Lovestory von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Hold me ------------------ Titel: Lovestory Kapitel 2/3 (+Epilog) Autor: cristall Email: cris@originalbishounen.com Livejournal: www.livejournal.com/users/cris_mimi Genre: Harry Potter Warnings: Slash, Drama, Death Pairing: Harry/Draco; Hints auf Hermione/Ron, Dean/Seamus, Remus/Sirius Anmerkung: Es tut mir wahnsinnig leid, dass dieses Kapitel so ewig gedauert hat, aber diesmal war es nicht nur meine Schuld. Vor etwa einem Monat hat es mein Grandpa geschafft seine Festplatte zu schrotten und alle Daten waren weg - sprich auch das damals fast fertige Kapitel 2 von Lovestory. Danach musste ich logischerweise alles noch mal schreiben, was mir eigentlich ganz lieb war, da ich so alles noch mal neu aufziehen konnte. Deshalb passen die Cookies, die vor einiger Zeit in meinem Livejournal waren nun nicht mehr zu diesem Kapitel. Der im ersten Kapitel vorgegebene Inhalt passt jedoch dennoch. Nur die Beziehungen der Personen haben sich etwas geändert. Dieses Kapitel hat sich etwas länger gezogen und ist damit das bisher längste mit 26 Seiten (ca. 18.000 Wörter). Das dritte Kapitel wird dieses wohl jedoch noch schlagen, da dort noch ein paar neue Aspekte hinzukommen werden und schließlich das große Finale stattfinden wird. Und im Epilog wartet dann noch die ein oder andere Überraschung, deshalb würde es mich freuen, wenn noch ein paar Leute diese Story lesen würde. Vielen Dank für eure Geduld. Chapter 2 - Hold me More than angry words I hate this silence It's getting so loud Well I want to scream But bitterness has silenced these emotions It's getting hard to breathe So tell me isn't happiness Worth more than a gold diamond ring? I'm willing to do anything To calm the storm in my heart I've never been the praying kind But lately I've been down upon my knees Not looking for a miracle Just a reason to believe Savage Garden - Hold me Die Tage, die folgten waren geprägt von fast täglichen Angriffen. Harry vergrab sich im Training und in den Kämpfen und wenn er nicht mit dem Krieg beschäftigt war, so saß er bei Draco und erklärte ihm die Sachen, die sie in den wenigen Unterrichtsstunden besprochen hatten oder trainierte mit ihm. Und in all der Zeit beobachtete Hermione ihn jede Sekunde. Harry wusste dies, aber er ignorierte sie einfach. Hermione machte sich immer mehr Sorgen, als notwendig war, dass war ihre Art Zuneigung zu zeigen. Und nun, da Ron nicht mehr da war, galt all ihre Aufmerksamkeit Harry. Harry hatte irgendwann aufgehört zu zählen wie oft sie ihm heimlich gefolgt war. Was machte das denn schon? Sie tat ihm ja nichts, mischte sich nicht ein, sie war nur einfach da. Der einzige Raum in dem sie ihm nicht folgte war Dracos Zimmer. Nicht, dass es dort irgendetwas gab was Harry geheim halten wollte. Er und Draco redeten über nichts was nicht die Schule oder die Kämpfe betraf. Sie redeten nie über irgendetwas persönliches... nie über irgendetwas wirklich Wichtiges. Harry selbst war eigentlich froh, dass sie nicht redeten. So musste er auch nicht nachdenken. Nicht darüber wie Ron sie verlassen hatte, wie er sie alle verraten hatte. Warum? Harry schüttelte den Kopf und ignorierte die Frage die sich wie so oft in den letzten Tagen in seinen Gedanken gebildet hatte. Es brachte nichts darüber nachzudenken. Er würde so oder so keine Antwort finden. "Worüber denkst du nach?", fragte Draco mit einem Male und Harry schreckte aus seinen Gedanken hoch. "Was?", fragte er und Draco lächelte leicht und kniff ihn dann kurz in die Seite. "Du warst mit einem Male ganz woanders.", stellte Draco fest und Harry brauchte einen weiteren Moment um zu verstehen was geschehen war. Dann stand er ruckartig auf, packte seine wenigen Sachen zusammen, die er zum Lernen mitgebracht hatte. "Ich muss gehen.", erklärte er und war bereits an der Tür, als Draco es schließlich schaffte zu reagieren. "Was soll das Potter?", sprach er Harry so scharf an wie er es schon lange nicht mehr getan hatte. Und wahrscheinlich nur deshalb blieb Harry stehen und drehte sich um, denn der Tonfall erinnerte ihn an die Verfangenheit, der er so sehr nachtrauerte. Im ersten Moment wollte er sich irgendeine Ausrede einfallen lassen - er musste jetzt einfach alleine sein, egal auf welchem Wege - aber dann entschied er sich anders. Draco hatte einfach nicht das Recht ihm eine so persönliche Frage zu stellen. Er war keinerlei Rechtfertigung schuldig. Und so drehte er sich schließlich einfach weg und verließ den Raum ohne Draco noch einmal anzublicken. ~*~ Hermione wartete im Gemeinschaftssaal auf ihn. Sie saß alleine in den Sesseln vor dem Kamin, denn die Gryffindors gingen ihr aus dem Weg seit Ron gegangen war. Niemand wusste, wie er mit Hermione umgehen sollte, denn es war in letzter Zeit nicht selten passiert, dass Hermione plötzlich ausgerastet oder in Tränen ausgebrochen war. Und dennoch hasste Harry die Art wie die Anderen Hermione ausgrenzten. Sie waren doch ein Haus, eine Familie. Und dennoch hielten sie nicht zusammen. Waren Familien vielleicht doch nicht so ideal wie Harry immer geglaubt hatte? Harry zögerte nicht sich zu ihr zu setzen. Er selbst war auch einmal so kompliziert gewesen, kurz nach Sirius Tod und Hermione war damals dennoch jederzeit für ihn da gewesen. Es war seine Pflicht jetzt genauso für sie da zu sein. Hermione blickte von dem Buch auf, das sie gerade las und klappte es dann zu, als sie Harry erkannte. "Du bist schon früh zurück.", erklärte sie erstaunt. Wenn Harry bei Draco zum Lernen war kam er fast nie vor Mitternacht zurück, denn Draco war ein wissensdurstiger Schüler, der nachfragte bis er wirklich alles verstanden hatte. Harry zuckte mit den Schultern und öffnete die obersten Knöpfe seines Hemdes. Es war warm am Feuer. "Hast du wieder den ganzen Abend gelesen?", fragte er sie und sie lächelte verlegen, so wie sie es bei dieser Frage immer tat, doch an diesem Abend - an jedem Abend seit Ron gegangen war sah es gestellt aus und es schmerzte Harry, das Leid hinter der Illusion des Glücks zu sehen, denn trotz allem liebte er Hermione über alles. "Es ist ein interessantes Buch.", erklärte sie. "Das würde auch dich interessieren. Es geht um Abwehrzauber... wie man zum Beispiel nur mit geistiger Kraft ein Schild aufbauen kann." "Leih es mir wenn du fertig bist.", sagte er, denn natürlich wurde von ihm erwartet, dass er begierig alle Bücher las die im Krieg hilfreich sein konnten. Harry strich sich die Haare aus dem Gesicht und lehnte sich gemütlich im Sessel zurück. Die Sache mit Draco lies ihn nicht los. Sie hatten immer alles Persönliche vermieden, denn dadurch wäre es nur noch komplizierter geworden, aber als Draco gefragt hatte, ob alles in Ordnung war hatte es fast so geklungen, als wäre er wirklich an Harrys Wohl interessiert. Er blickte sich im Raum um, um auf andere Gedanken zu kommen: Seamus saß auf dem Fensterbrett und beobachtete Dean, der am Tisch hockte und irgendetwas schrieb. "Reden sie immer noch nicht miteinander?", fragte er besorgt, denn Dean sah müde und geschafft aus. Natürlich sahen sie alle so aus, schließlich war dies hier ein Krieg, aber Harry war sich sicher, dass es Dean besser gehen würde, wenn er wenigstens Seamus an seiner Seite hatte. Harry hatte sich immer besser gefühlt, wenn Ron bei ihm gewesen war. Aber nun war Ron gegangen und hatte zu viele begangen, als das man ihm noch hätte verzeihen können. Und auch die Ursache dieser Kluft war ein Fehler Rons. Hermione schlug das Buch wieder auf und begann demonstrativ weiter zu lesen. "Das ist ihr Problem.", meinte sie noch, dann war sie schon wieder in das Buch vertieft und Harry sparte sich seinen Kommentar, dass es sehr wohl auch ihr Problem war. Schließlich waren Dean und Seamus auch ihre Freunde. Harry blieb eine Weile stumm in dem Sessel sitzen, bevor er schließlich doch aufstand und zu Seamus ging. Er hatte schon bei Ron den Fehler gemacht zu lange nichts zu sagen und er wollte nicht wie Ron solange Fehler machen, bis es keine Entschuldigung mehr gab. Er würde handeln bevor es zu spät war. Oder zumindest versuchen zu handeln, so dass er sich nachher nichts würde vorwerfen müssen. "Hey Seam'.", sagte Harry und setzte sich neben Seamus auf das Fensterbrett. Seamus blickte ihn erstaunt an. Sie hatten seit dem Vorfall mit Ron nicht miteinander geredet, weil Harry immer auf Deans Seite gestanden hatte. Harry erkannte nun, dass das ein Fehler gewesen war. Er hatte einfach angenommen, dass Deans Meinung die Richtige war, doch er hätte Seamus zumindest einmal zuhören müssen. Harry bemerkte aus den Augenwinkeln, dass Dean sie beobachtete. Gut so, dachte Harry sich und wandte sich dann endgültig Seamus zu, wenn Dean sie beobachtete bedeutete das, dass er sich noch immer für die Freundschaft interessierte. "Ich wollte mit dir reden Seamus.". Harry zog die Beine hoch, so dass er Seamus direkt anblickte und seine Beine gegen Seamus gelehnt waren. "Wegen Dean?", fragte Seamus und Harry hatte die Vermutung, dass Seamus schon lange auf dieses Gespräch gewartet hatte. Nur hatte er selbst wohl nie den Mut gehabt es zu beginnen. Harry konnte ihn verstehen. ER hatte bei Ron auch nie genügend Mut gehabt. Und das war es, was sie alle davon abhielt etwas zu ändern: Der Mut den ersten Schritt zu machen... und dabei waren sie doch Gryffindors. Harry nickte. "Willst du nicht endlich mit ihm reden?", fragte Harry und Seamus drehte den Kopf und blickte nach draußen. "Er ist sauer auf mich. Nicht ich auf ihn." "Aber du weißt doch warum er sauer auf dich ist.", meinte Harry so sanft wie es für ihn möglich war. Versöhnungsgespräche waren noch nie seine Stärke gewesen. "Eben nicht.", erwiderte der Ire und seine Stimme wurde langsam lauter. Harry ließ sich davon nicht aus der Bahn bringen. Eine Gruppe Erstklässler verließ den Raum in Richtung Schlafsaal. Sie schienen wohl Angst vor einem großen Streit zu haben - zu Recht, wie Harry anmerken musste, wenn er Seamus betrachtete. Dennoch brach Harry das Gespräch nicht ab. Er hatte es sich vorgenommen, jetzt würde er das Ganze auch durchziehen. Er wollte denselben Fehler nicht noch einmal machen. Er wiederholte diesen Vorsatz immer wieder in Gedanken, als könne er ihn dadurch erfüllen. "Seamus.". Harry griff nach Seamus Hand. "Komm schon. Als das mit Ron war... da bist du Dean noch hinterhergelaufen um dich zu entschuldigen... und jetzt willst du mir erzählen , dass du nicht weißt was los ist?" "Aber warum... warum musste er so reagieren... ich meine.. das mit Ron hatte doch nichts mit ihm zu tun.. Ich weiß einfach nicht, warum er so ein Theater machen muss." "Weißt du das wirklich nicht?" Seamus drehte sich ruckartig um und erstarrte, als er Dean neben sich stehen sah. "Dean...", begann er und brach dann ab, warf Harry einen Hilfe suchenden Blick zu, doch Harry schüttelte den Kopf und lächelte ihn sanft an. Er drückte Seamus Hand noch einmal, dann stand er auf und ließ die beiden alleine stehen, ließ sich wieder gegenüber von Hermione in den Sessel fallen, atmete erleichtert auf. Seine beste Freundin blickte noch nicht einmal von ihrem Buch auf, als sie sprach. "Seamus und Dean sind nicht du und Ron, Harry." "Nein.", sagte Harry und versuchte sich seinen Schmerz nicht anmerken zu lassen. "Denn die sind wieder Freunde." "Fühlst du dich dadurch jetzt besser?", fragte sie und es klang wie ein Vorwurf. ~*~ Das Training am nächsten Tag, geleitet von Harry, sollte dieser nicht so schnell vergessen. Auch wenn die Jugendordensversammlung beschlossen hatte, dass alle Vertrauensschüler das Training leiten würden so hatte sich schnell herausgestellt, dass Harry der Beste für diesen Job war. Und als er vorgeschlagen hatte die Leitung zu übernehmen, während die anderen die Schüler beobachteten hatte niemand widersprochen. Snape hatte gestern die Schule verlassen und keiner wusste wann er wiederkommen würde. Natürlich war dies nie offiziell gesagt worden - Hoffnung war das was sie alle momentan am nötigsten hatten, aber es war jedem klar was los war, als Snape nicht zum Training auftauchte. Lehrer waren sowieso selten beim Training, aber Donnerstags kam Snape eigentlich immer, so wie McGonagall jeden Dienstag kam um sich davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung war. Die Schüler begannen zu reden und zu flüstern und Harry merkte wie das Schweigen einsetze, sobald er näher an eine Gruppe Schüler herantrat um ihr Training zu überprüfen. Harry wurde langsam bewusst wie viel sich eigentlich verändert hatte. Ihm wurden Dinge klar, die er schon längst hätte bemerken müssen. Es war als würde sich ein Schleier lüften der ihm jahrelang die Sicht beeinträchtigt hatte. Er gehörte nicht mehr zu seinen Mitschülern. Er war nun ein Mitglied des Ordens, er leitete als einziger Sechstklässler eine der Kampftruppe, er führte das Training an - er war ihre Hoffnung, er war ihr Held. Aber mehr auch nicht. Natürlich hatte er noch nie wirklich zu ihnen gehört nicht wahr? Er war immer besonders gewesen... anders gewesen. Und doch war alles was er immer gewollt hatte dazu zu gehören. Ron und Hermione hatten ihm das Gefühl gegeben vielleicht doch ein Teil der Gruppe - ein ganz normaler Junge zu sein. Als Ron und er sich in ihrem vierten Jahr zum ersten Mal stritten wurde Harry langsam klar, dass es wohl doch nicht so einfach war. Doch als nachher alles wieder in Ordnung war, da er hatte er sich keine Gedanken mehr gemacht und die Bedenken einfach verdrängt. Aber nun war Ron weg und Hermione hatte sich von ihm abgewandt und er stand alleine da. Seine einzige Verbindung zu der Schülerschaft war gerissen. Er war kein Kind mehr - aber er war auch noch kein Erwachsener. Er war ein Held. Zumindest war es das was alle glaubten. Nur konnte Harry selbst es nicht glauben - und vielleicht war es gerade das, was ihn davon abhielt wirklich zum Helden zu werden. All dies