersammlung gestiftet hätte, so (kunstvoll) zerlöchert war sie. Um seine Hüften hatte er ein breites Lederband geschlungen, das von einer recht großen, drachenverzierten Schnalle an Ort und Stelle gehalten wurde. Eine Kette, an der ein silbernes Kreuz hing, sowie mit schwarzen Kajal, Maskara und dunkelgrauem Lidschatten betonte grüne Augen rundeten das Bild ab. Kai grinste, als die Erscheinung auf ihn zugelaufen kam und ihm mit den Worten "Hase, was machst du wieder für Sachen?! Wir haben uns schon Sorgen gemacht! Also echt!!" um den Hals fiel. Phil, wie er leibte und lebte... "Lass mich los, sonst brichst du mir noch mehr Knochen!", protestierte Kai, doch der Blauhaarige grinste nur. "Ach was, du bist zäh", meinte er und tätschelte Kais Arm. Den verstauchten Arm. Kai jaulte leise auf und Phil zuckte erschrocken zurück. "So schlimm?", erkundigte er sich vorsichtig und der Blonde murmelte etwas, das wohl eine Bestätigung sein sollte. "Armer Hase...", flüsterte Phil, wuschelte Kai ein wenig durch die blonden Strähnen und beugte sich vor, um ihm einen Kuss auf die Stirn zu drücken. In exakt dieser Haltung befanden sie sich also, als - wieder einmal - die Tür aufging. ~*~ Also, Honey, dann lass ich dich jetzt allein. Ich muss wieder zur Arbeit. Wir sehen uns dann ja -" Der Dunkelhaarige hatte mitbekommen, dass seine Mutter eine Tür öffnete, bevor sie völlig unvermittelt mitten im Satz abbrach. "Mum...?" Shawn wusste nicht so recht, was eigentlich vor sich ging. "Shawn, wir gehen", war der einzige Kommentar seiner Mutter, während sie auf dem Absatz kehrt machte und ihn von dem Zimmer wegziehen wollte. "Shawn?", erklang fast gleichzeitig Kais Stimme aus der Richtung, in die sie eben noch gegangen waren. "Kai?" "Shawn!" "Mum, warte! Wo willst du hin? Was - ?" "Du wirst auf keinen Fall mit diesem... diesem Menschen in einem Zimmer wohnen, Shawn." "Aber... aber Mum!" Unsanft wurde der Dunkelhaarige von der Frau den Flur entlanggezogen, und schließlich nahm er all seinen Mut zusammen und riss seine Hand aus ihrer Umklammerung. Er hörte Schritte, die den Gang entlang in seine Richtung hasteten. "Shawn, was soll das?! Wie kannst du es - ?" Eine Hand legte sich auf die Schulter des Jungen, während eine andere sich um seinen Unterarm schloss. "Lassen Sie den Jungen in Ruhe." Eine männliche Stimme hinter ihm, freundlich, gelassen, aber dennoch bestimmt. Wer WAR das? "Das ist mein SOHN!", empörte sich Shawns Mutter, und der Griff um sein Handgelenk wurde fester. "Er ist offensichtlich der Freund meines Freundes, also behandeln Sie ihn bitte nicht so -" "Mein Sohn ist sicher kein Freund - und schon gar nicht DER Freund - von so einem... so einem..." Die Hand auf seiner Schulter drückte ihn kurz beruhigend. Dann vollendete der Unbekannte den Satz seiner Mutter. "- so einem Schwulen? Homo?" Leise hörte der Dunkelhaarige seine Mutter nach Luft schnappen. Das hatte sie also nicht sagen können. Nur... wie kam sie eigentlich darauf? Was hatte sie gesehen, dass sie so reagierte? "Exakt!", brachte sie schließlich heraus. "In solcher Gesellschaft wird mein Sohn unter keinen Umständen bleiben!" Das war genug. Shawn riss seinen Arm von ihr los und machte einen Schritt zurück in Richtung des Unbekannten, der da hinter ihm stand. Er hatte zwar absolut keine Ahnung, wer dieser Junge eigentlich war, aber er war anscheinend auf seiner Seite und außerdem war er ein Freund von Kai. Die Hand auf seiner Schulter wurde durch einen Arm ersetzt, der izhn ein wenig näher an den anderen zog. "Ich denke, das kann Ihr Sohn ganz gut selbst entscheiden. Und er ist offensichtlich nicht derselben Meinung wie Sie." Leiser Triumph schwang in der Stimme des Fremden mit. "Shawn!! Komm sofort hierher! Du -", setzte seine Mutter an, wurde aber wiederum unterbrochen, diesmal von einer neues Stimme. "Entschuldigen Sie, aber ich muss Sie bitten, auf der Stelle zu gehen. Das hier ist ein Krankenhaus, wissen Sie?" Diese anklagenden Worte, die Shawn wie eine Erlösung vorkamen, stammten von Schwester Monika. Shawns Mutter schnaubte, zischte etwas wie "Das werden wir ja noch sehen" und rauschte mit klackernden Absätzen davon, ohne auch nur daran zu denken, sich von ihrem Sohn zu verabschieden. "Hallo übrigens", meinte der Junge neben Shawn, dessen Stimme plötzlich gar nicht mehr so ernst klang wie noch Augenblicke zuvor. "Ich bin Phil. Und du bist...?" "Shawn", erwiderte Gefragter sehr leise. "Und ein Freund von Kai, ja?" Shawn nickte nur schüchtern. "Sie teilen sich ein Zimmer", erklärte Schwester Monika. "Könntest du ihn dorthin zurückbringen?" "Aber klar doch! Komm!" Und schon wurde der Dunkelhaarige sanft, aber bestimmt durch den Flur geführt. Der Arm, der immer noch um seine Schultern lag, zeigte ihm den Weg. Ob der Fremde.... Phil wusste, dass er blind war? Aber woher? Komisch... Eine Tür wurde geöffnet und der Junge in einen Raum geschoben. "Shawn!", ertönte sofort Kais besorgte Stimme. "Was war los? Was war denn mit deiner Mutter? Wieso - ?" "Es geht ihm gut, Hase. Lass ihn doch erst mal einen Moment durchatmen..." Phil klang ein wenig belustigt ob Kais Ausbruch. Doch Shawn wollte nicht durchatmen. Er streifte den Arm von seinen Schultern und streckte die Hände ein wenig aus, um nicht gegen irgendwelche Möbel zu stoßen und ging mit kleinen Schritten in die Richtung, aus der Kais Stimme kam. Eine Hand griff nach seiner und er wurde hinuntergezogen, bis er auf einer Matratze saß. Sofort schlangen sich Kais Arme um ihn und er wurde gegen den Älteren gedrückt, in dessen Brust er ein Herz eilig schlagen spüren konnte. Hatte Kai etwas Angst gehabt? Angst... um ihn? Der Junge spürte, wie Röte seine Wangen hinaufkroch und vergrub sein Gesicht wieder einmal im weichen Stoff von Kais T-Shirt. Kurz darauf wurde sein Kinn sanft angehoben. Einige lange dunkle Haarsträhnen fielen beiseite und Shawn blinzelte ein wenig verwirrt. ~*~ Gott, jetzt sah der Kleine schon wieder so niedlich aus. Diese großen dunklen Augen, die ihn da so verwirrt anblinzelten... Kai konnte gar nicht anders - ungeachtet der Tatsache, dass Phil noch im Zimmer war und Shawn ihre Quasi-Beziehung sicher noch nicht öffentlich machen wollte, beugte er sich vor und drückte seine Lippen auf die des Blinden. Zögernd, unsicher erwiderte dieser den Kuss und schlang seine Arme um Kai, als der begann, ein wenig an seiner Unterlippe zu saugen. Kais Hand glitt unter den Pullover des Jüngeren, als führe sie ein Eigenleben. Shawn ließ es geschehen. Erst ein leises, leicht belustigtes Räuspern