Die Rumtreiber und der Fluch des Siegelrings von behrami (Slow Burn Remus/Sirius | abgeschlossen) ================================================================================ Kapitel 31: Macht kommt von machen - Juni 1976 (8/9) ---------------------------------------------------- Naturgemäß wusste am nächsten Tag das ganze Schloss Bescheid. Egal, wohin Remus kam, es gab kein anderes Gesprächsthema als David Alinac, der zuerst die beiden kleinen Ravenclaws angegriffen und dann versucht hatte, im Wald eine Muggelstämmige für ein schwarzmagisches Ritual zu opfern. Und wie zu erwarten war auch allen klar, dass Lily Evans, Regulus Black und Severus Snape dort gewesen waren. Snape wurde kurzzeitig für den rettenden Helden gehalten, was bei den Slytherins überhaupt nicht gut ankam. Offenbar hatte er die Sympathien einiger verspielt, indem er sich mutmaßlich für die Muggelstämmige eingesetzt hatte. Lily Evans auf der anderen Seite rauchte vor Wut, weil sie immer wieder als hilfloses Mädchen, das gerettet werden musste, dargestellt wurde. Dabei war sie, sobald sie nicht mehr ohnmächtig gehext worden war, sehr gut alleine in der Lage gewesen, Alinac zu verprügeln. Und Regulus Black hatte niemand mehr gesehen, seit er von Dumbledores Büro aus direkt in den Slytherin-Gemeinschaftsraum verschwunden war. Über ihn wurde ohnehin nur verhalten gesprochen – der Name Black hatte offenbar immer noch eine gewisse Bedrohlichkeit an sich, der sich die Schüler nicht aussetzen wollten. Auch die vier Freunde redeten über den Tag verteilt immer wieder darüber, was sie gesehen und gehört hatten. Dann entwickelte sich immer ein harter Zug um Sirius‘ Mund, der Remus sagte, dass die Realität des Krieges draußen auch endlich bei ihm angekommen war. Das Einzige, was ihn aufzuheitern schien, war die Tatsache, dass drei Tage später der letzte Vollmond vor den Sommerferien anstand. Jetzt, da sich die Angespanntheit rund um die verletzten Schüler gelegt hatte, fieberten sie geradezu darauf hin, als großes Finale ihres Schuljahrs. Als es endlich so weit war, verbrachten die Rumtreiber eine sternenklare Nacht auf den Ländereien, im Wald und am See. Sie streiften stundenlang herum und tollten wie junge Hunde durch das Gras. Selbst Remus hatte das Gefühl, die Realität für einen Moment vergessen zu können, obwohl er bei vollem Verstand blieb. Es sollte eine der schönsten Nächte seines Lebens bleiben. Am frühen Morgen des Abreisetages entschieden die vier sich, noch ein letztes Mal über die Wiesen zu gehen, bevor der Zug fuhr. Sie setzten sich unter ihre Birke und Remus schlug die versiegelte, blanke Karte des Rumtreibers auf. „Ich schwöre feierlich“, sagte Remus, als die anderen drei sich ebenfalls um die Karte herum ins Gras gesetzt hatten, „dass ich ein Tunichtgut bin.“ Er berührte das Pergament mit der Zauberstabspitze und die Tintenlinien der Ländereien erschienen. „Bist du überhaupt nicht“, sagte James kichernd, musterte aber trotzdem, wie die Linien sich ausbreiteten. „Ich finde, das ist eine bessere Entschlüsselung als dieses Herumgehampel mit dem Zauberstab.“ „Finde ich auch“, sagte Peter mit erleichterten Augen. „Und was machen wir, damit sie wieder weiß wird?“, fragte Sirius. „Überleg dir was.“ Remus grinste. „Es funktioniert dann einfach wie ein Passwort.“ „Ich dachte, Passwörter wären unsicher“, murmelte James gespielt entrüstet. „Sind so nicht diese Halunken in den Slytherin-Gemeinschaftsraum eingebrochen?“ „Keine Ahnung, wovon du redest“, sagte Sirius scheinheilig, dann berührte er die Karte mit seiner Zauberstabspitze, so breit grinsend wie seit Wochen nicht: „Unheil angerichtet.