und noch viel mehr wurde Harry während diesem einen Training klar. Und auch wenn er versuchte sich wie immer nichts anmerken zu lassen, denn Trauer und Leid raubte die Hoffnung wie Dunkelheit das Licht. So fiel das Training doch härter aus als jemals zuvor, denn unbewusst wollte Harry die Schüler wohl irgendwie bestrafen, weil sie ihn nicht akzeptierten. Das war jedoch nicht das, was sich an diesem Abend am meisten bei ihm einprägte. Das ereignisvollste war, als die Tür aufging und Draco Malfoy eintrat. Sofort war der ganze Raum ruhig. Niemand sprach mehr, niemand bewegte sich. Alle starrten nur den blonden Jungen an, der vollkommen gelassen in der Tür stand. Blaise Zabini war der erste, der sich aus der Starre löste. Bevor irgendjemand reagieren konnte war er mit einem Male losgerannt und warf sich Draco in die Arme. Harry erinnerte sich mal von Pavarti gehört zu haben, dass Zabini in Zusammenhang mit Malfoy der einzige war den man auch nur ansatzweise Freund nennen konnte. "Du verdammter Idiot.", schimpfte Blaise und drückte Draco dabei noch näher an sich. Zu Harrys Überraschung ließ dieser die Umarmung zu, erwiderte sie sogar. "Ich hab mir Sorgen gemacht weißt du das?" Draco antwortete nicht, aber Blaise schien auch nicht wirklich eine Antwort zu erwarten. Blaise ließ Draco los und gab nun auch den anderen Slytherins die Chance Draco zu begrüßen. Doch keiner außer Pansy getraute sich Draco zu umarmen, obwohl ihnen allen die Freude wahrlich anzusehen war. Ihr Prinz, ihre Hoffnung, ihr Held war wieder da. Die Slytherins würden Harry nicht brauchen solange sie nur Draco hatten. Die Gryffindors schienen von Malfoys Anwesenheit nicht begeistert zu sein. Doch niemand hatte etwas anderes erwartet. Harry jedoch ließ sich davon nicht aufhalten. Er schritt durch die Gryffindors durch, die doch tatsächlich leicht zurückwichen. Harry konnte innerlich nur grinsen. Dramatischer ging es nun wirklich nicht, oder? Draco schien das selbe zu denken, denn er grinste als Harry schließlich vor ihm stand. "Willkommen zurück Malfoy.", erklärte Harry und streckte Draco die Hand entgegen. Draco schaute ihn einen Moment lang an, dann lächelte er und drückte Harrys Hand. Ein bedeutender Moment, sowohl für Gryffindor und Slytherin, als auch für Harry und Draco "Es freut mich wieder zurück zu sein.". Es klang, als wäre es wirklich so gemeint Harry hielt Dracos Hand einen weiteren Moment lang fest, dann drehte er sich zu seiner Trainingstruppe um. "Ich glaube nicht, dass ich eine Pause angeordnet habe. Weiter trainieren", stellte er in scharfen Ton fest. Die Schüler wandten ihren Blick sofort ab. "Malfoy, du trainierst mit mir gemeinsam.". Harry sah aus den Augenwinkeln wie Draco ihm folgte und drehte sich nicht mehr um, sondern beachtete Draco erst wieder als er am anderen Ende des Raumes angekommen war. Harry blieb stehen und Draco trat direkt neben ihn. Harry blickte sich um. Niemand stand in ihrer Nähe und alle waren wie befohlen mit dem Training beschäftigt. Harry blickte den Slytherin fragend an. "Ich hatte nicht erwartet dich hier zu sehen. Wolltest du dich nicht verstecken?" Er versuchte die Besorgnis, die in ihm aufstieg aus seiner Stimme zu verbannen. Es gab nichts Persönliches. Auch er musste sich an die Regeln halten die er selbst aufgestellt hatte. Dennoch fragte er weiter. "Bringt dich das nicht in Gefahr?" "Deine Sorge um mich ist rührend Potter... aber ich denke nicht, dass das dein Problem sein sollte." Harry fühlte sich mit einem Male verletzt. Das hier ging ihn etwas an. Draco war ein Teil seines Lebens geworden. Nicht unbedingt ein positiver Teil, aber er gehörte einfach dazu. Und dann erinnerte er sich was passiert war, als er das letzte Mal bei Draco gewesen war. Hatte er Draco nicht genau dasselbe angetan? Sich zurückgezogen sobald es persönlich wurde? Hatte er dann überhaupt das Recht nun verletzte zu sein? ER verdammte die Regeln. Das hier war ein Krieg wer hielt sich schon an Regeln? In Harrys Kopf drehte sich alles. Er konnte einfach nicht genau sagen wie nun eigentlich die Verbindung zwischen ihm und Draco war. Waren sie immer noch Feinde? Waren sie verbündete? Waren sie Freunde? War es überhaupt wichtig was sie waren? Ja. Ja, für Harry war es wichtig. Er wusste nicht genau warum es wichtig war (oder vielleicht wollte er auch einfach nicht darüber nachdenken), aber an einigen Tatsachen konnte man einfach nichts ändern. Harry zuckte zusammen und blickte auf als eine Hand über seinen Unterarm strich. Eine federleichte Berührung durch Draco, die niemand außer ihnen beiden bemerkte. "Keine Angst.", erklärte Draco und er flüsterte nur, denn die Schüler, die in ihrer näheren Umgebung trainieren wurden langsam aufmerksam. "Die Entscheidung hat McGonagall getroffen. Mir wird nichts passieren, solange jemand aus dem Orden bei mir ist." Er blickte sich überprüfend um und fügte dann noch bestimmender hinzu: "Und ich werde nicht zulassen, dass durch meine Anwesenheit irgendjemand anderem Schaden zugefügt wird. Egal wem." Harry strich sich nervös mit der Zunge über die trockenen und aufgesprungen Lippen, wusste nicht wirklich was er sagen sollte. Was sagte man in einer solchen Situation? In was für einer Situation befand er sich überhaupt? Draco schien seine Unsicherheit zu bemerken - wie er auch immer alles andere bemerkte - denn er zog seinen Zauberstab aus seiner Jackentasche. "Lass uns trainieren, Harry." Zu seiner Überraschung fühlte Harry wie er lächelte. "In Ordnung Draco." Was auch immer es war was zwischen ihnen war, wenn es ihn zum lachen brachte konnte es ja nur etwas gutes sein oder? ~*~ Als das Training zu Ende war wartete Minerva McGonagall am Eingang des Raumes auf Harry. Harry verließ den Raum als Letzter, jedoch gemeinsam mit Hermione und Draco. Es war nicht so, dass dies abgesprochen gewesen war. Es hatte sich einfach so ergeben. Draco, der ja nun einmal mit Harry zusammen trainierte hatte, war einfach an seiner Seite geblieben bis sie mit allem fertig gewesen waren und Hermione hatte wie immer bis zur letzt möglichsten Sekunde trainiert. Als Harry zusammen mit Draco de Raum verlassen wollte und Hermione sagte, dass sie nun gehen musste, hatte sie Draco zwar für einen Moment einen Blick zugeworfen denn Harry nicht hatte deuten können, hatte aber nichts gesagt. Ihre Freundschaft war einfach nicht mehr stark genug um Kritik zuzulassen. Minerva jedoch zeigte keinerlei Verwunderung über das neue Trio. Es war in diesem Moment in dem sie Minerva gegenüber standen, als Harry erst Hermiones Blick im Raum verstand. Es war... als wären sie ein neues Trio. Als hätte Draco Rons Stelle eingenommen. Was natürlich nicht so war, aber Harry wusste, dass dies nun nicht der richtige Moment war um Hermione das zu erklären. Dennoch konnte er nicht verstehen wie Hermione überhaupt annehmen konnte, dass er Ersatz für Ron suchte. Harry versuchte sich zu konzentrieren. Dies hier war nicht der richtige Moment um über so etwas nachzudenken. Wenn Minerva ihn schon extra aufsuchte, dann musste es einfach um etwas wichtiges gehen. "Harry.", sagte Minerva und trat auf den Angesprochenen zu. "Ich muss mit dir reden." Harry blickte Hermione und Draco auffordernd an. "Geht schon mal vor. Malfoy, wir sehen uns später." Draco nickte und ging, während Hermione neben Harry stehen blieb. "Hermione...", begann er, doch Minerva unterbrach ihn. "Schon in Ordnung Harry, dass was wir zu besprechen haben geht auch Hermione etwas an." Sie blickte sich um, als hätte sie Angst verfolgt zu werden. "Am besten gehen wir in mein Büro." Harry warf Hermione einen Seitenblick zu, doch sie reagierte nicht darauf. Er seufzte verhalten, bevor er mit langsamen Bewegungen Minerva folgte. Harry gestand es sich selbst natürlich nicht ein, aber er wünschte sich Draco wäre bei ihm geblieben. ~*~ "Gestern wurden dem Orden einige Fotografien zugespielt.", erklärte Minerva und reichte Harry einen verschlossenen Umschlag. Bevor er ihn jedoch öffnen konnte stellte Hermione bereits ihre erste Frage. "Von wem kam der Umschlag Minerva?", fragte sie und die Professorin lächelte, als hätte sie genau diese Frage erwartet. "Von einem Mitglied aus dem Orden. Den Namen kann ich euch verständlicher Weise nicht sagen." Harry verzog das Gesicht. Das war doch nur eine andere Art und Weise ihnen mitzuteilen, dass sie noch immer keine vollwertigen Mitglieder des Ordens waren, dass sie in den Augen der anderen Mitglieder nur Kinder waren. Er konnte das nicht mehr ausstehen. Er wollte nicht einerseits zum Helden erkoren werden und andererseits immer als Kind angesehen werden. Er wollte endlich... er wollte endlich... Er überlegte einen Moment lang, denn er hatte seit Jahren nicht mehr darüber nachgedacht was er wollte. Und dann stellte er überrascht fest, dass er nichts anderes wollte, als er selbst zu sein. Aber war das wirklich so überraschend? Hermione räusperte übertrieben und Harry blickte sie entschuldigend an, bevor er den Briefumschlag öffnete und die Fotos rausholte. Die Bilder waren von schlechter Qualität, unscharf und dunkel. Dennoch begann Harry nach nur wenigen Sekunden immer mehr Einzelheiten wahrzunehmen. Es waren Aufnahmen eines Todessertreffens. Da Tageszeit und Umgebung immer gleich waren nahm Harry an, dass alle Bilder dasselbe Treffen zeigten. Harry verharrte. Auf keinem der Bilder erkannte man Gesichter, doch auf diesem... er war sich nicht sicher, aber... er beobachtete die Bewegungen, wartete auf den richtigen Augenblick. Das Bild fror genau im richtigen Moment ein. Neben ihm begann Hermione zu schluchzen. Harry wusste, dass von ihm erwartet wurde sie in den Arm zu nehmen und zu trösten, aber er konnte einfach nicht. Er war selbst zu geschockt. Das Gesicht, was unter der dunklen Todessermaske zu sehen war, gehörte seinem besten Freund Ron. ~*~ Hermione schwieg den Rest der Sitzung. Harry hätte in dieser Ruhe bereits die Stille vor dem Sturm erwarten sollen, aber er dachte noch nicht einmal daran, was in Hermione vorging. Er hatte genug mit seinen eigenen Gedanken zu tun. Ron hatte sie verraten. Natürlich hatte er das eigentlich schon gewusst... er hatte schließlich Rons Brief gelesen, aber.. er hatte es sich bisher nicht eingestehen wollen, dass Ron die Seiten gewechselt hatte. Er konnte das auch einfach nicht verstehen. Wie konnte so etwas passieren? Wie konnte Ron so eine Entscheidung treffen und alles verraten an das er jemals geglaubt hatte? Wie konnte Ron so etwas seiner Familie, Hermione und auch Harry antun? Harrys Herz krampfte sich zusammen. Ron war sein bester Freund gewesen und vor allen Dingen sein erster Freund den er jemals gehabt hatte. Er konnte solch eine Entscheidung nicht verstehen. Für Harry hatte es immer nur eine Seite gegeben. Er hatte niemals auch nur daran gedacht nicht für das Gute zu kämpfen. Harry strich sich durch die Haare und schloss die Tür des Büros hinter sich. Der Umschlag mit den Bildern steckte in der Innentasche seiner Robe. Er überlegte ob er etwas sagen sollte, ob das von ihm erwartet wurde in einer solchen Situation. Aber er wusste einfach nicht was er sagen sollte. Harry bemerkte mit einem Male, dass Hermione nicht mehr neben ihm her ging. Er blieb stehen und drehte sich um. Hermione stand einige Meter von ihm entfernt. Sie sagte irgendetwas, doch Harry verstand sie nicht. Er macht ein, zwei Schritte auf seine Freundin zu. "Was hast du gesagt?", fragte er nach, doch sie blickte ihn auch jetzt nicht an. Ihre Stimme jedoch hatte sich gefestigt als sie erneut sprach. Die Worte jagten Harry einen kalten Schauer über den Rücken. "Es ist alles deine Schuld." Harrys Hände waren feucht von Schweiß. "Was sagst du da Herm?" Mit einem Ruck hob sie den Kopf. Harry hatte das Gefühl von dem Hass in ihren Augen erdrückt zu werden. "Nenn mich nicht so.", schrie sie und Tränen begannen ihre Wangen hinunter zu laufen. "Du hast kein Recht mich so zu nennen!!! Du bist Schuld... es ist nur deine Schuld was mit Ron passiert ist!!" Harry trat einen Schritt zurück. Er hatte mit so etwas nicht gerechnet. Er hatte die Distanz zwischen sich und Hermione nicht übersehen können, aber er hatte sie noch immer für Freunde gehalten. Doch ihre Worten bestanden nur aus Hass... purem Hass. Trotz begann sich in ihm zu bilden. Er würde Hermiones Worte so einfach nicht akzeptieren. Er würde sich nicht auch noch Schuldgefühle für etwas einreden lassen für das er nicht verantwortlich gewesen war. "Was redest du da Hermione?", erwiderte er so freundlich wie möglich, doch er konnte die Wut nicht aus seiner Stimme verbannen. Dabei wollte er sie eigentlich nur beruhigen - vielleicht würde dann irgendwann ein vernünftiges Gespräch zwischen ihnen möglich sein. Es gab vieles was sie bereden mussten. Doch offensichtlich war dies nicht der richtige Zeitpunkt für ein Gespräch, denn Hermione wurde durch Harrys Worte nur noch aufgebrachter. "Was ich hier rede?", rief sie und ihre Stimme überschlug sich dabei. "Ich rede davon, dass du deinen besten Freund auf die andere Seite getrieben hast!!" Harry schaffte es nicht mehr ruhig zu bleiben. Auch seine Stimme wurde nun lauter. Er dachte nicht daran, dass irgendjemand ihn vielleicht hören konnte. "Ich?! Ich soll ihn dazu getrieben haben?! Hermione, das ist Schwachsinn!! Es war nicht meine Entscheidung, dass Ron uns verrät!! Es war nicht meine Entscheidung, dass er uns alle im Stich lässt. Wenn du wütend auf Ron bist, dann versteh ich das... aber lass deine Wut nicht an mir aus. Auch ich bin wütend verdammt!! Er war mein bester Freund und.." "Red dich nicht raus!!", unterbrach Hermione ihn und Harry zuckte erschrocken zusammen. In all den Jahren, die er Hermione nun kannte hatte er bei ihr noch nie einen solchen Ausbruch erlebt. "Es war deine Schuld Harry. Du hast schon Recht... er war dein bester Freund. Du bist der Mensch den er immer am meisten verehrt hat, dem er am meisten vertraute. Und du hast ihn verraten. Ich weiß, dass du das nicht hören willst Harry... wie könnte es auch so sein, dass der große Harry Potter jemanden verrät. Aber du hast ihn verraten. Du wusstest doch, dass er sich verändert hat. Du wusstest, dass er merkwürdig geworden ist. "Um alle kümmerst du dich.. für jeden bist du da... selbst Dean und Seamus bringst du wieder zusammen, nur damit du dich besser fühlst... aber deinen besten Freund nimmst du nicht wahr... lässt du im Stich!! Ron hatte Recht mit dem was er immer sagte, wusstest du das Harry?! Er hat immer in deinem Schatten gestanden... und im Schatten verirrt man sich leicht, wenn man kein Licht hat, dass einen führt... du warst sein Licht gewesen, aber du hast ihm den Weg nicht gezeigt, weil du viel zu sehr mit dir selbst beschäftigt warst." Er blickte in ihre Augen und nun lag in diesen nicht mehr Hass sondern Abscheu. Mit Hass konnte er umgehen, Hass bekam er jeden Tag entgegen geworfen, aber die Abscheu die sie gegen ihn hegte verletzte ihn tiefer als er es für möglich gehalten hatte. "Du hättest etwas dagegen tun können Harry. Ich weiß nicht wie viel möglich gewesen wäre, aber vielleicht hättest du es verhindern können. Aber du hast nichts getan. Weil du zu arrogant warst und noch immer bist. Du hast immer nur an dich selbst gedacht Harry und nun hat es dich deinen besten Freund gekostet. Und mich... meinen Geliebten." Sie drehte sich um und ging, ohne ihm noch einen einzigen Blick zu schicken. Harry begann am ganzen Körper zu zittern. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr und mit einem Male gaben seine Knie nach und er sank zu Boden. So saß er noch immer da, als Draco ihn Stunden später fand. ~*~ Draco beugte sich zu Harry, legte ihm besorgt eine Hand auf die Stirn. "Fieber hast du nicht.", erklärte er und drehte sich dann wieder zu seinem Tisch, begann dort rumzuwerkeln. "Trink das.", erklärte er schließlich und reichte Harry ein Glas mit einer gelblichen Flüssigkeit. Harry hob den Kopf, blickte Draco misstrauisch an. "Es ist nur ein Schlaftrank - du musst dir keine Gedanken machen." Harry schüttelte den Kopf. "Ich will das nicht.", erklärte er und es war das erste Mal seit Stunden, dass er überhaupt sprach. "Ich will nicht schlafen." Draco seufzte und stellte das Glas wieder weg, kniete sich dann vor Harry hin, der auf Dracos Bett saß. "Was ist passiert Potter?", fragte er und Harry wandte das Gesicht von ihm ab. "Nichts.", sagte er schließlich und Malfoy lachte kurz auf. "Sicher... deshalb hab ich dich auch mitten in der Nacht auf dem Boden in einem gottverlassenen Gang gefunden nicht wahr?" Harry starrte aus dem Fenster raus und reagierte nicht. Draco blieb eine Weile vor ihm hocken, dann richtete er sich auf, seufzte ergeben. Es war nicht seine Aufgabe sich um Harry zu kümmern, dafür waren die Gryffindors da. Am besten würde er einfach irgendjemanden aus Harrys Haus Bescheid sagen. Das würde ihm am wenigsten Arbeit und Ärger bereiten. Aber er tat es nicht. Er sagte niemandem Bescheid, sondern überlegte nur wie er selbst wohl Harry würde helfen können, aber ihm fiel nichts ein. Er hatte noch nie auf diese Art und Weise mit Harry oder irgendjemandem umgehen müssen. An dem Abend an dem Ron verschwunden war, war alles irgendwie leichter gewesen. Er hatte sich keine Gedanken gemacht, hatte Harry einfach nur einen Platz gegeben an dem er bleiben konnte. Irgendwie wusste er jedoch, dass ein Platz zum übernachten diesmal nicht ausreichen würde um Harry zu helfen. Draco schüttete gerade den Schlaftrank weg, als Harry erneut sprach. "Darf ich hier bleiben?", fragte er und Draco drehte sich überrascht zu ihm um. Hatte er sich geirrt? Brauchte Harry doch nur eine Nacht weg von den Gryffindors? "Sicher.", erklärte Draco, denn er wusste nicht was er sonst sagen sollte. "Willst du denn irgendjemandem Bescheid sagen, dass du heute Abend hier bist?" Harry blickte Draco an und Draco war überrascht wie viel Trauer er in den Augen des Gryffindors entdeckte. "Ich meine nicht nur heute Abend.", stellte Harry leise richtig. "Ich meine.. Ich will nicht mehr nach Gryffindor zurück, nie mehr." Draco riss erstaunt die Augen auf. Damit hatte er nicht gerechnet. "Potter, denkst du nicht, dass du jetzt etwas übertreibst. Was ist denn passiert, dass du vor deinen treuen Freunden fliehst?" Draco bereute seine Worte sofort, als er erkannte wie sehr seine Worte Harry verletzt hatten. Er seufzte verzweifelt. Er fühlte sich einfach hoffnungslos überfordert - natürlich hätte er dass niemals zugegeben. Warum hatte er sich überhaupt erst mit einem Gryffindor eingelassen? "Ich verstehe schon.", erklärte Harry mit einem Male und stand auf, ging Richtung Tür. Draco brauchte einen Moment um zu begreifen, dass Harry gehen wollte, dann stand er schon neben Harry, hielt diesen am Handgelenk fest. Hatte er gerade nicht noch seine Ruhe gewollt? Warum hielt er Harry jetzt auf? "Potter.", meinte Draco und war überrascht wie sanft seine Stimme klang. "Du kannst natürlich hier bleiben, ist ja nicht so, als hätte ich irgendein Privatleben, dass du durch deine Anwesenheit stören könntest. Ich frage mich nur ob es das Richtige ist, dass du hier bleibst." "Es ist meine Schuld.", flüsterte Harry mit einem Male und starrte dabei auf den Boden. Draco konnte sein Gesicht nicht richtig sehen, aber er war überzeugt, dass Tränen in Harrys Augen schimmerten. "Was redest du da?" Harry hob den Kopf mit einem Ruck. Draco war geschockt als er erkannte, dass über Harrys Wangen tatsächlich Tränen liefen. "Ich habe Ron zu den Todessern getrieben.", schrie Harry dann und begann mit hastigen Worten zu erzählen was zwischen ihm und Hermione vorgefallen war. Als er fertig war ließ Draco seinen Arm los, trat bestimmt erst zwei, dann drei Schritte zurück. "Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass du diesen Schwachsinn glaubst Potter?" Draco lachte auf und schüttelte den Kopf. "ist dir eigentlich klar, wie verrückt das klingt?! Weasley war für seine Entscheidungen selber zuständig!! Und Granger ist verletzt.... Dass ist halt das was die Liebe mit einem anstellt." Harry strich sich die Tränen von den Wangen, doch es brachte nichts. Immer neue strömten nach und hinterließen Spuren auf seiner Haut. "Du bist nicht fair.", erwiderte er und seine Stimme klang heiser. "Hermione hat vollkommen Recht. Ob sie Ron geliebt hat oder nicht spielt keine Rolle... denn...", er suchte nach Worten und blickte Draco schließlich verzweifelt an. "Verstehst du denn nicht?! Er war wie ein Bruder für mich!! Er war immer für mich da!! Aber nun wo er mich gebraucht hat war ich nicht für ihn da!!" Draco schüttelte missbilligend den Kopf. Langsam fand er die Kontrolle über sich und seinen Körper wieder. "Hör dir doch mal zu!! Hat Weasley dich nicht oft genug im Stich gelassen?! Wie oft habt ihr euch gestritten und hat dich dann wochenlang ignoriert?! Hat er wirklich immer zu dir gestanden wenn du ihn gebraucht hast? Was war bei dem Trimagischen Tunier? War da nicht Granger die einzige an deiner Seite gewesen? Hat er dir damals geglaubt?! Nein hat er nicht... weil er von seiner eigenen Eifersucht beherrscht worden war!!" Nun war es Harry der erschrocken zurückwich. Seine Augen hatten sich vor Erstaunen geweitet. "Woher weißt du das alles?" Draco lachte kurz auf. "Die ganze Schule weiß das Potter. Du kannst jeden einzelnen Schüler hier fragen. Schließlich bist du der Junge, der lebte... jeder hat dich beobachtet... dich und deine tollen "Freunde"." "Ron war mein Freund... egal was du sagst... er war mein Freund.. er hat mich verstanden... er wusste was in mir vorging." "Bist du dir da wirklich sicher?! Natürlich.. dein bester Freund sollte immer wissen was in dir vorgeht... sollte wissen wann du dich schlecht fühlst... sollte wissen wann du Trost brauchst und mit welchen Worten er dir helfen und mit welchen er dich verletzen kann.... Wusste Weasley all dies über dich?" Harry, der die ganze Zeit versucht hatte nicht auf Dracos Worte zu reagieren, konnte nun nicht anders. Gedanken begannen in seinem Kopf zu kreisen und er erinnerte sich. Da waren so viele Momente in denen Ron nicht verstanden hatte, so viele Augenblicke in denen er durch unbedachte Worte Wunden in Harrys Seele noch weiter aufgerissen hatte, so viele Stunden des Leidens in denen Ron für ihn hätte da sein sollen aber nicht für ihn da gewesen war. Da waren so viele Ereignisse die sie immer weiter auseinandergetrieben hatten. "Ich hätte ihn retten können.", flüsterte Harry und blickte auf als er die Nähe eines anderen Menschen spürte. Draco stand nun direkt vor ihm. "Du kannst nicht jeden retten Potter.", sagte Draco sanft und beruhigend, doch erneut ließ Harry die Worte nicht an sich heran, zu sehr war er in seine Rolle verfahren in die ihn alle in den letzten Jahren getrieben hatten. "Ich sollte es aber können!! Es ist mein Schicksal!!" Zu Harrys Überraschung machten Draco diese Worte wütender als alles was Harry bisher zu ihm gesagt. Zorn verzerrte Dracos Gesicht und Harry trat verängstigt einen Schritt zurück und wünschte sich er hätte nichts gesagt. "Halt endlich deine Klappe Potter!! Bist du nur in der Lage einen Weg entlang zu laufen den andere dir vorgegeben haben?! Kannst du denn nicht deine eigenen Entscheidungen treffen?" Wie hatte er diese Seite an Malfoy vergessen können? Wie hatte er vergessen können was für Leid Malfoy all den Gryffindors angetan hatte? Harry schollt sich selbst für seine Dummheit. Er hatte sich so allein gelassen gefühlt, dass er verzweifelt nach jedem Halt gegriffen hatte, den er bekommen konnte. Und hatte dabei nicht einmal gemerkt, dass er nach einer Schlange gegriffen hatte, die nur auf den richtigen Moment zum zubeißen wartete. Harry fühlte mit einem Male Abscheu sich selbst gegenüber. Er hatte so viele Fehler begangen... er hatte nicht nur Ron, sondern alle Gryffindors verraten. Er hatte schon so viele Fehler begangen, aber er wusste, dass er diesen nicht mehr würde gut machen können. Ebenso wie er Sirius nicht mehr zurück ins Leben holen konnte und nicht all das Leid heilen konnte die seine Freunde seinetwegen erlitten hatten. Er wich einen weiteren Schritt zurück und lehnte mit dem Rücken gegen die Tür. Seine Hand tastete wie von selbst nach der Türklinke. Er musste hier weg. Es gab soviel über das er nachdenken musste und hier war nicht der richtige Ort dafür . "Es tut mir leid.", flüsterte er und der Zorn in Dracos Gesicht wich Erstaunen und Unwissen. Harry verstand diese Gefühle nur zu gut. Er wusste selber nicht wirklich wofür er sich eigentlich entschuldigte. Doch bevor er darüber nachdenken konnte hatte er sich bereits umgedreht und war aus dem Raum gerannt. ~*~ Draco wartete am nächsten Morgen in der Bücherei auf Harry. In Wirklichkeit wusste Harry nicht, ob Draco tatsächlich auf ihn wartete, aber er nahm es gerne an, denn das würde bedeuten, dass Draco sich auch die ganze Nacht mit ihrem Streit beschäftigt hatte. Es war unsinnig sich über diesen Streit Gedanken zu machen. Der ganze Streit war unsinnig gewesen, aber er war nun einmal passiert und niemand konnte daran etwas ändern. Nun war es einfach nur nötig darüber zu reden und dafür zu sorgen, dass so etwas nicht noch einmal passieren würde. Harry wollte dieses Problem natürlich nicht bewältigen um Dracos und seine Freundschaft zur retten, denn sie waren keine Freunde.. es ging einzig und allein darum, dass Team des Ordens zuretten zu dem Draco nun einmal auch gehörte. Harry ließ sich auf den Stuhl gegenüber von Draco fallen. "Was liest du da?", fragte er und hoffte, dass man nicht zu deutlich sah wie wenig er in er Nacht geschlafen hatte. Draco würde wahrscheinlich sofort wissen warum er nicht geschlafen hatte. Draco blickte auf und in seinen Augen lag für einen Moment etwas, dass Harry nicht deuten konnte, bevor sie wieder ihre übliche Kälte ausstrahlten. "Für das Training heute Nachmittag.", erklärte Draco und klappte das Buch zu. "Ich muss ja schließlich schauen, dass ich meinen Rückstand irgendwie wieder aufhole." Harry wusste, dass dies Unsinn war. Gestern beim Training hatte sich deutlich gezeigt gehabt, dass Draco in keinster weise zurückstand. Er hatte es mit Harry aufnehmen können und alle anderen ohne Probleme besiegt. Doch Harry sagte nichts dazu, denn was hätte er überhaupt sagen sollen? Draco wollte scheinbar nicht preisgeben was er da las und das musste Harry akzeptieren. Eine Weile saßen sie sich schweigend gegenüber, bevor Draco schließlich aufstand und seine Bücher zusammenpackte. "Ich gehe dann mal.", erklärte er und riss somit den Gryffindor aus seinen Gedanken. Harry sprang hastig auf. Er wusste wenn er jetzt nicht darüber reden würde, würden sie das Problem nie bewältigen. "Es tut mir leid.", sagte er, bevor er sich irgendetwas wirklich überlegen konnte. Draco verharrte und schaute ihn an. "Dann hast du gestern schon gesagt.", erklärte er schließlich "Und ich weiß immer noch nicht wofür du dich eigentlich entschuldigst." Harry jedoch wusste es inzwischen - zumindest glaubte er das. Es war nur schwer, das was er dachte in vernünftig klingende und verständliche Worte zu fassen. "Es tut mir leid wie ich gestern reagiert und was ich gesagt habe. Du hattest Recht mit dem was du gesagt hast und wolltest mir nur helfen... ich konnte gestern nur nicht akzeptieren was du gesagt hast. Es ist schwer für mich verstehst du? Egal was alles zwischen uns vorgefallen ist ich habe in Ron trotzdem immer nur meinen besten Freund gesehen und ich weiß nicht ob sich das jemals ändern wird." Zu Harrys Überraschung lächelte Draco bei diesen Worten. "Ich weiß. Ich habe gestern zu voreilig reagiert, ich hätte dir mehr Zeit zum nachdenken geben lassen müssen, aber in Zeiten wie diesen verliert man seine Geduld leider viel zu schnell." Harry blickte Draco ungläubig an. "War das gerade eine Entschuldigung?", fragte