am anderen Ende des Raumes brachte die beiden in die Realität zurück. Der Blonde blickte auf und in die funkelnd grünen Augen seines besten Freundes. "Ich dachte, du solltest wissen, dass die Mutter deines Schnuffis hier davon überzeugt ist, dass er auf gar keinen Fall DER Freund von einem - entschuldige - Homo wie dir ist." Kai starrte Phil an. Wie? Er stand gerade irgendwie völlig auf der Leitung. "Sie hat was gegen Schwule, Hase. Echt, manchmal frage ich mich, wie ausgerechnet du es bis in die zwölfte Klasse des Gymnasiums geschafft hast." Kai grinste. "Das frage ich mich auch manchmal. Was sollen wir denn jetzt machen?" "Gegen deine Dummheit?" "Nein, Trottel, gegen Shawns Mutter." "Was weiß ich. Nimm ihn mit nach Hause. Wenn er erst mal wieder bei ihr ist, seh ich schwarz für dich..." "Warum?" Kai blinzelte. Wow, sein Kleiner hatte sich gerade tatsächlich zu Wort gemeldet. Phil blickte Shawn direkt an, was der natürlich nicht bemerken konnte. "Weil, wenn du erst mal zu Hause bist, lässt deine Mutter dich bestimmt nicht weg, um Kai-Schatz zu treffen." "Aber sie..." setzte der Jüngere an und ließ dann den Kopf hängen. Beruhigend fuhr Kai ihm über den Rücken, die Hand immer noch unter seinem Pullover. "Und jetzt?", fragte der Dunkelhaarige schließlich leise und sehr niedergeschlagen. "Na ja", lächelte Kai und nahm ihn wieder in den Arm, "erst mal haben wir hier noch ein paar Tage zusammen, dann sehen wir weiter. Alles klar?" Die Bewegung des Kopfes, der an seine Brust geschmiegt war, deutete der Blonde als Nicken. Phil lächelte ihn an, kam herüber und ließ sich auf die Matratze fallen. Er schlang seine Arme von hinten um Kai und dessen "Schatzi" und kicherte: "Gruppenkuscheln!!" Kai grinste. Manchmal merkte man seinem besten Freund die neunzehn Jahre wirklich nicht an. Er schmiegte sich an den Blauhaarigen in seinem Rücken, zog den Dunkelhaarigen noch näher an seine Brust und vergaß Gipsbeine, geprellte Rippen und verstauchte Handgelenke, um für einen Moment lang einfach nur glücklich zu sein. A/N: So, und jetzt muss ich mich nochmal über was auslassen, das zwar net 100% themenbezogen ist, aber das mich grade beschäftigt. Also, ich latsch letztens (10.6.) durch so einen Londoner Bahnhof (keine ahnung, welchen... gibt so viele davon... o.O) und denk, ich werd nicht mehr: Da waren zwei Blinde am sammeln. 2 bestimmt 60-jährige Männer standen da völlig verlassen mit ihrem Stock und ihrer Büchse in der Bahnhofshalle (und das Ding ist GROSS!!) rum und sollten Geld für irgendein tolles Werk sammeln. Find ich voll übel. Stellkt euch mal vor, ihr seht nichts, hört überall um euch rum Leute durch die Gegend rennen , wisst aber nicht so genau, was eigentlich los ist. Kennt auch eigentlich niemanden in eurer Nähe (die beiden standen so 30 m voneinander entfernt und es war LAUT!). Das find ich voll mies. Die armen Kerle... (gespendet hat KleinKhana natürlich trotzdem nichts... ^^°) Hai, und jetzt dürft ihr mal da unter klicken und schön brav einen Kommi hinterlassen, gell? *runterzeig* Khana Kapitel 8: Entspannung ---------------------- Wow, sooooo viele Kommis zu Kap 7!! (Das muss an Phil liegen... *lach*) Danke an Dilly (wow, laaaanger kommi!!), Ryon, kohaku_san, eulchen, Ricarda81 (Phil-Fanclub-Begründerin!!), Luca-can (Phil is bi, btw.), ivy_vory, winterspross, White_Rose (Fanclub-Mitglied Nr. 1), jabba (*anflausch* danke danke danke für alles! DANKE!!), lolli_pop, Melna (Club-Mitglied Nr. 2), Chibi-Asuka (Du willst ihn HEIRATEN??), SaphiraThayeth (und Hase klingt genial, nicht tuntig. XD), shinjia und Kaoru (Das Bild von Kai ist ursprünglich ein Draco malfoy, von wem, weiß ich nimmer) Beta-Dank an Asuka und jabba und an letztere auch nochmal ein ganz liebes Dankeschön für die tausendundein tips und die hilfe mit den namen und ... undundund... *zubodenknuddel* Danke!! Das Kapi ist wieder ein bissllänger geworden (nein, nicht sooo lang, aber es ist das längste bisher) und ihr erfahrt ein bissl mehr über Shawni (nachdem ich ja jetzt auch mehr weiß...) Viel Spaß und R&R, gell? Khana Kapitel 8: Entspannung Shawn wusste nicht, wie lange sie nun schon so aneinandergekuschelt dasaßen, doch es musste bereits eine ganze Weile sein, denn sein Fuß war eingeschlafen. Er lauschte auf die gleichmäßigen Atemzüge hinter sich und lächelte leicht. War Kai eingeschlafen? "Kai?" "Ja?" "Schläfst du?" "Nein, dann würde ich dir jetzt nicht antworten." "Aber... wer schläft dann?" "Schläft wer?" "Ja, hör doch." Für einen Moment wurde es still, Shawn lauschte wieder auf die gleichmäßigen Atemzüge hinter ihm und war sich bewusst, dass Kai sie diesmal auch hören musste. "Phil, du Schnarchnase", erklang plötzlich die Stimme des Blonden äußerst laut und Shawn zuckte zusammen. "Wie? Was? Was is'n los...?" Dieses Gestammel rührte anscheinend von dem Jungen her, der Shawn vorhin vor seiner Mutter 'beschützt' hatte. "Du bist eingepennt." Kai lachte. "In meinem Krankenhausbett. Wie lange hast du letzte Nacht denn schon wieder gefeiert?" Die Stimme des Anderen klang völlig unschuldig - wenn nicht sogar schon zu unschuldig, als er fragte: "Ich? Ich feier doch nie. Ich bin schließlich ein ganz Braver..." "Ja, genau, so siehst du auch aus", lachte Kai immer noch und Shawn fragte sich, wie genau Phil denn nun aussah. Er wusste nur, dass er groß war. Aber ansonsten... "Bäh, lass mich doch in Ruhe. Ich war halt müde." Shawn kicherte leise. Diese Beiden zu belauschen war wirklich... interessant. "Und du hör auf zu kichern", erklang Phils Stimme wieder und etwas piekste ihn in die Rippen. Er zuckte ein wenig zusammen und der Größere lachte triumphierend auf. "Oder ich sorge dafür, dass du nicht mehr aufhören kannst zu lachen!" Und mit diesen Worten begannen die Finger, ihn mitleidlos durchzukitzeln. Shawn quietschte überrascht auf, lachte los, krümmte sich und versuchte, den Anderen zu lokalisieren, um wenigstens den Versuch einer Racheaktion zu starten. Er fand sogar dessen Taille und versuchte, ihn dort ein wenig zu piesacken. Überrascht stellte er fest, dass seine Fingerspitzen immer wieder auf Metall trafen. "Was ist das?" "Sicherheitsnadeln", erklang Kais Stimme neben ihm, "damit ihm das Shirt nicht völlig vom Leib fällt." Phil kommentierte dies mit einem geschnaubten "Modebanause", woraufhin Shawn wieder kichern musste. Phil begann erneut, ihn zu kitzeln, und wieder bemühte sich der Jüngere darum, es ihm heimzuzahlen, doch das Kitzeln an den Rippen schien Phil nicht wirklich etwas auszumachen. "Nimm seinen Hals, das funktioniert