Alien 3 - Gestrandet auf Fiorina von DamkinaGlencoe ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Clemens sieht in die Weite. Seine Miene ist genauso düster wie seine Umgebung. Die dunkelrote, schmutzige Sonne geht gerade auf. Das ölige, schwarze Meer liegt unbeweglich und leblos da. Die riesigen Fördermaschinen rosten auf den Abraumhalden dahin. Nebel zieht über das Land. Fury 161 ist der trostloseste Planet, den man sich überhaupt vorstellen kann. Zerstört von der Rohstoffgier der Firma. Unzählige Insekten haben sich schon auf ihn gestürzt. Er hat es längst aufgegeben, das Ungeziefer hier draussen abzuschütteln. Die Luft ist schwer von Abgasen, nirgends gibt es mehr Pflanzen....nur einen völlig zerstörten Planeten. Und doch ist dieser Morgenspaziergang für ihn ein kleines Stück Freiheit.... Aber etwas ist heute anders. Ein gleissender Lichtpunkt nähert sich am Himmel wie eine Sternschnuppe, wird aber immer grösser. Es ist ein Rettungsschiff. Mit einem Knall saust es unweit der Küste ins flache Meer und bricht auseinander. Ohne lange zu überlegen rennt Clemens los. Kurz darauf erreicht er den schmutzigen Strand und sieht sich um. Noch ein Stück weiter liegt etwas und wird vom Wasser überspült. Mit einigen Sätzen ist er dort. Im flachen Wasser liegt eine Frau, schwarz von dem öligen, vergifteten Wasser und schon bedeckt von Ungeziefer. Sie ist nicht bei Bewusstsein. Clemens hebt sie auf und rennt mit ihr auf den Armen den langen Weg zurück zur Station. Sein schwerer Mantel weht im Wind als er über die Steine springt. Die hydraulischen Türen öffnen und schliessen sich quietschend als Clemens mit der Frau auf den Armen den Schleusenraum, dem ein grosser Duschraum folgt, passiert. Die Männer, die unter den Duschen stehen, sehen ihn fassungslos an, kommen hervor und trocknen sich die Gesichter ab. So etwas hat es hier noch nie gegeben. Nichts hat bisher den trostlosen Gleichklang des Alltags gestört. Vorsichtig legt Clemens die Frau auf den Fliessenboden. Sie trägt nur ein Bustier mit einem Top darüber und einen Slip. Die Sachen sind schwarz und fettig von dem öligen Wasser, genau wie ihre Haut und ihr zu einem Zopf geflochtenes langes Haar. Mit einem Schwung wirft er den schweren Mantel und die dicke Jacke ab, die er unter dem Mantel getragen hat. Das Ungeziefer stiebt durch den Raum. „Ein FSM ist abgestürzt. Lauft zum Strand. Vielleicht sind dort noch andere.“ Sie blicken ihn staunend an. “Sofort!“ brüllt Clemens. Darauf setzen sie sich in Bewegung. Clemens wendet sich wieder der Frau zu. Mit einer Taschenlampe prüft er die Reflexe ihrer Augen. Vorsichtig klopft er an ihre Wange: „Können sie mich hören?“ Bis auf einen Atemzug keine Reaktion...er hebt sie an, um nach dem Herzschlag zu hören, als sie das schmutzige Seewasser erbricht.... ----------------------------------------------------------------------------- Die Männer rennen in riesigen Schritten mit übergeworfenen Mänteln nach draussen und nehmen 3 Gespanne mit je 2 Ochsen mit zum Strand... ----------------------------------------------------------------------------- Clemens nimmt die Frau wieder auf die Arme und trägt sie weiter zum Krankenrevier. Vorsichtig legt er sie auf einer Trage ab. Sein Assistent reicht ihm saubere Tupfer mit Desinfektionsmittel und Wasser, damit er ihr Augen, Nase und Mund säubern und eventuelle Wunden desinfizieren kann. Sie ist noch immer bewusstlos. An der rechten Stirnseite hat sie eine leichte Schürfung. Jetzt erst bemerkt Clemens, dass diese Frau schön ist. Über weich geschwungenen Augenbrauen wölbt sich eine hohe Stirn. Sie hat hohe Wangenknochen und eine kleine Stupsnase. Die Lippen sind fein geschwungen. In beiden Ohren trägt sie symmetrisch mehrere goldene Ohrringe, eine kleine goldene Blume mit einem Smaragd in der Mitte umrandet von weissen Kristallen in ihrem linken Nasenflügel und eine zarte Kette mit einem bräunlichen klaren Stein um ihren Hals. Noch nie im Leben hat er so eine Anordnung von Schmuck gesehen, jedenfalls nicht in dieser Art, auch nicht damals, als er noch auf der Erde lebte. Die langen braunen Haare schimmern ein wenig wie Kupfer und sind zu einem festen Zopf geflochten. Er untersucht sie weiter...das rechte Bein ist kurz über dem Fussknöchel gebrochen. Glücklicherweise ist der Bruch nicht offen, muss aber gerichtet werden. Weitere Verletzungen scheint sie nicht zu haben. Stöhnend bewegt sie sich. Ihre Augenlider flattern und sie fasst sich mit der Hand ins Gesicht. «Ganz ruhig, sie sind in Sicherheit." Clemens nimmt ihre Hand und drückt sie. «Haben sie Schmerzen?" Langsam öffnet sie die Augen. Sie hat irgendetwas an sich, was seinen Puls beschleunigt. War es, weil er so viele Jahre keine Frau gesehen hat? «Mein Bein...." stöhnend versucht sie, das gebrochene Bein anzuziehen, lässt es aber bei dem Versuch. Mit Panik in den Augen sieht sie sich um. «Wo bin ich?" «Auf Fury 161. Eines von Weyland-Yutanis Arbeitslagern... Das FSM, in dem sie waren, ist abgestürzt...Ich gebe ihnen jetzt ein Schmerzmittel, dann wird es gleich besser..." Sie greift nach seiner Hand: «Danke...Sie sind der Doc?" Mit ihren hellen, blauen Augen mustert sie Clemens, der unwillkürlich die Augen niederschlägt, weil ihr Blick ihn in sein Innerstes trifft wie ein Blitz. «Ja, ich bin hier der zuständige Mediziner. Ich heisse Jonathan Clemens..." Rasch wendet er sich ab, atmet tief durch, öffnet eine Ampulle und zieht sie auf. «Wie geht es den anderen?» «Ich weiss es noch nicht. Unsere Männer sind noch dabei die Trümmer zu bergen. Ich habe sie am Strand gefunden und als erstes hierher gebracht.» Sie seufzt: «Ja....ich erinnere mich....sie haben mich eine weite Strecke getragen....danke...» Clemens wendet sich ihr wieder zu und streicht ihr unwillkürlich über das zusammengebundene lange Haar. «Sie erinnern sich?» Sie nickt und mustert ihn. Dr. Clemens ist gross und hat breite Schultern. Sein Gesicht ist markant geschnitten, seine Nase ist ein klein wenig schief. Eine hohe Stirn, helle Haut und die feinen, eher schmalen Lippen geben ihm einen aristokratischen, intelligenten Ausdruck. Seine Lippen umspielt ein bitterer Ausdruck, welcher von Schmerz und Unglück zeugt. Die grossen hellblauen Augen strahlen Güte aus. Seine Haare sind nur millimeterkurz und rotblond. Die Ohren stehen ein ganz kleines bisschen ab und feine Sommersprossen lassen ihn jünger wirken, als er wohl ist. Er trägt eine einfache olivfarbene Hose und ein ebensolches T-Shirt. Trotz dieser einfachen Kleidung ist er eine charismatische Erscheinung. In seinen grossen und doch schlanken Händen mit gepflegten Nägeln hält er die vorbereitete Spritze mit dem Schmerzmedikament. «Das ist gut.» Er lächelt. «Wissen sie noch ihren Namen?» «Damkina....Damkina Dayne...», sie kann ihren Blick nicht von ihm lösen. «Ich muss ihr gebrochenes Bein richten», murmelt er. «Sie brauchen ein Schmerzmittel...» Damkina reicht ihm ihren Arm. Clemens staut die Venen und injiziert es ihr. «Sie werden gleich wieder müde und schlafen....sie brauchen jetzt Ruhe...sie wurden sehr unsanft aus dem Hyperschlaf gerissen." «Jon....", weiter kommt sie nicht. Er würde wohl nie erfahren, was sie noch sagen wollte. Wie lange hatte ihn niemand mehr Jon genannt. Das war noch in einem anderen Leben. Clemens legt ihr eine Sauerstoffmaske an bevor er das gebrochene Bein richtet. Bei der Arbeit setzt er sich neben Damkina Dayne auf das Bett. Sie schläft wieder tief und fest während er ihr Bein zuerst von dem öligen Wasser reinigt, richtet und danach den Gips anlegt. Ihr Hemd, das Bustier und der Slip, alles ist schwarz vom Öl. Sein Assistent hat ihm eine grössere Schüssel mit warmem Wasser gebracht. Clemens schickt den Mann weg, den anderen helfen. Es ist besser, wenn der Gefangene, der ihm sonst immer hilft, nicht dabei ist, wenn er der Frau die verdorbenen Sachen auszieht und ihre weisse, makellose Haut von dem ätzenden, schwarzen Öl befreit. Sie hat eine sehr weibliche Figur, wohlgeformt, aber nicht mager. In diesem Moment ist er froh, dass sie schläft. Sie verwirrt ihn. So kann er seine Gefühle besser beherrschen. Nur ihr zu einem Zopf geflochtenes Haar bekommt er nicht vom Öl sauber. Damkina…was für ein ungewöhnlicher Name. Ganz dunkel erinnert er sich an eine alte Legende aus der Frühzeit der Menschheit, die von den alten Göttern von Sumer erzählt. Eine der Göttinnen trug diesen Namen. Aus seinem Schrank holt er ein T-Shirt, welches er ihr anlegt. Es ist lang genug und reicht ihr bis zu den Oberschenkeln. Fürsorglich deckt er sie zu. Es wird nicht mehr lange dauern bis er mögliche weitere Überlebende versorgen muss. -------------------------------------------------------------------------- Inzwischen erreichen die Männer die Absturzstelle des Rettungsschiffes. Es ist verheerend zerstört. Aus einer der Hyperschlafkapseln mit zerbrochenem Deckel bergen sie eine weitere Frau, die am Leben ist. In zwei weiteren Kapseln finden sie nur noch Tote...einen schwer verletzten Mann, der von einem Sicherheitspfeiler gepfählt wurde, und ein etwa 10jähriges Mädchen. Eine schwer zerstörter Android ist kaum noch zu identifizieren. Die Männer machen sich mit dem Ochsengespann an den Abtransport des Rettungsschiffes, während einer die verletzte Frau zu Clemens in das Krankenrevier bringt, der nun auch sie versorgt. --------------------------------------------------------------------------- Inzwischen meldet der Gefängnisleiter Andrews: „Fury 161 Gefängniseinheit meldet Absturz von Rettungsschiff 2650. Zwei Überlebende: Damkina Dayne und Leftenant Ripley...Tot: Corporal Hicks, Tot: unbekannte weibliche Person, geschätztes Alter 10 Jahre. Erbitten schnellstmögliche Notevakuierung. Erbitte Antwort – Superintendent Andrews“ Weyland-Yutani an Fury 161 Gefangeneneinheit: Nachricht erhalten. --------------------------------------------------------------------------- Am späten Nachmittag nach Abschluss der Bergung ruft Superintendent Andrews alle Gefangenen und das Personal in der mehrstöckigen Versammlungshalle zusammen. Die Gefangenenanlage ist für eine viel höhere Anzahl von Häftlingen gebaut. Einige hocken auf den Geländern im Erdgeschoss, einige andere locker verteilt über den Geländern der ersten und zweiten Etage. „Na dann, Leute, es ist wieder so weit, alle bleiben hier“, ordnet der Assistent von Andrews, Aaron, an. „Also, legen sie mal los, Mr. Dillon.“ Ein charismatischer farbiger Mann mit Brille tritt in die Mitte des Raumes. Er ist ein Gefangener, aber trotzdem der geistige Seelsorger der Gefangeneneinheit. Andächtig beginnt er zu beten: „Gib uns die Kraft, oh Herr, dass wir aushalten. Wir wissen, dass wir arme Sünder sind in den Händen eines zornigen Gottes. Auf dass der Kreis nicht breche bis zum jüngsten Tag, auf dem Weg, den jemand, der ihn geht, nicht zurückkehrt. Amen.“ Er hebt die rechte Hand in die Höhe wie zum Schwur, ebenso wie die anderen Männer. Hinter ihm steht Superintendent Andrews, Clemens lehnt etwas abwesend weiter hinten an einem Geländer. „Amen“, erwidern die Männer den Abschluss des Gebetes. Dillon tritt zur Seite und Andrews betritt das Auditorium: „Danke, meine Herren. Die Gerüchtekontrolle gibt folgendes bekannt: Wie einige von Euch wissen“, er beginnt zu laufen und inspiziert die Gesichtszüge, „hat ein Rettungsschiff der Reihe 337 eine Bruchlandung hingelegt und zwar heute Morgen gegen 06:00 Uhr bei der Hundewache. Dabei hat es zwei Überlebende und zwei Tote gegeben, ferner einen Androiden, der aber hoffnungslos zerstört wurde.“ Die Männer kratzen sich die kahl geschorenen Köpfe und kauen auf ihren Zigaretten herum. „Die Überlebenden sind zwei Frauen.“ Aufgeregtes Gemurmel und Lachen geht durch die Reihen. Einer ruft: «Richtige Frauen?» «Das hat es ja noch nie gegeben!» Unruhe verbreitet sich. Einer kriecht durch das Geländer: „Wir haben einen Eid abgelegt! Wir leben im Zölibat! Das gilt doch für Frauen sicher ebenso.“ ruft ein Mann mit Namen Morse. Andere werfen ein: „Wir alle haben ihn abgelegt!“ „Halts Maul, Morse.“ »Ich möchte damit nur sagen, dass ich die Geschäftspolitik nicht gut heissen kann, die es ihnen erlaubt, sich einfach unter die Insassen und das Aufsichtspersonal zu mischen.» Dillon ergreift das Wort: „Was unser Bruder damit sagen will ist, dass wir jeden Einzelnen, jeden Fremden der kommt, besonders wenn es Frauen sind, als eine Störung unserer Harmonie betrachten und als potentiellen Bruch der geistigen Einigkeit.“ Andrews übernimmt wieder: „Wir sind uns, was eure Ansicht in dieser Frage betrifft, absolut im Klaren. Und es wird Euch sicher freuen, zu hören, dass ich ein Rettungsteam angefordert habe. Ich hoffe, dass es innerhalb einer Woche hier eintrifft und diese Frauen schnellstens hier wieder wegbringen wird.“ „Wer´s glaubt, wird selig!“ „In welcher Verfassung sind sie?» Andrews wendet sich an Clemens. „Sie scheinen nicht schwer verletzt zu sein. Eine ist noch bewusstlos. Die andere schläft mit einem Schmerzmittel. Sie hat ein Bein gebrochen. Im Augenblick kann ich keine detaillierteren Diagnosen liefern.“ „Werden sie überleben?“ „So, wie es aussieht, ja.“ Clemens verzieht keine Miene, als Andrews gereizt wie immer, auf ihn zu kommt und hält seinem Blick stand. „Hören sie, es wird im Interesse aller sein, dass die Frauen das Krankenrevier nicht verlassen bevor die Rettungsmannschaft eintrifft. Und wenn es schon unbedingt sein muss, dann nur in Begleitung! Klar?“ Aaron nickt: „Sir.“ Andrews wendet sich wieder den Männern zu: „Meine Herren, wir werden unsere tägliche Arbeit verrichten, als sei nichts geschehen. Und sie werden sich auch nicht unnötig aufgeilen! Haben wir uns verstanden?“ Er nimmt die Antwort gleich vorweg: „Gut. Danke, meine Herren.“ Dillon brummt vor sich hin: „Das wird sich zeigen…“ Im Hintergrund hört man Gemurmel: „Die sollen zusehen, dass sie kommen, sonst ist keiner mehr übrig.“ Die Runde verläuft sich.... Kapitel 2: 2. Kapitel --------------------- Clemens betritt wieder das Krankenrevier. Er trägt nur noch ein T-Shirt, nicht mehr die dicke Jacke, wie im Versammlungsraum. Hier und im Wohnbereich des Personals ist es etwas wärmer als in den anderen Bereichen der Gefangenenstation. Sein erster Blick gilt Damkina Dayne. Sie schläft noch immer. Er deckt sie wieder sorgfältig zu, damit sie nicht friert, streicht ihr über die Wange und ertappt sich dabei, sie einfach nur so anzusehen.... Dann rafft er sich auf und wendet er sich der zweiten Frau zu. Die schmutzige Wäsche hatte er auch ihr schon vor dem abendlichen Appell mit den Gefangenen ausgezogen und sie ebenfalls vom schmutzigen Ölwasser gesäubert. Vorsichtig nimmt er ein Insekt aus den kurzen, dunklen, lockigen Haaren und schnippst es weg. Sie ist schlank und muskulös, eben trainiert wie eine Armeeangehörige. Ihr Gesicht ist etwas kantig und sie hat schmale Lippen. Bei der Untersuchung konnte er keine schweren Verletzungen finden. Er setzt sich an ihr Bett und zieht mehrere Ampullen auf. Mit geübten Griffen beginnt er die Injektion in die Armvene. Die Frau fällt ihm in den Arm: „Was ist das?“ „Nur ein kleiner selbstgemixter Cocktail. Ein kleiner „Muntermacher“.» Die Frau stöhnt. Ihr linkes Auge ist blutunterlaufen, erste Hämatome zeichnen ihre linke Gesichtshälfte. „Sind sie etwa Arzt?“ “Ich bin Clemens. Ich bin zuständiger Mediziner.“ „Hier?“ „Auf Fury 161. Ein ziemlich rückständiges Arbeitslager von Weyland-Yutani. Leider muss ich es so nennen....Darf ich jetzt?“ Ellen Ripley sieht ihn an, richtet sich auf und fällt wieder stöhnend in das Kissen zurück. Sie ist wieder bei vollem Bewusstsein. „Ist zur Stabilisation gedacht.“ Er injiziert weiter. „Eigentlich müsste ich ihnen den Kopf kahl scheren. Wir haben hier ein grosses Problem mit Läusen“, seine Stimme klingt sanft. „Wenn es ihnen wieder besser geht, gebe ich ihnen eine Schere und sie können diesen privaten Teil selbst erledigen.“ „Wie bin ich hierher gekommen?“ Clemens entfernt die Nadel aus ihrem Arm. „Sie hatten eine Bruchlandung mit einem FSM. Sie wurden offensichtlich von ihrem Mutterschiff abgesprengt, bevor sie unsere Atmosphäre erreichten. Wissen sie, wie lange sie im Hyperschlaf waren?“ Von einer Armeeangehörigen im Offiziersrang erwartete Clemens mehr aussagekräftige Informationen. Ellen Ripley versucht sich aufzurichten. „Sie sind nicht auf die sanfteste Art wach geworden.“ Sie seufzt: „Wahrscheinlich geht es mir zwei Wochen lang schlecht.“ „Das glaube ich auch.“ Stöhnend fällt sie zurück, „Wo sind die anderen?“ „Die sind bis auf eine Frau draufgegangen.“ Clemens deutet auf das Bett, welches links neben Ripleys steht und steht wieder auf. „Was?“ Sie ringt um Fassung. „Nur eine Frau hat ausser ihnen überlebt: Damkina Dayne.“ „Wie geht es ihr?“ „Sie schläft mit einem Schmerzmittel. Das rechte Bein ist gebrochen. Ich konnte schon mit ihr sprechen.“ „Lady Dayne, sie ist Diplomatin. Wir haben sie von unserem letzten Einsatz mitgenommen.“ Deutlich hört man an Ripleys Stimme, dass sie wenig an Lady Dayne interessiert ist. Clemens blickt verwundert auf Damkina Dayne, dass sie Diplomatin und adelig ist, hatte er nicht erwartet. Als Diplomatin erscheint sie ihm noch viel zu jung und auch viel zu weiblich. Seltsam, wie emotionslos Ellen Ripley über den Zustand von Lady Dayne hinwegging. „Sie gehört nicht zu ihrem Team?“ „Nein, Ihr Schiff hatte eine Havarie auf dem Planeten....ich muss...sehen, was mit den anderen passiert ist....“ Ripley versucht aufzustehen: „Ich muss zurück zum Schiff....es muss sein…“ Langsam erhebt sie sich stöhnend vom Bett und bemerkt, dass sie nackt ist. Clemens versucht sie zu bremsen: „Das werden sie nicht tun. Sie sind gar nicht in der Verfassung.“ Doch Ripley schert sich nicht um seine Einwände. „Besorgen sie mir was zum Anziehen, oder soll ich so gehen?“ Sie blickt an sich herunter kreuzt die Arme vor ihren Brüsten. Dabei blickt sie Clemens provozierend an. Er gefällt ihr. Clemens blickt an ihr hoch und runter. „Angezogen scheint mir ratsamer zu sein, angesichts der Bedürfnisse unserer Insassen hier.“ Er dreht sich um, steht auf und geht zum Schrank. „Keiner von ihnen hat in den letzten Jahren eine Frau gesehen.“ Mit Bitterkeit in der Stimme öffnet er einen Spind, um Kleidung herauszunehmen. „Was mich betrifft, ich auch nicht.“ Ein bitterer Zug umspielt seine Lippen. Und jetzt war er hier für zwei Frauen verantwortlich, davon eine, die es ihm sehr schwer machte, sich zu beherrschen, obwohl sie noch immer tief schlief. Er schlägt die Spindtür wieder zu und gibt Ripley die Sachen, einfache olivfarbene Kleidung, wie sie hier alle trugen. Ellen Ripley zieht sich an. --------------------------------------------------------------- In den viel zu grossen Kleidungsstücken und Boots stapft Ripley neben Clemens auf dem Weg zum Rettungsschiff her. „Das war früher mal eine Einrichtung für 5000 Strafgefangene, jetzt haben sie sie auf einen Betreuerstab von 25 reduziert.“ „Weshalb?“ „Damit die Zündflamme nicht ausgeht.“ „Welche Zündflamme?“ „Die Öfen dürfen nicht verstopfen. Wir haben es hier mit Methan zu tun. Wir haben hier eine Giesserei, Leftenant Ripley.“ Inzwischen haben sie die Halle erreicht. Das Schiff wird gerade an Kettenzügen im Raum bewegt. „Die Insassen giessen Bleiplatten für Giftmüll-Behälter.“ „Sie kennen meinen Namen? Woher?“ „Der stand in ihrem Slip als Schablonendruck.“ Ripley sieht ihn fassungslos an und geht weiter in Richtung des Schiffes, umkreist es ein Viertel bis zum Eingang. Clemens folgt ihr. „Wo haben sie die Leichen gelassen?“ „Wir haben ein Leichenschauhaus und dort bleiben sie, bis die Ermittlungsmannschaft eintrifft, voraussichtlich in einer Woche.“ Ripley klettert ins Schiff und sieht sich um. „Wir hatten einen Androiden.“ „Der funktioniert nicht mehr, ist nicht mehr zu gebrauchen, ist völlig zerstört. Was noch von ihm übrig war, haben wir auf den Müll gebracht.“ Ripley nickt. „Der Corporal wurde von einem Sicherheitspfeiler aufgerissen. Er wusste gar nicht, was ihn traf.“ Sie atmet tief durch und schliesst die Augen. „Und das Kind?“ „Sie ist in ihrer Hyperschlafkabine ertrunken. Ich glaube nicht, dass sie etwas gespürt hat, als es passiert ist.“ Tränen rollen über Ripley Gesicht. Der Schmerz übermannt sie. „Es tut mir leid....“ Ripley sinkt weinend über einer Schlafkapsel zusammen. Dann fasst sie sich wieder. Ihr Blick fällt auf die Seitenwand der Kapsel, die bräunliche Verätzungen zeigt. Stöhnend richtet sie sich auf. „Was ist denn?“ Clemens hat ihren Schreck bemerkt und auch, dass diese Verätzung ihn ausgelöste. Er ist ein aufmerksamer Beobachter. „Wo ist sie?“ „Im Leichenschauhaus.“ Mit einem Mal ist Ripley fest entschlossen: „Ich muss sie sehen. Ich muss sehen, was von ihr noch übrig ist...“ ---------------------------------------------------- Superintendent Andrews ist sauer. Täglich meldet er die Vorkommnisse auf der Gefangenenstation an die Zentrale der Firma. Niemals kam auch nur eine Rückmeldung bis auf die Eingangsbestätigung. Und auf einmal, mit dem Auftauchen dieser beiden Frauen, scheint sich die Firma brennend für sie zu interessieren. Als ob er nicht schon genug um die Ohren hätte, mit all dem Aufsehen, das die beiden hervorgerufen hatten. Am Liebsten würde er sie vor den Gefangenen verstecken und einschliessen, bis endlich das angeforderte Rettungsteam, besser gestern als morgen, sie hier abholen würde. Wie sollte er diesen Haufen an Vergewaltigern und Mördern im Angesicht der beiden Frauen ruhig halten? Und nun bekam er von der Firmenzentrale auch noch die strikte Order, beide Frauen mit besonderer Achtung zu behandeln und dieser Lady Dayne ein besonderes Quartier zuzuweisen. Polternd betritt er gemeinsam mit Aaron, der ihm wie immer wie ein Schatten folgt, das Krankenrevier. Nur eine der beiden Frauen befindet sich da. Bisher hat Andrews beide nicht zu Gesicht bekommen und war eigentlich auch ganz froh darüber. Schliesslich störten sie seinen beschaulichen Tagesablauf gewaltig. Die Frau hat einen Gips um ihren rechten Unterschenkel und scheint zu schlafen, wird aber durch den Lärm wach. Andrews baut sich vor ihrem Bett auf, als sie ihre Augen öffnet. «Wie geht es ihnen, Botschafterin?» brummt Andrews. Er kann sich noch erinnern, dass Clemens etwas von einem Beinbruch bei Damkina Dayne berichtet hatte. Aaron wagt nichts zu sagen, als ihn der Blick aus den blauen Augen der Frau trifft. Sie schaut von einem zum anderen, als sie sich aufrichtet und die Decke fester um sich zieht. «Danke, ich denke, besser….Mr.?» «Superintendent Andrews, ich bin der Leiter dieser Einrichtung. Das ist Mr. Aaron, mein Assistent.» «Sehr erfreut, sie kennenzulernen, Superintendent – Mr. Aaron.» Sie nickt den beiden Männern zu und reicht ihnen die Hand. Andrews verschränkt seine Arme demonstrativ hinter dem Rücken, da traut sich auch Aaron nicht. «Ich sehe, ich habe es hier mit vollendeten Gentlemen zu tun.» Sie lässt sich wieder in das Kissen zurückfallen. Zähneknirschend nimmt Andrews diese Anspielung zur Kenntnis. «Wo ist Leftenent Ripley?», poltert er. «Bedauerlicherweise kann ich ihnen dazu keine Auskunft geben. Dr. Clemens war so frei, mir reichlich Schmerzmittel zu geben, als er mein gebrochenes Bein gerichtet hat. Sie haben mich gerade etwas unsanft geweckt.» Damkina fühlt Unbehagen in sich aufsteigen. Sie mag diesen Mann nicht. «Ich würde es als eine Erleichterung empfinden, wenn sie und Leftenent Ripley in Anbetracht unserer Häftlinge hier nicht über die Station spazieren. Mr. Clemens wird sie nachher in ein für sie vorbereitetes Appartement bringen, in dem sie sich aufhalten sollten, bis die Rettungsmannschaft sie abholt. Es ist zu ihrer eigenen Sicherheit, die ich ansonsten nicht garantieren kann.» «Vielen Dank, dass sie so besorgt um mich sind. Ich werde mich bemühen, ihren Wünschen nachzukommen. Das sollte im Moment nicht sehr schwer fallen.» Sie hebt ihr gebrochenes Bein. «Ich denke, ich bin im Moment in meinem Aktionsradius ziemlich eingeschränkt. Allerdings kann ich nicht für Leftenent Ripley sprechen. Wir sind uns gegenseitig nicht weisungsberechtigt.» Missmutig nimmt Andrews zur Kenntnis, dass es ihm nicht gelingt, diese Frau einzuschüchtern. Sie trotzt seinem Blick und das beunruhigt ihn. Auch die Spur Sarkasmus ist ihm nicht entgangen. Hier hat er wohl einen ähnlichen Charakter wie Clemens vor sich. Soll der sich um sie kümmern. «Mr. Clemens wird sie während ihres Aufenthaltes hier betreuen. Er ist für alles zuständig.» «Sie verwöhnen mich, Superintendent, dass sie mir einen Leibarzt zuteilen.» Sie grinst und neigt den Kopf, was Andrews noch missmutiger macht, als er sich abwendet. «Ich danke ihnen für ihren Besuch.» Andrews rauscht, gefolgt von Aaron, davon. Dieser Frau ist er nicht gewachsen. -------------------------------------------------------------- Clemens geht den Weg zur Leichenhalle voran. Eine steile Wendeltreppe führt tiefer in die unwirtlichen Gemäuer. Clemens’ Assistent geht voran und hat sich inzwischen den beiden angeschlossen. „Gibt es irgendeinen besonderen Grund, dass sie darauf bestehen?“ Eigentlich möchte er ihr den Anblick der Körper ersparen. Schliesslich war es ihm schon schwer genug gefallen, gerade, weil ein Kind dabei war. „Ja, ich muss wissen, woran sie gestorben ist.“ „Hören sie, ich wiederhole mich bei einem so sensiblen Thema nur äusserst ungern. Es besteht kein Zweifel daran, dass sie ertrunken ist.“ Am unteren Ende der Treppe angekommen wendet Clemens sich zu Ripley um und blickt ihr fest in die Augen. „War sie ihre Tochter?“ Der Schmerz ist ihr ins Gesicht geschrieben. Sie schüttelt den Kopf: „Nein, das war sie nicht.“, und blickt nach unten. Der Assistent öffnet die Tür des Kühlfaches und Clemens rollt die Trage heraus. Ripley bleibt wie angewurzelt stehen. Es kostet sie sichtlich Überwindung, sich der Trage zu nähern. Clemens denkt das Laken ab. Darunter liegt ein Mädchen mit weit geöffneten Augen und bleicher Haut. Ripley wendet sich schluchzend etwas ab. Der Assistent blickt zu Boden. Clemens mustert Ripley mit ernster Miene. Sie druckst rum. „Ähm…Kann ich bitte mit ihr einen Augenblick allein sein?“ „Ja, natürlich.“ Der Assistent und Clemens wendet sich ab und ziehen sich ein paar Meter zurück. Zögernd nähert sie sich der Liege. Schluchzend schliesst sie dem Mädchen die Augen und beginnt sie tastend zu untersuchen, blickt ihr in Mund, Nase und Ohren. «Verzeih mir», flüstert Ripley und untersucht weiter. Kritisch äugt der Assistent zu ihr. „Was macht sie?“, fragt er Clemens, der nach einem kurzen prüfenden Blick zur ihr und der Trage geht. „Alles in Ordnung?“ Zweifel steht ihm ins Gesicht geschrieben. Irgendetwas sucht sie, aber was? Ripley versucht eine entschlossene Miene aufzusetzen: „Nein.“ Sie blickt Clemens fest in die Augen. „Wir müssen eine Autopsie durchführen. Wie ich schon sagte, wir müssen umgehend die Todesursache feststellen.