Totale Veränderung? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Der Morgen am Fluss ------------------------------ "Inu Yasha, du spinnst!", lachte Kagome. Das Lächeln auf ihren Lippen, die hübschen Gesichtszüge und die ehrlich Art zu lachen ließen Inu Yashas Herz unter dem schelmischen Blick fröhliche Sprünge machen. Es war ein bildhübscher Morgen, der Tau glänzte an den grünen Gräsern und die Sonne überzog die Bäume mit einem goldigen Schimmer. Der Fluss, an dessen Ufer Inu Yasha und Kagome saßen, plätscherte glitzernd dahin und die Vögel zwitscherten freudig ihre schönsten Melodien. Das wolkenlose Hellblau des strahlenden Himmel wurde in seiner Perfektion nur übertroffen von Kagomes wundervollem Lachen. Bei ihrem Anblick musste auch Inu Yasha, der mit aller erdenklichen Mühe versuchte, es zu unterdrücken, anfangen zu Lachen. Es war ein sanftes, fröhliches und glückliches Lachen. "Nanu, du lachst ja! Wie kommt es denn zu diesem Ausnahmezustand?", fragte Kagome gut gelaunt. "Ich weiß nicht, sag du's mir!", erwiderte Inu Yasha prompt und sah sie lächelnd an. Für einen Moment sahen sich die beiden an, ihre Blicke verloren sich ineinander und es schien fast, als beugte sich Inu Yasha vor... "Inu Yasha, Inu Yasha!". Shippous Stimme durchbrach die eben entstandene Stille mit einem Mal. "Miroku möchte mit dir sprechen!". Der niedliche Fuchsdämon hielt für einen Moment inne. Er schaute zuerst Inu Yasha an, dann Kagome und schließlich wieder zu Inu Yasha. *gong* Noch bevor der Kleine es begreifen konnte musste er eine schmerzhafte Beule von Inu Yasha kassieren. "Inu Yasha, was soll das? Shippou hat doch überhaupt nichts gesagt!", wandte Kagome energisch ein. Shippou ging in Deckung hinter ihren Rücken. "Er hat den Mund geöffnet, das genügt schon! Außerdem hab ich ihn auf diese Weise abgehalten, eines von seinen intelligenten Kommentaren loszuwerden. Du solltest mir dankbar sein, Kagome.". Inuyashas Blick sprühte nur so von Übermut und Selbstgefälligkeit. "Und dich soll einer verstehn?". Seufzend und Shippou in den Armen haltend erhob sich Kagome von ihrem Platz neben Inu Yasha und entfernte sich von ihm. Inu Yasha zog ein verdutztes Gesicht und rief ihr hinterher: "Wo willst du hin?". "Zu den andern. Du solltest auch langsam in die Gänge kommen - schließlich ist der arme Shippou deinetwegen hergekommen, um dich zu holen. Und dann bist du so gemein.". Über ihre Schulter streckte Shippou Inu Yasha die Zunge entgegen. "Der arme kleine Shippou!", spottete der Halbdämon, aber Kagome war schon zu weit weg, um ihn zu hören. Schließlich stand auch Inu Yasha auf und spurtete Kagome hinterher. Kapitel 2: Schreie aus dem Wald ------------------------------- Hat mich gefreut, dass einigen der erste kleine Ansatz gefallen hat! :-) Und ich hoffe, dass dieser es ebenfalls tut! Also, viel Spaß! Und vergesst nicht das kommentieren! Miroku sah sehr besorgt aus. Auch Sango und sogar Kirara waren ernst. "Aus dem Wald dringen ständig seltsame Schreie hervor, aber finden können wir niemanden.", erklärte Miroku. "Und wenn ich mir sicher bin, hinter der nächsten Biegung die Ursache der Schreie vorzufinden - Fehlanzeige! Ganz plötzlich scheint es aus der entgegengesetzten Richtung zu kommen!", warf Sango ein. "Das ist ganz schön eigenartig." Und sobald sie diesen Satz beendet hatte, drang ein Schrei, schluchzend wie ein Klagegeheul, aus dem Wald hervor. Es war kaum auszuhalten, dieser ohrenbetäubende Lärm! Die ganze Erde schien zu erzittern und zu beben unter diesen gespenstischen Schallwellen. Inu Yasha hielt sich die Ohren zu und kniff unter Schmerzen die Augen zusammen. Er sackte auf die Knie und stöhnte qualvoll auf. "Inu Yasha!", brüllte Kagome durch den Lärm und warf sich neben ihn auf die Knie. Zärtlich berührte sie seine Hundeohren und strich die weißen Haare von seiner Stirn. Endlich hörte das Gejammer auf und Inu Yasha entkrampfte sich wieder. Prompt befreite er sich aus Kagomes Bemutterung und setzte einen stolzen Blick auf. "Alles in Ordnung?", erkundigte sich das Mädchen mit einer sanften Stimme, um Inu Yashas Ohren nicht noch mehr zu reizen. Der Halbdämon sah sie mit einem schiefen aber selbstsicheren Lächeln an. "Von so was lass ich mich doch nicht unterkriegen.". Entschlossen stand er wieder auf und sah in die Runde. Alle sahen ihn besorgt an. Schließlich landete sein Blick wieder bei Kagome, die immer noch auf dem Boden kniete und nun zu ihm hochsah. "Steh auf! Was schaut ihr alle so bescheuert! Mir geht's gut!". Er drehte hochmütig den Kopf zur Seite. Kagome stand auf. "Das Geheule war ja diesmal richtig unerträglich, sogar für meine Ohren!", meinte Sango. "Und wie muss das dann für dich erst gewesen sein, Inu Yasha? Deine Ohren sind um einiges empfindlicher als unsere!" "Feh, hört auf hier so Herumzujammern! Ich mache mich jetzt auf die Suche nach dem Übeltäter oder was auch immer das sein mag, das diesen Lärm produziert!". Inu Yasha drehte sich weg und wollte in den Wald verschwinden, als er plötzlich von einem "Sitz!" aus Kagomes Mund zu Boden gerissen wurde. Alle Blicke drehten sich sofort zu dem Mädchen, das ziemlich wütend zu sein schien. "Du kommst schön zurück, Inu Yasha. Du bist ja wohl von allen guten Geistern verlassen! Alleine wirst du sicher nicht gehen! Dazu ist die ganze Sache zu unheimlich!" Inu Yasha stand auf. "Was hast du mir eigentlich vorzuschreiben!? Ich gehe jetzt, ganz egal, was du dazu sagst!". Würdevoll drehte er sich um und wollte einen Schritt machen, da ertönte ein zweites "Sitz!" und ehe er sich versah, lag er auch schon wieder verdutzt am Boden. "Das ist unfair...", beschwerte er sich seufzend. Wieder stand er auf und diesmal kam Kagome auf ihn zu. "Du bist ja nicht mehr ganz