Treffpunkt: 19.00 Uhr, Nirgendwo in Tokyo von Kokomiko ================================================================================ Kapitel 3: Das dritte Treffen ----------------------------- Was heißt komisch. Ich finds nicht komisch. Ran verhält sich absolut korrekt. Wisst ihr das es ganz schön schwer war, keinerlei Emotionen über Shin-ichi zu schreiben. Immerhin bin ich in den anderen Fics immer zwischen beiden hin und her gependelt. Hier wollte ich mal alles nur mit Betrachtung auf Ran schreiben. ________________________________________________________________________________ Ran schreckte hoch. Sofort wanderten ihr Augen auf die Uhr. Es war 19.00 Uhr. Diese Uhrzeit schien sie zu verfolgen. Wie auch an den letzten beiden Abenden trat sie ans Fenster. Nur heute mit einer gewissen Vorahnung. Er würde auch heute wieder an ihrem Fenster vorbeihuschen. Von allen unbemerkt. Nur sie, sie würde ihn sehen. So wie vorgestern und so wie gestern. Nur noch wenige Sekunden. Langsam zählte sie von zehn auf null. Ein Lächeln verschönerte ihr Gesicht. Sie hatte es gewusst. Shin-ichi hatte soeben die Detektei passiert. Kaum hatte sie ihn gesehen, verspürte sie den Drang ihm zu folgen. 'Ich bitte dich noch um eines, bleibe bitte zu Hause.' Wieder klangen seine letzten Worte in ihrem Kopf. Nein ich kann nicht. Rans Drang ihm doch zu folgen wurde jedoch immer stärker. Nein nicht, sagte sie sich und ihre Finger krallten sich in seinem Pullover fest. Er wollte es so. Als Trost hatte er ja seinen Pullover bei ihr gelassen. Ran begann zu zittern. Sie schloss die Augen und kämpfte mit sich. Aber ihre guten Absichten verloren. Schnell warf sie den Pullover aufs Bett und zog sich an. An der Ecke machte sie eine Pause. Von hier aus war sie immer gestartet. Schon zweimal war sie den Weg gegangen ohne ihn zu kennen, so wie sie ihn auch jetzt nicht kannte. Schon zweimal hatte sie ihn gefunden und sie wusste nun, auch heute würde sie am Ende auf Shin-ichi treffen. Ran holte tief Luft. Ihre ganzen Gedanken konzentrierten sich voll auf Shin-ichi. Dann lief los, ließ sich treiben. Straßenlaternen flogen an ihr vorbei. Die wenigen Menschen die noch unterwegs waren, blickten ihr verwundert nach. Und irgendwann war sie allein. Dunkelheit umfing sie. Sie verlangsamte ihr Tempo bis sie still stand. Nur noch ein paar Schritte und sie war wieder an den Lagerhallen angelangt. Wieder einmal war sie hier, und auch dieses Mal hatte sie sich den Weg nicht gemerkt. Dunkel lagen die Lagerhallen vor ihr. Die Stille nahm sie gefangen. Nicht einmal eine Stecknadel hätte man fallen hören können. Eine dicke Gänsehaut kroch ihr den Rücken hoch. Wie immer. Ran dachte an diese Männer, bald würden sie ihr über den Weg laufen. Sie musste so schnell wie möglich ein Versteck finden, noch bevor sie gesehen wurde. Die Angst nahm langsam Überhand in ihr. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, sie sollte nicht hier sein. Und doch war da dieses beruhigende Gefühl, dieses Gefühl welches er verströmte. Er war also schon hier. Konnte er ihre Anwesenheit spüren, so wie sie seine wahrnahm? Ran musste handeln, schnell handeln. Zügig setzte sie ihren Weg fort. Immer darauf bedacht nicht entdeckt zu werden. Langsam hatte sie auch Übung darin, Shin-ichis unsichtbarer Spur zu folgen. Innerhalb kurzer Zeit hatte sie ihn aufgespürt. Und von diesen beiden Männern war noch nichts zu hören. Shin-ichi trat aus der Dunkelheit. "Sturkopf kannst du nicht mal das tun was man dir sagt?" "Hör mal, ich habe dich ewig nicht gesehen, geschweige mit dir