“ „Ich habe ihnen doch schon gesagt, dass sie ertrunken ist.“ Er denkt das Laken wieder über das Mädchen. „Da bin ich nicht so sicher. Der Leichnam sollte geöffnet werden.“ „Ich glaube, sie sind nicht richtig informiert. Der halbe Organismus…..“ Clemens geht um die Trage, um sie in das Kühlfach zurückzuschieben. „Ich habe sehr berechtigte Gründe dafür“, unterbricht sie ihn. „Nennen sie mir die Gründe, Leftenant Ripley“ Zögernd sucht sie nach einer Antwort: „Vielleicht…etwas Ansteckendes….“ „Was könnte es denn ihrer Ansicht nach sein?“ Sie schnieft: „Cholera.“ Genervt wird Clemens langsam ungeduldig: „Cholera? - Es hat seit mehr als 200 Jahren keinen Fall von Cholera mehr gegeben.“ Welchen Bären will sie ihm jetzt aufbinden? Ripley sieht ihn flehend an: „Bitte....“ ----------------------------------------------------------- Das Obduktionsbesteck ist gerichtet, Clemens trägt einen Gummikittel und Handschuhe. Er ergreift das Skalpell und blickt prüfend auf Ripley, die sichtlich leidet. Was verschweigt sie? Nach kurzem Zögern setzt er den ersten Schnitt, öffnet die Bauchdecke. Der Assistent hockt gähnend in der Ecke. Ripley zwingt sich, zuzusehen. „Es ist alles, wie es sein soll.“ erklärt Clemens. Er schluckt. „Kein Anzeichen einer Infektion, auch keine Anzeichen einer Krankheit.“ Ripley kämpft mit sich. „Schneiden sie …. den Brustkorb auf.“ Fragend blickt er sie an, zögert, wirft das Skalpell in eine Schale und greift zur Knochensäge. „Seien sie vorsichtig.“ Er merkt deutlich, dass sie ihm etwas Wichtiges verschweigt, dann öffnet er den Brustkorb. Eine Obduktion ist nie etwas Angenehmes, besonders, wenn es sich um ein Kind handelt. Ripley fängt an zu schluchzen. Sie kann es kaum ertragen. Er wirft die Knochensäge beiseite, bricht die Rippen auseinander und gibt den Blick auf die Lungen frei. „Die Lunge...sie ist voller Flüssigkeit. Also starb sie ganz natürlich.“ Seine Miene versteinert sich, ein bitterer Zug umspielt seine Lippen. „Hören sie, ich bin kein völliger Idiot. Also sagen sie mir bitte, wonach wir suchen!“ In diesem Moment öffnet sich weit hinter Ripley lautstark eine Tür und Andrews stürzt in Begleitung von Aaron wutschnaubend herein. Clemens legt die Instrumente beiseite. „Mr. Clemens“, schreit Andrews. „Superintendent.“ Die beiden Männer kommen mit raschen Schritten auf ihn zu. „Ich glaube, sie kennen Leftenant Ripley noch nicht?“ Clemens richtet sich auf und macht freundliche Miene zu bösem Spiel. Andrews ist stocksauer: „Was ist hier los, Mr. Clemens“ Auch der Aaron muss hinzufügen: „Ja, genau, was ist hier los, Mr. Clemens?“ Clemens räumt unbeirrt das Instrumentarium zusammen. „Zunächst mal wäre zu sagen, dass sich der Leftenant schon viel wohler fühlt. Lady Dayne schläft wohl noch nach einer Schmerzmittelgabe wegen ihres gebrochenen Beines.“ Ripley drückt sich an die Türen der Kühlboxen. „Und zum Zweiten führe ich im Interesse der öffentlichen Gesundheit eine Autopsie durch.“ „Ohne meine Zustimmung?“ „Dazu hatten wir leider keine Zeit.“ Er blickt Andrews fest an und weicht keinen Millimeter. „Aber es ist alles gut gegangen. Es gibt keine Anzeichen einer ansteckenden Krankheit.“ „Gut. Allerdings wäre ich äusserst erfreut, wenn Ripley nicht vor den Gefangenen herumstolzieren würde, wie sie es wohl in der vergangenen Stunde getan hat. Des Weiteren wäre es sehr hilfreich, wenn ich in Zukunft über ihre physische Verfassung auf dem Laufenden gehalten würde. Oder ist das etwa zu viel verlangt?“ Ripley hat ihre Fassung wiedergefunden: „Die Leichen sollten verbrannt werden.“ Andrews wehrt ab: „Unsinn. Wir legen sie wie üblich auf Eis, bis das Rettungsteam hier eintrifft.“ „Wir kühlen sie.“, bekräftigt Aaron. Ripley findet ihre Fassung wieder: „Das Ganze ist doch eine Frage der öffentlichen Gesundheit.“ Hilfesuchend blickt sie zu Clemens. „Der Leftenant ist der Ansicht, dass eine mögliche Krankheit immer noch zum Ausbruch kommen kann.“ „Sagten sie nicht eben es gäbe dafür kein Anzeichen?“ „So wie es aussieht, ist das Mädchen wohl ertrunken, aber ohne dass Ergebnisse entsprechender Labortests vorliegen zu haben, kann man das nicht mit Sicherheit sagen.“ Clemens lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. „Ich würde es nicht für klug halten, darauf zu verzichten und einen möglichen Virus vielleicht doch einzuschleppen. Sollte es zu einem Choleraausbruch kommen, so würde sich das in einem Bericht sicher nicht gut machen, Sir?“ Schnaufend vor Ärger sehen sich die beiden Männer an. Andrews wendet sich Ripley zu: „Wir haben 25 Häftlinge in dieser Einrichtung hier. Alle mit doppelten Y-Chromosomen, alles Diebe, Vergewaltiger, Mörder, Kinderschänder...der letzte Abschaum.“ Andrews sieht Ripley drohend an. „Nur, weil sie sich zum Glauben bekannt haben, sind sie deshalb nicht weniger gefährlich.“ Clemens nickt zustimmend. „Ich möchte sie in ihrer Überzeugung nicht beleidigen, denn ich will die herrschende Ordnung nicht zerstören. Ich möchte nicht, dass die Wellen noch höher schlagen und ich will hier auch keine Frau herumlaufen sehen, die sie auf dumme Gedanken bringt.“ Ripley nickt. „Ja, ich verstehe. Sie meinen, zu meiner eigenen Sicherheit.“ Andrews nickt. „Sie sagen es.“ Er wendet sich wieder Clemens zu. „Mr. Clemens, ich überlasse es ihnen, wie sie die Leichen einäschern. Sie dürfen den Ofen benutzen, aber bis 22:00 Uhr sind alle wieder in ihren Zellen.“ Er wendet sich zum Gehen, dreht sich aber noch einmal um. «Jawohl, Sir», entgegnet Clemens. „Ach, noch etwas: Lady Dayne ist aufgewacht. Sie bringen sie in das Besucherappartement und haften mir persönlich für ihre Sicherheit! Nur sie kümmern sich um die Botschafterin!“ Clemens zieht sichtlich sauer die blutverschmierten Handschuhe aus..... Kapitel 3: 3. Kapitel --------------------- Im düsteren Schlachthaus öffnen sich die Aussentüren. Zwei Männer zerren einen verstorbenen Ochsen in den Raum. „Weihnachten steht vor der Tür.“ „Was soll denn das heissen?“ „Nur ‘ne tote Kuh ist ‘ne gute Kuh. Das stinkende Mistvieh ist voller Läuse. Es sind nur noch verdammt wenige von den Viechern übrig. Dann haben wir keine mehr.» «Ich hasse es, die Biester abzuspritzen.“ Verächtlich spuckt er aus. „Dann sind meine Stiefel immer völlig verdreckt.“ „Es wird dir nichts anderes übrig bleiben, Frank....“ „Was?“ „Wenn Du die Möglichkeit hättest, was würdest Du zu ihnen sagen?“ „Was heisst, wenn ich die Möglichkeit hätte?“ „Naja, du weisst schon, wenn Du es könntest...“ „Du meinst, einfach nur so?“ „Ja.“ Sie ziehen den Ochsen an den Hinterläufen nach oben. „Was würdest du machen, wenn dir eine einfach so über den Weg laufen würde…in der Messe?“ „Kein Problem. Ich hatte mit den Damen noch nie Schwierigkeiten. Ich würde sagen: „Tag, meine Liebe, wie geht’s denn so? - Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“ Dann würde ich sie mustern von oben bis unten, dann würde ich ihr zuzwinkern und dreckig grinsen. – Sie weiss dann schon Bescheid.“ „Ja genau.“ entgegnete der andere, „und würde sagen: „Leck mich am Arsch, Du geiler alter Bock.“» „Ich würde sie mit Freuden am Arsch lecken. Ich würde sie mit Freude überall ablecken.“ Frank grinst süffisant und leckt sich die Lippen. „Nicht schlecht. Dann bleiben sie scharf!“ „Ich hab’ dir ja schon mal gesagt: Behandle ‘ne Königin wie ‘ne Hure und ‘ne Hure wie ‘ne Königin.“ Frank nimmt seine Schürze ab und hängt sie an den Haken. „Dann kann nichts schief gehen.“ „Was meinst du, woran ist sie gestorben?“ Der andere tritt mit dem Fuss gegen das tote Tier. „Absolut keine Ahnung. Ist einfach abgekratzt.“ „Wie alt war sie denn?“ „11 laut Tabelle, im besten Alter.“ Frank geht die Treppe hinauf in den Nachbarraum. „Ach, was soll’s, wir werden sie zerlegen und dann kommt sie in die Suppe.“ «Alles klar. - He, Frank...“ Er hebt einen komischen schleimigen Fleischfetzen vom Boden auf. «Was ist das?», aber Frank ist schon weg. ---------------------------------------------------------------- Als alles für die Kremierung vorbereitet ist, macht Clemens sich wieder auf den Weg zur Krankenstation. Vor der kleinen Feier will er Lady Dayne in das Gästeappartement bringen. Die Idee findet er sehr gut, hätte aber von sich aus nicht gewagt, es Andrews vorzuschlagen. Nun hatte Andrews den Auftrag von der Geschäftsleitung bekommen, was diesen sichtlich wurmte. Das Appartement war gut zu verschliessen und er musste sich nicht um die Frau sorgen, wenn er etwas anderes zu tun hatte. Andrews war ja richtig ausser sich gewesen, wer hier bei ihnen verunglückt war. Helen Ripley konnte auf sich selbst aufpassen, sie war ein Offizier. Clemens konnte nicht behaupten, dass ihm sein «Spezialauftrag» nicht angenehm gewesen wäre. Insgeheim freute er sich darauf, Zeit mit Lady Dayne verbringen zu können. Aber es war schon so, wie er es Ripley gesagt hatte, genau wie die anderen Männer auf der Station, hatte er seit Jahren keine Frau mehr gesehen. Wenn er die Wahl hätte...er verbietet sich den Gedanken...er war jetzt ihr Arzt....und doch, er war auch nur ein Mann. Ripley hat sich auch noch einmal hingelegt, als Clemens den Krankensaal betritt. Sie wirkt sehr erschöpft. «Kann ich noch etwas für sie tun?», fragt Clemens. Sie schüttelt den Kopf. «Danke, vielleicht noch einen Moment Ruhe.» Er nickt und wendet sich Lady Dayne zu. Sie ist seit dem Besuch von Andrews und Aaron wach, hat aber noch etwas geschlummert. «Wie fühlen sie sich, Lady Dayne? Schmerzt das Bein noch sehr?» Er setzt sich zu ihr an die Bettkante. «Danke, es geht besser. Es ist auszuhalten.» Ihre blauen Augen werden langsam wieder klarer. «Nennen sie mich Damkina.» Sie streckt Clemens ihre Hand entgegen. «Jonathan...», lächelnd nimmt er ihre Hand und schüttelt sie. «Jon, hast du bitte etwas mehr zum Anziehen für mich?» Sie blickt an sich runter, denn sie trägt nur das T-Shirt. «Ja, natürlich.» Er geht zum Schrank und kehrt mit einer Hose zurück, «Es gibt hier leider nur die Kleidung, die alle tragen, vom Häftling bis zum Superintendant.» Sie nickt, «Das ist ausreichend und vielleicht sogar sinnvoll...Im Abendkleid wäre ich wohl overdressed.» Er muss schmunzeln. «Die Hose ist gross, müsste auch über den Gips gehen.» Clemens schafft es tatsächlich, das Hosenbein über den Gips zu ziehen. Dann schlüpft sie in die andere Seite, zieht sich mit einem Arm an ihm hoch, und mit dem anderen die Hose. Schwankend steht sie auf einem Bein und bindet sich die Hose zu, während Clemens sie hält. «Danke, Jon.» «Ich bringe dich jetzt in das Gästeappartement, welches der Superintendent für dich vorgesehen hat.» Er nimmt sie auf die Arme, so, wie er sie den weiten Weg vom Strand getragen hatte, nur schlingt sie ihre Arme diesmal um seinen Hals. Und diesmal muss er sich nicht so beeilen, sondern kann sie mit gemütlichem Schritt in ihre neue Unterkunft bringen. --------------------------------------------------------- Appartement war etwas hoch gegriffen, aber das Zimmer hat schwere Metallwände, eine ebensolche Tür und war von innen verschliessbar, es hatte eine eigene Dusche und Toilette, war mit einem Tisch mit zwei Stühlen, Schrank und einem richtigen breiten Bett ausgestattet. Früher hatten hier die Inspektoren übernachtet, die die Gefangeneneinheit kontrollieren kamen. Aaron hatte eine Kanne Wasser, eine Kanne Tee und eine Kanne Kaffee mit Trinkbechern, auch einige belegte Brote bereitgestellt und alles noch schnell frisch machen lassen. Clemens setzt Damkina beim Bett ab und schliesst die Tür. Dann giesst er ihr einen Becher Tee ein. «Du solltest etwas trinken.» «Danke», sie nimmt den Becher und wärmt sich erst einmal die Hände daran. Clemens geht zu einer Kurbel an der Wand, mit der er aussen liegende schwere Metallplatten vor einem Fenster öffnet. Rötliches Licht des Sonnenuntergangs dringt von draussen in den Raum und kaschiert die trostlose Landschaft. Dann setzt sich neben sie. «Das Appartement ist gut gesichert. Falls es hier einen Aufstand gibt, ist man sicher wie in einem Bunker. Es gibt auch eine nur von innen zu öffnende Luke für einen Notausstieg nach aussen. Ich habe hier einen Schlüssel, den zweiten lege ich Dir hier in den Schub. Ausser mir kann jetzt niemand mehr hier hinein.» «Danke…» Damkina überlegt. «Wie lange bist du schon hier, Jon?» «Jetzt?....Das 12. Jahr...» «Das ist hart....und einsam...» Er nickt. Sie spürt, dass er das Thema nicht weiter vertiefen möchte und unterlässt es, weiter zu fragen. Längst hat sie bemerkt, dass er am Hinterkopf im Haaransatz einen Strichcode hat, der ihn als Gefangenen kennzeichnet. «Brauchst du noch etwas?» «Ich glaube, im Moment nicht, danke.» Er blickt auf seine Uhr. «In 10 Minuten beginnt die Trauerfeier für die Verunglückten. Ich denke, es ist besser, du bleibst hier. Es ist noch zu anstrengend für dich, zu stehen.» Sie erhebt sich vom Bett und streckt die Arme nach ihm aus. «Ich habe sie zwar kaum gekannt. Ich war nur kurz auf der Sulaco, bevor wir in den Hyperschlaf gegangen sind. Bitte nimm mich trotzdem mit.» Clemens überlegt kurz, blickt sie prüfend an, «na gut», dann nimmt er sie wieder auf die Arme. Er kann ihr nichts abschlagen. ------------------------------------------------------------------ Inzwischen wurde ein Hochofen hochgefahren. Das geschmolzene Metall leuchtet glühend aus der oberen Öffnung. Die Männer versammeln sich in seiner Nähe. Superintendent Andrews richtet seine Brille. Die Förderbrücke wird über dem Hochofen positioniert, um die Kremierung vorzubereiten. Aaron nimmt seine Mütze ab. Andrews öffnet eine Bibel. „Wir übergeben hiermit dieses Kind und diesen Mann in deine Obhut, oh Herr.“, liest er heiser vor. Clemens hat seinen rechten Arm stützend um Damkina gelegt, die sich ebenfalls an ihm festhält. Sie halten sich etwas im Hintergrund. Links neben ihnen steht Ripley, die ihre Tränen kaum unterdrücken kann. „Mögen die Dahingeschiedenen dem Schattenreich unseres irdischen Daseins entgehen. Sie werden hiermit erlöst sein von aller Dunkelheit und allem Schmerz.“ Alle Männer in der Runde sind wirklich betroffen....ein Kind....war hier noch nie ums Leben gekommen. „Dieses Kind und dieser Mann haben das irdische Dasein verlassen, um das Jenseits zu erlangen. Mögen sie dort ihren ewigen Frieden finden.“ Ripley fängt an zu schwanken. Clemens mustert sie besorgt. „Asche zu Asche, Staub zu Staub.“ Andrews nimmt seine Brille ab, er ist fertig. Von hinten hört man Dillon: „Warum?“ Alle wenden sich nach seiner sonoren Stimme um. „Warum wurden die Unschuldigen bestraft?“ Dillon kommt mit langsamen Schritten nach vorn. „Warum das Opfer? - Warum der Schmerz? - Es gibt keine Versprechen....Nichts, was gewiss ist.... Nur wenige werden gerufen, nur wenige gerettet.“ Tränen laufen über Ripley’s Gesicht. Sie blickt nach oben zur Decke, wo die beiden Toten auf der Förderbrücke sind. “Sie werden die Entbehrung und den Schmerz nie kennenlernen, der uns Hinterbliebene bedrückt. So vertrauen wir die Verblichenen der Leere an, auf dem Pfad, den jemand, der ihn geht, nicht zurückkehrt, und unser Herz ist glücklich.“ Beide in weisse Tücher eingewickelten Toten fallen von der Förderbrücke, um kurz danach in der heissen Glut einzutauchen. „Denn in jedem Samenkorn ist die Hoffnung zu einer Blüte enthalten.» Mehrere Blutstropfen rinnen aus Ripleys linkem Nasenloch.... „Jeder Tod, ganz gleich, wie klein er ist, ist auch der Beginn eines neuen Lebens.» Prüfend blickt Clemens Ripley an, die sich die Blutstropfen schnell und verschämt abwischt. Seine Miene ist fragend, zweifelnd.... „Eines Neuanfangs...Amen.“ Dillon hebt einen Arm zum letzten Gruss, ebenso wie alle anderen Männer. Genauso langsam, wie er nach vorn gekommen ist, zieht er sich nach hinten zurück und kommt vor Damkina zum Stehen. Andrews und Aaron haben die Köpfe in Andacht gesenkt, ebenso die Gefangenen, so dass niemand ausser Clemens bemerkt, dass Damkina Dillon mit ihrem Blick fixiert, der sich darauf zu ihr umdreht. Sie flüstert: «Ea igi ba-si-bar.» Erschrocken weiten sich Dillons Augen, als er leise antwortet: «Ea sa-mu-si-ne-gal.» Damkina lächelt und reicht Dillon ihre Hand : «A-na-ku Dam-ki-na dumu-ni Ea na-ke. » Dillon greift ihre Hand, sinkt auf die Knie und legt seine Stirn an ihre Hand. Sie fährt fort: «He-mu-u-zu.» Er nickt und erhebt sich wieder. Nur zwei der Gefangenen haben bemerkt, dass Dillon vor Damkina auf die Knie gegangen ist. Doch nur Clemens konnte den leisen Wortwechsel verfolgen, Andrews, Aaron und Ripley waren andächtig auf die Einäscherung konzentriert. Er zieht sie aus einem Schutzreflex näher an sich, vermeidet aber, die Aufmerksamkeit weiter auf sich zu ziehen. Als die kleine Feier vorbei ist, nimmt Clemens Damkina wieder auf die Arme, um sie zurück zu dem Gästeappartement zu bringen. Als sich niemand mehr bei ihnen befindet, fragt er: «Verrätst du mir, was du zu Dillon gesagt hast? Welche Sprache war das? » Damkina lächelt. «Es ist eine sehr alte Sprache vom Ursprung seiner Religion aus Sumer. Dillon sprach in seiner Rede die Übersetzung einer typischen Gebetsphrase…» «Du beherrscht diese Sprache?» «Nur ein wenig. Ich wurde in diese religiöse Strömung geboren. Stell es dir so vor: Jemand spricht Dich mit einer Floskel an, du gibst eine ganz bestimmte vorgegebene Antwort, mit der du zu verstehen gibst, dass du verstanden hast und zu der Gruppe gehörst. Dann gibt sich der andere zu erkennen, welche Funktion er in der Gruppe hat und du akzeptierst sie. Ich sagte: Ea richtet seine Augen auf etwas – Dillon antwortete: Ea hat uns Leben gespendet – Ich sagte: Ich bin Damkina, Ea’s Tochter, mögest du es erfahren. Das klingt natürlich in der Übersetzung etwas komisch. Indem er auf die Knie gegangen und mit der Stirn meine Hand berührt hat, akzeptierte er mich in der Funktion einer Priesterin.» Clemens kann kaum glauben, was sie ihm hier erzählt. Was hat sie als Diplomatin mit Dillons Endzeitsekte zu tun? «Und was bedeutet das?» «Dillon hat mich als die Priesterin seines Ordens akzeptiert. Er wird mich immer beschützen, auch mit seinem Leben, und mir gehorchen. Ich könnte jetzt theoretisch zu Superintendent Andrews Leidwesen hier überall herumspazieren und Dillon würde nicht zulassen, dass einer der Gefangenen sich mir nähert», grinst sie. Inzwischen haben sie das Appartement erreicht. Clemens schliesst auf, bringt sie hinein und legt sie sanft auf dem Bett ab. «Ich muss Leftenant Ripley noch die Duschräume zeigen…brauchst du noch etwas?» Damkina setzt sich wieder auf und schüttelt den Kopf. Clemens wendet sich wieder zur Tür. «Jon?» Er dreht sich wieder um. «Ich würde mich freuen, wenn du bald wieder kommen könntest.» Er lächelt und nickt. «Schlaf erst einmal. Ich komme morgen wieder.» «Bitte lass mich heute Nacht in diesem düsteren Zimmer nicht allein.» Damit hat Clemens nicht gerechnet. Unwillkürlich macht sein Herz einen Freudensprung. Diese schöne Frau will seine Gesellschaft und fühlt sich bei ihm sicher. «Wenn du es möchtest…» «Ich möchte, dass du bleibst.» Sie blickt ihm entschlossen in die Augen. «Du bist mein einziger Freund hier, der Einzige, dem ich vertrauen kann…», sie senkt die Augen, «und der Einzige, den ich hier mag.» Mit leicht geröteten Wangen lässt sie sich zurücksinken. «Dillon wird mich zwar schützen, aber er wird nie ein Freund sein.» Clemens ist kaum in der Lage, etwas zu sagen, zu sehr ist er überrascht. Er überlegt kurz. «Ich komme wieder….später», sagt er, bevor er das Appartement verlässt. --------------------------------------------------------------- In der Zwischenzeit war es nicht überall ruhig. Im Schlachthaus begann der tote Ochse auf einmal zu erzittern. Reissgeräusche ertönten. Das riesige Tier bäumt sich auf, als wäre es noch lebendig. Blut und Wasser strömen aus einer Öffnung in seinem aufgedunsenen Leib. Es reist weiter bis ein hundegrosses Wesen in einer Eihaut heraus plumpst, sich streckt, die Eihaut abstreift, auf die Füsse kommt, sich schüttelt. Mit grazilen Sprüngen hüpft es wie ein Hundewelpe in einen dunklen Gang hinein. --------------------------------------------------------------- Ripley steht in der grossen Mannschaftsdusche. Vor der Tür wacht Clemens und sorgt durch seine Anwesenheit dafür, dass sie ungestört bleibt. Vom Dampf sind die Spiegel beschlagen. Sie wischt den vor ihr hängenden mit einer Hand ab, betrachtet sich darin und erkennt sich kaum wieder. Ihre lockigen dunkelbraunen Haare sind ab, es sind nur noch millimeterkurze Stoppeln da, an denen man ihre Haarfarbe nur noch erahnen kann. Mehrere Hämatome verfärben ihr Gesicht. Das linke Auge ist blutunterlaufen. Im Hintergrund hört sie Stimmen. „Ist schon verdammt sonderbar, dass gerade zwei Frauen überlebt haben.“ «Irgendwas stimmt da nicht….» Ripley sieht sich um. Sie ist aber allein. Langsam geht sie in eine der mit Vorhängen abgetrennten Duschkabinen. Die Stimmen ertönen weiter, werden aber vom Rauschen des Wassers übertönt. Wie befreiend ist das warme Wasser nach all dem Schmutz und dem Ungeziefer! Ripley geniesst das heisse Wasser auf ihrem Körper.... ---------------------------------------------------------------- Zögernd öffnet Clemens die Tür zum Gästeappartement. Seine Gedanken kreisen um die beiden Frauen. Warum bestand Ripley auf der Autopsie? Was verschwieg sie? Warum war sie so erschrocken, als sie die Verätzung an der Hyperschlafkapsel entdeckt hat? In welcher Beziehung stehen Ripley und Damkina zu einander? Was hat Damkina mit Dillons Endzeitsekte zu tun? Hier waren nur Männer Gläubige, die sogar ein zölibateres Leben gelobt haben? Wie kann sie da Priesterin dieser Sekte sein? Das passte alles irgendwie nicht zusammen. Aber Clemens muss sich eingestehen, dass er einfach zu wenig über die Grundlagen der hier von Dillon aufgebauten Glaubensgemeinschaft weiss. Es hat ihn bisher auch nicht interessiert. Damkina schläft schon. Schweigend legt er sich neben sie. Als hätte sie auf ihn gewartet, rollt Damkina sich in seinen Arm und legt ihren Kopf auf seine Brust. Clemens wagt fast nicht zu atmen, doch Damkina schläft weiter. Kapitel 4: 4. Kapitel --------------------- Nach der Trauerfeier haben sich der grösste Teil der Insassen in der Messe eingefunden. Auch Superintendent Andrews mit seinem Assistenten Aaron sind da und sitzen etwas abseits an einem Tisch, Dillon mit 3 weiteren Männern, unter anderem Frank, an einem anderen. Dillon erhebt sich und geht zu einem anderen Tisch, an dem zwei der Männer ein Stück entfernt von einem Dritten etwas bedrückt sitzen. Er rückt sich den Stuhl zurecht. „O.k. – Mir ist zu Ohren gekommen, dass unsere Harmonie gestört wurde.» Die beiden gucken bedrückt auf ihre Hände. Dillon fährt fort: „Wollt ihr mir erzählen, was ihr für ein Problem habt?““ Sein Blick schwenkt von einem zum anderen. „Na kommt schon, redet mit mir, Brüder.“ Einer rafft sich auf. „Also gut, ich sag`s dir.“ Er holt mit einer Geste der Hand aus: „Mir macht die Dunkelheit nichts aus, ich hab’ keine Angst vor Ungeziefer. Ich habe keine Probleme wochenlang durch die feuchten Tunnel zu spazieren. Damit komm ich klar.“ Dillon nickt verständnisvoll. „Was ich nicht ertragen kann, ist Golic.“ Golic sitzt gegenüber und hält mit vollem Mund inne, sich den nächsten Löffel hineinzuschieben. Er hebt den Kopf vom Teller und etwas Suppe tropft ihm vom Kinn. Dillon mustert die beiden Männer und blickt den zweiten fragend an: „Und? Siehst du das ebenso?“ „Ja. Der ist verrückt und der riecht schlecht.“, antwortet jetzt der zweite. „Ich geh mit dem nirgendwo mehr hin.“ Fassungslos schaut Golic die beiden an und kaut mit offenem Mund. Dillon reibt sich nachdenklich die Stirn und schiebt seine Brille hoch. Dann wendet er sich an Golic: „Hast Du noch irgendwas hinzuzufügen?“ Golic grinst nur dämlich durch seine Zahnlücken. Dillon hebt an: „Ihr werdet zusammenarbeiten. Golic ist ein genauso armes, elendes Schwein wie ihr.“ „Nur stinkt er wie sonst was.“, mault der erste, „Und er ist verrückt“, der zweite der Männer. „Hört auf mit der Scheisse!“, grollt Dillon, «ihr habt einen Job zu erledigen. Ich will kein einziges Wort mehr über Golic hören...Verstanden?“ Golic vertieft sich wieder in seinen Teller. „O.k.?“ Missmutig nicken die beiden und tuscheln, als Dillon wieder zu seinem Platz geht und Golic im Vorbeigehen auf die Schulter klopft. Da betritt Ripley die Messe. Sie trägt die selbe Kleidung wie alle Insassen, also eine olivfarbene Hose, ein gleichfarbiges zu grosses T-Shirt, welches sie in ihre Hose gestopft hat, und die zu grossen Boots. Die beiden an dem Tisch flüstern noch: „Was sagst Du dazu?“, dann starren alle auf Ripley. Langsam kommt sie sie Treppe runter, kratzt sich verlegen am Arm und überlegt kurz. Frank, der neben Dillon sitzt, starrt sie wie gebannt mit erhobenem Kaffeetopf an. Von seinem Mut von vorhin im Schlachthaus scheint nicht mehr viel geblieben zu sein. Langsam geht Ripley unter den starrenden Blicken der Männer, die sich teilweise bekreuzigen, zur Essensausgabe, nimmt sich ein Tablett, einen Teller Essen und ein Glas Orangensaft. Dann dreht sie sich zu allen um und mustert die Anwesenden. Der Superintendent bemerkt zu seinem Assistenten: „Wie ich dachte, Mr. Aaron, wie ich dachte.“ „Sie sagen es.“ Dillon schiebt seine Brille hoch, verschränkt die Hände und mustert die anderen Männer. Ihm schwant nichts Gutes. Ripley kommt an seinen Tisch. „Ich wollte ihnen eigentlich nur danke sagen, für das, was sie bei der Beisetzung gesagt haben. Ich weiss, dass meine Freunde das zu schätzen gewusst hätten.“ Dillon versteckt sich hinter seinen gefalteten Händen und seine Augen blicken panisch von einer Seite auf die andere. „Es wäre besser, wenn sie mich nicht kennen würden.“ Jetzt wagt er es, Ripley anzusehen. „Ich bin ein Mörder und habe Frauen vergewaltigt.“ Alle Köpfe drehen sich zu ihnen. „Wirklich?“ fragt Ripley. „Vielleicht mach ich sie mit meiner Anwesenheit nervös?.“ Langsam nimmt sie Platz. Die anderen Männer am Tisch wagen nicht, sich zu rühren und sitzen wie versteinert. Dillon nimmt die Brille ab, legt sie auf den Tisch und lehnt sich zurück. „Glauben sie an etwas, Schwester?“ „Viel nicht.“ „Die meisten hier sind sehr gläubig.“, Dillon hat die Fassung zurückgewonnen. „Da bleibt auch noch was für sie.“ „Ich dachte, Frauen seien hier nicht erwünscht?“ „Es waren bisher noch nie welche hier. Wir tolerieren alle Menschen, selbst die Unduldbaren.“ „Danke.“ “Ich habe nur unsere Prinzipien dargelegt, das ist nicht persönlich gemeint. Sehen sie, wir leben hier an einem Ort, an dem man zu warten lernt.“ Dillon beugt sich vor, fast, als wolle er anfangen, zu predigen. „Und bis jetzt mussten wir keiner Versuchung widerstehen.“ Er lächelt. Ripley überlegt einen Moment. „Und auf was warten sie hier?“ Dillon blickt schmunzelnd von einem der Männer zum anderen. „Na, wir warten auf den Herrn, auf seine Rückkehr.