Leaving a Sign that I was there von Thlayli (私がいた証拠を残して) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- 12. April 2000 - Tokyo, Japan Alexandra wachte an diesem Morgen früh auf und sie freute sich sogar ein wenig auf die Schule, da sie hoffte, den Buchclub heute besuchen zu können. Als die Geschwister das Klassenzimmer betraten waren kaum Schüler anwesend, aber ihre Sitznachbarin saß bereits an ihrem Tisch und hatte die Nase in einem Buch. "Guten Morgen Akagi-san" sagte sie halblaut und mit einer leichten Verbeugung zu ihr. Diese erwiderte mit einem freundliche Lächeln und Kopfnicken die Geste. Alexandra nutzte die Gelegenheit vor dem Unterricht und bat sie darum, sie nach der Schule mit in den Buchclub zu nehmen, was diese zusagte. Das langhaarige Mädchen freute sich und hoffte, dass der Unterricht schnell vorübergehen würde. Als wären ihre stillen Gebete erhört worden, flog die Zeit vorbei und als der Unterricht endlich beendet war packte sie ihre Sachen zusammen und wartete darauf, dass Akagi ebenfalls bereit zu gehen war. Sie folgte dem Mädchen zur Schulbibliothek und gemeinsam betraten sie sie. Es war ein hübscher kleiner Raum mit einem sauberen Holzboden und Regalen bis zur Decke. In einer Ecke standen ein rotes Ecksofa, zwei passende Sessel und ein niedriger Tisch. Ein Junge und ein Mädchen saßen bereits dort und erhoben sich rasch, als die beiden Mädchen eintraten. "Hallo Akagi-senpai", sprach der Junge sie an und beide verneigten sich vor der Schülerin. Mit einem Blick auf Alexandra fügte er hinzu, "Oh, haben wir etwa einen Neuzugang? Hallo, mein Name ist Honda Satoshi und das ist Kusawa Hana, wir sind eine Stufe unter Akagi-senpai", er wies bei der Vorstellung mit der Hand auf sich und das Mädchen neben ihm und verneigte sich vor Alexandra, wenn auch nicht so tief, wie vor Akagi. "Freut mich", sagte das jüngere Mädchen strahlend und verneigte sich ebenfalls. "Hallo, ich bin Kaiser Alexandra. Es freut mich, dass ich hier sein darf", gab sie zurück und verneigte sich vor den beiden jüngeren Schülern. "Bist du eine Austauschschülerin?" Wollte Hana neugierig wissen. Alexandra lachte, "Na ja, so was ähnliches. Mein Vater arbeitet jetzt in Tokyo, also sind wir alle hergezogen." "Und woher kommst du?" Fragte sie weiter. "Ich komme aus Deutschland. Vor einem Jahr wurde gesagt, äh ...", sie kramte in ihrem Kopf nach den passenden Worten, doch sie wollten ihr nicht einfallen, "na ja, dass er nach Tokyo soll. Ich glaube, er arbeitet mit deiner Mutter, Akagi-san", fügte sie an das Mädchen mit dem rotbraunen Haar hinzu. "Oh, er arbeitet ebenfalls dort?" Klinkte sich Satoshi ein, "Dann arbeiten alle Eltern der Mitglieder des Buchclubs zusammen." "Alle?" Alexandra blickte sich um, "Hat der Buchclub nur drei Leute? Und alle Arbeiten mit Akagis Mutter?" Das empfand sie schon als seltsamen Zufall, oder hatte sie das missverstanden? "Nun, wir sind ein kleiner, aber eloquenter Haufen", scherzte er. Er wies mit der Hand auf Akagi "Sie ist unsere Leiterin, als längstes und auch ältestes Mitglied der Gruppe steht ihr diese Position zu." "Du tust ja gerade so, als gäbe es hier viel zu managen", meinte Hana und fügte dann schnell hinzu, "Nichts für ungut, Ritsuko-senpai, aber ich glaube du weißt, was ich meine." Diese tat die Aussage mit einem höflichen Lächeln ab. Alexandra fiel es noch schwer der Unterhaltung zu folgen und sie hatte ein wenig Bammel davor, ob sie dem Buchclub überhaupt gewachsen sein würde. "Ein Mitglied fehlt uns allerdings noch", wechselte Satoshi das Thema und blickte tadelnd zur Tür, die sich just in diesem Augenblick auftat und eine Schülerin herein ließ. "Entschuldigt bitte die Verspätung", sagte diese gehetzt und warf ihre Tasche neben dem Tisch auf den Boden. Sie wirkte jünger als die beiden anderen