Das Geisterschiff oder Eine Nacht im Regen von Morwen (Part 11 ist online =)) ================================================================================ Kapitel 10: Meinungsverschiedenheiten ------------------------------------- Kommentar: ><" ... Tut mir leid, dass ich euch so lange habe warten lassen. Aber es ist ja nicht so, dass ich in der Zwischenzeit nichts geschrieben habe ... Ich musste einfach mal ein ganz anderes Pairing bei One Piece ausprobieren, und ich bin mit dem Resultat doch recht zufrieden. ^^ *mal ganz unauffällig Werbung macht* Ich danke euch für eure lieben Kommentare zum letzten Part. *sich verneigt* ^______^ Man, das muntert echt auf! ^^ Dass das hier bei den unregelmäßigen Upload-Zeiten überhaupt noch jemand liest ... ^^' Okay, dies ist also der zehnte und letzte Teil, den ich vorrätig habe, ab jetzt sollte ich mich wieder hinsetzen und weiterschreiben... *sich am Kopf kratzt* -_-' Nya, wie ich mich kenne, kann das dauern... Aber erst einmal viel Spaß beim Lesen! ^^ P.S.: Kommentare & Kritiken sind wie immer willkommen. ^^ Disclaimer: Die auftretenden Personen gehören größtenteils Eiichiro Oda bzw. SHUEISHA Inc. und ich mache kein Geld mit dieser Geschichte. Part 10 - Meinungsverschiedenheiten Sanji stieß die Tür zum Oberdeck auf und stolperte hinaus ins Freie. Seine Füße trugen ihn bis zur Reling, doch dann wurden sie so weich, dass er sich an der Brüstung festhalten musste, um nicht aus den Latschen zu kippen. In seinem Kopf tobte ein mittlerer Orkan und kein Gedanke schaffte es, länger als ein paar Sekunden die Oberhand zu behalten, bevor er wieder davongewirbelt wurde. Nur sein Mund erinnerte sich an das, was sein Kopf nicht klar fassen konnte: Zorro hatte ihn geküsst. Er hatte ihn einfach GEKÜSST! Ohne ihn vorzuwarnen, und ohne ihn überhaupt zu fragen ...! Was zur Hölle sollte er JETZT BLOSS TUN??? Mit zittrigen Händen zündete er sich eine Zigarette an und zog tief daran. Allmählich beruhigte sich sein Herzschlag wieder. Er fühlte sich langsam wieder sicherer auf den Beinen, und auch das Zittern ließ bald nach. Aber das Gefühl in seiner Bauchgegend blieb. Ja, es HATTE sich gut angefühlt, auch wenn er das Zorro gegenüber niemals zugeben würde. Und NEIN, er bereute es nicht. Kein bisschen ... Jedenfalls jetzt noch nicht ... Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass ihn der Schwertkämpfer vollkommen überrumpelt hatte! "Was hast du dir bloß dabei gedacht, du vermaledeiter ..." Er zögerte. "Du verdammter ..." Ja, was eigentlich? "... unverbesserlicher ..." Sanji ließ resignierend die Stirn auf die Reling sinken. Jetzt konnte er den Deppen nicht einmal mehr verfluchen ... "Verdammt, Zorro", sagte er leise. "Du hättest ja wenigstens etwas sagen können ..." ****************************************** Es war schon lange nach Mittag, als Zorro endlich aufstand. Nachdem er eine halbe Ewigkeit reglos dagelegen hatte, war er schließlich zu der Überzeugung gekommen, dass alle Zweifel und was-wäre-wenn-Fragen nichts halfen - was er getan hatte, konnte er eh nicht mehr rückgängig machen. Nicht, dass er es unbedingt wollte ... Eher lustlos wühlte er sich aus der improvisierten Decke und erhob sich. Ohne Hast sammelte er seine Schwerter zusammen und verwahrte sie sicher mit seiner mittlerweile wieder trockenen Bauchbinde an seiner Hüfte. Dann ging er auf den Flur hinaus, blieb dann jedoch nachdenklich vor der Kajüte stehen. Sollte er zu Sanji hinausgehen und