Inu Yasha no yomi von Hotepneith (Inu Yasha in der Unterwelt) ================================================================================ Kapitel 1: Dunkelheit der Seele ------------------------------- Hell's bells, they're taking you down Hell's bells, they're dragging you under Hell's bells, gonna split the night Hell's bells, there's no way to fight,   AC/DC Hells Bells   Es regnete in Strömen in dieser Nacht, aber der rotgewandete, weißhaarige junge Mann, der unter eine großen Baum im Wald kniete, schien es nicht zu bemerken. Er hatte beide Hände auf einen Gedenkstein gelegt und weinte selbst.   „Ich werde gehen, Kagome,“ flüsterte er. „Ich … es hat sich so viel geändert. Du bist tot, Sango und Miroku, sogar deren Kinder. Niemand weiß mehr, was wir, was ich getan habe. Beschützen muss ich sie nicht. Vor wem auch. Seit Sesshōmaru vor fast siebzig Jahren seinen Traum von einem Yōkaireich durchgesetzt hat und die Yōkai durch Bannkreise von den Menschen getrennt wurden … wer greift denn dann noch das Dorf an? Immerhin wussten wir ja da schon, warum in deiner Zukunft es so gut wie keine Yōkai mehr in Tokio gab. Du hast gemeint, das wäre doch gut für die Menschen, wenn sie keine Angst mehr vor den Würmern und sonst wem haben müssten. Ja, und dann endete auch das, was du die Epoche der Kriegerischen Staaten genannt hast. Bauern und so wurden entwaffnet, auch die lokalen Herrscher... es gibt nicht einmal mehr Banditen. Und seit der neue Priester da ist ….Die Bauern sehen nicht, wenn ich für sie jage, das sei meine Pflicht, so ungefähr, damit ich auch Reis bekomme. Und der Priester sieht in mir ein Monster. Ich bin hier nicht mehr zuhause. Das Einzige, was mich noch hält, bist du.“ Er atmete tief durch. „Ich weiß schon, du würdest sagen, ja, dann gehe doch zu den Yōkai. Aber glaubst du im Ernst, dass sich Sesshōmaru so wahnsinnig in nicht einmal hundert Jahren geändert hat? Er hat es geschafft alle Yōkai an einem Strang ziehen zu lassen, das ist schon toll, gebe ich zu, und die Menschen wissen nicht einmal mehr, dass sie umgeben von Bannkreisen leben, geschützt vor den, wie sagte es der Priester gestern: Monstern. Ich wäre im Westen sicher nicht willkommen. Im östlichen Fürstentum, wo die Wölfe wohnen? Ich habe mich schon mit Kōga nie gut verstanden, wie viel weniger mit dieser strikten Militärhierarchie da. Selbst Kōga lebt ja nicht dort. Im Norden sind die Füchse und vielleicht würde Shippō für mich sprechen, aber er ist doch noch ein Kind. Du hast es ja selbst gesehen, wie langsam die Zeit für mich vergeht, wie viel mehr für einen vollen Yōkai. Und unten im Süden die Drachen? Na, die wären begeistert, zumal sich der eigentliche Herr der Drachen, der König Ryujin, ja in seinem Schloss unter dem Meer aufhält und dem Land recht wenig Aufmerksamkeit zollt. Ich weiß nicht, wo ich hin soll, Kagome, ich bin nutzlos und allein, so wie früher. Du weißt es ja. Und jetzt... ich weiß doch jetzt wie es ist ein Zuhause zu haben. Warum nur will mich schon wieder niemand mehr haben....“ Er holte erneut tief Luft. „Zum Glück bist du hier, und wir zwei wissen ja, dass hier eines Tages euer Schrein gebaut wird. Dann kann ich wenigstens als Mensch Neumond dich besuchen. Bis dahin haben doch alle hier vergessen, dass ich ab und an zum Menschen werde. Und Tokio wird wachsen. Momentan heißt es ja noch Edo, aber der Kaiser soll ja bald dahin umziehen, der Shogun, ach, ich weiß doch nicht wie er heißt, soll schon für den Ausbau dieses Fischerortes sorgen. Es wird alles so passieren, wie es gekommen ist, so in deiner Zeit. Und ich bin sicher, eines Tages wirst du auch wiedergeboren werden und mich finden. Ich … ich kann nur hier nicht mehr bleiben. Die Blicke werden finster, wenn ich komme, manche greifen nach etwas, das sie für Waffen halten. Dabei kennen sie mich doch seit ihrer Geburt. Und ich will wirklich nicht das brechen, was ich Mama und dir versprochen habe, nie Menschen zu töten. Ich weiß noch nicht, wohin ich soll. Aber hier geht es einfach nicht mehr.