gesprochen. Da ist es doch selbstverständlich das ich ..." Ran hielt inne. Sie und Shin-ichi wendete ihre Köpfe in Richtung Straße. Angespannt lauschten sie. Es ist soweit, sagte sich Ran und begab sich ohne das Shin-ichi was sagen musste weiter nach hinten in die Dunkelheit. Sie schloss die Augen und verharrte mit leicht gesenktem Kopf an der hintersten Wand. Neben ihr Shin-ichi. Selbst seine Atmung konnte sie nicht mal hören. Kaum waren die beiden Männer vorbei, lösten sie sich aus ihrer Position und begaben sich schnell nach vorn. Neugierig schauten sie den Männern in schwarz nach. Ich kenne sie, sagte Ran sich. Aber woher? Wo hatte sie die beiden schon einmal gesehen? Ran zeigte mit den Kopf den beiden hinterher, zum Zeichen, das sie ihnen folgen sollten. Leise schlich sie hinter Shin-ichi her, immer die beiden Männer im Auge behaltend. Nach einiger Zeit verschwanden sie in ein Lagerhaus. Enttäuscht blieben sie stehen. War das alles? Shin-ichi drückte Ran wieder in eine Seitengasse. "Was ist da drin?" Fragte Ran und spähte hinüber zu der Halle in der die beiden Männer verschwunden waren. "Keine Ahnung." Shin-ichis Worte jagten ihr Angst ein. Sie gaben ihr keine konkrete Antwort und die Furcht stieg in ihr hoch. Sie wunderte sich über ihren Mut, überhaupt den beiden so einfach zu folgen. Wie konnte sie nur. Sie spürte doch, das mit den beiden nicht gut Kirschen essen war, das es besser war, sich von ihnen fernzuhalten. Selbst Shin-ichi war dieser Meinung. Ran schaute hoch. Ihre Erinnerungen aus der Vergangenheit kamen wieder. Als sie den Männern das allererste Mal begegnet waren, da war Shin-ichi noch an ihrer Seite, hatte er sie noch nicht allein gelassen. Und als er den beiden damals folgte, blieb sie zurück. Allein. Bis jetzt. "Ran." Wisperte Shin-ichi. Sie zuckte zusammen. Shin-ichi war so dicht an ihrem Ohr, als würde er sie liebkosen. Irritiert sah sie ihn an. Er hatte aber nur einen Finger auf den Mund gelegt. Ran schwieg und lauschte. Nun wusste sie worauf Shin-ichi sie aufmerksam machen wollte. Gerade schaffte sie es noch, sich zur Seite zu drehen. Kaum waren die beiden Männer an ihnen vorbei gegangen, als Shin-ichi aufsprang und ihnen leise hinterher setzte. Ran folgte ihm wiederwillig. Aber ein weiteres mal allein zurückbleiben, so wie damals, das wollte sie auch wieder nicht. An der Ecke hatte sie Shin-ichi wieder eingeholt. Verdattert schaute er in die Richtung, in der die Männer verschunden waren. "Sie sind weg." Flüsterte er ihr zu. "Einfach wie vom Erdboden verschluckt." "Das ging mir mit dir ähnlich." Flüsterte Ran zurück. "Komm, aber sei vorsichtig. Es kann sein, das sie noch in der Nähe sind." Der Weg schien Ran unendlich lang zu sein. Er schien einfach kein Ende nehmen zu wollen. So leise, wie sie noch nie gewesen waren, kamen sie am Ende der Lagerhallen an. Ran drehte sich um und überflog mit ihren Augen die Gegend. Ruhig und verlassen lag sie da. Man könnte glauben ein Bild des Friedens. Und doch verströmte sie dieses unheimliche Gefühl. Diese Männer, weswegen Shin-ichi hier war, was suchten sie hier. Versteckten sie sich? Was verbargen sie? Und weswegen war Shin-ichi hinter ihnen her? "Komm." Shin-ichi schickte sich an den Heimweg anzutreten. Ran trottete ihm hinterher. Sie kannte die Prozedur schon. Alleine fand sie den Weg sowieso nicht. Also folgte sie ihm nur. Die Gegend wurde belebter. Ran atmete durch. Bald würde sie wieder in der Detektei sein. Morgen würde sie zu Hause bleiben, das stand fest. "Ran?" Shin-ichi blieb stehen und Ran stieß mit ihm zusammen. "Tschuldigung." Murmelte