Life Happens, Coffee Helps von Hopey (The Life After Jurassic Park) ================================================================================ Kapitel 1: Ellie ---------------- Ein ohrenbetäubendes Geräusch ertönte. Ellie rannte, schneller. Ihre Beine fühlten sich so schwer wie Blei an. Sie wusste, wenn sie stehen bleiben würde, wäre es ihr tot. Jedoch konnte sie nicht mehr, ihr Herz raste so schnell, dass ihre Brust schmerzte. Kurzatmigkeit machte ihr ebenfalls zu schaffen. Plötzlich, wie aus dem Nichts Handflächen große Zähne nach ihr … Mit einem Aufschrei saß Ellie kerzengerade im Bett, schweiß rannte an ihr runter, die Kleidung klebte unangenehm an ihrem Körper. Schon wieder ein Albtraum, welcher sie heimsuchte. Dabei verwischte sich die tatsächlichen Ereignisse mit Fantasie. Ihr Blick wanderte, sowie sonst, zum digitalen Wecker auf dem Nachtisch neben dem Bett. Kurz nach Mitternacht. Immer dieselbe Zeit und es machte es ihr schwer erneut einzuschlafen. Eigentlich wusste Ellie es, dass sie sicher war und doch, konnte sie nichts dagegen machen, gegen wiederkehrende Albträume. Dabei dachte Ellie dass es ihr endlich besser ging. Ellie ging unter die Dusche, um sich zu beruhigen und ihre Gedanken zu sortieren, sich wieder zu sammeln. Sie atmete tief durch, nur um sich für den Tag zu richten. Nach langen überlegen, alles Mögliche abzuwiegen, ihre Gedanken umzukrempeln, ging sie los. Es war das richtige für sie. Ihr weiteres Leben. Nach einer Weile kam sie am verabredeten Zeitpunkt an. Am Stand neben dem Fluss kaufte sie sich einen Kaffee, sie war erschöpft und müde. Als sie auch schon Alan sah, der auf sie zukam.  Eine Umarmung die eher an eine Freundschaft als ein Liebespaar erinnerte folgte. „Wie geht es dir?“, wollte Alan daraufhin wissen und musterte Ellie eingehend, als er sich kurz darauf ebenfalls einen pechschwarzen Kaffee besorgte. „Es gibt gute, aber auch schlechte Tage und Nächte“, fing Ellie an zu erzählen, als sie mit ihm entlang des Ufers los ging. „Und dir, Alan?“ „Die Ausgrabungen laufen gut, wir haben das Skelett eines Utahraptors gefunden“, fing Alan an zu erzählen und war sofort in seinem Element. „Die kräftigen, langen Knochen des Utahraptors sind hohl und dadurch sind sie leicht. Möglicherweise nutzten er seine spitzen Krallen, um Beutetiere zu erstechen oder gar aufzuschlitzen. Über die Federn an seinen Armen debattieren wir noch, aber ich nehme an, dass sie bunt war. Definitiv wärmte sein Federkleid ihn und half ihm dadurch Partner anzulocken – wie es typisch unter den heutigen Vogelarten der Fall ist. Das faszinierende war, das Gehirn. Der Hohlraum wirkt kaum größer als der eines Straußenvogels. Aufgrund der Beinstruktur nehme ich an, dass der Utahraptor in einem Satz fünf Meter springen konnte. Um auch größere Tiere zu erbeuten, jagten sie vermutlich im Rudel.“ Alan merkte gar nicht, wie er in sein altes Schema verfiel, während er begeistert von seinem neusten Fund erzählte. „Ich verstehe“, schmunzelte Ellie leicht. Es tat gut, mit Alan zu reden. Er brachte etwas Normalität in ihren Alltag zurück. Lenkte sie ab und seine Passion für seinen Beruf, für die Dinosaurier ließ einfach nicht nach. Trotz alldem, was auf der Insel gewesen ist. Das bewunderte sie so sehr an ihm. Alan wusste, er hätte noch so viel mehr zum Utahraptor erzählen können, die Länge, das Gewicht, all seine Theorien bezüglich des Utahraptors. Aber er unterließ es. Da er Ellie nicht unnötig quälen wollte, auch wenn es sie scheinbar nichts auszumachen schien. Das fehlte ihm, seitdem beide getrennte Wege gingen, mit ihr zu Philosophieren. Alan räusperte sich. „Und gibt es etwas Neues bei dir?