Slytherins Skriptorium von Anastasya (A Hogwarts Legacy Story) ================================================================================ Kapitel 3: Schlangen -------------------- „Ja toll, wir müssen jetzt trotzdem was tun!“, fauchte Cami und sah zu Ominis, der sich offenbar bemühte, die Ruhe zu bewahren. „Vielleicht können wir die Tür markieren. Mit einem Zeichen oder so.“ Er versuchte direkt sein Glück, aber wie zu erwarten, gelang auch dies nicht. Sebastian hatte schon wieder so eine ungeduldige, überhebliche Miene aufgesetzt. Ominis, der immer noch die Tür betrachtete, schien das zu spüren. „Sebastian... Das hier ist ein Problem. Ohne Orientierung sind wir geliefert. Das wäre unser Ende.“ Sebastian zuckte nur die Schultern, fast, als wäre er belustigt, und Cami musste den Drang bekämpfen, ihm wirklich eine zu scheuern. „Zurück können wir nicht. Wir versuchen, uns die Türen zu merken und stürzen uns halt rein.“, presste sie murmelnd hervor und Sebi grinste nun vollends. „Das ist mein Mädel!“ Sie quittierte es nur mit einem „Klappe.“ Dann öffneten die Fünftklässler Tür für Tür und gerieten immer tiefer ins Labyrinth. Sie hatten ja auch keine andere Wahl. Ominis Miene wurde mit jedem Moment zerknirschter, während Sebastian immer noch wirkte, als wären sie hier auf einem lustigen Abenteuer. Mittlerweile mussten sie schon Stunden unterwegs sein. Zeitgefühl hatte keiner mehr. Und die ganze Zeit sprach niemand ein Wort. Die einzigen Geräusche waren ihre Schritte und das Scharren der Türen. Gerade hatten sie ein weiteres Schloss geöffnet, als Sebastian durch die Tür stürmte und sich dann erbost herumdrehte. „Soll das hier für immer so weitergehen? Wir müssen doch mal irgendwas erreichen!“ „Ich weiß nicht, Sebastian! Ich kann mir schon vorstellen, dass wir hier für alle Ewigkeiten rumirren, ohne was zu finden. Dieser Ort scheint mir genau dafür gemacht zu sein!“, schoss Cami zurück. Sie war hungrig, erschöpft und geriet immer weiter an den Rand der Verzweiflung. Das hörte man auch ihrer Stimme deutlich an. Doch bevor sie mit Sebi in einen echten Streit geraten konnte, fuhr Ominis ihnen dazwischen. „Ruhe! Ich höre was!“ Die beiden anderen lauschten angespannt. Dann vernahmen sie ein heiseres Zischen. Cami sah zu Ominis, der konzentriert zuhörte, die Stirn runzelte und dann auch etwas auf Parsel sagte. Sebastian sah seinen besten Freund erwartungsvoll an. „Was war das?“ Unsicher hob Ominis seinen gesenkten Blick. „Ob wir würdig seien. Dann sei es leichter...“, entgegnete er mit kratziger Stimme, als hätte er eine ungute Vorahnung. Und diese schien sich im nächsten Moment zu bewahrheiten. Ein lautes Poltern ertönte und ehe einer der drei reagieren konnte, schwabbte eine undurchdringliche Dunkelheit über sie. Mit der Dunkelheit kam auch die Stille. Kein einziger Laut war mehr zu hören. Cami fühlte sich wie betäubt. Ihre Füße schienen nicht mehr auf festem Boden zu stehen und blind griff sie nach vorne, dorthin, wo eben noch Sebastian gestanden hatte. Sie wollte Halt finden, doch griff nur ins Leere. Sie wollte schreien, nach ihren Begleitern rufen, aber aus ihrer Kehle kam kein Laut. Raum und Zeit schienen nicht mehr zu existieren. War das der Tod? Fühlte sich so sterben an? Cami hatte es sich immer anders vorgestellt. Ihr Leben zog nicht an ihr vorbei. Da waren keine Bilder, kein Frieden, nur diese unendliche Leere. Sollte sie nicht Frieden spüren, wenn sie starb? Plötzlich war da wieder ein Gefühl. Camis Füße berührten etwas Festes, Hartes. Das undurchdringliche Schwarz lichtete sich langsam und sie sah, das kalte, graue Gewölbe, in dem sie stand - aber nicht lange. Ihre Beine gaben nach und ihre Muskeln schienen noch nicht wieder zu funktionieren. Der harte Stein schmerzte, als sie auf den Knien landete und auch ihre Hände taten weh, als sie ihren Sturz abfederten. Der Boden war eiskalt. Je weiter sie kamen, desto kälter wurde es. Hier konnte sie sogar schon ihren Atem sehen. Fröstelnd stand sie auf. „Sebastian? Ominis?