Empathielehre von Yasmethy ================================================================================ Kapitel 1: Der neue Ratgeber ---------------------------- „Hmmm“, entkam es mir, während ich hochkonzentriert die Buchrücken betrachtete. Mit Zeigefinger und Daumen hielt ich mein Kinn fest, während ich meinen Kopf ein wenig schief legte. Meinen linken Arm hatte ich dabei um meinen Bauch geschlungen, sodass meine Hand auf der rechten Seite ruhen konnte. Locker verlagerte ich meinen Stand auf die linke Seite, sodass mein rechtes Bein zum Spielbein wurde. Trotz meiner lässig wirkenden Haltung sah es in meinen Innersten ganz anders aus. Ich machte mir schon des Öfteren meine Gedanken, wie ich es je hinbekommen sollte, richtige Empathie zu erlangen. Zwar verstand ich die vier Säulen von Empathie, die da wären: Wahrnehmung, Verständnis, Antizipation und Resonanz. Die Wahrnehmung bezog sich dabei vor allem auf die Frage: Wie geht es dem anderen? Man sollte dabei auf Dinge achten wie: Emotionen, Stimme, Gestik, Körpersprache, Mimik und Aussagen. Bei dem Thema Verständnis, spielte hauptsächlich die Frage nach dem, warum es der Person so geht, eine tragende Rolle. Dabei sollte man sich die Motive, Umstände und Ursachen vor Augen führen. Im Bereich der Antizipation hingegen sollte man sich die Frage stellen, wie die andere Person weiterhin auf eine Situation reagieren würde. Dabei sollte man die Rationalität und die Emotionen der gegenüberstehenden Person beachten. Bei der Resonanz hingegen ging es vor allem um die Frage: Wie reagiere ich auf die Situation? Wahre ich Akzeptanz, drücke ich Mitgefühl aus? Wie handelt man dabei und welche Worte sind passend in der Situation? Auf jeden Fall sollte man rücksichtsvoll sein. Ich hatte die vier Säulen der Empathie mehrmals durchgelesen und studiert. Doch die Umsetzung war nicht gerade einfach. Oft deutete ich die Dinge falsch und trat so stets in ein Fettnäpfchen. Selbst wenn ich glaubte es in der Theorie verstanden zu haben, so war es in der Praxis äußerst schwer umzusetzen. Wie nur schafften es die anderen? Seufzend ließ ich meine Hand sinken, sodass sie locker nach unten hing. Es musste doch eine Möglichkeit geben, dass selbst jemand wie ich die menschlichen Gefühle lernte. Schließlich hatte es Naruto auch geschafft und er war nicht gerade die größte Leuchte auf dieser Welt. Wobei… vielleicht lag es genau daran? Naruto war eine Person, die nicht groß über ihr Handeln nachdachte und den ich noch nie mit einem Buch in der Hand gesehen hatte. Vielleicht war das des Rätsels Lösung? Wobei, das allein konnte es im Grunde nicht sein. Es steckte mit Sicherheit noch viel mehr dahinter. „Yo, Sai. Du auch hier?“, hörte ich eine mir bekannte Stimme. Sofort drehte ich meinen Kopf nach rechts und sah Kakashi vor einem Regal stehen. Seine Finger ruhten dabei auf einem Buchrücken, ehe er es herauszog und sich die Rückseite besah. „Hallo“, begrüßte ich den Jonin und lächelte verkrampft. Mit Sicherheit sah es nicht so natürlich aus, wie bei andere und das, obwohl ich fast täglich im Spiegel übte. „Ja“, nickte ich auf seine Frage. Kakashi ließ sein Auge, von mir zu dem Regal schweifen, vor dem ich stand. Zusehen waren unzählige Bücher über Emotionen, Konversation, Beziehungsratgeber und vielen mehr. Ich folgte seinen Blick und spürte ein seltsames Gefühl im Magen. So ganz konnte ich es jedoch nicht deuten. Trotzdem war es nicht angenehm und am liebsten hätte ich die Buchtitel mit meinen Händen verdeckt. „So“, begann Kakashi und trat neben mich. „Wie ich sehe, bist du auf der Suche nach einem guten Buch“, stellte er fest und drückte mir im nächsten Augenblick das Buch in die Hände, das er gerade noch aus dem Regal gezogen hatte. „Ich empfehle dir das hier. Es ist lehrreicher als jeder Ratgeber.