“ --------------------------------------------------------------------- Es muss schon früher Morgen sein, als Clemens aufwacht. Für einen Moment weiss er nicht, ob er nur geträumt hat, doch Damkina liegt noch immer neben ihm. Ihr Atem geht ruhig. Clemens beobachtet sie, während sie schläft. Seine Gedanken fangen an, zu kreisen. Noch nie traf er eine Frau, die ihn nur mit dem Blick ihrer Augen derart tief ins Herz getroffen hat. Sie ist seine Patientin... Haben sie schon eine Grenze überschritten? Über mehr nachzudenken, war einfach viel zu früh und er verbietet sich allzu phantastische Träume... Damkina beginnt zu erwachen. „Jon?“ „Ja...“ Im Halbschlaf dreht sie sich und rutscht wieder in seinen Arm. „Halt mich fest...“, murmelt sie und ist wieder eingeschlafen. «Ich muss arbeiten. Schlaf weiter.» Vorsichtig löst er sich, steht auf und verlässt leise das Appartement. ------------------------------------------------------------------------ Clemens und Ripley hocken am Rand des Lichthofes im Zellenblock auf den Geländern und Clemens erklärt ihr: „Dillon und die anderen Bekehrten haben zum Glauben gefunden. Und sie kommen damit ganz gut zurecht, seit ungefähr fünf Jahren.“ „Wie sieht dieser Glaube aus?“ „Irgendwas apokalyptisches, chiliastisches, fundamentalistisches, was es schon über tausende Jahre geben soll und wohl auf dem christlichen Glauben beruht.“ „Verstehe.“ „Der Anlass war Folgender: Die Firma wollte die Einrichtung schliessen“, Clemens blickt in sich gekehrt nach oben, „doch Dillon und die anderen Konvertierten wollten nicht weg von hier. Und so erhielten wir die Erlaubnis, als Verwalter hier zu bleiben“, er sieht wieder zu Ripley, „mit zwei Aufsehern und einem medizinischen Betreuer. Und so sind wir hier.“ Er trinkt aus seinen Becher Schnaps, den er sich aus einem Flachmann eingeschüttet hatte. „Und wie sind sie zu diesem Auftrag gekommen?“ Clemens schluckt, lehnt seinen Kopf hinten an einen Stahlträger, beide Hände mit Flachmann und Becher an die Brust gepresst. „Wie gefällt ihnen ihre neue Frisur?“ lenkt er ab. Ripley lächelt und streicht sich über die Stoppeln. „Ist nicht schlecht.“ Sie wird wieder ernster. Clemens löst sich von dem Träger und setzt sich daneben, die Hände auf die Knie gestützt. „Jetzt, da ich für sie meinen Kopf bei Andrews riskiert habe, was meine ohnehin nicht gute Beziehung zu ihm weiter verschlechtert hat und sie über die stumpfsinnige Geschichte von Fury 161 in Kenntnis gesetzt habe, können sie mir da nicht sagen, was sie bei dem Mädchen gesucht haben?“ Ripley blickt Clemens tief in die Augen und legt ihren Kopf etwas schief. „Interessieren sie sich für mich?“ „Wie meinen sie das?“, Clemens hält ihrem Blick stand. Sie neigt den Kopf: „Wie ich es sagte.“ Clemens blickt ernst. „Sie sind überaus direkt.“ „Ich war zu lange da draussen.“ Clemens führt seinen Becher an den Mund. „Das geht mir auch so», sagt er bitter. Für einen Moment merkt man ihm an, dass er seltsam berührt ist, bis er zögernd sagt: „Bitte verstehen sie mich nicht falsch .... aber es gehört mehr dazu ....“ Ripley blickt zu Boden. „Ich verstehe....Lady Dayne....“ Clemens nickt unwillkürlich, seine Augen bekommen einen verträumten Schimmer, der Ripley nicht entgeht. «Ich bin dankbar für das Angebot, aber ich bin mir bewusst, dass sie damit von meiner Frage abgelenkt haben. Auf eine sehr nette Art natürlich. - Ich bin Arzt. Ich will nur wissen, warum wir die Leichen einäschern mussten.» «Und weil ich ihnen ein unanständiges Angebot gemacht habe, schulde ich ihnen eine Antwort.» «Die schulden sie mir auch so.» Sie atmet tief aus. «Ich hatte einen schrecklichen Traum im Hyperschlaf. Ich musste sicher sein, woran sie starb. Wie dem auch sei, ich habe mich geirrt.» Clemens nickt. «Wollen wir es hoffen.» «Und jetzt habe ich schon wieder einen Fehler gemacht.» «Und der wäre?» «Ich habe versucht, mich mit einem Gefangenen einzulassen. Körperlicher Kontakt, das verstösst gegen die Vorschriften.» Clemens grinst bitter. «Zweifelsohne.» Er richtet sich auf. «Wann war das?» «Das weisst du sehr genau.» Ein zynisches Lächeln umspielt seinen Mund. «Ich bin kein Gefangener.» «Du hast aber einen Strichcode auf dem Nacken.» «Du hast Recht, du hast eine Erklärung verdient. Aber das ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.» Er erhebt sich und geht. Ripley bleibt allein zurück. Sie weiss, dass sie sein Vertrauen verloren hat und nicht nur das. ------------------------------------------------------------------- Clemens betritt das Gästeappartement mit einem Tablett mit zwei Tellern, auf denen sich zwei Portionen eines undefinierbaren Essens befinden. Zum Glück hatte es jetzt erst einmal keinen neuen Ärger mit Andrews gegeben. Auch Ripley’s Avancen konnte er sich diplomatisch entziehen. Und er freute sich, wieder etwas Zeit mit Damkina Dayne verbringen zu können. Er sieht sich um, bringt das Tablett zum Tisch, stellt zwei Gläser mit Orangensaft neben die Teller. Im Bad hört die Dusche rauschen. Er hängt seine Jacke an einen Haken neben der Tür. Sie hatte es tatsächlich geschafft, mit ihrem gebrochenen Bein bis ins Bad zu kommen. Dann verstummte das Wasser. Einen kurzen Moment ringt er mit sich, dann klopft er an die Tür: „Clemens hier, brauchst Du Hilfe?“ „Oh ja…bitte…“ Er öffnet die Tür. Da steht sie mit nassem Haar, welches sie sich bis auf knapp Schulterlänge geschnitten hat, auf dem linken Bein balancierend, und sich in ein Badetuch einwickelnd. Der ölverschmierte Zopf liegt im Papierkorb. Das rechte Bein mit dem Gips hat sie etwas angezogen. Sie grinst ihn etwas verschämt an und streicht sich die Haare hinter die Ohren: «Ich weiss ja wegen des Ungeziefers…aber ganz abschneiden kann ich nicht. Dann könnte ich mich nach der Rückkehr zu lange nirgends mehr sehen lassen...Ich binde sie straff zurück…" Clemens muss schmunzeln: «Eine richtige Diplomatin....immer Kompromisse aushandeln...Gut, ausnahmsweise. Komm“, mit zwei Schritten ist er bei ihr, nimmt sie auf die Arme. Als er sie die beiden letzten Male so auf den Armen trug, war sie erst bewusstlos und tropfte noch von öligem schmutzigen Meerwasser, dann trug sie übergrosse Mannschaftssachen. Jetzt ist sie nur in das Badetuch gewickelt und ihre Haut weiss und das nasse Haar ist bräunlich und schimmert wie Kupfer. Sie hat ihre Arme fest um seinen Hals geschlungen und riecht nach Seife und frisch gewaschener Haut. Instinktiv drückt er sie fester an sich, obwohl sie schon beim Bett angekommen sind, wo er sie eigentlich vorsichtig absetzen wollte...In diesem Moment weiss Clemens, dass er dieser Frau niemals widerstehen könnte. Aber sie ist seine Patientin! Für einen Moment hält er sie noch fest, bevor er sie vorsichtig auf die Füsse gleiten lässt. «Danke», leicht errötend blickt Damkina zu Boden. Ihr Herz klopft ihr zum Hals heraus und sie ringt mit der Fassung. Sie wünscht sich, der Moment in Clemens Armen wäre nie zu Ende gegangen. Kann sie aber ihrem Instinkt vertrauen, jetzt, wo sie noch so viele Medikamente im Blut hat? Könnte er dieser besondere Mann sein, den sie bisher ihr ganzes Leben gesucht hat? Warum hatte er den tätowierten Code an seinem Hinterkopf? Ein Gefangener war er nicht mehr, da war sie sich ganz sicher. Wäre es möglich, dass sie sich in ihm irrte? Nein, unmöglich, seine blauen Augen waren zu tief und zu ehrlich. Er kann sie einfach nicht loslassen. Noch immer kann er Ripleys Avancen nicht vergessen. Höchstwahrscheinlich hätte keiner der anderen Insassen diese eindeutige Einladung abgelehnt, natürlich nicht. Schliesslich hatte keiner von ihnen seit Jahren eine Frau gesehen, geschweige denn im Arm gehabt. Aber es hat sich so falsch angefühlt, nachdem er Damkina die ganze Nacht im Arm hatte. Er will Damkina, keine andere. Ripley wäre nur ein schaler Ersatz gewesen. Überwältigt von seinen Gefühlen beugt er sich zu ihr und küsst sie auf die Stirn. In dem Moment wird ihm bewusst, dass er zu weit gegangen ist. Wie konnte er sich nur so vergessen? Damkina hebt den Kopf und streckt sich. «Wie geht es dir?» Clemens versinkt in ihren Augen. Seine Mundwinkel zucken. Er kann sich zu keinem Lächeln überwinden, hofft er doch, nicht angeeckt zu sein. «Gut, wenn du da bist.» Damkina lächelt ihn verschmitzt an. «Bitte noch mal.» Einen langen Augenblick sieht sie ihm tief in die hellen, blauen Augen. Und ehe er sich wirklich darüber klarwerden kann, treffen sich ihre Lippen...und er zieht sie an sich. Für einen Moment ist er wieder in der Realität. „Was tun wir?“, stöhnt er. Sie legt ihm Zeige-und Mittelfinger auf die Lippen. „Sag nichts...lass es einfach geschehen.“ Damkina streicht über sein Gesicht, seine kurzen, stoppeligen, goldblonden Haare, seinen Nacken. Ihre Arme umschlingen seinen Leib, ihre Hände wandern unter T-Shirt und Unterhemd und berühren seine Haut. Stöhnend spannt Clemens sich an, als sie ihm die Sachen über den Kopf zieht. Im hohen Bogen fallen die Kleidungstücke auf den Boden. Damkina spürt, dass er sie mindestens genauso begehrt, wie sie ihn. „Jon, ich will Dich...“, flüstert sie ihm ins Ohr, bevor sie ihn zu sich auf das Bett zieht und das Badetuch zu Boden sinkt. Clemens küsst ihren Hals und ihren Nacken. Ihre Haut ist schneeweiss und zart. Eine Hand gleitet über ihre runden Hüften während sie seinen Gürtel löst und seine Hose nach unten schiebt. Ohne Lippen und Hände von ihr zu lösen entledigt er sich des letzten Restes seiner Sachen. Sie schlingt ihre Beine um ihn, während er immer tiefer in sie eindringt. Beider Hände finden und umklammern sich, ihre Körper verschmelzen in vollkommener Harmonie. Damkina erwacht aus ihrem kurzen Schlummer. Clemens hat die in seinen Armen liegende Frau die ganze Zeit betrachtet. Er kann es noch immer nicht glauben, was soeben geschehen ist. „Jon?“ „Ja...“ „Halt mich fest...“ Sie küsst ihn auf die Wange. „und lass mich niemals wieder los...“ „Nein…“, seine Stimme zittert und er verstummt. Gab es so etwas wie Hoffnung, Hoffnung auf ein glückliches, normales Leben? Soll er ihr erzählen, wie er als Gefangener hierhergekommen und später geblieben ist, nachdem er seine Strafe abgesessen hatte? Würde sie ihn verdammen? Er beschliesst, den Moment nicht zu zerstören und zieht sie wieder fester an sich. Der Duft ihrer Haut und ihrer Küsse entführen ihn in eine andere Welt. Clemens legt sich wieder über sie und bedeckt sie mit zärtlichen Küssen während ihre Körper erneut verschmelzen. ------------------------------------------------------------------- Murphy schrubbt den engen Lüftungsschacht, in dem er trotzdem bequem stehen kann. Er arbeitet hier allein. Das stört ihn nicht. Warum auch? So kann er seinen Gedanken nachhängen und singen, was ansonsten die anderen wohl sehr geärgert hätte. Gleichmässig surren die schweren Flügel des Ventilators. Auf einmal bleibt sein Fuss in einer glibberigen Masse an der Seite des Schachtes kleben. Er beugt sich nieder und hebt einen Fetzen Zeug, braun, schleimig und klebrig, fast wie dünnes Leder, auf und hält es ins Licht. Ach, wie eklig .... er lässt es fallen und spuckt aus. Sein Blick fällt auf den schmalen Schacht, der an der Seite abgeht. Es ist nur ein Loch von vielleicht 50 x 40 cm. Langsam beugt er sich hinunter und sieht in den Schacht, ob er etwas erkennen kann. Er beugt sich immer tiefer. In der Dunkelheit hockt etwas .... das ihm ins Gesicht springt. Blut spritzt, er schreit auf und wird nach hinten in den Ventilatorsog gezogen. Er hält sich den Kopf, schreit und rollt immer schneller in Richtung der Ventilatorflügel, die ihn erfassen.... -------------------------------------------------------------------------------- Clemens setzt sich auf und zieht seine Sachen über. „Ich bin dankbar für deine Zuneigung.“ Ein bitteres Lächeln umspielt seine Lippen. Damkina richtet sich auf und sie erkennt, in welchem Zwiespalt er sich befindet. Mit fragender Miene blickt er sie gequält an. Sie greift nach seiner Hand. „Jon...Jon...ich habe mich in den Mann verliebt, der mich aus dem Wasser gezogen und gerettet hat...der mich so weit in Sicherheit getragen hat...der sich um mich kümmert, mehr, als ich es erwarten könnte, in dessen Augen ich nur Weisheit und Güte sehe…denkst du wirklich, dass ich diesen Mann so einfach aufgeben würde?“ Mühsam rappelt sie sich auf ihre Knie und rutscht näher zu ihm. «Mir ist es egal, ob Du hier Gefangener bist oder warst...es ist mir egal...hörst du?", ihre Stimme bebt. Clemens ist sprachlos. Sie hatte seine Gedanken gelesen. In seinen Augen steigen Tränen auf, die er unterdrückt. Ein leichtes Zittern geht um seinen Mund. Er steht auf, damit sie nicht sieht, wie sehr zerrissen er ist, und schliesst Hose und Gürtel. «Ich muss gehen, leider, ich habe hier auch zu arbeiten.» Er geht zum Tisch und füllt zwei Becher mit Kaffee, von denen er einen Damkina reicht. Damkina rutscht vom Bett und steht noch etwas wackelig auf einem Bein während sie sich geschickt in das Laken wickelt, als trüge sie ein langes Abendkleid mit Schleppe, hangelt sich zum Tisch und nimmt den Becher. «Darf ich dich um etwas bitten?“ Er nickt und trinkt aus seinem Becher. „Bist du so lieb und holst etwas aus meiner Schlafkapsel? In einem Seitenfach befindet sich eine längliche Box. Der Code für das Fach ist 1377.“ Er stellt den leeren Becher auf den Tisch und wendet sich zur Tür. „Ich werde es finden.“ Damkina hat jetzt den Tisch und Clemens erreicht und greift nach seiner Hand, dass er nicht gehen kann. «Warte...», sie zögert einen Moment. «Jon», wie lange hatte ihn niemand mehr Jon genannt. Hier war er immer nur Clemens. «Ich wünsche mir, dass du mit mir zurückkommst, wenn das Rettungsteam kommt… als der Mann an meiner Seite ...» Er hält ihre Hand fest mit beiden Händen, und kann es nicht glauben, worum sie ihn gerade bittet. «Du bist nicht verheiratet?" «Nein.» Bevor er etwas sagen kann, legt sie ihm wieder die beiden Finger auf den Mund. «Sag nichts...nicht jetzt», sie schüttelt den Kopf. «Überleg in Ruhe…» Der Personenruf erschallt: «Mr. Clemens!» Clemens lässt Damkina los und geht zu dem Gerät an der Wand und drückt einen Knopf. «Mr. Aaron...» «Superintendent Andrews möchte, dass sie sofort zum Lüftungsschacht 22 kommen. Und zwar gleich. Es hat einen Unfall gegeben.» «Einen schweren Unfall?» «Das kann man wohl sagen. Einer der Insassen....ist Hackfleisch.» Er schaltet das Gerät ab. «Entschuldige, ich muss jetzt gehen. Die Pflicht ruft, leider.» Er wirft sich die schwere Jacke über. «Jon, sei vorsichtig...» Er nickt und geht. Kapitel 5: 5. Kapitel --------------------- Im Lüftungsschacht wird Clemens schon von Andrews und Aaron erwartet. «Wer war das?» Clemens blickt sich um. «Murphy.» «Woher wissen sie das?» quietscht Aaron. «Das ist sein Stiefel.» Er zeigt auf den in den Ventilatorflügeln hängenden Stiefelrest. «Ich habe ihm die Arbeit angewiesen», sinniert Aaron. «Er war ein Wichser.» «Sie müssen sich nicht entschuldigen, Mr. Aaron, es war nicht ihre Schuld.» sagt Andrews. Ein weiterer Mann kommt mit einem Eimer. Clemens inspiziert die Unfallstelle und nimmt seine Arzttasche wieder auf. «Was gibt es dazu zu sagen?» fragt Andrews. «Da gibt es nicht viel zu sagen. Der Tod trat unmittelbar ein.» Clemens drängt sich an Andrews vorbei. «Was sie nicht sagen. Er wurde wohl in den Ventilator gesogen.» «Ein scharfer Luftzug. Nur ....» «Sehr richtig, wäre mir auch beinahe einmal passiert», ruft Aaron. «Ich habe es ihnen so oft gesagt: Haltet euch von den Ventilatoren fern." Clemens Blick fällt nach unten auf einen schmalen Seitenschacht. Er bückt sich. Einer der Metallträger sieht an einer Stelle wie geschmolzen oder verätzt aus. «Aber keine Sau interessiert das», motzt Aaron weiter. «In welche Richtung hat der Ventilator geblasen?».» fragt Clemens und berührt die verätzte Stelle. Er riecht an seinen Fingern und wischt sie an der Hose ab. «Was ist das?», fragt Aaron. «Das weiss ich nicht.» Andrews Stimme klingt scharf: «Mr. Clemens, kommen sie in einer halben Stunde in mein Quartier. Seinen sie so freundlich», dann wendet sich ab und geht. Clemens hockt am Boden, sieht in den Schacht und überlegt. ------------------------------------------------------------------------ Ripley kriecht in das Wrack ihres Rettungsschiffes und sucht nach dem Flugschreiber. Hastig kratzt sie die Silberfolie darüber auf, reisst den Kasten auf und entnimmt das blinkende Modul. Sind kriecht ein Stück zurück, setzt sich auf den Boden, öffnet es und tippt erfolglos auf der Tastatur herum. Plötzlich schrickt sie auf. Clemens steht neben ihr. «Hier sind sie also. Wenn sie hier unbeaufsichtigt herumwandern, das würde Superintendent Andrews gar nicht gern sehen.» «Wollen sie mir von dem Unfall erzählen?» «Ein Gefangener ist getötet worden.» «Wirklich? Wie?» Ripley schaut krampfhaft auf das Gerät in ihren Händen. «Im Luftschacht.» Clemens beugt sich zu einer der Schlafkapseln, sucht das seitliche Fach und entnimmt ihm einen langen Kasten. «Er ist wohl rückwärts gegangen und in einen der grossen Ventilatoren geraten.» Er steht auf, nimmt den Kasten unter den Arm und geht um Ripley herum. «Ich habe an der Unfallstelle etwas gefunden, nicht weit weg, von da, wo es passiert ist. Es ist ein Fleck, eine Verätzung.» Ripley hebt den Kopf. Clemens beobachtet sie aufmerksam: «Etwa vergleichbar, wie sie die Schlafkapsel der Kleinen aufweist.» Sie atmet tief durch und starrt Clemens an, der sie mit ernstem Blick mustert. «Hören sie, ich bin auf ihrer Seite. Ich würde ihnen gern helfen, aber dazu muss ich wissen, was vor sich geht, oder welche Vermutungen sie haben.» «Wenn sie mir wirklich helfen wollen, dann suchen sie mir einen Computer mit Audiokapazität, damit ich den Flugschreiber anschliessen kann.» «So etwas gibt es hier nicht. Das ist aussichtslos.» «Was ist mit Bishop›» «Bishop?» «Den Android, den wir dabei hatten.» «Ich kann ihnen sagen, wo die Müllhalde ist. Doch ich kann sie nicht begleiten. Ich bin bereits verabredet.» Er steht auf und schiebt Ripley mit dem Flugschreiber aus dem Wrack. ------------------------------------------------------------------------------- Leise öffnet Clemens die Tür zum Gästeappartement mit seinem Schlüssel. Im Zimmer ist es dunkel, Damkina schläft wieder. Das ist gut so und sehr wichtig, nachdem sie so unsanft aus dem Hyperschlaf gerissen wurde. Besorgt prüft er, ob alles in Ordnung ist. Dann stellt den Kasten vorsichtig auf dem Tisch ab. Er hat keine Zeit mehr. Zu Andrews darf er nicht zu spät kommen. ------------------------------------------------------------------------------- «Das ist schimmelig, Golic, hör auf zu zappeln.» «Was soll denn dieser Scheiss?» Die Männer, die sich bei Dillon über Golic beschwert hatten, zerren ihn vom Boden hoch. «Ist nicht mal richtig eingepackt.» «Macht er je etwas richtig?» «Essen. Das kann er ziemlich gut.» «Golic, zünd eine Kerze für Murphy an», sagt Dillon. «Ich zünde tausend an.» «Er war etwas Besonderes.» «Er hat sich nie über mich beschwert. - Ich habe ihn geliebt», brummt Golic. Golic und ein zweiter verlassen den Vorratsraum. «Stimmt es, was sie sagen? Sein Kopf wurde völlig zerfetzt?» Dillon nickt traurig. Sie betreten einen dunklen Gang. «Wer hat die Streichhölzer?» -------------------------------------------------------------------------------- Damkina hört gerade noch, wie Clemens die Tür wieder schliesst. Sie richtet sich auf, macht Licht an und sieht sich um. Auf dem Tisch steht die Box, um die sie ihn gebeten hatte. Vorsichtig hüpft sie zum Tisch, öffnet ihre Box und entnimmt ihr Kommunikationsmodul, welches ein kleine, flacher Computer ist. In ihrer Box befindet sich auch noch ein Katana, frische Unterwäsche und ein Metallflakon an einer Kette. Sie klappt das Kommunikationsmodul wie ein Buch auf, nimmt ihre Halskette ab und schiebt den Anhängerstein in die vorgesehene Aussparung. Damit startet das Gerät. Sobald die Verbindung steht, ist schon die erste Nachricht aus ihrem Büro eingetroffen. Das Gerät hat sich automatisch in die Sendeanlage der Gefangenenstation eingehängt. Ihre Finger fliegen über die Tastatur, als sie ihrem Büro den Auftrag gibt, nachzuforschen, ob Informationen bezüglich der Xenomorphen von der Sulaco an Weyland-Yutani gesendet wurden. Dann überlegt sie einen Moment und schreibt: Ich bitte um Informationen zu Dr. Jonathan Clemens, dem Mediziner auf Fiorina 161. Nach einem kurzen Zögern drückt sie auf «Senden». Sie nimmt eine Tasse Tee und schüttet eine Prise eines weissen Pulvers aus dem Metallflakon hinein, rührt um und trinkt in einem Zug aus. Danach hüpft sie ins Bad, duscht und zieht die frische Unterwäsche und das T-Shirt an. Die Haare bindet sie mit einem Elastikband straff zu einem kleinen Knoten zusammen. Als sie zurückkommt, findet sie bereits ein Dossier über Clemens vor. Rasch überfliegt sie die Informationen. Ihre Miene entspannt sich, als sie schreibt: «Setzt William Craster an den Fall. Neu aufrollen. Das war Organisationsverschulden der Klinik. Er soll auf volle Rehabilitation und Schadensersatz plädieren.» Bezüglich von gesendeten Nachrichten der Sulaco and Weyland-Yutani konnte sie noch keine Informationen erhalten. Sie legt sich wieder auf das Bett, lässt das Modul aber auf Empfang. ----------------------------------------------------------------------- Clemens betritt das Quartier von Superintendent Andrews, dessen erster Raum ein Büro ist. Andrews sitzt am Schreibtisch und trinkt Tee. Hinter ihm steht Aaron, die Hände in den Hosentaschen. «Nehmen sie Platz, Mr. Clemens.» «Danke.» Clemens nimmt auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz. Andrews schiebt ihm eine gläserne Teetasse über den Tisch. «Zucker?» «Nein, danke.» «Milch?» «Ein bisschen, danke.» Andrews reicht ihm mit grossem Schwung das Milchkännchen rüber. «Danke, Mr. Aaron.» Andrews deutet mit dem Kopf auf die Tür. Aaron verlässt den Raum. Man sieht ihm an, wie ungern er das tut, weil er jetzt etwas verpasst. Clemens giesst sich etwas Milch in den Tee. Kaum ist die Tür geschlossen, faucht Andrews: «Jetzt hören sie mal zu, sie mieses Stück Dreck! Wenn sie mich noch einmal verschaukeln, werde ich sie vierteilen! Verstanden!» Clemens setzt die Tasse ab. «Entschuldigung, ich verstehe nicht, was sie sagen.» «Genau gestern um 7:00 Uhr erhielt ich eine Mitteilung von allerhöchster Stelle. Ich darf darauf hinweisen, dass diese Nachricht von allerhöchster Stelle, die erste und einzige ist, die unseren Komplex hier jemals erreicht hat! Sie erwarten, dass wir uns um diese Frauen kümmern, sie als allerhöchste Priorität behandeln, besonders diese Lady Dayne. Deshalb musste sie das Gästeappartement erhalten.» Ohne wesentliche Regung fragt Clemens: «Warum das?» «Das weiss ich nicht!» Andrews Gesicht ist wutverzerrt. «Lady Dayne ist im diplomatischen Dienst. Das würde es erklären.» «Weshalb haben sie die andere eigentlich aus der Krankenstation entlassen? Der schreckliche Unfall mit Murphy ist nur passiert, weil diese dämlichen Hurensöhne nur noch mit einem Ständer herumlaufen.» «Ich bin Arzt, sie der Gefängnisaufseher», unterbricht ihn Clemens. Andrews lehnt sich zurück. «Wir beide wissen doch sehr genau, was sie sind.» Er grinst süffisant. Clemens steht auf.... «Setzen sie sich!» «Ich glaube, es ist wohl besser, wenn ich jetzt wieder gehe. Ich empfinde einen körperlichen Widerwillen, in ihrer Umgebung zu sein.» Er wendet sich zur Tür. «Tun sie, was sie nicht lassen können. Aber bedenken sie folgendes, Mr. Clemens: Wie würde es ihnen gefallen, wenn ich ihre schmutzige Geschichte ihren neuen Freundinnen erzählen würde?» Andrews steht auf und nähert sich Clemens, der stehen geblieben ist. «Zu ihrer persönlichen Erbauung, versteht sich.» Clemens nickt vor sich hin. Was würde Damkina sagen? Ripley war ihm egal. Er muss unbedingt mit ihr sprechen, bevor Andrews die Gelegenheit dazu hat. «Jetzt pflanzen sie sich wieder hin!» Schwer atmend setzt Clemens sich wieder. Andrews drückt ihm das Glas in die Hand. «Ich kann sie nicht ausstehen. Sie sind unberechenbar, anmassend und vermutlich sehr gefährlich», Andrews hockt sich vor ihn auf die Schreibtischkante. «Sie stellen alles in Frage. Würde ich hier keinen Arzt brauchen, würde ich sie nur Lichtjahre entfernt dulden.» Er beugt sich giftig zu Clemens, der scheinbar unbeteiligt vor ihm sitzt. «Ich bin ihnen ewig dankbar», murmelt Clemens. «Behalten sie ihren Sarkasmus für sich. - Also, gibt es irgendetwas, das ich wissen sollte?» Clemens blickt schief und angewidert zu ihm hoch. «Was meinen sie denn?» «Ich rede von den Frauen, spielen sie keine Spielchen mit mir! Sie verbringen viel zu viel Zeit mit ihnen. Und ich weiss nicht, ob ihre rührende Besorgnis unbedingt medizinische Gründe hat.» Andrews umrundet Clemens, der steif dasitzt. «Haben sie überhaupt etwas gesagt? Woher sie kommen, was sie für eine Mission haben? Oder, was zum Teufel, sie in einer FSM machen?» Clemens atmet tief durch. «Leftenant Ripley hat mir gesagt, sie gehörte einer Kampfeinheit an, die in Schwierigkeiten geriet. Auf der Rückreise haben sie Lady Dayne von einer diplomatischen Mission mitgenommen, deren Schiff eine Havarie hatte. Der Rest ist, glaube ich, Geheimsache. Ich habe sie nicht weiter bedrängt.» «Ist das alles?» «Das ist alles.» «Sind sie sicher?» «Ganz sicher.» «Nichts weiter?» Andrews geht um den Schreibtisch. «Nein.» Andrews greift sein Glas und geht zum Fenster. «Verschwinden sie endlich.» Clemens steht auf, da öffnet sich schon die Tür und Aaron kommt herein. Clemens drückt ihm sein Glas mit Tee in die Hand und verlässt den Raum. --------------------------------------------------------------------- Ripley hat die Müllkippe gefunden. Sie liegt im Freien. Es ist bitterkalt und windig. Sie zieht sich die Kapuze der dicken Jacke über den Kopf. In den Händen trägt sie so etwas wie einen Sack. Sie sieht sich um...wo liegt Bishop...oder das, was von ihm übrig ist? Sie klettert auf einen Haufen hoch. Da war sein Kopf mit den Schultern und dem linken Arm. Sie räumt ihn frei, zerrt ihn mit herunter und wickelt ihn in den Sack, um ihn besser transportieren zu können. Wieder im Eingang angekommen, erwarten sie drei Männer im Gang. Ripley dreht sich langsam um und geht wieder nach draussen. Sie muss einen anderen Weg zurück auf die Krankenstation finden. Die Männer folgen ihr. Auch draussen wird sie schon erwartet, Ein Mann stellt sich ihr bei dem anderen Ausgang in den Weg, stösst sie trotz ihrer Gegenwehr und ihrer Schreie wieder nach draussen und wirft sie mit dem Oberkörper über das Geländer. «Halts Maul, verdammte Hure!» Die anderen Männer halten sie von unten an den Armen fest. Ripley versucht, um sich zu schlagen, hat aber wenig Erfolg gegen die Übermacht. «Lasst mich los!» Der Mann oben greift ein Messer und schneidet von hinten