und war demnach in der ersten Klasse der Mittelschule. Als ihr Blick auf Alexandra fiel weiteten sich ihre Augen, "Ah, das Mädchen von neulich!" Und jetzt erkannte auch Alexandra sie wieder; es war das Mädchen mit der Brille und den zwei Zöpfen, das geschaukelt hatte. Alle Blicke richteten sich auf sie, was ihr noch mehr Unbehagen bereitete. "Ihr kennt euch?" Akagi sah von dem einen zum anderen Mädchen. Das Mädchen mit den Zöpfen nickte eifrig, "Ich hab sie neulich am Spielplatz gesehen und weil sie so verloren aussah, hab ich sie gefragt ob sie sich verlaufen hätte. Aber dann hat sie was unverständliches gemurmelt und ist einfach gegangen." Alexandra bekam leicht rote Ohren und murmelte vorsichtshalber ein "G-gomen", sie verstand von dem Redeschwall nur einen Bruchteil und kratzte sich verlegen am Kopf, "T-tut mir leid, mein Japanisch ist schlecht." "Das dachte ich mir fast" antwortete das jüngere Mädchen mit einem Grinsen und stellte sich dann vor, "Mein Name ist Fuji Yuriko, freut mich." Alexandra erwiderte die Vorstellung mit einer leichten Verbeugung vor dem Mädchen. "Nun, dann können wir ja beginnen, oder?" Meinte Akagi, setzte sich und zu Alexandras Überraschung holte sie aus ihrer Tasche ein Etui und zog eine filigrane Brille heraus, die sie sich aufsetzte. Bisher hatte sie das Mädchen im Unterricht nicht mit Brille gesehen, aber offenbar benötigte sie sie zum Lesen. Dann widmete sich die Gruppe ihren Büchern und den Diskussionen. Alexandra tat sich wohlgemerkt schwer beim Lesen, denn Kanji konnte sie noch nicht so viele um flüssig ein Buch lesen zu können. Auch der hitzigen Diskussion konnte sie oftmals nicht folgen, da sie schnellgesprochene Sätze oder schwierige Wörter nicht verstand, aber sie versuchte so gut es ging mitzuhalten und sich keine Blöße zu geben. Es war schon nach 18 Uhr als sich der Buchclub auflöste und gemeinsam traten die Mitglieder vor die Tür des Schulgebäudes. Sie überquerten den Schulhof und am Tor deutete Akagi nach links "Ich muss hier lang. Wohin musst du, Kaiser-san?" "Dort lang", sie deutete in die andere Richtung. Ihr Gehirn rauchte nach der Zeit im Buchclub und sie freute sich schon auf ihr Bett. Schnell verbeugte sie sich vor den anderen und sagte "Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, vielen Dank. Sayounara", dann drehte sie sich auf dem Absatz um und eilte nach Hause, ohne abzuwarten ob vielleicht jemand von den anderen in ihre Richtung musste. Zuhause wurde sie bereits vom Rest ihrer Familie erwartet und während dem gemeinsamen Abendessen erzählte sie von dem Buchclub und ihren neuen Bekanntschaften. Als sie an diesem Abend endlich im Bett lag sinnierte sie noch einmal über alles nach und beschloss sich mehr mit Akagi anzufreunden - sie schien nett zu sein und vermutlich auch ein bisschen einsam; zumindest in ihrer Klasse. Über diesen Gedanken schlief sie schließlich ein. Mitte April 2000 - Tokyo, Japan Die weiteren Tage vergingen wie im Flug und langsam kam die Familie in ihrem neuen Leben an. Die Zwillinge drückten brav die Schulbank und während Alexandra sich im Buchclub langsam etwas wohler fühlte und auch ihre Sprache verbessern konnte, besuchte ihr Bruder fleißig die Basketball-AG der Schule und wurde dadurch zu einem noch größeren Schwarm unter den Mädchen. Zu Midori und Satoko pflegte Alexandra ein freundschaftliches, aber höflich distanziertes Verhältnis. Sie aß mit ihnen überwiegend zu Mittag, besuchte auch noch mal die Kunst-AG und auch wenn sie ihr nicht beitreten wollte versprach sie, hin und wieder vorbei zu schauen; an den Tagen, an denen es sich nicht mit dem Buchclub deckte, wäre es problemlos möglich. Ihr Hauptaugenmerk lag aber auf eben jenem Buchclub - sie fühlte sich unter den anderen Schülern sehr wohl und erfuhr nach und nach, was die