er Draco und konnte sich dabei ein Grinsen nicht verkneifen. Draco erwiderte das Grinsen. "Niemand wird es dir glauben, wenn du ihm davon erzählst." Sie lachten beide und es tat gut. Harry fühlte noch immer die Anspannung in seinem Körper und die Trauer und Wut und Verzweiflung, aber die Last auf seinem Herzen schien etwas leichter geworden zu sein. Draco war kein Mensch mit dem man einfach umgehen konnte, aber es schien, als hätte er in ihm eine Art Genossen gefunden, jemand der nicht nur zuhörte und versuchte zu verstehen, sondern jemand der wirklich verstand, weil er selber schon Schrecken und Leid gegenübergestanden hatte und dem dunklen Lord ins Gesicht geblickt hatte. Vielleicht war es eine solche Person an seiner Seite, die Harry schon die ganze Zeit gebraucht hatte. "Willst du immer noch bei mir einziehen?", fragte Draco und Harry lächelte. "Ja." Draco packte seine Sachen und ging zur Tür. Harry konnte sein Gesicht nicht mehr sehen, aber er wusste, dass auch Draco lächelte. "Dann solltest du deine Sachen zu mir bringen, bevor ich mich anders entscheide und meine Türen für dich verschließe." ~*~ Harry hatte seine Sachen schnell gepackt und in Dracos Zimmer verfrachtet. Auspacken war wiederum eine andere Sache. Die Stimmung zwischen ihm und Draco hatte sich wesentlich verbessert und Draco schien das als Anlass zu sehen jedes von Harrys Besitztümern selber aus dessen Tasche zu holen und zu kommentieren. Harry ließ das Ganze lächelnd über sich ergehen, denn er konnte die Ablenkung gut gebrauchen. Jeder im Gryffindorturm hatte mitbekommen, dass er dabei war seine Sachen einzupacken, doch keiner hatte darauf reagiert. Hermione hatte ihn noch nicht einmal angesprochen. Die einzigen die ihm in den Schlafsaal gefolgt waren, waren Seamus und Dean gewesen und die hatten sich schon gedacht was los war und es hatte nicht mehr viel zwischen ihnen zu bereden gegeben. Harry wusste nicht ob er froh sein sollte oder sich ärgern sollte, dass keiner seinen Weggang als erstaunlich und verwunderlich ansah. Selbst Minerva hatte reagiert als hätte sie schon lange so etwas erwartet, als er mit ihr geredet hatte. Harry fühlte sich irgendwie hilflos.. als wäre er in einer Welt in die er gar nicht wirklich gehört. Als wäre er ein Fremdkörper, den zwar alle akzeptieren den aber niemand wirklich wahrnahm. Selbst beim Training schien es ihm als würden alle zwar seine Kommandos nicht aber ihn bemerken. Und dennoch erwarteten alle von ihm, dass er sie retten würde. Er war schließlich ihr Held. Harry hatte niemals erwartet, dass Helden einsame Menschen sein konnten. In all seinen Träumen die er sich in der Kammer unter der Treppe ausgedacht hatte waren Helden immer strahlende Persönlichkeiten gewesen, umringt von Freunden und geliebten Personen. Und waren sie einmal verraten worden, dann nie von Menschen die sie geliebt hatten. Es waren immer Menschen, die v oller Fehler waren, die ihre Mitmenschen schädigen. Zumindest hatte Harry immer so gedacht. Aber nun stellte er fest, dass er alleine war... und dass es sehr wohl möglich war, dass Menschen die er liebte ihn verrieten. Denn jemanden zu lieben bedeutete nicht wieder geliebt zu werden. Und sowieso war Liebe niemals stark genug um einen vor Schmerz zu bewahren. Draco holte einen Stapel Bücher aus Harrys Tasche. "Was ist das?", fragte er und schaute Harry an. "Ich habe dich nie für einen Bücherwurm gehalten." Harry betrachtete die Bücher nachdenklich. "Bin ich auch nicht. Die Bücher hat Hermione mir nach und nach geschenkt um mir etwas Bildung zu verschaffen. Ich musste sie alle lesen, denn sie hat mir nachher Fragen dazu gestellt. Es sind wohl ihre Lieblingsbücher, deshalb hat sie da großen Wert drauf gelegt. Ron hat sie auch ein Exemplar von jedem Buch geschenkt." Ein trauriges Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er konzentrierte sich darauf Draco zu beobachten, wie er jedes Buch einzeln betrachte, durch die Seiten blätterte und es dann sorgfältig in das Regal stellte in dem er extra Platz für Harrys Sachen gemacht hatte. "Das hier hört sich interessant an.", meinte Draco und hielt ein kleines Buch hoch. Harry legte den Kopf schief. "Eine ganz bekannte Muggleautorin... die Bücher sind zwar schon älter, aber noch immer interessant.. der Stil ist umwerfend.." Draco warf einen Blick auf die restlichen Bücher. "Die sind wohl alle von Muggle was?", fragte er und als Harry nickte erwartete er schon, dass Draco die Bücher weglegen würde, doch der Slytherin schaute sie mit der selben Sorgfalt durch wie zuvor die anderen Bücher. "Was ist das?", er hielt ein kleines Buch zu und Harry griff danach. "Achso.... Ein Tagebuch von einem Mädchen während des zweiten Weltkrieges." "Und das?", fragte Draco weiter und brachte damit Harry zum reden. Harry war sich ziemlich sicher, dass Draco sich nicht wirklich für die Bücher interessierte (er hatte nämlich selbst kaum welche im Regal stehen) und fragte sich warum Draco ihn wohl dennoch nach jedem Buch fragte. Ob Draco ihn damit davon abhalten wollte sich zu viele Gedanken zu machen? "Was ist das?", fragte Draco erneut und als Harry schaute stellte er erstaunt fest, dass Draco nun kein Buch in der Hand hielt, sondern eine kleine Glassäule. Harry brauchte einen Moment um sie zu erkennen und wann dann noch erstaunter. Er hatte den Gegenstand komplett vergessen. "Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung.", meinte Harry und stand von seinem Stuhl auf, setzte sich neben Draco aufs Bett und nahm diesen den Gegenstand ab. "Dumbledore hat ihn mir vererbt. Minerva hat ihn mir kurz nach seinem Tod gegeben. Sie wusste auch nicht was es war. Ich habe in letzter Zeit nie daran gedacht." Harry erinnerte sich, dass er vorgehabt hatte Hermione danach zu fragen, aber dann war soviel geschehen. Beschämt stellte Harry fest, dass er in letzter Zeit nie an den alten Schuldirektor gedacht hatte. Wie viel Zeit war schon seit seinem Tod vergangen? In letzter Zeit war einfach viel zu viel geschehen.... Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren.... All die Ereignisse, die ständigen Angriffe und das unregelmäßige Training.. es fehlte eigentlich die Routine die sonst seinem Leben zugrunde gelegen hatte. "Wir sollten demnächst mal in der Bücherei nachforschen. Irgendwo muss ja etwas darüber stehen. Wenn es dem alten Kauz gehört hat wird es bestimmt nicht nur zum anschauen da sein." Er nahm Harry die Säule wieder ab und stellte sie auf den kleinen Tisch neben dem Bett. "Was hast du denn sonst noch so?", fragte er und griff erneut in die Tasche und zog den nächsten Gegenstand heraus. Ein braunes Fotoalbum dem anzusehen war, dass es häufig angeschaut worden war. "Das sind Bilder von meinen Eltern.", erklärte Harry, während Draco langsam die Seiten durchblätterte. "Ich hatte keine von ihnen und dann hat Hagrid mir in meinem ersten Jahr dieses Album geschenkt. Es ist alles was ich von meinen Eltern habe." Er schaffte es nicht die Traurigkeit aus seiner Stimme zu verbannen, doch Draco reagierte nicht auf sie und Harry war froh darüber. Er mochte es nicht über seine Eltern zu reden... dabei erinnerte er sich nur wieder an Sirius und an alles was passiert war und.... "Bist du das?", fragte Draco und zeigte auf das Baby, das James Potter im Arm hielt. Harry lachte. "Natürlich bin ich das... wer sollte das sonst sein...?" Draco lächelte ebenfalls. "Hätte ja sein können.... Es ist ungewohnt mich dir ohne Narbe vorzustellen..." Harry schwieg betroffen und schaute zur Seite. Er zuckte zusammen, als er plötzlich Dracos Hand die Haare aus seinem Gesicht streichen spürte. Fast kaum spürbar fuhren seine Fingerspitzen die berühmte Narbe nach. Noch nie hatte jemand seine Narbe berührt. Es fühlte sich seltsam an, aber angenehm... "Draco...", meinte Harry leise und Draco zog seine Hand ruckartig zurück. "Wir sollten schauen, dass wir deine Sachen wegpacken bis wir zum Essen müssen.", stellte er fest und Harry nickte und half Draco seine Sachen wegzupacken. Sie redeten kein Wort mehr bis sie zum Essen ging, doch Harry empfand die Stille nicht als unangenehm, denn er wusste, dass nun zum ersten Mal wahrscheinlich nichts zwischen ihnen stand. ~*~ Als Harry zusammen mit Draco die Große Halle betrat wurde ihm bewusst, dass er keine Ahnung hatte wo er sich hinsetzen sollte. Am Gryffindortisch wollte ihn wohl keiner mehr und an einen der anderen Tische setzen? In den letzten Tagen hatte er nie vor dieser Wahl gestanden, denn er hatte meistens in der Küche gegessen. Das war nicht immer beabsichtigt gewesen... es hatte sich einfach so ergeben. Neben dem Training und den Stunden bei Draco war ihm kaum Zeit für sich selbst geblieben und dann hatte er meistens das Essen einfach vergessen. Aber nun war es das erste Mal seit Ewigkeiten, dass Draco auch zum Essen kam und Harry hatte über solche Dinge gar nicht nachgedacht als er zusammen mit Draco hierher gekommen war. Draco jedoch nahm ihm die Wahl ab, indem er einfach nach Harrys Arm griff und ihn Richtung Slytherintisch zog. Harry überlegte einen Moment sich zu wehren, doch was hätte das denn schon gebracht? So ließ Harry zu, dass er zum ersten Mal an seinem Leben am Slytherintisch saß und das auch noch neben dem Dreiergespann Malfoy, Parkinson, Zabini. Hätte Harry genauer darüber nachgedacht wäre ihm aufgefallen, dass er die Situation gar nicht so schlimm fand, wie er sie vor einiger Zeit noch gefunden hätte. Natürlich waren die drei Slytherins, aber Harry stellte fest, dass es genauso wie bei Draco auch bei Pansy und Blaise Wege gab mit ihnen umzugehen. Mit Blaise kam man von allen noch am leichtesten klar... so dachte Harry zumindest anfangs. Später stellte er fest, dass hinter der gutmütigen und freundlichen Hülle des Jungen zwar auch das steckte als was er äußerlich erschien, er aber auch alle Eigenschaften hatte die ein Slytherin brauchte. Niemand wurde in das falsche Haus einsortiert - normalerweise zumindest. Parkinson war da schon anders. Sie war sarkastisch und zickig, aber wenn man das wusste, konnte man ihre schlechten Launen meistens noch einigermaßen abwenden. Harry fühlte sich in der Runde schneller wohl als er angenommen hatte. Und erst jetzt bemerkte er wie sehr er es vermisst hatte in der Nähe von anderen Menschen zu sein. Einfach nur zu reden und sich über Kleinigkeiten aufzuregen, Probleme zu schaffen wo gar keine waren um später darüber lachen zu können. Sich gegenseitig aufzuziehen und dann doch wieder nette Worte zu finden, die dem anderen zeigten, dass alles nur ein Spaß war. Harry bemerkte endlich wie sehr er Freunde vermisste. Alles was er in letzter Zeit gehabt hatte waren Mitschüler und Zimmergenossen, doch keine Freunde. Jede Freundschaft die er einmal gehabt hatte war zerbrochen oder hatte sich als Illusion herausgestellt. Harry fühlte sich mit einem Male unglaublich alleine, denn obwohl er mit diesen drein zusammen saß, so gehörte er doch nicht dazu. Er war kein Teil der Gruppe. Er gehörte zu niemandem. Er senkte den Blick und blieb für einen Moment stumm und starr da sitzen, bevor er sich zu Draco drehte. "Ich gehe schon mal ins Zimmer.", erklärte er und stand auf. "Aber du hast noch kaum was gegessen.", warf Draco ein und obwohl Harry ihn klar und deutlich gehört hatte tat er als ob er das nicht getan hätte und ging einfach. Scheinbar war sein Bild eines Helden tatsächlich vollkommen falsch gewesen. Helden waren dazu verdammt alleine zu sein. Aber wie hatte es Ron in seinem Brief gesagt? Er hatte selbst gewählt ein Held zu sein. Und so weh es tat sich das einzugestehen, so hatte Ron mit dieser Aussage doch Recht. Wann war Harry denn schon mal aufgestanden und hatte sich wirklich gewehrt? Natürlich hatte er nicht gewollt, dass seine Eltern und all die anderen Unschuldigen starben und er hatte auch keine Fehler machen und damit Sirius und so viele andere in Gefahr bringen wollen, aber er konnte nicht länger leugnen, dass er gerne von den Menschen angesehen wurde. Bevor er erfahren hatte, dass er ein Zauberer gewesen war, da war er ein Niemand gewesen. Ein unsichtbarerer Niemand. Seine Tante und sein Onkel und sein Cousin hatten ihn nur wahrgenommen wenn es unbedingt sein musste und auch jeder andere hatte ihn ignoriert. Aber als er dann in die Zaubererwelt gekommen war... da hatten ihn alle angeschaut. Sie hatten ihn bewundert und ihn zu etwas besonderem gemacht. Sie hatten seinem Leben einen Wert gegeben, so schien es Harry zumindest damals. Und nun wo er angesehen wurde, war er auch in der Lage Freundschaften zu schließen, war in der Lage Dinge zu tun nicht weil sie ihm befohlen wurden, sondern weil er sie wirklich tun wollte. Es hatte Spaß gemacht im ersten Jahr nach dem Stein der Weisen zu forschen. Natürlich gab es Momente in denen er Angst gehabt hatte, aber es war ein Abenteuer gewesen, dass er zusammen mit seinen Freunden bestreiten konnte, so wie er es in seinen Träumen schon Tausende Male getan hatte. Zu spät hatte er gemerkt, dass es kein Traum mehr war, dass er nun wirklich ein Held war, dass Menschen Hoffnungen in ihn steckten und an ihn glaubten. Nun war es zu spät einen Rückzieher zu machen. Menschen waren auf ihn angewiesen und er konnte seine Rolle nicht mehr verlassen. Wenn er nicht das tat was sie von ihm erwarteten, dann würde er die Menschen nur enttäuschen... sie würden sich verraten fühlen und würden ihn nicht mehr ansehen und er würde wieder zu einem Niemand werden. Und dann hatte er Sirius getroffen. Mit Sirius war es anders gewesen. Sirius hatte zu ihm gestanden und ihm Fehler erlaubt, nicht weil er Harry Potter, sondern einfach nur, weil er Harry war. Mit Sirius an seiner Seite wäre es nun so viel einfacher. Aber er hatte die Fehler begangen die Sirius in den Tod getrieben hatten. Er durfte nun kein Selbstmitleid haben, denn das würde alles nur noch schlimmer und schwieriger machen. Er musste nun aufrecht gehen und sein Schicksal erfüllen. Nur so würde er sich von diesem befreien können. Der Traum war zerplatzt und alles was nun noch blieb war eine Illusion die darauf wartete zur Realität gemacht zu werden. ~*~ Als Harry am nächsten Morgen aufwachte saß Draco bereits an seinem Schreibtisch. Harry rutschte hin und her und versuchte einen bequemeren Platz zu finden. Die andere Hälfte des Bettes war noch warm... Draco konnte erst vor kurzem aufgestanden sein. Harry richtete sich auf und schlug die Decke zurück. Seine Müdigkeit war mit einem Schlag vollkommen verschwunden. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm, dass die Sonne gerade erst aufging. Harry gähnte und stand auf, tapste zu Draco herüber und lehnte sich neben ihm gegen den Schreibtisch. "Warum bist du denn schon wach?", fragte er und Draco legte den Kopf in den Nacken um Harry anblicken zu können. Unter seinen Augen lagen tiefe Ringe. "Ich konnte nicht schlafen.", erklärte er und Harry seufzte besorgt. Er wusste nicht wirklich ob er das Recht hatte zu fragen auch noch allem was in den letzten Stunden geschehen war, aber er wollte fragen und er war es Draco schuldig sich Sorgen um ihn zu machen. Er strich sich durch die Haare und zögerte einen weiteren winzigen Moment, bevor er erneut redete. "Willst du darüber reden?" Draco blickte ihn fragend an. Harry kannte diesen Blick von ihm nicht, denn er beinhaltete keinerlei Arroganz. Aber es fühlte sich gut an auf diese Art und Weise von Draco angeblickt zu werden. Es war fast die selbe Art wie Draco seine Freunde anschaute. Aber nur fast. "Was meinst du?", fragte Draco und Harry setzte sich im Schneidersitz auf den Tisch, sorgsam darauf bedacht nichts von Dracos Sachen durcheinander zu bringen. "Naja...wenn du die ganze Nacht nicht geschlafen hast, dann muss dich doch irgendetwas beschäftigen... was macht dir Sorgen Draco?" Draco blickte ihn einen Moment lang an, dann stützte er seine Arme auf Harrys Beine und legte seinen Kopf auf diese ab. "Macht es dir denn keine Angst?", fragte er und irgendwie überraschte es Harry solche Worte von Draco zu hören und doch wieder nicht. Soviel hatte sich in der letzten Zeit geändert. "Was meinst du?", fragte Harry und legte eine Hand auf Dracos Arm genau neben Dracos Kopf. "Die Kämpfe. Wenn der nächste Angriff kommt wird es das erste Mal sein, dass ich draußen kämpfen werde. Was ist wenn ich einen Fehler mache? Die Leute hier misstrauen mir sowieso... wenn ich etwas falsch mache, dann werden sie mir niemals vertrauen... sondern sie werden mich hassen..." Hassen? Ein Malfoy hatte Angst davor gehasst zu werden? Und mit einem Male verstand Harry wie ähnlich Draco ihm eigentlich war.. auch er hatte durch seine Entscheidungen alles verloren was er einmal besessen hatte. Er brauchte die Anerkennung seiner Mitmenschen ebenso wie Harry.. auch er war irgendwo nur auf der Suche nach sich selbst... Ohne, dass Harry es bemerkt hatte, hatte er angefangen beruhigend durch Dracos Haare zu streichen. Jetzt wo ihm das auffiel, überlegte er einen Moment seine Hand einfach zurückzuziehen, doch das hätte die ganze Situation wohl noch peinlicher gemacht. "Du wirst nichts falsch machen.", erklärte Harry und ignorierte dabei das Gefühl von Dracos Haaren zwischen seinen Fingern. "Du bist einer der Besten unter uns Malfoy und daran ändert auch die Tatsache, dass du so gut wie nie beim Training dabei warst nichts. Und du wirst in meinem Team sein - wenn du trotz allem einen Fehler machst werde ich ihn wieder gut machen. Ich verspreche es dir." Draco schmiegte seinen Kopf mit einem Male eng an Harrys Hand. Harry erstarrte. Er war selten einem anderen Menschen so nahe gewesen. Nur Ron und Hermione waren ihm in all den Jahren nahe gekommen und das war immer etwas anderes gewesen... Harrys Finger begannen langsam wieder durch Dracos Haare zu streichen. Es musste ja nichts schlimmes sein eine neue Freundschaft zu schließen, nicht wahr?! Draco drehte den Kopf leicht um Harry anschauen zu können. Auf seinen Lippen lag ein leichtes, aber freundliches Lächeln. "Du wirst deinem Erzfeind den Kopf retten?" Harry lachte und betrachtete Draco einen Moment lang nachdenklich, bevor er leise erklärte: "Nicht meinem Erzfeind, nein... aber das bist du ja nicht.. oder Draco?" Für einen Augenblick herrschte vollkommene Stille in dem Raum, bevor Draco die Worte vollkommen begriffen hatte. Er schreckte auf als seine freie Hand plötzlich von Dracos umschlossen wurde. "Nein..", flüsterte Draco und blickte Harry nicht mehr an. "Das bin ich wohl nicht." ~*~ Dean wartete vor der Großen Halle auf ihn. Harry war für einen Moment etwas verwirrt, denn er konnte sich nicht vorstellen was Dean wohl von ihm wollen sollte, doch dann erklärte er Draco, dass er nachkommen würde und ging direkt auf Dean zu. "Was ist los?", fragte Harry und Dean blickte ihn voller Sorge an. "Ich mache mir Gedanken um dich Harry. Warum hast du den Gryffindorturm verlassen? Ich dachte zuerst es hätte etwas mit dem Orden zu tun, aber Hermione weigert sich über dich zu reden und da dachte ich..." Harry starrte Dean einen Augenblick nur an. Er hatte gedacht Dean und Seamus wüssten zumindest ansatzweise warum er gegangen war, aber offensichtlich hatte er sich auch hier geirrt. Doch überraschenderweise war die Enttäuschung nicht mehr so groß wie sie beim ersten Mal gewesen war. "Da dachtest du was?", fragte er und Zorn sprang aus seiner Stimme hervor. Dean war deutlich eingeschüchtert. "Da dachte ich, ich frage dich am besten selbst, denn wenn du Hilfe brauchen würdest, dann.. dann möchte ich, dass du jemanden hast, der dir zuhört und wenn du sonst niemanden hast, dann möchte ich gerne für dich da sein." Harry blickte in die Große Halle. Durch die offene Tür konnte er Draco am Slytherintisch sitzen sehen. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke und Draco nickte ihm aufmunternd zu. Harry drehte sich wieder zu Dean. "Das ist gut gemeint Dean, aber nicht nötig... ich habe jemanden der für mich da ist... wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich möchte noch etwas essen, bevor das Training beginnt." ~*~ Harry bemerkte erst wie angespannt er auf den nächsten Angriff gewartet hatte als dieser geschah. Der Angriff passierte in der Nähe der Schule, nur einige Kilometer entfernt, so dass selbst die jüngeren ohne Probleme dorthin apparieren konnten. Harry war der einzige Sechstklässler dem es erlaubt war seine eigenen Truppe zu leiten. Obwohl er zwar das Haupttraining leitete, wurden die Einsatztruppen von den Lehrern zusammengestellt, so wie es in den Jugendordensversammlungen besprochen worden war und nur Siebtklässler hatten die Erlaubnis Truppen zu leiten. Obwohl alles besprochen worden war und sie versucht hatten alle Fehler der letzen Male schon im voraus aus dem Weg zu schaffen herrschte in der Schule seit der Nachricht des Angriffs pures Chaos. Harry gab seiner Truppe klare Anweisungen und sie gehorchten sofort. Er hatte nur die Besten in seiner Gruppe und vor allen Dingen fast nur Slytherins. Das bedeutete nicht, dass sie ihn als ihren Anführer mochten, aber sie akzeptierten seine Anweisungen ohne Nachfragen anzustellen oder seine Autorität in Frage zu stellen. Und das war es worauf es in einer Extremsituation ankam. Da konnte man nicht darüber nachdenken ob das was man tut Gut oder Schlecht, Richtig oder Falsch war. Man musste einfach nur tun was man tun konnte und was der Situation angemessen war. Harry hatte das bereits früh gelernt und auch seine Leute hatten diese Erfahrungen früh machen müssen. Harry hoffte nur, dass, wenn das alles einmal vorbei war, sie in der Lage sein würde zu vergessen was sie alles erlebt hatten. Vergessen wie viele Leben sie nicht hatten retten können und wie viele Menschen regelrecht in ihren Armen gestorben war. Er schüttelte den Kopf um solche Gedanken zu vertreiben. Nun war nicht der richtige Moment um über solche Dinge nachzudenken. Es ging nun nur darum weitere Opfer zu vermeiden. Jede Truppe hatte ihren Treffpunkt der möglichst zentral in der Schule gelegen war, so dass bei einem Angriff alles schnell gehen konnte. Harry blickte sich um. Parkinson, Blaise, Malfoy, Tibeth, Smith und Lucas. Es waren alle da und alle trugen ihr Amulett. Harry nickte ihnen zu. "Wir apparieren nach Dethtone, nahe des Stadtinneren. Richtet euch dabei bitte nach mir und achtet darauf, dass ihr mich nicht verliert. Wenn wir nicht als Truppe arbeiten haben wir keine Chance." Die andren erwiderten das Nicken und legten ihre Hand auf Harrys ausgestreckte. Das mochte nach einer typischen Teamgeste aussehen, hatte aber nur mit der Apparation zu tun. Minerva und Hermione hatten die übliche Apparation weiterentwickelt, kannte nun nur einer den Ort, konnten doch alle, die gemeinsam mit ihm reisten diesen erreichen. Als sie den Ort erreichten konnten sie die Kampfgeräusche sofort hören. Harry strich sich durch die Haare und blickte sich um, versuchte sich so schnell wie möglich einen Überblick zu verschaffen. Er verzog das Gesicht. Das war so untypisch. Normalerweise griffen die Todesser nie einen ganzen Ort an und noch dazu nicht so einen großen. Bei all ihren bisherigen Angriffen hatten sie nur kleine Dörfer und Ortschaften angegriffen, die übersichtlich gewesen waren und sich schnell unter Kontrolle bringen lassen hatten. Warum hatten sie ihre Vorgehensweise geändert? Waren sie so stark geworden, dass sie sich selbst vor so einer Herausforderung nicht fürchteten? Harry bemerkte, dass ihn alle erwartungsvoll anblickten. Er hatte zu lang gebraucht um seine Gedanken zu sortieren. "Wie werden ins Stadtinnere vordringen.", erklärte er mit fester Stimme. "Von da aus können wir uns am besten eine Übersicht verschaffen. Unser nächstes Ziel ist herauszufinden von wo sie handeln. Irgendjemand muss diesen Angriff leiten... wir müssen die Zentrale ausschalten, dann verlieren sie ihre Organisation und sind leichter zu bekämpfen. Wir haben dabei keine Zeit für kleinere Rettungsaktionen verstanden? Dafür sind andere Truppen zuständig." Die anderen nickten und folgten ihm, jeder mit gezücktem Zauberstab in der Hand. Sie mussten jederzeit mit einem Angriff rechnen. "Harry.", flüsterte jemand - Harry vermutete, dass es Pansy war, denn sie war die einzige die alle mit Vornamen ansprach. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und nun wusste er mit Sicherheit, dass es Pansy war. Sie sprach nur gedämpft für den Fall, dass jemand in der Nähe war. "Schau dort drüben." Er blickte in die angewiesene Richtung und schluckte. Schwarzer Rauch stieg auf und verteilte sich in der Luft. Irgendwo brannten die Häuser. "Wir müssen weiter.", sagte Harry. Sie konnten nicht die einzigen sein, die den Rauch bemerkt hatten. Sicher waren schon Trupps auf den Weg dorthin. Er winkte seine Truppe zu sich und setzte sich wieder in Bewegung. "Wir müssen uns beeilen.", erklärte er. Jede weitere Sekunde bedeutete weitere Menschenleben. ~*~ Der Marktplatz war vollkommen ausgestorben. Zabini wollte schon aus der Seitengasse in der sie sich befanden heraustreten, doch Harry hielt ihn zurück. "Nicht.", erklärte er und blickte sich um. "Diese Stadt ist ziemlich alt und dementsprechend aufgebaut.", erklärte er. "Der Marktplatz ist das Zentrum des Ortes. Von hier aus, erreicht man jede Stelle der Stadt schnell und auf einfachem Wege. Die Todesser sind nicht so dumm und lassen solch einen Ort unberührt. Das würde nicht ihre Dummheit bezeugen, sondern wäre auch ihr Untergang, denn es würde uns die Möglichkeit geben effektiver gegen sie vorzugehen." "Was bedeutet die Leere dann?", fragte Smith, doch nicht Harry, sondern Draco antwortete ihm. "Es ist eine Falle.", sagte er leise und Harry sah wie seine Augen blitzschnell die Gegend absuchten, jeden kleinsten Hinweis in sich aufsogen. War hier irgendetwas Ungewöhnliches würde Draco es wahrscheinlich als erstes bemerken. Harry war froh ihn in seine Truppe aufgenommen zu haben. Er war das Teilchen, dass ihnen zur Vollendung ihres Teams gefehlt hatte. "Harry.", sagte Draco und es klang seltsam so von Draco genannt zu werden. Selbst nach allem was schon zwischen ihnen passiert war. Es schien als würde Draco sich den Gewohnheiten in der Truppe auf alle Fälle anpassen wollte. Harry folgte seinem Blick und ihm stockte der Atem. "Nein!!", keuchte er und wollte schon aufspringen, doch Zabini hielt ihn auf seinem Ort. "Nicht.", zischte er und obwohl Harry wusste, dass es richtig war sich nicht zu bewegen., so wehrte er sich doch einen Moment gegen den Griff, denn.. denn... was er da sah, war so unglaublich... Diagonal gegenüber von ihnen war eine weitere Truppe aufgetaucht. Harry erkannte sie sofort als eine der Meditruppen, die von Madam Pomfrey eine gesonderte Ausbildung erfahren hatten. Es war offensichtlich, dass sie auf dem Weg zu den brennenden Häusern waren, doch statt in der Dunkelheit zu bleiben und sich auf Schleichwegen zu bewegen liefen sie mitten über den Platz, sichtbar für jeden. Wut stieg in Harry auf. Wie konnten die nur so einen Anfängerfehler begehen? Hatten sie denn beim Training überhaupt nichts gelernt? Wie konnten sie sich nur so ausliefern. Harry Blick flog über die Gesichter. Er kannte sie alle, denn es waren fast nur Gryffindors. Dean war dabei und auch Hermione. Und dann kamen die Zaubersprüche. Es waren nicht die Todesflüche, aber das war auch die einzige Hoffnung die sich ihnen bot. "Nun wissen wir wo sie sind.", sagte Tibeth und Harry musste ihr Recht geben. Die Flüche waren eindeutig aus dem oberen Stockwerk eines der Gebäude zu ihrer Linken gekommen. Harry überlegte blitzschnell. Sie würden nicht alleine fertig werden und Magie konnten sie nicht einsetzen, denn wahrscheinlich arbeiteten die Todesser mit Magieregistrierung. Das Dorf hier bestand hier fast nur aus Mugglen und durch die Feststellung von Magieeinsatz war es am einfachsten für