versuchen, mit ihm zu reden? Er brauchte keine Sekunde, um eine Antwort zu finden: 'Nein!' Der Koch benötigte jetzt Zeit für sich selbst, Zeit zu Nachdenken ... Zorro hatte das sichere Gefühl, dass ihr ganzes Abenteuer in einem Desaster enden könnte, wenn er ihn dabei störte, und das wollte er um jeden Preis vermeiden. Allerdings hatte er keine Ahnung, wie lange der andere dafür brauchen würde. So wie Zorro ihn inzwischen kannte, konnte es sich um Stunden handeln ... Aber irgendetwas musste er jetzt tun, sonst würden seine Gedanken bald ein Eigenleben entwickeln, und er würde in die Versuchung kommen, über wirklich ernsthafte Dinge nachzudenken. Sein Blick fiel auf die schmale Tür zur Kombüse. Zugleich begann sein Magen zu knurren, als hätte er allein beim Anblick von Küchentüren einen eigenen pawlowschen Reflex entwickelt. Das brachte ihn auf eine Idee ... Ja, warum eigentlich nicht? Zielstrebig betrat er den kleinen Raum und sah sich um. Sein Kochkünste hatte er schon lange nicht mehr ausprobiert. Doch obwohl er nie über Kartoffeln schälen hinausgekommen war, war Zorro fest davon überzeugt, dass es keine Schwierigkeit sein konnte, ein anständiges Essen zuzubereiten. Am besten begann er mit Rührei. Das brachte schließlich jedes Kleinkind fertig. Nachdem er das Feuer in Gang gebracht und ein paar Eier in die Pfanne geschlagen hatte, suchte er in den zahllosen Schränken nach weiteren essbaren Dingen. Und er staunte nicht schlecht bei dem, was er vorfand. In einem Schrank fand er Gewürze, in einem anderen frisches Brot und in einem dritten Flaschen voll Bier und Wein. Er entdeckte sorgsam in Schüsseln eingelegtes Obst und Gemüse, desweiteren Wurst und Käse und solche Mengen an Zwieback, dass sie sich monatelang davon ernähren konnten. Schließlich fand er auch die seltsamen Früchte wieder, die er am Morgen zuvor gegessen hatte. Auch sie waren, wie alles andere in dem kleinen Zimmer, noch ungewöhnlich frisch. 'Dieses Schiff ist mehrere Jahrhunderte alt', überlegte Zorro. 'Dass es schon ein wenig mitgenommen aussieht, ist nur allzu logisch, aber wieso ist dann das Essen noch nicht zu Staub zerfallen?' Dann dachte er an die Leichen auf dem Deck. Auch sie waren noch in einem erstaunlich guten Zustand - wenn man mal bedachte, dass sie hier schon seit Ewigkeiten rumlagen. Ob es da irgendwo Gemeinsamkeiten gab? Nachdenklich griff er nach einer Frucht und starrte sie an. Dann wurden seine Augen groß. Okay, DAS verstand er jetzt wirklich nicht mehr ... Das musste er unbedingt Sanji zeigen! Selbst wenn er nun seine Privatsphäre stören musste ... Doch sonst war er gezwungen, ernsthaft an seinem Verstand zu zweifeln ... Schnell nahm er die Pfanne vom Feuer - womit er das Rührei vor dem sicheren Anbrennen bewahrte - und machte sich mit der Frucht in der Hand auf den Weg zum Deck hinauf. *********************************************** Sanji zündete gerade seine dritte Zigarette an, als der Schwertkämpfer auf das Deck kam. Der Koch hörte die Schritte hinter sich und wandte seinen Blick vom Meer ab, um Zorro anzusehen. Was ein Fehler war ... Sein Puls, von dem er gedacht hatte, er hätte sich endlich beruhigt, begann wieder zu rasen. Einen Moment lang starrten sie einander in die Augen. Keiner von ihnen wusste, was er sagen sollte. Der Gesichtsausdruck des Schwertkämpfers war nicht zu deuten, doch Sanji konnte ihm ansehen, dass selbst Zorro die Worte fehlten. Auch er selbst hatte keine Ahnung, was er sagen sollte, aber er weigerte sich, den Anfang zu machen. Schließlich hatte Zorro ja den Stein ins Rollen gebracht, von dem der Koch noch nicht wusste, welche emotionale Lawine er vielleicht noch auslösen würde. Eine seltsame Befangenheit hatte beide überkommen, was bei ihnen so gut wie noch nie vorgekommen war. 