Totale Veränderung? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Der Streit --------------------- "Nur ein Tier oder so...das glaubt er ja wohl selber nicht...so ein Idiot! Es wird schon nichts passieren...". Wütend zerkleinerte Kagome den Fisch, der heute das Abendessen sein sollte. Inu Yasha war nun schon seit einigen Stunden nicht wiedergekommen. Das Geheule hatte aufgehört und Kagome fand, dass es längst Zeit wäre, um wieder aufzutauchen. "Kagome? Alles in Ordnung mit dir?". Sango stand hinter ihr. "Nichts, was soll denn schon sein?", schreckte die Köchin aus ihrer Gedankenwelt auf. "Na ja, du wirkst ziemlich angespannt. Und außerdem murmelst du vollkommen wirres Zeug.". Sango nahm ihr mit sanfter Gewalt das Messer aus der Hand. "Hey, wenn du so weitermachst brauchen wir keine Zähne mehr, um den Fisch zu essen!" "Du hast ja Recht.", seufzte Kagome. "Wie meinst du das?" "Wegen Inu Yasha...er ist immer noch nicht zurückgekommen. Vielleicht ist ihm etwas passiert...?". Sie wollte schon wieder nach dem Messer in Sangos Hand schnappen, um weiter den Fisch zu malträtieren, aber ihre Freundin war schneller und mit einer geschickten Bewegung ließ sie Kagomes Hand ins Leere greifen "Kagome, beruhige dich. Ich kann dich ja verstehn, aber Inu Yasha kann auf sich selber aufpassen. Er hat Tessaiga. Und er ist ein Halbdämon. Er ist sehr wohl im Stande, sich im Kampf zu behaupten." "Ich weiß ja. Ich weiß, dass ich mir zu viele Sorgen mache. Aber warum kehrt er denn bloß nicht wieder?". Auch der zweite Versuch, das Messer wieder zu erlangen schlug durch Sangos verblüffende Geschicklichkeit fehl. "Er wird schon kommen. Inu Yasha ist stark. Ihm ist sicher nichts passiert. Ich muss leider weg. Ich muss Kiraras Verletzung behandeln gehen. Der Dämon, der uns gestern angegriffen hat, war einfach zu stark." "Mach das. Hoffentlich heilt die Wunde bald...ich kümmere mich um das Essen. Inu Yasha kann schließlich jeden Moment wieder da sein!" "Ist gut.", sagte Sango sanft und gab ihrer Freundin das Messer zurück. "Wenn Sango nur Recht hat...". Tief in ihrem Herzen wollte sie Sango glauben. Aber irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass schon etwas passiert war. "Kagome, Kagome!". Miroku erschien. "Mmmmh, riecht's hier gut! Ach ja, Kagome, Inu Yasha ist da.". Hinter Miroku tauchte Inu Yasha auf. "Inu Yasha!", rief Kagome freudig. "Wo warst du denn nur so lang?" "Ich wüsste nicht, was dich das angeht.". Der Tonfall des Halbdämons war kühl und eisig wie dessen Blick. "Ich hab mir Sorgen gemacht.". Kagome tat, als hätte sie die Bemerkung überhört. "Schön." "Die Schreie haben aufgehört." "Ja." "Hast du herausgefunden, wo sie herkommen?" "Ja." "Und, was war los?" "Reicht dir denn nicht ein Nein? Du musst nicht alles wissen." Langsam stutzte Kagome. Das konnte doch wohl nicht derselbe Inu Yasha sein, der sie vorhin so zärtlich verabschiedet hatte. "Hast du Hunger? Ich habe den Fisch zubereitet, den du heute Morgen beim Fluss gefangen hast!" "Aha." "Möchtest du...denn...etwas...davon?", stammelte das etwas verwirrte Mädchen. Warum war Inu Yasha so einsilbig und unfreundlich ihr gegenüber? Was hatte das zu bedeuten? "Gib schon her.". Er riss ihr die Schüssel aus der Hand und verschwand ohne auch nur eine Andeutung von einem höflichen "Danke.". "Was hat denn den gebissen?", fragte Shippou, der auf Mirokus Schulter saß. "Er hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, mich zu verprügeln!" "Mir reicht's! Soll er doch machen, was er will! Ich hab die Nase voll von diesem arroganten Idioten! Ich mach mir