das Seil durch, was Ripley als Gürtel benutzt. «Nein!!!!», wehrt sie sich. Einer greift ihr Gesicht: «Halt still!» Der Mann oben bereitet sich gerade schreiend zum entscheidenden Vorstoss vor, Ripley zu vergewaltigen, als Dillon ihn von hinten greift, schlägt und zur Seite wirft. Ripley fällt zur anderen Seite die Treppe hinab. Dillon springt ihr hinterher. «Alles in Ordnung?» Er springt weiter auf die Männer zu und schlägt mit einem Knüppel auf sie ein. «Ihr verdammten Schweine!» Auf Ripley zeigend schreit er: «Ich habe erwartet, dass sie mehr Verstand haben», und zu den Männern: «Jetzt ist Schluss mit der verdammten Sauerei, ihr mieses Gesindel!» Ripley steht auf. Der Mann, der versucht hat sie zu vergewaltigen, kriecht auf sie zu. Sie holt aus und streckt ihn mit einem kräftigen Faustschlag nieder. Dann schüttelt sie ihre Hand aus und geht. --------------------------------------------------------------------- «Zigaretten!» Golic, einer der Dreiergruppe, springt auf den Wandautomaten zu, reisst die Päckchen heraus und stopft sie in seinen Rucksack. In diesem Gang war seit ewigen Zeiten niemand mehr. Zu dritt gehen sie mit ihren Fackeln weiter. «Also, ziehen wir es durch.» Sie gehen um die Ecke in einen weiteren Gang. »Es kommt einiges zusammen.» Sie stellen brennende Kerzen in festen Abständen auf. «Also, wie viele?» «Alles zusammen macht 176.» «Kannst du nicht ein bisschen leiser kauen? Ich würde nämlich ausrechnen wollen, wie gross der Abschnitt hier ist. Verdammt! Bei dem Geschmatze ...», schnauzt der Führer der Gruppe, ein grosser, stämmiger, farbiger Mann, Golic an. «Du sollst doch nicht fluchen», mault ein anderer. «Entschuldigung.» «So, wir haben die ganze Abteilung einmal inspiziert...» «He!» «Was ist?» Einige von den Kerzen flackern und gehen im Luftzug aus. «Scheisse! Wie ist das möglich?» «Nicht fluchen!» «Klappe! «Scheisse» darf man schon sagen. Das ist keine Gotteslästerung.» «Was hat das zu bedeuten?» Der Anführer der Gruppe geht ein Stück in Richtung des Luftzuges. «Das muss ein Luftzug aus einem der Schächte sein. Die Umwälzanlage von der Klimastation – Aber, wenn die Kerzen ausgehen sollten, woher wissen wir dann, wo wir sind?» Er blickt sich zu den anderen beiden um. «Jemand muss zurückgehen und sie wieder anzünden.» «Ich schätze, das werde ich sein», sagt der dritte Mann, nimmt die Fackel hoch und stapft die Kerzenlinie entlang. «Pass auf, wo du hintrittst.» Irgendwo fällt klappernd eine Blechtonne um. «Na schön, wer seid ihr Komiker?» Er geht weiter, sich vorsichtig umsehend. Weitere Kerzen verlöschen. Er bleibt in der Nähe eines Schleusentores stehen. Unweit von ihm tropft es. Er wendet sich um und beugt sich etwas vor. Etwas hebt seinen langen Kopf, baut sich zu Menschengrösse auf und springt ihn an. Er lässt seine Fackel fallen und schreit: «Nein! Nein!» Er ringt mit dem Wesen. Die beiden anderen hören die Schreie, versuchen sich zu orientieren und rennen in Richtung der Schreie. «Wir müssen ihm helfen!» «Schnell hier rein!» Sie haben ein breites Rohr entdeckt, welches eine Abkürzung darstellt. «Helft mir!» ruft es. Sie müssen noch ein Gitter herausbrechen, um weiter zu kommen. «Schneller, schneller, so mach schon, los!» Sie rennen weiter und nähern sich dem Schreien und Heulen, bis es verstummt. Als sie aus dem Rohr herraus springen stehen sie vor einem Schleusentor, welches jetzt leicht geöffnet ist. Sie sehen sich um. »Jetzt mach schon! Da vorn!» Auf dem Boden liegt die verloschene Fackel und der gesuchte Mann sitzt schwer verletzt an der Wand. «Gib her!» Der Teamleiter reisst dem anderen die Fackel aus der Hand und sieht sich weiter um. Golic versteckt sich hinter ihm. Fassungslos schauen sie auf den blutüberströmten Mann. Plötzlich tropft es auf den Teamleiter. Er blickt nach oben. Das Wesen packt ihn von oben und zieht ihn hoch in ein weiteres Rohr. «Nimm das verdammte Ding von mir weg!» schreit er. Seine Beine zappeln hilflos. «Macht doch!» Das Wesen beisst mit seinen scharfen Zähnen in ihn hinein. Sein Blut spritzt auf den 3. noch lebenden Mann, Golic. Der blickt entsetzt und wie gebannt auf das drachenähnliche Wesen, von dessen Zähnen Blut tropft, schreit auf und rennt weg. Kapitel 6: 6. Kapitel --------------------- Clemens hat eine Weile gebraucht, um sich von seinem Gespräch mit Andrews zu beruhigen. Er wusste ja, dass dieser ihn abgrundtief hasste, weil er nur mit dümmeren Menschen zurechtkam, aber irgendwie traf es ihn jetzt deutlich mehr, als noch vor Kurzem. Mit einem Tablett voll Essen betritt er das Gästeappartement. Der Gedanke an Damkina verbessert seine Stimmung. Auf der anderen Seite erfasst ihn aber auch Panik. Andrews Drohung beunruhigt ihn sehr. Er muss ihr unbedingt seine Geschichte erzählen, bevor Andrews dazu Gelegenheit hat. Aber zuerst muss er mit ihr über Ripley reden. Damkina liegt auf dem Bett, trägt wieder das viel zu grosse T-Shirt und hat ihr gebrochenes Bein auf zusammengestapelte Kissen gelegt. Sie lächelt ihn an. «Danke, dass Du mir meine Box gebracht hast.» Sie setzt sich auf und hüpft auf einem Bein zum Tisch und lässt sich auf einen Stuhl fallen. Er stellt das Tablett auf den Tisch, auf dem ein zusammengeklapptes Kommunikationsmodul steht. Daneben liegt ein kostbar ziseliertes Metallfläschchen an einer Kette, welches sehr alt und kostbar aussieht. An der Stuhllehne hängt ein mit einem Gurt fixiertes Katana. «Du musst etwas essen, auch wenn es vom Hyperschlaf noch schwerfällt.» Er nimmt auf dem anderen Stuhl Platz. «Isst du mit mir?" Lächelnd nickt Clemens, «Kaffee?», und füllt zwei Metallbecher aus einer Kanne und stellt beide hin. «Ich muss mit Dir reden", Clemens schiebt einen Kaffeebecher zu Damkinas Platz. «Frag», sie nimmt den Kaffeebecher, trinkt und fängt an, das karge Mahl zu verzehren. Dabei beobachtet sie, wie Clemens auch einige Löffel isst und überlegt, wie er anfangen soll. «Leftenant Ripley verschweigt etwas. Sie bestand darauf, dass ich das kleine Mädchen obduziere und dass beide Verunglückten eingeäschert wurden. Sie will mir nicht sagen, warum. Im Wrack erschrak sie, als sie an der einen Schlafkapsel eine Verätzung entdeckt hat. Eine ähnliche Verätzung habe ich in dem Luftschacht gefunden, in dem ein Gefangener tödlich verunglückt ist.» Damkinas Miene wird erst und sie unterbricht ihre Mahlzeit. «Dann fürchtet sie, wir haben etwas mitgebracht. Auf dem Planeten, von dem sie mich mitgenommen haben, gab es Probleme mit einer bisher unbekannten Spezies“, sie legt den Löffel zurück auf den Teller. Damkina steht auf, hüpft zu Clemens um den Tisch, legt ihre Hände um seine Schläfen. «Ich zeige sie dir. Schliess die Augen.» Vor Clemen’s Augen fangen Farben an zu flirren, die langsam ein bewegtes Bild bilden. Er sieht Ripley, die, sich panisch umblickend, in einen Bagger mit Schiebeschild klettert. Leise schliesst sie die Tür. Ihre Atmung geht schwer als sie den Motor startet und den Gang einlegt. Mit einem Schrei fährt sie mit der schweren Maschine los. Jetzt erst bemerkt Clemens, dass sie sich im Frachtraum eines Raumschiffes befinden. Ripley steuert auf ein riesiges Wesen zu. Es zieht aus wie eine übergrosse Heuschrecke oder ein Drachen. Sein Aussenskelett ist glänzend und schwarz. Es dreht seinen langen Kopf zu Ripley und öffnet ein riesiges Maul mit scharfen Zähnen und faucht giftig. Mit riesigen krallenbewehrten Gliedmassen schlägt es genauso um sich wie mit dem langen Schwanz, an dem sich ein tödlicher Stachel befindet. Seine Kraft ist enorm. Jeder Schlag lässt den massiven Bagger erzittern und das Frontglas bekommt Sprünge. Es wehrt sich während Ripley es in eine Luftschleuse schiebt. Als ihr das gelungen ist, springt sie aus dem Bagger, rennt zum Bedienfeld für die Schleuse und öffnet sie. Der einsetzende Sog reisst auch Ripley mit, die sich noch an einen Haltegriff festhalten kann. Das Wesen wird hinaus ins All geschleudert. Mit letzter Kraft gelingt es Ripley, die Schleuse wieder zu schliessen. Sie bricht keuchend an der Wand zusammen. Damkina nimmt ihre Hände von Clemen’s Schläfen. Er sinkt nach hinten an die Lehne des Stuhles und ringt wie erschlagen um Fassung. «Ripleys ganze Kampfeinheit ist bis auf den schon schwer verletzten Corporal Hicks drauf draufgegangen und auch die Siedler des Planeten bis auf das Mädchen. Ripley hat das Letzte dieser Spezies noch auf dem Schiff getötet. Das habe ich Dir gezeigt. Sie nennen sie Xenomorphe und sie sind so etwas wie aufrecht gehende übergrosse Insekten oder Reptilien mit Säure statt Blut und einem Aussenskelett. Mit ihrem Blut rufen sie die Verätzungen hervor. Sie legen Eier. Ihre Larven nutzen uns als Wirte, später fressen sie uns, besonders unsere Gehirne. Ripley hat dich nachsehen lassen, ob in dem Mädchen eine Larve wächst.“ «Wie hast Du das gemacht?» «Was? Dir die Bilder gezeigt?» Er nickt. «Telepathie? Du kannst das auch, wenn Du es übst.» «Warst Du dabei?» «Ja, ich bin kurz zuvor auf Ripley’s Schiff umgestiegen.» „Und was denkst Du?“ „Ich weiss es nicht...“, sie überlegt einen Moment. «Einen Ausgewachsenen hatten wir nicht im Schiff. Wir wären hier nie lebend angekommen. Eier wären möglich, aus denen Larven geschlüpft sein könnten. Aber mehr als ein oder zwei kann ich mir nicht vorstellen. Ripley oder ich könnten eine Larve in uns tragen. Aber mit einer Larve fühlt man sich sehr krank und wird immer schwächer, bekommt Atemprobleme und Schmerzen...Ich fühle mich gut, bis auf das Bein.» Sie nimmt einen Schluck. «Habt ihr das Wrack in die Station geholt?» «Ja, mit Ochsengespannen.» «Dann könnte eine Larve auch einen Ochsen als Wirt genommen haben», sie sieht ihn fragend an. «Ein Ochse ist gestern gestorben.» «Das könnte es sein. Dann fängt es bald an zu jagen. Sie wachsen extrem schnell.» «Was kann man gegen diesen … Xenomorphen … tun?» Clemens kann es noch immer nicht glauben, dass es solche Wesen gibt, obwohl Damkina sie ihm gezeigt hat. «Waffen, sie haben Angst vor Feuer. Sie sind schwer zu bekämpfen, viel stärker und widerstandfähiger als wir, und sehr schnell...», sie seufzt, «zuerst müssen wir herausfinden, ob wir wirklich etwas mitgebracht haben.» «Es gibt hier keine Waffen..." «Dann haben wir wohl nur mein Katana...» Nachdenklich zieht sie beide Beine auf den Stuhl und hält sich mit beiden Händen an dem Kaffeebecher fest. «Darf ich Dich um etwas bitten?» Ihr flehender Blick trifft ihn mitten ins Herz. Stumm nickt er. «Geh nicht mehr allein da raus…Ich werde wahnsinnig vor Angst um Dich…» Clemens ist nicht in der Lage, etwas zu sagen. Noch nie hatte jemand Angst um ihn. Schweigend essen beide und hängen ihren Gedanken eine Weile nach bis beide fast gleichzeitig die Teller wieder auf das Tablett stellen. Nachdem Damkina auch noch ihren Becher geleert hat, nimmt Clemens sie wieder auf die Arme, trägt sie zum Bett, legt sie vorsichtig ab und deckt sie zu. Dann geht er schweigend auf die andere Seite und legt sich neben sie. Ohne zu zögern rollt Damkina sich in seinen Arm und legt ihren Kopf auf seine Brust. Clemens wagt fast nicht zu atmen und starrt an die Decke. «Ich habe dir bisher noch nicht erzählt, wie ich hierher gekommen bin…», seine Stimme zittert. Sie legt ihre Hand auf seine, die er auf seine Brust gelegt hat, und greift sie fest. «Ich war hier 7 Jahre als Gefangener, bin es jetzt aber nicht mehr…» «Ich weiss…» Clemens fährt fort: «Nach meinem Studium, und obwohl mir bewusst war, dass ich stark morphiumsüchtig war, hielt ich mich für äusserst talentiert. Ich glaubte an eine Zukunft», seine Kaumuskeln spannen sich an. «Ich habe als Assistent eine 36-Stunden-Schicht in einer Notaufnahme geschoben. Danach bin ich raus und habe mich richtig zugeschüttet. Ich erhielt einen Notruf in der Nacht. In einer Treibstofffabrik war ein Boiler in die Luft geflogen. Es gab 30 Verletzte, 11 davon starben, nicht als Folge des Unglücks, sondern, weil ich leider das falsche Schmerzmittel verschrieben habe.» Tränen steigen in seinen Augen auf, während er noch immer an die Decke starrt. «Sieben Jahre sass ich hier, und meine Zulassung wurde auf eine 3 C reduziert.» Mit einer Hand dreht Damkina sein Gesicht zu sich. «Jon, es war nicht allein Deine Schuld. Sie haben dich zum Bauernopfer gemacht. Du hattest nach 36 Stunden Dienst frei, da konntest du machen, was du willst, auch, dich völlig betrinken. Sie hätten dich nicht zurückholen dürfen. Nach 36 Stunden ist man dienstunfähig, egal, ob betrunken oder nüchtern.“ «Kannst du mir jetzt noch vertrauen?» Zögernd wagt er es, sie wieder anzusehen. Sie lacht: «Natürlich», und umarmt ihn mit beiden Armen und küsst ihn auf den Mund. „Niemand wird mich einstellen, wenn ich mit dir komme." „Jon, dir wird alles offen stehen. Du kannst meinem Team beitreten oder etwas anderes tun, was immer du möchtest.» Sie druckst ein bisschen herum. «Bitte verzeih mir… Nachdem Du mir meine Box gebracht hast, habe ich mich nach deinem Fall erkundigt.» Sie blickt ihm in die Augen und atmet tief durch. „Die Anwälte meines Teams rollen deinen Fall inzwischen wieder auf. Sie verlangen die Aufhebung des Urteils, volle Rehabilitation und Entschädigung. Du wirst ein wohlhabender Mann sein.“ Clemens streicht sich mit der Hand über die Augen, als wache er aus einem bösen Traum auf. «Das ist unmöglich...", stöhnt er. Sein Mundwinkel zuckt und seine Augen werden feucht. «Es ist möglich, vertrau mir…», und zieht ihn in fester Umarmung an sich. -------------------------------------------------------------------- Ripley ist wieder auf der Krankenstation angekommen, die jetzt ihre Unterkunft ist. Sie lässt die Reste von Android Bishop auf ihr Bett fallen, schaltet den Flugschreiber an, wirft ihre Jacke beiseite und schliesst die Vorhänge um ihr Bett. Nachdem sie die Tischlampe angemacht hat, betrachtet sie den zerstörten Bishop, dessen linke Gesichtshälfte völlig demoliert ist. Sie verbindet die Kabel des Flugschreibers mit Bishop. Der letzte Kontakt wird mittels einer Sonde in sein linkes Ohr hergestellt. Dann schliesst sie die Strombrücke, Bishops Hand fängt an zu zittern. Sie beugt sich über ihn. «Hey.» Er bewegt leicht seinen Kopf: «Hallo, Ripley.» «Hallo Bishop.» «Wie geht es ihnen?» «Mir tun die Beine weh.» «Es tut mir alles sehr leid.» «Schon gut. Ich bin nur noch ein besserer Toaster. Wie geht es Ihnen?» Er versucht, seinen Kopf etwas zu heben. «Ihre neue Frisur ist schön.» «Bishop, kriegen sie Zugang zu den Daten im Flugschreiber?» «Ja, mit Sicherheit.» Sie schaltet den Flugschreiber an. «Ich bin zu Hause», sagt Bishop. «Was hat sich auf der Sulaco abgespielt? Wieso wurde unsere Kabine abgesprengt?» Bishop antwortet mit der Computerstimme des Flugschreibers: «Stasis unterbrochen. Feuer in Hyperschlafkabine. Wiederhole: Feuer in Hyperschlafkabine.» «Was ist passiert? Was hat war die Ursache für das Feuer, Bishop? Können sie mich hören?» Bishop wendet ihr den Kopf ein wenig zu. «Kabelbrand war die Ursache, und zwar irgendwo im Zwischenboden.» «Sagen sie, haben die Sensoren im Inneren vor dem Abdocken irgendetwas registriert?» «Es ist dunkel hier drin, Ripley. Ich bin nicht mehr, was ich war.» «Sagen sie es mir! Hat der Flugschreiber was registriert? War ein Alien an Bord?» «Ja.» «Ist es in der Sulaco gewesen oder bei uns im FSM?» «Es war die ganze Zeit an Bord.» Ripley senkt ihren Kopf. «Weiss die Firmenleitung das?» «Die Firmenleitung erfährt alles, was auf dem Schiff passiert ist. Es wird alles im Computer gespeichert und von dort ins Netzwerk übertragen.» «Und was noch?» «Es schmerzt sehr. Tun sie mir einen Gefallen und schalten sie mich ab. Ich sollte repariert werden, aber ein Spitzenmodell werde ich nie wieder. Dann lieber verschrotten.» Ripley nickt. «Ganz sicher?» «Tun sie mir den Gefallen, Ripley....» Ripley zieht den Stecker, Bishop zittert kurz und bricht zusammen. Sie löscht das Licht. --------------------------------------------------------------------- In der dunklen Messe sitzt Golic, der einzige Überlebende des Teams, welches die Schächte ausmessen sollte, blutüberströmt, und isst. Er hat sich aus der Küche einen grossen Teller voll Essen besorgt. Der Koch kommt mit einem Stapel gewaschener Teller um die Ecke, um sie für die nächste Mahlzeit bereitzustellen. «Golic?» Golic dreht sich um und grinst ihn an. Die Teller fallen dem fassungslosen Koch einer nach dem anderen aus der Hand. --------------------------------------------------------------------- Mehrere Männer nähern sich Golic von hinten, unter ihnen auch Clemens und Dillon, der seinen Teller ausschlürft. Sie schleichen sich heran, aber er bemerkt sie, springt auf. Doch es ist zu spät und es gelingt ihnen, ihn in eine Zwangsjacke einzubinden. ------------------------------------------------------------------- Gemeinsam bringen sie den sich heftig wehrenden Golic auf die Krankenstation. «Ich war es doch nicht! Ich bin’s nicht gewesen!», wimmert er. Sie werfen ihn auf das nächst beste Bett. Ripley beobachtet das Ganze hinter ihrem Vorhang. «Ich war…der Drache war’s», brüllt Golic. Andrews und Aaron sind inzwischen auch eingetroffen. «Es frisst unser Gehirn. Niemand kann es aufhalten.» Dillon hält Golic fest und fixiert sein Gesicht. «Und Boggs und Rains?» «Abgeschlachtet, geschlachtet wie Schweine. - Ich bin’s nicht gewesen, ich war es nicht.» Andrews und Aaron wenden sich kurz ab. Andrews sagt: «Der Kerl ist nicht bei Verstand! Ich gebe ja niemandem die Schuld, aber man hätte ihn anketten müssen.» «Da haben sie Recht, Sir.» stimmt ihm Aaron zu. «Das ist eine verdammte Sauerei.» «Wir müssen ihn von den anderen fernhalten. Wir können uns keine Panik leisten!» Andrews Stimme klingt entschlossen. «Clemens.» Clemens zuckt zusammen, «ja», blickt auf und geht zögerlich zu Andrews. «Geben sie ihm ein Beruhigungsmittel!» «Erst müssen wir wissen, was mit den anderen passiert ist», wirft Dillon ein, bevor Clemens antworten kann. «So, und jetzt mach den Mund auf, Golic, und rede endlich mit mir.» Dillon dreht Golics Kopf zu sich herum. «Also, wo sind Boggs und Rains?» «Ich war es nicht», wimmert er. Ripley nähert sich dem Vorhang. Sie hat alles mit angehört. Keiner hat sie auf der anderen Seite der Krankenstation hinter dem geschlossenen Vorhang bemerkt. «Es ist hoffnungslos, so kriegen wir nie was aus ihm raus», schnarrt Andrews. «Wir müssen einen Suchtrupp losschicken. Ich fürchte, wir müssen uns damit abfinden, dass dieser Bastard sie umgebracht hat." Dillon erhebt sich. «Woher wollen sie das wissen? Noch nie hat er mich angelogen. Er ist ein armer Irrer, er ist verrückt, aber kein Lügner.» Ripley öffnet den Vorhang und tritt hervor: «Er sagt die Wahrheit. Ich würde gern mit ihm reden, wegen…des Drachens.» Andrews und Aaron stehen ihr im Weg. «Es ist ein Drache!» faucht Golic von seinem Bett. «Sie werden mit niemandem reden, Leftenant! Ausserdem interessiert mich ihre Meinung nicht, weil sie noch nicht im Besitz sämtlicher Fakten sind.» widerspricht Andrews scharf. Clemens mustert Ripley. Also doch, denkt er, und sie hat es gewusst! Andrews schimpft weiter: «Der Mann ist verurteilt worden wegen mehrfachen Mordes und Gewaltverbrechen. Oder irre ich mich, Mr. Dillon?» «Nein, diesmal haben sie Recht.» gibt Dillon zu. Golic grinst. «Dann rede ich mit ihnen. Es ist wichtig», wendet sich Ripley an Andrews, der wehrt ab: «Wenn ich meine tägliche Arbeit erledigt habe, bin ich gern bereit, mich mit ihnen zu unterhalten. Ok?» ----------------------------------------------------------------------- «Mal sehen, ob ich sie richtig verstanden habe, Leftenant.» Andrews dreht sich mit seinem Stuhl zu Ripley. Sie befinden sich in seinem Büro. Aaron steht wie immer hinter Andrews. «Die Kreatur ist etwa zweieinhalb Meter gross, hat anstelle von Blut Säure und sie haben es in ihrer Kapsel mitgebracht.» Ripley hat die Arme verschränkt und hält sich so irgendwie an sich selbst fest, weil sie sich wie ein unbeholfenes Schulmädchen fühlt. «Es tötet überraschend und ist nicht sehr umgänglich. Und nun erwarten sie, dass ich ihnen das Alles glaube, so ist es doch, oder?» «Nein, ich erwarte von ihnen nichts», Ripley ist am Resignieren. «Das ist doch mal eine Geschichte, Mr. Aaron», lästert Andrews. «Allerdings, Sir», stimmt der ihm zu. «Unglaublich, ich habe noch nie Ähnliches gehört.» «Ich ebensowenig. - Sagen sie mir, Leftenant, was glauben sie, was wir tun sollten?» Ripley verschränkt die Arme hinter dem Rücken und streckt sich. «Was für Waffen haben sie hier?» «Das hier ist ein Gefängnis. Ich glaube, es wäre nicht gut, den Insassen Waffen zu geben.» «Weil sie sie da nicht umbringen können?» «Ach was, wohin sollten sie denn flüchten? Wenn das nächste Versorgungsschiff hier andockt, werden sie diese Kreatur eliminieren.» Ripley nähert sich dem Schreibtisch: «Haben sie nicht gesagt, dies sei ein Gefängnis der Sicherheitsstufe 1? Da haben sie haben keine Waffen zu ihrer Verteidigung?» Andrews betrachtet seine Fingernägel. «Im Schlachthaus haben wir ein paar Fleischermesser, ein paar in der Messe, dazu kommen ein paar Feueräxte. Nichts Erregendes, glaube ich.» «Das ist alles?» »Weil wir nach dem Ehrencodex hier leben.» Ripley stöhnt und muss sich setzen. »Dann sitzen wir in der Scheisse.» «Nein.» Andrews beugt sich zu ihr vor. «Nein, nur sie, Leftenant, sie bleiben auf der Krankenstation in Quarantäne.» Ripley blickt fassungslos ob so viel Ignoranz. «Mr. Aaron wird sie da hinbringen. Dort werden sie, so lange sie drin bleiben, vor diesem bösartigen Vieh in Sicherheit sein, nicht wahr?» Ripley steht auf. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als Aaron zu folgen. «Ja, ein braves Kind», freut sich Andrews. -------------------------------------------------------------------------- Leise öffnet Clemens die Tür zum Gästeappartement. Der Alarm wegen Golic hatte ihn sehr schnell weggerufen. Damkina liegt auf dem Bett, das Bein wieder auf doppelte Kissen hoch gelagert. Sie ist wach. Auf dem Tisch ist ihr kleines Gerät aufgeklappt und im Stand by. Sie lächelt ihn erleichtert an, als er eintritt. «Gibt es etwas Neues? Schlimm?» «Golic hat das Wesen gesehen und beschreibt es als einen Drachen. Zwei von den Gefangenen wurden getötet. Ripley hat um ein Gespräch mit Andrews gebeten. Ich vermute, er wird sie nicht erst nehmen und abwimmeln.» Er setzt sich neben sie auf das Bett und sieht bedrückt aus. «Habt ihr die beiden gefunden?» «Nein, nur Golic.» Sie streckt ihr Arme nach Clemens aus. «Kann ich etwas für dich tun? Komm her…» Ohne zu zögern lässt er sich neben sie fallen und starrt an die Decke. Kapitel 7: 7. Kapitel --------------------- Clemens trägt Damkina in die Krankenstation, um ihren Gips zu erneuern. Die letzte Nacht ist ruhig geblieben. Nach seinem Geständnis fühlt er sich befreit. Jetzt gibt es keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen. Jedenfalls nicht von seiner Seite. Und er wird nach Möglichkeit ihrem Wunsch nachkommen, in Anbetracht der Bedrohung nur noch zu zweit durch die Anlage zu gehen. Die Angst in ihren Augen, als er allein los musste, kann er nicht ertragen. In der Krankenstation sind sie jetzt nicht mehr allein. Golic liegt in eine Zwangsjacke eingebunden auf seinem Bett auf der anderen Seite der Krankenstation, die etwa 6 Betten hat. Hier hat Clemens alles, was er braucht, um Damkinas Bein zu versorgen. Vorsichtig setzt Clemens sie auf dem Bett neben Ripley ab und macht sich an die Arbeit. «Hast du noch Schmerzen?» «Nein, nicht mehr.» «Ich mache den neuen Gips so, dass du damit laufen kannst…für den Fall des Falles…» Es fällt ihm nicht mehr schwer, professionell zu agieren. Es war so viel zwischen ihnen beiden passiert, was zu einer tiefen Vertrautheit geführt hatte. Sie machte ihn nicht mehr nervös. Er ist in ihrer Gegenwart einfach nur noch glücklich, als hätte er seine zweite Hälfte, sein Gegenstück gefunden. Er kann es noch immer nicht glauben. Inzwischen war schon so viel passiert, was hier für 3 Jahre ausgereicht hätte, dabei waren es erst 3 Tage. «Schade, dann musst du mich nicht mehr tragen», zieht sie einen Schmollmund. Irgendwie schaffte sie es immer wieder, ihn zum Schmunzeln zu bringen. Der Alarmruf tönt, wie immer, wenn es eine Durchsage gibt. «Alle Insassen sofort zur Messe», tönt Aarons Stimme durch den Lautsprecher. «Befehl vom Superintendent.» Ripley sitzt auf ihrem Bett. Nachdem Clemens den Gips abgenommen hat, reinigt er Damkinas Bein von den alten Gipskrümeln und erneuert die Gipsbinden. Es scheint alles gut gerichtet und ziemlich stabil. Er wundert sich, das Bein scheint extrem schnell zu heilen. Damkina versucht ihm zu helfen, so gut es geht. Ripley bemerkt die liebevollen Blicke, mit denen die beiden sich ansehen. Sie scheinen gar nicht mit einander reden zu müssen und verstehen sich trotzdem. Und der sonst so ernste Dr. Clemens mit dem leicht zynischen Zug um die Lippen lächelt jetzt sogar. Sie bemerkt, dass Damkina ein Katana bei sich hat. Wo hatte sie diese Waffe her? Clemens musste ihr von den Geschehnissen erzählt haben... Ohne Waffen haben sie alle gegen dieses Untier keine Chance. «Gibt es wirklich keinen Weg hier raus? Keine Möglichkeit zur Flucht?», fragt Ripley. «Nein», antwortet Clemens. «Das Versorgungsschiff kommt nur alle 6 Monate.» «Das ist alles?» Clemens brummt zustimmend. Er ist mit dem neuen Gips fertig und hilft Damkina, das Hosenbein darüber zu ziehen. «In einer viertel Stunde ist es trocken." «Mist!» Ripley trinkt aus ihrem Kaffeetopf. «Wie ich gehört habe, soll aber bald jemand geschickt werden, um sie abzuholen», entgegnet Clemens. «Ist das wahr? Was heisst «bald»?» «Das weiss ich auch nicht. Wer hierher kommt, hat es nie sehr eilig.» Clemens giesst zwei Töpfe Kaffee ein und reicht einen davon Damkina. «Danke», sie lächelt ihn an. Dann wendet er sich wieder Ripley zu. «Wollen sie mir sagen, worüber Andrews mit ihnen gesprochen hat?» Ripley hebt ihren Kopf: «Nein, dann sagen sie auch, ich sei verrückt.» Sie stellt ihren Kaffeetopf ab und reibt sich die Stirn. «Das klingt nicht besonders freundlich», entgegnet Clemens. Ripley hustet, es scheint ihr nicht gut zu gehen. Clemens steht auf, stellt den Kaffee ab und hockt sich vor ihr Bett. «Wie fühlen sie sich?» Sie pustet aus. «Nicht so toll.» Sie schluckt. «Ich leide unter Halsschmerzen, Übelkeit u.s.w. Ich fühl mich ganz schön beschissen.» Clemens nickt. «Naja, unter den Bedingungen ist das ganz verständlich.» Er lächelt leicht. «Vielleicht nehmen sie jetzt doch einen meiner Spezialcocktails zu sich.» Er steht wieder auf und sieht Ripley mit einem Spatel in den Mund. «Ich weiss nicht, warum jeder nur jedem hier die Schuld zuschieben will. Niemand ist perfekt. Wir sind alle nur Menschen. Ich kenne keinen perfekten Menschen. In einer irrsinnigen Welt muss ein normaler Mensch wirken wie irrsinnig…», sinniert Golic in seinem Bett. «Wirklich