“, fragte sie laut, hörte aber nur das Echo ihrer eigenen Stimme. Gerade, als sie noch einmal rufen wollte, vernahm sie ein seltsames Geräusch hinter sich. Es klang... Glitschig? Erschrocken wirbelte sie herum und blickte augenblicklich in ein schimmerndes, bösartiges Auge. Eine große, schwarze Schlange stürzte mit weit geöffnetem Maul auf sie zu. Die spitzen Zähne des Biests streiften Camis Wange, als sie in der letzten Sekunde zur Seite sprang. „Expulso!“, schrie die Gryffindor und schwang ihren Zauberstab. Die große Schlange wurde mit einem widerlichen Platschen an die Wand geschleudert. Doch sie blieb nicht liegen. Stattdessen bäumte das Reptil seinen dunklen Körper abermals auf, bereit zu einem erneuten Angriff und Cami schleuderte einen weiteren Fluch in ihre Richtung: „Bombarda!“ Die Steinmauer wurde explosionsartig zerrissen, die Schlange zerfetzt. Schwer atmend starrte die Blondine auf das tote Tier und bemerkte dann aus dem Augenwinkel eine neue Bewegung. Zwei weitere große Schlangen nahten von rechts heran und auch aus dem Gang zu ihrer Linken konnte sie ein bedrohliches Zischen hören. Ohne zu Zögern feuerte sie Flüche auf die Kriechtiere und einen weiteren Explosionszauber an die Decke, um sich dann umzudrehen und zu rennen, während der Gang hinter ihr in sich zusammenstürzte. Camilla rannte und passierte viele Abzweigungen. Hier und da krochen immer wieder neue Schlangen auf sie zu. Die Biester schienen sich immer weiter zu vermehren und Cami hatte das Gefühl, die Reptilien nicht mehr lange mit ihrer Magie aufhalten zu können. Sie beschleunigte ihren Sprint noch weiter, obwohl ihre Lunge schon schmerzhaft brannte. Das Atmen wurde immer schwerer, besonders durch die eiskalte Luft. Direkt vor ihr glitt auf einmal eine Schlange herab, die um einiges größer war, als die bisherigen. Ihr Körper war bestimmt doppelt so dick wie der von Cami und die Länge erinnerte an ein ausgewachsenes Fabelwesen. Diese Schlange war ein echtes Ungetüm und langsam beschlich das junge Mädchen das Gefühl, dass es hier kein Entkommen geben würde. Trotzdem keuchte sie „Diffindo!“ und zielte auf das Monster vor sich. Blut spritzte und Cami nahm all ihre Kräfte zusammen, um noch schneller weiter zurennen. Abermals ließ sie den Gang hinter sich explodieren, als sie jäh gestoppt wurde. Ein Aufprall und es riss ihr den Boden unter den Füßen weg. Die Gryffindor wirbelte durch die Luft, überschlug sich und blieb auf dem Steinboden liegen. Noch hatte sie nicht das Bewusstsein verloren, auch wenn schwarze Punkte vor ihren Augen tanzten. Aber sie konnte hier nicht liegen bleiben. Ihr Kopf dröhnte und in ihren Ohren rauschte es. Unsicher stand sie auf. Alles schmerzte, doch dafür war jetzt keine Zeit. Wieder krochen aggressive Schlangen auf sie zu. Ihr Arm war schrecklich schwer, als sie ihren Zauberstab hob, wieder Flüche auf die zischelnden Biester feuerte und weiter stolperte. Eine Schlange erwischte sie am Arm und versenkte ihre spitzen Zähne in Camis Haut. Die schüttelte das Tier ab und trat es dann von sich. Dann wirkte sie wieder einen gewaltigen Explosionszauber. Sie wollte alles hinter sich in Schutt und Asche sehen. Mittlerweile taumelte sie eher rückwärts, als zu laufen oder zu gehen, da stieß ihre Schulter auf Widerstand und ließ sie heftig ins Wanken geraten. Cami drehte sich um, da schlang sich ein Arm um ihre Taille und bewahrte sie davor, wieder zu Boden zu fallen. Als sie aufsah, erkannte sie Sebastian, wusste aber nicht, ob er real war. Sie lächelte kurz, bevor sich ihre Augen nach hinten rollten. „Cami!“ Eine vertraute Stimme holte sie zurück. Sebastians Gesicht schwebte vor Camilla. Er sah lädiert aus und aus einem Schnitt über seinem Auge rann ein wenig Blut. Seine Miene nahm einen erleichterten Ausdruck an. „Scheiße Rochefort, ich dachte schon, du wirst ohnmächtig.