besser", meinte Kai lachend und tatsächlich, als Shawn seine Hände schnell höher wandern ließ und schließlich an der bloßen Haut von Phils Hals anlangte, kicherte dieser hemmungslos herum. "Hab ich dich!", triumphierte Shawn fröhlich und zeigte keine Gnade, sodass Phil sich winselnd auf den Laken wand und mit den Füßen strampelte, bis ein "Autsch!" von Kai ertönte, das die beiden Anderen sofort innehalten ließ. "Hase, hab ich dich getroffen?" Phil klang ernstlich besorgt. "Ja, aber es geht schon...", presste Kai hervor. "Wo denn? Am Arm?" "Ja." "Soll ich pusten...?" "Nein, Idiot!" "Ist ja schon gut..." "Kai...?" "Ja, Shawn?" "Geht's dir gut...?" "Ja, alles in Ordnung." Kais Hand wuschelte durch Shawns Haare, bevor sie sich auf dessen Schulter niederließ. Die Matratze bewegte sich und jemand stand auf. Offensichtlich Phil, dann Kais Hand ruhte immer noch auf Shawns Schulter. "Also, ihr Zwei, ich muss los. Muss noch Nachhilfe geben." "DU gibst Nachhilfe?!" Kai klang ehrlich erstaunt. "Na, irgendwie muss ich doch Geld kriegen, und die ganzen Läden, bei denen ich mich beworben hab, wollten mich alle nicht." "Na, kein Wunder. Die wollten sich nicht all ihre Kundschaft verjagen." "Du bist so gemein! Ich hätte doch eher Kundschaft angezogen!" "Vielleicht, aber männliche Kundschaft, die in Röcken rumläuft und dir schöne Augen macht, gehört nun mal nicht zur bevorzugten Zielgruppe." "Bäh!" "Geh schon. Du willst dein Nachhilfegör doch nicht warten lassen." "Du willst mich also loswerden?!" Shawn hörte genau, dass Phils beleidigter Tonfall nur gespielt war, und offensichtlich war diese Tatsache auch Kai nicht entgangen. "Nein, Trottel, du hast selbst gesagt, dass du weg musst." "Ups. Stimmt..." Phil kam wieder näher ans Bett und umarmte Shawn. "Pass auf mein Karnickel hier auf. Der bringt sich sonst nur wieder in Schwierigkeiten", flüsterte er und hauchte dem Jüngeren einen Kuss auf die Wange, was der mit einem überraschten Nachluftschnappen quittierte und sofort spürte, wie ihm die Röte in die Wangen schoss. "Niedlich!", quietschte Phil und dann wurde Kai von Shawn weggezogen, also wahrscheinlich ebenfalls umarmt. "Pass mir gut auf den auf", flüsterte Phil dem Blonden zu, doch Shawns geschulten Ohren entging trotzdem kein einziges Wort. "Er hat's verdient. Und wenn nicht, dann..." War das eine Drohung? Phil legte eine Kunstpause ein, um Shawn dann noch einmal in die Rippen zu pieksen. "Dann schnapp ich ihn mir!" Hemmungslos kichernd verließ er das Zimmer und ließ einen verwirrten Shawn zurück, der sich hilfesuchend an Kai klammerte. ~*~ Oh je. Jetzt hatte sein bester Freund den Kleinen wohl ein ganz kleines Bisschen überfordert. "Das meint er nicht so", beruhigte Kai den Jüngeren und der nickte. "Ich weiß..." "Dann ist ja gut", lächelte der Blonde und überlegte, was sie jetzt machen sollten. "Magst du... was lesen?" Er wäre ja eigentlich mehr für eine Fragestunde a la 'erzähl mir was von dir, ich erzähl dir was von mir' gewesen, doch er glaubte nicht, dass Shawn dazu schon bereit war. "Ich... kann nicht lesen", war die fast schon geflüsterte Antwort und der Kleinere ließ den Kopf hängen. Wie jetzt? "Aber dieses... wie heißt es noch... Braille kennst du doch bestimmt." Stumm schüttelte Shawn den Kopf. "Gar nicht? Aber du musst doch zur Schule gehen! Da lernt man das doch bestimmt!" Kai war völlig überrascht. Wie konnte man nicht lesen können? "Ich... geh nicht zur Schule. Ich hab eine Hauslehrerin und die liest mir alles vor und... sie meinte, ich muss das nicht lernen. Blindenschrift, meine ich. Ich glaub, sie kann sie nur selbst nicht", setzte Shawn noch leise hinzu. Hm. Keine Schule, also hatte er da auch keine Freunde finden können. Kein Wunder, dass er am Anfang so verschlossen gewesen war. Langsam setzten sich die Puzzelteile, aus denen das 'Rätsel Shawn' für Kai noch bestand, zu einem Bild zusammen. "Dann lese ich dir was vor, ok?", lächelte Kai schließlich und drückte den Dunkelhaarigen an sich. Der nickte nur, und Kai beugte sich zu seinem Nachtschrank, um sein Büchersortiment zu begutachten. Sience Fiction - unpassend. Noch mal Sience Fiction - auch unpassend. So was konnte man irgendwie nicht gut vorlesen. Und außerdem wusste er nicht, ob Shawn solche Bücher gefallen würden. Herr der Ringe - zu dick, und außerdem war er schon fast durch und hatte keine Lust, noch einmal von vorne anzufangen. Wieder Sience Fiction... Dann fiel sein Blick auf ein unscheinbares Buch in einem uralten braun-grünen Leinenumschlag. Er hatte es seit Ewigkeiten nicht gelesen. Es war überhaupt nur hier, weil er es einem Freund hatte mitbringen sollen, dessen kleiner Bruder es lesen wollte. Seine Mutter, die seine Krankenhaussachen zusammengepackt hatte, hatte es auf dem Fußboden liegen sehen und wohl gedacht, er würde gerade darin lesen. Früher hatte er dieses Buch geliebt, ebenso wie die meisten anderen der Reihe. Lächelnd beugte Kai sich noch weiter vor und zog Karl May's "Winnetou I" aus seinem Nachtschrank. "Kennst du Winnetou?", fragte er Shawn, der mit einem Kopfschütteln verneinte. "Ich weiß nur, dass es um Indianer geht. Aber ich hatte es... damals noch nicht gelesen." "Gut, dann holen wir das jetzt nach." Kai schlang seine Arme von hinten um den Kleineren und zog ihn ein wenig näher an sich heran. Er selbst lehnte sich an einen Kissenberg am Kopfende seines Bettes und schlug dann vor Shawns Brust das Buch auf. "Winnetou, erster Band, von Karl May", las er und lächelte. Schnell hatte er die Einleitung überblättert und begann mit dem ersten Kapitel. "Eins. Ein Greenhorn. Lieber Leser, weißt du, was das Wort Greenhorn bedeutet?" Kai spürte, wie Shawns sachtes Kopfschütteln an seiner Brust die Frage des Erzählers stumm verneinte. Der Blondschopf lächelte, anscheinend hatte das Buch seinen Kleinen außerordentlich schnell in seinen Bann gezogen. "Eine höchst ärgerliche und geringschätzige Bezeichnung für jeden, auf den sie angewendet wird! Green heißt grün, und unter horn ist Fühlhorn gemeint. Ein Greenhorn ist demnach ein Mensch, der noch grün, also neu und unerfahren im Land ist und seine Fühlhörner behutsam ausstrecken muss, wenn er sich nicht der Gefahr aussetzen will, unliebsam anzustoßen." Kai lächelte bei dem Bild, das ihm bei dieser doch recht merkwürdigen Übersetzung in den Sinn kam. Shawn - wer auch sonst? -, wie er am Vortag behutsam die Arme, also sozusagen seine Fühler ausstreckte, um nicht gegen Tische und Wände zu laufen, als er das Zimmer erkundete. Gebannt lauschte Shawn, als der noch namenlose