sehr tiefsinnig, Golic.» Clemens tastet Ripleys Hals ab. «Danke», er wirft den Spatel in den Abfall und tastet Ripleys Hals ab. Golic fragt: «Sind sie verheiratet?» Ripley wundert sich: «Ich?» «Sie sollten heiraten, Kinder kriegen, ein Mädchen, ein schönes.....Ich kannte früher mal eines, als ich noch zu Hause war. Sie hatte mich gern», ein glückliches Lächeln huscht über Golics Gesicht, dann wird er ernst. «Jedenfalls eine Zeitlang…Sie auch, Miss….» Clemens ist fertig mit der Untersuchung und steht grübelnd vor Ripley. Golic redet weiter: «Werden sie auch sterben?.» Clemens schliesst den Vorhang zwischen den beiden Abteilen. «Sind sie’s?» «Was?» «Verheiratet?» Clemens bricht eine Ampulle auf. «Warum fragen sie?» «Aus Neugier...» Damkina schmunzelt auf ihrem Bett vor sich hin und beobachtet aufmerksam die Situation. «Nein», Ripley zieht das Nein richtig in die Länge. «Wie wäre es, wenn wir ehrlich mit einander wären», versucht sie wieder abzulenken. «Könnten sie etwas deutlicher werden?» Clemens stellt sich dumm. Es reicht, dass Damkina seine Geschichte kennt. Hoffte Ripley einen Keil zwischen Damkina und ihn treiben zu können, weil er sie abgewiesen hatte? «Als ich sie fragte, was sie hierher verschlagen hat, sind sie mir ausgewichen», Ripleys Stimme bekommt einen harten Tonfall. «Später, als ich sie nach der Gefängnis-Tätowierung auf ihrem Hinterkopf fragte, ebenso.» Clemens zieht ein Medikament aus einer weiteren Flasche auf. Seine Lippen zucken. Sein Blick geht fragend zu Damkina. Sie nickt ihm fast unmerklich zu. «Das ist eine lange, traurige Geschichte, und ganz schön melodramatisch.» «Versuchen sie es trotzdem», fordert Ripley. Er wendet sich Ripley zu: «Es ist ihre Entscheidung.» Man sieht Clemens an, dass er nur sehr ungern darüber spricht. Und Ripley ist nicht die Person, mit der er das ausdiskutieren möchte. Er setzt sich neben Ripley, ohne sie anzusehen, und schüttelt die Spritze mit dem Cocktail. «Nach meinem Studium hatte ich als Assistent eine 36-Stunden-Schicht in einer Notaufnahme. Danach bin ich raus und habe mich richtig betrunken. Ich erhielt einen Notruf in der Nacht. In einer Treibstofffabrik war ein Boiler in die Luft geflogen. Es gab 30 Verletzte, 11 davon starben, nicht als Folge des Unglücks, sondern, weil ich leider das falsche Schmerzmittel verschrieb.» Damkina ist aufgestanden und legt ihre Hände auf Clemens’ Schulter. Tränen steigen erneut in seinen Augen auf. «Sieben Jahre sass ich, und meine Zulassung wurde auf ein Minimum reduziert.» Wie hilfesuchend greift er nach der Hand auf seiner Schulter. «Das wusste ich nicht», Ripley ist betroffen. Clemens nickt. «Ich finde, ich habe noch mal Glück gehabt.» «Haben sie ihre Zeit hier abgesessen?» Ihre Stimme ist ganz sanft geworden. Er nickt. «Ich kenne diesen bunt gewürfelten Haufen hier ganz gut. Und als sie sich dann entschlossen, hier zu bleiben, tat ich es auch.» Er steht auf. «Es hätte mich auch keiner mehr eingestellt.» Dabei stützt er Damkina, nimmt sie kurz in den Arm und hilft ihr wieder zu dem anderen Bett. Als er sie wieder losgelassen hat, nimmt er die vorbereitete Spritze vom Medikamententisch und baut sich vor Ripley auf. «Also», er beugt sich etwas herunter und grinst spitzbübisch, «sie vertrauen meiner Spritze?» Golic beugt sich von seinem Bett herunter, um zu sehen, was hinter dem Vorhang passiert und grinst. Clemens beugt sich zu Ripley. Sie blickt zu ihm hoch. Ihr wird klar, dass sie Clemens Unrecht getan hat. Er wartet bis sie ihm ihren Arm entgegenstreckt, so dass er den Cocktail injizieren kann. Hinter dem Vorhang raschelt es. Golic zieht sich tiefer in sein Bett zurück und versucht sich so klein wie möglich zu machen. Ein Schatten nähert sich dem Vorhang. Ripleys Augen weiten sich und sie sieht entsetzt über Clemens nach oben, der sich nach hinten umdreht, um zu sehen, was da ist. Mit einem gellenden Schrei springt Damkina auf und wirft sich mit aller Kraft gegen Clemens, so dass beide zur Seite wegfliegen, dann hart aufschlagen und mehrere Meter über den Fliessenboden schlittern. Ripley ist vor Entsetzen wie gelähmt, als der Vorhang abgerissen wird und ein ausgewachsener Alien auf sie zukommt. Golic versucht sich zu befreien, schafft es aber nicht. Ripley rollt aus dem Bett und kriecht nach hinten zur Wand. Mühsam rappelt sich Damkina vor Clemens auf, zieht ihr Katana aus der Scheide und baut sich kampfbereit auf. Clemens liegt am Boden und rührt sich nicht. Hat er sich verletzt, als sie ihn zu Boden geworfen hatte? Dafür war im Moment keine Zeit... Sie kann auch Ripley nicht helfen, die ist zu weit weg. Und sie würde Clemens nicht ohne Schutz und hilflos liegen lassen. Die Tischchen scheppern, als das riesige Wesen auf Ripley zuspringt. Sie drückt sich immer näher an die Wand. Die Angst ist ihr ins Gesicht geschrieben. Das Alien nähert sich ihrem Gesicht, fährt sein inneres Gebiss aus...Ripley jammert...es riecht an ihr, scheint verwirrt, zieht sich zurück, hüpft mit grossen Sprüngen weg und verschwindet in einer Luke in der Decke. Ripley springt panisch auf und rennt wie wahnsinnig vor Angst in Richtung der Messe....nur weg aus der Krankenstation. Sie hat nicht mitbekommen, ob Damkina und Clemens etwas passiert ist, nur, dass er reglos am Boden lag, dazu ist alles viel zu schnell gegangen. «Prächtig», staunt Golic. ------------------------------------------------------------------- Damkina lässt sich stöhnend auf den Boden sinken, das Katana immer noch schlagbereit. Mit ihrem kaputten Bein fühlt sie sich nicht kampffähig. Von dem Sprung und dem heftigen Aufschlag schmerzte das gebrochene Bein wieder. Da hatte es doch so eine Kreatur in die Sulaco geschafft! Ihre Gedanken kreisen…Was um Himmels Willen war jetzt zu tun? Sie kriecht zu Clemens, der reglos am Boden liegt und legt das Katana neben sich. «Jon....Jon...», sie klopft ihm mit der Hand an die Wange. Er reagiert nicht. Rasch fühlt sie nach seinem Puls, der ist zum Glück regelmässig und kräftig. «Jon...bleib bei mir...» Tränen rinnen lautlos über ihr Gesicht, sie schluchzt nur kurz auf. Vorsichtig dreht sie seinen Kopf. Am Hinterkopf hat er vom Aufschlag eine Platzwunde und blutet stark. Golic jammert drüben in seinem Bett. „Der Drache wird uns alle holen...“ Der Nacken ist nicht verletzt. Arme, Beine, Brustkorb scheinen unversehrt. Gut, dass sie eigentlich mal Medizin studiert hatte. Rasch steckt sie das Katana wieder in die Scheide an ihrem Gürtel. Mühsam steht sie auf. Der Gips ist noch nicht ganz trocken und durch den hastigen Sprung schmerzt das gebrochene Bein wieder. Die Zeit war einfach zu kurz. Und die ganze linke Seite, auf die sie gestürzt ist, fühlt sich an, wie zerschlagen. Sie schiebt den Ärmel des T-Shirts nach oben. Der Arm ist grossflächig geschürft und wird langsam blau. Ähnlich sieht wohl auch der Rest ihrer linken Seite aus. Sie muss Clemens die Wunde am Hinterkopf nähen. Wo waren die verdammten Instrumente? Sie hüpft und humpelt durch den Krankensaal. «Den Doc hat er schon...», jammert Golic weiter. «Nix hat er», faucht Damkina ihn an. Da, sie hat gefunden, was sie sucht. Hastig wirft sie alles auf ein Tablett und greift sich noch Handschuhe, bevor sie zu Clemens zurückkehrt. Als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan, desinfiziert sie die Wunde, injiziert lokale Betäubung und näht die Wunde mit mehreren Stichen bis die Blutung steht. «Sind sie Ärztin, Miss?», will Golic wissen. Sie wendet keinen Blick von ihrer Arbeit. «Naja, nicht wirklich.» «Sie lieben den Doc...» Verwundert blickt sie zu Golic und zieht die Augenbrauen hoch. «Ja, sehr...» Ein breites Grinsen breitet sich über Golics Gesicht aus. Dann verbindet sie Clemens Kopf, damit es keine Infektion gibt. Sie steht wieder auf und bringt das Tablett zu einem Tisch. Jetzt noch ein Antibiotikum... Hastig räumt sie in dem Schrank herum, bis sie gefunden hat, was sie sucht. Mit ebenso viel Geschick wie Clemens selbst, injiziert sie ihm das Medikament in die Vene. Danach prüft sie erneut seinen Puls und seine Augen. Er ist noch nicht zu sich gekommen. Sie muss ihn unbedingt hier fort und in das Gästeappartement bringen. Nur dort waren sie sicher. Wie soll sie ihn verteidigen, wenn sie selbst kaum laufen kann? An einen Kampf mit dem Xenomorphen war so nicht wirklich zu denken. Und wenn Clemens hoffentlich wieder erwacht, sollte er unbedingt noch eine Weile Ruhe haben. Aber wie soll sie diesen grossen und schweren Mann dorthin bringen? Suchend durchquert sie humpelnd den Raum. In einer Ecke findet sie, was sie sucht: eine fahrbare Trage, die man nach unten klappen und aufrichten kann. Vorsichtig versucht sie Clemens auf die Trage zu rollen, schafft es aber nicht. Sie überlegt kurz, denn sie brauchte unbedingt Hilfe. Dafür muss sie sich konzentrieren, was ihr aber im Moment sehr schwer fällt. Sie setzt sich in den Schneidersitz wie zu einer Meditation, schliesst die Augen, legt die Fingerspitzen an ihre Schläfen und flüstert: «Ea igi ba-si-bar. A-na-ku Dam-ki-na dumu-ni Ea na-ke.» Dann holt sie noch Antibiotika, Schmerzmittel, Verbandsmaterial und verpackte Spritzen ans Fussende, sowie die Kanne mit Kaffee. Jetzt muss sie einen Moment warten. Dillon sollte in wenigen Minuten eintreffen Golic beruhigt sich langsam wieder und lauscht grinsend. ---------------------------------------------------------------- In der Messe sind inzwischen alle Männer versammelt. Dillon spricht wie immer das Eröffnungsgebet: «Herr, gib uns die Kraft, dass wir aushalten. Wir wissen, dass wir arme Sünder sind in der Hand eines zornigen Gottes. Auf dass der Kreis nicht breche bis zum jüngsten Tag, auf dem Pfad, den jemand, der ihn geht, nicht zurückkehrt. Amen.» Alle waren in tiefe Andacht versunken und antworten: «Amen.» Andrews betritt die Messe. «Was, verflucht noch mal, passiert hier? Was, zum Teufel, frage ich, bricht da über uns herein?», schleudert Dillon den Männern wütend entgegen. «Hier geschehen Morde, Vergewaltigungen! Ich will nicht, dass noch mehr von dieser Scheisse hier passiert! Wenn wir Probleme haben, halten wir alle zusammen!» «Ja. Danke, Mr. Dillon.», ergreift Andrews das Wort. «Also dann, hier ist noch mal die Gerüchtekontrolle.» Dillon wendet sich zu Andrews um, der unbeirrt fortfährt. «Und hier sind die Fakten.» Er beginnt herumzuwandern. «Gestern um 08:00 Uhr früh wurde der Gefangene Murphy durch seine eigene Nachlässigkeit im Luftschacht 17 tot aufgefunden.» Aaron folgt ihm. «Wie es aussieht, ist er vom Luftstrom des Ventilators angesaugt worden. – Wesentlich später, so gegen 21:00 Uhr tauchte der Gefangene Golic plötzlich auf. Er war geistig ziemlich verwirrt.» Er schliesst das offene Buch, welches einer der Männer vor sich liegen hat, der nun aufblickt. «Von den Gefangenen Boggs und Rains fehlt jede Spur. Es besteht der Verdacht, dass sie umgebracht worden sind, von dem Gefangenen Golic.» Andrews hat die Reihen abgelaufen und wendet sich wieder in die andere Richtung. Man sieht Dillon deutlich an, dass er mit diesen Aussagen überhaupt nicht einverstanden ist. «Darum würde ich sagen, dass wir schnellstens einen Suchtrupp rausschicken sollten», ordnet Andrews an. «Freiwillige wären dabei besonders gefragt. Ich finde, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass unsere sonst so gut funktionierende Institution im Moment ein paar gravierende Probleme hat. Ich kann daher nur hoffen, dass wir uns in den nächsten Tagen ein bisschen zusammenreissen, bis das Versorgungsschiff angekommen ist, um Leftenant Ripley und Lady Dayne abzuholen.» Ripley kommt panisch zur Tür hereingestürzt: «Es ist hier! Ich glaube, es hat Clemens erwischt! Und Lady Dayne!» «Hören sie auf!», schreit Andrews sie an. «Hören sie auf, Blödsinn zu verbreiten!» «Ich sage ihnen, es ist hier!» Ripley hält sich weinend im Türrahmen fest, reisst sich dann los und kommt in die Messe. «Ja, bringen sie dieses Weibsbild auf die Krankenstation zurück!» Aaron nickt im zu und bewegt sich in Richtung Ripley. In diesem Moment greift etwas von oben nach Andrews, er schreit und wird durch eine offene Deckenplatte nach oben gezogen. Panik bricht im Raum aus. «Was ist das?» «Aus dem Weg!» Stühle fallen um...aus der geöffneten Deckenplatte spritzt Blut auf den Fussboden. Die Männer sind aufgesprungen und haben sich mit den Stühlen bewaffnet. Dann wird es still. «Fuck!», ruft Frank. Dillon fasst sich wie von heftigen Kopfschmerzen geschüttelt an seine Schläfen. In seinem Gehirn hört er Damkinas Worte: «Ea igi ba-si-bar. A-na-ku Dam-ki-na dumu-ni Ea na-ke.» Jetzt weiss er, sie braucht ihn. Und er weiss auch, wo….in der Krankenstation. Wie in Trance folgt er dem Ruf…. ------------------------------------------------------------------ Damkina rappelt sich auf, als Dillon im Krankenrevier erscheint. «Ihr habt mich gerufen, Tochter von Ea.» Er verneigt sich vor ihr. «Ich brauche ihre Hilfe, Mr. Dillon. Wir müssen Dr. Clemens in mein Quartier bringen. Hier kann ich ihn nicht beschützen.» Dillon nickt. Gemeinsam heben sie Clemens auf die Trage, richten diese auf und Dillon schiebt die Tage aus dem Raum, Damkina folgt ihm teils humpelnd, teils auf dem linken Bein hüpfend und den Weg weisend. Dank Dillons Hilfe erreichen sie das Appartement schnell. Sie öffnet die Tür mit dem Schlüssel, den Clemens in seiner Hosentasche hatte. Beim Bett angekommen, hebt Dillon Clemens von der Trage und legt ihn aufs Bett. «Brauchen sie noch weitere Hilfe, Tochter von Ea?» «Hier nicht, ich danke ihnen, Dillon. Aber ich muss sie rufen, ihrer Pflicht als Krieger Ea’s nachzukommen...Zu kashal lu du-bi nu gi-gi-ede….besinnen sie sich ihrer Bestimmung. Das Alien muss vernichtet werden. Führen sie die Männer gemeinsam mit Leftenant Ripley in den Kampf!» Dillon wischt sich mit der Hand über sein Gesicht, als hätte er geträumt, verneigt sich und flüstert: «Ses-gu-ene-ra», und verlässt das Appartement. Damkina lächelt, ja, für deine Brüder…. Kapitel 8: 8. Kapitel --------------------- «Wir danken dir, oh Herr. Dein Zorn kommt über uns und die Zeit, uns zu richten, ist da.» Dillon hat alle in der Mitte des zentralen Versammlungshofes versammelt. «Die Apokalypse steht bevor. Lasst uns bereit sein! Wir überlassen uns deiner Gnade...» «Es war gigantisch», flüstert einer der Männer. «Amen!» «Ich war da, ich habe es gesehen.» «Ich weiss.» Keiner antwortet Dillon auf das Gebet. Etwas ganz anderes beschäftigt sie jetzt. «Was zum Teufel machen wir jetzt? Wer übernimmt die Verantwortung?» fragt jemand. Aaron blickt panisch von einem zum anderen. «Organisieren wir uns…wir müssen uns organisieren…», wirft ein anderer ein. «Ja, dann bin ich jetzt wohl an der Reihe», ergreift Aaron das Wort. «85 hat hier das Sagen? Gott bewahr’ mich davor!», widerspricht Morse. «Du sollst mich nicht so nennen» faucht Aaron. «Ich kann Andrews nicht ersetzen. Er war ein prima Kerl, auch, wenn ihr ihn nicht geschätzt habt.» «Wir wollen den Scheiss jetzt nicht hören, Aaron», Dillon hebt die Hand. «hey, Schwester, wie wär’s mit ihnen? Sie sind doch Offizier? Wie steht’s um ihre Führungsqualitäten?», und deutet auf Ripley. «Vergiss sie! Gib du die Befehle hier», fordert einer der Männer von Dillon. «Genau!» «Du sagst uns doch schon sowieso immer, was wir tun sollen», stimmen die Männer zu. «Niemals», entgegnet Dillon. Er schüttelt den Kopf. «Als Offizier eigne ich mich nicht. Ich werde das tun, was sein muss.» «Was will dieses Scheiss-Biest eigentlich?» fragt es aus den Reihen. «Das Biest hat es auf uns alle abgesehen?» Ripley wendet den Kopf zu den Männern: «Ja.» «Verdammt! Wie wollen wir es daran hindern?» Ripley räuspert sich und geht in die Mitte. «Stimmt es, dass wir keine Waffen haben?» «Das ist richtig», nickt Aaron. «Ein Biest wie das hier, ist mir noch nie vorher begegnet. Die meisten von denen waren ganz anders.» Einer tritt wütend gegen die Eisenstangen. «Die anderen hatten Angst vor Feuer. Das war auch alles. - Können wir das Gelände absperren?» «Das geht nicht. Die Anlage ist 10 Quadratmeilen gross und 600 Luftschächte ziehen an die Oberfläche...», antwortet Aaron. «Ich sehe hier überall Überwachungsmonitore. Vielleicht finden wir es damit.» «Das Überwachungssystem funktioniert seit Jahren nicht. Es funktioniert so gut wie nichts. Wir haben zwar reichlich Technologie hier, aber…..» «85 will damit nur sagen....», unterbricht Morse ihn, «dass hier kein Vergnügungspark ist.» «Nenn mich nicht so!» «Wir haben kein Medien-Center, keine Klimaanlage, kein Videosystem, keine Überwachung, keine Tiefkühltruhen und leckeres Eis gibt es hier auch nicht. Keine Gummis, keine Frauen....», Morse geht auf Ripley zu und kommt ihr ganz nah. «Keine Waffen. Wir haben hier nichts als Scheisse!» Er wendet sich wieder um. «Aber wovon reden wir hier eigentlich? Sie hat doch das Biest mitgebracht. Warum schnappen wir sie uns nicht einfach und schieben sie durch die Wand?», brüllt er sie an. Ripley hält ihm Stand: «Klingt gar nicht übel.» «Morse», ermahnt ihn Dillon, «jetzt halt doch endlich mal dein Maul.» Morse wendet sich ab und geht beiseite. Aaron ergreift das Wort: «Genau, sehr richtig. Was machen wir jetzt also?» Ripley hebt den Kopf. Sie ist hier der einzige Offizier. -------------------------------------------- Damkina hat es erst einmal geschafft. Ihr Bein schmerzt wieder sehr von der Anstrengung und dem weiten Weg und sie fühlt sich wie zerschlagen. Nachdem Dillon gegangen ist, schliesst sie die Tür und verriegelt sie zusätzlich. Jetzt kann die Tür nicht einmal mehr mit einem Schlüssel geöffnet werden. Auch die schweren Metallplatten schliesst sie mit der Kurbel, so wie Clemens es ihr gezeigt hatte. Erschöpft sinkt sie erst einmal an der Wand zusammen. Sie kann nicht die ganze Welt retten, jedenfalls nicht im Moment, aber Jon... Sie hatte so lange nach ihm gesucht, nach diesem einen Mann, der ihre Bestimmung war. Nachdem sie sich kurz ausgeruht hat, rappelt sie sich wieder auf, bringt die Medikamente und Kaffeekanne zum Tisch, nimmt ihr kleines Metallflakon und kontrolliert wieder, wie es ihm geht. Clemens ist noch immer bewusstlos, aber er lebt. Vorsichtig flösst sie ihm ein wenig von dem weissen Pulver ein und deckt ihn mit einer Decke zu. Sie muss noch Kontakt mit ihrem Büro aufnehmen, weil sie dringend Hilfe brauchen und sie unbedingt das Schiff mit der Androidenkampfeinheit des Ordens anfordern muss. Es ist noch unklar, wie viele von diesen Xenomorphen noch auf der Sulaco gewesen sind. Egal womit die Firma hier als Rettungsmannschaft auftauchte, hier musste genauso aufgeräumt werden, wie auf dem anderen Planeten. Sie hatten auch die Königin vernichtet, die Ripley ins All gestossen hatte. Nur davon hatten Ripley und auch die Firma nichts mehr mitbekommen, weil sie vorher abgeflogen waren. Genau das war auch Damkinas Aufgabe gewesen, diskret für die Vernichtung dieser Monster zu sorgen. Oberste Priorität war Diskretion. Zwei bis drei Tage konnte sie sich hier mit Clemens verschanzen, aber für länger hatten sie keine Lebensmittel. Glücklicherweise hatte er jedes Mal, wenn er gekommen war, ein Tablett mit Lebensmitteln und Getränken mitgebracht. Sie klappt ihr Kommunikationsmodul auf und setzt sich auf den Stuhl. «Damkina Dayne von Fury 161 an den Orden. Haben mindestens einen Xenomorph auf der Station, 3 Männer sind tot. Dr. Clemens ist verletzt und bewusstlos, wir brauchen dringend Hilfe. Haben hier zum Glück einen Krieger Ea’s. Schickt die Androiden!» Sie war sich sicher, dass jemand in ihrem Büro auf Nachricht wartete. «Nachricht erhalten. Das Rettungsteam von Weyland-Yutani ist mit einer OP-Einheit unterwegs. Ankunft in etwa 2 Tagen. Suchen sie einen sicheren Aufenthaltsort und warten sie ab. Sie müssen mit dem Rettungsteam den Planeten verlassen. Das Androidenschiff wird im Orbit in Stellung gebracht.» Dankbar lehnt sie sich im Stuhl zurück und schliesst das Gerät. In einen Teebecher gibt sie auch noch etwas von dem weissen Pulver, rührt und trinkt alles rasch aus. Mit einer weiteren Decke humpelt sie wieder zu Clemens und packt ihn noch wärmer ein. Dann setzt sie sich neben ihn ans Kopfende des Bettes, bettet seinen Kopf auf ihren Schoss und wickelt sich auch ein. «Jon...» sie streichelt sein Gesicht und seine stoppeligen Haare. «Ich brauche dich...lass mich nicht allein...» Tränen rinnen über ihr Gesicht. «Ich liebe dich...» -------------------------------------------------------------------- Ripley steht mit Aaron vor dem Plan der Gefängniseinrichtung, den sie vor eine Lichtluke halten. «Was ist das da?» «Eine Verbindung von Messe und Krankenstation. Ein Luftschacht.» «Dann gehen wir da rein und stöbern es auf.» «Überlegen sie doch mal, das ist unmöglich, hier gehen kilometerlange Tunnel durch.» «Das Biest hält sich in der Nähe auf.» Sie reisst das Papier von der Lichtluke. «Es wird sich hier irgendwo einnisten», sie deutet auf eine Stelle. «Ich würde sagen, genau hier...» Sie steht auf und wendet sich dem Gang zu. «Woher wissen sie das?» «Es ist wie ein Löwe, immer in der Nähe der Zebras.» Langsam laufen sie den Gang entlang und Ripley mustert ihn. «Zebras? Ah, verstehe. Aber das kann doch nur ein Witz sein. Sollen wir hier im Dunkeln rumrennen?» «Was ist mit Licht?» «Ausserhalb der Hauptgänge gibt es keine Beleuchtung.» «Taschenlampen? Die gibt es doch sicher?» «Sogar Tausende, aber keine Batterien. Ich sagte doch, hier läuft nichts.» Ripley schnieft: «Was ist mit Fackeln? Haben wir die Möglichkeit Feuer zu machen? Für die meisten Menschen gibt es dieses Privileg seit der Steinzeit.» Mit grossen verschreckten Augen blickt Aaron sie an: «Werden sie bitte nicht sarkastisch.» -------------------------------------------------------------------- Mit einer Fackel in der Hand zeigt Aaron Ripley eine schwere Schleusentür. «Das hier wurde noch nie gebraucht. Hier sollte mal unser atomarer Abfall reingekippt werden. Es ist noch super sauber.» Ripley mustert die Umgebung. «Ist das die einzige Möglichkeit da rein oder raus zu kommen?» «So ist es, eine 2 Meter dicke Wand. Massiver Stahl. Damals haben sie noch was vom Bauen verstanden.» «Sie meinen, was da mal drin ist, das kann nie wieder raus?» ungläubig schüttelt Ripley den Kopf. «Sie sagen es. Absolut unmöglich.» -------------------------------------------------------------------------- Morse öffnet eine schwere Eisentür. Dahinter befinden sich eine ganze Menge von dicken Eisenfässern. Aaron pfeift durch die Zähne: «Tja, hier lagern wir das Zeug. Ich habe vergessen, wie es heisst.» «Quinitrizetylin», entgegnet Morse. «Wusste ich doch.» «Also dann werde ich mal mit Dillon organisieren, wer von den Jungs das Streichen übernimmt .... also», Aaron wendet sich an Morse. «David...» «…bringt inzwischen schon mal die Tonnen raus.» «Geht in Ordnung, 85.» Aaron wendet sich im Gehen noch mal Morse zu. «Ach, nenn mich nicht so.» Er geht. Ripley und Morse ziehen sich Handschuhe über und gehen zu den Fässern. «Was hat es mit diesem „85“ auf sich?», fragt sie Morse. «Ein paar von uns haben in seiner Personalakte gestöbert, als er hier eintraf. Es ist sein IQ.» Morse macht eine eindeutige Geste mit der rechten Hand an seiner Schläfe. Verstehend lächelnd wendet Ripley sich den Fässern zu und auch Morse fasst mit an. Sie müssen sehr vorsichtig damit umgehen. «Ich habe mal gesehen, wie davon eine Tonne so mitten in einem Landekreuzer explodiert ist», berichtet Morse. «Aufgrund des Luftdrucks musste der Landekreuzer 16 Wochen in die Docks. Das Zeug ist teuflisch!» Seine Augen leuchten. ------------------------------------------------------------- Aaron öffnet vor Ripley und Dillon den noch unbenutzten Atomcontainer. «Fassen wir also noch mal zusammen», fragt Dillon Ripley. «Sie wollen, dass wir alle Luftschächte mit dem Zeug ausbrennen. Dann scheuchen wir das Vieh hier hinein, machen die Tür zu und schon haben wir es gefangen?» Ripley stemmt die Hände in die Hüften. «Richtig.» «Und dabei sollen ihnen unsere Y-Chromosomen-Jungs helfen?» Sie sieht ihn scharf an: «Ja, wenn sie nichts Besseres vorhaben?» «Wir sollen wir eigentlich unseren Hintern für sie aufs Spiel setzen?» «Weil sie sonst gar keine Chance haben. Sonst müsste ich fragen: Was wollen sie gegen das Biest tun?» --------------------------------------------------------------- Damkina hat jedes Zeitgefühl verloren. Waren eine Stunde oder schon vier oder noch mehr Zeit vergangen? Sie kann es nicht sagen. Ihr Mund ist trocken, sie hat schrecklichen Durst. Clemens Kopf liegt auf ihrem Schoss und sie überwacht seinen todesähnlichen Schlaf. Ihre Tränen sind inzwischen versiegt. Vielleicht hatte sie zwischenzeitlich auch geschlafen. Sein Atem geht jetzt etwas schneller, seine Lider zittern. Endlich stöhnt er auf. Damkina lächelt glücklich. «Jon....» Er öffnet seine Augen. «Wo bin ich?» «Im Gästeappartement...» Sie küsst ihn auf die Stirn. «Kannst du dich erinnern, was passiert ist?» Clemens fasst sich stöhnend an den Hinterkopf und versucht, sich aufzurichten. «Langsam, bleib liegen.» «Ich habe ihm ins Gesicht gesehen .... dann ein Schlag von der Seite und ich bin gestürzt.» «Ich habe dich umgerannt. Tut mir leid, aber ich hatte keine Wahl. Es hätte dich gleich geschnappt.» Clemens sammelt sich langsam wieder. „Das wäre es wohl sonst gewesen.