“ „Wo ist Ominis?“, fragte Cami sofort und sah nun in ein ratloses Gesicht. „Er ist nicht hier. Aber dich habe ich ja auch jetzt erst gefunden. Was ist dir passiert?“ Besorgt musterte er sie und sie spürte, was für starke Schmerzen sie hatte. Ihr Becken pochte und das rechte Bein konnte sie kaum bewegen. Überall war Blut, ihr Arm brannte und in ihrem Kopf hämmerte es. Sie keuchte angestrengt und unterdrückte den Impuls, laut aufzuschreien, während sie sich aufsetzte. „Schlangen. Viele. Große.“ Sebi nickte. „Bei mir auch. Dich hat es aber wohl schlimmer erwischt.“ Er strich ihr Haar zurück und besah sich dann ihren Arm und ihren Unterkörper. Vorsichtig betastete er ihr Knie und sie stieß ihn blitzschnell von sich, sodass er auf den Hintern fiel und sie erstaunt ansah. Sie hatte aber nicht anders gekonnt. Der Schmerz, der sie durchzuckte, war zu heftig gewesen und es dauerte einen Moment, ehe es wieder auszuhalten war. Sprechen konnte sie noch nicht wieder. Jeder Atemzug fühlte sich an, wie ein Kampf. Trotzdem fasste sie ein kleines bisschen Hoffnung. Sebastian war wieder da, er hatte sie gefunden. Der Slytherin näherte sich Cami wieder und sie versuchte sich mit aller Kraft auf seine vertrauten Augen zu konzentrieren. Das dunkle Braun wirkte in dem schummrigen Licht fast schwarz. Sebi legte seinen erleuchteten Zauberstab zur Seite und als das Licht über sein Gesicht huschte, erkannte Cami einen grünen Schimmer in den Iriden, die durch die Helligkeit kurz einen Haselnuss-Ton angenommen hatten. Was er sagte, nahm das Mädchen nur am Rande wahr. „Ich bin nicht der allerbeste Heiler, aber ich versuche, dich wieder ein bisschen hinzukriegen. Bist du bereit?“ Mit einer kleinen Verzögerung nickte sie und presste die Lippen zusammen, während Sebastian seinen Zauberstab erneut hob, langsam bewegte und dabei leise murmelte. Zuerst spürte sie eine Linderung an den Beinen; in das rechte kehrte auch das Gefühl zurück. Als Sebi fertig war und sie abwartend ansah, fühlte sie sich schon besser. Zwar war ihr bewusst, dass sie in den Krankenflügel gehörte, aber so wie es jetzt war, konnte sie auf jeden Fall weitergehen. Noch etwas zittrig stand sie auf. Sebastian stützte sie dabei, ließ aber ihren Arm nicht los, als sie wieder auf den Beinen war. „Du wurdest gebissen.“, stellte er fest. Sie nickte und besah sich ihren Unterarm. Die Wunden des Bisses waren deutlich zu sehen und an den Rändern waren sie schwarz. Mit besorgter Miene ließ Sebastian Cami los. „Schlangengift...“, flüsterte er dann. „War das vorhin bei den Türen auch Schlangengift?“ Er machte einen Schritt auf sie zu und nahm dann unvermittelt ihr Gesicht in beide Hände. „Du siehst auch sehr grau aus...“ Sein Gesicht kam ihrem immer näher und als ihre Nasenspitzen sich fast berührten, zuckte Cami zurück, die Augen weit aufgerissen. „W-was soll d-das werden?“, fragte sie ihn irritiert, beinahe hysterisch. „Ich schau' mir deine Pupillen an. Warte mal...“ Seine Stimme klang im Gegensatz zu ihrer ganz ruhig. Er griff in die Tasche seines Umhangs und Cami wand sich von ihm ab, ein unbekanntes flaues Gefühl in der Magengegend. Das gerade... Irgendwie ist es seltsam gewesen. Doch Sebastian hielt ihr ein kleines Fläschchen hin und sie sah wieder auf. „Hier. Ist zwar nur ein Rest Aufpäppeltrank und Gegengift wäre mir eigentlich lieber, aber damit wirst du dich ein wenig besser fühlen.“ Dankbar lächelte sie ihm zu, hielt dann aber inne. „Vielleicht sollten wir den lieber aufsparen. Wer weiß, was noch passiert oder wie es Ominis geht. Es war eine dumme Idee, hier einfach so reinzulaufen.“ Resigniert zog sie ihre Hand zurück, welche dann aber von Sebastian gepackt wurde, der die Flasche bestimmt hineindrückte. „Ich meine das ernst.“, motzte das Mädchen. „Du hast mich doch fürs Erste geflickt.“ Sebastian aber ließ sich nicht beirren. „In Ordnung. Ich möchte trotzdem, dass du ihn hast, falls wir wieder getrennt werden.