“ Nur weil sie beschlossen haben, getrennte Wege zu gehen, hieß es noch lange nicht das Ellie ihm egal war. Sie war ihm wichtig, sie würde immer einen besonderen Platz in seinem Herzen haben. Ellie nippte an ihrem Kaffee und sah sich ihm Park um, während sie über seine Frage nachdachte. Das Spazieren gehen, mit ihm zu reden tat ihr gut. Ihre Beziehung, war zwar zu Ende aber die Freundschaft, die mit ihr einherging, konnte sie bewahren. Hoffte sie. Denn das, was zur Trennung am Ende führte, waren die unterschiedlichen Vorstellungen von dem weiteren Lebensverlauf. Sie wollte wenigstens ein Kind haben, heiraten und sprichwörtlich eine kleine oder große Familie haben. Alan hingegen wollte all das nicht. Und sie wollte ihm das nicht aufzwingen, es war schmerzhaft aber die richtige Entscheidung wie sie fand. „Ellie?“ Alan rief nochmals ihren Namen, da sie so vertieft in Gedanken schien. „Ja?“ Erschrocken sah sie von der Geburtstagstorte eines kleinen Jungen, wo Wunderkerzen statt Geburtstagskerzen brannten zu Alan. „Entschuldigung, ich war in Gedanken.“ „Das habe ich mir bereits gedacht.“ Alan musterte sie eingehend. „Geht es dir wirklich gut?“ „Aber ja“, versicherte Ellie ihm und winkte ab. „Ich habe heute einfach nur schlecht geschlafen.“ Gelogen war das schließlich nicht. „Es wird wieder, keine Sorge. Die Albträume kommen nicht mehr so häufig vor.“ „Wenn du reden willst …“, bot Alan ihr an. Sowie sie ihm immer zuhörte, würde er dasselbe für sie tun. „Bist du noch in bei deinem Therapeuten?“ Viele von ihnen hatten danach ein psychologisches Gutachten durchlebt. „Eine Posttraumatische Belastungsstörung lässt sich nicht von heute auf Morgen heilen, Dr. Grant“, fügte sie hinzu und merkte, wie ihre Stimmung plötzlich wieder stieg. „Du hast noch nicht geantwortet.“ „Auf was?“ „Ob es was Neues bei dir gibt.“ „Ich habe angefangen ein Kinderbuch zu schreiben“, erzählte Ellie ihm daraufhin, es klang aber fast schon beiläufig. „Das ist doch gut.“ „Mein Verlag meint, einige der Wörter wären zu schwer für die Kinder zum Verstehen … aber ich will das nicht abändern“, gab Ellie ihre Gedanken von sich. Ellie war es wichtig, das gewisse Wörter oder gar Sätze so standen, wie sie standen. Diese wollte sie keinesfalls abändern oder kinderfreundlich umsetzen. Das Schreiben half ihr, ihre traumatischen Erlebnisse zu überwinden. „Dann lass es doch so stehen. Es muss am Ende dir gefallen, nicht dem Verlag.“ Ellie wusste, dass Alan recht hatte. „Du hast recht, mir ist es eigentlich egal ob ich damit Profit mache oder nicht. Mir ist es wichtig, dass gewisse Sachen so stehen, wie sie nun mal dastehen.“ Alan konnte das sehr gut verstehen. Auch er schrieb ein Buch, es ging zwar um Dinosaurier, seine Theorien und es war reichlich illustriert und vielleicht nicht so stark im Verkauf gewesen wie sich das einige gewünscht hätten. Aber er selbst war zufrieden mit dem Erscheinungsbild gewesen, er hat seine Gedanken niedergeschrieben. „Halte daran fest, an dem was dir wichtig ist, Ellie.“ Sie sah auf und lächelte Alan an. „Danke, Alan.