bei Trost!", schimpfte Kagome. "Ich...?". Für einen Moment wechselte sich der selbstsichere Gesichtsausdruck in einen leicht verwirrten, etwas ratlosen. Aber ehe man sich versah, hatte der Hanyou sich wieder gefangen und sah Kikyous Reinkarnation herausfordernd an. "Was soll das? Ich kann gut auf mich selbst aufpassen! Ich brauche keinen Aufpasser!" "Was ist, wenn dir was passiert? Was soll ich dann machen? Ich könnte mir das nie verzeihen. Dafür bist du mir...zu wichtig.". Bei dieser leisen, besorgten Stimme wich Inu Yashas stolzer Blick einem erstaunten Wundern. Kagome wischte etwas Erde von Inu Yashas Schulter, die etwas staubig war von der "Sitz!" - Attacke und ließ ihren Handrücken an seinem Arm hinuntergleiten, bis Inu Yashas Hände ihre einschlossen. Sowohl Miroku und der auf dessen Schulter sitzende Shippou als auch Kirara und Sango waren so gefangen von diesem wunderschönen Bild, dass sie nur schweigen konnten. Sie alle dachten wohl dasselbe, nämlich dass Kagome Kikyou verdammt ähnlich war. Nicht nur vom Erscheinungsbild her. Und das schien Inu Yasha nicht kalt zu lassen. "Mir wird nichts geschehen, glaub mir. Ich passe auf mich auf.", meinte Inu Yasha beruhigend. Er sah Kagome eindringlich an. "Du wist sehen, deine Sorgen sind ganz umsonst. Ich bin ja bald wieder da. Es wird schon nichts Schlimmes sein, ein verletztes Tier oder so. Und wenn doch, was soll's? Das wäre doch nicht mein erster Kampf.". Er konnte es sich nicht wirklich erklären, aber er wollte nicht, dass Kagome sich so belastete. Er verspürte den nicht ignorierbaren Drang, das Mädchen lächeln zu sehen, es glücklich zu machen. Kagome sah wortlos zur Seite. "Kagome, ich verspreche dir, ich passe auf mich auf. Du kochst am besten in der Zwischenzeit. Ich habe sicher Hunger, wenn ich wiederkomme.". Inu Yasha strich mit einer fast zärtlichen Bewegung die seidenen, schwarzen Haare des Mädchens hinter dessen Ohr. "Okay?" Kagome nickte nur. Sie bemühte sich um ein Lächeln, doch es fiel weniger glaubwürdig aus. Sie machte einen Schritt zurück und Inu Yasha ließ ihre Hand los. "Aber du kommst wieder." "Ich komme wieder.". Er hatte fast ein schlechtes Gewissen, als er in den Wald stürmte. Aber das war schnell vergessen, als er eine eindeutige Fährte gefunden hatte. Sie führte sicher zu dem mittlerweile wieder eingesetzten Gejaule, das es zu verfolgen galt. Der Hanyou schleppte sich trotz der schrecklichen Qual, die dieser Lärm seinen Ohren zufügte, immer weiter. Immer näher schein er ihm zu kommen. Immer tiefer in den Wald hinein. Immer dem Gejaule und dem Geruch nach. Es war ein süßer, schwerer Duft. Er war so verlockend, dass Inu Yasha für einen Moment sogar das schreckliche Geheule vergaß. Er folgte nur noch seiner sensiblen Nase. Hier im Wald erinnerte nichts an den schönen, sonnigen Tag, der draußen herrschte. Alles war dunkel und je weiter er dem Duft folgte, desto dunkler und düsterer wurde es. Halt. Was war das? Irgendetwas huschte doch ganz eindeutig um ihn herum. Schon wieder. Was sollte das? "Komm heraus! Oder bist du zu feige?". Etwas außer Atem ließ Inu Yasha seinen Blick auf der Lichtung, wenn man den dunklen Ort, durch dessen Bäume Blätterkrone ein fahles, spärliches Licht schimmerte, schweifen. Keine Reaktion. "Zeig dich! Was bist du für ein Angsthase, dass du nur heulen kannst!?". Im selben Moment wirbelte er herum. Hinter ihm war eine Frau erschienen. Sie sah aus wie ein Engel, war jedoch vollkommen schwarz gekleidet. Ihre langen Haare fielen in schönen, schwarzen Locken über ihre Schultern, die bedeckt von einem eng anliegenden, schwarzen Kleid waren. Ihre Flügel waren schwarz sowie die Hörner auf ihrem Kopf, die Lackstiefel und die hauchdünnen Handschuhe. Die dunklen. Schönen Augen wurden betont durch den blutroten Mund, der sich zu einem verführerischen Lächeln zog. "Na, hast du mich endlich gefunden...Inu Yasha.". Ihre Stimme ließ einen kalten Schauer über den Rücken des Halbdämons laufen. "Das hat lange genug gedauert. Es war eine ganz schöne Arbeit, auf mich aufmerksam zu machen und dann deinen Freunden aus dem Weg zu gehen. Sie haben ganz schön hartnäckig nach mir gesucht, weil sie meine Schreie gehört haben. Dabei wollte ich doch nur, dass du mich findest." "Wer bist du?". Inu Yasha wich einige Schritte zurück. "Habe ich mich nicht vorgestellt? Verzeih mir, mein Hündchen. Ich bin Ankóku, Wächterin der Dunkelheit." Inu Yashas Hände suchten nach Tessaigas Griff. "Hündchen. Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Außerdem hörte sich "Wächterin der Dunkelheit" nicht gerade sympathisch an. Es ging zwar ein betörender Duft von der Lady aus, aber so leicht ließ sich der Halbdämon nicht täuschen. Er zog sein Schwert, doch Ankóku schien nicht sonderlich beeindruckt. Mit einem simplen Drehen ihrer Hand flog das Schwert aus Inu Yashas Griff und landete einige Meter entfernt auf dem Boden. Mist, dachte er sich, wie soll ich mich denn jetzt bloß verteidigen, wenn diese Irre mich angreift? Sie sieht aus, als wäre sie ganz schön mächtig. Mit einem "SANKONTESSOU!" stürmte er auf Ankóku los, welche seinem Angriff aber geschickt entwich. Er versuchte, zu Tessaiga zu sprinten und das Schwert wieder an sich zu nehmen, doch ein schwarzer Strahl lähmte schmerzhaft seine Hand kurz bevor diese Tessaiga berührte. "Was willst du von mir? Weshalb sollte ich dich finden?", knurrte Inu Yasha wütend. "Warum ruhst du dich nicht erstmal aus, bevor ich dir diese Frage beantworte? Du bist sicher müde, nachdem du so tapfer durch den Wald gehetzt bist.". Im gleichen Moment wurde Inu Yasha von einem schwarzen Strahl, der aus Ankókus Hand abgefeuert wurde, mitten in den Bauch getroffen und sein Körper an einen Baum geschleudert. Aufschreiend