Freundschaft ist... von FlameHashira (Wichtelgeschichte für ChiaraAyumi) ================================================================================ Kapitel 2: ...wenn du dein letztes Geld teilst ---------------------------------------------- „Hinata! Du Idiot!“   „Fass dir selber an die Nase! Ich bin doch nur dir hinterhergelaufen!“   „Warum läufst du mir überhaupt hinterher?!“   „Na . . . Ich dachte wir machen ein Wettrennen!“   „Du verdammter Idi-“   MIIIIIIIEP   „Runter von der Straße!“ - „Was macht ihr Idioten denn da?!“ - „Haut gefälligst ab!“   „Iiiek!“ Shoyo zuckte zusammen, sein ganzer Körper geriet unter Anspannung und er starrte mit aufgerissenen Augen zu den Autos. Köpfe verschiedener, unbekannter Personen streckten sich aus ihren Fenstern und winkten wild, während sie böse zu ihnen starrten. „Uhh!“   Das waren aber ganz schön fiese Blicke!   „Komm schon!“   „Uuurgh!“, würgte Shoyo, als Tobio ihn am Kragen packte und mit sich zog. Runter von der Straße, welche sie bisher erfolgreich versperrt hatten. Sie sollten wohl froh darüber sein, dass niemand einfach weitergefahren war. Dennoch begann er nun nach Tobio's Hände zu schlagen, die ihn festhielten, sobald sie auf der anderen Straßenseite angekommen war. „Hör auf so an mir herumzuziehen!“   „Ich habe nur dafür gesorgt, dass du nicht niedergefahren wirst, du Idiot!“   „Ich kann mich wundervoll alleine bewegen!“ Shoyo blies seine Wangen auf, aber nicht für lange. Irritiert begann er sich umzusehen. „Also, wo sind wir hier?“   In Miyagi würde es genügen, einen Blick um sich herumzuwerfen und nach einem Straßenschild Ausschau zu halten. Selbst wenn sie die Gegend nicht direkt kennen würden, würden sie dadurch auf eine richtige Fährte kommen, wo sie sich in etwa befanden und hinbewegen müssten, um an einen bekannteren Ort zu kommen. Tokio hingegen war eine gigantische Stadt! Sich hier zu verlaufen, war auch ohne ihre völlige Orientierungslosigkeit ziemlich einfach.   „Ich... Habe absolut keine Ahnung!“, gab Tobio verbissen zu, verzog das Gesicht unzufrieden.   „Na toll – und was machen wir jetzt? Wir scheinen ja von dort gekommen sein, lass uns doch einfach zurücklaufen!“   „Und was hast du auf der anderen Straßenseite vor? Dort führt der Weg immer noch in verschiedene Richtungen!“   Shoyo spitzte nachdenklich die Lippen, drehte sich um und betrachtete die andere Straßenseite, nur um festzustellen, dass Tobio komplett richtig lag! Dort drüben würden sie wohl auch nicht den Rückweg finden. „Dann... Lass uns einfach Daichi anrufen! Ich bin sicher, er wird uns weiterhelfen können! Dort drüben ist ein Straßenschild, dass werden wir ihm sagen und schon werden wir wieder im Motel sein!“ Triumphierend bedachte er Tobio mit seinem Blick, selbst dieser könnte doch nichts gegen seinen Plan sagen, oder!? Shoyo war von seiner Idee komplett überzeugt.   „Hmpf…pfff...“, grummelte Tobio, während er das Gesicht verzog, als hätte er etwas Schlechtes gegessen. „Fein! Dann ruf ihn doch an!“   Shoyo blinzelte irritiert: „Ich? Aber ich habe mein Handy nicht bei mir!“   „Wieso läufst du mir hinterher, ohne ein Handy bei dir zu haben!? Du bist so ein Idiot!“   „Aaaargh! Hör auf mich andauernd einen 'Idioten' zu nennen! Ich reagiere einfach instinktiv, wenn du anfängst zu rennen!