“ „Mit Sicherheit..." «So sehen sie also aus...genau, wie du es mir gezeigt hast." Damkina nickt. Clemens setzt sich stöhnend langsam auf. «Du hast dir bei dem Sturz den Kopf aufgeschlagen. Ich habe es genäht.» Verwundert sieht er sich um. «Wie hast du das geschafft? Und mich hierher gebracht?» «Ich habe Dillon gerufen, damit er mir hilft.» Sie zieht ihn wieder zurück auf das Bett. «Du brauchst noch Ruhe. Du warst lange bewusstlos.» Er nickt. «Wie fühlst du dich?» «Kopfschmerzen.» «Du hast eine Gehirnerschütterung.» «Woher wusstest Du...?» «Der Xenomorph? Ich habe ihn als Schatten kommen sehen.» «Ich meine, wie konntest Du nähen?» «Ich habe Medizin studiert, bevor ich als Diplomatin in die Fussstapfen meines Vaters trat.» Sie schmunzelt. «Ich bin älter, als du denkst. Sich etwas mit Medizin auszukennen, macht immer Sinn.» Als er sich wieder gelegt hat, steht sie auf und prüft sie noch einmal seine Kopfwunde, die Pupillen, fühlt seinen Puls... Dann hilft sie ihm, die blutigen Sachen auszuziehen. «Ich habe gehört, was du gesagt hast...von ganz weit weg...», er atmet tief durch. «Ich möchte dich nie wieder fast verlieren», sie sieht ihm fest in die Augen, dann hangelt sie sich um das Bett herum und zieht sich Schuhe, Hose und T-Shirt aus. «Nicht, wenn es nach mir geht», flüstert er leise. Damkina dreht sich zu ihm um und schenkt Clemens ein Lächeln. Dann füllt sie zwei Becher mit Tee, schüttet jeweils eine Prise des weissen Pulvers aus dem Metallflakon hinein, rührt um, reicht einen davon Clemens und trinkt auch. «Danke, was gibst du mir hier?» «Es hat viele Namen… Sternenfeuergold, Brot der Götter, das legendäre Manna aus der Bibel. Es wird dir helfen, schneller gesund zu werden.» Verwundert mustert er sie, trinkt aber, und sieht Schürfungen und blauen Flecke an ihrer gesamten linken Körperseite. «Was ist mit dir passiert?» «Ich habe mich bei unserem Sturz aufgeschlagen. Das vergeht wieder.» Sie prostet ihm mit ihrem Teebecher zu. Dann füllt sie ihm noch nach. Nachdem sie beide ihren Durst gestillt haben, legt sie sich neben ihn und deckt beide zu. Clemens dreht sich zu ihr und nimmt ihre Hand. «Ich lass dich nicht mehr gehen, nie mehr.» Sie lächelt sanft und küsst ihn auf den Mund. «Ich dich auch nicht.» Er legt seinen Arm um sie und kaum, dass sie ihren Kopf auf seiner Brust abgelegt hat, sind beide eingeschlafen. -------------------------------------------------------------- Überall auf der Station entwickelt sich geschäftiges Treiben. Einige Männer transportieren die Fässer mit der explosiven Flüssigkeit. Einige weitere bauen alle verfügbaren Taschenlampen auseinander, prüfen die Batterien, um doch noch ein paar funktionsfähige zu finden. «Sieh dir das an. Von diesen beschissenen Batterien funktioniert nur eine unter 2000.» «Es könnte noch viel schlimmer sein. Sei froh, dass wir nicht den Pinsel schwingen müssen.» Vorsichtig ziehen einige Männer Eimer mit der explosiven Flüssigkeit durch die Luken. Andere giessen die Fässer aus und verwischen die Lösung mit Schrubbern auf den Böden. «Oh Mann, das Zeug stinkt vielleicht!» Sie kriechen auch mit den Eimern durch die engen Rohre. Alles wird eingestrichen. Zündstäbe werden aus den Schutzboxen genommen. Morse klemmt sich einen Zündstab zwischen die Zähne und steigt eine der schmalen Leitern hinauf. Überall, auch in den schmalen Rohren wird die Lösung verteilt. «Das Zeug stinkt ja widerlich», schimpft einer vor sich hin. «Das sollte man nicht einatmen.» «Man braucht eine Gasmaske zum Atmen», entgegnet ein anderer. «Atme nicht zu tief ein.» Auch Ripley und Dillon beteiligen sich an der Einstreichaktion. «Der Doktor fehlt ihnen, nicht?» Ripley unterbricht nur kurz. «Wie kommen sie darauf?» «Ich dachte, sie hätten sich sehr nahe gestanden?» Sie seufzt. «Da haben sie wohl durchs Schlüsselloch geguckt?» «Hätte ich gern getan...» «Er hatte mehr für Lady Dayne übrig...von Anfang an...» «Was ist mit dem Doc und der Lady auf der Krankenstation passiert?» «Als der Xenomorph kam, ist er auf einmal durch die Luft geflogen. Dann lagen die Lady und Clemens am Boden. Ich bin in Panik weggerannt. Später waren beide weg.» Dillon lächelt stumm. Seine Aufgabe war es, Ea’s Tochter zu schützen. Es war besser, wenn jetzt niemand wusste, wo sie und Dr. Clemens waren. Ripley stöhnt auf, sie hat Schmerzen im Brustkorb und stützt sich auf den Schrubber. Besorgt kommt Dillon zu ihr. «Alles OK?» «Ja, mir geht’s gut.» Sie richtet sich mühsam auf und reift sich in den Nacken. «Sagen sie, was sie wollen. Aber sie sehen nicht aus, als würde es ihnen gut gehen.» Dillon schüttelt den Kopf. Er glaubt ihr nicht. «Mir geht es gut», beschwört sie sich selber. ------------------------------------------------------------------- Einer der Männer klettert langsam vor Platzangst panisch werdend durch die Rohre. «Ich hasse dieses Loch!» Andere sehen sich mit den Taschenlampen um. Von einem zerfetzten Netz über einem Schacht tropft langsam zäher Schleim. «Ich bin ziemlich sicher, dass wir hier nicht mehr allein sind», flüstert ein anderer. Die Angst klingt in seiner Stimme mit. ------------------------------------------------------------------- Inzwischen ist der Atomcontainer präpariert und die letzten Vorbereitungen werden getroffen. Aaron gibt die letzten Anweisungen, wie es mit Ripley abgesprochen ist. «Das Feuer wird erst angemacht, wenn ihr von mir folgendes Zeichen kriegt:» Er lässt seine Taschenlampe blinken. Die beiden Männer am Fass blicken zu ihm hoch, einer hat eine nicht brennende Zigarette im Mundwinkel. Aaron reisst dem Mann die Zigarette aus dem Mundwinkel und wirft sie weg. -------------------------------------------------------------------- Der Mann, der mit dem Zündstab im Mund die Leiter hinaufgestiegen ist, hat fast das obere Ende erreicht, als er stolpert und ihm der Zündstab aus dem Mund fällt. Klirrend fällt er mehrere Meter unter ihm zu Boden, knapp neben dem Durchstieg in die darunter liegende Ebene. «Scheisse!» Er lässt den Eimer oben stehen und klettert wieder nach unten. Mühsam beugt er sich zum Rand des Durchstiegs, um den Zündstab aufzuheben. Mit einiger Mühe gelingt es ihm und er klemmt den Zündstab wieder zwischen die Zähne, um erneut hochzusteigen. Als er die obere Ebene erreicht, schlägt das Ungeheuer zu...ohne einen Laut der Vorwarnung hat es sich den Mann gegriffen, der nur noch zappelnd in seinem Maul hängt und schreit. Der Eimer mit der Lösung fällt scheppernd nach unten. Ripley und Dillon wenden sich dem Geräusch zu, aber sie sind zu weit davon entfernt. Zwei Männer werden aufgeschreckt, sehen den Zündstab noch nach unten fallen, als die Lösung explodiert. Das Feuer verbreitet sich in Windeseile. Aaron schreit: «Verdammt noch mal! Wartet das Signal ab!» Er kann sich nur noch zu Boden werfen, als die Feuerwalze glücklicherweise an der Decke über ihn hinwegrast. Auch Ripley schreit: «Runter!», und zieht Dillon mit zu Boden - gerade noch rechtzeitig. In machen schmalen Gängen gab es kein Entrinnen. Dillon springt sofort wieder auf, als die Feuerwalze vorüber ist. «Kommen sie! Kommen sie, wir müssen zur Sprinkleranlage! Die Jungs brauchen Hilfe!» Feuer und Explosionen verteilen sich weiter. «Kommt schon! Bewegung!» Dillon und Ripley versuchen zu helfen, aber das Feuer tobt durch die Gänge....und immer, wenn es einen der Eimer und Tonnen erreicht, neue Explosionen und neue Feuerwalzen. «Zum Mülllager! Nicht das Tor öffnen!», schreit Ripley. Dillon findet den Schaltkasten der Sprinkleranlage, schlagt die Scheibe ein und reisst an dem Hebel. Der bricht, verrostet, wie er ist, ab. Damit bleibt nur die Flucht aus der Gefahrenzone. Einige der Männer brennen, auch Frank. Er schreit: «Helft mir!» Und torkelt mit brennender Jacke durch den Gang. Dillon und Ripley stürzen sich auf ihn und wälzen auf dem dreckigen, sandigen Boden, um die Flammen zu löschen. «Ist schon gut, ist schon gut, wir helfen ja.» Ripley und ein Mann versuchen Frank, der panisch um sich schlägt, am Boden festzuhalten und zu beruhigen. «Die Flammen sind aus.» Ein Dritter kommt dazu. Ripley ruft ihm zu: «Jude, kümmere dich um die Sprinkleranlage.» «Er ist schwer verletzt», schreit Dillon und zerrt Frank hoch. «Wir müssen ihn sofort hier wegbringen.» Ripley fasst von der anderen Seite an. «Kommen sie, wir bringen sie hier raus!» Auf dem Platz vor dem Atomcontainer haben sich schon drei Männer in Sicherheit bringen können. Sie sehen das Ungeheuer, welches sich auch vor dem Feuer in Sicherheit bringen will. «Vorsicht, hinter dir!» Jude, der sich auf der anderen Seite befindet, dreht sich langsam um. «Öffnet das Tor», schreit einer und zeigt wild gestikulierend auf das Vieh. Aaron rutscht entsetzt mit dem Rücken zur Wand zu Boden. Auf der anderen Seite fliehen auch zwei Männer aus dem brennenden Gang und von der Seite treffen Ripley, Dillon und Frank ein. Der Xenomorph ist eingekesselt. Die Menschen greifen sich Fackeln und brennende Holzstücke. «Na komm schon...», schreit Ripley. Das Ungeheuer hockt bereit zum Sprung mit dem Rücken zur Wand und schwenkt seinen skorpionartigen Schwanz mit dem riesigen Stachel. «Komm schon, du Mistvieh!» Jude rennt zum Atomcontainer und öffnet das Tor. Auf einmal springt es los in Richtung Atomcontainer. Der Mann, der das Tor geöffnet hat, kann nicht entweichen, ihm bleibt nur der Weg in den Container. Das Ungeheuer ist fast schneller. Geistesgegenwärtig rennen alle hinterher und Ripley schliesst die schwere Schottentür des Containers. Damit ist das Ende von Jude besiegelt, aber auch das Alien ist gefangen. Hinter der Tür hören sie ihn noch schreien… Die Männer lösen sich keuchend von den Wänden. Jetzt haben sie alle ihren Feind gesehen und festgesetzt, aber um welchen Preis. Dillon schlägt den nächsten Kasten der Sprinkleranlage ein. Dieses Mal kann er sie in Gang setzen und kaltes Nass ergiesst sich über die Menschen. Mit langsamen Schritten beginnen sie die Gänge nach Verletzten und Toten abzusuchen Kapitel 9: 9. Kapitel --------------------- Langsam sammeln sich die Männer im Lichthof des Zellenblocks. Dillon hebt an zu beten: «Auch für die Gefallenen ist dies eine Zeit der Freude. Wir verneigen uns vor ihrem Mut. Sie haben das ewige Leben gefunden. Die, die tot sind, sind nicht tot. Sie sind emporgefahren, emporgefahren zu einem höheren Ort.» Oben an einem der Geländer lehnen Aaron und Ripley. «Arme Verrückte», sinniert Aaron. «Andrews nannte sie immer Dillons Gottes-Krieger. Machen sie wenigstens keinen Unsinn.» «Sie sind kein religiöser Mensch?» Aaron richtet sich verächtlich auf. «Ich? Ach, was! Ich habe einen Job. Hören sie, ich würde sagen, das Rettungsteam trifft in drei bis vier Tagen hier ein, in spätestens sechs vielleicht. Wir besorgen uns ihre Waffen, öffnen die Tür und töten es.» Fragend wendet sich Ripley ihm zu. «Was haben sie von denen gehört?» «Nicht viel, nur «Nachricht erhalten», und später erfahren, dass sie von grösster Wichtigkeit sind.» Er zieht seine Stirn kraus. «Die teilen uns nicht viel mit. Für die sind wir der letzte Dreck.» Ripley überlegt: «Und wenn sie nicht vorhaben, es zu tun?» «Und es mitnehmen?» «Ja.» «Die sind nicht verrückt. Sie müssen es töten. Oder?» Schweigend senkt Ripley den Kopf. ---------------------------------------------------------------------------- Morse steht in der Krankenstation und schert sich den Schädel. Umständlich versucht er in einem Handspiegel zu sehen, was er tut. „Morse, bitte, bind mich los.“, jammert Golic aus seinem Bett. „Vergiss es.“ „Komm schon. Es tut weh.“ „Tut mir echt leid.“ „Mann, ich hab doch nichts getan....“ „Komm mir nicht damit.“ Morse lässt sich nicht von seiner Tätigkeit ablenken. „Oh bitte, was hab ich denn nur gemacht?“ „Ich sag dir, was ich mache. Ich werde her sitzen und auf deinen Arsch aufpassen, wie befohlen. Ich will keine Schwierigkeiten mit Dillon.“ „Ich hab ihm doch nur von dem Drachen erzählt, was er Boggs und Rains angetan hat“, jammert Golic weiter. „Ich hab nicht gelogen, ich hab ihn gesehen.“ „Ich hab das Vieh auch gesehen.“ „Oh bitte! Wenn es hier auftaucht, bin ich tot. Ich kann nicht wegrennen.“ „Es kann hier nicht rein. Wir haben es eingesperrt.“ „Also, was soll der Blödsinn? Bitte, bind mich los, man….Habe ich dir nicht immer Zigaretten gegeben?» Morse stöhnt auf: «Och, je…» «Du bist doch mein Freund? Ich liebe dich, Morse.“ Morse wirft den Rasierer entnervt auf den Tisch. Er überlegt, springt vom Tisch, wohin er sich gesetzt hatte. „Also gut.“ Er läuft zu Golic und knüpft seine Zwangsjacke auf und gibt ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. „Aber reiss dich zusammen. Mach keinen Scheiss! Oder ich hab nur Ärger.“ Morse geht wieder auf seinen vorherigen Platz. Golic richtet sich auf, seine Augen funkeln listig. „Und wo ist das Vieh?“ „In einem Abfalltank. Dort kann es nicht raus.“ Er prüft noch einmal sein Werk, ob der ganze Kopf auch schön glatt ist. „Ich muss es noch mal sehen“, murmelt Golic. Seine Stimme klingt jetzt hart. „Was redest du da für Blödsinn?“ In diesem Moment schlägt Golic Morse mit einem Knüppel nieder: „Dir gebe ich keine Zigaretten mehr...“ ---------------------------------------------------------------------------- Aaron und Ripley befinden sich im Allerheiligsten, dem Büro von Andrews mit dem grossen Funkgerät. «So, wir haben den ersten Teil. Was schreiben wir jetzt?» «Dass wir es eingesperrt haben.» Aaron tippt in die Tastatur. Dann wendet er sich zu Ripley um. «Wie nennen wir es?» «Ein Xenomorph.» «Gut», bei dem Wort Xenomorph bleibt er hängen. «Wie schreibt man das?» «So», Ripley rutscht heran, schiebt in zur Seite und schreibt selbst: «Haben Xenomorph gefangen. Erbitten Erlaubnis zur Eliminierung.» Ihre Finger flitzen über die Tastatur. «He, Moment mal. Wir können es nicht töten, wir haben keine Waffen, richtig?» «Richtig.» Es dauert nur einen Moment, da kommt schon die Antwort: «Weyland-Yutani an Fury 161: Nachricht erhalten.» Aaron richtet sich auf, nachdem er gelesen hat. «Sehen sie? Das ist alles, was die uns sagen. Für die sind wir nichts.» Doch es treffen weitere Nachrichten ein: «Ankunft Rettungsteam 12:00 Uhr. Erlaubnis zur Tötung abgelehnt. Kontakt bis Ankunft vermeiden.» Beide trauen ihren Augen nicht: «Erlaubnis zur Eliminierung nicht erteilt.» Ripley atmet tief durch und senkt nachdenklich den Kopf. Ihre schlimmsten Befürchtungen werden war. Die Firma hat etwas mit dem Xenomorph vor.... ---------------------------------------------------------------------------- Golic wandert durch die Gänge, zielstrebig zu dem Atomcontainer, in dem der Xenomorph eingesperrt ist. Ein Mann hockt vor der riesigen Stahltür und steht auf, als er Golic erblickt. Mit halb geöffneten Mund steht Golic vor der Schalttafel des Containers, blickt dann zu dem Mann. «Herein und wieder raus, jetzt?» «Wovon redest du denn da, man?» «Es spricht zu mir, das Monster!» «Du kommst da nicht rein, du Idiot. Dieses Monstrum wird dich auffressen.» Golic schaut panisch auf die Schalttafel, dann kommt er zu dem Wache schiebenden Mitgefangenen, der entschlossen seine Hände in die Hüften stemmt. Golic sieht sich um. «Entschuldige.» Mit einem scharfen länglichen Gegenstand nimmt er Schwung und schlitzt der Wache die Kehle auf. «Tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid», wimmert Golic und der messerähnliche Gegenstand fällt ihm aus den Händen. Die Wache greift sich an den Hals und bricht, an seinem eigenen Blut erstickend, zusammen. Wie in Trance kehrt Golic zur Schalttafel zurück und drückt den roten Öffnungsknopf und dreht den Verschluss auf. Die hermetisch verschlossene Tür öffnet sich. «Sag mir, was ich als nächstes tun soll.» Langsam nähert er sich der weit geöffneten Tür und schleicht mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit bis er vor dem Monster steht. Ein kurzer Schrei und schon flitzt das Wesen mit riesigen Sprüngen aus dem Container in die Gänge. ---------------------------------------------------------------------------------- Dillon sitzt in seiner Zelle an dem kleinen Tisch und dreht seine Zahnbürste in den Fingern. Ripley lehnt an den Gittern. «Also, die kommen her, um dieses verfluchte Ding mitzunehmen?» «Ja, sie werden es versuchen», antwortet Ripley und nickt. «Sie wollen es nicht töten.» Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen blickt sie auf Dillon herab. «Wir müssen es umbringen, bevor die hier eintreffen.» «Warum müssen ausgerechnet wir es töten? Sie haben gesagt, die Firma kommt es holen?» «Das ist richtig. Sie wollen es benutzen, als eine Art Waffe.» Dillon legt seine Zahnbürste ab und greift nach seinem Kaffeetopf, in dem sich nur Wasser befindet. «Was ist so falsch daran?» «Sie können es nicht kontrollieren, sie verstehen es nicht. Es wird sie alle töten.» Nachdem er seinen Mund gespült hat, spuckt er das Wasser aus. «Wie ich schon sagte, was ist falsch daran?» «Überhaupt nichts, aber es werden eine Menge unschuldiger Menschen sterben.» Er trinkt vom Wasser. Ripley schnieft verächtlich. «Ich dachte, sie wären ein religiöser Mensch...» «Sie verstehen gar nichts, oder?» Er setzt den Topf zurück auf den Tisch. «Die Welt dort draussen existiert für uns alle nicht mehr.» Er schüttelt den Kopf. «Wir haben hier unsere eigene kleine Welt. Es ist nicht sehr viel, aber es ist unsere.» «Ihnen ist völlig egal, was mit den anderen geschieht?» «Nein. Es betrifft nur die Firma.» Dillon greift sich mit beiden Händen an die Schläfen. Wieder hört er Damkinas Stimme: »Besinnen sie sich ihrer Bestimmung. Das Alien muss vernichtet werden.» Die Eingangstür zum Zellentrakt wird aufgerissen, Morse kommt hereingerannt und ruft: «Hey, Dillon?» «Ja.» Als der Morse Ripley bei Dillon bemerkt, bleibt er stehen und druckst er herum: »Wir haben ein kleines, winziges Problem.» Mit schiefem Blick und weit aufgerissenen Augen mustert er Ripley.... ------------------------------------------------------------------------------------ Inzwischen zu viert erreichen sie den Container und blicken sich suchend um. Dillon kniet sich zu der leblos am Boden liegenden Wache. «Was für eine Scheisse!», schreit Aaron. «Dieser durchgedrehte Mistkerl hat es freigelassen. Jedenfalls hat er bekommen, was er verdient. - Was machen wir jetzt? - Andrews hatte Recht. Wir hätten diesen Schwachkopf einsperren sollen», schimpft er vor sich hin. Ripley atmet vor Schmerzen stöhnend tief aus und rutscht an der nächsten Wand runter zur Hocke. «Alles klar?», fragt Aaron Ripley. «Was hab ich davon? Das Biest ist irgendwo da draussen! Und was tun wir?» schimpft Morse. «Das sagt ich gerade.» Aaron beginnt richtig giftig zu werden: «Du blöder Wichser hast Golic laufen lassen. Dämliches Arschloch!» Dillon mischt sich ein: «Hört auf damit» Ripley keucht und öffnet und schliesst ihre Hände. «Was haben sie? Ist etwas nicht in Ordnung?» Dillon wendet sich Ripley zu. Sie stöhnt: «Ich muss zum FSM.» «Warum? Was gibt’s denn?», Aaron beugt sich zu ihr. «Ich brauch unbedingt den Neuroscanner.» «Sie sehen nicht gut aus» «Ist doch egal, wie sie aussieht! Was sollen wir jetzt tun?» schimpft Morse. «Muss ich dir erst die Schnauze polieren, du alter Wichser, halt’s Maul! Hör auf, Panik zu verbreiten», faucht Aaron. Morse wendet sich aggressiv zu Aaron um. «Panik? Du hast doch so ein Vakuum da oben, dass du das Wort nicht mal schreiben kannst! Also quatsch mir hier nicht von Panik, sonst polier ich dir die Fresse», kontert Morse. Aaron wehrt Morse heftig ab. «Ihr werdet beide die Klappe halten!», greift Dillon ein. «Jetzt ist Ruhe, Klar!» Ripley erhebt sich mühsam, die Kampfhähne trennen sich. «Na, fällt euch nichts dazu ein?», klagt Aaron. «Das überrascht mich nicht», murmelt Morse. «Gehen wir doch raus…» «Eine clevere Idee! Die Sonne kommt erst in zwei Tagen wieder, wir haben minus 40 Grad. Und die Rettungsmannschaft kommt erst in 10 Stunden, überaus sinnvoll!» Aaron lehnt sich an die Wand. «Fabelhaft! Dann warten wir hier und lassen uns von dem Vieh vernaschen, was?» Morse beginnt wieder aggressiv zu werden. Dillon packt ihn: «Du wirst jetzt alle auftreiben, die du finden kannst. Wir treffen uns in der Versammlungshalle.» Morse muckt nicht mehr auf. «OK» Erst da bemerken die Männer, dass Ripley verschwunden ist. Dillon lässt Morse los. «Wo ist sie?» ----------------------------------------------------------------------------------- Ripley hat ihre Kleidung bis auf Unterhemd und Höschen abgelegt und kriecht gerade in den Neuroscanner, als Aaron sie endlich gefunden hat. «Kann ich ihnen helfen?» Ripley erschrickt, als er sie plötzlich anspricht, ist dann doch erleichtert, dass es nur Aaron ist. «Ich hab sie nicht erschrecken wollen. Sie sollten hier wirklich nicht alleine rumwandern.» «Tun sie mir bitte einen Gefallen und bedienen sie die Tastatur.» Sie lehnt sich stöhnend zurück auf die Scannerliege. «Mach ich.» Aaron sieht sich um und kriecht durch die Luke in den kleinen Scannerraum, wo er die Tastatur findet. «Und was muss ich tun?» «Auf B oder C drücken. Was steht bei C?» «Wiedergabe der Biodaten.» «Ja, genau», stöhnt Ripley. Aaron drückt «C» und aus der Decke über der Liege springt ein beleuchteter Ring und fährt über Ripley. «OK, es läuft. Was jetzt?» «Nur abwarten.» Panisch schaut er auf den Monitor. «Es ist nicht viel zu erkennen.» «Dann zoomen sie ran.» Aaron sucht den Knopf und hämmert darauf. Das Bild springt um. Aber er kann nichts darauf erkennen.... «Beobachten sie den Monitor», fordert Ripley. «Ich weiss nicht, wie ich das lesen soll», er schüttelt leicht den Kopf. «Innere Blutungen erkennt man an dunklen Flecken....Suchen sie nach einem Haarriss an der Schädeldecke, nach kleinen, weissen Flecken.» Aaron mustert das sich bewegende Bild und sein Gesicht wandelt sich von fragend zu Entsetzen. «Fremdgewebe.» «Was ist denn?», fragt Ripley. «Sie haben einen in ihrem Körper.» «Das ist völlig unmöglich.» Auf dem Monitor kommt die Diagnose: «Fremdgewebe». Ripley keucht. «Wie sieht es aus?» Angst überwältigt sie. Ein weiteres Resultat erscheint auf dem Monitor: «DNS-Scan: Gewebetyp unbekannt.» «Gewebetyp unbekannt…furchtbar...», seufzt Aaron. «Ich muss es sehen.» Sie verzieht verzweifelt ihr Gesicht. «Machen sie ein Standbild.» «Sie sollten sich das ersparen.» «Machen sie ein Standbild!» Aaron haut auf den Knopf. Der Monitor meldet: «Standby». Ripley rappelt sich auf, setzt sich auf, blickt auf den Monitor und fängt an zu weinen. Voll Mitgefühl versucht Aaron sie zu trösten: «Tut mir leid.» -------------------------------------------------------------------------------- Die Männer haben sich im Versammlungsraum eingefunden. Dillon hat jetzt endgültig die Führung übernommen. «Also, das verdammte Ding läuft frei rum. Das Rettungsteam ist mit Waffen und dem ganzen Zeug unterwegs. Im Moment gibt es hier keinen wirklich sicheren Ort. Aber wir bleiben hier in der Versammlungshalle. Hier gibt es wenigstens keine beschissene Klimaanlage.» Dillon mustert alle Wände und die Decke. «Wenn es kommt, dann muss es durch eines von den Toren. Also stellen wir eine Wache auf, die uns alarmiert. In der Zwischenzeit haltet ihr die Köpfe unten. Ich will, dass ihr auf alles vorbereitet seid! Für den Fall, dass eure Zeit kommt.» «Hör auf, so einen Blödsinn zu erzählen, Dillon», wirft Morse ein. «Wir sitzen hier in der Falle wie Ratten.» Dillon sieht ihn zornig an: «Hast du keine Waffe? Du hast ein Beil! Das kannst du auch benutzen!» Er hebt das Beil, welches er in den Händen hält und schlägt symbolisch zu. «Meinst du etwa, wir können dieses Mistvieh auf diese Weise erledigen?», fragt ein anderer Mann. «Ich glaube nicht das Geringste! Möglicherweise….möglicherweise verletzt du es, bevor es dich erwischt. Ist das überhaupt nichts? Hat vielleicht einer von euch eine bessere Idee?» Die Männer blicken zu Boden. «Eins ist ja wohl klar: Solange wir auf das Rettungsteam warten, haben wir keine Chance!», schimpft Dillon. «Also seid auf alles vorbereitet.» Die Männer sagen nichts. Dillon bricht auf, den Raum zu verlassen. «Ich bleibe nicht hier.» Einer der Männer schwingt einen riesigen Meissel in der Hand. «Dann tut, was euch gefällt», faucht Dillon, sich umwendend. Der Mann lässt den Meissel sinken. Morse zündet sich mit einem Streichholz eine Zigarette an. Mit zitternden Händen gibt er einem zweiten auch Feuer. «Feuer.» Morse blickt zu Dillon hoch. «Die Schmelzöfen.» «Ja, wir müssen es zu den Öfen locken», stimmt Frank begeistert zu. Ein Lächeln huscht über Dillons Gesicht. «Ach, du heilige Scheisse. – Was für eine Idee...» «Finde ich auch», grinst Morse. «Und wie das funktionieren wird», zweifelt der Koch. Die Männer schöpfen wieder Mut und folgen Dillon in die Giesserei. Sofort machen sie sich an die Arbeit, die Hochöfen hoch zu fahren. ----------------------------------------------------------------------------------------- Die riesigen Parabolantennen auf der Gefängniseinheit richten sich aus. Aaron und Ripley sind wieder im Büro von Andrews. «Die Verbindung steht. Was wollen sie ihnen sagen?» Ripleys Stimme ist wieder fest: «Dass das ganze Territorium verseucht ist.» Entsetzt blickt Aaron zu ihr auf. «Sind sie wahnsinnig? Dann kämen wir um und die Rettungsmannschaft kommt gar nicht erst her.» Sie nickt. «Ja, das weiss ich.» «Ich versteh sie nicht.» Sie schluckt. «Die einzige Chance, die wir haben ist, dass sie das Vieh töten», fleht Aaron. «Vielleicht kann auch ihnen geholfen werden. Vielleicht kann man es einfrieren oder wegoperieren. Irgendeine Möglichkeit wird’s doch geben…» «Wenn dieser Organismus von hier wegkommt, gibt’s ein Chaos. Unserer Behörde ist das vollkommen egal. Die wollen diesen Alien, um eine Division mit Biowaffen zu erstellen. Deshalb müssen wir verhindern, dass sie herkommen.» «Das glaube ich einfach nicht.» Aaron lehnt sich im Stuhl zurück. «Ich bedaure, dass dieses Biest in ihrem Leib ist, aber was mich angeht, ich möchte gerettet werden. Die anderen Gefangenen sind mir egal, aber ich habe Frau, ich habe Kinder. Ich bin jetzt für die Rückreise nach Hause dran.» «Ich weiss, es ist hart», nickt Ripley. «Aber ich muss einen Funkspruch abschicken. Dazu brauche ich den Code.» Aaron löscht die Nachricht vom Monitor. «Daraus wird nichts, Mädchen, der ist leider geheim.» «Jetzt hören sie mal, sie Arsch, es ist nun mal notwendig!» Sie geht ihm an die Kehle. «Es gibt keine Alternative!» Sie packt ihn, er schafft es, sich zu befreien und entwischt zur nächsten Wand. «Ich gebe ihn nicht raus. Niemals! Das können sie vergessen!» Beide keuchen. «Hören sie, es ist nichts Persönliches. Verstehen sie, ich habe nichts gegen sie.» Ripley schlägt sich die Hände vors Gesicht. Sie schluchzt, dann lächelt sie bitter. «Danke.» und wendet sich ab. «Ist ihnen etwas eingefallen?» Aaron folgt ihr. Sie bleibt stehen. «Mich wird es leben lassen. In mir ist die neue Königin. Ich bin viel zu wertvoll», sagt sie bitter. «Glauben sie wirklich, dass das Biest so intelligent ist?» «Keine Ahnung», sie räuspert sich. «Ich werde es mal suchen gehen. Dann sehen wir, wie intelligent es ist.» Sie geht langsam los. «Sie wollen es suchen gehen?» «Ja. Ich habe eine recht klare Vorstellung, wo es sein könnte. Es ist mit Sicherheit unten, im Tiefgeschoss.» «Das ganze Gelände hier ist ein Tiefgeschoss.» «Ist ‘ne Metapher», sie grinst zynisch. «Gehen wir!» Aaron wendet sich wieder zum Büro und schlägt mit der Hand auf den Türrahmen. «Ich muss irre sein!» Da fängt der Monitor an zu surren. «Neuro-Scan-Daten erhalten. Schicken Medivac-Team. Ankunft in zwei Stunden!» Aaron geht langsam zum Monitor und setzt sich. «Ripley in Quaratäne halten - höchste Priorität. Lady Dayne und Dr. Clemens schützen. Bitte bestätigen.» Fassungslos starrt er auf den Bildschirm. Er überlegt. Immer wieder erscheint: «Bitte bestätigen.» Kapitel 10: 10. Kapitel ----------------------- Ripley macht sich mit einer Taschenlampe auf die Suche im Untergrund der Station. Schwer atmend läuft sie langsam durch die Gänge. «Wo steckst du, wenn ich dich brauche?» Sie sieht sich um, leuchtet die Ecken der Versorgungsschächte aus. Über manche Rohre läuft Wasser, welches von weiter oben kommt. Alles, was hier an Technik ist, ist mehr oder weniger marode oder kaputt. «Hab keine Angst. Ich gehöre zur Familie», lockt sie. Sie reisst ein Rohr als Waffe von der Wand und klettert einen Raum weiter. Überall tropft