Stranded with a Dragon von Backfisch85 ================================================================================ Kapitel 1: Geplatzte Träume --------------------------- „Wo ist es?! Wo zum Henker IST ES?!“ Wild flogen Gegenstände durch den Raum, als Joey in verzweifelter Rage sein Zimmer durchsuchte. Seine Finger Zitterten mehr und mehr mit jedem Ort, den er überprüft hatte. Doch es war einfach nicht da und eine dunkle Vorahnung machte sich in ihm breit, die er einfach nicht wahrhaben wollte. Als der Boden gepflastert war mit seinen spärlichen Besitztümern und es keinen Ort mehr gab an dem es sein könnte, sickerte die Erkenntnis langsam in Joeys Gehirnwindungen. Zutiefst geschockt verschränkten sich die zittrigen Finger im Haar des Blonden und Joey sprach aus, was er letztendlich akzeptieren musste: „Mein Geld es…es ist weg.“ All seine Ersparnisse für die er die Letzten Jahre jeden Penny umgedreht hatte und so viele Jobs auf sich nahm, all das war einfach…weg. Die Grundlage auf der er seine Zukunft aufbauen wollte. Und Joey hatte bereits eine schreckliche Vorahnung, wo sein Geld hin war. In dem Moment hörte er wie die Haustür sich öffnete und jemand mit taktlosen Schritt in die Wohnung trat. Es gab nur eine Person, die das sein konnte und Joey würde sie sofort zur Rede stellen. Wie von der Tarantel gestochen rannte er aus seinem Zimmer und spie sobald er seinen versoffenen Vater erblickte: „Warst du in meinem Zimmer?!“ Doch das womit Joey zunächst konfrontiert wurde war nur wieder eine leere Bierflasche, die nach ihm geworfen wurde. Seine Muskeln kannten das schon und so fing er die Flasche reflexartig auf, bevor sie irgendeinen größeren Schaden anrichten konnte, den er hinterher nur wieder selbst beseitigen müsste. Und wie so oft bullerte sein nach Alkohol stinkender Vater sofort los: „Verlauster Bengel…Wo bist du die letzten Tage gewesen Katsuya!“ Die blonden Haare des breit gebauten Mannes klebten in fettigen Strähnen am Kopf und sein ungestutzter dunkler Stoppelbart hieß, dass er schon wieder seit mehreren Tagen sich seiner Sucht hingegeben haben musste. Der Berg an Müll und die Flaschen in der Wohnung sowie die vielen Flecken auf der Kleidung bestätigten dies nur noch mehr. Voller Horror ließ dieses Bild Joey schon erahnen was mit seinem Geld passiert war. „Ich hab dich gefragt, ob du in meinem Zimmer warst!“ „Schrei nicht so rum! Was fällt dir überhaupt ein so viel Kohle zu verstecken, wenn es uns so dreckig geht?! Wo hast du überhaupt so viel Geld her? Vertickst du etwa Drogen Katsuya?“ Wütend stierte sein Vater auf Joey hinab bei dieser Annahme doch hatte sein Sohn dieses Mal keine Zurückhaltung. Zu sehr wühlten ihn seine Zukunftsaussichten auf: „Das hat dich einen Scheiß zu interessieren! Das war mein Geld, also gib es gefälligst wieder zurück!“ Aber die Stille die folgte und das genervte nackenkratzen des Mannes ließen schlimmes erahnen: „Sag mir nicht du hast alles verspielt…“ Wieder sagte sein Vater nichts und mied gereizt den Blick. Für Joey war das Antwort genug. Wegen wem ging es ihnen denn so dreckig? Wegen wem musste er so viel arbeiten gehen um ihre Rechnungen irgendwie zu bezahlen? Wegen wem trug er seit Jahren dieselben Klamotten, hungerte um zu sparen und musste sich ständig von jedem Anhören wie Arm er war? Er wollte nichts mehr von seinem Vater hören. Keine dieser dummen Ausreden oder Argumente, die immer die gleichen blieben und mit Gewalt endeten. Er hatte genug von diesem Kreis in dem nur er der Verlierer war. Joey sah rot: „Ist dir bewusst was du getan hast?! Das waren meine Ersparnisse für die Uni nach meinem Abschluss! DAS WAR MEINE ZUKUNFT!!!