Alien 3 - Gestrandet auf Fiorina von DamkinaGlencoe ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Clemens sieht in die Weite. Seine Miene ist genauso düster wie seine Umgebung. Die dunkelrote, schmutzige Sonne geht gerade auf. Das ölige, schwarze Meer liegt unbeweglich und leblos da. Die riesigen Fördermaschinen rosten auf den Abraumhalden dahin. Nebel zieht über das Land. Fury 161 ist der trostloseste Planet, den man sich überhaupt vorstellen kann. Zerstört von der Rohstoffgier der Firma. Unzählige Insekten haben sich schon auf ihn gestürzt. Er hat es längst aufgegeben, das Ungeziefer hier draussen abzuschütteln. Die Luft ist schwer von Abgasen, nirgends gibt es mehr Pflanzen....nur einen völlig zerstörten Planeten. Und doch ist dieser Morgenspaziergang für ihn ein kleines Stück Freiheit.... Aber etwas ist heute anders. Ein gleissender Lichtpunkt nähert sich am Himmel wie eine Sternschnuppe, wird aber immer grösser. Es ist ein Rettungsschiff. Mit einem Knall saust es unweit der Küste ins flache Meer und bricht auseinander. Ohne lange zu überlegen rennt Clemens los. Kurz darauf erreicht er den schmutzigen Strand und sieht sich um. Noch ein Stück weiter liegt etwas und wird vom Wasser überspült. Mit einigen Sätzen ist er dort. Im flachen Wasser liegt eine Frau, schwarz von dem öligen, vergifteten Wasser und schon bedeckt von Ungeziefer. Sie ist nicht bei Bewusstsein. Clemens hebt sie auf und rennt mit ihr auf den Armen den langen Weg zurück zur Station. Sein schwerer Mantel weht im Wind als er über die Steine springt. Die hydraulischen Türen öffnen und schliessen sich quietschend als Clemens mit der Frau auf den Armen den Schleusenraum, dem ein grosser Duschraum folgt, passiert. Die Männer, die unter den Duschen stehen, sehen ihn fassungslos an, kommen hervor und trocknen sich die Gesichter ab. So etwas hat es hier noch nie gegeben. Nichts hat bisher den trostlosen Gleichklang des Alltags gestört. Vorsichtig legt Clemens die Frau auf den Fliessenboden. Sie trägt nur ein Bustier mit einem Top darüber und einen Slip. Die Sachen sind schwarz und fettig von dem öligen Wasser, genau wie ihre Haut und ihr zu einem Zopf geflochtenes langes Haar. Mit einem Schwung wirft er den schweren Mantel und die dicke Jacke ab, die er unter dem Mantel getragen hat. Das Ungeziefer stiebt durch den Raum. „Ein FSM ist abgestürzt. Lauft zum Strand. Vielleicht sind dort noch andere.“ Sie blicken ihn staunend an. “Sofort!“ brüllt Clemens. Darauf setzen sie sich in Bewegung. Clemens wendet sich wieder der Frau zu. Mit einer Taschenlampe prüft er die Reflexe ihrer Augen. Vorsichtig klopft er an ihre Wange: „Können sie mich hören?“ Bis auf einen Atemzug keine Reaktion...er hebt sie an, um nach dem Herzschlag zu hören, als sie das schmutzige Seewasser erbricht.... ----------------------------------------------------------------------------- Die Männer rennen in riesigen Schritten mit übergeworfenen Mänteln nach draussen und nehmen 3 Gespanne mit je 2 Ochsen mit zum Strand... ----------------------------------------------------------------------------- Clemens nimmt die Frau wieder auf die Arme und trägt sie weiter zum Krankenrevier. Vorsichtig legt er sie auf einer Trage ab. Sein Assistent reicht ihm saubere Tupfer mit Desinfektionsmittel und Wasser, damit er ihr Augen, Nase und Mund säubern und eventuelle Wunden desinfizieren kann. Sie ist noch immer bewusstlos. An der rechten Stirnseite hat sie eine leichte Schürfung. Jetzt erst bemerkt Clemens, dass diese Frau schön ist. Über weich geschwungenen Augenbrauen wölbt sich eine hohe Stirn. Sie hat hohe Wangenknochen und eine kleine Stupsnase. Die Lippen sind fein geschwungen. In beiden Ohren trägt sie symmetrisch mehrere goldene Ohrringe, eine kleine goldene Blume mit einem Smaragd in der Mitte umrandet von weissen Kristallen in ihrem linken Nasenflügel und eine zarte Kette mit einem bräunlichen klaren Stein um ihren Hals. Noch nie im Leben hat er so eine Anordnung von Schmuck gesehen, jedenfalls nicht in