die Todesser Gefahren festzustellen. So würde es zumindest Harry machen, wenn er an ihrer Stelle wäre. Er musste andere holen. Sie würden nicht alleine klar kommen. Da oben befand sich irgendein hohes Todessermitglied. "Tibeth. Lucas.", die beiden Siebtklässler an seiner Seite reagierten sofort. "Ihr lauft zurück. Findet möglichst viele andere Truppen. Am besten Minervas. Sie sollen sich organisieren und einen Angriff planen. Wir werden inzwischen schauen wie weit wir alleine kommen." "Harry...", begann Draco, doch Harry brachte ihn mit einem Blick zum schweigen. Niemand widersprach seinen Kommandos und nun bei einem Angriff war Draco nicht mehr wert als alle anderen. Das musste er verstehen und Harry erkannte an Dracos Gesichtsausdruck, dass er dies auch tat. "Wir versuchen von hinten rein zu kommen. Jedes Haus hat doch schließlich einen Hintereingang." Er grinste die anderen an und die erwiderten das Grinsen auf eine ehrliche Art und Weise. ~*~ Harry wachte mit einem hämmernden Kopf auf. Er wollte seine Hände bewegen, doch sie waren gefesselt, ebenso wie seine Füße. Er blieb regungslos liegen und hielt seine Augen für einen weiteren Moment geschlossen um sich zu erinnern was geschehen war. Er erinnerte sich, dass sie tatsächlich einen Hintereingang gefunden hatten und dass er als erster hineingegangen war. Danach wurde alles schwarz. Harry versuchte möglichst logisch darüber nachzudenken. Sie mussten wohl mit so einem Angriff gerechnet haben und sie überfallen haben, denn Harry war offensichtlich ein Gefangener und es gab keinen anderen Weg, der zu diesem Ausgang führte. Er öffnete die Augen und ignorierte seine Kopfschmerzen. "Bist du endlich wieder wach, ja?", meinte eine Stimme neben ihm und Harry erkannte Dracos Stimme sofort. "Haben sie dich also auch erwischt?", fragte er, doch sowohl für ihn, als auch für Draco war offensichtlich, dass der Spott in seiner Stimme nicht boshaft gemeint war. Draco lächelte und lehnte sich leicht zur Seite, so dass er mit der Schulter gegen Harrys lehnte. "Ich bin nicht der einzige.", erklärte Draco und Harry blickte sich um. In dem Raum herrschte Dämmerlicht, doch nach und nach erkannte Harry die anderen. Parkinson, Zabini von seinem Trupp, dann noch Patil, Dean und Hermione von der anderen Truppe. Alle schliefen oder waren bewusstlos.. zumindest hoffte Harry das. "Sie haben uns die Zauberstäbe abgenommen und uns mit Muggleseilen und Magie doppelt gefesselt.", erklärte Draco ihm. "Ich weiß nicht wer genau sie sind. Sie tragen das Dunkle Mal, aber nicht die typischen Todesserroben. Fast so als hätte Voldemort eine neue Spezialtruppe ausgebildet." "Wie lange bist du schon wieder bei Bewusstsein?", fragte Harry und schob es auf die Gefangenschaft, dass er sich schwach fühlte und sich immer weiter gegen Draco lehnte. "Ich war es die ganze Zeit. Sie haben erkannt wer ich bin und haben beschlossen mich möglichst wenig anzufassen.", er wandte das Gesicht ab, so dass Harry aus diesem keine Emotionen lesen konnte. "Scheint, dass mein Vater mich lebend will." ~*~ Nach und nach erlangten alle ihre Bewusstsein wieder. In dem Raum herrschte Angst und Furcht und die Luft wurde immer drückender. Der Raum hatte keine Fenster und Harry konnte selbst die Tür nicht erkennen. Wahrscheinlich war ihr Gefängnis magisch verriegelt. Harry versuchte mehrmals Hermiones Blick einzufangen, doch sie wich ihm jedes Mal auf und redete auch nicht mit ihm. Harry schaute sich um. Alle waren nun wach. Er konnte nicht länger warten. Seine Fähigkeiten waren vielleicht ihre einzige Chance und er musste sie nutzen. Wenn die Todesser wiederkamen würden sie niemandem verschonen außer Draco und Harry.. und dass auch nur, weil sie zu wertvoll waren um schnell zu sterben. "Hört zu.", meinte Harry und es war das erste Mal seit langem, dass einer sprach, denn die Luft wurde knapp und sie mussten sich darauf konzentrieren sowenig Sauerstoff wie möglich zu verbrauchen. Harry verstand noch immer nicht alles, aber zum nachdenken würde er später noch Zeit finden. "Ich kann uns hier herausholen.", erklärte er den anderen auch wenn er wusste, dass er es später bereuen würde. Sobald er seine Fähigkeiten erkannt hatte, hatte e nachgeforscht und festgestellt, dass auch diese in den Bereich der schwarzen Zauberei fielen. Er wollte nicht, dass die Schüler noch mehr Angst vor ihm hatten, aber es ging nicht anders. "Ihr müsst mir vertrauen. Ihr müsst an mich glauben... und ihr dürft nicht zweifeln oder Angst haben, denn wenn ich das tue muss es schnell gehen, sonst bekommen sie uns... sie spüren Magie bestimmt." Hermione riss die Augen auf und es war das erste Mal in diesem Raum, dass sie ihn ansah und sogar mit ihm sprach. "Aber sie haben unsere Zauberstäbe genommen.. du kannst doch nicht etwa...!!" Nach und nach schienen auch die anderen zu verstehen, doch da war Harry schon dabei sich zu konzentrieren. Er spürte die Magie in seinen Händen vibrieren, dann waren sie frei und kurz darauf auch seine Hände. Er bewegte seine Hände um die Handgelenke zu lockern und schaute Hermione dabei voller Arroganz an. "Doch ich kann.", er hob demonstrativ seine Hände. "Zauberstablose Magie." Alle schauten ihn an und Harry erkannte in ihren Augen nichts was er nicht erwartet hatte: Angst und Furcht vor dem Umbenannten und scheinbar Bösen. Draco ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken, stattdessen stieß er Harry demonstrativ mit der Schulter an. "Nun mach schon Wonderboy!!", erklärte er und als Harry ihn anschaute war es das Grinsen auf Dracos Lippen, dass ihn am meisten erstaunte. "Oder willst du der einzige sein, der sich bewegen kann?" Harry hob seine Hände und befreite auch Draco, dann drehte er sich zu den anderen. "Also...", sagte er und bemühte sich seine Stimme so fest wie möglich klingen zu lassen. "Soll ich euch nun auch befreien oder habt ihr zuviel Angst vor mir?! Es ist ja nicht so, dass ich mein Leben für euer Wohl nicht schon oft genug aufs Spiel gesetzt habe um euch endlich einmal zu beweisen, dass ich kein dunkler Zauberer bin, sondern auf eurer Seite stehe." Scham machte sich in den Augen der anderen breit und nach und nach hoben sie alle ihre Hände, die Slytherins zuerst und dann erst langsam die Gryffindors. Harry wusste, dass er froh sein sollte, dass sie dies taten, doch es war ihm auch klar, dass das was ihm nun entgegen brachten kein wirkliches Vertrauen war. Doch für diesen Augenblick würde es reichen müssen. ~*~ Die Flucht aus dem Raum war einfacher, als Harry erwartet hatte. Nachdem Harry einmal Licht in dem Raum geschaffen hatte war es einfacher zu erkennen, wie die Tür verriegelt worden war. Harry brauchte Zeit und viel Konzentration um diese Verriegelung zu lösen, aber es klappte schließlich und er sackte erschöpft in sich zusammen. Draco hockte beinahe sofort neben ihm, griff besorgt nach seinem Arm. "Ist alles in Ordnung?", fragte er und Harry nickte obwohl er sich schwach und ausgelaugt fühlt. "Es verbraucht nur viel Energie." Draco stützte Harry als dieser sich aufrichtete. Harry versuchte einen Moment sich zu befreien - wie sah das denn aus, wenn er sich durch ein Todesserversteck tragen ließ? Doch kaum stand er alleine aufrecht, gaben seine Beine schon nach und diesmal wehrte sich Harry nicht, als Draco nach seinem Arm griff. "Du bist ein Trottel.", murmelte Draco so, dass nur Harry es hörte. Harry zwang sich zu einem kurzen Lächeln, bevor er sich darauf konzentrierte einen Fuß vor den anderen zu setzen ohne zu stolpern. Der Gang vor dem Raum war vollkommen leer und Harry hörte kein Geräusch, doch er wollte sich nicht wirklich darauf verlassen. "Blaise du gehst vor, Pavarti du auch. Hermione achte bitte auf den Gang hinter uns. Dean und Pansy ihr achtet auf die Seitentüren." Obwohl die von der anderen Truppe kurz das Gesicht verzogen, dass Harry das Kommando an sich riss sagten sie doch nichts, denn - so fiel es Harry nun auf - ihr eigener Leiter war ja nicht dabei. Harry drehte sich zu Dean. "Wo ist der Rest eurer Truppe?", fragte er und Dean zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht genau. Wir haben die anderen auf dem Weg zum Brand verloren." Harry verzog das Gesicht nun seinerseits. Wer auch immer dieses Truppe leitete waren offensichtlich nicht in der Lage diesen Job weiter auszuführen. "Harry.", meinte Draco und Harry wurde sich bewusst in welcher Situation sie sich gerade befanden. Sie standen mitten auf dem Gang, gerade ausgebrochen und wenn es an dem Gefängnis Sensoren gegeben hatte war ihre Flucht bestimmt schon bemerkt worden. Also... links oder rechts? Harry zögerte einen Moment, dann entschied er, dass es vollkommen egal war.. er hatte sowieso keine Orientierung und die anderen wahrscheinlich auch nicht. "Wir gehen links.", entschied er und nun gehorchten die anderen ohne zu zögern. Sie erreichten die Treppe ohne zu zögern und fanden an dieser auch endlich das erste Fenster in dem ganzen Gebäude. Dean schaute hinaus und schätzte, dass sie sich im dritten oder vierten Stock befanden. Sie begannen die Treppe hinunterzugehen. Draco hatte inzwischen einen Arm und Harrys Taille gelegt um ihn besser zu stützen. Ein Stockwert tiefer überfielen Harry starke Zweifle. So einfach konnte es nun einmal nicht gehen. Die Todesser hatten Harry Potter und Draco Malfoy gefangen. Einen Erzfeind und einen Verräter. Es konnte doch nicht sein, dass sie einfach unbehelligt aus dem Gebäude fliehen konnten. Harry hatte oben versucht ob es möglich war zu apparieren, doch es hatte nicht geklappt. Magie aber schon. Das Schutzsystem war dem von Hogwarts ähnlich. Irgendetwas hier war seltsam... irgendetwas war ganz eindeutig falsch. Im Erdgeschoss warteten zwei Todesser auf sie. Harry fühlte sich beruhigt und gleichzeitig noch unbehaglicher. Endlich zeigten sich Todesser, aber nur zwei? Warum so wenig? Als sie ihre Kapuzen zurückschlugen wusste Harry warum. Vor ihnen standen Lucius Malfoy... und Ronald Weasley. ~*~ Instinktiv traten alle um sie herum einen Schritt zurück. Harry blieb stehen und auch Draco an seiner Seite rührte sich nicht. Dracos Arm lag noch immer um seine Taille. Harry überlegte für einen Augenblick ob er sich aus dem Griff befreien sollte, doch er entschied sich dagegen. Wahrscheinlich würde er doch nur zu Boden sinken. Harry studierte Rons Gesicht, doch er konnte keinerlei Emotionen erkennen.. nicht in seinen Augen, nicht in seinen Gesichtszügen... nichts, gar nichts.. nur absolute Kälte. Harry drehte den Kopf zu Lucius und stellte fest, dass dieser sich wohl in einem stillen Blickgefecht mit seinem Sohn befand. Harry wurde bewusst, dass er nicht der einzige war, der hier vor einem ehemaligen Vertrauten und einer geliebten Person stand. Er wollte Draco gerne Mut spenden so wie Dracos Nähe ihm Mut gab, doch jede Geste, die dies vermocht hätte wäre zu auffällig gewesen. So konnte Harry nur still da stehen und sich nicht rühren. Was sollte er nun tun? Seine Gedanken rasten. Er musste die anderen rausbekommen, aber wie? Er selbst war geschwächt und würde kaum noch Magie anwenden können und die anderen hatten ihre Zauberstäbe nicht. Sie waren vollkommen hilflos. Wenn Lucius und Ron sie töten wollten, dann würden sie dies auch tun. Warum warteten sie dann? Warum sagten sie nichts? Harrys Herz raste immer mehr und er bekam Panik die er eigentlich nicht hätte bekommen dürfen. Was würde nun passieren? Er fühlte regelrechte Erleichterung als Lucius und einen Schritt vor trat und begann zu reden. "Soso..", meinte er mit einer Ruhe, die Harry noch mehr beunruhigte. Zu seiner Überraschung schlang Draco seinen Arm noch etwas enger um Harry und zog ihn komplett an sich. Harry wollte sich erst wehren - draco gab damit seinem Vater doch nur noch mehr Angriffsfläche!! Er zeigte doch, dass sie eine Verbindung hatten, dass Harry auch noch geschwächt war - doch er hatte nicht wirklich die Möglichkeit sich dagegen zu wehren und eigentlich... wollte er es auch nicht... Harry zwang sich, sich zu konzentrieren. Das war wirklich nicht der richtige Moment um über seine Gefühle zu Draco nachzudenken. Lucius sprach weiter. "Ich hatte wirklich nicht erwartet, dass ihr euch selbst befreien würdet. Eigentlich hatte ich erwartet, dass innerhalb der nächsten Stunde ein Rettungstrupp hier auftauchen würde um euch zu befreien. Aber gut.. scheinbar haben wir eure Fähigkeiten etwas unterschätzt." Harry zwang sich, sich nichts anmerken zu lassen. Er hatte ganz vergessen, dass er Lucas und Tibeth losgeschickt hatte... wahrscheinlich wartete draußen schon die Verstärkung. Er hoffte es zumindest, denn das war ihre einzige Chance. Er konzentrierte sich und sammelte langsam seine Energie. Er musste den Leuten draußen ein Zeichen geben sobald der richtige Moment gekommen war. Zu Harrys Überraschung begann Draco zu sprechen. "Du hast dich selbst schon immer über- und deine Gegner unterschätzt, Vater." Lucius wandte seinen Blick von Harry ab und blickte Draco an. Seine Augen brannten von Hass. "Dass du dich hierher gewagt hast werde ich wohl nie verstehen Draco. Ich hatte weisere Entscheidungen von dir erwartet, anstatt dich mit einem Muggleliebhaber einzulassen, Sohn." Er sprach das Wort ,Sohn' mit ebenso viel Abscheu aus wie Draco das Wort ,Vater'. Harry verstand, dass diese Ansprachen für diese beiden nur noch eine Beleidigung war, die er nicht verstand, da er die komplizierte Beziehung zwischen Vater und Sohn nicht nachvollziehen konnte. "Ich hatte nicht erwartet, dass du so dumm und größenwahnsinnig wärst ein ganzes Dorf anzugreifen." Zu Harrys Überraschung begann Lucius zu lachen. "Oh Draco, Draco.. wie haben sie deine Fähigkeiten verkommen lassen.. hast du es immer noch nicht begriffen?" Harry drehte den Kopf zur Seite und sah wie Draco, dessen Stimme die ganze Zeit fest gewesen war vor Schreck bleich wurde. "Eine Falle.", flüsterte Draco und Harry hörte seine