vor Schmerz sank er zu Boden. Und einen Moment bevor er ohnmächtig wurde dachte er an sein Versprechen gegenüber Kagome. Komisch fand er es schon, dass er an sie denken musste, vor allem, da er sich in so einer Situation befand, aber er dachte nicht weiter darüber nach. Er hatte keine Gelegenheit dazu. Ankóku ballerte einen weiteren unheilvollen Strahl aus ihrer Hand ab, der Inu Yasha an der Stirn traf, ihm jegliches Gefühl raubte, und ihn schließlich betäubte. "Es...tut mir Leid...Kagome...". Dann schloss er die Augen und blieb reglos liegen. Kapitel 3: Der Streit --------------------- "Nur ein Tier oder so...das glaubt er ja wohl selber nicht...so ein Idiot! Es wird schon nichts passieren...". Wütend zerkleinerte Kagome den Fisch, der heute das Abendessen sein sollte. Inu Yasha war nun schon seit einigen Stunden nicht wiedergekommen. Das Geheule hatte aufgehört und Kagome fand, dass es längst Zeit wäre, um wieder aufzutauchen. "Kagome? Alles in Ordnung mit dir?". Sango stand hinter ihr. "Nichts, was soll denn schon sein?", schreckte die Köchin aus ihrer Gedankenwelt auf. "Na ja, du wirkst ziemlich angespannt. Und außerdem murmelst du vollkommen wirres Zeug.". Sango nahm ihr mit sanfter Gewalt das Messer aus der Hand. "Hey, wenn du so weitermachst brauchen wir keine Zähne mehr, um den Fisch zu essen!" "Du hast ja Recht.", seufzte Kagome. "Wie meinst du das?" "Wegen Inu Yasha...er ist immer noch nicht zurückgekommen. Vielleicht ist ihm etwas passiert...?". Sie wollte schon wieder nach dem Messer in Sangos Hand schnappen, um weiter den Fisch zu malträtieren, aber ihre Freundin war schneller und mit einer geschickten Bewegung ließ sie Kagomes Hand ins Leere greifen "Kagome, beruhige dich. Ich kann dich ja verstehn, aber Inu Yasha kann auf sich selber aufpassen. Er hat Tessaiga. Und er ist ein Halbdämon. Er ist sehr wohl im Stande, sich im Kampf zu behaupten." "Ich weiß ja. Ich weiß, dass ich mir zu viele Sorgen mache. Aber warum kehrt er denn bloß nicht wieder?". Auch der zweite Versuch, das Messer wieder zu erlangen schlug durch Sangos verblüffende Geschicklichkeit fehl. "Er wird schon kommen. Inu Yasha ist stark. Ihm ist sicher nichts passiert. Ich muss leider weg. Ich muss Kiraras Verletzung behandeln gehen. Der Dämon, der uns gestern angegriffen hat, war einfach zu stark." "Mach das. Hoffentlich heilt die Wunde bald...ich kümmere mich um das Essen. Inu Yasha kann schließlich jeden Moment wieder da sein!" "Ist gut.", sagte Sango sanft und gab ihrer Freundin das Messer zurück. "Wenn Sango nur Recht hat...". Tief in ihrem Herzen wollte sie Sango glauben. Aber irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass schon etwas passiert war. "Kagome, Kagome!". Miroku erschien. "Mmmmh, riecht's hier gut! Ach ja, Kagome, Inu Yasha ist da.". Hinter Miroku tauchte Inu Yasha auf. "Inu Yasha!", rief Kagome freudig. "Wo warst du denn nur so lang?" "Ich wüsste nicht, was dich das angeht.". Der Tonfall des Halbdämons war kühl und eisig wie dessen Blick. "Ich hab mir Sorgen gemacht.". Kagome tat, als hätte sie die Bemerkung überhört. "Schön." "Die Schreie haben aufgehört." "Ja." "Hast du herausgefunden, wo sie herkommen?" "Ja." "Und, was war los?" "Reicht dir denn nicht ein Nein? Du musst nicht alles wissen." Langsam stutzte Kagome. Das konnte doch wohl nicht derselbe Inu Yasha sein, der sie vorhin so zärtlich verabschiedet hatte. "Hast du Hunger? Ich habe den Fisch zubereitet, den du heute Morgen beim Fluss gefangen hast!" "Aha." "Möchtest du...denn...etwas...davon?", stammelte das etwas verwirrte Mädchen. Warum war Inu Yasha so einsilbig und unfreundlich ihr gegenüber? Was hatte das zu bedeuten? "Gib schon her.". Er riss ihr die Schüssel aus der Hand und verschwand ohne auch nur eine Andeutung von einem höflichen "Danke.". "Was hat denn den gebissen?", fragte Shippou, der auf Mirokus Schulter saß. "Er hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, mich zu verprügeln!" "Mir reicht's! Soll er doch machen, was er will! Ich hab die Nase voll von diesem arroganten Idioten! Ich mach mir wahnsinnige Sorgen um diesen aufgeblasenen Kerl und er findet es "schön"! Das war eindeutig zu viel! Ich gehe!". So sauer und verletzt hatten Miroku und Shippou Kagome noch nie gesehen! Entsprechend waren die beiden auch völlig perplex, als das wutentbrannte Mädchen an ihnen vorbeistürmte und davonlief. "Was war denn das?", meldete sich endlich Shippou zu Wort. Miroku, dessen Kinnlade immer noch sperrangelweit offen geklappt stand, zuckte nur hilflos mit den Schultern und musste sogleich den herunterpurzelnden Shippou auffangen. "Ich weiß nicht, Shippou. Aber das kann nichts Gutes verheißen." "Inu Yasha?". Kagome trat vorsichtig näher zu dem Baum, auf dem Inu Yasha saß. "Du schon wieder. Was willst du?". Der Klang seiner Stimme ließ Kagome richtig frösteln. Die Dunkelheit der Nacht verbarg sein Gesicht vor Ihr. "Ich wollte nur wissen, ob du okay bist. Du warst heute so eigenartig, als du zurückgekommen bist.", rechtfertigte sich das Mädchen tapfer, aber man konnte die Unsicherheit aus ihrer Stimme deutlich heraushören. Es entstand eine eisige Pause. Inu Yasha gab einen verächtlichen Laut von sich. "Es reicht dir anscheinend nicht, mich ständig zu nerven, nein, du willst mir auch noch vorschrieben, wie ich mich zu verhalten habe." Kagome biss sich auf die Unterlippe. Sie nervte Inu Yasha? "Entschuldige bitte, wenn ich mich um dich sorge!!", gab sie sauer zurück. "Entschuldige bitte, wenn ich mich um dich sorge!", wurde sie von Inu Yasha nachgeäfft. "Du bist echt das Letzte!", schrie sie ihn an. "So, findest du. Leider interessiert mich das nicht. Und weißt du was?". Geschickt kletterte er den Baum hinunter, ging auf Kagome