“ Der Hanyō stand auf und wandte sich um, rieb Regen und Tränen aus den Augen und versuchte zu deuten, was im Dorf passierte. Für einen Augenblick wollte er hinlaufen, helfen, als er die Flammen sah, dann begriff er und wandte sich wieder zum Stein. „Ich muss weg, Kagome. Sie haben gerade unser Haus angezündet.“ Und sie hatten wohl geglaubt, er würde darin schlafen, hatten nicht einmal gewusst, dass er heute hier wäre, am fünfzigsten Todestag. Trotz des Regens. Sie hatten bestimmt nachgeholfen. „Ich sage Auf Wiedersehen.“   Inu Yasha lief los, in die regnerische Nacht. Seine Augen waren deutlich besser als die eines Menschen und so gelangte er weit von den Ebenen von Musashino entfernt bei Beginn der Morgendämmerung auf einen grasigen Hügel und blieb dort stehen. Der Schmerz war noch immer so groß, dass er Tränen spürte, aber es würde nichts helfen. Er war wieder allein. Vorsichtig blickte er sich um, dann doch erstaunt, wie weit diese Nacht ihn gebracht hatte. Nun ja, er war kein Kind mehr. Linker Hand konnte er ein Stück entfernt das Meer sehen – das nur dort nicht existierte. Zwischen hier und dem Meer lag das Fürstentum seines Halbbruders, von dem, ebenso wie von den anderen Yōkaibereichen die Menschen nicht mal mehr was ahnten. Es glaubten Dörfer an der Küste zu liegen, Fischer zu sein – doch ihr Weg zum Meer war mit magischen Gängen verkürzt. Das, das musste er zugeben, hatte Sesshōmaru wirklich gut hinbekommen. Diese Bannkreise und Wege waren von den vier mächtigsten Männern der Yōkai gelegt worden, sogar der Drachenkönig hatte mitgespielt. Selbst für noch so magisch fähige Menschen nicht zu entdecken oder gar zu brechen. Sollte er versuchen in den Westen zu gelangen? Der alte Flohgeist Myōga hatte ihm bei seinem Abschiedsbesuch versichert, zumindest mit dem roten Tessaiga sollte er durchkommen, er besäße schließlich halbes Yōkaiblut. Aber, ob er sich wirklich die nächste Abfuhr des Herrn Halbbruders holen sollte? Wohin nur jetzt? Es würde noch Jahrzehnte, eher gut ein Jahrhundert dauern, ehe der Higurashi-Schrein gebaut werden würde und er die Chance hatte in einer Neumondnacht zu Kagome zu gelangen.   Sein Blick fiel geradeaus. Hohe Berge, Vulkane, blockierten hier den weiteren Weg nach Norden. Wäre das etwa eine Lösung für ihn? Wenn er sich in kochende Lava stürzte, würde sicher auch er das nicht überleben. Und Tessaiga wäre so auch dem Zugriff aller entzogen. Was war nur mit ihm los? Aufgeben war doch noch nie eine Option gewesen. Wohin nur sollte er gehen?   In einem recht neuen Schloss im Westen, nun, neu nach Maßstäben der Yōkai, schritt die derzeitige Regentin und Fürstenmutter die zehn Stufen aus dem Privattrakt hinab in den gepflegt angelegten fürstlichen Garten. Eine Geste bedeutete den beiden Hofdamen stehen zu bleiben und auf sie zu warten. Die eleganten Damen ließen sich im Kniesitz nieder, allerdings die Köpfe erhoben, die Rücken gerade, bereit auf den leisesten Wink zu reagieren. Sie hätte niemals jemandem gezeigt oder zugegeben, dass sie beunruhigt war. Ihr Einziger, der Herr des westlichen Fürstentums, Sesshōmaru, war noch immer nicht zurückgekehrt. Er war vor fünf Tagen einer Einladung eines Vasallen gefolgt. Was sie zunehmend beunruhigte war die Tatsache, dass es sich bei besagten Vasallen um einen Erddrachen mit Gefolge handelte. Sicher, Sesshōmaru wäre gerade mit Bakusaiga in der Lage auch mit den fünf Drachen fertig zu werden, die vor fast zehn Jahren so demütig um irgendeine Ansiedlungsgenehmigung im Fürstentum gebeten hatten. Gewisses Desinteresse an seinen Ländereien auf dem Festland und deren Bewohnern war dem Drachenkönig nicht abzusprechen. Allerdings war ihr Sohn vorsichtig genug gewesen ihnen ein ödes Stück Land in den Bergen zuzuweisen. Jetzt hatte dieser Ryuuichi den Fürsten aus Dankbarkeit eingeladen, um ihm zu zeigen, wie sie nun wohnten. Die Regentin ordnete unwillkürlich ihre weiße Boa, die sie um beide Oberarme geschlungen trug. Wohnten. Drachen hausten, das