'Handle endlich!' dachte Sanji nervös. 'Starr ihn nicht so an! Das macht es jetzt auch nicht mehr besser ...' Doch er rührte sich kein Stück. Als Zorro aus lauter Unbehagen begann, mit dem Gegenstand in seiner Hand herumzuspielen, gelang es Sanji endlich, seinen Blick von dem Gesicht des anderen loszureißen und ihn auf das Ding zu lenken, das er nicht gleich erkannte. "Was ist das?" durchbrach er schließlich die Stille und deutete mit der glühenden Zigarette in Richtung des besagten Gegenstands. Äußerlich war er nun gefasst, als er die Zigarette wieder an den Mund führte, auch wenn das innerlich längst noch nicht der Fall war. Der Schwertkämpfer schien wie aus einer Starre zu erwachen, denn er gab sich einen Ruck und hob die Hand. "Hier!" Er warf Sanji die Frucht zu, der sie mit der freien Hand auffing. Aufmerksam studierte der Koch das Objekt: Eine etwa handtellergroße, ovale Frucht mit blauschillernder Schale, die leicht geriffelt war. Einige Risse verzierten ihre Oberfläche. Sie sah aus wie das Obst, das er am Vortag in der Kombüse gefunden hatte. "Ja, und?" fragte er verwirrt und sah zu Zorro auf, der nähergetreten war. "Was ist damit?" "Ich zeige es dir ... Darf ich?" Der Schwertkämpfer streckte die Hand aus und Sanji legte die Frucht hinein, wobei seine Fingerspitzen Zorros Haut streiften. Ein kurzer Schauer lief über seinen Nacken und er betrachtete fasziniert, wie sich auch bei seinem Gefährten die feinen Härchen auf seinem Handrücken aufrichteten. Doch Zorro gab keinen Kommentar dazu ab sondern deutete nur auf die Risse, die die Haut der Frucht überzogen. "Wieviel Obst von der Sorte hast du gefunden?" fragte er den Smutje. Dieser zuckte mit den Schultern und versuchte, seine Antwort möglichst sachlich klingen zu lassen. "Vielleicht drei oder vier Stück. Es gibt viele verschiedene Sorten Früchte in der Kombüse und ich habe einfach die nächstbeste genommen. " "Nur drei oder vier Exemplare, sagst du?" hakte der Schwertkämpfer nach und sah Sanji dabei an. "Ja." bestätigte der Koch nickend, dann sah er Zorro verwirrt an. "Worauf willst du eigentlich hinaus?" Nachdenklich fuhr der andere mit den Fingern über die Risse auf der Oberfläche. "Ich war mir erst nicht ganz sicher, doch dann habe ich sie an den Rissen hier wiedererkannt." Er hielt Sanji das Obst unter die Nase. "Das ist exakt die gleiche Frucht, an der ich mich gestern verschluckt habe!" ********************************************** Zuerst sah Sanji den Schwertkämpfer nur ungläubig an, doch als sie dann zusammen in die Kombüse gingen, sah er, dass Zorro Recht hatte. Alle Essensvorräte, die sie am vorherigen Tag gemeinsam verspeist hatten, standen wieder an der gleichen Stelle - unangerührt, ohne dass auch nur ein Stück fehlte. Die leeren Bierkrüge waren wieder gefüllt und das bereits am Vortag gegessene Brot stand wieder am selben Ort. Selbst das Geschirr, das er am Abend in der Spüle hatte stehen lassen, stand sauber und ordentlich gestapelt im Schrank. "Aber ... das kann doch nicht WAHR sein!" gab Sanji von sich, weniger aus Verweiflung, sondern weil ihm nichts besseres einfiel, was er hätte sagen können. Zorro hingegen betrachtete das