“   Für Shoyo war es ganz normal, dies als eine Art Herausforderung anzusehen. Es schalteten sich ganz automatisch jegliche Gehirnzellen bei ihm aus, welche für ein rationales Denken zuständig waren.   „Schön, dann rufe ich ihn eben an“, schnaubte Tobio nun. Zumindest war er schlau genug gewesen, sein Handy bei sich zu tragen – wenn auch vor allem deshalb, weil er hatte Musik hören wollen. Ein schreiender Shoyo war jedoch Grund genug dafür gewesen, ebenfalls einfach schreiend zu rennen und sich nicht weiter um Musik zu kümmern. Tobio zog sein Handy hervor und löste den Bluetooth, damit er anschließend die Handynummer von Daichi heraussuchen konnte. Sobald er sie unter seinen überschaubaren Kontakten gefunden hatte, tippte er auch direkt darauf und hielt sich das Handy ans Ohr. Er würde es niemals laut aussprechen, aber die Idee war wohl gut. Zumindest war sie besser, als nur hier herumzustehen und nichts zu tun!   „Kageyama?“   Tobio zuckte zusammen und stellte sich aufrecht hin, als würde Daichi direkt vor ihm stehen, dabei klang dessen Stimme nicht einmal streng – sie war eher verwirrt.   „Sawamura“, erwiderte er, sein Blick glitt dabei zu Shoyo, welcher ihm anstrahlte und fast ermutigend zunickte. Lächerlich. „Wir haben ein kleines Problem.“   „Wer ist denn wir?“   Tobio war sich sicher, dass Daichi das schon wissen musste, dennoch antwortete er bereitwillig: „Hinata und ich.“   „In Ordnung, mit wem hat er sich dieses Mal angelegt?“   Etwas Verwirrung überkam ihn, ehe er an all die Momente zurückdachte, in denen sich Shoyo wohl mit jemand anderem angelegt hatte. Wobei er größtenteils nur Ushijima im Kopf hatte, jedoch könnte man wohl sagen das sich Shoyo auch mit Oikawa angelegt hatte, mit der Johzenji vielleicht . . . Nun, es könnte sein, dass die Liste noch länger war und Tobio nichts davon wusste, anders als Daichi.   „Mit Niemandem“, antwortete Tobio – obwohl man sagen könnte, dass Shoyo sich mit ihm angelegt hatte. Immerhin waren sie im Grunde nur deshalb in dieser Situation. „Wir haben uns verlaufen.“   „Was heißt hier verlaufen?“ Jetzt klang Daichi schon einen Hauch verärgert, vielleicht genervt? „Du wolltest joggen gehen und hast versprochen nur, um das Motel zu rennen.“   „Das war auch mein Plan.“   „Und dann?“   „Dann ist mir Hinata schreiend hinterhergerannt. Also bin ich schreiend weitergerannt und nun sind wir irgendwo in Tokio.“   Tobio hörte, wie Daichi tief durchatmete und in etwa wiederholte, was er gerade gehört hatte. Dann gab es Gelächter – war das Sugawara? Bevor er weiter darüber sinnieren könnte, wer da noch lachte, kam Daichi scheinbar wieder darauf zurück, sich um sie kümmern zu wollen.   „Könnt ihr ungefähr ausmachen, wo ihr seid? Irgendein Straßenschild oder dergleichen?“   „Uhm“, Tobio sah sich um, dass hatte er vorher ja auch schon getan. Glücklicherweise schien es fast so, als gäbe es in Tokio keinen Ort, ohne Straßenschilder. „Hier ist was, 3-Chome-15-12 Sendagaya“, las er so deutlich wie möglich vor, damit Daichi das vielleicht notieren oder sich merken konnte. Nach einer kleinen Drehung, die ein unglaublicher Geruch beeinflusst hatte, fügte er noch etwas hinzu: „Wir stehen vor einem Lokal. Das Lukla Village.