Die Rumtreiber und der Fluch des Siegelrings von behrami (Slow Burn Remus/Sirius | abgeschlossen) ================================================================================ Kapitel 19: Privileg und Pflicht - Mai 1976 (2/6) ------------------------------------------------- Der Mai war eingeläutet worden durch einen veilchenblauen Himmel und eine Reihe von Nervenzusammenbrüchen unter den Fünft- und Siebtklässlern. Die Prüfungen waren keine vier Wochen mehr hin und die Panik machte ihnen langsam zu schaffen. Selbst James nahm mal ein Buch in die Hand (Numerologie und Grammatica), offenbar eingeschüchtert von der emsigen Strebsamkeit um ihn herum. Außerdem war sein Quidditch-Kapitän Martin Meadowes, ein UTZ-Schüler, mit einem schlimmen Ausschlag in den Krankenflügel gebracht worden, nachdem er sich mit vermeintlichem Clevernesspulver eingerieben hatte. Es stellte sich heraus, dass es nur aus gemahlenen Kappa-Schuppen bestand. Peter machte sich, alles in allem, keine allzu großen Hoffnungen, aber Remus redete ihm nach jeder Zauberstabübung gut zu. Seine theoretischen Fähigkeiten waren solide, aber in der Praxis bekam er es ständig mit seinem Nervenkostüm zu tun. „Wärst du ein Animagus, wenn du wirklich nichts draufhättest?“, fragte Remus immer wieder und auch jetzt, da sie ihre Übungen für Verteidigung gegen die dunklen Künste auslaufen ließen. Zwischen James und Sirius war in ihrem verlassenen Klassenzimmer ein handfestes Duell ausgebrochen und Remus erwischte sich, wie er Sirius die Daumen drückte. Als im nächsten Moment neben ihm eine antike Vase in die Luft flog, entschied er sich, seine Parteilichkeit noch einmal zu hinterfragen: Sirius hatte James‘ Angriff beinahe auf ihn abgelenkt. „Du siehst aus wie die alte McGonagall, wenn du so guckst“, lachte James über Remus. Er ließ den Zauberstab sinken und bekam Sirius‘ Levicorpus voll ins Gesicht. Es riss James rücklings von den Füßen und Sirius ließ ihn schadenfroh an einem Fußgelenk von der Decke baumeln. Mit gespielt bedientem Gesicht verschränkte James nur die Arme, während ihm langsam die Brille von der Nase rutschte. Jetzt musste auch Remus lachen. Ein wenig ließ Sirius ihn zappeln, aber dann hatte er Erbarmen und stellte James wieder sanft auf den Füßen ab. „Miez, miez, McGonagall“, sagte Sirius zu Remus und trippelte mit gezogenem Zauberstab auf ihn zu. „Du riechst zu sehr nach Straßenköter, keine Chance“, ließ Remus ihn an seiner ausgestreckten Handfläche abblitzen und Sirius verwandelte sich in den großen schwarzen Hund, um seine Ohren hängen zu lassen. Einfach nur, weil er es konnte. „Mensch, pass bloß auf, dass dich niemand sieht…“ Remus schüttelte den Kopf, aber wusste, dass seine ewigen Warnungen sowieso zum einen Ohr rein-, zum anderen wieder rausgingen. „Moony, wenn ich dich jemals entspannt erlebe, bitte zwick mich nicht.“ James schüttelte den Kopf und Sirius schloss spielerisch seine Zähne um James‘ Knöchel, was ihn aufschreien und Remus und Peter lachen ließ. „Also, wie gesagt, Peter. Nicht so die Hand verkrampfen. Lass den Zauberstab einfach locker zwischen den Fingern liegen. Vertrau ihm, er steht auf deiner Seite. Du musst ihn nicht davon abhalten, dir davonzulaufen.