Erzähler über zwei Seiten lang berichtete, was genau ein Greenhorn war, um dann einzugestehen, selbst ein solches gewesen zu sein. Und auch Kai zog dieses Kinderbuch, das er normalerweise nicht einmal mehr angesehen hätte, wieder mehr und mehr in seinen Bann. ~*~ Shawn lauschte Kais ruhiger Stimme, die ihn in eine andere Welt entführte. Es war lange her, dass man ihm etwas vorgelesen hatte, einfach nur, damit er Spaß hatte. Seine Hauslehrerin las ihm immer nur Schulsachen vor, trockene Texte, bei denen er sich völlig auf den Inhalt konzentrieren musste, um nicht direkt die Hälfte wieder zu vergessen. Dann müsste sie ihm den Text nämlich noch einmal vorlesen, wodurch sie zunehmend gereizter wurde. Und das wollte Shawn doch schließlich vermeiden. Doch jetzt musste er nicht alles ganz genau mitbekommen. Er hörte Kais Stimme, atmete seinen Duft ein, kuschelte sich näher an ihn und genoss die Wärme, die Geborgenheit, die der fremde und doch inzwischen irgendwie vertraute Körper hinter ihm verströmte. Ja, genießen. Er konnte die ganze Situation einfach genießen. Konnte sich wohlfühlen und sich von der Geschichte, die bisher nicht allzu fesselnd, aber trotzdem irgendwie schön war, davontragen lassen und von Kais Stimme, die ihm eben diese Geschichte erzählte. Glücklich seufzte der Junge und schmiegte sich noch näher an seinen... Freund? Ja, dachte er, doch. Freund war schon richtig. Ob jetzt Freund im Sinne von Beziehung oder von Freundschaft, würde er später noch überlegen, aber eins von beidem war es sicherlich. Und als er dem Pochen seines Herzens und dem Kribbeln in seinem Bauch etwas mehr Aufmerksamkeit schenkte, gestand er sich ein, dass sein Herz diese Entscheidung wohl schon ohne seinen Verstand getroffen hatte. Und sein Herz schien die erste Auslegung des Begriffes 'Freund' eindeutig vorzuziehen. Lächelnd drehte der Dunkelhaarige sich ein wenig um und streckte sich höher. Überrascht hielt Kai mitten im Satz inne und hätte ohnehin nicht weiterlesen können, da seine Lippen von Shawns verschlossen wurden. Sanft küsste er den Blonden, der ein wenig überrumpelt schien, und löste sich dann wieder. Er dachte an seine Mutter und was sie wohl hierzu sagen würde, wischte diesen Gedanken dann aber entschlossen beiseite, um Kai anzusehen, wobei er versuchte ein Lächeln auf seine Lippen zu legen. "Ich glaube, ich hab mich entschieden. Egal, was die Anderen sagen." Kapitel 9: Mütter ----------------- Seien Sie gegrüßt. ^^ ein paar Anmerkungen vorweg: a) sorry, dass es so lange gedauert hat. *dröppel* b) wir haben die Schall- bzw. 100-Kommi-Mauer durchbrochen. Yay! Danke für die Kommis in Kapitel 8 von: snuggles85, Ryon, White_Rose, Ricarda81, lolli_pop (Phil-fänclub-mema nummer... wieviele waren das schon??), Luca-chan, shinjia (dass meine betas das mit science und siencs net gemerkt haben... o.O), Devili, Ivory, winterspross-schatüüü (und nochmal danke für 'miltivitamin'. *niederschmus*), kohaku-san, MitsuhiHasashi, Sweetydug, lettertohell, yang (ja, philly kommt wieder, wahrscheinlich in Kapi 11), therasmus (ja, ich mag Jen auch voll gerne ^^), aqua-schatz, soryu-asuka, Tschie, Frau_Dr_Muraki, kevin1 (... ich weiß schon, wie ich die Situation löse. aber ich verrate nix. *lach*), kaoru89, majin_cat, Moon-chan Wow, soooo viele. *hätte das echt nicht erwartet* c) beta-dank an Peaches, wie imemr Dank an jabba *knuddel* und jetzt viel Spaß mit dem Kapi, das mal richtig lang geworden ist. fast 2000 Wörter. Yay! Freut euch. XD Kapitel 9: Mütter Kai blinzelte erst mal überrascht. Shawn hatte ihn geküsst. Von sich aus. Einfach so. Und dann hatte er ihm gesagt, dass er sich entschieden hatte. Für ihn, Kai. "Bist du sicher?", fragte er den auf ihm liegenden Jungen schließlich und lächelte ihn sanft an. Natürlich konnte der das nicht sehen, aber Kai konnte das glückliche Lächeln einfach nicht verdrängen und wollte das auch gar nicht. "Ja...", flüsterte Shawn, plötzlich wieder schüchtern geworden, und errötete. "Schön", erwiderte Kai, legte Winnetou I auf der Matzratze ab und zog den anderen wieder ein wenig näher, küsste ihn liebevoll. Sanft drückte er seine Lippen gegen Shawns, wollte in diesem Moment nicht weiter gehen, sondern einfach nur genießen, vorsichtig und sanft. Seine Zunge strich federleicht über Shawns Lippen, fuhr jedoch nicht in seinen Mund, als dieser sich leicht öffnete. Stattdessen fuhr er weiter über die Oberlippe, bis eine zweite Zunge ein wenig schüchtern gegen die seine stieß. Er zog sich zurück und vorsichtig, unsicher wagte Shawn sich weiter vor. Kais Zunge strich über die des anderen und diese zuckte ganz kurz zurück, bevor sie die Berührung erwiderte. Kais Finger kraulten durch das Haar in seinem Nacken, seine andere Hand strich ihm über den Rücken und er ließ sich langsam nach hinten sinken, bis er auf der Matratze lag, Shawn über ihm. Nur wiederwillig beendete Kai den Kuss und blickte in die tiefbraunen Augen des anderen. "Danke", flüsterte er und zog ihn in einer liebevollen Umarmung noch näher. Der Dunkelhaarige schmiegte sich an seine Brust, halb auf der Seite, halb auf dem Bauch liegend, und Kai fühlte sich einfach nur gut. Es war so... richtig. Wie nicht anders zu erwarten, war das wieder einmal einer der Momente, in denen es an der Tür klopfte. "Hm?", machte Kai und sah dann überrascht auf, als er den Besucher erkannte. "Ma?" "Kai, wie geht's dir?" Die blonde Frau mittleren Alters kam auf das Bett zu und setzte sich auf die Kante, lächelte ihren Sohn an. "Und wer ist das?" "Ma, das ist Shawn, mein... ähm..." Konnte er denn schon Freund sagen? Shawn hatte zwar gesagt, dass er es probieren wollte, aber ob er es auch gleich in aller Öffentlichkeit verkünden wollte, war eine ganz andere Frage. "Sein Freund", kam es leise und schüchtern von eben jenem, der sich noch ein wenig mehr ankuschelte und die Augen schloss. "Genau", nickte Kai und konnte nicht verhindern, dass er seine Mutter glücklich anstrahlte. "Mein Freund." Frau Hamann lächelte. "Das freut mich für dich. Für euch. Seit wann denn?" Kai runzelte die Stirn. "Seit... zehn Minuten ungefähr." Er grinste schief. "Na, da bin ich ja genau richtig gekommen", lächelte seine Mutter und wuschelte ihrem Sohn liebevoll durch die Haare. "Ich hab dir was mitgebracht." Aus einem Stoffbeutel holte sie einige Tafeln Schokolade hervor, Obst, ein Kreuzworträtselheft, bei dessen Anblick Kai die Augen verdrehte, und ein Handy. "Damit du nicht das Krankenhaustelefon frei schalten lassen musst. Hier drin musst du es zwar ausgeschaltet