“   „In Ordnung, ich habe es mir aufgeschrieben. Wir werden zu Ukai gehen und ihm Bescheid geben“, antwortete Daichi nachdem er eine kurze Pause gebraucht hatte, um wirklich alles aufzuschreiben. „Ihr bleibt gefälligst, wo ihr seid! Und lass dein Handy auf laut, ich rufe dich gleich nochmal an! Wehe, ihr stellt irgendeinen Unsinn an, verstanden?“   Da war wieder dieser leicht bedrohliche Unterton, den selbst Tobio erkennen konnte.   „Verstanden!“   Sobald er das gesagt hatte, hörte er das Piepen, weil Daichi aufgelegt hatte. Tobio versicherte sich nochmal, ob sein Handy auf laut gestellt war, bevor er es zurück in die Tasche seiner Sportjacke schob, ehe er den Reißverschluss auch nochmal zuzog. Daraufhin traf er dann auf fragende braune Augen, die zu Shoyo gehörten.   „Sie reden mit Ukai und melden sich dann. Wir sollen hier warten.“   Und auch wenn sie beide nicht gerade gut darin waren, auf solche Anweisungen zu hören, wussten sie es dieses Mal besser. Mit ihrem Orientierungsinstinkt würden sie niemals heil im Motel ankommen, weil sie nicht einmal wüssten, wo sie langgehen sollten.   „Oh man“, jammerte Shoyo plötzlich wieder. Er drückte seine Hände gegen seinen Bauch und verzog das Gesicht, so dass er aussah, als hätte er Magenprobleme.   Was kein schöner Anblick war.   „Was? Musst du scheißen?“   „Sei nicht so vulgär!“, pflaumte Shoyo ihn sofort an. „Und nein! Muss ich nicht! Ich habe einfach unglaublich großen Hunger!“   „Wieso das denn auf einmal?“   „Na, dass Rumgerenne und jetzt diese Warterei . . .“   „Wir stehen hier noch keine fünf Minuten!“ Tobio fragte sich wirklich, wie er es dauerhaft mit diesem Kurzstreckengrübler aushielt. „Wir stehen vor einem Lokal, sicherlich gibt es dort was zum Mitnehmen. Also hol dir doch was.“   „Glaubst du ernsthaft, ich habe Geld bei mir, wenn ich schon nicht mein Handy mit mir trage?“   Das war ein guter Einwand. „Nein, weil du ein absoluter Idiot bist!“   Ehe Shoyo etwas darauf erwidern könnte – was er definitiv getan hätte – spürte Tobio eine Vibration von seiner Jackentasche kommen und die klaren Geräusche seines Klingeltons. Schnell zog er den Reißverschluss auf und drückte auf sein Handy herum, ohne einen Blick darauf zu werden.   „Hallo?“, fragte er sofort.   „Kageyama. Ukai macht sich auf den Weg, um euch abzuholen. Bewegt euch also ja nicht von der Stelle!“, hörte er den Befehl von Daichi sofort. „Er sagt, es wird ein wenig dauern, aber wenn ihr nicht vor Ort seid, wenn er auftaucht, verbringt ihr die Nacht auf der Straße!“   Tobio verzog minimal das Gesicht, als er diese Drohung vernahm. „Wir haben verstanden“, antwortete er sofort folgsam.   Dann wurde auch schon erneut aufgelegt, wogegen er aber nicht einmal etwas hatte. Daichi war offensichtlich nicht sonderlich glücklich über diese Situation – dabei hätte es wohl durchaus schlimmer kommen können? Tobio schob sein Handy wieder zurück in seine Jackentasche, ehe er wieder zu Shoyo blickte, welcher immer noch das Gesicht ganz kläglich verzog und innerlich zu sterben schien. Er verdrehte die Augen, fragte sich wirklich, wieso er mit diesem Knirps in einem Team war und kramte dann in seiner zweiten Jackentasche herum.   „Ein wenig Geld habe ich bei mir“, meinte Tobio schließlich, während er alles herausholte, was sich in seiner Tasche angesammelt hatte. „Vielleicht kriegen wir ja was dafür dort im Lokal.“   „W-wirklich?“, fiepste Shoyo; seine Augen wurden riesig groß und sahen ihn hoffnungsvoll und fast schon emotional berührt an. „Du bist der Beste, Kageyama!