“ Seine Worte hatten etwas Befreiendes an sich gehabt. Ellie fühlte wie ein Stein ihr vom Herzen fiel. Der Weg durch den Park nutzten das ehemalige Liebespaar dazu über alles zu reden, egal wie belanglos es zu seien schien. Als am Zugang beide stehen blieben und Alans Blick auf eine Uhr fiel. „Musst du gleich los?“, erkundigte sich Ellie daher bei ihm. Sie wusste ja, dass sein Flieger heute zurück zur Ausgrabungsstätte gehen würde. „Ja, mein Flug geht in etwa zwei Stunden. Wenn er wie geplant startet“, stimmte Alan ihr zu. Immerhin war auf die Fluglinien nicht immer Verlass. Manche starteten pünktlich, andere mit Verspätung und nicht zu vergessen die, die kurzfristige mitteilten das der Flug gecancelt wurde. Fliegen, war ein Abenteuer für sich, wenn man es so betrachtete. Ellie Verstand es und doch empfand sie jetzt schon eine seltsame leere und spürte wie sich ihr Magen zu schnürte. Hatte sie etwas Angst? Angst davor allein zu sein? Dabei war sie es doch gewesen die diesen Schritt wollte. Nein, Angst hatte sie nicht zurück in ihre Wohnung zu gehen. Ihre Angst rührte daher, dass die Albträume wiederkämen und sie ab Mitternacht wachhalten würde. Ellie empfand es langsam, als ob sie dadurch unter Insomnie zu leiden schien. Ihr täglicher Schlafpensum war auf gering, entweder es dauerte über dreißig Minuten, bis sie einschlief, oder sie wachte sehr früh auf und im schlimmsten Szenario konnte sie nicht durchschlafen, dank ihrer Albträume. „Ellie, du weißt, dass alles, was ich möchte ist, dass du glücklich wirst und all das erreichst, was du möchtest. Denn du hast es mehr als nur verdient.“ Festentschlossen sah Alan seine langjährige Partnerin an. Er war überzeugt, dass sie das hinbekommen würde. Sie musste nur erstmal ihren Weg finden. Ellie lächelte sanft bei seinen Worten und umarmte Alan daraufhin. Sie war dankbar und unendlich glücklich darüber das sie Alan noch als Freund an ihrer Seite haben konnte. Obwohl sie sich sicher war, dass das gar nicht so leicht war, wie es manchmal den Anschein erweckte. „Pass auf sich auf, Alan.“ „Du ebenfalls.“ Er war noch nie wirklich ein Mann von vielen Worten beim Abschied gewesen. Ellie sah dem Taxi, in welches Alan stieg nach, bis sie schließlich in ein nahegelegenes Café ging. Nachdem sie ihr Getränk nahm, passte sie einen Moment nicht auf als sie mit jemanden zusammenprallte. Die beiden Kaffeesorten vermischten sich miteinander, während es ihre lavendelfarbene Bluse in dunkles Braun tränkte, bahnte sich Kaffee über den Anzug ihres gegenüber ebenfalls aus. Sie sah auf als sie den Mann leise fluchen hörte. „Es tut mir so leid, ich habe nicht aufgepasst.“ Ellie ignorierte ihre Bluse und reichte dem anderen Mann Taschentücher. „Danke.“ Er nahm sie entgegen. „Schon gut, ich habe ebenfalls nicht aufgepasst …“ Mitten im Satz hörte er auf zu reden, als er aufsah und Ellie damit das erste Mal deutlich sah. „Wir sollten beide, das nächste Mal besser aufpassen. Nicht das der gute Kaffee und erneut davonläuft“, scherzte Ellie etwas. „Ich lade Sie auf einen Kaffee ein“, versuchte er das Gespräch ins Laufen zu bringen und deutete zu der Verkaufstheke. „Wenn, dann müsste ich Sie einladen“, protestierte Ellie dagegen. „Ich bestehe darauf.“ Er schien nicht locker zu lassen und das fiel auch Ellie auf. „Na gut“, gab sie Ellie schließlich geschlagen. „Mark Degler“, stellte er sich vor, nach dem er neuen Kaffee ordnete und ihr die Hand hinhielt. Ellie nahm die Hand lächelnd entgegen. „Dr. Ellen Sattler“, stellte sich Ellie ebenfalls vor. „Welche Art von Doktor?