alles ein wenig nüchterner. "Tja, sieh es doch mal positiv - du kannst so viele Teller zerdeppern, wie du willst, und es ist immer genug Zucker da. Kann es was Schöneres für einen Koch geben?" Unverhohlener Spott war aus seiner Stimme herauszuhören. Sanji warf ihm nur einen genervten Blick zu, dann sah er zum Herd. "Und was ist damit?" fragte er und deutete abschätzig auf Zorros Kochexperiment. "Sieht nach irgendetwas ziemlich verbranntem aus ..." "Das ist Rührei." entgegnete der Schwertkämpfer betont ruhig und kämpfte gegen den Drang an, seinen Kameraden zu nehmen und zu schütteln, bis ihm die Zähne klapperten. Seitdem er vorhin zu ihm auf das Deck gekommen war, war Sanji so liebenswürdig wie eine Klapperschlange, die schlecht geschlafen hatte. Er hatte ja fast mit jeder Reaktion gerechnet, aber sicher nicht damit ... 'Als ob ich ihm etwas getan hätte ...', dachte er zerknirscht. 'Wenn er sauer ist wegen dem Kuss, dann soll er es mir bitte schön sagen, und nicht so frostig sein! Damit hilft er mir auch nicht weiter ...' "Rührei?" entgegnete Sanji. "Würde mal gerne wissen, wie Jeff diese Brühe genannt hätte ..." 'Ganz ruhig bleiben, Zorro, ruhig! Du packst das schon ...' "Vielleicht 'Mousse au Chocolat'. Die richtige Farbe dafür hat es jedenfalls schon mal ...' 'Ruhig ... bleiben ...' "Allerdings hätten wir mit diesem Geruch wohl sämtliche Gäste abgeschreckt." 'Argh!' Das Gesicht des Schwertkämpfers lief langsam dunkelrot an. 'RUHIG!' "Obwohl ... Von der Konsistenz her lässt es sich sicher noch als Fischfutter verwenden", meinte Sanji mit gespieltem Optimismus. Das brachte das Fass dann doch zum Überlaufen. "Hör ENDLICH auf, dich über mich LUSTIG ZU MACHEN!!!" fuhr Zorro seinen Kameraden in einer Lautstärke an, die diesen erschrocken zusammenfahren ließ und ihn zum Schweigen brachte. 'Gut so!' dachte der Schwertkämpfer grimmig, dann griff er nach Sanjis Handgelenken und zog ihn so dicht an sich heran, dass ihre Gesichter nur noch wenige Fingerbreit voneinander entfernt waren. Der Atem des Kochs streifte seine Wange und in seinen Augen spiegelte sich seine Unsicherheit wider, die er trotz allem Bemühen nicht gänzlich vor Zorro verstecken konnte. Der Schwertkämpfer sah dem anderen tief in die nachtschwarzen Augen, bevor er mit gesenkter Stimme fortfuhr: "Schlag oder tritt mich ruhig, wenn du dich dann besser fühlst! Ich habe es wahrscheinlich nicht anders verdient. Aber hör bitte endlich auf zu schmollen, das ertrage ich nämlich nicht ..." Einen Moment lang starrte Sanji ihn ausdruckslos an, und Zorro befürchtete schon eine seiner üblichen bissigen Antworten, doch dann wurde seine Miene weicher und er lächelte leicht. Es war ein schüchternes und für den Koch so untypisches Lächeln, dass Zorro ihn verwirrt ansah und seine Ohren rot anliefen. Verdammt, was war das denn!? So hatte Sanji ihn ja noch nie angesehen! Das war wie das unschuldige Lächeln eines Engels mit ganz und gar nicht unschuldigen Hintergedanken ... Hastig ließ er Sanjis Hände los und trat einen Schritt zurück, wobei er an den Küchentisch stieß. Das Lächeln des anderen wurde noch ein wenig breiter, doch dann verblasste es und wich einem vorwurfsvollen Gesichtsausdruck. "Wie würdest du denn in meiner Situation handeln?" Der Schwertkämpfer hob die Schultern. "Auf jeden Fall nicht wie ein Weib herumzicken!" entgegnete er mürrisch. Sanji sah ihn groß an und begann dann zu grinsen. Zorro grinste zurück und dachte innerlich aufatmend