“ Blinzelnd nahm ich das Buch, das er mir an den Brustkorb gedrückt hatte und besah es mir. Der Titel des Buches war: Freundschaftsliebe. Der Titel allein verriet mir, dass es um Freundschaft gehen musste und das war es, was ich verzweifelt versucht hatte zu finden. Ein Buch, das mir dabei half, meine Freundschaft zwischen meinen Kameraden auszubauen. Allen voran zu Naruto. „So ein Roman ist viel besser, als das hier!“, erklärte mir Kakashi, während er mit dem Zeigefinger, gegen die Ratgeber klopfte. Unter seiner Maske glaubte ich ein Lächeln zu erkennen. „Vielen Dank“, entkam es mir und entschloss mich noch im selben Moment dazu, das Buch zu kaufen. Schließlich kannte sich Kakashi sicherlich besser darin aus, als ich, weshalb mir seine Empfehlung wichtig erschien. „Sehr gerne!“, nickte der Jonin und sah sich um. Erst als er scheinbar gefunden hatte was er suchte, wandte er sich wieder mir zu. „Nun denn Sai. Ich werde jetzt gehen. Viel Spaß mit dem Buch.“ Nickend schenkte ich ihm ein Lächeln und so verabschiedete mich von Kakashi, der auch sogleich eines der Regale ansteuerte. Ich selbst machte mich unterdessen auf den Weg zur Kasse, bezahlte und machte mich auf den Weg. Vor dem Laden empfingen mich warme Sonnenstrahlen, sodass ich gezwungen war meine Hand zum Schutz über die Augen zu legen. Das grelle Licht blendete mich ein wenig, jedoch gewöhnte ich mich relativ schnell daran, sodass ich meine Hand wieder sinken lassen konnte. Mit zügigen Schritten machte ich mich auf den Weg nach Hause. Schritt für Schritt kam ich meinem Ziel dabei näher und sah immer mal wieder hinab zu der Tüte, in der meine neue Errungenschaft lag. Ein Gefühl, das man als Aufregung bezeichnete, wallte in mir auf. Ich wollte das Buch so schnell wie nur möglich lesen und daraus lernen. Ohne es zu bemerken, wurden meine Schritte größer und mein Tempo beschleunigte sich. Eilig lief ich durch die belebten Straßen Konohas, als ich urplötzlich angesprochen wurde. Mit einem Hauch von Widerwillen blieb ich stehen und wandte mich um. Sakura winkte mir zu und stand gemeinsam mit Naruto vor Ichirakus Ramenlokal. Naruto rief ebenfalls laut meinen Namen und grinste dabei breit. Ich konnte nicht anders, als zu ihnen zu gehen. Selbst wenn ich einen seltsamen Drang verspürte, der mir riet nach Hause zu eilen, um das Buch aufzuschlagen. Nichtsdestotrotz spürte ich eine angenehme Wärme in meinen Magen, die nur dann einherging, wenn ich meine Freunde sah. „Hallo, wie ich sehe, wollt ihr Ramen essen“, stellte ich fest. „Richtig! Sag Sai, willst du nicht auch eine mit uns Essen?“, schlug Naruto vor und deutete mit den Daumen hinter sich. „Genau, iss doch mit uns. Oder hast du was Wichtiges zu tun? Du sahst gerade aus, als wärst du in Eile!“, stellte Sakura fest. Sie war wie immer sehr scharfsinnig und analysierte mich binnen weniger Sekunden. Naruto hingegen hatte nur seine Ramen im Kopf. Zumindest glaubte ich das, da es in seinem Fall leicht zu durchschauen war. So viel hatte ich schon über ihn gelernt. Wenn es um Ramen ging, war Naruto ein Vielfraß! „Nun, ich wollte eigentlich lesen“, gestand ich und lächelte sie an. „Aber gegen eine Schüssel Ramen sage ich nicht nein.“ „Juhu! Na, dann kommt!“, jubelte Naruto und schob bereits eine der Stoffbahnen beiseite, um darunter hindurch zu schlüpfen. „Hallo. Drei Ramen bitte!“, rief er. „Kommt sofort!“, hörte ich Ichiraku. Sakura lächelte mich unterdessen an, als ich neben sie trat und meinte: „Ehrlich gesagt dachte ich, dass du zu Tsunade-sama gerufen wurdest, weil du es so eilig hattest. Wobei es mich arg gewundert hätte, da wir eigentlich freihaben.