ließ sich so besser sagen, aber natürlich konnte ein Fürst Vasallen nicht vor den Kopf stoßen. Mit Macht gingen auch gewisse Verpflichtungen einher. Dennoch empfand sie vor allem als Mutter gewisse Sorge. Warum war ihr Einziger noch nicht zurück? Und, diese Frage drängte sich ihr immer mehr auf: warum hatte er Tenseiga hier gelassen? Warum das Schwert, das ihn schützen würde, falls es eine heimtückische Falle war? Zumal, weil er allein gegangen war. Natürlich, mit einem Heer zu einer Feier aufzubrechen, wäre unsinnig, aber zumindest eine Leibgarde konnte in aller Regel mit Protokollpflichten abgetan werden. Er hatte nicht auf sie gehört. Nun ja, er war der Fürst, der Herr des Westens, und selbst die anderen Fürsten, inklusive Ryujin folgten in aller Regel seinen Wünschen. Warum also hätte er sich vor ihr rechtfertigen sollen, Mutter hin oder her? Sie hatte Anspruch auf Respekt – er auf Gehorsam. Er hatte vollendet, was ihr Vater, sein Vater, begonnen hatten, den Ruhm der Familie in kaum erhoffte Höhen getrieben. Er besaß die Perfektion, die sein Name gewünscht hatte, vielleicht der mächtigste Yōkai, wenn man vom Herrn der Füchse absah, aber sicher der mächtigste Krieger, den es je gegeben hatte. Dennoch zog etwas an ihr und sie trat an die akkurat geschnittene hüfthohe Hecke, um ein wenig ins Land zu blicken, in der uneingestandenen Hoffnung der leichte Wind in ihren Haaren würde ihr die Nachricht zutragen, dass ihr Einziger käme. Etwas störte sie, nagte an ihr, und sie stammte aus einer Familie, in der auch und gerade die Frauen der letzten Generationen überaus magisch bewandert waren. Wo war Sesshōmaru? Warum kam er nicht heim? Unwillkürlich fühlte ihre rechte Klaue nach dem schwarzen Medaillon, das sie auf der Brust trug, das magischste Ding, das sie besaß – und doch hier hilflos. Es war eine gute Verteidigung, ohne Zweifel, denn gegen den Pfad der Dunkelheit taten sich Gegner überaus schwer, aber es wäre unmöglich das Medaillon dazu zu nutzen irgendwo im Westen oder gar ganz Japan nach ihrem Sohn zu suchen. Womöglich war auch alles ganz harmlos, nur ein netter Besuch, ausgedehnt um einen weiteren bei anderen Vasallen. Aber Sesshōmaru war durchaus pflichtbewusst und hätte zumindest einen Boten geschickt. Früher, ja, da war er anders gewesen, leichtfertiger in den Pflichten, zu ihrem großen Bedauern. Aber dann hatte er sich besonnen.   Unwillkürlich zuckte sie trotz aller Selbstbeherrschung, die einer Daiyōkai zustand, zusammen, als das Medaillon unter ihren Fingern zu vibrieren begann. Das hatte es noch nie getan, seitdem es ihr der einstige Inu no Taishō zur Geburt ihres gemeinsamen Sohnes geschenkt hatte. Und sie spürte die innewohnende Magie der anderen Welt, des Jenseits. Sie vermochte mit der Magie des Medaillons einen Pfad in das Jenseits zu bahnen, ein Meidō zangetsu zu erschaffen, wie es sonst außer ihr nur noch der zweite Sohne ihres verstorbenen Gefährten angeblich vermochte, nachdem ihm ihr Einziger das endlich verschafft hatte. Was also passierte hier? Sie nahm die Hand eilig weg, als sich eine Art Tunnel zu bilden begann, da sie ahnte, was das werden würde – ein Pfad in das Jenseits, nur diesmal von der anderen Seite geschaffen. Aber, wie war das möglich? Was geschah hier? Und, wer kam da? Sie wandte sich etwas um. Ihre Hofdamen waren aufgesprungen, schienen jedoch zu pflichtbewusst um davon zu laufen, als sich der schwarzen Tunnel vor ihr bildete, ähnlich einem Trichter immer breiter wurde, und schließlich ein Schatten erkennbar war, durchaus humanoider Form. Eine Daiyōkai sollte sich durch nichts überraschen lassen, aber die Regentin presste leicht die fein bepinselten Lippen zusammen, als sie den Besucher erkannte. Kein Höllendämon, wie sie schon befürchtet hatte, aber deswegen bei weitem auch nicht besser. Ein scheinbar junger Mann mit einer Brustpanzer, zwei Flügeln und roten Hosen. Es musste sich um einen Todesgott handeln, einen Shinigami. Das konnte eigentlich nur schlecht sein. Das einzig Beruhigende war, dass er auf die obligatorische Sense verzichtet hatte, womöglich der Art der Anreise geschuldet. Als der schwarze Tunnel sich prompt wieder in das Medaillon zurückgezogen hatte, neigte der Shinigami leicht den Kopf. „Ich bringe Nachricht,“ sagte er schlicht. Nun, immerhin wollte er sie nicht mitnehmen, dachte sie, für einen Sekundenbruchteil erleichtert, ehe ihr eine schreckliche Wahrheit dämmerte. „Es geht um meinen Sohn?