“ „O-okay“, murmelte Peter. Nach einem tiefen Atemzug peilte er noch einmal das Kissen an, das er bisher als Ziel anvisiert hatte. „Confringo!“ Das Kissen ging mit einem lauten POFF in Flammen auf und alle drei Freunde johlten und klatschten Peter auf den Rücken. Seine Augen leuchteten glücklich, auch wenn Sirius das Feuer rasch mit seinem Zauberstab löschte. Als sie den Raum verließen, war Remus sich sicher, dass für sie alle die Prüfung in Verteidigung gegen die dunklen Künste geritzt war. „Was soll in der Theorie drankommen, Moony?“, fragte James auf dem Weg zurück zum Gemeinschaftsraum. Sie bogen auf einen Kreuzgang-Korridor ein, um zum Innenhof zu gelangen. „«Dunkle Kreaturen.»“ „Du meinst, sowas wie Banshees und Vampire?“ „Ja, unter anderem, denke ich.“ „Vielleicht Werwölfe“, sagte Sirius hoffnungsvoll, als sie gerade um die Ecke zum Innenhof bogen. Im nächsten Moment traf ihn etwas vor die Brust und er wurde zurückgestoßen. „Entschul—“, setzte Remus bereits für Sirius an, doch dann sah er, wen sie da über den Haufen gerannt hatten. Regulus Black straffte die Schultern und starrte zu ihnen hoch. Er wirkte zerstreut. „Pass auf, wo du hinläufst“, blaffte Sirius und wollte seinen Bruder schon aus dem Weg schieben, als der sagte: „Ich hab‘ dich gesucht.“ „Ach ja?“ Sirius‘ Tonfall war hart, aber er wartete ab. „Sirius –“ Erst jetzt fiel Remus auf, dass Regulus‘ Stimme wirklich noch nach der eines Kindes klang. Er hatte immer erwartet, dass alle Blacks herrschaftlich und schrecklich waren, aber wenn er genau hinsah, hatte er den Eindruck eines kleinen, verängstigten Jungen. „K-können wir irgendwo reden?“ „Alles, was du zu sagen haben könntest, kannst du auch vor meinen Freunden sagen.“ Remus überkam eine Gänsehaut. Diese Kälte, die Sirius ausstrahlte, kannte er nicht. Regulus‘ Blick flackerte von einem Gesicht zum nächsten, dann schluckte er und steckte die Hand in den Umhang. Dass James und Sirius augenblicklich ihre Zauberstäbe zogen, ließ ihn einen Schritt zurückweichen. Doch anstatt seines eigenen Stabs zog er den vermeintlichen Ring der Blacks aus der Tasche. Es war die nichtmagische Nachbildung, die James und Sirius erschaffen hatten. „Mutter hat rausgefunden, dass es eine Fälschung ist.“ Remus stellte erschrocken fest, dass in den Augen des Jungen Tränen standen. Er hatte bei dieser Eröffnung mit einer Drohung gerechnet, aber da hatte er sich offensichtlich geirrt. „Ach, tatsächlich?“, fragte Sirius in höhnischem Tonfall. „Hat ihr nicht gefallen, nehme ich an? War nicht so schön zuhause?“ „Nein“, kiekste Regulus mit brechender Stimme. Seine Augen drohten jetzt, überzulaufen. Seine Kinderlippe zitterte. „Dann überleg mal scharf, warum nicht. Überleg mal, warum du an all dem Dreck, den sie dir reinwürgen, so hängst! Was für Freunde du dir aussuchst.“ Sirius spuckte seinem Bruder vor die Füße. „Wenn dir ein Licht aufgegangen ist, können wir weiterreden.“ Grob schob Sirius seinen kleinen Bruder aus dem Weg und rauschte los. Die anderen drei folgten ihm, ohne ein Wort zu sagen. „Sirius! Sirius, bitte!“, schrie Regulus hinter ihnen, aber Sirius drehte sich nicht um, obwohl Remus hörte, dass Regulus nun weinte. „B-bitte, gib ihn mir zurück. Bitte! Bitte! Sirius!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)