“ Schweigend hörte ich Sakura zu. Sah es in ihren Augen tatsächlich so aus, als hätte ich es eilig gehabt? Wirkte ich auf andere Personen etwa so? „Dass du nur ein Buch lesen willst, hätte ich nicht erwartet“, sprach sie weiter und setzte sich auf den Barhocker neben Naruto, ehe sie den Besitzer grüßte. „Ein Buch?“, fragte Naruto und sah mich an. Ich nickte als Antwort und setzte mich neben ihn auf die andere Seite. Unterdessen gab Ichiraku Nudeln in die Schüsseln und richtete unsere drei Portionen zu. „Na, dann ist es ja nicht so wichtig!“, grinste Naruto und seine Augen begannen zu leuchten, sobald ihm seine Schüssel vor die Nase gestellt wurde. Ich selbst nahm mir ein Stäbchenpaar, sobald ich meine Ramen bekam und brach sie in zwei Teile. Mit den Holzstäbchen bewaffnet wollte ich soeben die ersten Nudeln nehmen, als mir etwas einfiel, was ich vor kurzem gelesen hatte. Langsam hob ich meinen Blick und sah zu Sakura, die sich die ersten in den Mund schob. Sie kaute genüsslich darauf herum, während Naruto sich bereits bis zur Hälfte gekämpft hatte. „Sakura“, begann ich, woraufhin diese mich ansah. „Du solltest nicht zu viel davon essen, da es nicht gut für deine Figur ist“, lächelte ich sie an. Naruto verschluckte sich augenblicklich, während ihm Nudeln aus dem Mund hingen. Mit großen Augen sah er von mir zu Sakura, die zunehmend rot im Gesicht wurde. Ich hingegen lächelte sie an, war innerlich stolz auf mich, da ich ihr sicherlich geholfen hatte. Erst vor kurzen hatte ich gelesen, dass Frauen auf ihre Figur achten sollten. Gerade in unserem Alter und wenn man noch keinen Freund hatte, sollte man nicht allzu viele Kalorien zu sich nehmen. Sakura würde mir deswegen sicherlich dankbar sein. Zumindest glaubte ich das, bis sie halb über Naruto hing und dieser sie aufhielt. Dabei schrie sie laut: „SAI! DU VERDAMMTER IDIOT! ICH MACH DICH FERTIG!“ Irritiert über ihre Reaktion blinzelte ich sie an. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Naruto hatte unterdessen alle Mühe, die tobende Kunoichi aufzuhalten und rief mir zu: „Sai! Schnell, sag ihr, dass du es nicht so gemeint hast!“ Nicht so gemeint? Was meinte er damit? Dem Anschein nach hatte ich mich tatsächlich falsch ausgedrückt und so meinte ich: „Oh, tut mir leid. Ich meinte damit nur, dass du aufpassen musst, da deine Nähte an den Seiten zu sehr spannen und du sonst irgendwann nicht mehr in deine Kleidung passen wirst. Es wäre schade, wenn du deswegen neue kaufen müsstest, weil diese während der Arbeit reißt!“ Sakura und Naruto hielten inne und sahen mich fassungslos an. Naruto schüttelte verzweifelt den Kopf, als Sakura noch mehr tobte als zuvor. „ICH BRING DICH UM!“, schrie sie und schlug um sich, wobei die Schüsseln klirrend zu Boden fielen. „VERDAMMT SAI! LAUF! HAU AB, WENN DU LEBEN WILLST!“, riet mir Naruto, bevor er seine Worte an Sakura richtete. „Sakura-chan! Bitte beruhige dich! Sai hat es sicher nicht so gemeint!“ „NICHT SO GEMEINT? NICHT SO GEMEINT? DIESER VERDAMMTE ARSCH HAT ES SICHER SO GEMEINT!“, schrie Sakura. Unverständlich betrachtete ich das Szenario und entschloss mich auf Naruto zu höre. Ich zahlte kurzerhand meine Ramen, von denen ich nicht mal einen Bissen nehmen konnte, ehe ich das Lokal verließ. Ichiraku versuchte inzwischen ebenfalls auf Sakura einzureden, die wie ein wild gewordener Stier tobte und nur mit viel Mühe von Naruto festgehalten werden konnte. Ich sprang mit einem Satz auf das naheliegende Dach und eilte davon. Meine Tüte hielt ich dabei fest im Griff und ich fragte mich, was ich denn so schlimmes gesagt hatte, dass die Kunoichi so wütend wurde. Egal, wie oft ich die Szene in meinen Kopf durchgegangen war, ich kam auf keine