zu und blieb genau vor ihr stehen. "Du bist mir am gleichgültigsten von allen." *klatsch* Kagomes Hand landete unsanft auf Inu Yashas linker Wange. Mit Tränen in den Augen sah sie ihn hasserfüllt an bevor sie sich umdrehte und weglief. Inu Yasha lachte böswillig. Dieses Lachen zerriss die drückende Stille der Nacht in der aufdringlichsten Art und Weise. "Was für ein Spaß!", sagte er zu sich selbst. "Ich weiß gar nicht, wieso ich das erst jetzt bemerke." "Guten Morgen allerseits!". Sango gesellte sich zu ihren frühstückenden Freunden. "Wo sind denn Inu Yasha und Kagome? Sind sie gerade dabei, die Früchte ihrer Versöhnung auszukosten?" "Versöhnung?", Miroku lachte traurig auf. "Glaub mir, daran ist nicht zu denken! Sie sind nicht zusammen unterwegs. Ich habe Inu Yasha gerade eben wie ein Wahnsinniger in den Wald stürmen sehn. Kagome dürfte noch schlafen." "Komisch. Inu Yasha ist in den letzten Tagen so gut wie alle zwei Minuten in den Wald gerannt.", meinte Shippou. "Ja, er ist wie verändert! Er ist gemein und unfair zu uns allen und vor allem zu Kagome. Die Arme isst kaum noch etwas.", warf Miroku ein. "Er war nie ein ganz besonders freundlicher Typ, aber das Ausmaß an Boshaftigkeit, das er in den letzten Tagen überall verbreitet hat, ist einfach zu viel.", stimmte Sango zu. "Oh! Oh! Seht mal, da kommt Kagome!", flüsterte Shippou aufgeregt. Kagome, die normalerweise mit der Sonne um die Wette strahlte, wirkte nun völlig übermüdet, gleichgültig und tieftraurig. Sie hatte nicht mehr mit Inu Yasha gesprochen, seit sie ihm die Ohrfeige verpasst hatte, und das war nun schon einige Tage her. In dieser Zeit hatte sie sich mehr und mehr zurückgezogen. Ihre Freunde sahen sie immer wieder in einer stillen Ecke sitzen und weinen. Sango erschrak förmlich bei ihrem Anblick. Miroku, der dies merkte, stieß sie mit dem Ellbogen in die Hüfte und bedeutete ihr, sich zusammenzureißen. Jedenfalls beabsichtigte er, ihr in die Hüfte zu stoßen. Komischerweise rutschte seine Hand etliche Zentimeter über die Hüfte, was Sango überhaupt nicht passte. Sie holte aus und der arme Miroku kassierte eine deftige Beule ein. "Guten Morgen, Kagome!", begrüßte Miroku das mitleiderregende Häufchen Elend noch etwas benommen von dem schlagkräftigen Argument Sangos. Kagome tappte wortlos an ihren Freunden vorbei. Sie schien Mirokus Gruß überhört zu haben, denn sie reagierte überhaupt nicht. Auch blieb sie nicht bei den anderen sitzen, um das Frühstück zu genießen. Sie schien gar nicht mitzubekommen, dass um sie herum etwas geschah. Sie ging einfach an ihren Freunden vorbei, in Richtung Fluss. "Hey, Kagome, wo willst du denn hin?", platze Shippou lautstark heraus, als ihm klar wurde, dass das Mädchen nicht beabsichtigte, bei ihren Freunden zu bleiben. Aber Kagome bekam davon nichts mit. Sie war so in ihre eigenen Gedanken versunken, in ihre finsteren, düsteren und traurigen Gedanken, dass sie kaum realisierte, wo ihre Schritte sie hinführten. Sie fand sich an dem Ort wieder, wo Inu Yasha und sie an dem schönen Morgen, der ihr so weit entfernt, fast wie aus einer anderen, glücklichen Welt, schien, gesessen und gelacht hatten. Und da war auch der Stein, an den Inu Yasha sich gelehnt, als er in Kagomes Lachen eingestimmt hatte. Er hatte seinen Kopf zurückgelegt und herzhaft gelacht. Dieses Lachen hallte immer noch in Kagomes Ohren nach, wie ein blasser Regenbogen am längst verdunkelten Himmel. In diesem Moment, ja, an diesem einen Morgen, da war endgültig etwas zwischen Inu Yasha und ihr passiert, das wusste sie. Etwas, das sie nicht beschreiben und nicht fassen konnte, aber etwas so schönes, dass Kagomes Herz seit diesem Morgen höher schlug. "Bin ich vielleicht...verliebt?". Sie erschrak vom Klang ihrer eigenen Stimme. Sie, die sich in den letzten Tagen in schweigsame Stille gehüllt hatte, musste nun schlucken. Ihr kam dieser Gedanke nicht zum ersten Mal, aber irgendwie war es diesmal anders. Das Gefühl, das sie mit diesem Gedanken verband, war intensiver und leuchtender als je zuvor. War das Liebe? So musste es wohl sein. Sie konnte es sich nicht erklären, aber Kagome wusste, dass Inu Yasha dasselbe gefühlt hatte wie sie an diesem Morgen. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass, wenn Shippou nicht dazwischengekommen, zwischen Inu Yasha und ihr mehr gelaufen wäre... "Inu Yasha...". Überfordert von ihren Gedanken sank sie mit dem Rücken an den Stein gelehnt zu Boden. Das muntere Plätschern des Baches hörte sich für sie an wie der Tod, der nach ihr rief. Es wäre so einfach. Das Wasser...in der tiefen Stille zu versinken und dort Ruhe zu finden...nur ihren Atem müsste sie hier lassen, hier an der Oberfläche, als Abschiedsgeschenk an den sanft rauschenden Wind, der über das grüne Gras hauchte und ihr Gesicht zärtlich streichelte. Für einen Moment war es nicht der Wind, der ihre Haut liebkoste. "Inu Yasha..." Reglos saß sie da. Nur eine über ihre Wange kullernde, zarte Träne zeugte von Leben. Aber sogleich war das Trugbild auch wieder mit dem Wind weggeweht und es blieb nur der tief sitzende Schmerz. Der Inu Yasha, der an jenem Tag aus dem Wald wiedergekehrt war, war nicht derselbe, nicht ihr Inu Yasha. Der Halbdämon war immer schon selbstgefällig, frech und unabhängig von anderen gewesen, aber in einer Art, in seiner Art, die Kagome so sehr liebte. Der neue Inu Yasha war gemein, unfair - richtig boshaft! Er hatte offensichtlich Spaß daran, andere zu beleidigen, zu verletzen und zu quälen. Er war widerlich, unausstehlich! Kagome konnte sich diesen plötzlichen Umsprung Inu Yashas Gemütes nicht erklären. Sie konnte diese Veränderung nicht verkraften. Es war, als hätte man ihr das Herz herausgerissen und in eintausend kleine Stücke