“ Die Karte wurde auf einen Schlag unleserlich. Sie lachten laut auf und versuchten es noch ein paar Mal mehr. Dann wurde es langsam Zeit, zurück zum Schloss zu gehen (die Karte war gelöscht). Die Luft war warm und Remus fühlte sich leicht, auch wenn der Abschied immer näher rückte. Erst, als sie das Eichenportal sehen konnten, schlug seine Stimmung um. Einsam und allein stand Regulus Black auf dem oberen Treppenabsatz. Er wartete ganz eindeutig auf sie. „Verzieh dich“, knurrte Sirius ihn mit gezogenem Zauberstab an, als sie in Hörweite kamen. „Nein“, gab Regulus zurück. „Du wirst mir jetzt zuhören.“ „Ach ja?“ Sirius baute sich vor ihm auf. „Hast du nicht schon genug Probleme?“ Regulus fixierte seinen Bruder mit verengten Augen. Dann sagte er mit sehr deutlicher Stimme: „Du gibst mir jetzt den Ring zurück.“ Sirius blickte verdutzt, dann fing er auf einen Schlag an zu lachen. „Du rennst immer noch diesem widerwärtigen Ding hinterher? Hast du denn gar nichts verstanden?“ „Ich glaube, du hast nichts verstanden“, sagte Regulus und sein Blick fuhr kurz über James, Peter und schließlich Remus. „Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich dein kleines pelziges Geheimnis kenne. Und glaub mir, es gibt nichts mehr, das mich daran hindern wird, es auszuplaudern, wenn du mir den Ring nicht zurückgibst.“ „Versuch’s doch“, zischte Sirius herausfordernd, doch Remus drehte sich dennoch der Magen um. Nur weil Lily positiv reagiert hatte, war das mit Sicherheit nicht der Fall bei all den anderen Menschen im Schloss. Er war drauf und dran, Sirius zurückzuhalten, doch Regulus ergriff nach einem tiefen Atemzug wieder das Wort: „Gut. Wie du willst. Ich weiß schon seit Monaten, dass du ein Animagus bist. Du bist nicht sonderlich gut darin, Dinge zu verheimlichen, weißt du? Und glaub mir, ich habe dich im Wald auf dieser Lichtung erkannt. Keine Ahnung, wie du das mit den anderen Tieren gemacht hast, aber ich weiß, dass du dieser Hund warst.“ Ein wahnsinniger Funke sprang in Regulus‘ Augen hin und her. „Und wenn das rauskommst, dann gehst du direkt nach Askaban.“ Für einen Moment sahen die vier Freunde sich wie vom Donner gerührt an. Und zu Regulus großem Entsetzen begann Sirius erneut, herzhaft zu lachen. Selbst Remus musste ein wenig schmunzeln, als er die Tragweite von Regulus‘ Worten erkannte. Als Sirius sich wieder eingekriegt hatte, sagte er: „Okay, du nichtsnutziger Bengel. Der war gut. Du hast wirklich ein tolles Geheimnis entdeckt.“ Für einen Moment schaute Sirius in den blauen Himmel, dann sagte er: „Denken wir deinen großartigen Plan mal zu Ende: Du erzählst herum, dass ich angeblich ein Animagus bin. Wenn’s so wäre, ginge ich tatsächlich direkt nach Askaban. Und wer hat dann die Familienschande am Hals?“ Er legte den Kopf schief. „Ich bestimmt nicht. Ich bin dann nur der arme, talentierte, missverstandene Black, der völlig ungerechtfertigt vom Zaubereiministerium ins Gefängnis geworfen wird, dafür, dass man unsere großartige Familie beneidet. Das hat man doch immer schon, nicht wahr? Aber du, du bist dann derjenige, der der Familie in den Rücken gefallen ist. Du bist derjenige, der seinen Bruder den Behörden ausgeliefert hat. Du bist derjenige, der irgendwelche muggelliebenden Beamte auf einen Black gehetzt hast! So sehr sie mich auch allesamt verachten mögen, was sie noch viel mehr verachten, ist öffentliche Schande für die Familie! Und für die bist dann du verantwortlich.“ Sirius spuckte Regulus vor die Füße. „Viel Spaß damit. Wir sehen uns dann im Haus – falls sie dich jemals wieder aus dem Keller lassen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)