lassen", sie schenkte ihrem Sohn einen strengen Blick, "aber im Garten darfst du es bestimmt benutzen." Sie lächelte und Kai lächelte zurück. Sie sagte es zwar nicht, aber sie kannte ihn einfach zu gut und wusste, dass er SMS einem Telefongespräch aus unerfindlichen Gründen vorzog. Nachher würde bestimmt eine Kurznachricht von Phil kommen und dann wäre er froh, das Handy hier zu haben. "Wollen wir ein bisschen spazieren gehen, Schatz?", fragte sie dann und blickte ihren Sohn auffordernd an. "Wenn es dich nicht stört, dass Shawn mitkommt", erwiderte er und setzte sich ein wenig auf. "Natürlich nicht", war die prompte Antwort, während sie den Rollstuhl näher zum Bett schob. "Willst du mit?", wandte sich Kai jetzt an Shawn und strich ihm über den Rücken. Der Jüngere nickte, woraufhin Kai ihn ein wenig von sich schob. "Willst du nicht doch lieber ein T-shirt anziehen?", fragte er auf den überraschten wie enttäuschten Gesichtsausdruck Shawns hin und lächelte fröhlich. Shawn nickte. "Ma, kannst du eins für ihn aus dem Schrank holen?" Ein wenig verwundert tat Frau Hamann, um was ihr Sohn sie gebeten hatte und hielt dem braunhaarigen Jungen dann ein dunkelblaues Shirt entgegen. Sie zog eine Augenbraue nach oben, als dieser nicht reagierte und ein weiteres Puzzleteil fügte sich in das Bild, als ihr Sohn "direkt vor dir" flüsterte. Shawn nahm das Kleidungsstück und stieg dann ein wenig unsicher aus dem Bett. Mit der freien Hand tastete er sich am Bett und der Wand entlang zu dem kleinen Bad. Als sich die Tür mit einem Klicken hinter ihm schloss, sah Frau Hamann ihren Sohn aufmerksam an. "Er ist blind, oder?" Kai nickte nur. "Bist du sicher, dass du damit umgehen kannst? Das wird sicher nicht einfach." Wieder nickte der Junge, fest entschlossen, sich seine eigenen Sorgen nicht anmerken zu lassen. Denn auch er hatte sich schon Gedanken gemacht, wie es werden würde. Es gab bestimmt viel, das er mit Shawn wegen dessen Behinderung einfach nicht machen konnte, aber er wollte es trotzdem zumindest mit ihm versuchen. Wenn sich der Dunkelhaarige Halt suchend an ihn klammerte, glücklich lächelte oder ihn küsste, konnte Kai den Schwarm Schmetterlinge in seinem Bauch schwerlich ignorieren und das wollte er nicht einfach so aufgeben, ohne es zumindest versucht zu haben. Er würde das schon schaffen, sie würden das zusammen schon irgendwie hinbekommen. ~*~ Als Shawn die Tür zum Bad wieder öffnete, spürte er eine sanfte Hand auf seinem Arm, kleiner als Kais und die Berührung war irgendwie leichter. Wahrscheinlich war es seine Mutter. "Bist du fertig?" "Ja, danke, Frau...?" "Du kannst mich Maria nennen." Der Junge nickte und wurde von Maria auf den Gang geführt. "Schiebst du mich wieder?", erklang Kais Stimme einige Meter vor ihm und Shawn konnte das liebevolle Lächeln geradezu hören. Er nickte und ging behutsam einige Schritte auf die Stimme zu, die Hände ein wenig vorgestreckt, bis er an etwas Warmes stieß, das sich als Kais Schulter herausstellte. Zögernd strich er von dort über den Nacken des anderen, ließ seine Hand zur anderen Schulter und zurück wandern, bevor er entschlossen nach den Griffen des Rollstuhls fasste. "Wo lang?" "Geradeaus. Erst mal einfach immer der Nase nach." Shawn folgte der Anweisung und schob den Rollstuhl langsam vorwärts, bis Kai ihm durch ein "Stop" anzeigte, dass sie den Aufzug erreicht hatten. Irgendjemand - vermutlich Maria - musste den Fahrstuhl dann gerufen haben, dann nach wenigen Augenblicken öffneten sich dessen Türen mit einem leisen ,Ping'. Shawn schob den Rollstuhl in die enge Kabine und blieb dann einfach stehen, sich darauf verlassend, dass jemand ihm bescheid sagen würde, wenn er sich woanders hinstellen sollte. Seine rechte Hand verließ den Griff des Rollstuhls und schob sich ganz vorsichtig wieder zu Kais Nacken, strich über die weichen Haare und wanderte dann weiter über den Stoff des T-Shirts auf seine Schulter. Für einen Moment ließ Shawn sie dort liegen und genoss die Wärme, die von dem Körper unter seinen Fingern ausging, dann wollte er sich wieder zurückziehen. Doch eine andere Hand ließ das nicht zu. Sanft schlossen sich Kais Finger um die seinen, verwoben sich mit ihnen und hielten sie so davon ab, ihren Platz auf seiner Schulter zu verlassen. Kais Daumen fuhr über Shawns Handteller, ließ diesen kribbeln und kitzelte ein wenig. Doch Shawn zog seine Hand nicht weg, sondern ließ sie dort, wo Kais Geste sie wortlos zu bleiben bat. Ein kaum erkennbares Lächeln erschien auf den Lippen des Dunkelhaarigen, als er mit den Fingern der anderen Hand nach Kais Nacken tastete und sacht durch die kurzen Haare strich. Ein erneutes ,Ping' ließ ihn jedoch zusammenfahren und eilig wieder nach den Handgriffen fassen; der Augenblick war zerstört. Der Spaziergang war nicht ganz so schön wie der letzte. Kai unterhielt sich zwar mit ihm, beschrieb ihm, was er sah, sagte ihm, wo er lang gehen musste, aber die Anwesenheit seiner Mutter brachte beide Jungen dazu, sich ein wenig unwohl zu fühlen. Irgendwann hörte Shawn ein leises Piepsen, das nicht so klang, als käme es von einem Vogel. "Was war das?", fragte er leise. Kai antwortete nicht sofort, aber Shawn konnte noch mehr Gepiepse hören, das er nicht zuordnen konnte. "Schöne Grüße von Phil", meine Kai plötzlich. "Danke", sagte Maria, doch Shawn verstand gar nichts. "Aber Phil war doch nicht hier...?", fragte er unsicher. "Ne, er hat mir ne SMS geschrieben." "Eine... was?" "Nachricht. Auf mein Handy." "Aha." Wirklich verstanden hatte Shawn nicht, aber er beließ es erst mal dabei. Vielleicht würde er Kai später noch mal danach fragen... Es dauerte nicht lange genug oder vielleicht auch zu lange, bis sie wieder in ihrem Zimmer waren und Maria sich mit dem Versprechen, am nächsten Tag wieder zu kommen, verabschiedete. Shawn krabbelte auf das Bett, in dem Kai schon wieder saß, und schmiegte sich an ihn. "Deine Mutter ist nett..." "Mhm...", machte Kai und fuhr mit seinen Fingern durch Shawns Haare. "Viel netter als meine..." Die Finger strichen über seinen Nacken und seinen Hals entlang. "Weißt du... ich glaube nicht, dass Mum mich noch lange hier bleiben lässt..." Die Streicheleinheiten wurden in seinem Gesicht fortgesetzt, federleicht wanderten Kais Fingerkuppen über Shawns Wange. "Wenn sie mich mitnimmt... dann kann ich nicht mehr mit dir reden... Und... das will ich nicht. Ich... ich mag deine Stimme, weißt du?" "Wirklich?" Shawn hörte das Lächeln und spürte es für einen Moment sogar, als sich Kais Lippen auf seine legten und er ihn