schon, die ganze Situation hätte sich entspannt, als der andere wieder ernst wurde. "Sag mal, was bedeute ich dir eigentlich, Zorro?" Musste diese Frage ausgerechnet jetzt kommen? Zorro hatte zwar schon damit gerechnet, dass der Koch sie stellen würde, aber dass er es jetzt tat, überraschte ihn doch ein wenig ... Aber er hatte sich vorgenommen, wahrheitsgemäß zu antworten. Doch Sanji schien überhaupt keine Antwort erwartet zu haben, sondern fuhr fort. "Seit wir auf das Schiff gekommen sind, haben wir uns beide verändert, und ich kann noch nicht sagen, ob mir diese Veränderungen gefallen, oder nicht. Obwohl ich nicht gänzlich abgeneigt wäre ..." Nicht gänzlich abgeneigt? War dies wirklich das Eingeständnis, auf das er kaum zu hoffen gewagt hatte? Zorro musste sich zwingen, sich zusammenzureißen und dem anderen weiter zuzuhören. "Doch solltest du mich verarschen, ist es das letzte Mal, dass wir miteinander gesprochen haben." Die Stimme des Kochs war nun geradezu gefährlich ruhig. "Wenn es uns dann gelingen sollte, von dem Schiff zu entkommen, kannst du damit rechnen, mich nie mehr wiederzusehen!" Sanji schwieg und der Schwertkämpfer begriff, dass er die letzten Worte wirklich ernst gemeint hatte. Der Koch würde gehen, und das nur seinetwegen. Wenn er ihn nur eine einziges Mal verletzen sollte ... Ein Leben ohne Sanji ... er wollte gar nicht daran denken. "Glaubst du etwa, ich würde dich verarschen?" fragte er leise. Der Smutje überlegte einen Augenblick, bevor er Zorro gerade in die Augen sah und ruhig antwortete: "Ich denke, die Frage kann ich dir erst beantworten, wenn ich das Gefühl habe, dich wirklich zu kennen." Dann schwiegen sie beide und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Beide waren stillschweigend zu der Einigung gekommen, nicht weiter über dieses Thema zu reden. Bis das laute Magenknurren des Schwertkämpfers die Stille unterbrach. Überrascht sah Sanji auf und Zorro stolperte zum Herd. Verdammt, er hatte das Essen ja ganz vergessen! Jetzt war es bestimmt schon längst kalt ... Er drehte sich zu seinem Gefährten um. "Ich habe ... ähm ..." Nachdenklich sah er in die Pfanne und suchte nach dem passenden Wort für ihren Inhalt. "... Rührei gemacht. Für mich-, ich meine, uns. Weil ich dich überraschen wollte." Er ging zum Tisch und rückte Sanji, der wieder auf eine Art und Weise zu lächeln begonnen hatte, die sein Herz in den Hals rutschen ließ, einen der Hocker zurecht. "Wenn ich bitten darf?" Amüsiert setzte sich der Koch hin und verschränkte die Arme vor der Brust. "Na, da bin ich ja mal gespannt ...", murmelte er, während Zorro das Essen servierte. ******************************************** Sanji kaute. Irgendetwas knirschte hörbar zwischen seinen Zähnen. Ob der Schwertkämpfer wenigstens vorher VERSUCHT hatte, die Eierschalen von ihrem Inhalt zu trennen? Je länger er kaute, desto mehr zweifelte er daran ... Zorro sah ihn erwartungsvoll an. "Und, wie schmeckt es?" Der Koch zwang sich zu einem Lächeln. "Ganz ... gut. Jedenfalls stimmt der Kalkgehalt." Schließlich befand er das Essen für genug zerkleinert, um es hinunterzuschlucken. Sein Mund brannte so stark vom vielen Pfeffer, dass seine Augen tränten. "Aber ich glaube, wir müssen uns noch einmal über gewisse Grundregeln beim Kochen unterhalten ...", fügte er dann hinzu. "Habe ich etwas falsch gemacht?" fragte Zorro im sachlichen Tonfall eines Menschen, der zum Perfektionismus neigte. "Nun ja, so würde ich es nicht sagen ...", antwortete Sanji diplomatisch. "Aber es gibt da einiges, was verbessert werden müsste ..." "Wenn es dir nicht gefällt, kannst du ja wieder kochen!" meinte Zorro mit gefährlich ruhiger Stimme. "Ich dachte, meine Essen schmeckt scheiße", gab der Koch bissig zurück. "Na ja ..." "Ja?" "Gestern war es eigentlich ganz in Ordnung ...", gab der Schwertkämpfer schließlich in einem Tonfall zu, dem man anhören konnte, dass ihn dieses Geständnis ziemlich viel Selbstüberwindung kostete. Sofort hellte sich Sanjis Miene auf. "Wirklich?" "Es ging, okay?" antwortete der andere gereizt. "Du meinst, es war gut?" hakte der Koch nach. "JA, VERDAMMT!" fauchte Zorro. "Bist du jetzt glücklich?" Sanji grinste fröhlich. "Oh, klar ... Schließlich kam das Kompliment ja von dir!" Gutgelaunt erhob er sich und machte sich dann daran, richtiges Essen zu kochen. 'Ich bring ihn um! Irgendwann jedenfalls ...' Genervt lehnte sich der Schwertkämpfer an die Wand hinter sich, doch als bald ein verlockender Bratengeruch in seine Nase stieg, ließ sein Groll wieder ein wenig nach. Oh ja, das roch ganz nach einem leckeren Gericht von Sanji. Verdammt, wie er das vermisst hatte ... Ungewohnt war auch die gute Laune des anderen beim Kochen. Sanjis Augen glänzten vor Freude und er pfiff leise vor sich hin, während er mit den Töpfen und Pfannen rumhantierte. 'Und das nur, weil ich ihm ein Kompliment gemacht habe?' fragte sich Zorro, während er den anderen beobachtete. Irgendwie war es ein schönes Gefühl für ihn, Sanji so fröhlich zu sehen und gleichzeitig zu wissen, dass er selbst diese Fröhlichkeit verursacht hatte. Er war noch nie gut darin gewesen, anderen Menschen eine Freude zu bereiten, aber er tat es auch nie besonders gern. Vielleicht lag es daran, dass ein Kompliment aus seinem Munde immer einen unvermeidbar zynischen Unterton hatte. Dass es ihm gerade bei Sanji so gefiel ... Er hatte das Bedürfnis, den Koch noch viel öfter so glücklich zu sehen. Besonders dieses Blitzen in seinen Augen noch oft zu erblicken, was er noch nie zuvor gesehen hatte, und das ein leichtes Kribbeln in seinem Bauch verursachte. 'Freut er sich etwa darüber, dass gerade ICH es ihm gesagt habe?' überlegte er. Ein warmes Gefühl machte sich in ihm breit, während seine Augen jeder kleinen Bewegung des anderen folgten. Die unglaublich schlanke, fast zerbrechlich wirkende Gestalt des Koches, der mit dem Rücken zu ihm stand, der Oberkörper nur noch von einem blütenweißen Hemd bedeckt, da er sein dunkles Jacket zuvor ausgezogen hatte. Die geschickten Handgriffe seiner langen, schmalen Finger, die mit der gleichen Sorgfalt und Liebe vorgingen, wie ein Maler bei dem Erschaffen eines neuen Kunstwerkes. Seine blasse Haut, von der sich deutlich das Rot seiner Wangen abhob, was ihm, wie Zorro fand, ganz besonders gut stand. Selten zuvor hatte der Schwertkämpfer es so sehr genossen, jemandem einfach nur zuzusehen und winzige Details an ihm zu entdecken, die ihm zuvor nicht aufgefallen waren. Zum Beispiel wenn Sanji gedankenverloren eine seiner Haarsträhnen um einen Finger wickelte, während er wartete, dass das Essen gar wurde. Oder wie er sich nachdenklich mit einer Hand über das Kinn fuhr, während er das Resultat seiner Arbeit kostete. Oder ... Je länger ihm Zorro zusah, desto mehr wünschte er sich, er könnte ihn ewig beim Kochen beobachten. Vor allem wenn sich Sanji zwischendurch zu ihm umdrehte und ihm ein Lächeln zuwarf, das die Polkappen hätte schmelzen lassen können. Himmel, der Kerl machte ihn noch verrückt ... ******************************************** "Zorro, ich glaube, es ist fer-" Sanji hielt mitten im Satz inne, als sich zwei starke Arme von hinten um seine Taille legten und ihn an einen ausgesprochen gut gebauten Oberkörper zogen. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt und beinahe fiel ihm der Kochlöffel aus der Hand, doch im letzten Moment konnte er sich noch beherrschen. "Verdammt, Zorro, was soll das?" fragte er und versuchte dabei möglichst entrüstet zu klingen. Was ihm nur schwer gelang ... Himmel, war der Typ immer so heiß? Die Hitze, die vom Körper des Schwertkämpfers ausging, brachte langsam auch sein eigenes Blut zum Kochen ... "Ich wollte nur sehen, wie weit du bist." antwortete der andere unschuldig und legte dabei seinen Kopf auf Sanjis Schulter. Sein warmer Atem streifte beim Sprechen das Ohr des Kochs und ließ ihn frösteln. Sanji schloss die Augen und atmete tief durch. Worauf hatte er sich da nur eingelassen! Aber es fühlte sich ... gut an. Am liebsten hätte er ewig so stehenbleiben können. Doch dann gab er sich einen Ruck. "Das Essen ist fertig", führte er den zuvor unvollendeten Satz zu Ende. "Und wenn du mir einen Gefallen tun möchtest, dann deck schon mal den Tisch, wenn du nicht auf den Tellern von vorhin weiteressen willst!" Doch Zorro bewegte sich nicht von der Stelle; stattdessen fingen seine Hände an, sanft über Sanjis Bauch zu streicheln. Es war nur eine leichte Berührung und die Hände strichen immer über dieselbe Stelle, doch sie reichte aus, um Sanji das Blut in den Kopf zu treiben. 'Oh Gott, bitte hör auf!' dachte der Koch und biss sich auf die Unterlippe, doch kein Laut entwich seinem Mund. Eigentlich hatte er immer geglaubt, über eine eiserne Selbstbeherrschung zu verfügen, doch bei diesem Mann hinter ihm schmolz seine Abwehr wie Butter in der Sonne. "Sanji ..." Und jetzt griff der Kerl auch noch zu dem stärksten seiner Mittel - dieser unglaublich tiefen, leicht rauhen, unübertreffbar sexy Stimme. Dagegen war er absolut machtlos ... "... würde es dir etwas ausmachen, mich zu füttern?" DONG. Zorro taumelte zurück, nachdem der Kochlöffel ihn hart an der Stirn getroffen hatte, die sich an der Stelle sofort dunkel zu färben begann. "Entschuldige bitte, muss mir ausgerutscht sein", sagte Sanji eisig und nahm die Töpfe von den Herdplatten. Beherrscht wie zuvor ging er an dem Schwertkämpfer vorbei, der ihn mit an die Stirn gepressten Händen Mitleid erregend ansah, und deckte selbst den Tisch. Lange hielt er es allerdings nicht aus ... Seufzend ging er zum Waschbecken, riss in Ermangelung eines Lappens ein Stück von seinem Ärmel ab und tunkte es in das kühle Wasser, dann kniete er vor Zorro nieder, der auf einem der Hocker kauerte und presste ihm den feuchten Stoff an die Stirn. "Habe ich dir nicht gesagt, du sollst mich nicht verarschen?" fragte er, doch es gelang ihm einfach nicht, seine Stimme vorwurfsvoll klingen zu lassen - mal wieder. Aber dieser Idiot war auch einfach ... unmöglich! Zorro setzte nur sein übliches, undurchschaubares Lächeln auf und sah ihn aus seinen tiefgrünen Augen an. "Ich wollte nur wissen, was du mit 'nicht abgeneigt' gemeint hast ..." "Und, weißt du es jetzt?" fragte der Koch sarkastisch und hoffte, er hatte dem anderen nicht zu sehr gezeigt, wie sehr ihn seine Berührungen erregt hatten. "Ich glaube, ich gebe auf", sagte Zorro fast fröhlich. "Hä?!" "Sogar ein Eisblock hat