zerfetzt, die nun überall verteilt lagen, so wie die Splitter der Shikon no Tama. Mit dem Unterschied, dass man ihr Herz unmöglich wieder zusammensetzen konnte! Mit leerem Blick starrte sie auf das Wasser. Es schien sie einzuladen, hineinzutauchen und nie wieder die Oberfläche zu sehen. Immer mehr mochte sie den Gedanken, immer näher schien ihr die Erlösung von diesen höllischen Schmerzen, die ihr die letzten Tage so zugesetzt hatten, dass von ihr, Kagome Higurashi, nur noch ein jämmerlicher Schatten übrig geblieben war. Warum musste sie denn nur ständig an ihn denken? Eigentlich sollte sie ihn hassen, nachdem, was er sich in letzter Zeit leistete. Sein Verhalten war so niveaulos wie nur irgend möglich! Und trotzdem... Ja, das musste Liebe sein. Ob sie wohl jemals wieder glücklich sein könnte...? "Der Streit mit Inu Yasha hat schon genügend Schaden angerichtet! Ich werde ihn zur Rede stellen, jetzt gleich!", drohte Sango mit einem wütenden Beben in ihrer Stimme. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. "Du willst was? Sango, hast du denn schon vergessen, was für ein widerlicher Frechdachs er geworden ist? Du wirst nichts erreichen, glaub mir. Das hab ich schon längst versucht. Entweder er wiederholt alles, was ich sage, und beleidigt mich schließlich aufs Übelste oder er hört gar nicht erst zu. Und bei dir wird er keine Ausnahme machen." Aber Sango ließ sich durch Miroku nicht beirren. "Das ist mir egal! Ich kann nicht zusehen, wie Kagome so sehr leidet! Sie würde dasselbe für jeden von uns tun!" "Ich fürchte, du musst diesmal zusehn. Du kannst nichts machen. Wir sollten es abwarten. Vielleicht ist das nur ein vorübergehender Zustand und Inu Yasha entschuldigt..." "Nein, Miroku, wir haben schon viel zu lange gewartet.". Bei diesem scharfen Kommentar Sangos verstummte Miroku augenblicklich. "Inu Yasha ist so eigenartig, seit diesen mysteriösen Schreien, deren Ursprung niemand von uns kennt...außer ihm. Er weigert sich, darüber zu reden. Also vielleicht täusche ich mich, aber mein Gefühl sagt mir, dass Inu Yashas Veränderung und die Schreie in unmittelbarer Verbindung zueinander stehen. Wieso sonst rennt er ständig in den Wald? Da ist was faul dran. Und ich werde das herausfinden! Für Kagome.". Sango sprang augenblicklich auf und lief los. Miroku schüttelte den Kopf: "Wütende Frauen sind nicht zu stoppen. Sango, Sango! So warte doch! Wo willst du denn hin?". Miroku sprintete ihr nach und holte sie ein. "Du hast doch keine Ahnung, wo du hinlaufen sollst, oder täusche ich mich da?" Sango stutzte. Ja, das stimmte. Sie hatte eigentlich in den Wald laufen wollen, aber wohin im Wald, das hatte sie nicht bedacht. "Wir sollten abwarten, bis Inu Yasha das nächste Mal wegläuft. Wir können ihm dann unbemerkt folgen.", meinte Miroku. "Wir? Was soll das heißen? Ich werde ihm folgen. Du wirst bei Kirara, Shippou und Kagome bleiben und ein Auge auf die drei werfen.", entgegnete Sango. Mehr konnte sie auch nicht sagen, denn genau in diesem Moment sahen die beiden Inu Yasha in einiger Entfernung den Wald betreten. "Okay, ich gehe jetzt. Such Kagome, sie braucht jetzt ihre Freunde.". Und da war sie auch schon im Wald verschwunden. "Sango! Du willst wirklich alleine gehen?", rief Miroku. Aber das hörte Sango schon gar nicht mehr. Sie war schon zu weit weg. Kapitel 4: Die Dinge nehmen ihren Lauf -------------------------------------- "Verdammt ist der schnell!", fluchte die Dämonenjägerin. Sie war nun schon gute 10 Minuten dem Halbdämon hinterher gepirscht und hatte alle Mühe, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Zudem war Inu Yasha schon misstrauisch geworden und Sango betete, nicht von ihm entdeckt zu werden. Auf einer Lichtung blieb er stehen. Sango suchte sich ein dichtes Gestrüpp und duckte sich so gut sie konnte. Sie hatte eine gute Sicht auf ihn. Doch was war das? Ein schwarzer Engel erschien vor Inu Yasha und dieser kniete untertänig vor ihm nieder. Sangos Atem stockte. Sie kannte doch diese dunklen Gesichtszüge und das düstere Lachen, das von den blutroten Lippen ausgespieen wurde. "Ankóku...!", murmelte Sango und hielt sich vor Schrecken die Hand vor den Mund. Ja, Ankóku war das Böse unter den Bösen! Neben ihr sah sogar Naraku aus wie ein kleines Kind beim Spielen mit Puppen. Jeder auch noch so wenig erfahrene Dämonenjäger kannte und fürchtete ihren Namen. Sango war da keine Ausnahme! Aus lauter Aufregung fiel sie nach hinten und kam unsanft mit dem Handballen auf. Das böse Lachen verstummte augenblicklich. Oh nein, bitte nicht, dachte Sango und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie nicht im Stande war, sich alleine zu verteidigen. Ihr Bumerang lag neben der verletzten Kirara und Miroku war ja auch nicht bei ihr. Und Inu Yasha... "Wen hast du denn da mitgebracht?", hörte Sango Ankókus ölige, schwarze Stimme schnalzen. Wie von einer unsichtbaren Hand wurde Sango grob aus ihrem Versteck geschleift und blieb schließlich erniedrigt vor einem Paar schwarzer Lackstiefel liegen. "Willst du sie nicht vorstellen, Inu Yasha?", fuhr Ankóku fort. "Ach, das ist nur Sango, Meisterin Ankóku. Sie ist mir den ganzen Weg bis hierher gefolgt." Was? Inu Yasha arbeitete mit der Wächterin der Dunkelheit zusammen? Also hatte er doch gewusst, dass sie ihn verfolgte. Und er hatte sie nicht gewarnt. Er hatte sie kaltblütig in ihr sicheres Verderben geleitet. Dann war Inu Yasha also auf der Seite der Bösesten unter den Bösen. Hasserfüllt sah Sango den Halbdämon an, der ihren Blick abwertend erwiderte. "Inu Yasha, was soll das? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Du dienst doch nicht etwa Ankóku?!?", schrie sie ihn verzweifelt an. "Nana, zügle deine Zunge. Inu Yasha tut das, was richtig ist, nämlich auf meiner Seite stehen. Und das wirst du einsehen müssen. Du kannst nichts tun." Sangos Augen hafteten nun auf Ankóku. "Was hast du mit ihm gemacht? Hast du ihn mit Gift manipuliert? Ich weiß, dass er niemals freiwillig dir folgen würde!" "Ich habe nur etwas schwarze Magie verwendet, weiter nichts. Dir gebe ich die Chance, freiwillig zu entscheiden." Sango spuckte ihr vor die Stiefel. "Niemals. Eher würde ich mich umbringen als dir zu dienen!" "Das war zu viel. Inu Yasha, fessle sie an diesen Baum. Sie soll leiden, bevor ich sie töte.", sprach Ankóku ihr finsteres Urteil. Inu Yasha zerrte die heftig protestierende Dämonenjägerin zu einem Baum und fesselte sie. Das raue Seil schnitt schmerzhaft in ihr Fleisch. So viel sie auch zerrte und riss, die Fesseln zogen sich nur noch enger, bis sie schließlich erschöpft locker ließ. Sango wurde klar, dass Ankóku sie umbringen würde. Schließlich war sie die berüchtigte Wärterin der Dunkelheit, die nicht die abscheulichste Tat scheute, solange es ihr Verlangen nach Ergötzung am Leiden anderer stillte. Und nichts würde sie retten außer einem Wunder. Trotz der aussichtlosen Situation brannte Sango noch eine Frage auf der Zunge. "Was hast du mit Inu Yasha vor, Ankóku?" Der schwarze Engel drehte sich zu ihr um. "Wenn du das unbedingt wissen möchtest, will ich es dir sagen...er ist stark, und als mein Diener ist er einfach perfekt. Am nützlichsten wird er mir allerdings bei der Beschaffung des Mädchens, Kagome, sein. Sie vertraut ihm. Und ich brauche ihre Fähigkeit, mit der Shikon no Tama umzugehen! Die kann ich mir nur beschaffen, wenn das Mädchen tot ist und ihre Fähigkeit sich nicht mehr in ihrem Herzen verstecken kann.". Auf Ankókus Gesicht lag ein irres Grinsen. "Und sobald ich im Besitz aller Splitter der Shikon no Tama bin, werde ich die Kugel benutzen und ich werde mächtig sein, unbesiegbar!". Sie lachte ihr böses Lachen, doch Sango beobachtete eher den hinter ihr stehenden Inu Yasha, der bei der Erwähnung von Kagomes Namen zusammengezuckt war. "Also steckt in ihm doch noch er selbst.", murmelte Sango zu sich selbst. "Kagome!", schrie Miroku erschrocken und lief zu dem Fluss, in den Kagome gerade getaucht war. Panisch versuchte der Priester sie zu erspähen. "Wenn sie sich den Kopf an einem Stein aufgeschlagen hat...", sagte er lauter, als er es wahrscheinlich beabsichtigte. Da endlich, Kagomes dunkler Haarschopf! Mit aller erdenklichen Kraft riss Miroku sie an den Schultern zu sich ans Ufer heran und zog sie schließlich heraus. Als das Mädchen verstört seine Augen öffnete, seufzte er erleichtert. "Miroku...was...was machst du hier?" "Die Frage ist, was machst du da eigentlich? Stell dir vor, ich wäre gar nicht gekommen! Du könntest tot sein!", schalt er sie. "Ich dachte nur..." "Tod ist keine Lösung!", unterbrach er sie. Dann milderte sich sein Blick. "Komm, du musst dir etwas anderes anziehen. Du bist ja vollkommen durchnässt." Kagome war sich nicht sicher, ob Miroku nicht beim letzten Satz etwas mehr gegrinst hatte, als es in dieser Situation eigentlich angemessen war, aber sie nickte, ließ sich hochziehen und von ihm stützen. "Du solltest wieder lachen.", meinte er nach einer langen Schweigepause. "Traurig sein führt nur zu eben solchen unüberlegten Entscheidungen, wie du gottseidank erfolglos demonstriert hast." "Ich weiß ja..." Sie waren inzwischen bei ihrem Feuerplatz angekommen, wo Shippou bei Kirara hockte und diese streichelte. "Ich bin gleich wieder da.", meinte Kagome und verschwand in einem Grüppchen von blickdichten Bäumen. Es dauerte einige Minuten, in denen sich Miroku mit Shippou unterhielt, bis sie wieder zum Vorschein kam. Sie hatte den Kimono an, den sie ständig in ihrem Rucksack mittransportiert hatte. Man konnte ja nie wissen, wofür so ein Kimono gut sein konnte... Miroku, Shippou und sogar Kirara starrten sie voll Bewunderung an. Sie sah so unglaublich schön aus, dass es den Dreien erstmal den Atem verschlug. "Warum schaut ihr mich alle so eigenartig an?", fragte Kagome verunsichert. "Kagome, du...", Shippou musste schlucken, "...du siehst wunderschön aus!" "Ja, Shippou hat...Recht", bestätigte Miroku mit einem schelmischen Blick. Kirara nickte als ob sie so Shippous Aussage bestätigen wolle. "Ach was...", winkte Kagome ab, doch sie freute sich sehr über das Lob ihrer Freunde. "Wo ist eigentlich Sango?" "Sango...na ja...", druckste der Priester herum. "Ist ihr irgendetwas zugestoßen?" "Nein...nein...es ist nur..." "Jetzt sag schon!" "Sie...ach...". Miroku schüttelte den Kopf. "Ich werde dich nicht anlügen, sie ist Inu Yasha gefolgt. Du hast sicher mitbekommen, wie oft er in letzter Zeit in den Wald verschwindet...sie will herausfinden, was er da so treibt...für dich." "Für mich?". Kagome konnte es gar nicht fassen. Sango unternahm solche Sachen für sie, Kagome!? Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sango war wirklich eine gute Freundin! "Ja, weil du so leidest wegen Inu Yasha. Sie konnte das nicht mehr ertragen." "Sango ist im Wald? Und wenn ihr da was zustößt?", meldete sich plötzlich Shippou zu Wort. "Sie ist ja wohl stark genug, sich zu wehren. Schließlich hat sie ihren Bumerang...", antwortete Miroku zuversichtlich. "Und was ist das?". Shippou zog unter Kirara etwas hervor. "Das ist ja Sangos Bumerang!", rief Kagome verblüfft. "Wenn der hier ist...dann ist Sango schutzlos allem ausgeliefert, was ihr begegnet!", dachte Miroku laut. "Ich muss sie suchen!" "Warte auf mich!", sagte Kagome. "Ich komme mit." "Shippou, pass auf Kirara auf und Kirara, du gibst Acht auf Shippou!", rief Miroku über die Schulter. "Typisch, Kirara, wir müssen uns langweilen solange die anderen ihren Spaß haben!", meinte Shippou