liebevoll küsste. "Dann müssen wir wohl dafür sorgen, dass du meine Stimme auch hörst, wenn du nicht mehr hier bist. Ich weiß nämlich nicht, wie ich verhindern könnte, dass sie dich mitnimmt. Außer vielleicht, dich zu meinen Eltern zu schicken. Und ich glaube nicht, dass das ein gute Idee ist..." "Und was willst du dann machen?", fragte Shawn ein wenig ängstlich. Er wollte nicht, dass seine Mutter ihn für immer von Kai fernhielt, denn das würde sie ganz sicher tun, wenn sie erfuhr, dass sie... befreundet waren. Zusammen, besser gesagt. Kai war sein Freund. Das klang gut... es hörte sich richtig an. Mit einem Lächeln auf den Lippen kuschelte Shawn sich noch näher an seinen Freund. "Ich werde dir einfach mein Handy mitgeben", erklärte dieser gerade und Shawn hob den Kopf ein wenig an. "Das ist ein Telefon, oder?" "Ja." "Aber... ich weiß doch gar nicht, wie man so was benutzt..." ~*~ Kai konnte nicht anders, er musste bei dem leicht verzweifelten und enttäuschten Gesichtsausdruck seines Gegenübers leise lachen. "Dann erklär ich's dir eben." Er nahm sein altes Nokia, das seine Mutter ihm vorhin mitgebracht hatte, vom Nachttisch und drückte Shawn das kleine Gerät in die Hand. Neugierig ließ Shawn seine Finger über die Oberfläche gleiten, fuhr über die Tasten, die Anschlussöffnungen an der Unterseite, den kleinen Bildschirm, die Mulde mit dem Lautsprecher und fand den Anschaltknopf neben der kleinen Antenne. "Und wie benutzt man das?" Es war nicht leicht, Shawn zu erklären, welche Taste wofür da war, wie die Zahlen angeordnet waren, dass man links abheben und rechts auflegen konnte. Besonders die Menütasten verwirrten den Jüngeren, er runzelte die Stirn und fragte immer wieder nach, bis Kai einfach nicht mehr weiterwusste. "Meine Nummer ist auf Zwei eingespeichert. Du musst nur lange draufdrücken, dann rufst du mich automatisch an. Wo du das Stromkabel reinstecken musst, damit der Akku wieder auflädt, weißt du. Falls er doch mal leer ist und es sich ausschaltet, der Zugangscode ist 3456. Das Handy ist auf Vibration geschaltet, es kann also keiner hören, wenn dich jemand anruft. Wenn ich anrufe, drückst du links den zweiten Knopf von oben. Zum auflegen den gegenüber auf der rechten Seite. Alles klar?" Der Dunkelhaarige nickte, aber Kai war sich nicht sicher, ob er wirklich verstanden hatte oder ob ihn lediglich sein ungeduldiger Tonfall eingeschüchtert hatte. Gerade wollte er noch mal nachfragen, als die Tür aufgerissen wurde und Shawns Mutter, gefolgt von einer entnervt aussehenden Schwester Monika, ins Zimmer gestürmt kam. "Shawn, pack deine Sachen. Du bist entlassen, wir gehen nach Hause!" Der Junge zuckte zusammen und rutschte wieder näher an Kai, der vorsichtshalber das Handy unbemerkt in Shawns Hosentasche verschwinden ließ. ... das wars auch schon wieder. ^^ Allen, denen in diesem Kapitel zu wenig Phil vorkam, kann ich nur raten, mal in spross', Dillys und meine Teeparty reinzuschauen. http://animexx.4players.de/fanfic/?doc_modus=startseite&ff=56203 Da gibts mehr vom blauhaarigen Hasenliebhaber. jetzt noch schön brav einen Kommi abwerfen und dann könnt ihr wieder eures Weges ziehen. Oder ihr schaut mal in meine andere Original rein, die inzwischen abgeschlossen ist. Die ist zwar kein Slash, aber ich mag sie trotzdem. --> My Personal Wonderland ^^ Phil: *zieht Khana eins über* Mach nicht soviel Schleichwerbung hier! Khana: *flenn* Phil: *da unten klicken und dann müsst ihr ihr Gelaber nicht länger ertragen. Khana: *in Schal kuschel* du bist gemein... Phil: *grinz* Kapitel 10: Einsamkeit ---------------------- Hiho. ^^ Ich hab es endlich geschafft, ein neues Kapi zu schreibseln. Yay! Betadank an Peaches, ein liebes Dankeschön an jabba, die das letzte Drittel des Kapis praktisch im Alleingang geschrieben hat, weil ich net wusste, wie ichs richtig darstellen sollte... THX für die Kommis von: winterspross, aqualight, Tschie, TheRasmus, ivy_vory, White_Rose, Develi, souryu_asuka, LeTTerToHeLL, Ryon, shinjia und Mangacat201. *alleknuddel* Hoff, dieses Kapitel gefällt euch, auch wenns wenig 'interaktion' gibt, wie Peaches es so nett genannt hat. Gewidmet Dilly, weil sie so lieb war, MadLife 18 so schnell zu schreiben und weil sie am Wochenende herkommt. *knuddel* Viel Spaß, Khana Kapitel 10: Einsamkeit "Kai..." Leise seufzend lag Shawn im Bett. Es musste früher Morgen sein, denn die Vögel im Garten veranstalteten ein regelrechtes Konzert. Wie spät es war, konnte er aber nicht sagen. Einen Wecker, der ihm die Zeit ansagen könnte, wie er ihn kurz nach dem Unfall im Krankenhaus bekommen hatte, fand seine Mutter überflüssig, darum besaß er keinen. Die Bettdecke bis zur Nasenspitze hochgezogen versuchte er, noch einmal einzuschlafen, aber natürlich gelang das nicht. Als es dann endlich an der Tür klopfte, war er irgendwie dankbar, auch wenn er die Stimme seiner Mutter, die energisch "Aufstehen" verlangte, in diesem Moment nicht sonderlich gerne hörte. Caitlin DuPrey kam herein, schloss das Fenster, das Shawn am Abend vorher einfach auf Kipp gelassen hatte, und machte sich in seinem Kleiderschrank zu schaffen. "Geh schon mal duschen, Honey. Ich bring' dir deine Sachen ins Bad." Schicksalsergeben nickte der Junge und ging mit vorsichtigen Schritten in das kleine Badezimmer, das direkt an sein Zimmer angegliedert war. Er fand sich hier zwar im wahrsten Sinne des Wortes blind zurecht, aber jetzt war er ein paar Tage nicht hier gewesen und außerdem war es früh morgens, da war es immer wieder so, dass er sich erst mal wieder an alles gewöhnen musste... Er nahm seinen Zahnputzbecher vom Bord, steckte die Fingerkuppe hinein und hielt ihn dann unter den Hahn, bis das Wasser seinen Finger erreichte. Ein wenig Zahnpasta wurde auf den linken Zeigefinger gequetscht und auf den Schneidezähnen verteilt, dann konnte er endlich mit der Zahnbürste den unangenehmen Geschmack aus seinem Mund vertreiben. Nun zog er sich aus und stieg unter die Dusche. Das heiße Wasser prasselte auf seine schmalen Schultern herab und er ließ sich von den harten Strahlen ordentlich massieren, bevor er nach dem Shampoo angelte, dabei die Duschgelflasche auf den Boden der Dusche schmiss und deshalb im Duschbecken danach suchen musste. Dann drehte er das Wasser zurück und seifte sich die Haare ein. Die Augen kniff er dabei fest zusammen, denn sehen konnte er sowieso nichts und so konnte er ganz sicher gehen, keinen Schaum in die Augen zu bekommen. Als Kind hatte er das immer gehasst... Schließlich stieg er aus der Dusche und trocknete