Eltern der anderen taten. Satoshis Vater war einer der vielen Fahrer, die für die Firma arbeiteten, die Mutter von Hana war in der Kantine tätig und die Eltern von Yuriko arbeiteten beide dort; ihre Mutter war in der Krankenabteilung als Ärztin angestellt und ihr Vater arbeitete als Mechaniker. "Was tut dein Vater eigentlich?" Wollte die neugierige Hana von ihr wissen. "Hm, ich bin mir gar nicht so sicher", gestand sie, "Er spricht nicht viel über die Arbeit, aber er programmiert dort irgendwas unter der Leitung von Dr. Akagi; von der er übrigens immer ehrfürchtig spricht", fügte sie an die Tochter gewandt hinzu. Diese lächelte sie zwar über den Rand ihrer Brille hinweg an, sagte aber nichts weiter dazu. Obwohl Akagi ihr gegenüber immer höflich blieb, so wahrte sie auch offenbar eine gewisse Distanz zu allen um sich herum, was Alexandra mit einschloss. Natürlich hatte das Mädchen nicht geglaubt gleich eine innige Freundschaft in so kurzer Zeit aufbauen zu können, aber das Mädchen mit den halblangen Haaren schien nett und manchmal etwas einsam zu sein. Über ihre Mutter und deren Arbeit sprach sie nie, aber vielleicht wusste sie darüber ebenso wenig wie Alexandra über die Arbeit ihres Vaters und deshalb fragte sie auch nicht. So vergingen die Tage zwischen Schule, Buchclub und ihrem Leben Zuhause und langsam beschlich Alexandra das Gefühl, dass sie eine Sucht nach der buchverrückten AG entwickelt hatte, da alle sehr nett zu ihr waren und sie gleichzeitig die Leidenschaft für Bücher und das Lesen teilten. In der Schule tat sich Alexandra immer noch recht schwer und auch die Sitten und Bräuche der Japaner waren ihr oft fremd und sie fühlte sich fehl am Platz, doch sie versuchte alles richtig zu machen und sich keine Blöße zu geben. Eine Sache, die sie in der Schule einerseits liebte, aber auch hasste, war der Sportunterricht. Alle hatten sie dabei recht knappe Kleidung an und auch hier fühlte sie sich wieder halb nackt und unwohl, aber die sportliche Betätigung tat ihr gut; sie konnte sich den Kopf frei laufen und versuchte so den Stress, die Unterschiede und das Fremdsein zu vergessen. Ende April 2000 - Tokyo, Japan Der nächste Morgen war wie die meisten der letzten Zeit, die Geschwister frühstückten gemeinsam mit ihrer Mutter, weil ihr Vater immer schon früh zur Arbeit musste und erst spät wieder nach Hause kam. Was das anging empfand Alexandra die Arbeit hier in Japan noch strenger als bei ihnen Zuhause, aber vielleicht wollte ihr Vater auch einfach nur einen besonders guten Eindruck hinterlassen. Die Geschwister gingen wie üblich zur Schule und im Klassenzimmer waren schon einige Schüler anwesend. Mit Freude stellte Alexandra fest, dass auch ihre Sitznachbarin bereits da war. "Ohayou Akagi-san" begrüßte sie sie mit einer Verbeugung und setzte sich an ihren Platz. "Ohayou gozaimasu Kaiser-san. Na, wie gefällt dir unser Buchclub bisher? Es ist sicher nicht so spannend wie andere AGs, wenn man noch Probleme mit der Sprache hat, ich weiß-" "Nein, ganz und gar nicht!" Unterbrach Alexandra sie hastig und fügte schnell hinzu "Ich meine, ja es ist schwierig manchmal alles zu verstehen, aber es gefällt mir sehr gut und ich freue mich, dass ihr mich so nett aufgenommen habt." Der restliche Tag blieb ereignislos und Alexandra war etwas wehmütig über den Umstand, dass an diesem Tag kein Buchclub stattfand; sie konnte den morgigen Tag kaum erwarten. Nach Schulschluss verabschiedete sie sich von Akagi, "Sayounara, Akagi-san" und verneigte sich. Als sie das andere Mädchen kichern hörte sah sie verlegen auf. "Entschuldige, ich wollte dich nicht kränken", sagte Akagi schnell, "aber sag nicht immer sayounara, das klingt so ernst und endgültig. Wir sehen uns morgen doch hoffentlich wieder" fügte sie lächelnd hinzu und Alexandra hatte den