“ erkundigte er sich interessiert. Als er die beiden Kaffeesorten entgegennahm und ihr einen der Becher reichte. „Ich bin Paläobotanikerin“, klärte sie ihn auf. „Hört sich interessant an“, antwortete Mark. Und doch fragte er sich, was genau man in dem Beruf macht. „Das erforschen von versteinerten Pflanzen?“ Er wollte Ellie besser kennen lernen. Warum er so ein Bedürfnis ausgerechnet jetzt verspürte konnte er sich nicht erklären. „Genau es ist die Wissenschaft von den fossilen Pflanzen. Sie ist ein interdisziplinäres Forschungsgebiet aus Paläontologie und Chorologie“, bestätigte Ellie ihm seine Vermutung. „Das erforschen von fossilen Pflanzen hilft uns Rückschlüsse über vergangene Ökosysteme zu erhalten. Sodass man aus diesen Daten Rückschlüsse zu Biodiversität, Klima und Umweltbedingungen vergangener Ökosysteme sowie deren Wandeln in der Zeit erhalten kann. Was wiederum auch abzuleiten ist auf die Gegenwart wäre.“ Ellie liebte ihren Beruf. Deutlich war die Leidenschaft zu diesem Beruf ihr anzusehen, als sie darüber redete und über seine Bedeutung. Da viel Ellie ein, dass es ihren gegenüber vermutlich eher langweilte. „Ich bin wohl zu weit vom Thema abgekommen“, verschmitzt lächelnd sah sie zu Mark. Leichte Nervosität machte sich dabei in ihr breit. „Nicht doch, ich habe gerne Ihrer Stimme gelauscht. Wenn jeder der Angestellten im Ministerium so leidenschaftlich ihre Vorträge präsentieren würden, dann würde ich bestimmt interessierter zuhören“, gab Mark zu und lächelte Ellie sanft an, als er etwas von seinem Kaffee genoss. „Ministerium?“, entwich es Ellie überrascht. Das hatte sie nicht erwartet. Ein Anzug sagte schließlich nichts darüber aus, wo jemand arbeitete. Beim genauen Hinsehen entdeckte sie ganz oben an seinen Anzug die typische Stecknadel der amerikanischen Flagge. Nicht viele trugen so eine Stecknadel als Dekoration, meistens nur Staatsangestellte, die ihre Loyalität dadurch zum Ausdruck bringen wollte. Mark nickte. „Außenministerium, um genau zu sein“, erzählte er ihr und sah sie interessiert an. Es blieb nicht nur bei dieser einer Fragen und Austausch. Keiner von beiden merkte, wie die Zeit dahin rannte. Da die Gespräche dem jeweils anderem gefielen. Es waren angeregte, spannender Austausch in der Konversation gewesen. Erst das Klingeln des Mobiltelefons von Mark unterbrach die Unterhaltung der beiden und er ging entschuldigend ran. Erst da wurde ihm bewusst wie spät es bereits war. „Ich muss leider los, ich werde in einem Meeting erwartet“, entschuldigte sich Mark. „Schon in Ordnung, ich sollte ebenfalls los.“ Es war die erste Unterhaltung seit langem in der es nicht um Dinosaurier oder den Ereignissen der Insel ging. „Ich würde es gerne wiederholen, ein anderes Mal?“ Mark sah sie hoffnungsvoll an, während er es Ellie gleichtat und sich erhob. Ellie lächelte ihn an, als beide aus dem Café traten. „Sehr gerne.“ Nachdem er ihr seine Visitenkarte gab, verabschiedete er sich auch schon und lief zu seinem Auto. Das zweite Mal, an diesen Tag, sah sie einem Auto nach. Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?, schoss es Ellie durch den Kopf und sie hielt ein Taxi an, mit neuer Energie und Hoffnung und ließ sich zu ihrem Verleger fahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)