sich ab. Dabei achtete er darauf, kein Körperteil zu vergessen, denn sonst würden seine Sachen nass werden und das war äußerst unangenehm, wie er aus Erfahrung wusste. Das Handtuch warf er achtlos in die Badewanne - irgendjemand würde es schon wegräumen, ihm war nur wichtig, nicht darüber zu stolpern - und tastete nach dem kleinen Hocker, auf dem ein Stapel Kleidungsstücke feinsäuberlich angeordnet war. Die zuoberst liegende Unterhose zog er zuerst an, dann das T-Shirt, bei dem er am Einnäher erfühlte, wo vorne und wo hinten war. Dann die Hose und schließlich die Socken. Er rubbelte sich mit dem kleineren Handtuch, das am Haken gehangen hatte, noch einmal durch die Haare, ließ sie dann aber feucht und machte sich auf den Weg ins Esszimmer. "Guten Morgen, Schatz", wurde er von seiner Mutter begrüßt, als er nach der Lehne seines Stuhls tastete und sich dann auf diesen gleiten ließ. "Alles so wie immer", erklärte sie knapp, und er wusste, sie meinte die Anordnung des Frühstücks damit. Die Tasse Kakao direkt neben seiner rechten Hand, die Brote, eines mit Marmelade, eines mit Käse, auf seinem Teller. Manchmal wünschte er sich, er könnte sich die Brote einfach selbst schmieren, aber natürlich ging das nicht. Er war schließlich blind... "Ich muss los, Honey. Die Galerie wartet", erklärte seine Mutter unvermittelt, als Shawn gerade mal zwei Bissen von dem Marmeladenbrot gegessen hatte und auf dem dritten herumkaute. Er nickte nur, sie strich ihm über die Wange. "Ich hab Frau Herkenrath gesagt, dass sie nicht zu viel machen soll heute. Du sollst dich schließlich nicht überanstrengen." Wieder nickte der Junge und mit einem kleinen Kuss auf seine Wange war seine Mutter auch schon davon gerauscht, eine Wolke stark duftenden Parfüms zurücklassend. Shawn aß schweigend zu Ende, trank seinen Kakao und wartete dann, dass ihn seine Hauslehrerin abholte. Lange hatte er noch nicht dagesessen und gedankenverloren an den Zipfeln der Tischdecke herumgespielt, als sich jemand hinter ihm räusperte. "Komm, Shawn. Wir fangen an." Gehorsam nickte er und stand auf, Frau Herkenrath fasste ihn am Ellbogen und zog ihn so unsanft wie immer zu dem Arbeitszimmer, in dem der Unterricht stattfand. Wie immer stolperte er ein wenig an der recht hohen Türschwelle und wie immer schnaubte die Frau dann. Während er auf dem gepolsterten Stuhl Platz nahm und sie dem Papiergeraschel zufolge in ihren Unterlagen herumwühlte fragte er sich wieder einmal, wie sie wohl aussehen mochte, wie alt sie wohl war. Er hatte jetzt schon seit fast acht Jahren bei ihr Unterricht, aber bis auf ihren Namen und die Tatsache, dass sie Französisch im Hauptfach studiert hatte und Politik sowie Geschichte im Nebenfach, aber keins davon auf Lehramt sondern auf Diplom, wusste er praktisch nichts. Sie konnte ihrer Stimme nach zu urteilen irgendwo zwischen vierzig und sechzig sein und war höchstens einen halben Kopf größer als er selbst. Eigentlich interessiert es mich auch gar nicht, dachte Shawn. Sie sollte ihn unterrichten, weiter nichts. Und genau das tat sie in den nächsten drei Stunden auch. Sie las ihm erst einen geschichtlichen Text vor und fragte ihn anschließend nach einigen Dingen, die er wie gewöhnlich behalten hatte, weil er Geschichte einfach interessant fand. Einige Jahreszahlen brachte er durcheinander, sodass sie diese ein wenig ungeduldig noch einmal wiederholte, aber ansonsten hatte er alles verstanden. Bei Erdkunde, was sie anschließend machten, schnitt er weit weniger gut ab. Wozu sollte er denn auch diese ganzen Städte und Ländernamen kennen? Was hatte er davon, wenn er wusste, was für Bananen man in Südamerika anbaute und was man aus ihnen kochen konnte. Oder welche Meeresströme warum wie hießen, wie warm sie waren und wohin sie flossen? Er würde das alles ja doch nie zu Gesicht bekommen... "In Ordnung", sagte Frau Herkenrath schließlich und klang dabei sichtlich genervt. "Ich bring dich in den Garten, du kannst dich ja ohnehin nicht mehr konzentrieren." Leicht lächelnd ließ der Junge sich ebenso unsanft wie zuvor aus dem Zimmer, durch den Flur und in den Garten führen. "Lassen Sie nur, ich nehm' den jungen Mann schon mit", erklang eine alte, raue Stimme und das Lächeln wurde breiter. Jupp, der Gärtner der DuPreys, fasst Shawn sanft am Oberarm und ohne sich zu verabschieden klackerte Frau Herkenrath auf ihren Absätzen davon. "Bist wieder gesund, ja?", fragte Jupp, während er Shawn über den Rasen und zu einer im Schatten gelegenen Bank führte. Heftig nickte Shawn und setzte sich, legte den Kopf zurück und atmete tief ein. Der Duft von Rhododendron stieg ihm in die Nase und seine Gedanken drifteten ab zu Kai. ~*~ Dieser saß in diesem Moment in seinem Krankenhausbett und regte sich auf. "Sie hat ihn einfach weggeschleppt, Phil, kannst du dir das vorstellen?! Ich hatte noch nicht mal Gelegenheit, mich richtig zu verabschieden!" Phil, der gerade wieder zu Besuch war, nickte. "Ja, kann ich mir vorstellen." Doch Kai hörte ihm gar nicht zu, viel zu groß war der Drang, seinem Ärger Luft zu machen. "Was ist das denn für eine Mutter, bitteschön?! Erst holt sie ihn aus dem Krankenhaus, bevor er noch richtig gesund ist, dann lässt sie ihn sich nicht verabschieden und dann schleift sie ihn hier raus, als ob er nicht nur blind, sondern auch dumm oder ein Kleinkind oder so ist! Die hat doch 'nen Schaden!" Phil nickte wieder und legte Kai dann eine Hand auf die Schulter. "Hase, es bringt nichts, wenn du dich jetzt aufregst. Überleg doch lieber, wie du ihn von da wegbekommst..." Kai sah seinen besten Freund leicht verzweifelt an. "Aber eben das weiß ich doch nicht. Er ist siebzehn, also muss er entweder warten, bis er Geburtstag hat, oder zum Jugendamt gehen. Und das wird er ganz bestimmt nicht machen, da würde ich mit dir wetten." "Wann hat er denn Geburtstag?", runzelte Phil die Stirn. Kai konnte nur hilflos die Schultern zucken. "Ich hab keine Ahnung, wirklich... Wann hätte ich das denn noch fragen sollen?" "Was weißt du sonst noch?", fragte Phil weiter und Kai senkte den Kopf. "Praktisch nichts. Ich weiß nicht mal, wie er weiter heißt oder wo er wohnt oder ... irgendwas?" "Und wie willst du ihn dann wiederfinden?!" Phil schien leicht schockiert zu sein ob der völligen Unwissenheit seines Freundes. "Ich hab ihm mein Handy mitgegeben...", flüsterte Kai. Phil sprang vom Bett auf. "Und warum zum Teufel rufst du ihn dann nicht an?!" "Weil... ich..." "Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass du dich nicht getraut hast?!" "Ähm..." "Gott, Hase, dich