dieser Art, auch nicht damals, als er noch auf der Erde lebte. Die langen braunen Haare schimmern ein wenig wie Kupfer und sind zu einem festen Zopf geflochten. Er untersucht sie weiter...das rechte Bein ist kurz über dem Fussknöchel gebrochen. Glücklicherweise ist der Bruch nicht offen, muss aber gerichtet werden. Weitere Verletzungen scheint sie nicht zu haben. Stöhnend bewegt sie sich. Ihre Augenlider flattern und sie fasst sich mit der Hand ins Gesicht. «Ganz ruhig, sie sind in Sicherheit." Clemens nimmt ihre Hand und drückt sie. «Haben sie Schmerzen?" Langsam öffnet sie die Augen. Sie hat irgendetwas an sich, was seinen Puls beschleunigt. War es, weil er so viele Jahre keine Frau gesehen hat? «Mein Bein...." stöhnend versucht sie, das gebrochene Bein anzuziehen, lässt es aber bei dem Versuch. Mit Panik in den Augen sieht sie sich um. «Wo bin ich?" «Auf Fury 161. Eines von Weyland-Yutanis Arbeitslagern... Das FSM, in dem sie waren, ist abgestürzt...Ich gebe ihnen jetzt ein Schmerzmittel, dann wird es gleich besser..." Sie greift nach seiner Hand: «Danke...Sie sind der Doc?" Mit ihren hellen, blauen Augen mustert sie Clemens, der unwillkürlich die Augen niederschlägt, weil ihr Blick ihn in sein Innerstes trifft wie ein Blitz. «Ja, ich bin hier der zuständige Mediziner. Ich heisse Jonathan Clemens..." Rasch wendet er sich ab, atmet tief durch, öffnet eine Ampulle und zieht sie auf. «Wie geht es den anderen?» «Ich weiss es noch nicht. Unsere Männer sind noch dabei die Trümmer zu bergen. Ich habe sie am Strand gefunden und als erstes hierher gebracht.» Sie seufzt: «Ja....ich erinnere mich....sie haben mich eine weite Strecke getragen....danke...» Clemens wendet sich ihr wieder zu und streicht ihr unwillkürlich über das zusammengebundene lange Haar. «Sie erinnern sich?» Sie nickt und mustert ihn. Dr. Clemens ist gross und hat breite Schultern. Sein Gesicht ist markant geschnitten, seine Nase ist ein klein wenig schief. Eine hohe Stirn, helle Haut und die feinen, eher schmalen Lippen geben ihm einen aristokratischen, intelligenten Ausdruck. Seine Lippen umspielt ein bitterer Ausdruck, welcher von Schmerz und Unglück zeugt. Die grossen hellblauen Augen strahlen Güte aus. Seine Haare sind nur millimeterkurz und rotblond. Die Ohren stehen ein ganz kleines bisschen ab und feine Sommersprossen lassen ihn jünger wirken, als er wohl ist. Er trägt eine einfache olivfarbene Hose und ein ebensolches T-Shirt. Trotz dieser einfachen Kleidung ist er eine charismatische Erscheinung. In seinen grossen und doch schlanken Händen mit gepflegten Nägeln hält er die vorbereitete Spritze mit dem Schmerzmedikament. «Das ist gut.» Er lächelt. «Wissen sie noch ihren Namen?» «Damkina....Damkina Dayne...», sie kann ihren Blick nicht von ihm lösen. «Ich muss ihr gebrochenes Bein richten», murmelt er. «Sie brauchen ein Schmerzmittel...» Damkina reicht ihm ihren Arm. Clemens staut die Venen und injiziert es ihr. «Sie werden gleich wieder müde und schlafen....sie brauchen jetzt Ruhe...sie wurden sehr unsanft aus dem Hyperschlaf gerissen." «Jon....", weiter kommt sie nicht. Er würde wohl nie erfahren, was sie noch sagen wollte. Wie lange hatte ihn niemand mehr Jon genannt. Das war noch in einem anderen Leben. Clemens legt ihr eine Sauerstoffmaske an bevor er das gebrochene Bein richtet. Bei der Arbeit setzt er sich neben Damkina Dayne auf das Bett. Sie schläft wieder tief und fest während er ihr Bein zuerst von dem öligen Wasser reinigt, richtet und danach den Gips anlegt. Ihr Hemd, das Bustier und der Slip, alles ist schwarz vom Öl. Sein Assistent hat ihm eine grössere Schüssel mit warmem Wasser gebracht. Clemens schickt den Mann weg, den anderen helfen. Es ist besser, wenn der Gefangene, der ihm sonst immer hilft, nicht dabei ist, wenn er der Frau die verdorbenen Sachen auszieht und ihre weisse, makellose Haut von dem ätzenden, schwarzen Öl befreit. Sie hat eine sehr weibliche Figur, wohlgeformt, aber nicht mager. In diesem Moment ist er froh, dass sie schläft. Sie