Eindruck auf ihren Wangen einen leicht roten Schimmer zu sehen. "Ähm ... ja" antwortete Alexandra nur unverbindlich und überlegte kurz, "Was ... soll ich denn stattdessen sagen?" Es war ihr etwas peinlich, da sie selbst etwas so einfaches scheinbar nicht wusste, sie aber bisher auch niemand darauf angesprochen hatte. "Verwende lieber mata ashita - bis morgen, oder dewa mata - bis dann" schlug sie ihr freundlich vor. "O-okay, d-danke" murmelte Alexandra und errötete etwas. "Entschuldige, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen" fügte Akagi hinzu. "Nein, nein, das hast du nicht. Ich bin dankbar, wenn ich etwas lernen kann", sie verneigte sich erneut und schließlich sagte sie, "also dann, mata ashita, Akagi-san." "Bis morgen, Kaiser-san" gab das andere Mädchen zur Antwort und verneigte sich ebenfalls leicht. Mit einem seltsamen Gefühl in ihrer Magengegend schlenderte Alexandra nach Hause. Sie wusste nicht, ob es Freude oder Aufregung, oder einfach eine Magenverstimmung war. Am nächsten Tag, als Alexandra gerade angekommen war, ging die Tür zum Klassenzimmer auf und einer ihrer Lehrer steckte den Kopf zur Tür herein, "Kaiser-san, würdest du bitte kurz mitkommen?" Alexandra sah ihn verblüfft an und fragte sich, ob sie was falsch gemacht hatte. Sie spürte auch den fragenden Blick von Akagi auf sich, doch dann erhob sie sich und folgte dem Lehrer wortlos hinaus. Er dirigierte sie in's Lehrerzimmer und bot ihr einen Stuhl an. "Habt ihr euch schon etwas eingelebt?" Fragte er und setzte sich an seinen Schreibtisch. Das langhaarige Mädchen nickte, "Ja, danke." Sie fragte sich immer noch, was sie hier sollte. "Es ist sicher nicht einfach für euch, in einem komplett fremden Land und mit einer neuen Sprache." Als Alexandra ihn etwas verwirrt ansah wiederholte er seinen Satz auf Englisch. "Ja, es ist alles ungewohnt" antwortete sie ihm ebenfalls auf englisch und war froh, dass sie wenigstens diese Sprache gut genug verstehen und sprechen konnte. Der Lehrer nahm einen Stapel Arbeiten, die er korrigiert hatte, und stieß sie ein paar mal auf dem Tisch auf, um sie ordentlicher zu schichten, "Wenn ihr Hilfe braucht, lasst es mich, oder einen anderen Lehrer, wissen. Wir haben auch eine Schülervertretung, wenn es euch leichter fällt, mit einem Gleichaltrigen darüber zu sprechen. Wir sind bemüht, dass ihr euch gut einleben könnt." "Danke", murmelte das Mädchen, war aber aufrichtig erleichtert über die angebotene Hilfe, "Die Sprache fällt mir noch sehr schwer, aber ich bin dem Buchclub beigetreten und hoffe, dass ich sie dadurch schneller lerne." "Oh, das ist gut", der Lehrer klang begeistert, "dann hast du ja ein paar gleichgesinnte Schüler zur Seite, die dir sicher auch helfen werden, wenn du sie fragst." Alexandra nickte, sie wollte die anderen aber nicht mit ihren Problemen belasten. Im Moment war alles einfach noch zu fremd und verworren; was konnte man nach vier Wochen schon erwarten? Gesprächen zu lauschen, Bücher zu lesen und dem Unterricht zu folgen war aktuell das Maximum was sie leisten konnte, aber sie hoffte, dass es schnell besser werden würde. "Nun gut, das wollte ich euch nur wissen lassen. Sag es auch bitte deinem Bruder", sagte der Lehrer noch mit einem Lächeln, "Du darfst jetzt wieder gehen." "Danke" sagte Alexandra, jetzt wieder auf Japanisch, verneigte sich vor dem Lehrer und verließ das Lehrerzimmer. Sie schlenderte durch den Flur zurück, inzwischen war auch mehr los, aber es war ja schon kurz vor Unterrichtsbeginn. Zurück im Klassenzimmer entdeckte sie auch ihren Bruder, ging kurz zu ihm und richtete ihm aus, was der Lehrer gesagt hatte, dann ging sie zu ihrem Platz zurück. Akagi nickte ihr zu und sie erwiderte die Geste, dann begann auch schon der Unterricht. Obwohl es ihr schwer fiel dem Unterricht