hat's aber wirklich schwer erwischt!" Der Blauhaarige angelte sein eigenes, schon fast als antik zu bezeichnendes Handy aus der Tasche und streckte es Kai entgegen. "Du ruft ihn jetzt an! Sofort!" "Aber hier drin darf ich doch nicht..." "Dann gehen wir halt raus", bestimmt Phil und sprang auf, schob den Rollstuhl näher ans Bett und wartete ungeduldig, während Kai sich, umständlich wie immer, in das Gefährt bugsierte. In Höchstgeschwindigkeit schob der Blauhaarige seinen Freund dann aus dem Zimmer, den Flur entlang und in den Aufzug. Ungeduldig wippte Phils Fuß, während die kleine Kammer sie ins Erdgeschoss beförderte, als wäre es sein Freund, den man so dringend anrufen musste, und nicht Kais. Kaum hatten sie die Tür hinter sich gelassen, streckte Phil dem Blonden wieder das Telefon entgegen, der jedoch den Kopf schüttelte. "Lass uns doch erst mal ein bisschen vom Eingang wegkommen..." Phil gehorchte nur widerwillig, und als sie dann endlich ein ruhiges, schattiges Plätzchen erreicht hatte, drängte er Kai das Handy geradezu auf. Leicht eingeschüchtert nahm dieser das Telefon in die Hand und beäugte es ein wenig unsicher. "Anrufen, Hase. Dazu drückt man auf die Tasten, weißt du. Erst die Zahlen, dann den Hörer, und dann hältst du es ans Ohr. Dann macht es ein paar Mal tuuuut, tuuuuut, und dann wird dein Schnuffi abheben." "Ich weiß!", fauchte Kai und tippte seine eigene Handynummer ein. Er hielt den Atem an, als er auf den kleinen grünen Hörer drückte. ~*~ Shawn saß inzwischen im Gras bei seinen Lieblingsblumen. Er vergaß zwar regelmäßig, wie sie hießen, doch genauso regelmäßig nannte ihm Jupp den Namen dieser Pflanzen, die so angenehm duftete und ihn heute irgendwie an Kai erinnerten. Alles erinnerte ihn heute an Kai... Manchmal, wenn sie beide gerade unbeobachtet waren, beschrieb der alte Gärtner ihm sogar die Blüten mit ihnen Schmetterlingen und Marienkäfern. So ähnlich hatte auch Kai ihm die Rhododendren im Krankenhausgarten beschrieben... anders, und doch gleich. Shawn träumte ein wenig vor ich hin, und die Erzählungen der beiden vermutlich einzigen Menschen, denen er vertraute, begannen sich zu vermischen. Ein Vibrieren in seiner Hosentasche schreckte ihn aus seinen Gedanken. Er brauchte eine Weile, um zu erkennen, dass es das Handy war, das Kai ihm kurz vor seinem überstürzten Aufbruch im Krankenhaus noch zugesteckt hatte. Er lauschte, um sich zu vergewissern, dass niemand, und vor allem nicht Frau Herkenrath, etwas mitbekommen würde, doch alles, was er hören konnte war das leise Schnappen der Heckenschere, mit der Jupp in einiger Entfernung wohl irgendwelche Büsche bearbeitete. Erleichtert zog er nun das Handy aus der Tasche und sah sich augenblicklich mit dem nächsten Problem konfrontiert: Er würde dieses Ding bedienen müssen. Bislang hatte sich sein Umgang mit dem Gerät darauf beschränkt, es am vergangenen Abend an seine Stromversorgung zu stöpseln, da er möglichst hatte vermeiden wollte, dass Kais Handy gänzlich ausging. Er war sich nämlich nicht sicher, ob er es dann wieder angestellt bekäme. Diese Sache mit der Pin-Nummer hatte ihn doch arg verwirrt und Kai hatte noch nicht einmal die Chance gehabt, ihm das zu erklären. Jetzt grade jedoch war es wichtiger, einfach nur den Hörer abzuheben. Er ließ seinen Zeigefinger vorsichtig über die Tasten gleiten und erinnerte sich dabei an Kais Worte. Als er sich sicher war, die richtige Taste gefunden zu haben und diese gerade vorsichtig drücken wollte, wurde das Handy zwischen seinen Händen unvermittelt wieder ruhig. Shawn erstarrte. ,Es hat aufgehört? Das darf doch nicht wahr sein! Und nur weil ich so lahm war, denkt Kai jetzt ich will nicht mit ihm reden.' Panik begann sich in dem Jungen auszubreiten, als das kleine Gerät in seinen Händen sich erneut zu regen begann. "Oh Kai...!", flüsterte er erleichtert. Enthusiastisch drückte er endlich auf das Knöpfchen unter seinem Zeigefinger und hielt das Gerät dann an sein Ohr. Er lauschte... und hörte nichts, gar nichts. Mit der anderen Hand fuhr er die Konturen des Geräts ab. Doch, diese kleine Stange, die Antenne zeigte nach oben, er hielt das Gerät richtig herum. Aber warum hörte er nichts? "Hallo? ... Kai? ... Bist du das?" Doch das Handy blieb stumm. Ganz langsam und unmerklich schlichen sich ein paar Tränen in seine Augenwinkel. Er hatte Recht gehabt, es war eine Scheiß-Idee von Kai gewesen, ihm das Handy zu geben. Wie sollte er denn bitteschön diese dämlichen kleinen Knöpfe treffen, von denen er noch nicht einmal wusste, was die denn alles tun konnten. Denn dass man mit einem Handy mehr als nur telefonieren konnte, wusste er dann doch. Seine Mutter hatte schließlich auch so ein Teil. "Shawn?" "Jupp?" kam es zögerlich zurück "Ich hab dich reden hören. Bist doch sonst nicht der Typ für Selbstgespräche." "Ich... also.... Ach Jupp..." Shawn hob die Hand mit dem Handy und hielt ihm das kleine Gerät entgegen. "Das ist doch so'n Telefon, das alle neuerdings mit sich rumtragen. Wie bist du denn an so was gekommen?" "Das ist eigentlich Kais. Er war im Krankenhaus mit mir in einem Zimmer und wollte in Kontakt bleiben..." Shawn war nicht sicher, ob er dem alten Mann einfach erzählen sollte, dass er sich... verliebt hatte. Jupp war zwar wirklich lieb und bis vor kurzer Zeit der einzige gewesen, den er als Freund bezeichnet hätte, aber trotzdem, er fühlte sich ein wenig unwohl. Wenn Jupp nun etwas dagegen hatte, dass er sich in einen Jungen verliebt hatte, würde er sicher nicht mehr mit ihm reden, und dann hätte er niemanden mehr... In diesem Moment begann das Handy erneut zu vibrieren. "Da, es klingelt schon wieder, und eigentlich müsste ich jetzt einfach nur abheben... Aber ich kann das einfach nicht", schniefte Shawn. "Hm, lass mal gucken... aha... hmhm... Da ist ne Nummer angezeigt... und da drunter steht ,ruft an'. Das heißt wohl, dass diese Nummer anruft. Und noch weiter untern steht ,antworten'. Dann wirst du wohl einfach nur auf den Knopf unter dem ,Antworten' drücken müssen." "Also auf den hier?", fragt Shawn und hielt seinen Finger wieder auf die Taste, die er zuvor schon vergeblich gedrückt hatte. "Mmmm... Nein, ich glaub die daneben." "Die hier?" Shawns Finger wanderte zur benachbarten Taste. "Ich glaube, ja", bestätigte Jupp und Shawn runzelte ein wenig die Stirn. "Ich versuch's mal. Vielleicht klappt es ja jetzt..." Shawn drückte die Taste und hielt sich den Lautsprecher schnell ans Ohr. "Shawn?", hörte er Kais Stimme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)