sie erschrocken. Sie hatte nicht erwartet das er so plötzlich stehen bleiben würde. "Es ist..., es ist wegen vorgestern." "Wegen vorgestern?" Shin-ichi zog Ran in eine dunkle Ecke. "Du hast etwas besseres verdient." Flüsterte er und seine Augen folgten der Bewegung seiner Hand, welche zärtlich über ihre Wangen stricht. "Es sollte anders sein." Ran wahr wie gelähmt, konnte sich keinen Millimeter bewegen. Das was Shin-ichi tat, war ungewöhnlich. Und seine Worte waren ihr eher ein Rätsel, als das sie eine sinnvolle Aussage ergeben hätten. Was sollte das alles werden? Shin-ichi strich mit dem Daumen über ihre Lippen, während ihre Wange in seiner Handfläche ruhte. Diese Berührung, sie tat unheimlich gut. Sie verstärkte nur ihre Gefühle zu ihm. Sie schloss die Augen und gab sich diesem guten Gefühl hin. Warum tat er das? Langsam öffnete sie die Lider. Erkannte ein Lächeln in seinem Gesicht, das ihr sagte, das er ihre Gefühle verstand. Und Ran wehrte sich auch nicht dagegen, als er mit seinem Gesicht auf sie zukam. Seine Augen schielten leicht, weil er damit ihre Lippen fixierte. Fast zeitgleich schlossen beide ihre Augen und im selben Moment berührten sich ihre Lippen. Ran spürte sie deutlich. Und dann wurde sie von ihm in seine Arme gezogen. Ihr wurde heiß und ein Schwindelgefühl erfasste sie. Das war es, das war was sie wollte. So hatte sie sich ihren ersten Kuss vorgestellt. So in seinen Armen zu liegen, ihn zu spüren. Seine Kraft, seine Leidenschaft, es war das erste Mal in ihrem Leben das sie ihn so wahrnahm. Und nun ergaben seine Worte auch einen Sinn. Als sie sich ihre Lippen voneinander lösten, zog Shin-ichi sie noch näher zu sich. Dicht kuschelte er sein Gesicht an ihren Hals. Ran hörte ihn leise seufzen. Zärtlich küsste er ihren Hals. "Es bleibt unser Geheimnis." Wisperte er in ihr Ohr und begann erneut zu kuscheln. Ran nickte, sie hatte verstanden. "Ja." Flüsterte sie und fuhr ihm mit ihren Fingern liebvoll durch sein Haar. Nur schwer schob Shin-ichi Ran von sich. Sachte griff er nach ihrer Hand und sie setzten ihren Weg fort. Vor der Detektei blieben sie stehen. Beide schauten sich in die Augen. Ran erkannte in den seinigen ein zufriedenes glitzern. Und sie war sich sicher, das ihre auch leuchteten. Sie war einfach zu glücklich. "Bleib bitte morgen zu Hause." Sagte Shin-ichi. Wieder strich er ihr mit der Hand über ihre Wangen. Ran schreckte zurück. Da hatten sie sich eben gefunden, hatten festgestellt, das zwischen ihnen mehr als nur Freundschaft gab, und er sprach davon, das er sie wieder nicht bei sich haben wollte. Traurig wendete sie sich zum gehen zu. Oben an der Treppe drehte sie sich um, aber Shin-ichi war bereits verschwunden. Müde begab sie sich in ihr Zimmer. Dieser Abend war anstrengend und doch schön gewesen. Ran ließ sich aufs Bett fallen. Wie ein Film spulte sich der Abend in ihrem Kopf ab. Sie hatte diese Männer schon einmal gesehen und sie brachten Unheil mit sich. Aber welches? Sie und Shin-ichi waren hinter ihnen her, so wie die beiden hinter ihm und ihr her waren. Aber wieso? Ran spürte wieder seine Arme die sie hielten. Sie waren kraftvoll und doch zärtlich. Und seine Lippen, so sanft und weich. Und sie ließen diese Worte aus seinem Mund hervorkommen. Diese Worte, das er sie nicht bei sich zu haben wünscht. Warum? Oder hatte das was er sagte noch eine ganz andere Bedeutung, deren Grund sie nur nicht erkannte? Ran fühlte die bleiernde Schwere der Müdigkeit. Und das schwarze Loch sog sie einfach auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)