Schuldgefühle von abgemeldet (2. Platz im Herbst/Winter-FF-WB 2003) ================================================================================ Prolog: -------- Anmerkung: Diese Ranma-1/2-Fanfic basiert auf dem, was über die Figuren zum Zeitpunkt von Band 23 des Mangas bekannt ist. Spätere Charakterinfos bleiben unberücksichtigt. Disclaimer: Ranma ½ wurde von Rumiko Takahashi erfunden (nicht, daß ich damit was Neues erzählen würde ^^" ). Die Rechte an den Figuren liegen bei wem auch immer, jedenfalls nicht bei mir. Und diese Story dient keinem finanziellen Zweck. Auch wenn die Figuren nicht meine sind, die Story ist es sehr wohl, und die Urheberrechtsgesetze gelten glücklicherweise nicht nur für kommerzielle Produkte. Wer also diese Fanfic in irgendeiner Form für was auch immer verwenden will (außer, um sie zu lesen natürlich ^^ ), sollte mich vorher fragen. ( mailto: clef-san@web.de ) ----------------------------------------------------------- °...° = jemand denkt "..." = jemand sagt /.../ = Amazonensprache (...) = Panda-Schild "bla BLA bla" = betontes Wort "BLA BLA BLA" = laut gesprochen ~ + ~ + ~ = Ende des Herbst-Teils ----------------------------------------------------------- Schuldgefühle von clef-san Prolog Es war ein ungewöhnlich kalter Winter in Nerima. So kalt, dass man meinte, die Kälte würde einem bei jedem Atemzug die Luft noch in den Lungen gefrieren lassen. Seit Stunden fielen dicke Schneeflocken und hüllten die Stadt in einen prächtigen, weissen Mantel. Ein scharfer Wind tobte laut heulend durch die Gassen, wie ein Klagelied, und reduzierte die Sicht draußen von extrem schlecht auf nicht vorhanden. Aber das spielte keine Rolle, denn nicht einmal ein Verrückter wäre bei diesem Wetter freiwillig vor die Tür gegangen. Und so bemerkte niemand die schemenhafte Gestalt, die langsam durch den Schnee stapfte und dabei den Naturgewalten trotzte. Einst war dieser Schemen ein stolzer Krieger gewesen, doch nun nicht mehr. Eine unsichtbare Last schien auf seinen Schultern zu liegen, und ihn unbarmherzig niederzudrücken. Könnte jemand in seine Seele sehen, so würde er sehen, was den unbesiegbaren Krieger von damals so sehr belastete. Es war das Gewicht von Schuld, das wie ein tonnenschwerer Mühlstein auf seiner Seele lastete. Ein Mühlstein, unter dessen Kraft all die anderen Dinge, die den Krieger einst ausgemacht hatten, wie Mut, Stolz und Selbstvertrauen zu Nichts zermahlen worden waren. Entschlossenheit war das Einzige, was geblieben war, und diese Entschlossenheit war auch so ziemlich das Einzige, was ihn noch vorantrieb. Als sich seine Schritte dem Eingang von Nerimas Stadtpark näherten, wurde er langsamer, bis er schließlich direkt in der vier Meter breiten Lücke zwischen den mannshohen Ziegelmauern, die den Park umgaben, stehenblieb. Wie in Trance starrte er auf den Boden vor dem Parkeingang und murmelte etwas unverständliches. Möglicherweise war ihm nicht mal bewußt , daß er gerade redete. Dann sank er langsam in die Knie und stützte sich schließlich auch noch mit den Händen im Schnee ab. So wie er da kniete, entsprach er perfekt dem Bild des reuigen Sünders, der gekommen war, um entweder die Absolution oder seine gerechte Strafe zu empfangen. Für einen winzigen Moment tat sich in der Wand aus Eiskristallen eine Lücke auf und erlaubte einem Beobachter einen ungehinderten Blick auf die knieende Gestalt. Jene, die ihn von früher kannten, hätten ihn heute entweder nicht wiedererkannt, oder wären bei seinem Anblick zu Tode erschrocken. Sein schwarzes Haar hing wirr und zerzaust auf seinem Kopf, strähnig und ungepflegt. Sogar der geflochtene Zopf, auf den er sein Leben lang so stolz gewesen war, war nur noch ein kümmerlicher Schatten früherer Pracht. Der Blick seiner Augen, einst sprühend vor Lebendigkeit, war nun leer und nach Innen gekehrt. Seine Kleidung, eine schwarze Hose und ein rotes Hemd, beide im chinesischen Stil gehalten, und aus Gründen von Stil und Bequemlichkeit seine Lieblingskleidung, bestand nur noch aus kaum identifizierbaren, schmutzigen und eingerissenen Fetzen, unter der man bläulich-violette Haut sehen konnte. Jeder normale Mensch wäre längst erfroren, aber irgendwie schien die Kälte ihre Bedeutung für ihn verloren zu haben. Wer genau hinsah, konnte außerdem für einen Moment ein schwaches, schwarzes Glühen sehen, das ihn wie eine zweite Haut umgab, dann aber anfing zu flackern wie eine schadhafte Neonröhre, und schließlich völlig erlosch. Blau angelaufene Lippen zitterten, während ihm ein einziges Wort über die Lippen kam, das jedoch sofort vom Wind davongetragen wurde. Plötzlich fiel ein einziger Tropfen Flüssigkeit herab in den Schnee und gefror dort sofort zu einer Perle aus Eis. °Eine Träne?° Ranma Saotome befand sich in einem seltsam entrückten Zustand. Er hatte das Gefühl, als würde er sich selbst bei einer Handlung beobachten, ganz so, als wenn Körper und Geist voneinander getrennt wären. °Interessant. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch Tränen übrig habe.° Wieder wanderte sein Blick in einer Mischung aus Sehnsucht und Schmerz vom Weg, der in den Park führte, bis zum Eingang des Parks, um an einem ganz bestimmten Punkt zu verharren. Aber Ranma war nicht hierher gekommen, um seine Erinnerungen aufzufrischen. Das war nicht nötig. Sein Problem war nicht, sich nicht zu erinnern, sondern nicht vergessen zu können. Mindestens zum millionsten Mal wüschte er sich, an jenen schicksalhaften Herbsttag zurückkehren zu können, um das Geschehene ungeschehen zu machen. Nicht nur in seinen Gedanken, denn dort hatte er es oft genug versucht - mit demselben niederschmetternden Ergebnis, das die Realität auch schon für ihn bereitgehalten hatte. Selbst der mächtigste und beste Kampfsportler der ganzen Welt konnte die Vergangenheit nicht ändern. "Ucchan." murmelte er erneut mit krächzender Stimme. Die Kälte hatte seinen Stimmbändern ziemlich zugesetzt, aber das machte nichts. Er hatte keine große Verwendung mehr dafür. Früher hatte er viel geredet, und meistens, ohne vorher nachzudenken, was ihn viel zu oft in Schwierigkeiten gebracht hatte. "Vergib mir." Ranma kniete noch lange dort, bis der Schnee ihn fast völlig bedeckt und in eine Art Schneemann verwandelt hatte. Hoffte er auf irgendeine Form von Antwort auf sein Bitten? Niemand wußte es. Auch nicht der Wind, der weiterhin sein Klagelied heulte. 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