ordentlich zu folgen verflog der Tag und auch der Buchclub am Nachmittag war wieder so schnell um, dass Alexandra sich fragte wo die Zeit nur hinging. Sie verabschiedete sich von den anderen Mitgliedern des Buchclubs und machte sich auf den Nachhause weg. Sie war vergnügt und hoffte, dass es so positiv weiter ging, doch kaum Zuhause angekommen fragte ihre Mutter sie, ob sie noch mal schnell zum Laden gehen könne. "Tut mir leid, ich weiß, es ist nicht gerade um die Ecke, aber ich habe etwas für's Abendessen vergessen." "Schon gut", Alexandra zog die Schuhe wieder an und nahm ihren Geldbeutel. Das konnte ihr die gute Laune nicht verderben. Außerdem war es noch nicht all zu spät und damit auch noch nicht dunkel. Sie würde den Weg spielend hin und zurück finden, zumal sie mit ihrer Mutter schon ein paar Mal dort gewesen war. Tatsächlich war der Laden auf der anderen Seite der Schule und das bedeutete für sie etwas mehr als nochmal den Schulweg hin und zurück zu müssen, aber sie versprach sich zu beeilen. Sie nahm also die Beine in die Hand und ging den Weg zügig ab. An der Schule bog sie in eine andere Straße ein und stand kurz darauf vor dem Laden, den ihre Mutter besuchte, seit sie hier lebten. Alexandra betrat den Laden und wollte schnell die zwei Dinge zusammen suchen, die ihre Mutter zum Kochen brauchte. Etwas planlos lief sie durch den Laden, bis sie das eine gefunden hatte. Dann kratzte sie sich am Kopf und fragte sich, wo sie wohl das andere fand. Um Zeit zu sparen wollte sie gerade die Frau an der Kasse fragen, als sie aus dem Augenwinkel eine Person bemerkte. Sie wendete den Kopf und erkannte ihre Sitznachbarin aus der Schule. Diese spürte den Blick auf sich und wandte sich ihr zu. "Hallo Kaiser-san, was machst du denn noch hier?" grüßte das Mädchen mit den grünen Augen sie und lächelte sie an "Ha-hallo Akagi-san", murmelte sie, "meine Mutter hat was vergessen und mich hergeschickt. Aber leider finde ich es nicht." "Oh, das ist schlecht. Was suchst du denn? Vielleicht kann ich dir behilflich sein." Sie kam zu ihr rüber. Alexandra sagte ihr, was sie suchte und Akagi dirigierte sie zielsicher zu einem Regal weiter hinten im Laden. Tatsächlich stand dort, was ihre Mutter benötigte und Alexandra war sich sicher, an dem Regal mindestens zweimal vorbeigelaufen zu sein, ohne es zu sehen. "Arigatou Akagi-san", sagte Alexandra etwas erleichtert und beschloss dann kurz die Gelegenheit für ein Gespräch zu nutzen, "Musst du auch noch etwas besorgen?" Das andere Mädchen nickte, "Meine Mutter arbeitet sehr viel, also übernehme ich oft das Kochen und gehe nach der Schule hier her um Besorgungen zu erledigen. Oh, Entschuldigung, war das zu schnell?" Akagi errötete leicht, da sie in einen lockeren Plauderton verfallen war und vergessen hatte, dass Alexandra oft nicht alles verstand. Doch das langhaarige Mädchen schüttelte den Kopf und gab zu verstehen, dass sie die Kernaussage verstanden hatte. "Habt ihr euch schon etwas eingelebt?" Fragte das Mädchen mit den grünen Augen plötzlich, als Alexandra schon am Überlegen war, sich zu verabschieden, weil sie Akagi nicht weiter aufhalten wollte. Sie nickte langsam, "Ja, ein wenig", sagte sie nur und fragte sich, ob sie noch was anfügen könnte, damit ihr Satz nicht so alleine dastand. "Gut", hörte sie Akagi sagen, "dann ... bis morgen, Kaiser-san?" Offenbar war die Stille dem anderen Mädchen ebenfalls unangenehm. Alexandra nickte erneut, "Bis morgen, Akagi-san. Und danke nochmal." Sie verneigte sich vor ihrer Sitznachbarin und ging dann zur Kasse um zu bezahlen. Draußen dämmerte es schon, also beeilte sie sich, um den Rückweg vor Einbruch der Dunkelheit zu schaffen. Außerdem wartete ihre Mutter sicher bereits sehnsüchtig auf die Zutaten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)