“ Die Flasche in Joeys Hand zerschellte nur einen Moment Später in tausend Splittern an der Haustür hinter seinem Vater und ließ beide schockiert innehalten. Sie hatte den Mann nur knapp am Kopf verfehlt. Egal wie misslich ihre Lage bis jetzt war und wie viel Frust Joey verspürt hatte, war er nie auf dieses Level hinab gesunken wo er in einer Konversation zwischen ihm und seinem Vater mit Gewalt antwortete. Verschreckt starrte Joey auf seine Hand und Angst erfüllte ihn. Er wollte so nicht enden. Er wollte nicht wie sein Vater sein! Er hatte so hart dafür gearbeitet, dass er nicht so enden würde. Übermannt von Panik raste sein verletztes Herz schneller und schneller. „Katsuya ich…“, begann sein Vater leise, doch konnte Joey all das gerade nicht mehr aushalten. Seine Ängste übermannten seine Gedanken und er stürmte an dem Mann vorbei, der ihn diese bereitet hatte. Joey spürt nicht einmal wie einige Splitter des Glases in seine Handfläche schnitten als er die Haustür aufriss und nach draußen rannte. Er musste erstmal runterkommen und das ging nur an einem Ort. Joey schnappte sich sein heruntergekommenes Fahrrad und fuhr los. Es dauerte etwa eine Viertel Stunde bevor er einen einsamen verlassenen Strand erreichte. Joey wartete garnicht erst das sein Fahrrad zum stillstand kam sondern sprang ab sobald der Sand in Reichweite war. Schreiend begann er mitten am helllichten Tag auf den weichen Untergrund einzuschlagen, um seinen Frust loszuwerden. Er schlug und schlug. Konnte nicht Aufhören und merkte nicht, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Sein Traum war dahin. Joeys Traum als Designer für neue Monsterkarten seines Lieblingsspiels war geplatzt. Duel Monsters war alles für ihn und er wollte seine Leidenschaft für diese Kreaturen zu seinem Beruf machen. Sie Konstruieren, ihre Fähigkeiten zusammenstellen und eine neue Generation an Lieblingsmonstern schaffen, so wie es seine für ihn waren. Er wollte dieses unbeschreibliche Gefühl sie dann im Duell zu sehen, an der Seite von Duellanten die ihn ihnen die gleiche Familie sahen wie Joey es in seinen Monstern tat. Aber ohne das Geld um seinen bereits bestätigten Platz auf der Uni für Gamedesign zu finanzieren, war das alles für die Katz. Und er hatte Jahre gebraucht um sich dieses Vermögen dafür anzusparen. Unmöglich bekam er in so kurzer Zeit noch das Geld zusammen. Joey hielt mittlerweile inne in seinen Schlägen und atmete tief durch. Früher hatte er einfach auf alle möglichen Gegenstände eingeschlagen, doch wurden anschließend immer zu viele Fragen gestellt angesichts seiner aufgeplatzten Knöchel. Der Sand nahm ihm diese Sorge. Ebenso wie das Meer. Er ließ sich zurückfallen und starrte nur auf das endlose Blau vor ihm. Den ruhigen Klang der Wellen. Den leeren Strand wo ihn niemand sah und er seinen Gefühlen freien Lauf lassen konnte. Joey ließ sich davon treiben. Von diesem Ort wo es all seine Probleme nicht gab. Nur den weiten Ozean und ihn. Sein Handy klingelte und zeigte die Nummer seines Vaters an. Aber Joey ignorierte den Anruf und schaltete es komplett aus. Hier hatte es nicht zu suchen. Er wollte diese Probleme nicht. Nicht hier. Lange saß Joey dort im Sand und starrte nur auf das offene Meer hinaus. Stunde um Stunde verging in denen er versuchte was geschehen war zu vergessen und sich einen neuen Weg zu suchen. Sein Alter Traum war nicht mehr. Also brauchte es einen neuen. So war es schon immer. Die Sonne senkte sich bereits, als er immer noch leer das