es, Spinnweben hängen von den Wänden. Hin und wieder hört man dumpfe Töne aus dem maroden Rohrsystem. «Du bist schon zu lange Teil meines Lebens. Ich weiss gar nicht mehr, dass es anders war. Jetzt tu auch mal was für mich...» Sie schleicht vorwärts. «...es ist ganz leicht, tu das...tu das, was du sonst auch tust.» Sie schlägt auf ein dickes, abgewinkeltes Rohr ein, welches sofort zerbröselt. Unmengen von Insekten fallen heraus. Erschrocken weicht sie zurück und das Rohr fällt ihr aus der Hand. Lauschend leuchtet sie den Raum weiter ab und wendet sich in Richtung eines Geräusches. Dort hockt es oben über einigen Rohren. Es zischt Ripley an und springt herab. Sie stöhnt. ------------------------------------------------------------------------ Dillon kommt zurück in seine Zelle, hört hinter sich ein Geräusch und dreht sich schlagbereit mit einer Feueraxt um. Ripley erhebt sich von seinem Bett. Langsam lässt er die Axt sinken. «Es weigert sich, mich zu töten." Sie blickt ihn verzweifelt an. «Was machen sie hier? Sie sollten ihr Versteck nicht verlassen», schimpft Dillon. «Ich habe eins in mir drin.» Ripley lehnt an den Gitterstäben. «Es wird keins von seiner Art töten.» Dillon kommt auf sie zu, die Brille oben auf dem kahl geschorenen Schädel. «Was reden sie für einen Unsinn?» «Ich hab’s gesehen, vor einer Stunde. Wir standen uns gegenüber. Es hätte mich töten können, aber es rührt mich nicht an. Ich bin weggerannt. In mir wächst seine Zukunft.» «Blödsinn. Wie kommen sie auf die Idee?» «Ich hab es gesehen, im Scan. Es ist eine Königin. Sie legt Eier und erzeugt tausende von denen, von dem wir hier eines haben.» «Klingt in meinen Ohren ziemlich schwachsinnig. Wenn sie das Vieh in sich haben, wie ist es da rein gelangt?» Ripley seufzt: «Keine Ahnung. Wahrscheinlich, als ich in der Hyperschlafphase war», sie senkt den Kopf. «Da hat es mich erwischt. Und nun werde ich Mutter des Jahres….» Sie rafft sich auf und löst sich von der Wand. «Ich habe nicht mehr viel Zeit. Und daher werde ich das tun, was ich für richtig halte», sie blickt Dillon fest an. «Dazu brauche ich allerdings ihre Hilfe. Töten sie mich, Dillon.» «Was reden sie für ‘nen Scheiss?» «Ich bin sowieso tot. Ich könnte es nicht überleben. Das eine Embryo, dass in mir drin ist, kann tausende weitere zeugen. Es reicht, um das Universum zu entvölkern. Es wird Zeit, es zu töten.» Sie sieht ihn mit entschlossener Miene an. «Es muss mich also jemand umbringen.... Sind sie bereit dazu?» Er nickt leicht. «Machen sie sich deswegen keine Sorgen.» Ripley zieht ihre Jacke aus und wirf sie auf den Boden. Sie geht an Dillon vorbei zur nächsten Gitterwand. «Sagen sie bitte nichts.» Sie lehnt sich vorn an die Stäbe und hält sich mit beiden Händen fest. «Keine Gebete.» Dillon überlegt und wendet sich ihr zu. Ripley wartet...sie erwartet den tödlichen Schlag. Dillon schlägt zu...mit lautem Krachen gegen die Gitterstäbe. Sie fragt: «Was ist mit ihnen?» «Ich gebe nicht gerne einen Kampf verloren», er lässt die Axt fallen, «an niemanden und an nichts. Das verdammte Biest da draussen hat schon die Hälfte meiner Männer umgebracht und die anderen haben die Hosen gestrichen voll. Sie werden die Welt nicht retten, solange das Vieh noch am Leben ist, Schwester!» Sie dreht sich schwer keuchend zu ihm um. «Sie verdammter Feigling!» Wütend packt sie ihn an der Jacke. «Ich will das Ding!» Er wehrt sie ab und schleudert sie, sie immer noch gepackt haltend an die nächste Wand. «Ich will dieses Biest kriegen, aber dazu brauche ich sie. Wenn es sie nämlich nicht tötet, haben wir vielleicht die Chance, es zu bezwingen. Ansonsten haben wir keine Chance!» Er lässt sie los und sie sackt schluchzend auf den Boden. «Sie müssen sich selbst umbringen.» Er wendet sich ab, hebt die Feueraxt auf und geht zur Tür. «Dillon...», er dreht sich wieder um. «Wir werden dieses Alien auslöschen. Und dann werden sie mich töten?» Flehend blickt sie zu ihm hoch. «Ganz bestimmt. Schnell, einfach und schmerzlos.» ---------------------------------------------------------------------------- Clemens wacht auf. Sein Kopf schmerzt schon weniger und er fühlt sich auch schon weniger zerschlagen. Die Wunde am Hinterkopf scheint in Ordnung zu sein. Langsam setzt er sich auf die Bettkante. Wie lange hatte er geschlafen? Jedes Zeitgefühl ist verloren gegangen. Seine Gedanken überschlagen sich. Ripley hatte ihn die ganze Zeit mehr oder weniger belogen und benutzt. Sie hatte dieses Wesen kommen sehen und ihn trotzdem nicht gewarnt. Wäre Damkina nicht so aufmerksam und schnell gewesen, wären sie wohl jetzt beide nicht mehr am Leben. Er steht auf, geht zum Tisch und nimmt sich einen Topf Kaffee. Der Kaffee ist kalt, aber hilft gegen den Durst. Sein Blick fällt auf das Metallflakon mit dem weissen Pulver. Es scheint, als wäre es aus Bronze gemacht und sehr, sehr alt. Es ist fast herzförmig, ein nicht ganz handtellergrosses abgeflachtes Flakon mit feinen Ziselierungen, einem Schraubverschluss und einer Kette, mit der man es wie ein Medaillon um den Hals tragen kann. Es sieht aus wie ein kostbares antikes Schmuckstück. Vorsichtig öffnet er es und riecht daran. Mit einem Finger kostet er von dem weissen Pulver. Es schmeckt leicht süsslich. Dann verschliesst er das Fläschchen wieder sorgfältig. Sternenfeuergold, das legendäre Manna aus der Bibel…..Konnte es sein, dass es so schnell geholfen hatte? Damkina schläft noch. Zärtlich blickt er zu ihr. Sie war immer aufrichtig. Sie hatte mutig und ohne zu zögern gehandelt, als er sie am Meisten brauchte und ihm das Leben gerettet. Am Anfang war er sich nicht sicher gewesen, ob sie es ehrlich mit ihm meinte. Wie sie so dalag, sah sie aus wie ein rothaariger Engel. Schade, dass sie ihre langen Haare wegen des Ungeziefers abgeschnitten hatte. Den Gedanken, dass seine Verurteilung revidiert werden könnte, kann er nicht wirklich glauben. Sollte sie wirklich so viel Macht haben? Sternenfeuergold…und Dillon ist vor ihr auf die Knie gesunken. Auf jeden Fall kann er mit ihr zurück in die normale Welt und ist nicht allein. Irgendwie wird er einen Weg finden und er wird diese wunderbare Frau als Gefährtin an seiner Seite haben, das erfüllt ihn mit Glück. Er stellt den Kaffeetopf zurück auf den Tisch und geht ins Bad. Genussvoll steht er unter der warmen Dusche. Es fühlt sich an, als würde das Wasser all die Jahre wegspülen. Auf einmal berühren ihn zärtliche Hände. Er dreht sich um. Sie steht vor ihm, genauso nackt wie er, und kommt zu ihm unter das warme Wasser, aber vorsichtig darauf bedacht, dass ihr Gips nicht so nass wird. Das wäre auch nicht schlimm, er konnte ihn ja jederzeit erneuern. Er nimmt sie in die Arme und küsst sie. Das warme Wasser rinnt über beider Haut und die Seife verbreitet einen frischen sauberen Duft. Ihre zärtlichen Hände seifen ihn ein. Er geniesst jede Berührung. Auch seine Hände wandern über ihren Körper. So viele Jahre hatte er überhaupt keine Frau gesehen und jetzt war diese Frau sein. Clemens stellt das Wasser ab, schlingt sie in ein Badetuch, nimmt sie auf die Arme und trägt sie wieder hinaus zum Bett. Nur dieses Mal gibt es keine Fragen mehr, als sie sich lieben. --------------------------------------------------------------------------- Aaron hockt auf einem breiten Eisenträger und sieht von oben in der Giesserei. Unten spricht Dillon: «Ihr habt die Wahl. Ihr könnt auf euren Ärschen sitzen und da drin sterben oder sterbt dort draussen. Auf jeden Fall sollten wir es versuchen. Wir schulden ihm noch was.» Er stützt sich auf seine Axt. Ripley hockt, wie ein Häuflein Elend, an einen Träger gelehnt neben ihm. «Es ist dabei, uns fertig zu machen. Vielleicht können wir unsere Toten rächen. Also, wie wollt Ihr’s?» «Wovon redest du denn da, zum Teufel?» «Davon, dieses elende Biest zu erledigen.» «Moment, Moment, Moment, das Rettungsteam trifft bald ein. Wir können doch einfach abwarten.» Aaron versucht Dillon zu bremsen. «Für wen kommt das Rettungsteam denn?» Ripley blickt hoch. «Für uns», erwidert Aaron. Sie schüttelt den Kopf. «Sie wollen nur dieses Biest, das wissen sie.» «Das ist doch völlig egal, was die wollen. Die holen uns hier raus, einen nach dem anderen», entgegnet Aaron. «Da wäre ich nicht so sicher.» Aaron wehrt ab: «Ach, kommen sie, die werden uns nach Hause bringen.» «Sie bringen nicht »Uns» weg», wirft Dillon ein. «Das heisst nicht, dass wir gegen das Vieh kämpfen», ruft Morse. Aaron verliert die Geduld: «Das wäre totaler Schwachsinn, nichts weiter. Ich habe Frau und Kinder.» «Wen interessiert das, 85, du bist keiner von uns, du bist kein Gläubiger» , schimpft Dillon. «Du bist ein Firmenangestellter!» «OK, ja, ich bin ein Firmenangestellter. Ich bin kein Krimineller. Dafür sagt ihr mir auch ständig, wie blöde ich bin. Jedenfalls nicht so blöd, dass ich mein restliches Leben hier verbringe.» «Schnauze!» «Verpiss dich, 85!» Die Männer werden unruhig und schreien durcheinander. «Zumindest bin ich clever genug, auf Feuerunterstützung zu warten, bevor ich mich diesem Biest stelle.» Dillon versucht, die Stimmung zu kippen. «Ja, natürlich, nur weiter so. Hockt nur weiter auf euren Ärschen.» «Ja, ich würd sagen, wir bleiben hier weiter hocken.» «Von mir aus ..... ach ja .... Ich hatte vergessen, dass du der Kerl bist, der mit Gott einen Deal geschlossen hat, dass er dir ewiges Leben versprochen hat, oder? Ihr Übrigen alle, ihr Wichser, ihr könnt euch ruhig auch drücken. Sie und ich, wir nehmen den Kampf auf.» «OK, ich will ja dasselbe wie du», sagt Morse. »Ich will es auch tot sehen, dieses Biest. Aber warum können wir nicht warten, bis wir die Chance haben, ein paar Waffen zu kriegen? Warum muss das Ganze ein Himmelfahrtskommando sein?» »Richtig!» wirft Aaron ein. «Weil sie es nicht töten», mischt sich jetzt Ripley ein. «Vielleicht töten sie sie, weil sie es gesehen haben. Aber mit Sicherheit das Vieh nicht!» «Das ist totaler Wahnsinn!» ruft Aaron. «Totaler Schwachsinn! Die werden uns nicht töten!» Ripley steht auf und wendet sich an die Männer: «Als sie zum ersten Mal von dem Wesen hörten, hiess es «Auf die Mannschaft kann verzichtet werden.» Beim nächsten Mal schickten sie die Marines. Aber die haben sie auch geopfert. Wie kommen sie eigentlich auf die Idee, dass ihnen ein Haufen Lebenslänglicher irgendwo am Ende der Welt, die Gott gefunden haben, irgendetwas bedeuten könnten? Glauben sie wirklich, die lassen sich von ihnen ihre Pläne durchkreuzen, was dieses Biest angeht? In deren Augen sind wir der absolute Dreck! Denen ist es doch völlig egal, ob einer eurer Freunde gestorben ist oder nicht. Es ist uninteressant.» «Habt ihr denn schon einen Plan?» fragt einer. «Das ist doch hier ‘ne Bleigiesserei, oder?» kommt Dillon von hinten, die Axt über die Schulter geschwungen. «Wir brauchen doch nichts weiter zu tun, als das blöde Biest in die Gussform zu locken. Und dann ertränken wir es in heissem Blei.» «Klingt ganz nett. Und wie soll das vor sich gehen?» «Ja, was wollen wir als Köder benutzen?» Betretene Stille tritt ein. «Ihr spinnt doch!», einer springt auf. «Wir müssen alle sterben», verkündet Dillon. «Die Frage ist nur, wann. Dieser Ort ist so gut, wie jeder andere, den ersten Schritt in den Himmel zu machen. Die Frage ist nur, wie ihr abtretet: Entweder aufrecht stehend oder um Gnade winselnd? Es liegt an euch! Ich bin nicht für’s Winseln! Mir ist noch nie was geschenkt worden! Daher sage ich: Stellen wir uns dem Vieh! Bekämpfen wir es!» Von oben ruft es: «Er hat Recht! Wir können es doch versuchen!» «Was zum Teufel tun wir, wenn es auf uns zu rennt?» «Wir lassen uns besser was einfallen", beraten die Männer. Aaron springt von seinem Träger und geht. ------------------------------------------------------------------------------ Der Plan steht. Eine Schleusentür wird geöffnet. «Tür 1 offen." «Wann war die Anlage das letzte Mal in Betrieb?" fragt Ripley Dillon. Beide stehen in der Gusskammer. «Sie ist das letzte Mal vor fünf oder sechs Jahren befeuert worden.» «Sind sie sicher, dass die Brenner noch funktionieren?» Die Männer beginnen, die Anlage hochzufahren. «Sicher sein kann man hier nie.» Die Steuerung der Giesskammer scheint zu funktionieren. «Beim nächsten Mal haben wir das Biest. Dann legen sie den Hebel um», erklärt Dillon Ripley. «Der Kolben schiebt es ins Becken. Dann lassen wir das Blei reinlaufen. Das ist dann das Ende der Geschichte.» «Und was ist, wenn es nicht so klappt?» «Dann war es das. Wir haben nur eine Chance, es einzufangen.» Alle hören aufmerksam zu. «Für eine zweite Einstellung haben wir keine Zeit. Also, wenn sie den Hebel ziehen, werden sie ein paar Sekunden mit dem Biest hier eingeschlossen sein.» Ripley wendet sich ab: «Wenn ihr die Sache nicht verpfuscht, ich tu es auch nicht.» Dillon folgt ihr. «Dann wollen wir nur hoffen, dass das Biest an ihnen nicht interessiert ist… Denn, wenn es raus will, dann muss es durch sie durch, entweder durch den Schacht oder durch sie.» «Wo werden sie sein?» «Irgendwo der Nähe.» «Und ihre Männer, wo sind die?» «Die werden beten.» ----------------------------------------------------------------------------------- Die Jagd beginnt. Einige der Männer beten noch einmal, andere nicht. «Glaubst du an das ganze Gefasel vom Himmel?» «Ich weiss es nicht.» «Ich nicht…» «Vergiss sie. Woran sollen wir sonst glauben?» er schlägt mit dem Kopf immer wieder gegen die Wand. «Da hast du verdammt Recht.» Er macht eine längere Pause, «weisst du, was für’n Scheiss…Was?» Beide nicken. --------------------------------------------------------------------------------- An einer anderen Stelle lachen Männer. Alle sind in den Gängen in Aufstellung gegangen. Einer ruft: «Morse?» Der antwortet mit einer Fackel bewaffnet aus einiger Entfernung: «Seid still! Ich kann nichts hören.» «Fackeln wir das Ding ab!», lacht es. «Tür 7 schliesst», allerdings schliesst sie nicht komplett. «Also, ich trau dem ganzen Zeug nicht», murmelt Morse, der diese Tür zu bedienen hat. «Hey Leute», ruft er, «das Tor scheint zu klemmen.» «Was quatscht der Kerl da?» ruft es von wo anders. «Ich finde, wir sollten uns die Sache noch mal überlegen!», ruft Morse. Von weit hinten schreit es. «Sagt mal, Jungs, habt ihr das auch gehört? ruft ein anderer und schleicht hinter seiner Fackel her. Langsam geht er durch den Gang. Vor ihm, in einiger Entfernung hockt das Ungeheuer vor einem am Boden liegenden Mann und frisst. Das Alien hat ihn bemerkt und wendet ihm seinen Kopf zu. Er schreit: «Komm her! Komm her, du Biest!» Dann stürmt er zurück in den Gang. «Es ist hinter mir her!» Er rennt um die Ecken des Ganges. Die Männer auf ihren Posten an den Türen horchen auf. «Es geht los», sagt Dillon. «Es ist hinter mir her!» Er rennt durch ein Tor. Das Alien folgt ihm. Als beide vorbei sind, schlüpft ein weiterer Mann von der anderen Seite durch das Tor schliesst es und ruft: «Im Schacht B.» Eine Tür nach der anderen wird hinter dem Ungeheuer geschlossen. «Es ist immer noch hinter mir. Macht die Türen zu!» Er flitzt weiter. «Es muss auf dem Weg zu Kanal A sein.» Der nächste schliesst ein weiteres Tor. Das Vieh kracht dagegen. «Das Scheiss-Vieh ist ziemlich sauer!», ruft der Mann von der anderen Seite. Jetzt rennen zwei andere los. «Hast du B gesagt?» «Nein E.» «Wir hatten doch ausgemacht, dass wir hier bleiben!» «Beweg dich! Beweg deinen Arsch!» Beide rennen durch den Gang. «Morse?» ruft jemand. Morse kommt um eine Ecke. «Kevin!» und geht den Gang weiter. An einer Wand findet er Unmengen von Blut. Entsetzt mustert er die Blutspuren. «Ich glaube, ich habe Vincent gefunden!», ruft Morse. Vorsichtig schaut ein anderer um die Ecke eines Ganges und schwenkt seine Fackel. «Juhu...hey, du Vielfrass, komm und hol mich doch!» Wieder ist das Ungeheuer entdeckt. Es schreckt herum und flitzt dem Mann nach. Der schreit: «Versuchs doch!» Schreiend rennt er den Gang entlang. «Es ist hinter mir her!» Wieder wird eine Tür hinter der wilden Jagd geschlossen. «A 7 ist zu!» Er rennt weiter durch die nächste Tür, drückt den Knopf...geschlossen. «Drüben im Ostflügel. Tor B-7 ist absolut dicht!» Keuchend sinkt er hinter dem Tor zusammen. Nach einem kurzen Moment steht er langsam wieder auf und versucht vorsichtig durch die dicke Glasscheibe zu spähen. Da kracht es, die Scheiben splittert und der stachelbewehrte Schwanz kommt durch das kleine Fenster und schlägt wild um sich, allerdings, ohne ihn zu treffen. Er läuft weiter zum nächsten Posten. «Du bist hier?», wundert er sich, weil er jemand anderen erwartet hatte. «Ja!», brüllt der andere genervt. «OK, alle zu Schacht E!» ruft er weiter eilend. «Und wo ist E?» Der andere setzt ihm nach. «Ich bring dich hin.» Der erste flitzt an Dillon vorbei, der sofort um die Ecke in die Gusskammer springt. Panisch sieht er sich um und springt zur nächsten Tür hinaus. Ripley hält den Hebel fest in der Hand. Beide Männer sind inzwischen in der Gusskammer. Sie bekommen Panik und rennen wieder weg. Ripley schreit: «Wo rennen die denn hin? Was ist mit dem Plan?» Dillon ruft ihr zu: «Es hat Tote gegeben!» «Aber was machen wir jetzt?» Dillon überlegt. «Improvisieren...» «Wir improvisieren…», Ripley ist nicht begeistert und schnieft. ---------------------------------------------------------------------------- Inzwischen befindet sich das Rettungsschiff im Landeanflug. ---------------------------------------------------------------------------- Wieder suchen die Männer das Ungeheuer. Morse schleicht mit Fackel und Messer bewaffnet um die Ecke. «Hierher, Kitty, Kitty....Hierher, Kitty, Kitty…. Oh, mein Gott...», er hat es gefunden. Es hockt ein Stück vor ihm an der Decke des Ganges. «Na warte...Du Mistvieh!», mit aller Kraft wirft er seine Fackel auf das Alien, um es wütend zu machen, dass es ihm folgt. Er rennt los. «Es kommt!» «Passt auf, Jungs! Passt auf, dass nichts schiefgeht!» Er flitzt weiter, das Vieh ihm hinterher. «Schliesst die verdammten Türen!...Es sitzt an der verdammten Decke! ...Dillon!...Alle Mann!....Das ist kein Probealarm! Kevin! Gregor! Wo zum Teufel seid ihr?» Morse rennt weiter. «Ich bin unterwegs nach A!» Er rennt durch das nächste Schleusentor und versucht krampfhaft das Tor zu schliessen, haut wie besessen auf den grossen Knopf, aber die Tür klemmt. Im letzten Moment fällt sie nach unten und verschliesst den Gang. «Tor 3 von Kanal F geschlossen», keucht er. «Das hoffe ich.» Wieder suchen die Männer das Ungeheuer. Morse schleicht mit Fackel und Messer bewaffnet um die Ecke. «Hierher, Kitty, Kitty....Hierher, Kitty, Kitty…. Oh, mein Gott...», er hat es gefunden. Es hockt ein Stück vor ihm an der Decke des Ganges. «Na warte...Du Mistvieh!», mit aller Kraft wirft er seine Fackel auf das Alien, um es wütend zu machen, dass es ihm folgt. Er rennt los. «Es kommt!» «Passt auf, Jungs! Passt auf, dass nichts schief geht!» Er flitzt weiter, das Vieh ihm hinterher. «Schliesst die verdammten Türen!...Es sitzt an der verdammten Decke! ...Dillon!...Alle Mann!...Das ist kein Probealarm! Kevin! Gregor! Wo zum Teufel seid ihr?» Morse rennt weiter. «Ich bin unterwegs nach A!» Er rennt durch das nächste Schleusentor und versucht krampfhaft das Tor zu schliessen, haut wie besessen auf den grossen Knopf, aber die Tür klemmt. Im letzten Moment fällt sie nach unten und verschliesst den Gang. «Tor 3 von Kanal F geschlossen», keucht er. «Das hoffe ich.» Wo anders rennen zwei gegeneinander und verletzen sich fast mit der Schere, die einer als Waffe dabei hat. «Was soll denn das werden! Willst du mich erstechen? Halte das gefälligst so.» Er haut dem Träger der Schere eine runter. «So erstichst du noch mal jemanden, du Idiot!» Wieder taucht das Ungeheuer neben einem der Männer auf, der erschrocken losbrüllt und erwischt wird. Dillon ruft: «Morse! Kevin!» Es schreit in einiger Entfernung. «Gregor!» Dillon wird ungeduldig. «Sie müssen doch nichts weiter tun, als den Schacht runter rennen. - Warten sie hier!» befielt er Ripley, die in der kleinen Nische beim Hebel wartet, und verlässt die Kammer. Der Koch steht ängstlich an einer Wand und versucht, sich selbst Mut zu machen. «Wo kann es nur sein?» Da zischt wieder die Hydraulik eines Tores. Die Computerstimme sagt: «Kanal E, Tor 4 geschlossen.» Er dreht sich um und macht sich mit einem Schlachtmesser bereit, sich zu verteidigen. Männerstimmen schallen unverständlich durch die Gänge. Dillon schleicht vorsichtig durch die Gänge. «Scheisse!», murmelt er vor sich hin. Ein Mann beobachtet den Gang durch das kleine Fenster des Tores, welches er geschlossen hatte. Langsam lässt sich das Alien hinter ihm von der Decke auf den Boden gleiten. Es öffnet sein Maul, fährt das innere Gebiss aus und zertrümmert den Schädel des Mannes, der nur noch schreit. «Was ist? Habt ihr das Vieh endlich?», ruft Dillon aus einiger Entfernung. Da flitzt das Alien quer durch die Gusskammer. Einer schreit: «Da!» Ripley hat es durchrennen sehen. Ein Mann hinter Ripley hüpft rückwärts, von Panik befallen zum Ende der Gusskammer. Der Koch von der anderen Seite rennt panisch an Ripley vorbei zu der Nische mit der Schaltkonsole. Ripley setzt ihm hinterher und ruft: «Nein! Nicht den Kolben starten! Nein! Wir müssen es erst mal das Vieh!» Der Koch hat schon die Hand schon am Hebel, von Panik erfasst. Ripley zerrt ihn herum und schlägt ihn. «Was soll das? Es ist weg!» Panisch schnappt er nach Luft. «Ganz ruhig! Es ist weg! OK?» sie hält ihn an der Schulter fest. Langsam fasst er sich wieder. «OK.» Sie schiebt ihn wieder aus der kleinen Nische heraus. Kapitel 11: 11. Kapitel ----------------------- Das Schiff ist gelandet und eine Truppe schwer bewaffneter Männer macht sich auf den Weg zur Gefangenenstation. --------------------------------------------------------------- Damkina liegt auf dem Bauch, den Kopf zu Clemens gewandt, der ihr zärtlich über den Rücken streichelt. Er lächelt versonnen. Immer, wenn er so lächelt, fühlt sie sich, als würde sie wie Eis in der Sonne schmelzen und in seinen blauen Augen versinken. Sie ist glücklich. Es scheint ihm wieder gut zu gehen. Wie erwartet hatte das Sternenfeuergold geholfen. Er war wieder so stark wie vor dem Sturz. Nur, dass sein Bart jetzt 2 oder 3 Tage länger war, goldblond wie seine Haare. Mit diesem Bart sieht er umwerfend aus. Nie hat sie zuvor einen schöneren Mann gesehen. Damkina wäre am liebsten noch Stunden so liegen geblieben und hätte Clemens einfach nur angesehen. Nur ungern denkt sie daran, was sich wohl inzwischen auf der Station abspielte. Würde die Rettungsmannschaft von Weyland-Yutani nicht kommen, könnte sie gleich die Androiden einsetzen. Dann wäre das Problem schnell in aller Diskretion gelöst. «Ich sollte mich mal draussen sehen lassen. Sie halten uns bestimmt für tot», reisst Clemens sie aus ihren Gedanken. «Du gehst nicht allein!», schrickt sie auf. «Mir wäre es lieber, Du bleibst hier in Sicherheit.» «Kommt nicht in Frage. Zu zweit ist es sicherer.» Er muss lächeln, wie energisch sie auf einmal wird. Dann wird er sehr ernst. «Wir waren jetzt bestimmt 3 oder 4 Tage hier drin. Da kann viel passiert sein. Sie haben den Xenomorph da draussen.» «Du warst bewusstlos und hattest eine Gehirnerschütterung!» wird Damkina energisch. Beide stehen auf und ziehen ihre Sachen an. Clemens T-Shirt zeigt noch die Blutspuren. «Lass mich bitte nach der Naht sehen.» Clemens setzt sich an den Tisch, dass sie das Pflaster abnehmen und die Wunde desinfizieren kann. «Schmerzt es noch?» «Nein.» «Noch eine halbe Woche, dann können wir die Fäden ziehen.» Ein Kopfverband ist nicht mehr nötig. Clemens greift sich noch eines der belegten Brote, auch wenn es schon etwas vertrocknet ist. Damkina giesst noch zwei Becher von dem kalten Kaffee ein, dann klappt sie noch einmal ihr Kommunikationsmodul auf. Eine Nachricht ist eingetroffen. Sie liest, während sie trinkt. «Orden an Damkina Dayne: Eintreffen des Rettungsschiffes von Weyland-Yutani in etwa 2 Stunden. In Ripley wächst eine Königin. Sie darf den Planeten nicht verlassen. Dr. Clemens voll rehabilitiert, Schadensersatz durchgesetzt und volle Zulassung wiederhergestellt. Androiden in Bereitschaft.» Damkina lächelt. Na bitte, ging doch. Sie schreibt schnell: «Danke für die gute Arbeit.» Dann klappt sie das Gerät zusammen, hängt sich die Kette mit dem Metallflakon um. «Jon, dein Urteil wurde aufgehoben.» Er blickt sie ungläubig an. «Bitte mach damit keine Scherze.» «Ich mache keine Scherze», sie strahlt ihn an. «Ich weiss nicht, was ich sagen soll.» Er ist aufgestanden und zieht seine dicke Jacke an. «Bitte setz dich noch einmal, bevor wir rausgehen.» Damkina stützt sich am Tisch auf. Nach einem kurzen Zögern nimmt Clemens wieder Platz. So ernst hat er sie noch nicht erlebt. «Ich muss dich noch einmal fragen, ob du nicht nur mit mir zurück kommst, sondern auch als Mann an meiner Seite bleibst und in meinem Team mit mir zusammenarbeiten möchtest. Es ist wichtig.» Sie setzt sich auf den zweiten Stuhl. «Zweifelsohne wird dein Angebot unschlagbar sein. Aber jetzt ist nicht der Moment für einen romantischen Antrag», grinst er. «Natürlich nicht», sie nickt. «Ich weiss, du konntest es kaum glauben, dass es solche Wesen gibt. Weyland-Yutani will mit diesen Wesen neuartige Biowaffen herstellen, aber sie können sie nicht kontrollieren. In Ripley wächst eine Königin. Sie kann Millionen von Eiern legen. Die Firma weiss von der Königin und wird alles tun, um sie zu bekommen.» «Woher weisst du …» «Verzeih mir, aber ich habe dir nicht erzählt, warum ich wirklich auf der Sulaco war…Ich durfte nicht. Ich muss vorsichtig sein. Ich habe dir alles gesagt, was irgendwie möglich war. Ich musste erst genau wissen, wie du zu mir stehst… Das Problem ist nicht neu. Es besteht schon seit weit mehr als 5000 Jahren.» Clemens kann nicht glauben, was er hört. «Wir sind nicht die Einzigen im All. Und wir haben uns auch nicht von allein evolutionär entwickelt. Alles, was du bisher über die Menschheit weisst, ist falsch. Vor über 400 000 Jahren kam eine humanoide Spezies auf der Suche nach Gold auf die Erde. Diese Spezies hat uns vor etwa 280 000 Jahren erschaffen. Wir sind Hybriden aus einem Pro-Humanoiden von der Erde und ihnen. Sie sind unsere alten Götter und doch keine Götter. Unser aller Vater, der Chefwissenschaftler, hiess Ea. Und ich bekam den Namen seiner Ehefrau, die das erste Menschenmädchen geboren hat, so wie Ea’s Halbschwester Ninmah den ersten Menschenmann. Aber auch sie waren nicht die Einzigen, auch ihre Spezies wurde von anderen «gesät». Nicht alle der anderen sind freundlich. Einer anderen humanoiden Spezies, die uns und unserer Schöpferrasse nicht wohlgesonnen ist, ist ein Experiment aus dem Ruder gelaufen. Sie haben eine schwarze Flüssigkeit entwickelt, die Gene verändert, mit der man Gene spleizen kann. Diese Flüssigkeit nutzen sie, um die