Leute hinter sich erschrocken nach Luft schnappen. "Dir ist das Dorf vollkommen egal. Alles was du wolltest war... ich." "Wer ist nun größenwahnsinnig kleiner Draco..?! Nicht alles in der Welt dreht sich um dich... Aber tatsächlich... bin ich über deine Anwesenheit ganz froh... denn du hast das zu mir gebracht was ich wirklich wollte." Lucius streckte die Hand aus und strich Harry über die Wange. Harry wollte ihn wegstoßen, wollte ihn angewidert davon abhalten, doch er durfte die Energie aus seinem Körper nicht verschwenden. Es stellte sich heraus, dass er Lucius gar nicht wegstoßen musste.. dass tat Draco schon mit seinem freien Arm. "Fass ihn nicht an.", zischte er und Lucius wollte gerade etwas erwidern, als mit einem Male Hermione von hinten hervortrat und vor Ron trat. Harry zog scharf die Luft ein. Wie viele Fehler wollte sie an diesem Abend denn noch machen. Harry schaute Ron an. Er hatte sich bisher nicht bewegt, kein Wort gesprochen. "Ron.", bettelte Hermione und Harry musste ihr Gesicht nicht sehen um zu wissen, dass sie weinte. "Ron bitte... bitte tu das nicht... bitte...", ihre Stimme hörte sich schrill und heiser und verzweifelt an. Harry wandte den Blick ab, weil er langsam verstand wie Hermione sich fühlte und sie nicht länger anblicken konnte. "Bitte komm zu uns zurück.. komm zu mir zurück.. ich liebe dich..." "Weasley.", schnappte Lucius und Ron hob die Hand und schlug Hermione mitten ins Gesicht. "Halt die Klappe.", erklärte er und obwohl Hermiones Wange sofort rot wurde wich sie nicht zurück. Harry konnte langsam die Wut in Rons Gesicht aufsteigen sehen. Er musste handeln bevor es zu spät war. Seine Hand begann langsam zu glühen, doch niemand sah es, alle schauten nur Hermione und Ron an. Er brauchte nur noch wenige Sekunden, dann hätte er genug Energie. Noch drei... Lucius Kopf schnellte in seine Richtung als könne er die Magie riechen. "Was tust du da?", schrie er, doch es war zu spät. Mit einem Ruck riss Harry seinen Arm noch vorne und die Energiekugel flog an Ron und Lucius und Hermione vorbei, riss die hinter ihnen liegende Wand weg und flog gen Himmel, wo sie wie eine Leuchtrakete explodierte. Er grinste und rang sich mit letzter Mühe noch die Worte raus die sich wie von selbst zu bilden schienen. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er während der ganzen Aktion so radikal gedacht hatte, doch er erinnerte sich an eine von Snapes frühen Lektionen. Das einzige was zählte war der Sieg - egal welche Opfer man dafür bringen musste. "Nun weiß jeder wo ihr seid.", brachte er keuchend hervor, während das Bild vor seinen Augen langsam verschwamm. "Bringt uns ruhig um... ihr werdet dennoch nicht siegen sondern verlieren..." Er hatte zuviel Energie verbraucht. Er spürte wie sein Körper in sich zusammensackte und von Draco aufgefangen wurde.. alles was er sah war vollkommen verschwommen und die Zeit spielte verrückt.. in dem einem Moment raste sie, in dem nächsten verging sie viel zu langsam. War das ein Zauberstab in Rons Hand? Grünes Licht überall. Wieso stand Hermione mit einem Male vor ihm? War sie es die schrie oder selbst? Und dann war das letzte was er spürte der Schwund von Dracos Wärme, das Gewicht eines toten Körpers in seinen Armen und schließlich Dunkelheit, die ihn sanft umfing. ~*~ Das erste was Harry wahrnahm als er wieder zum Bewusstsein zurückfand waren die Stimmen von McGonagall, Draco und Madam Pomfrey. Er entspannte sich automatisch. Wenn diese drei hier waren musste er sich in Sicherheit befinden... dann war alles vorbei und sie hatten sich befreien können. "Das kann doch nicht ihr Ernst sein Professor!", erklärte Draco in diesem Moment und zog damit Harrys Aufmerksamkeit auf sich. "Sie wollen ihn anlügen um ihn zu beschützen?! Sie wissen doch wie oft Menschen schon diesen Fehler bei Harry gemacht haben.. sie können doch nicht allen ernstes den selben Fehler noch einmal begehen." "Reißen sie sich zusammen Mister Malfoy!! Es ist immer noch meine Entscheidung was hier in dieser Schule passiert. Mister Potters Zustand ist kritisch und er sollte keinem zusätzlichen Stress ausgesetzt werden. Wer weiß wie er auf eine solche Nachricht reagieren würde. Ich habe beschlossen, dass ihm Zeit gelassen wird und so wird es auch geschehen." Harry kniff die Augen zusammen. Wovon redeten die da? Was war geschehen? Es musste irgendetwas schlimmes sein, wenn sie ihn davor beschützen wollten. Aber er wollte nicht schon wieder angelogen werden!! Es war seltsam, dass gerade Draco derjenige war, der dies verstand und mit einem Male für ihn eintrat. "Hören sie Professor. Ich will ihre Autorität ja gar nicht in Frage stellen, auch wenn sie das vielleicht glauben. Aber ich kenne Harry besser als sie alle zusammen, verstehen sie das nicht? Ich habe jahrelang mit Harry gekämpft und ich kenne ihn deshalb besser, weil ich nicht nur seine Stärken sondern auch seine Schwächen sehe, etwas wozu sie nicht in der Lage sind, weil sie ihn nicht verletzen wollen, sondern beschützen." "Aber sie wollen ihn verletzen nicht wahr Mister Malfoy?", fragte Madam Pomfrey und Harry widerstand dem Drang die Augen zu öffnen. Hätten sie bemerkt, dass er wach war hätten sie das Gespräch mit Sicherheit sofort abgebrochen. Außerdem wollte er die Antwort auf Pomfreys Frage hören. "Ich wollte ihn einmal verletzen, dass stimmt. Aber wie sie am besten wissen sollten entwickeln Menschen sich weiter. Nun will ich ihn nicht mehr verletzen... ich will ihn beschützen ebenso wie sie selbst, aber ich werde es auf meine eigene Art tun. Ich werde Harry nicht anlügen... und auch wenn sie es tun werden, so werde ich ihm doch immer die Wahrheit sagen. Das habe ich mir selbst versprochen." McGonagall schnaubte verächtlich. "Und das soll ich ihnen wirklich glauben? Sie mögen inzwischen vielleicht ein Teil des Ordens sein Malfoy, aber sie sind noch immer ein Teil ihrer Familie und ich werde sie so behandeln bis sie bewiesen haben, dass man ihnen vertrauen kann." Harry hörte Draco nach Luft schnappen. "Und wann soll das sein? Ich habe dort draußen mein Leben riskiert und war nicht weniger oder mehr wert als alle anderen Mitglieder des Ordens. Ich habe nicht gemeckert, sondern habe gekämpft, weil ich weiß, dass ich auf der richtigen Seite stehe. Was soll ich noch mehr tun?" "Das weiß auch nicht. Aber denken sie immer daran Mister Malfoy, dass noch immer ich entscheide wie sehr der Orden ihnen vertraut. Sie.." "Es reicht!!", unterbrach Harry das Gespräch so laut wie er konnte und richtete sich keuchend auf. Die anderen brauchten nur Sekunden um bei ihm zu sein, doch Draco war der schnellst, drückte ihn beinahe sofort wieder in die Kissen. "Du bleibst gefälligst liegen Potter.", erklärte er "Mir hat es gereicht, dass du einmal zusammengebrochen bist." Harry grinste ihn frech an. "Hat sich da etwa jemand Sorgen um mich gemacht?", fragte er und Draco verpasste ihm eine solch spielerische Kopfnuss, dass Harry sie fast gar nicht spürte. "Was soll man auch sonst mit dir anfangen?!" Harry entspannte sich langsam und drehte den Kopf zu Madam Pomfrey. "Bin ich schwer verletzt?" Sie lächelte leicht und beugte sich zu ihm, kontrollierte seine Temperatur während sie mit ihm redete. "Du bist gestürzt, dabei hast du dir einige schwere Verletzungen zugezogen. Die größten Verletzungen sind aber bereits wieder verheilt. du wirst nur noch wenige Tage hier bleiben müssen." Harry nickte zufrieden und blickte erst Minerva an, überlegte es sich dann aber anders und richtete seine Frage an Draco. "Was ist mit den anderen? Geht es ihnen gut?" Irgendwann während er dem Gespräch der anderen gelauscht hatte waren die Erinnerungen an die letzten Sekunden die er bewusst erlebt hatte zurückgekehrt und er musste an das Gefühl des toten Körpers in seinen Armen denken. Sein ganzer Körper schrie danach, dass sein Bewusstsein überfordert gewesen war, dass seine Wahrnehmungen Täuschungen unterlegen gewesen waren. Draco blickte Minerva an, doch diese hielt dem Blick nicht lange stand, drehte schließlich den Kopf weg. "Tun sie doch was sie wollen.", erklärte sie leise und blickte dann Harry an. "Ich bin froh, dass es dir gut geht Harry, aber ich bin nun nicht mehr für dich verantwortlich. Ich hoffe wir werden uns bald wieder sehen." Sie verließ den Raum mit schnellen Schritten und Pomfrey folgte ihr. Harry blickte Draco an. "Was meinte sie damit?", fragte er und eine dunkle Vorahnung machte sich in ihm breit und er konnte sie nicht wirklich einordnen. "Draco.", meinte er, diesmal eindringlicher. "Was ist passiert?! Was ist los?!" Draco seufzte und zog sich einen Hocker heran, setzte sich neben Harrys Bett. "Harry hör mir zu.", meinte er und seine stimme war so sanft und zärtlich wie Harry sie noch nie gehört hatte. 2Nachdem du die Leuchtkugel und Energie oder was auch immer es war losgefeuert hast ist alles in dem Raum etwas durcheinander geraten. Du hast das richtige getan, dass bezweifelt auch keiner, denn sonst hätte es wahrscheinlich noch mehr Opfer gegeben." "Opfer?", keuchte Harry und Draco redete einfach weiter. "Allerdings hat das nicht nur unseren Leuten gezeigt, wo wir sind, sondern auch den anderen und das hat die ganze Situation etwas... dramatisch gestaltet und hat seine Opfer gefordert. Fast alle sind schon wieder auf den Beinen und kaum einer wurde wirklich schwer verletzt, aber mein Vater... hat noch nie viel von physischen Angriffen gehalten... im Gegensatz zu Weasley..." Harry riss die Augen auf. Hermione hatte geschrieen... so laut geschrieen... "Draco...", bettelte Harry und Draco seufzte, blickte ihn eine Weil einfach nur an, bevor er sanft eine Hand hob und Harry durch die Haare strich. "Hermione ist tot." ~*~ In den nächsten Tagen wurde Harry jedes Mal besucht sobald Madam Pomfrey es erlaubte. Remus war der erste der kam und Harry war überrascht wie sehr er seinen Freund in den letzten Tagen vermisst hatte. Der Professor war die einzige Familie die er hatte, aber sie hatten sich in letzter Zeit kaum gesehen und es war schön wieder Zeit mit Remus zu verbringen, auch wenn es unter solchen Umständen war. Sie redeten nicht darüber was geschehen war und auch nicht darüber was geschehen würde. Draco hatte Harry erzählt, dass ihre Truppe versetzt worden war. Harry hatte noch nicht einmal gewusst, dass so etwas möglich war, aber ab jetzt würden sie im Hauptquartier wohnen und von dort aus arbeiten. Harry war sich nicht wirklich sicher ob sie das verdient hatten, aber scheinbar glaubten alle sie hatten bei dem Angriff richtig gehandelt und er war nicht wirklich in der Lage darüber mit irgendjemanden zu streiten und der Rest seiner Truppe schien ganz froh zu sein aus Hogwarts wegzukommen. Auch die anderen Professoren besuchten Harry, doch sie redeten noch weniger mit ihm als Remus es schon tat. Der einzige mit dem Harry reden konnte war Professor Osuneko. Der Professor erzählte ihm viel von früher, von seinem Vater und von Sirius und von seiner Mutter. Harry stellte fest, dass er von Mal zu Mal weniger Trauer und mehr Wissbegier empfand und irgendwann freute er sich auf diese Besuche. Selbst Pansy und Blaise tauchten an einem frühem Abend aus. Zu Harrys großer Überraschung sogar ohne Draco. Pansy half ihm sich aufzurichten, während Blaise zwei Hocker ans Bett heranzog. Harry war über den Besuch überrascht. Ja, sie waren zwar in seinem Team aber sie hatten nie wirklich etwas miteinander zu tun gehabt. Sie hatten ihn akzeptiert, aber nie wirklich als Mensch geschätzt. Warum waren sie nun hier? War es Mitleid oder hatte Draco sie gebeten hierher zu kommen. Draco war in der letzten Woche eigentlich jeden Tag gekommen, aber heute hatten er sich noch nicht blicken lassen und Harry stellte fest, dass ihm die Anwesenheit des Slytherins fehlte. Er hatte sich inzwischen dran gewöhnt, Draco immer in seiner Nähe zu haben. Pansy und Draco schauten sich für einen Augenblick an, bevor Pansy begann zu reden und sichtlich nach den richtigen Worten suchte. Wir hatten eigentlich schon viel früher vor zu kommen.", sagte Pansy und lächelte verlegen. "Aber in der Schule ist soviel los.." Sie brach ab und blickte Blaise an. Harry begann langsam zu begreifen, dass die beiden tatsächlich aus eigenem Antrieb hier waren. Irgendetwas gab es wohl was sie ihm unbedingt sagen wollten. Harry musste beinahe lächeln, als er feststellte, dass sie in seiner Anwesenheit inzwischen nicht mehr die kalte Fassade der Slytherins aufrecht erhielten mit der sie sich sonst immer schützten. Das hieß wohl sie akzeptierten ihn nun mehr als vorher. "Draco hat dir bestimmt erzählt wie viel sie uns momentan trainieren lassen oder?", fragte Blaise und auf seinen Lippen lag ein freches Grinsen. "Da wir ihn kaum noch zu Gesicht bekommen dachten wir uns, dass er wohl in seiner freien Zeit hier ist." Draco war tatsächlich andauernd bei ihm und erzählte ihm alles. Er war der einzige der keine Rücksicht auf Harry nahm und Harry war froh darüber. "Jedenfalls.", begann Pansy als Blaise nicht weiter redete. "Geht es um folgendes. McGonagall hat uns erzählt was sie mit unserem Team vorhaben. Das wir nach Grimmauld Place gehen sollen. Sie hat uns die Wahl gelassen. Wir dachten, dass sie dir das bestimmt nicht gesagt hat. Wir haben mit Draco darüber geredet und er meinte es wäre unsere Wahl ob wir dir davon erzählen, aber er würde es dir auf jeden Fall sagen." Sie nickte Blaise zu und dieser bestärkt dadurch, dass nun ein Anfang gemacht wurde redete selbstsicher weiter. "Da haben wir uns entschieden, dass wir es dir persönlich sagen wollten. Draußen auf dem Gang haben wir Tibeth, Lucas und Smith getroffen, die wohl auch zu dir wollten, aber dann haben wir entschieden, dass zwei wohl genug wären. Jedenfalls.. wie gesagt hat McGonagall uns die Wahl gelassen. Sie meinte, wenn wir hier bleiben wollen oder nicht mehr unter dir arbeiten wollen, dann können wir hier bleiben und werden durch andere ersetzt." Beide schwiegen nun und Harry schaute sie auffordernd an. Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte geglaubt es wäre klar, dass sie zusammen ins Hauptquartier gehen würden. McGonagall wollte sein Team auseinander reißen? Was war in die Professorin geraten? Sie wusste ganz genau, dass Harry sich sein Team selbst zusammengestellt hatte, dass er nur die besten genommen hatte, weil man nur mit den Besten die besten Ergebnisse erreichen konnte. Pansy räusperte sich und riss Harry damit aus seinen Gedanken. "Entschuldigt.", erklärte er "Ich war gerade mit meinen Gedanken woanders. Pansy lächelte ihn an. "Das haben wir gemerkt. Jedenfalls.. warum wir eigentlich hier sind... wir wollten dir sagen, dass wir in deinem Team bleiben werden." Harry blickte erstaunt erst Pansy, dann Blaise an. Dieser nickte. "Es ist nicht so, dass wir nicht in Hogwarts bleiben wollen.", erklärte er "Aber wir wollen in deinem Team bleiben. Weil du der Beste ist. Und weil wir dir vertrauen können." Harry spürte wie er selbst lächeln musste und seine Augen begannen zu brennen. Gott, seit wann war er so nahe am Wasser gebaut? Und doch konnte und wollte er nicht verleugnen wie gütlich es ihn machte, dass seine Truppe zu ihm stand. Vielleicht war er doch nicht ganz so alleine wie er gedacht hatte? Sie waren vielleicht keine Freunde (noch nicht), aber zumindest vertrauten und schätzten sie ihn. Pansy lachte und legte eine Hand auf seine Schulter, als könne sie seine Gedanken lesen. "Kein Grund uns zu danken, Harry. Wir haben dir zu danken. Mit deinen Fähigkeiten hast du uns und viele andere gerettet.", sie stand auf und Harry war froh darüber, denn die Trauer machte sich wieder in ihm breit. Es war wahr, wahrscheinlich hatte er ihnen wirklich das Leben gerettet, aber das auch nur, weil Hermione ihm das Leben gerettet hatte. Und er hatte das Risiko in Kauf genommen ihrer aller Leben zu opfern. Aber dennoch vertrauten sie ihm. Beide standen auf. Blaise drückte kurz seine Hand und Pansy küsste ihn kurz auf die Wange. Ihre Art auszudrücken, dass er jetzt zu ihnen gehörte. Vor einem Jahr hätte Harry den Gedanken gar nicht zugelassen ein Teil der Slytherins zu sein, doch jetzt war froh und stolz darauf. Später besuchte Dean ihn. Ihr Gespräch war beklemmender als alle Gespräche die er in den letzten Tagen erlebt hatte und Harry war froh als Dean endlich aufstand und ging. Er fühlte sich nicht mehr als Gryffindor und auch nicht mehr als Deans Freund. Er wusste nicht was er ihm sagen sollte. Harry durfte nicht zu Hermiones Beerdigung, denn sein Zustand war noch zu instabil. Es wäre seine erste Beerdigung gewesen und das eine stattfand war schon ungewöhnlich zurück. In Zeiten des Krieges war für Beerdigungen meist keine Zeit. Doch Hermione hatte dem Jungen, der lebte das Leben gerettet und deshalb wurde ihr eine besondere Behandlung zuteil. Nach der Beerdigung jedoch kamen Hermiones Eltern zu ihm. Er hatte sie bisher noch nicht oft gesehen und kannte sie nicht allzu gut, aber er wusste, dass sie ihre Tochter über alles geliebt hatten und er hatte Angst davor ihnen gegenüber zu treten, denn sicher mussten sie ihn nun hassen. Doch sie hassten ihn nicht. Tatsächlich dankten sie ihm sogar, auch wenn Harry nicht verstand wofür und er konnte sie auch nicht fragen, denn während dem ganzen Gespräch brachte er keinen Ton heraus. Die Grangers jedoch schienen zu verstehen, denn als Harry still blieb lächelten sie nur und wünschten ihm alles Gute und erklärten, dass sie ihn gerne bald wieder sehen wollten. "Egal wo Hermione ist.", sagte Hermiones Mutter beim Abschied. "Ich bin mir sicher sie beobachtet dich und dankt dir für all die Jahre der Freundschaft die du ihr gegeben hast." Als sie gegangen war brach Harry zum ersten Mal seit Hermiones Tod wirklich in Tränen aus und es dauerte nicht lange bis Draco bei ihm war um ihn zu trösten. ~*~ Draco saß auf der Bettkante und las in einem Buch, als Harry aufwachte. Harry gähnte und streckte sich, begann dann Draco zu beobachten. Er war es inzwischen gewohnt, dass Draco da war wenn er aufwachte und erschrak nicht mehr, aber in den letzten Tagen hatte Draco teilweise die Leitung des Trainings übernommen und war deshalb kaum noch da gewesen. "Hast du heute kein Training?", fragte Harry und Draco klappte das Buch zu und drehte sich zu ihm, lächelte leicht. "Nein. Du wirst heute entlassen, Harry. Heute Abend werden wir Hogwarts verlassen. Es wäre mir zu stressig geworden hätte ich heute noch das Training leiten müssen." Harry nickte verstehend und ließ sich wieder in die Kissen sinken. Draco blickte ihn einen Moment lang an, dann legte er das Buch weg und stieß Harry an. "Rück mal ein Stück.", sagte er und legte sich dann neben Harry. Nebeneinander liegend blickten sie an die Decke, schwiegen beide in angenehmer Art und Weise. Harry zuckte für einen Moment zusammen, als Draco nach seiner Hand griff, lächelte dann aber und ließ die Berührung zu. Die Zeit in der Krankenstation war anders gewesen. Obwohl Draco ihm alles erzählt hatte was draußen passiert war, war alles so weit weg von ihm gewesen und er hatte sich nicht wirklich Sorgen machen müssen. Es war als hätte er all seine Traurigkeit, seine Gedanken und seine Einsamkeit draußen vor der Krankenstation abgelegt und war endlich in der Lage positive Gedanken zuzulassen. Und er war in der Lage endlich etwas zwischen sich und Draco zuzulassen. Harry drehte sich auf die Seite um Draco anblicken zu können und Draco tat es ihm gleich. Sie schauten sich an und Draco war derjenige, der begann zu reden. "Geht es dir wirklich wieder gut?", fragte er und hob seine freie Hand und legte sie auf Harrys Seite. Harry nickte und grinste ihn an. "Natürlich geht es mir gut. Denkst du Madam Pomfrey würde mich hier rauslassen, wenn ich auch nur den kleinsten Kratzer hätte?" Draco erwiderte das Grinsen zwar, aber die Besorgnis wich nicht aus seinem Gesicht. "Das meine ich nicht.", erklärte er schließlich und seine Fingerspitzen schlichen sich unter Harrys Shirt und strichen leicht die freigelegte Haut. "Ich meine...", er suchte für einen Moment nach den richtigen Worten. "Willst du wirklich schon wieder kämpfen?" Harry blickte ihn an und schüttelte dann den Kampf. "Nein das will ich nicht.", erklärte er "Aber ich kann wieder kämpfen und das ist das wichtige nicht wahr? Außerdem kann ich dich da draußen doch nicht alleine lassen." Harry rückte vorsichtig ein Stück näher an Draco heran. "Wir können auch noch ein paar Tage hier bleiben Harry, wenn dir das lieber ist. Wir müssen uns nicht gleich wieder ins Getümmel stürzen." Dracos Körper war nun nur noch Zentimeter von Harrys entfernt und Harry konnte die Wärme des anderen spüren. Die Sorge des Slytherins tat ihm gut und er fühlte wie er sich langsam aber sicher endgültig entspannte. "Du brauchst dir keine Gedanken um mich machen Draco... wirklich nicht... wenn es mir zuviel wird werde ich dir Bescheid sagen." Draco nickte zufrieden und sie lagen wieder still nebeneinander. Harry beobachtete wie Draco seine Augen schloss und wie seine Brust sich regelmäßig hob und senkte, wie seine Lippen leicht geöffnet waren. Er erschrak beinahe etwas als Draco mit einem Male seine Augen wieder aufschlug und Harry direkt wieder anblickte. Noch mehr erschraken ihn aber, die Worte die Draco nun sprach. "Darf ich dich küssen?", fragte Draco und Harry fühlte sich so unvorbereitet wie schon lange nicht mehr. "W-Was...?", stotterte und spürte wie er rot wurde als Draco grinste. "Du hast mich sehr wohl verstanden Harry.", erklärte er und seine Finger strichen noch immer über Harrys Haut und machten es schwer sich zu konzentrieren. "Also... darf ich...?" Harry starrte Draco nur an, denn er wusste nun wirklich nicht was er darauf sagen sollte und Draco nahm dies wohl als ein ,Ja', denn er überwand die wenigen Zentimeter die noch zwischen ihnen lagen, drückte seine Lippen leicht auf Harrys, jedoch ohne irgendetwas zu verlangen oder Harry zu überfordern. Als er sich zurücklehnte stellte Harry überrascht fest, dass er irgendwann während der Berührung die Augen geschlossen hatte und bevor er wirklich wusste was er tat hatte er sich schon wieder vorgelehnt und presste seine Lippen gegen Dracos. Die Küsse die folgten wurden immer leidenschaftlicher, immer gefühlvoller und irgendwann fand sich Harry von Draco in die Kissen gedrückt wieder, atemlos und offensichtlich süchtig nach Dracos Küssen. Draco lehnte sich leicht zurück und betrachtete Harry, der wusste, dass er verrückt aussehen musste mit dem Grinsen auf seinen Lippen, dass einfach nicht verschwinden wollte. Draco jedoch machte das Grinsen wohl nichts aus, denn er beugte sich nur erneut nach unten, küsste Harry immer und immer wieder. Schließlich trennten sie sich nur, weil beide vollkommen außer Atem waren und nach nötigem Sauerstoff schnappen mussten. "Wow....", murmelte Harry, denn der Kuss - oder besser die Küsse - hatten ihn tatsächlich umgehauen. Er war selten irgendjemanden so nahe gekommen.. da waren die Küsse mit Cho und der eine Kuss mit Dean und einmal spät Abends bei einer Feier ein Kuss mit Seamus, aber mehr war da nie gewesen. Und vor allem hatte nie ein Kuss all diese Gefühle bei ihm ausgelöst, die nun in ihm herumschwirrten. Draco schien es ebenso zu gehen - oder zumindest ähnlich - denn auf seinen Wangen lag eine leichte Röte und seine Augen glänzten. "Wow trifft es Recht gut.", erklärte Draco und strich Harry die Haare aus dem Gesicht. "Ich gehe also davon aus.", begann Draco und Harry versuchte sich auf seine Worte zu konzentrieren und nicht einfach nur auf Dracos Lippen zu starren. ", dass ich dich das nächste Mal nicht mehr um Erlaubnis bitten muss, wenn ich dich küssen will?" Harry lachte und küsste Draco als Antwort nur erneut. ~*~ Sein Zimmer in Grimmauld Place hatte sich in keinster Weise verändert seit er das letzte Mal hier gewesen war und das war nun schon ein gutes Jahr her. Harry stellte seine Tasche ab und ließ sich dann auf den Rand des Bette sinken. Dracos Zimmer war auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges und Harry hatte vor seine Sachen so schnell wie möglich wegzuräumen und dann zu ihm hinüber zu gehen. Es schien als könne er von seiner neuen Beziehung zu Draco einfach nicht genug bekommen. Harry packte seine Sachen schnell weg und zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage fiel ihm Dumbledores Glassäule in die Hand. Er zögerte, setzte sich dann auf die Bettkante und betrachtete die Säule. Ein weiteres Zeugnis des Todes. Harry atmete tief durch. Er wollte sich nicht mehr an den Tod klammern. Er hatte die Lust darauf verloren. Hermione, Sirius, Dumbledore und seine Eltern waren tot. Und er hatte genug davon. Er hatte genug davon jeden Abend zu trauern und sich selbst zu bemitleiden und sich selbst seine eigenen Fehler vorzuhalten. Er würde es niemals schaffen den Krieg und das Leid zu beenden und in die Zukunft zu treten wenn er nicht irgendwann von der Verfangenheit ablassen würde. Das war etwas was er von Draco gelernt und sich zu Herzen genommen hatte. Harry stand auf und schloss die Augen für einen Moment und atmete tief durch. Wenn er endlich einen Schlussstrich machen würde, würde er auch endlich auch wieder in der Lage sein die positiven Dinge der Welt zu sehen. Er ging zum Regal an der gegenüberliegenden Seite des Raumes und öffnete es betrachtete die Dinge in den Fächern für einen kurzen Moment. Hier befand sich alles was ihn in irgendeiner Weise an die Dursleys erinnerte. Dinge die er nicht vergessen, an die er aber auch nicht täglich denken wollte. Harry streckte sich und stellte die Glassäule in das oberste Fach, lächelte dabei leicht. Dann stand er für einen Moment vollkommen still, bevor er in seine Robentasche griff und Sirius Spiegel herauszog. Er spürte wie seine Kehle sich zusammenzog. Dennoch streckte er sich erneut und legte den Spiegel neben die Glassäule. "Auf Wiedersehen Sirius.", murmelte Harry. Er drehte sich gerade wieder weg, als die Säule mit einem Male explodierte und den Raum mit gleißenden Licht erfüllte. Harry schrie erschrocken auf, doch aus seinem Mund kam kein Laut. Und bevor er wusste was geschah umfing ihn erneut unendliche Dunkelheit. Als er die Augen öffnete war nichts mehr um ihn herum dunkel und auch nicht hell und egal wo er sich gerade befand der Raum hatte weder Wände noch Boden. Es war... als würde er sich einfach im Nichts befinden. Harry strich sich dich Haare aus dem Gesicht. Was verdammt noch mal war jetzt schon wieder passiert? Harry hasste es wenn Magie mal wieder machte was sie wollte. "Harry.", sagte jemand und Harry fuhr mit einem Ruck komplett herum - er kannte die Stimme. Erschrocken schnappte er nach Luft und wäre wohl einen Schritt zurückgetaumelt wenn sein Körper nicht wie erstarrt gewesen wäre. Das konnte doch nicht...! Seine Stimme krächzte als er sprach. "Mum...? Dad...?" Er spürte wie Tränen in seine Augen aufstiegen. Er unterdrückte sie eine Weile erfolgreich, bevor er die dritte Person erkannte die mit einem Male vor ihm stand und ihn dazu brachte sich aus seiner Starre zu lösen und zu ihr zu rennen und sie zu umarmen. Tränen liefen ungehalten seine Wangen hinunter. "Sirius!!" *Kapitel 2 Ende* Im nächsten Kapitel: Gerade in dem Moment in dem Harry sich von seiner Vergangenheit verabschiedet begegnet er den Geistern der Personen die er liebt und wieder ändert sich alles was er bisher dachte und sich vorgenommen hatte. Schließlich ist Harry wild entschlossen den Krieg endlich zu beenden und zusammen mit Remus, Osuneko und Draco kommen sie Voldemorts Tod näher als sie es jemals waren. Doch dann endlich enthüllt sich Rons Position bei den Todessern und Harry steht schließlich vor der schwersten Entscheidung seines Lebens, bei der ihm niemand helfen kann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)