glitzern des Horizontes betrachtete. Die tausend bunten Farben, welche sich über den Himmel erstreckten. Dann nahm Joey sein Deck heraus und betrachtete still Karte um Karte, bedacht darauf sie nicht durch die Verletzung seiner Hand zu beschmutzen. Sein Flammenschwertkämpfer, Babydrachen, die Sündenböcke, sein Rotauge. Alle waren sie da und starrten ihn unverändert durch die Karten an. Er wollte sie nicht aufgeben. In irgend einem Fabrikjob hätte er keine Zeit mehr für sie. Er wollte mit ihnen Arbeiten. Sie an seiner Seite sehen wie immer. Zu wichtig war diese Familie für ihn. Aber wie sollte er das jetzt noch? Mehr Zeit verstrich in der Joey wie leer gefegt auf Karten und Ozean starrte, ohne wirklich eine Antwort zu finden. Das beste war wohl erst einmal weiter zu arbeiten und sich was neues zu suchen. Es brachte nichts Trübsal zu blasen. Das Kind war in den Brunnen gefallen und Morgen hieß es wieder ein neuer Tag, ein neues Glück. Aber er sollte den heutigen erstmal abschließen. Es gab noch etwas, dass er zu erledigen hatte, jetzt wo so viel Zeit vergangen war. Joey packte seine Karten ein und schwang sich mit neu gewonnenen Optimismus auf sein verrostetes Bike und trat den Weg nach Hause an. Die Nacht war bereits eingetreten als Joey die Haustür bedächtig öffnete und vorsichtig in die dunkle Wohnung schritt um nicht auf Glasscherben zu treten. Denn wie er erwartet hatte, waren alle Splitter noch da, wo er sie zurückgelassen hatte. Nur sein Vater nicht. Aber die Bude stank noch mehr nach Alkohol als zuvor. Das hieß für gewöhnlich, dass er sich nur mal wieder vor dem Fernseher einen hinter die Birne gekippt haben muss. Resigniert ging Joey um den vielen Müll herum zum Wohnzimmer, wo der Geruch am schlimmsten war. Und siehe da, vor flammender Kiste und zwischen einem Labyrinth aus Bierflaschen, lag sein Vater schnarchend auf der Couch. So wie es immer war an solchen Tagen… Joey trat an ihn heran und rüttelte leicht die breite Schulter des Mannes. Er grummelte nur, ehe er verschlafen fragte: „Hm…Joey?“ Sanft sagte der Sohn: „Komm Dad, ich bring dich ins Schlafzimmer. Du bekommst einen steifen Rücken wenn du hier auf dem alten Sofa schläfst.“ Joey half ihm auf die Beine und stütze seinen schwankenden Vater bis zu dessen Bett. „Joey e-es…es tut mir leid.“ Doch stießen diese Worte zunächst auf taube Ohren. Er legte ihn bauchseits darauf und ging kurz ins Nebenzimmer um eine Schüssel zu holen, falls all der Alkohol wieder raus wollte. Routiniert stellte er sie neben das Bett und sagte leise monoton: „Falls du dich übergeben musst, weißt du ja wo.“ Joey wollte gerade wieder gehen, als sein Arm schwach gepackt wurde. „J-Joey es…es tut mir wirklich leid. I-ich dachte ich könnte…“ Er setzte sich auf die Bettkante. „Ich weiß Dad. Ich verzeihe dir wenn du mir versprichst morgen auszunüchtern und dich zu waschen. Es ist nicht gut wenn du es so übertreibst mit dem Bier.“ , antwortete er sanft und strich seinem Vater beruhigend über den Rücken als dieser anfing zu schluchzen: „Kch…Du bist ein guter Junge Joey. I-Ich…“ „Shhhh… ist okey. Ich weiß. Ruh dich einfach erstmal aus. Morgen sehen wir weiter.