“ Das war kaum auszusprechen. Aber, seit wann machte sich die Unterwelt denn die Mühe neue Ankömmlinge deren Verwandtschaft zu melden? „Er kam vor einigen Stunden an. Nun, seine Seele, wie ihr Lebenden sagt.“ Die Hundedame hatte das Gefühl ihr würde ein Dolch in das Herz gestoßen. Sie hatte es befürchtet, aber nicht geahnt, dass die Bestätigung so weh tun würde. Dass es gelogen war, war auszuschließen. „So danke ich für die ungewöhnliche Botschaft,“ erklärte sie höfisch, denn ihr ersten Impuls abzudrehen und zu flüchten wäre ein Gesichtsverlust für ihre Familie und sie selbst. „Darf ich fragen, wie....“ „Das Wie ist uns natürlich nicht bekannt. Ich kann nur mitteilen, dass die Seele in keine guten Zustand ankam, er wäre fast zerbrochen. Aufgrund, nun, gewisser guter Beziehungen der Familie zu uns, erging der Befehl ihn in einen Bann zu schließen, so dass sie nicht zerbrechen kann. Oh, und ich soll noch ausrichten, dass der Körper vollkommen zerstört wurde. Es gibt keinen mehr. Wohl Drachenfeuer.“ „Drachen.“ Also war es eine Falle gewesen, eine tödliche Falle. Oh, könnte sie so, wie sie wollte.... Ihr Einziger! Der Shinigami schien sich in einen langgestreckten, schwarzen Schatten zu verwandeln, der zielgerichtet in ihr Medaillon sprang.   Sie holte tief Atem. Rational bleiben, beschwor sie sich, obwohl sie schreien mochte. An ihr hing nun die Zukunft des Fürstentums, dessen Anfänge bereits ihr Vater gelegt hatte, ihr Gefährte hatte den Frieden im Westen gesichert, ihr Sohn....Sesshōmaru!... das Fürstentum und den Frieden für alle Yōkai gebracht. Und nun? Es galt keine Zeit zu verlieren. Wenn die Drachen eine Falle gelegt hatten, wer sagte, dass nicht doch Ryujin mit drin hing und sich der Westen plötzlich einem Krieg gegenüber sah, auf den sich nur eine Seite vorbereitet hatte? Sicher, ihr würde weder das Heer noch einer der Vasallen folgen, das wusste sie. Ihre Macht als Frau war stets nur geliehen und mit dem Tod des Fürsten nicht mehr existent. Eigentlich. Aber es wäre fatal, Und ebenso eigentlich wollte sie sich nur zurückziehen, vielleicht in das Schloss ihrer Geburt und allein um ihren Einzigen trauern. Aber das konnte sie nicht, wollte sie nicht alles, was in drei Generationen ihrer Familie entstanden war, einreißen. Die folgenden Tage würden zu einer Probe ihrer Beherrschung werden. Sie wandte sich zu ihren Gesellschafterinnen und winkte einer. „Geh und richte diesem kleinen Yōkai aus, er solle alle Berater in das private Arbeitszimmer des Fürsten rufen. Es gäbe wichtige Neuigkeiten.“ Zum Glück war Sesshōmaru ...wie weh es tat....sehr genau in der Bestimmung der Berater gewesen und nur wenige ausgewählt. Natürlich den Leiter der Verwaltung, aber auch den zweiten Mann des Militärs, unvermeidlich diesen kleinen Yōkai, der ihm seit Jahrhunderten hinterher gelaufen war, und ebenso natürlich auch diesen Flohgeist, den schon sein Vater stets geschätzt hatte. Sie persönlich empfand die Vorstellung Flöhe in ihrem Schloss zu haben weniger reizvoll. Und jetzt sollte sie diesen, durchaus loyalen, Männern die Todesnachricht bringen. Es blieb nur die Frage, warum ein Shinigami zu ihr geschickt wurde? Wegen der guten Beziehungen der Familie? Hatte der Todesgott damit die Möglichkeit des Pfades der Dunkelheit gemeint? Tenseiga? Die Tatsache, dass ihr Sohn und der... der zweite Sohn ihres Gefährten vor Jahren So´unga zurück in die Unterwelt geschickt hatten? Vermutlich alles zusammen. Nun ja, Beziehungen zum Jenseits konnte man das schon nennen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)