Lösung. Für mich war keine einzige Aussage, die ich getätigt hatte, schlimm genug gewesen, um so eine Reaktion zu bekommen. Wo also lag der Fehler? Seufzend schloss ich meine Tür auf und trat ein. Sakura war wahrlich schwer zu verstehen und egal, wie sehr ich es auch versuchte, so wurde sie stets zum wilden Stier in meiner Gegenwart. Das war schon so, als es damals um das Thema Spitzname ging. Als ich sie nach ihrem Auftreten als Hexe bezeichnete, gefiel es ihr nicht. Dabei war es nun mal mein Gedanke gewesen, als ich an sie dachte. Schließlich waren Hexen in Büchern Frauen, die sich mit der Kunst der Heilung auskannten. Es war daher naheliegend für mich gewesen, sie als solch eine zu bezeichnen. Danach hatte ich geglaubt, man müsste das Gegenteil von dem behaupten, was man denkt, sobald es um Spitznamen ging, weshalb ich Ino als Schönheit bezeichnete. Diese hatte sich deutlich mehr darüber gefreut. Anders sah es da jedoch bei Sakura aus, die mich daraufhin schlug und ich so ein Veilchen bekam. Ich verstand es nicht. Grübelnd setzte ich mich aufs Bett und legte den Gegenstand in meiner Hand neben mich ab. Das Rascheln, das dabei erzeugt wurde, lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Tüte und mir fiel das Buch wieder ein. Vielleicht könnte es mir ja helfen und ich hätte endlich den Schlüssel zum Erfolg. Ich befreite das Buch und setzte mich bequem auf die Matratze, bevor ich es aufschlug und begann zu lesen. Es war ganz anders aufgebaut, als all die Ratgeber bisher. In diesem Buch wurden richtige Personen und Umgebungen beschrieben. Man fühlte sich so, als würde man quasi direkt in den Szenen gefangen sein und alles hautnah miterleben. Stunden über Stunden verbrachte ich damit Seite für Seite zu verschlingen. Ich konnte das Buch nicht aus meinen Händen legen und desto mehr ich las, desto stärker glaubte ich zu verstehen. Die beiden Personen in diesem Buch, waren sich deutlich nähergekommen, als sie zusammen ihre Freizeit gestaltet hatten. Ihre Bindung nahm dadurch stetig zu und genau das war es, was ich vor allem mit Naruto haben wollte. Ein Band, das und so stark miteinander verknüpfte, dass wir uns nicht mehr voneinander lösen wollten. Ich wollte ihm wichtig sein, genauso wie es einst bei Sasuke und ihm war. Schließlich war genau das der Grund gewesen, weshalb ich überhaupt erst der Anbueinheit-Ne den Rücken gekehrt hatte und mich dazu entschlossen hatte, bei Team Kakashi zu bleiben. Ich legte das Buch vor mir auf die Matratze und besah es mir. Mein Zeigefinger und Daumen wanderte an mein Kinn, während ich ihm Schneidersitz da saß und zu grübeln begann. Vielleicht wäre gerade jetzt, die beste Zeit sich stärker mit Naruto anzufreunden. Immerhin hatten wir für die nächste Zeit Urlaub und so wie es im Buch beschrieben stand, eigneten sich solche Tage besonders gut für einen Ausflug. Dort könnte man sich durchaus näherkommen und gerade wenn wir allein waren, würde uns niemand ablenken, sodass wir uns nur auf uns konzentrieren konnten. Überzeugt von meiner Idee, nickte ich und schlug meine Faust auf meine Handinnenfläche. „Es ist beschlossen! Ich gehe mit Naruto zu den Onsen!“ Die Frage war nur, zu welchen Onsen sollte ich mit ihm reisen? Am besten wären welche, bei denen wir weit genug weg vom Dorf waren, sodass uns niemand stören konnte. Und natürlich müsste ich Naruto noch davon überzeugen. Wobei ich glaubte, dass er durchaus gerne ein paar Tage das Dorf verlassen würde. Selbst von meiner Idee überzeugt, nahm ich mir vor, am nächsten Tag alles in die Wege zu leiten. Denn jetzt durfte ich keine Zeit mehr vergeuden und musste es schnellst möglichst in die Tat umsetzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)