“ Joey wusste, dass sein Vater sich in Selbsthass ertrank. Er wusste, dass er das Geld genommen hatte um im Glücksspiel daraus mehr zu machen, damit er ihm ein besseres Leben bieten konnte. Wusste das sein Versagen ihn zur Flasche greifen ließen und versuchte sich mit Aggressionen aus Konfrontationen zu winden. Und Joey wusste, dass er mit jeder Flasche, jedem Gegenstand den er nach ihm warf und jeder Tracht Prügel die er in der Vergangenheit von ihm einstecken musste, diese Spirale nur noch größer wurde. Es war ein Teufelskreislauf dem sein Vater nicht entfliehen konnte. Doch heute fiel es Joey schwer zu vergeben. Er begann sich nach seinem Abschluss zu sehen, aber war sich nicht sicher, ober er es schaffte sich von seinem Vater loszureißen. Joey wusste das sein Vater ihn trotz allem liebte. Doch war er ein Sklave seiner Sucht und seines Selbsthasses und der Blonde war sich nicht sicher ob er ohne seinen Sohn klarkommen würde. Ein Mann wie ein Berg den keiner auf der Straße herausfordern würde, weinte sich jetzt gerade neben ihm in den Schlaf wie ein kleines Kind. Und Katsuya blieb bei ihm bis er eingeschlafen war. Er war abgestumpft. Danach trat Joey aus dem Zimmer und schloss leise die Tür. Es war noch nicht allzu spät weshalb er begann die Berge an Müll in der Wohnung zu beseitigen. Er dachte nichts dabei. Stellte fahrig eine Flasche nach den anderen in einen Müllsack und funktionierte nur. Er handhabte das ganze immer wie einen Traum. Hier drinnen war der unwirkliche Traum und draußen bei seinem Freunden, seiner Schule, seinen Duellen die Wirklichkeit. Es war wie ein Zustand der Trance. Schließlich war die Wohnung wieder in einem Akzeptablen zustand und Joey machte in seinem Zimmer weiter. Immerhin lagen seine Sachen noch kreuz und quer im Raum verteilt und er wollte nicht wie sein Vater in Unordnung leben. Beim Aufräumen wurde er dieses Mal nur leider immer wieder an seinen geplatzten Traum erinnert. Die Wände seines Zimmers waren gepflastert mit Skizzen potenzieller neuer Monster welche durch seinen Kopf schwirrten. Fallen, Zauber, Erweiterungen, alles war dabei. Und alles war jetzt für´n Arsch. Wieder Herr über sein Chaos nahm Joey sich eine von seinen Skizzen und schmiss sich auf sein Bett. Eine Hand hinter dem Kopf verschränkt betrachtete er das Bild. Es war eine von seinen Lieblingsentwürfen. Ein blauäugiger weißer Babydrache. Er mochte sie so gerne, weil sich Joey immer das dumme Gesicht vom Geldsack vorstellte, wenn er diese Karte in einem Duell gegen ihn spielen würde. Der arrogante Schnösel ist schon so aus der Haut gefahren, als er mal einen von Kaibas Drachen gegen ihn verwendet hatte. Zwar hatte er das Duell nicht gewonnen aber diese Erinnerung trieb ihn trotzdem ein Grinsen auf die Lippen. Man stelle sich nur vor, wenn er tatsächlich eine Karte von dem Lieblingsmonster des feinen Pinkels besitzen würde. Das wäre für diesen kalten Bastard ein richtiger Gallensaft Aufsteiger. Der glückliche Gedanke daran brachte Joey auf eine neue Idee. Vielleicht sollte er einfach weiter wie bisher machen und ein richtiger Profiduellant werden. Er könnte weiter seiner Leidenschaft folgen und von dem Preisgeld vielleicht wirklich irgendwann noch das Studium absolvieren. Die großen Augen des kleinen Babydrachen starrten fröhlich auf ihn herab und Joeys Grinsen bekam einen warmen Ton. Und vielleicht würde ja dann dieser kleine Kerl doch noch das Licht der Welt erblicken. Denn abgesehen von Kaibas bescheuerten Gesicht auf das er sich freute, mochte er sein Design. Es war niedlich und machte ein unschuldig freundliches Gesicht. Ganz anders als die mörderischen erwachsenen Verwandten. Sein Drache besaß nichts von dem eiskalten Blick sondern die blaue wärme des Meeres welche er so liebte. In ihnen das Funkeln des Lichtes im Horizont. Er sollte dem Profiduellanten Plan folgen und sehen wohin er ihn führen würde. Es war so wie immer. Joey würde das Ding schon schaukeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)