“ „Woher dieser Edelmut? Vielleicht brauchst du ihn ja später auch noch?“ „Vielleicht...“, entgegnete er nachdenklich, fiel dann aber wieder in seinen üblichen, etwas überheblichen, Tonfall zurück. „Aber ich bin schließlich der beste Duellant der Schule, das wird schon gehen.“ Kurz fühlte sich alles wieder so normal an. Als wäre es ein ganz normaler Tag. „Entschuldige bitte? Du meinst wohl 'zweitbester'.“, feixte Cami. „Da sprechen wir nochmal drüber, Rochefort.“ Sebastian war nun der erste, der die Bewegungen in den Schatten wahrnahm. „Noch mehr Schlangen.“, warnte er und als eingespieltes Team stellten die beiden Fünftklässler sich Rücken an Rücken und zückten ihre Zauberstäbe. „Das sind verdammt viele.“, murrte Sebi und auch Cami fiel auf, dass es in allen Winkeln kreuchte und fleuchte. Entschlossen holte sie aus und brüllte: „Incendio!“ Auch Sebastian begann den Kampf und die beiden gaben ihr Bestes, die Zahl der angreifenden Schlangen zu dezimieren. Fluch um Fluch schoss durch die eiskalten Mauern. Lichtblitze zuckten durch die Luft. „Es nimmt kein Ende.“, knurrte Sebastian und Cami teilte dieses Gefühl. Für jede Schlange, die sie zur Strecke brachten, kamen zwei neue aus irgendeiner Ecke. Vielleicht machte ihre Taktik von vorhin ja mehr Sinn, überlegte Cami dann. Was für schwerwiegende Verletzung sie davon getragen hatte, hatte sie einfach ausgeblendet. Sie lehnte sich ein Stückchen nach hinten, näher zu Sebi, während sie weiter Flüche abfeuerte. „Wir rennen gleich. Da den Gang runter.“, sprach sie in sein Ohr und deutete mit der freien Hand in eine grobe Richtung. „Eins." Ihre Stimme klang so energisch, wie es der Tritt war, den sie einer dicken Schlange gab, die ihr viel zu nahe gekommen war. „Zwei.“ Ihr Blick glitt kurz an die steinerne Decke. „Drei!“ Dann ließ die Gryffindor die Decke explodieren. Das Krachen war ohrenbetäubend und als Cami herumwirbelte, hatte Sebastian schon ihr Handgelenk umschlossen und zog sie ein Stück mit sich. Sie bemerkte die Schneise aus blutigen Schlangen, die Sebi geschaffen hatte. Dann ließ er sie los und die beiden rannten, als wäre der Teufel höchstselbst hinter ihnen her, während das Gewölbe hinter ihnen weiter in sich zusammenstürzte. Staub und Gestein flogen umher, unmenschliche Schreie waren zu hören und die beiden Hogwartsschüler befanden sich mittendrin. Es war ungewiss, ob sie es hier raus schaffen würden. Vielleicht besiegelten jetzt ja doch herabfallende Trümmer ihr Schicksal. Cami fiel zurück. Sebastian war einfach schneller und sie konnte sein Tempo nicht mehr halten. Zwar kratzte sie all ihren Lebenswillen zusammen, dennoch befand Sebi sich nun gut drei Meter vor ihr. Angst ergriff Besitz von ihr. Und die Angst wurde zu blanker Panik, die mit jedem Zentimeter stieg, die ihr Freund sich von ihr entfernte. Ohne es wirklich beabsichtigt zu haben, schrie Cami seinen Namen: „Sebastian!!!“ Das schrille Kreischen brachte ihn dazu, nach hinten zu sehen und als er die Distanz zu der Gryffindor erkannte, weiteten sich seine Augen. Das konnte man sogar in der Düsternis erkennen. Ein großes Stück Mauerwerk krachte hinter Cami zu Boden. Es war wie der Nagel zu ihrem Sarg, denn in diesem Moment wurde ihr klar, dass sie es nicht schaffen würde. Sie war zu langsam. „Lauf!“, brüllte sie Sebi zu und blieb selber dann stehen. Er konnte weiter rennen, er würde das schaffen. Er musste es schaffen. Ihre letzte Chance war ihre Magie. Den Zauberstab, den sie immer noch in der Hand hielt, schwang sie nach oben. Das war ihre letzte Möglichkeit, am Leben zu bleiben. Zwar war ungewiss, ob sie sich retten könnte, aber kampflos würde sie sich nicht aufgeben. Wenn, dann starb sie als stolze Gryffindor! Mit aller Entschlossenheit, die noch in ihr war, machte sie ihren vielleicht letzten Zauberspruch: „Protego Maxima!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)