wahnsinnige Sorgen um diesen aufgeblasenen Kerl und er findet es "schön"! Das war eindeutig zu viel! Ich gehe!". So sauer und verletzt hatten Miroku und Shippou Kagome noch nie gesehen! Entsprechend waren die beiden auch völlig perplex, als das wutentbrannte Mädchen an ihnen vorbeistürmte und davonlief. "Was war denn das?", meldete sich endlich Shippou zu Wort. Miroku, dessen Kinnlade immer noch sperrangelweit offen geklappt stand, zuckte nur hilflos mit den Schultern und musste sogleich den herunterpurzelnden Shippou auffangen. "Ich weiß nicht, Shippou. Aber das kann nichts Gutes verheißen." "Inu Yasha?". Kagome trat vorsichtig näher zu dem Baum, auf dem Inu Yasha saß. "Du schon wieder. Was willst du?". Der Klang seiner Stimme ließ Kagome richtig frösteln. Die Dunkelheit der Nacht verbarg sein Gesicht vor Ihr. "Ich wollte nur wissen, ob du okay bist. Du warst heute so eigenartig, als du zurückgekommen bist.", rechtfertigte sich das Mädchen tapfer, aber man konnte die Unsicherheit aus ihrer Stimme deutlich heraushören. Es entstand eine eisige Pause. Inu Yasha gab einen verächtlichen Laut von sich. "Es reicht dir anscheinend nicht, mich ständig zu nerven, nein, du willst mir auch noch vorschrieben, wie ich mich zu verhalten habe." Kagome biss sich auf die Unterlippe. Sie nervte Inu Yasha? "Entschuldige bitte, wenn ich mich um dich sorge!!", gab sie sauer zurück. "Entschuldige bitte, wenn ich mich um dich sorge!", wurde sie von Inu Yasha nachgeäfft. "Du bist echt das Letzte!", schrie sie ihn an. "So, findest du. Leider interessiert mich das nicht. Und weißt du was?". Geschickt kletterte er den Baum hinunter, ging auf Kagome zu und blieb genau vor ihr stehen. "Du bist mir am gleichgültigsten von allen." *klatsch* Kagomes Hand landete unsanft auf Inu Yashas linker Wange. Mit Tränen in den Augen sah sie ihn hasserfüllt an bevor sie sich umdrehte und weglief. Inu Yasha lachte böswillig. Dieses Lachen zerriss die drückende Stille der Nacht in der aufdringlichsten Art und Weise. "Was für ein Spaß!", sagte er zu sich selbst. "Ich weiß gar nicht, wieso ich das erst jetzt bemerke." "Guten Morgen allerseits!". Sango gesellte sich zu ihren frühstückenden Freunden. "Wo sind denn Inu Yasha und Kagome? Sind sie gerade dabei, die Früchte ihrer Versöhnung auszukosten?" "Versöhnung?", Miroku lachte traurig auf. "Glaub mir, daran ist nicht zu denken! Sie sind nicht zusammen unterwegs. Ich habe Inu Yasha gerade eben wie ein Wahnsinniger in den Wald stürmen sehn. Kagome dürfte noch schlafen." "Komisch. Inu Yasha ist in den letzten Tagen so gut wie alle zwei Minuten in den Wald gerannt.", meinte Shippou. "Ja, er ist wie verändert! Er ist gemein und unfair zu uns allen und vor allem zu Kagome. Die Arme isst kaum noch etwas.", warf Miroku ein. "Er war nie ein ganz besonders freundlicher Typ, aber das Ausmaß an Boshaftigkeit, das er in den letzten Tagen überall verbreitet hat, ist einfach zu viel.", stimmte Sango zu. "Oh! Oh! Seht mal, da kommt Kagome!", flüsterte Shippou aufgeregt. Kagome, die normalerweise mit der Sonne um die Wette strahlte, wirkte nun völlig übermüdet, gleichgültig und tieftraurig. Sie hatte nicht mehr mit Inu Yasha gesprochen, seit sie ihm die Ohrfeige verpasst hatte, und das war nun schon einige Tage her. In dieser Zeit hatte sie sich mehr und mehr zurückgezogen. Ihre Freunde sahen sie immer wieder in einer stillen Ecke sitzen und weinen. Sango erschrak förmlich bei ihrem Anblick. Miroku, der dies merkte, stieß sie mit dem Ellbogen in die Hüfte und bedeutete ihr, sich zusammenzureißen. Jedenfalls beabsichtigte