beleidigt. "Aber die werden sich wundern! Komm mit..." "Auf diese Weise werden wir sie nie finden!", rief Kagome dem vor ihr laufenden Miroku zu. Miroku blieb plötzlich stehen. Da, auf der Lichtung...das war doch Sango! "Sango...", stieß er aus und lief auf sie zu. Sie war gefesselt an einen Baum. "Miroku! Nein...bleib stehen, ich bitte dich, das ist eine Fa...". Noch bevor Sango ihren Satz beenden konnte, tauchte Ankóku auf und schleuderte Miroku mit ihrem schwarzen Strahl zu Boden. Er blieb liegen. Kagome hatte schnell reagiert und sich hinter einen Baum geflüchtet. Sie musste zusehen, wie diese schwarz gekleidete Frau den reglosen Körper Mirokus durch Zauberei neben Sango platzierte und ihn fesselte. Miroku wachte wieder auf. Er wechselte einpaar Sätze mit der Frau, die ein Dämon zu sein schien. Viel verstand Kagome nicht aus der Unterhaltung, dafür waren die Personen zu weit weg, außer, dass die Frau Ankóku hieß und nichts Gutes im Schilde führte. Plötzlich regte sich am Rand der Lichtung etwas und Kagome bemerkte eine Person, die ihr bis dahin nicht aufgefallen war. "Inu Yasha!", platzte es lautstark aus ihr heraus. Stolpernd und ohne nachzudenken lief sie geradewegs auf ihn zu. Alle Blicke richteten sich unverzüglich auf sie. Sie blieb knapp einen Schritt entfernt von ihm stehen. Inu Yasha sah sie verwirrt an. Er schien mit sich selbst zu ringen. "Das Mädchen...", sagte Ankóku zu sich selbst. "Na los, Inu Yasha! Worauf wartest du?", fragte sie schließlich ungeduldig. "Mach schon!" Inu Yasha sah sie kurz an und dann wieder Kagome. Er machte einen Schritt auf das Mädchen zu, die Hand nach diesem ausstreckend, stockte aber und wich ein wenig zurück. "Lauf, Kagome! Lauf! Inu Yasha steht in Ankókus Bann!", schrie Sango so laut sie nur konnte, aber es war zu spät; Inu Yasha zog Tessaiga und schwang es mit beiden Händen hoch, wo er es dann über seinem Kopf hielt, bereit, jeden Moment Kagome zu attackieren. Aber er tat es nicht. Kagome sank auf die Knie und sah ihn mit Tränen in den Augen an. "Warum wehrt sich Tessaiga nicht gegen ein so schändliches Verhalten?", flüsterte Miroku Sango zu, und er hörte sich sehr betroffen an. "Weil Inu Yasha Kagome nichts antun wird. Er kann nicht. Daran kann auch Ankókus Magie nichts ändern. Und Tessaiga spürt das." "Sango, wie kannst du dir da nur so sicher sein? Sieh dir das an! Er wird jeden Moment Kagomes Leben ein Ende setzen! Und du bleibst vollkommen ruhig!" Sango lachte bitter. "Du kannst ohnehin nichts ändern. Wenn Kagome tot ist, dann sterben auch wir." "Pst!", hörte Sango neben sich. Sie drehte ihren Kopf einwenig und sah Shippou und Kirara, die sich an ihre Beine kuschelte. "Shippou! Wie habt ihr uns gefunden? Und Kirara ist doch verletzt!", fragte sie und ein kleines Fünkchen Hoffnung loderte wieder in ihr auf. "Die Verletzung ist nicht so schlimm, dass sie sich nicht bewegen kann! Kirara hat einfach den Weg zu ihrem Frauchen verfolgt.", meinte Shippou. "Kluges Mädchen!", lobte Sango. "Los, befreit uns von den Fesseln hier! Schnell!", hetzte Miroku. Sofort begannen Kirara und Shippou an den Seilen, die Miroku und Sango gefangen hielten, zu knabbern. "Inu Yasha! Warum brauchst du so lang! Bring sie endlich um! Na los!", schrie Ankóku wütend. Inu Yasha fing an zu zittern. Er konnte es nicht...er konnte Kagome nicht umbringen...seine Gefühle waren zu stark. Aber andererseits verspürte er den Zwang, Ankóku zu dienen. Nein, er konnte das nicht... "Erledige sie!", schrie die Wächterin der Dunkelheit, wahnsinnig vor Begierde. Nein...nein, wehrte sich etwas in dem Hanyou. Erledige sie! Dieser Satz hallte unaufhörlich in seinem Kopf nach. Wieso, wieso nur konnte er diesen Befehl nicht ausführen? Kagome sah den bedrohlich auf sie herabblickenden Halbdämon immer noch angsterfüllt an. "Inu Yasha!", flüsterte sie mehr als dass sie es sagte. Erledige sie! Nein. Langsam senkte er seine Hände und mit ihnen Tessaiga. Mit einem schweren Geräusch berührte Tessaiga den Boden. Inu Yasha fiel wie Kagome auf die Knie und sah sie an. Sein Blick enthüllte Schmerz und Sehnsucht. Kagome fuhr im sanft über sein Gesicht. "Oh Inu Yasha..." "Du Nichtsnutz! Mach den Weg frei, ich werde das selbst erledigen!". Wieder feuerte Ankóku ihren schwarzen Strahl ab. Er traf Inu Yasha und er wurde weggeschleudert. "Nein! Inu Yasha!", schrie Kagome verschreckt. "Und jetzt zu dir!", groß und bedrohlich baute sich Ankóku vor ihr auf. "Jetzt versetze ich dir den Gnadenstoß! Sag deinen Freunden ,Lebe wohl!'.", lachte sie spöttisch und hob ihre Hand, um eine geballte Ladung schwarzer Energie auf Kagome abzufeuern. Schreiend warf sich Inu Yasha dazwischen und stellte sich schützend vor Kagome, Tessaiga auf Ankóku gerichtet. "Geh endlich aus dem Weg, Inu Yasha!" Inu Yasha rührte sich nicht von der Stelle und ließ Tessaiga bedrohlich im spärlichen Sonnenlicht blitzen. "Das ist nicht möglich! Du stehst unter meinem mächtigsten Zauber! Es ist unmöglich, dass du dich mir widersetzt!" Immer noch bewegte sich Inu Yasha nicht. "Das kann nicht sein!". Ankóku konnte sich nicht erklären, warum Inu Yasha ihr trotz des Bannes nicht gehorchte. "Na ja, da hilft wohl nichts anderes...". Mit einem kurzen Dreh ihres Handgelenks sank Inu Yasha aufstöhnend vor Schmerz zu Boden. Kagome warf sich neben ihn. "Inu Yasha! Inu Yasha! Mach die Augen auf! Bitte!" Im selben Moment flog ein Bumerang an Ankókus Kopf. Ankóku schrie auf vor Schmerz und drehte sich um, um den Übeltäter anzusehen. Sango und Miroku standen ihr gegenüber. "Hah? Aber...aber ihr wart doch gefesselt! Wie um alles in der Welt...?" Zuerst gehorchte ihr der im Bann stehende Diener nicht mehr und dann befreiten sich die Gefangenen und griffen sie an....alles läuft