“   „Jaja“, versuchte er das direkt abzuwimmeln und drückte das Geld an Shoyo heran. „Geh rein und schau einfach. Ich warte hier, nicht, dass Ukai auftaucht und uns nicht sieht.“   Vielleicht wollte er auch einfach nicht mit Shoyo hineingehen, sonst bekäme er auch nur mächtigen Hunger. Glücklicherweise strahlte der kleine Mittelblocker nur über das Gesicht, nahm alles an Geld, welches Tobio ihm entgegenstreckte und betrat dann hüpfend das kleine Lokal hinter ihnen. Kopfschüttelnd sah er dem Kleineren kurz nach, ehe er sich darauf konzentrierte, ihre Umgebung nach dem bekannten Blondschopf ihres Coachs abzuscannen. Lange blieb er nicht alleine – allerdings nur weil Shoyo auftauchte, nicht wegen Ukai.   „Hier Kageyama! Ich habe dir auch ein Nikuman mitgebracht!“, grinste Shoyo ihm entgegen, während er die angesprochene Teigtasche ihm entgegenhielt. „Ich habe extra eines mit Curry für dich bestellt, ich weiß ja, dass du die am liebsten hast.“   Tobio nahm das Nikuman entgegen, ehe er Shoyo mit erhobener Augenbraue ansah: „Du tust gerade so, als hättest du es bezahlt, aber das war mein Geld.“   „Das weiß ich doch! Aber ich habe trotzdem an dich gedacht!“   „Du hast dich doch nur schlecht gefühlt, aber mein Geld auszugeben, was ich dir gegeben habe, damit du mir nicht nervend in den Ohren liegst, war doch eine dämliche Idee!“   „Kannst du auch was anderes als zu nörgeln? Jetzt iss das Ding!“   „Du bist ein Idiot, Hinata!“, meinte Tobio nochmal zur Verdeutlichung seiner vorangegangenen Worte, dennoch biss er schließlich in sein Nikuman hinein. Glücklicherweise schmeckte es großartig, auch wenn es nicht an denen herankam, die Ukai in seinem Laden verkaufte.   Auch wenn sie im Normalfall immer laut waren, egal wann oder wo, so gab es einen Moment, wo sie auf etwas anderes fixiert waren. Essen. Also standen sie ruhig beieinander, während sie ihre Nikuman verspeisten, auch wenn sie dabei aussahen wie ein paar Hamster – anstatt diese ruhig zu essen, wurde es mal wieder zu einer Art Wettkampf. Tobio stopfte so viel wie möglich in sich hinein, während er zusah, dass Shoyo genau dasselbe versuchte. Er kaute so schnell und stark wie es ihm möglich war, um schneller alles herunterschlucken zu können, als Shoyo und-   „Ha! Gewonnen!“, rief Shoyo begeistert aus, seine Stimme etwas kratzig davon, wie schnell er alles heruntergeschlungen haben musste. Er verzog das Gesicht ein wenig, kurz nachdem er so herumgebrüllt hatte, und wischte sich über den Mund.   Tobio knurrte ein wenig, nachdem er nun auch fast an seinem Nikuman erstickt war. „Das war nur Glück! Nächstes Mal gewinne ich wieder!“   „Haha! Träum weiter, Schlappiyama!“   „Sag das nochmal und ich hau’ dir eine runter, du Idiot!“   „Heeeeey! Warum schafft ihr es nicht, friedlich und ruhig beieinander zu sein!?“   „Oh, Ukai!“ - „Sie waren ja ganz schön schnell, Ukai!“   „Natürlich, euch kann man ja nicht zu lange aus den Augen lassen. Los jetzt“, ihr Coach nickte in die Richtung, aus welcher er gekommen war. „Zurück zum Motel und dann könnt ihr euch erstmal eine Predigt von mir anhören!“   „Hmpf“, machte Tobio, unisono mit Shoyo neben sich. Vermutlich teilten sie auch denselben Gedankengang; nicht nur von Ihnen, Coach Ukai. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)