Lebewesen anderer Planeten zu verändern und die Evolution anzustossen. Aber man kann damit auch Leben vernichten und es als Waffe verwenden. Es gab einen Unfall. Das war vor etwa 2000 Jahren. Dabei entstanden auf einem «Laborplaneten» die ersten Xenomorphen und töteten die dort stationierten Wesen dieser Humanoiden bis auf einen. Diese Humanoiden waren auch schon auf der Erde und haben da Höhlenbilder hinterlassen, die eine Sternenkarte zu dem Laborplaneten zeigten. Unserer kosmischen Eltern konnten sie in einem galaktischen Krieg aus unserem Sonnensystem vertreiben. Vor 200 Jahren flog der alte, totkranke Weyland mit einer Expedition dahin, weil er dachte, sie hätten uns erschaffen und könnten ihn heilen. Er nannte diese Humanoiden die Architekten. Auf dem Laborplaneten fanden sie eine grosse Station mit Unmengen von Amphoren mit dieser schwarzen Flüssigkeit und Xenomorpheneier, von denen niemand weiss, wie sie wirklich entstanden sind. Bei der Station war ein Schiff, in dem der letzte der Architekten in Kryostase lag. Viele Mitglieder der Expedition sind durch den Kontakt mit der schwarzen Flüssigkeit ums Leben gekommen weil sie mutierten, oder wurden von den Larven aus den Eiern angegriffen und als Wirte missbraucht. Der erweckte Humanoide tötete alle erreichbaren Menschen und zerstörte den begleitenden Androiden und versuchte, seine eigentliche Mission zu beenden, zur Erde zu fliegen und uns zu vernichten. Die Piloten der menschlichen Expedition rammten das Schiff und brachten es zum Absturz. Der Humanoide selbst erlag dem Angriff einer Larve, die vorher aus einer der Expeditionsteilnehmerinnen herausoperiert werden konnte. Es war eine Königin, die durch die Mischung mit den Genen des Architekten neue Eigenschaften bekam. Ripley war vor etwa 50 Jahren auf diesem Planeten und alle wurden getötet. Sie entkam als Einzige und durchquerte viele Jahre den Weltraum in Kryostase, bis das Schiff gefunden wurde. Weyland-Yutani lastete ihr den Verlust des Schiffes an, so dass sie ihnen von den Xenomorphen berichtete. In den Jahren von Ripleys Irrflug hatte Weyland-Yutani auf eben diesem Planeten mit Terraforming begonnen und die ersten Siedler stationiert. Nun erfuhren sie von den Xenomorphen und fassten den Beschluss, sie einzufangen und für die Entwicklung von Biowaffen zu benutzen. Ripley wurde mit der Sulaco und einer Einheit Marines erneut auf den Planeten geschickt, wo die ersten Xenomorphen aufgrund der vorhandenen Siedler-Wirte geschlüpft waren. Dorthin war ich mit einem grösseren Team von Androiden unterwegs. Sie halfen bei der Vernichtung der Xenomorphen und gingen vorerst in den Untergrund, als wären sie umgekommene Menschen. Von Ripleys Mannschaft blieben nur der schwer verletzte Commander Hicks und der teilzerstörte Android Bishop übrig. Das Mädchen war die letzte Überlebende der Siedler, die Ripley gerettet hatte. So bin ich auf die Sulaco gekommen und dann hier mit abgestürzt. Meine Aufgabe ist es, zu beobachten, Informationen zu sammeln und zu organisieren….unsere Androiden besorgen den Rest. Sie haben inzwischen dort alles zerstört und vernichtet, was von diesen Xenomorphen noch übrig war. Offiziell arbeite ich als Botschafterin der Regierung, wie auch mein Vater und früher sein Vater. Wir sind Ea’s Kinder, ein Jahrtausende alter Orden. Wir beschützen die Menschheit im Geheimen schon seit Atlantis.» Clemens reibt sich die Stirn. So eine Geschichte hatte er noch nie gehört. Aber alles passte zusammen, alles, was Damkina sagte. «Ich hatte keinen Anhalt, dass wir etwas mitgebracht haben. Erst, als du mir von deinem Verdacht erzählt hast, konnte ich versuchen, es zu prüfen. Bitte verzeih mir, dass ich dir nicht gleich alles erzählen konnte. Wir arbeiten seit tausenden von Jahren im Geheimen. Nur so konnten wir schon einige Katastrophen abwenden.» Clemens sieht sie ungläubig an. Er ist erschüttert. «Auch du stammst aus der speziellen Blutlinie von Ea, auch wenn es dir nicht bewusst ist. Ea war damals nicht allein auf der Erde. Chef der Expedition war sein Halbbruder Enlil, der sich den Menschen später als Gott ausgab, er ist der Jaweh der Bibel, und nach ihm seine Söhne und Enkel. Ea musste etwas tun, damit die Wahrheit erhalten blieb. Daher schuf er gemeinsam mit seinem Sohn Ninghiszidda eine nochmal verbesserte Linie von Hybriden, indem er sogar die Eizellen seiner Ehefrau mit der Essenz seines leiblichen Menschensohnes befruchtete. Von dieser Tochter mit den Mitochondrien Damkinas stammen wir ab, auch du, erhalten über Damkinas mitochondriale Linie. Aber wir brauchten auch Kämpfer, die aber nicht in alles eingeweiht werden durften. Sie sind die untere Ebene des Ordens. Viele von ihnen mussten im Laufe der Jahrtausende im Kampf ihr Leben lassen, bis die Entwicklung von Androiden gelang. Jetzt greifen wir nur noch in äussersten Notfällen auf die Krieger des Ordens zurück. Sie wissen es auch gar nicht, können aber durch genetisch geprägte Codeworte für ihre Aufgaben aktiviert werden.» Jetzt begreift Clemens. «Dillon ist einer der Krieger und was du auf sumerisch gesagt hast, hat ihn aktiviert?» «So ist es. Zuerst habe ich nur sein Bewusstsein und die Erinnerung an den Orden geweckt. Er hatte schon in seine Predigten die Übersetzung einer solchen Phrase eingefügt. Erst nachdem wir in der Krankenstation angegriffen wurden, musste ich ihn als Krieger aktivieren. Und er kümmert sich draussen um alles. Er wird nicht versagen. Ich musste ihm diese schwere Aufgabe aufbürden, da die Androiden nicht zur Verfügung standen. Jetzt sind sie im Orbit und können jederzeit zu Hilfe kommen.» «Was wird mit der Königin in Ripley?» «Wenn es darauf ankommt, wird Dillon auch sie töten, wenn er noch lebt. Aber Ripley wird wissen, was sie zu tun hat. Sie weiss ganz genau, dass Weyland-Yutani die Königin nicht in die Hände bekommen darf.» Clemens seufzt. Hätte Damkina ihm das früher erzählt, hätte er ihr nichts davon geglaubt. «Warum erzählst du mir das alles?» «Weil du jetzt zu uns gehörst. Auch du bist Ea’s Sohn. Wir finden einander. Wir spüren das. Du bist der Mann, den ich mein ganzes Leben gesucht habe, meine Bestimmung.» «Ich wollte dich von Anfang an und wusste nicht, was mit mir geschieht.» «Ich weiss. Es war aber wichtig, dass du erst deinem Herz folgst und dir über deine Gefühle klar wirst. Deshalb konnte ich es dir nicht sofort alles erzählen, jedenfalls nicht das mit dem Orden der Kinder Ea’s.» «Ich habe mir nicht vorstellen können, dass du so viel Macht hast, mein Urteil aufheben zu lassen. Aber mit so einem mächtigen Orden im Hintergrund...» «Ja...und wenn wir hier weg und wieder auf der Erde sind, Du genauso.» Er schüttelt den Kopf. «Lass uns erst einmal rausgehen und schauen, was passiert ist. Und ich muss das erst einmal verarbeiten.» Clemens holt die Jacken, die an den Haken neben der Tür hängen. «Auf der Erde hast du dann alle Zeit der Welt.» Sie lacht. Er hilft ihr in eine dicke Jacke, in die sie das Gerät steckt, nachdem sie sich mit dem Katana umgürtet hat. Dann wirft er sich seine eigene über. «Was meinst du, wo werden sie alle sein?» «Wir sehen zuerst im Büro von Andrews nach.» Er nimmt sie am Arm, so dass sie sich beim Laufen auf ihn stützen kann. ---------------------------------------------------------------------- Wieder hängt das Biest an der Decke, als einer der Männer den Gang entlang schleicht. Als er nach oben sieht, ist es schon zu spät. Seine Schreie an, dass das Alien wieder zugeschlagen hat. «Hilfe! Hilfe!» Dillon folgt den Schreien und nähert sich von der Seite der Gusskammer. Inzwischen hat der Xenomorph den Mann zu sich an die Decke gezogen, der schreit und zappelt mit den Beinen, als Dillon versucht, ihn zu befreien. «Beweg dich nicht!» Er reisst ihn runter, gerade noch rechtzeitig. Im nächsten Moment springt das Innengebiss des Ungeheuers hervor. Aber diesmal wurde ihm die Beute weggeschnappt. Dillon zerrt den Mann durch den Gang zur Gusskammer. «Nicht schlapp machen, Kevin, komm.» Das Alien folgt ihnen an der Decke. «Die Türen!» «Dillon!» «Es kommt!» Ripley schickt den Koch zurück zur Konsole: «Bleiben sie am Kolben!», und läuft zu Dillon, um ihm mit Kevin zu helfen, den er gerade in die Gusskammer zieht. Die Tür schliesst sich. Dillon hockt sich zu dem am Boden liegenden, zappelnden Mann und nimmt ihn in den Arm. Ripley hockt sich neben sie. «Ist ja gut, Kevin. Es wird alles wieder gut. Ich schwör’s…Kevin….Kevin….» Blut läuft Kevin aus dem Mund, er stirbt. Ripley lauscht...und wendet ihren Kopf zu der offenen Tür. Das Ungeheuer steckt gerade seinen grossen Kopf hindurch. Ripley rüttelt Dillon auf: «Hey, kommen sie, kommen sie…. Er ist tot. Locken sie es her.» Beide verlassen den toten Kevin und gehen rückwärts tiefer in die Kammer in Richtung der Schaltkonsole. Das Ungeheuer kommt langsam herein. Ripley betätigt den Hebel. Mit einem Satz schnappt der Xenomorph sich die Kevins Leiche und zerrt sie zur Tür hinaus. Ripley schreit: «Mist! Wieviel Zeit ist noch?» «Ich weiss nicht. Vier, fünf Minuten.» Ripley und Dillon rennen durch die Kammer. «Aber wir müssen vor dem Öffnen der Schleuse wieder zurück sein!» ruft Dillon. «Schnell!» Ripley springt durch das Tor, welches hinter ihr zufällt. Sie stöhnt schmerzvoll auf. Dann rennt sie durch die Gänge. Wieder beginnt eine wilde Jagd. «Es ist hinter mir! Ich schaff’s nicht!», ruft ein Mann, der durch die Gänge rennt. Sie fällt fast über Kevins Leichnam. Sie läuft weiter. An der Decke hängt ein weiterer Mann. Sie nimmt ihm die noch brennende Fackel ab. «Hilfe!» ruft es von irgendwo. «Lauf, was du kannst, Jude!» ruft Dillon, der alle an der Stimme erkennt. «Dillon! Helft mir!» Jude rennt durch die Gänge. «Dillon! Es ist hinter mir. » «Dreh dich nicht um. Renn so schnell du kannst!» schreit Dillon. «Dillon, ich schaff’s nicht….bitte….» Dillon schliesst die Tür in dem Moment, als Jude hereinkommt, der wird aber zurückgerissen und Blut spritzt. Das Vieh hat ihn erwischt. Dillon schliesst noch eine andere Tür. ------------------------------------------------------------------------------- Auf den Gängen der Gefangeneneinheit treffen Clemens und Damkina niemanden. Wo sind sie alle? Auch in Andrews Büro ist niemand. Clemens geht ins zielstrebig zum Hinterzimmer. Dort hatte er bisher keinen freien Zutritt, aber das spielte keine Rolle mehr. Er würde sowieso hier nicht bleiben. Andrews war nicht hier. Sein Blick fällt auf den Monitor. Er beugt sich hinab. «Neuro-Scan-Daten erhalten. Schicken Medivac-Team. Ankunft in zwei Stunden! Ripley in Quaratäne halten - höchste Priorität. Lady Dayne und Dr. Clemens schützen... Bitte bestätigen...Bitte bestätigen...Bitte bestätigen.» Damkina ist kurz hinter ihm und liest auch. «Sie wissen, dass Ripley eine Königin in sich hat. Wo sind dann alle?....» «Weiss die Firma vom Orden?» «Um Himmels Willen, nein. Würde die Firma nicht kommen, hätten unsere Androiden das Problem vielleicht schon diskret gelöst.» Clemens liest noch mal. «Die Nachricht ist vor zwei Stunden reingekommen. Damit müsste das Team gerade angekommen sein. Wir müssten es am Eingang treffen.» Clemens nimmt Damkina auf die Arme und trägt sie. So sind sie schneller. -------------------------------------------------------------- Das Team erreicht die Gefangenenstation. Die Aussenschleusen öffnen sich und schwer bewaffnete Männer stürmen in den Schleusenraum, wo Aaron auf einer Kante sitzend wartet. Sofort springt er auf. «Oh, Gott sei Dank sind sie hier», und läuft ihnen entgegen. Die schwer bewaffnete Männer nehmen keine Notiz von ihm und rennen weiter. Ihnen folgt ein Mann in einem Seuchenschutzanzug. Aaron salutiert. «Aufseher Aaron, Sir. 137512. Es leben nicht mehr viele von uns, Sir.» «Wo ist Leftenant Ripley? Könnte es sein, dass sie noch lebt?» «Wenn sie noch lebt, ist sie im Schmelztrakt. Sie ist in der Bleigiesserei mit dem Priester. Sie wollte nicht mehr warten.» «Wo sind Lady Dayne und Dr. Clemens?" Aaron schüttelt den Kopf. «Verschwunden, seit einem Angriff des Biestes auf die Krankenstation." Der Mann, dem er Rapport gegeben hat, scheint ein Wissenschaftler zu sein. Erst jetzt kommt ein Mann, der wohl der Chef ist. Er trägt einen Trenchcoat und eine Aktentasche. «Lady Dayne ist verschwunden? Sind sie wahnsinnig? Seit wann?" «Seit etwa 3 Tagen." Aaron sieht sich um. Die Soldaten sind schon weiter. --------------------------------------------------------------------------------- Zwei Männer stossen im Gang mit einander zusammen. Beide stürzen. «Oh Gott.» «Du bist das! Hast du mir ‘ne Scheiss-Angst gemacht.» «Ich dachte schon, es wär dieses verdammte Biest.» Beide lachen erleichtert und beginnen, sich aufzurappeln. «Du alter Hund!» Bevor sie wieder stehen, erwischt das heranrennende Ungeheuer den ersten. Der Zweite, Morse, kriecht weg, rappelt sich auf und kriecht weg....bis er an Ripleys Beine stösst. Erst da blickt er auf. Der Xenomorph frisst inzwischen an seiner Beute. Sie deutet auf die Seite und weist ihn an: «Verschwinden sie!» Ripley geht auf das Ungeheuer zu: «Komm her! Du Biest!» Sie orientiert sich kurz im Gang und geht mit der Fackel auf es los und schlägt es. «Komm schon! Komm da raus! Komm her!» Morse kriecht aus dem Gang. Dillon rennt durch die Gänge. «Wo sind sie? Wir haben keine Zeit mehr!» Ripley attackiert das Vieh, versucht es, am Schwanz aus der Nische zu ziehen. «Ripley, wo sind sie?» Sie zieht und zerrt an dem Ungeheuer, was sich wehrt, aber sie nicht verletzt. Ripley ächzt und stöhnt im Kampf, kann das Vieh aber nicht von der Stelle bewegen. Dillon hört sie und folgt ihrer Stimme. «Nein!» Sie bekommt das Alien nicht aus seiner Ecke. Es schlägt mit seinem Schwanz um sich. «Komm da raus!», brüllt Ripley es an. Dillon packt sie von hinten. «Nein!», wehrt sich Ripley. «Was ist mit ihnen los? Lassen sie es los!» Er zerrt sie in die Kammer. «Haben sie den Verstand verloren!» Ripley wehrt sich weiter: «Nein! Lassen sie los!» Der Xenomorph folgt ihnen. «Es funktioniert! Zum Kolben!» ruft sie. «Ripley, kommen sie! Wir müssen zur Brennkammer!» Er zerrt sie immer weiter. «Lassen sie mich zurück!» «Oben zur Tür!» Morse presst sich auf der anderen Seite der Tür ganz flach gegen die Wand, um sich dort zu verstecken. «Komm weiter!» Sie sind in der Kammer. «Schleusentür schliessen!», ruft Ripley. Dillon schliesst die erste Tür zerrt Ripley weiter. Das Ungeheuer folgt. «Schliessen sie das Tor!» ruft sie Morse zu, der sich dort versteckt hat. «Jetzt!» schreit Ripley. «Schliessen! Na los doch, Morse!», schreit Dillon, der Ripley von hinten im Würgegriff hat. «Jetzt!» schreit Ripley. «Morse, mach endlich die Kammer dicht!» Morse ist wie gelähmt. «Was tust du, verdammt noch mal?» Bevor der Xenomorph wieder entweichen kann, haut Morse auf den Schalter und die Tür ist geschlossen. «Ich setzte das Blei an!» schreit Morse und rennt fort. Kapitel 12: 12. Kapitel ----------------------- Aaron führt die Truppe mit schnellen Schritten durch die Anlage in Richtung der Giesserei. Als sie den Wohn- und Bürotrakt passieren, treffen sie auf Clemens und Damkina. Clemens setzt sie ab. Ein Lächeln geht über das Gesicht des Mannes im Trenchcoat mit der Aktentasche. Er nimmt Damkinas Hand und gibt ihr einen Handkuss. «Lady Dayne, ich bin sehr froh, sie wohlauf zu sehen.» «Professor....» Der Mann reicht Clemens die Hand. «Dr. Clemens...geht es ihnen wieder besser?» «Danke, ja.» Ohne sich lange aufzuhalten wendet sich schon weiter und weist zwei der Bewaffneten an: «Sie haften für die Sicherheit von Lady Dayne und Dr. Clemens...», und eilt mit den anderen weiter. Clemens und Damkina folgen ihnen langsam. ----------------------------------------------------------------------------- Der gefangene Xenomorph schlägt gegen die Tür. Morse klettert hoch zur Förderbrücke. Angsterfüllt versucht das Biest zu entkommen und schlägt wild um sich. Dillon und Ripley ziehen sich weiter in die Kammer zurück, wo sich eine Leiter befindet. «Klettern sie hinauf!», befiehlt Ripley Dillon. «Was ist mit ihnen?» «Ich bleibe hier.» «Nein! Das ist gleich voll mit glühendem Blei.» «Ich sterbe hier, das habe ich ihnen gesagt!» «Wir haben was abgemacht!» schreit Dillon. Er packt sie. «Zuerst stirbt dieses Vieh und dann sie! Ich werde nicht ohne sie gehen. Steigen sie hinauf!» Er schiebt sie eine schmale Leiter in die Höhe. Die Wände der Gusskammer nähern sich einander immer mehr. Beide klettern die Leiter nach oben. Auch der Xenomorph klettert nach oben, allerdings die Wände entlang. Dillon ist das nicht entgangen, er steigt wieder nach unten und springt auf den Boden, so dass das Alien es bemerkt. Ripley ist fast oben und streckt ihren Arm nach aus: «Dillon?» «Ich werde es aufhalten.» «Und was wird mit mir?» «Gott wird schon für sie sorgen, Schwester!» «Nein!» «Das Blei reinlassen!» ruft Dillon. Er setzt die Brille ab und fixiert das Vieh. «Fuck You !» Das Vieh springt auf ihn. «Nein!» schreit Ripley. «Machen sie schon, Ripley! Nicht sehen bleiben!» schreit Dillon. «Los, das Blei rein, Ripley, jetzt!» Ripley klettert weiter hoch. Dillon ringt mit dem Ungeheuer. «Komm her. Mehr hast du nicht drauf? Kämpf endlich, du Missgeburt!» Ripley ist oben angekommen, sieht sich suchend um, entdeckt Morse auf der Förderbrücke und winkt ihm zu. «Morse, Morse, hier sind wir!» Morse ruft strahlend: «Ripley!» «Schütte das Blei rein! Das Blei!» Die Förderbrücke nähert sich. «Mach schon!» Morse öffnet den Hebel und ein Wasserfall aus glühendem flüssigem Blei ergiesst sich in die Gusskammer. Ripley und auch Morse kauern sich zusammen. Zu unerträglich ist die Hitze. Endlich ist die Bleiwanne geleert und die letzten Tropfen fallen in die Kammer. Keuchend sieht Ripley nach unten. In der Gusskammer blubbert das flüssige Blei. Morse nähert sich vorsichtig der Brüstung der Förderbrücke und schaut auch hinab. Er fängt an zu lachen. «Jetzt haben wir’s!» Ripley schaut hoch zu ihm. Sie hockt noch immer auf den Rohren. Auf einmal bewegt sich die Oberfläche des Bleis und das Ungeheuer springt heraus, landet auf den Rohren und verfängt sich in Stahlketten. Erschrocken aufschreiend klettert Ripley sofort weiter hoch. Morse springt hinter das Steuerpult und schaut wie gebannt auf das Vieh, das sich aus den Ketten befreien kann. Ripley klettert weiter und das Ungeheuer folgt ihr nach oben. Morse schreit: «Ripley! Es klettert ihnen hinterher! Ziehen sie die Sprinkleranlage!» Ripley schaut hoch und entdeckt den Sprinkler. «Geben sie ihm ‘ne kalte Dusche!» Sie klettert weiter und erreicht die Ketten, mit denen der Sprinkler geöffnet wird. Sie greift die Ketten, «Gleich!», springt mit ihrem ganzen Gewicht in die Ketten und pendelt aus. Der Sprinkler öffnet sich und entlässt eine riesige Menge kalten Wassers wie ein Wasserfall. Das Wasser platscht auf das Ungeheuer, welches schreit und durch die rasche Abkühlung in tausend Fetzen explodiert. Morse ballt die Faust und schüttelt sie: «Es klappt!» «Ja!» brüllt Ripley, die noch immer an den Ketten hängt. Langsam fallen die Stücke des Ungeheuers zu Boden. Auch Ripley ist klatschnass. Morse fährt die Förderbrücke zu Ripley, damit sie aufsteigen kann. Sie landet keuchend auf den Knien. Auch Morse ist am Ende. Sie zieht sich die Jacke aus und trägt nur noch ein Unterhemd. Es ist einfach zu heiss und sie ist völlig fertig. ------------------------------------------------------------------------------- Aaron führt das bewaffnete Rettungsteam in die Giesserei. Sie verteilen sich. Ein Teil der Männer erklimmt mit Aaron die schmale Wendeltreppe, die auf die Ebene der Förderbrücke führt. Ripley und Morse wollen gerade die Ebene durch ein Tor in der Gitterabsperrung verlassen, als das Team diese Ebene betritt. Ripley geht gekrümmt, sie hat Schmerzen. Die Königin hat sich wieder in ihr bewegt. Da stehen beide plötzlich Aaron und den bewaffneten Männern gegenüber. Ripley erschrickt. Morse blickt sich um. Auch von der anderen Seite kommen Bewaffnete mit Waffen im Anschlag. Vorsichtig beginnt er, sich wieder in Richtung des Gittertores zurückzuziehen. «Kommen sie keinen Schritt näher», warnt Ripley. «Kommen sie, sie wollen uns nur helfen», versucht Aaron sie zu beruhigen. «Kommen sie keinen Schritt näher!» Hinter Aaron ist der Mann in dem Trenchcoat. Er nimmt seine Brille ab und geht langsam auf Ripley zu. Er sieht genauso aus, wie der Android Bishop, der zu Ripleys Mannschaft gehörte. «Ripley...» «Bishop...», fassungslos sieht sie ihn an. «Ich möchte ihnen gern helfen.» «Reden sie keinen Unsinn! Ich fühle, wie es sich in mir bewegt.» Schmerz zeichnet sich in ihr Gesicht. »Sie wissen, wer ich bin?» «Sie sind ein Androide vom selben Modell wie Bishop. Und die Firma hat sie mir geschickt.» «Nein, ich bin nicht Bishop, der Androide. Ich habe ihn entworfen. Ich bin ein Mensch. Die Firma schickt mich, damit sie ein bekanntes Gesicht sehen, um ihnen zu demonstrieren, wie wichtig sie uns sind, auch mir.» Er neigt sich nach vorn. «Sie wollen es nur zurückbringen!» «Nein, wir töten es und bringen sie heim.» Langsam geht er auf Ripley zu, die sich rückwärts zum Tor zurück zieht. «Blödsinn!» «Sie irren sich. Wir wollen ihnen helfen.» Morse hat inzwischen schon wieder die Förderbrücke und das Steuerpult erreicht. «Wie stellen sie sich das vor?» Ripley traut ihm nicht. Der Mann im Trenchcoat streckt eine Hand nach ihr aus. «Wir werden einen Eingriff vornehmen.» «Und es behalten.» Langsam zieht sie sich weiter zurück. «Es kann nicht weiter leben, unser aller Leben wäre damit in Gefahr.» Er nähert sich ihr langsam immer weiter. Ripley überlegt: «Sie sollten es gar nicht zurückbringen?» «Ripley, wir haben nicht viel Zeit.» Sie schluckt. «Unser Rettungsschiff ist mit einem OP ausgestattet», er zeigt auf einen Mann im Seuchenschutzanzug. «Wir haben einen Operationssaal auf dem Rettungsschiff. Kommen sie mit mir.» Der Mann tritt vor: «Es wird nicht weh tun. Wir brauchen nicht lange. Ein kleiner Eingriff und sie haben es hinter sich.» Ripley zögert. «Dann ist es vorbei.» Der Mann im Trenchcoat nähert sich ihr weiter. «Sie können ihr Leben neu beginnen und Kinder haben. Und was noch wichtiger ist, sie wissen, dass es tot ist. Lassen sie sich helfen.» Sie hat sich wieder gefasst. «Welche Garantie habe ich, dass, wenn sie es entfernt haben", sie zieht sich weiter rückwärts in das Gittertor zurück, «es auch vernichtet wird?» Er schüttelt nur ganz leicht den Kopf. «Haben sie Vertrauen zu mir», und kommt noch näher. «Bitte, vertrauen sie mir.» Ripley sammelt sich. «Nein.» Sie schliesst die Gittertür und Morse setzt die Förderbrücke in Bewegung. Clemens und Damkina haben viel länger bis zur Giesserei gebraucht. Damkina erfasst die Situation sofort und hält Clemens zurück. «Nicht…Du weisst, Ripley trägt einen...Denk daran, wir sind die Beobachter. Sie hat Recht, sie dürfen es nicht bekommen...Sie tut das einzig Richtige.» flüstert sie ihm zu. Beide erkennen jetzt, welche Katastrophen sich inzwischen ereignet haben müssen. Damkina fasst ihn an der Hand. «Du hättest nichts anderes tun können...» Er senkt den Kopf: «Ich weiss.», nimmt sie fest in die Arme und küsst ihr die Stirn. «Was versprechen sie sich davon?» ruft ihr der Mann im Trenchcoat nach, der wie Bishop aussieht. Einer der Bewaffneten tritt vor und schiesst Morse ins Bein. Er schreit auf und bricht zusammen. «Aufhören!», weist der Mann im Trenchcoat die Bewaffneten an. «So eine Scheisse!», stöhnt Morse. Ripley hockt sich zu ihm nieder und richtet ihn auf. «Morse, helfen sie mir?» Er sieht sie an: «Was soll ich denn tun?» Sie hilft ihm auf. Aaron erkennt, dass Ripley Recht hatte. Er greift sich ein Eisenrohr. Der Mann wie Bishop schreit: «Das Alles ist ein Missverständnis. Das hätte gar nicht sein müssen!» Aaron schlägt von hinten mit dem Rohr auf ihn ein. «Verdammter Android!» Der Mann im Trenchcoat bricht zusammen. Einer der Bewaffneten stösst Aaron weg und eröffnet das Feuer auf ihn. Im Kugelhagel erzittert sein Körper und er stürzt über die Brüstung auf die Ebene darunter, weiteren Bewaffneten vor die Füsse. Inzwischen hat sich die Förderbrücke weit weg gedreht. Der Mann im Trenchcoat hat sich wieder aufgerappelt und greift nach seinem Nacken. Er blutet stark. Panisch sieht er das viele Blut auf seiner Hand und dreht sich zu Ripley. «Ich bin kein Android!» Ripley wendet ihren Kopf zu ihm. «Ripley!», ruft er. «Erlauben sie mir den Eingriff! Es ist ein ganz besonderes Exemplar.» Ripley geht langsam an den Rand der Förderbrücke. Der Mann im Trenchcoat wendet sich vor Schmerzen kurz ab und sieht, wie in der unteren Ebene jemand filmt. «Die Kamera aus!», faucht er. Erschrocken nimmt der Mann die Kamera herunter. Ripley nickt Morse zu, der die Förderbrücke stoppt. Sie steht jetzt genau über der Gusskammer mit dem glühenden Blei. Keuchend vor Schmerzen versucht sie sich zu sammeln: «Es gibt nur diesen Weg.» Mit einer Hand krallt sich der Mann im Trenchcoat im Gitter fest. «Was hat sie vor?» Nach einem kurzen Zögern lässt sich Ripley nach hinten fallen. «Neeeiiin!», brüllt der Mann im Trenchcoat und krallt sich mit beiden Händen im Gitter fest. Alle kleben an dem Gitter, als Ripley langsam in dem glühenden Blei versinkt. -------------------------------------------------------------------------- Die Hochöfen werden heruntergefahren. Sie verlöschen, als die entfernte Sonne über dem Horizont erscheint. Die Türen der Gefangenenanlage werden verschlossen. Clemens und Damkina blicken sich noch einmal in der Schleuse um. «Brauchst du noch etwas?» Sie sieht Clemens fragend an. «Ich habe alles, was ich brauche.» Er nimmt sie wieder auf die Arme. «Private Sachen hatten wir hier alle nicht.» Und so, wie er sie vor etwa einer Woche in die Gefangeneneinheit hineingetragen hat, trägt er sie jetzt wieder hinaus, aber, um niemals wieder zurück zu kehren, einem völlig neuen Leben entgegen. Morse wird in Handschellen, aber mit versorgtem Bein von mehreren Bewaffneten bewacht, aus der Anlage gebracht. Er dreht sich noch einmal um und grinst. Sein Blick fällt auf Clemens und Damkina. «Viel Glück, Doc. Sie haben es verdient." Einer der Bewaffneten stösst ihn vorwärts. «Was ist? Beweg dich!» «Du kannst mich mal!» Morse, Clemens und Damkina verlassen die Gefangenenanlage als Einzige lebendig. ------------------------------------------------------------------------ Weyland-Yutani-Straflager Fury 161 geschlossen. Gefängnisfunktion aufgehoben. Restliche Maschinerie zu verschrotten. Ende der Übertragung. ------------------------------------------------------------------------ Als die Sonne über der Station nach Stunden wieder untergeht und das Rettungsschiff schon weit entfernt ist, beginnt der Planet von innen zu glühen und flammt wie eine neue Sonne auf, um danach in sich zusammenzufallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)