falsch!, dachte Ankóku sich. Doch zu mehr kam sie gar nicht, denn hinter ihrem Rücken machte Inu Yasha Gebrauch von Tessaiga. Schmerzvoll schrie Ankóku auf und zerfiel sogleich in feinen Staub - nicht ohne vorher noch Rache anzudrohen - bis von ihr nicht mehr übrig war, als ein Häufchen Sand, das von einem sanften Windstoß in alle Himmelsrichtungen verteilt wurde. Nun brach Inu Yasha endgültig vor Erschöpfung zusammen und Kagome sah etwas erschrocken, aber gleichzeitig auch erleichtert aus. Sie betrachtete den vor ihr liegenden Halbdämon liebevoll, wie der Wind seine weißen Haare aufmischte und er gleichmäßig atmete. Sie zog vorsichtig seinen Kopf auf ihren Schoß. Er hatte ihr gerade das Leben gerettet. "Er dürfte mit Ankókus Tod vom Bann befreit sein.", sagte Sango zufrieden. "Aber er ist am Ende seiner Kräfte. Er braucht Ruhe. Los, wir tragen ihn weg von hier. Ein warmes Feuer und Kagomes Kochkünste werden ihn schon wieder aufpäppeln.", schlug Miroku vor. Kagome nickte nur. Es war wichtig, dass Inu Yasha wieder zu Kräften kam, aber sie fragte sich, was dann sein würde. Die Unruhe, die sich während des Kampfes kurz verflüchtigt hatte, kehrte wieder in ihr Herz ein. Würde Inu Yasha wieder so sein wie früher? Es war bereits spät in der Nacht, alles war stockfinster und Shippou, Kirara, Miroku, Sango, Kagome und der schlafende Inu Yasha saßen an einem Feuer und unterhielten sich über Ankóku. Kagome saß still da. Sie sah immer wieder verstohlen zu dem Hundedämon. "Kagome, hör endlich auf, dir Sorgen zu machen. Alles ist gut.", versuchte Shippou, Kagome aufzumuntern. "Shippou hat Recht, Kagome. Du hast nicht mit Inu Yasha gestritten, sondern mit Ankókus Magie.", bestätigte Sango. "Er liebt dich doch.", fügte sie überzeugt hinzu. Kagome sah auf. "Woher willst du das wissen, Sango?", fragte sie etwas gereizt. Er liebt doch seine Kikyou, fügte sie in Gedanken hinzu. "Ich weiß, was du jetzt denkst. Aber weißt du, was für eine ungeheure Kraft er aufbringen musste, um gegen Ankókus Bann anzukämpfen? Und diese Kraft hat er nur durch seine Liebe zu dir erhalten. Er hätte dich einfach so umbringen sollen, und jeder andere, der von Ankóku verzaubert gewesen wäre, hätte das getan, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber Ankóku hat nicht damit gerechnet, dass Inu Yashas Herz dir gehört." Kagome schwieg. Wenn das wahr war...dann hieße das... "Ich gehe schlafen! Shippou, für dich ist es auch höchste Zeit.", wandte Miroku ein. "Gute Nacht." "Kirara und ich legen uns auch aufs Ohr. Was ist mit dir, Kagome?", fragte Sango. "Äh...ich bliebe noch hier..." "Verstehe!", grinste Sango. "Gute Nacht!" "Gute Nacht." Nun war Kagome allein mit Inu Yasha. Sie sah ihn an und ihr Herz schlug höher. Ach wie süß du doch bist, Inu Yasha, dachte sie. Inu Yasha öffnete die Augen. "Kagome?". Er setzte sich auf. "Du bist aufgewacht!", freute sich das Mädchen. Es trat ein peinliches Schweigen ein, als sich beide an die Geschehnisse der letzten Tage erinnerten. "Ich habe mich wohl benommen, wie der letzte Vollidiot." Kagome nickte nur stumm und sah ihn an. "Es tut mir so Leid, Kagome. Wirklich.". Inu Yasha erkannte sich selbst nicht wieder. Er konnte sich nicht erinnern, jemals etwas so ernst gemeint zu haben. "Ich...ich...ich weiß auch nicht genau, wie es passiert ist, aber...als ich Ankóku im Wald getroffen habe, da hat sie irgendetwas mit mir gemacht, dass ich plötzlich einen unerträglichen Hass auf alles verspürt habe! Es war so eigenartig...ich wollte alles zerreißen und zerfetzen und habe nur noch auf Ankókus Befehle reagiert. Und als ich dich dann angreifen sollte...da war der Hass plötzlich weg, oder besser gesagt auf Ankóku gerichtet. Als ich dich gesehen habe...die ganze Welt war plötzlich wieder in Ordnung und...". Inu Yasha verstummte peinlich berührt. Warum sagte er so etwas vor Kagome? Warum rechtfertigte er sich so eifrig? Kagomes Wangen zierte ein rosafarbener Schimmer. Sie lächelte. Der Hanyou ertappte sich dabei, wie er die vor ihm sitzende Schönheit anstarrte. "Du bist wunderschön...". Inu Yasha stand auf und zog Kagome mit sich. "Der Kimono steht dir...". Schon wieder hätte er sich auf die Zunge beißen können. Weshalb sagte er das? "Findest du? Danke...", antwortete sie und sie fühlte sich so glücklich, wie an dem Morgen, den sie mit Inu Yasha am Fluss verbracht hatte. Inu Yasha sah ihr tief in die Augen. Kagome wurde richtig schwindlig. Ach, was klammere ich mich denn so besessen an Kikyou?, schoss es dem Hanyou durch den Kopf. Ich belüge mich doch nur selbst wenn ich mir vormache, sie zu lieben! Mein Herz gehört nicht mehr Kikyou... "Kagome, ich...ich..., ich meine, ich...". Stammelte er hilflos. Er fand keine Worte. Kagome sah Inu Yasha erwartungsvoll an. Der Hanyou merkte, wie sein Herz sich bei dem Anblick des Mädchens erwärmte und wie es plötzlich anfing, wie wild zu hämmern. "Kagome, ich... liebe dich.", brach es schließlich aus Inu Yasha heraus. Kagome kämpfte verzweifelt dagegen an, in Ohnmacht zu fallen. "Und ich liebe dich, Inu Yasha.", flüsterte sie endlich. Inu Yasha zog seine Kagome ganz Nahe an sich heran. Sie konnte seinen Herzschlag spüren, Seine Nähe, seine Wärme. Er legte seine starken Arme um sie und er küsste sie. Kagome wurde heiß und kalt. Sie schloss ihre Augen und ließ sich in diesem wunderbaren Kuss fallen. Leidenschaftlich küsste Inu Yasha ihren Hals, ihren Nacken. Es fühlte sich an, wie der Sturz von einem Berg und der endlose darauf folgende Fall, wie der sanfte Sommerregen, der auf der Haut prickelt, wie Wasser, das die verdorrte Pflanze tränkt, nur tausendmal schöner. Endlich waren sie zusammen...Inu Yasha und Kagome. - ENDE - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)