er, ihr in die Hüfte zu stoßen. Komischerweise rutschte seine Hand etliche Zentimeter über die Hüfte, was Sango überhaupt nicht passte. Sie holte aus und der arme Miroku kassierte eine deftige Beule ein. "Guten Morgen, Kagome!", begrüßte Miroku das mitleiderregende Häufchen Elend noch etwas benommen von dem schlagkräftigen Argument Sangos. Kagome tappte wortlos an ihren Freunden vorbei. Sie schien Mirokus Gruß überhört zu haben, denn sie reagierte überhaupt nicht. Auch blieb sie nicht bei den anderen sitzen, um das Frühstück zu genießen. Sie schien gar nicht mitzubekommen, dass um sie herum etwas geschah. Sie ging einfach an ihren Freunden vorbei, in Richtung Fluss. "Hey, Kagome, wo willst du denn hin?", platze Shippou lautstark heraus, als ihm klar wurde, dass das Mädchen nicht beabsichtigte, bei ihren Freunden zu bleiben. Aber Kagome bekam davon nichts mit. Sie war so in ihre eigenen Gedanken versunken, in ihre finsteren, düsteren und traurigen Gedanken, dass sie kaum realisierte, wo ihre Schritte sie hinführten. Sie fand sich an dem Ort wieder, wo Inu Yasha und sie an dem schönen Morgen, der ihr so weit entfernt, fast wie aus einer anderen, glücklichen Welt, schien, gesessen und gelacht hatten. Und da war auch der Stein, an den Inu Yasha sich gelehnt, als er in Kagomes Lachen eingestimmt hatte. Er hatte seinen Kopf zurückgelegt und herzhaft gelacht. Dieses Lachen hallte immer noch in Kagomes Ohren nach, wie ein blasser Regenbogen am längst verdunkelten Himmel. In diesem Moment, ja, an diesem einen Morgen, da war endgültig etwas zwischen Inu Yasha und ihr passiert, das wusste sie. Etwas, das sie nicht beschreiben und nicht fassen konnte, aber etwas so schönes, dass Kagomes Herz seit diesem Morgen höher schlug. "Bin ich vielleicht...verliebt?". Sie erschrak vom Klang ihrer eigenen Stimme. Sie, die sich in den letzten Tagen in schweigsame Stille gehüllt hatte, musste nun schlucken. Ihr kam dieser Gedanke nicht zum ersten Mal, aber irgendwie war es diesmal anders. Das Gefühl, das sie mit diesem Gedanken verband, war intensiver und leuchtender als je zuvor. War das Liebe? So musste es wohl sein. Sie konnte es sich nicht erklären, aber Kagome wusste, dass Inu Yasha dasselbe gefühlt hatte wie sie an diesem Morgen. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass, wenn Shippou nicht dazwischengekommen, zwischen Inu Yasha und ihr mehr gelaufen wäre... "Inu Yasha...". Überfordert von ihren Gedanken sank sie mit dem Rücken an den Stein gelehnt zu Boden. Das muntere Plätschern des Baches hörte sich für sie an wie der Tod, der nach ihr rief. Es wäre so einfach. Das Wasser...in der tiefen Stille zu versinken und dort Ruhe zu finden...nur ihren Atem müsste sie hier lassen, hier an der Oberfläche, als Abschiedsgeschenk an den sanft rauschenden Wind, der über das grüne Gras hauchte und ihr Gesicht zärtlich streichelte. Für einen Moment war es nicht der Wind, der ihre Haut liebkoste. "Inu Yasha..." Reglos saß sie da. Nur eine über ihre Wange kullernde, zarte Träne zeugte von Leben. Aber sogleich war das Trugbild auch wieder mit dem Wind weggeweht und es blieb nur der tief sitzende Schmerz. Der Inu Yasha, der an jenem Tag aus dem Wald wiedergekehrt war, war nicht derselbe, nicht ihr Inu Yasha. Der Halbdämon war immer schon selbstgefällig, frech und unabhängig von anderen gewesen, aber in einer Art, in seiner Art, die Kagome so sehr liebte. Der neue Inu Yasha war gemein, unfair - richtig boshaft! Er hatte offensichtlich Spaß daran, andere zu beleidigen, zu verletzen und zu quälen. Er war widerlich, unausstehlich! Kagome