mehr Gefühle, als du ..." "WIE BITTE?" "Ich sehe schwarz für uns beide ..." "Das meinst du doch nicht ERNST!" "So ist das Leben! Das war's dann wo-" Zorro, dessen Gesichtsausdruck mit jedem Satz immer ernster geworden war, wurde abrupt unterbrochen, als Sanji den Lappen fallenließ, das Gesicht des Schwertkämpfers in die Hände nahm und seinen Mund an den des anderen presste. Dieser spürte sofort, dass dies ein ganz anderer Kuss war, als beim letzten Mal - und das nicht nur, weil Sanji die Initiative ergriffen hatte, die er ja bewusst provoziert hatte. Aus dem sanften, aber drängenden Liebkosen ihrer Lippen wurde bald der Wunsch nach mehr. Der Blonde öffnete den Mund einen Spalt weit und sein süßer, warmer Atem strich über Zorros Lippen. Schaudernd schlang der Schwertkämpfer die Arme um den Rücken des anderen und zog ihn an seine Brust, ohne den Kuss dabei zu unterbrechen. Sanjis Zungenspitze streichelte über seine Lippen und forderte ihn auf, seinem Drängen nachzugeben. Schließlich öffnete auch Zorro seinen Mund und Sanji zögerte nicht, ihn zu erkunden und seine Zunge zum Spiel anzuregen. Für einen langen Augenblick, in dem sie einander sacht erkundeten und liebkosten, hätte sie keine Macht der Welt voneinander trennen können. Doch schließlich ging ihnen die Luft aus. Atemlos und mit roten Wangen ließen sie voneinander ab und sahen sich an. Jeder konnte noch den Geschmack des anderen auf seiner Zunge und den Lippen schmecken und es fehlte nicht viel, und sie wären erneut in einem Kuss versunken. Doch der Koch konnte sich beherrschen und drückte den anderen mit sanfter Gewalt von sich, bis der Abstand zwischen ihnen groß genug war, um dem Drängen nicht gleich wieder nachzugeben. "Du hast das nicht WIRKLICH ernst gemeint, oder?" fragte Sanji schnell atmend und der Schwertkämpfer grinste. "Vielleicht sollte ich meine Meinung noch einmal überdenken ...", antwortete er. "Blödmann!" sagte Sanji, doch er lächelte dabei. Zorro winkte nur ab. "Ach, komm ..." Dann stand er auf und griff nach den liebevoll mit Essen beladenen Tellern. "Lass uns in die Kapitänskajüte gehen, da ist mehr Platz." Der andere nickte wortlos und erhob sich ebenfalls. Gemeinsam gingen sie ins Nebenzimmer, wo sie sich im Schneidersitz einander gegenüber niederließen und ihr Essen verspeisten. Während er kaute sah Zorro schweigend aus dem Fenster. Und schluckte. Und verschluckte sich. "Nicht schon wieder!" Seufzend klopfte Sanji dem Schwertkämpfer auf den Rücken, doch diesmal war es nur ein normaler Hustenanfall. "Was ist denn?" fragte er, nachdem sich Zorro wieder halbwegs beruhigt hatte. Der deutete nur aus dem Fenster. "Was glaubst du, wann die Sonne untergeht?" Sanji sah nachdenklich hinaus zur Sonne, die schon bedenklich tief über dem Horizont hing. "Vielleicht noch zwei Stunden", schätzte er, dann wurde er blass. "Verdammt, ist es wirklich schon so spät?" Der andere nickte nur. "Dann müssen wir uns etwas einfallen lassen!" fuhr der Koch fort. "Noch so eine Nacht halte ich nicht aus!" Zorro schüttelte den Kopf und schluckte sein Essen hinunter. "Ganz so einfach wird es diesmal nicht, glaube ich ...", sagte er. "Ich weiß nicht, ob du es gestern Nacht mitbekommen hast, aber Scarlett hat uns gesehen. Und er wollte uns töten." Er entgegnete Sanjis Blick, der ihn nun aus großen Augen anstarrte, und sprach weiter. "Außerdem gibt es da etwas, was ich dir zeigen muss." Ende Part 10 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)