konnte sich diesen plötzlichen Umsprung Inu Yashas Gemütes nicht erklären. Sie konnte diese Veränderung nicht verkraften. Es war, als hätte man ihr das Herz herausgerissen und in eintausend kleine Stücke zerfetzt, die nun überall verteilt lagen, so wie die Splitter der Shikon no Tama. Mit dem Unterschied, dass man ihr Herz unmöglich wieder zusammensetzen konnte! Mit leerem Blick starrte sie auf das Wasser. Es schien sie einzuladen, hineinzutauchen und nie wieder die Oberfläche zu sehen. Immer mehr mochte sie den Gedanken, immer näher schien ihr die Erlösung von diesen höllischen Schmerzen, die ihr die letzten Tage so zugesetzt hatten, dass von ihr, Kagome Higurashi, nur noch ein jämmerlicher Schatten übrig geblieben war. Warum musste sie denn nur ständig an ihn denken? Eigentlich sollte sie ihn hassen, nachdem, was er sich in letzter Zeit leistete. Sein Verhalten war so niveaulos wie nur irgend möglich! Und trotzdem... Ja, das musste Liebe sein. Ob sie wohl jemals wieder glücklich sein könnte...? "Der Streit mit Inu Yasha hat schon genügend Schaden angerichtet! Ich werde ihn zur Rede stellen, jetzt gleich!", drohte Sango mit einem wütenden Beben in ihrer Stimme. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. "Du willst was? Sango, hast du denn schon vergessen, was für ein widerlicher Frechdachs er geworden ist? Du wirst nichts erreichen, glaub mir. Das hab ich schon längst versucht. Entweder er wiederholt alles, was ich sage, und beleidigt mich schließlich aufs Übelste oder er hört gar nicht erst zu. Und bei dir wird er keine Ausnahme machen." Aber Sango ließ sich durch Miroku nicht beirren. "Das ist mir egal! Ich kann nicht zusehen, wie Kagome so sehr leidet! Sie würde dasselbe für jeden von uns tun!" "Ich fürchte, du musst diesmal zusehn. Du kannst nichts machen. Wir sollten es abwarten. Vielleicht ist das nur ein vorübergehender Zustand und Inu Yasha entschuldigt..." "Nein, Miroku, wir haben schon viel zu lange gewartet.". Bei diesem scharfen Kommentar Sangos verstummte Miroku augenblicklich. "Inu Yasha ist so eigenartig, seit diesen mysteriösen Schreien, deren Ursprung niemand von uns kennt...außer ihm. Er weigert sich, darüber zu reden. Also vielleicht täusche ich mich, aber mein Gefühl sagt mir, dass Inu Yashas Veränderung und die Schreie in unmittelbarer Verbindung zueinander stehen. Wieso sonst rennt er ständig in den Wald? Da ist was faul dran. Und ich werde das herausfinden! Für Kagome.". Sango sprang augenblicklich auf und lief los. Miroku schüttelte den Kopf: "Wütende Frauen sind nicht zu stoppen. Sango, Sango! So warte doch! Wo willst du denn hin?". Miroku sprintete ihr nach und holte sie ein. "Du hast doch keine Ahnung, wo du hinlaufen sollst, oder täusche ich mich da?" Sango stutzte. Ja, das stimmte. Sie hatte eigentlich in den Wald laufen wollen, aber wohin im Wald, das hatte sie nicht bedacht. "Wir sollten abwarten, bis Inu Yasha das nächste Mal wegläuft. Wir können ihm dann unbemerkt folgen.", meinte Miroku. "Wir? Was soll das heißen? Ich werde ihm folgen. Du wirst bei Kirara, Shippou und Kagome bleiben und ein Auge auf die drei werfen.", entgegnete Sango. Mehr konnte sie auch nicht sagen, denn genau in diesem Moment sahen die beiden Inu Yasha in einiger Entfernung den Wald betreten. "Okay, ich gehe jetzt. Such Kagome, sie braucht jetzt ihre Freunde.". Und da war sie auch schon im Wald verschwunden. "Sango! Du willst wirklich alleine gehen?", rief Miroku. Aber das hörte Sango schon gar nicht mehr. Sie war schon zu weit weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)