verwirrt ihn. So kann er seine Gefühle besser beherrschen. Nur ihr zu einem Zopf geflochtenes Haar bekommt er nicht vom Öl sauber. Damkina…was für ein ungewöhnlicher Name. Ganz dunkel erinnert er sich an eine alte Legende aus der Frühzeit der Menschheit, die von den alten Göttern von Sumer erzählt. Eine der Göttinnen trug diesen Namen. Aus seinem Schrank holt er ein T-Shirt, welches er ihr anlegt. Es ist lang genug und reicht ihr bis zu den Oberschenkeln. Fürsorglich deckt er sie zu. Es wird nicht mehr lange dauern bis er mögliche weitere Überlebende versorgen muss. -------------------------------------------------------------------------- Inzwischen erreichen die Männer die Absturzstelle des Rettungsschiffes. Es ist verheerend zerstört. Aus einer der Hyperschlafkapseln mit zerbrochenem Deckel bergen sie eine weitere Frau, die am Leben ist. In zwei weiteren Kapseln finden sie nur noch Tote...einen schwer verletzten Mann, der von einem Sicherheitspfeiler gepfählt wurde, und ein etwa 10jähriges Mädchen. Eine schwer zerstörter Android ist kaum noch zu identifizieren. Die Männer machen sich mit dem Ochsengespann an den Abtransport des Rettungsschiffes, während einer die verletzte Frau zu Clemens in das Krankenrevier bringt, der nun auch sie versorgt. --------------------------------------------------------------------------- Inzwischen meldet der Gefängnisleiter Andrews: „Fury 161 Gefängniseinheit meldet Absturz von Rettungsschiff 2650. Zwei Überlebende: Damkina Dayne und Leftenant Ripley...Tot: Corporal Hicks, Tot: unbekannte weibliche Person, geschätztes Alter 10 Jahre. Erbitten schnellstmögliche Notevakuierung. Erbitte Antwort – Superintendent Andrews“ Weyland-Yutani an Fury 161 Gefangeneneinheit: Nachricht erhalten. --------------------------------------------------------------------------- Am späten Nachmittag nach Abschluss der Bergung ruft Superintendent Andrews alle Gefangenen und das Personal in der mehrstöckigen Versammlungshalle zusammen. Die Gefangenenanlage ist für eine viel höhere Anzahl von Häftlingen gebaut. Einige hocken auf den Geländern im Erdgeschoss, einige andere locker verteilt über den Geländern der ersten und zweiten Etage. „Na dann, Leute, es ist wieder so weit, alle bleiben hier“, ordnet der Assistent von Andrews, Aaron, an. „Also, legen sie mal los, Mr. Dillon.“ Ein charismatischer farbiger Mann mit Brille tritt in die Mitte des Raumes. Er ist ein Gefangener, aber trotzdem der geistige Seelsorger der Gefangeneneinheit. Andächtig beginnt er zu beten: „Gib uns die Kraft, oh Herr, dass wir aushalten. Wir wissen, dass wir arme Sünder sind in den Händen eines zornigen Gottes. Auf dass der Kreis nicht breche bis zum jüngsten Tag, auf dem Weg, den jemand, der ihn geht, nicht zurückkehrt. Amen.“ Er hebt die rechte Hand in die Höhe wie zum Schwur, ebenso wie die anderen Männer. Hinter ihm steht Superintendent Andrews, Clemens lehnt etwas abwesend weiter hinten an einem Geländer. „Amen“, erwidern die Männer den Abschluss des Gebetes. Dillon tritt zur Seite und Andrews betritt das Auditorium: „Danke, meine Herren. Die Gerüchtekontrolle gibt folgendes bekannt: Wie einige von Euch wissen“, er beginnt zu laufen und inspiziert die Gesichtszüge, „hat ein Rettungsschiff der Reihe 337 eine Bruchlandung hingelegt und zwar heute Morgen gegen 06:00 Uhr bei der Hundewache. Dabei hat es zwei Überlebende und zwei Tote gegeben, ferner einen Androiden, der aber hoffnungslos zerstört wurde.“ Die Männer kratzen sich die kahl geschorenen Köpfe und kauen auf ihren Zigaretten herum. „Die Überlebenden sind zwei Frauen.“ Aufgeregtes Gemurmel und Lachen geht durch die Reihen. Einer ruft: «Richtige Frauen?» «Das hat es ja noch nie gegeben!» Unruhe verbreitet sich. Einer kriecht durch das Geländer: „Wir haben einen Eid abgelegt! Wir leben im Zölibat! Das gilt doch für Frauen sicher ebenso.“ ruft ein Mann mit Namen Morse. Andere werfen ein: „Wir alle haben ihn abgelegt!“ „Halts Maul, Morse.“ »Ich möchte damit nur sagen, dass ich die Geschäftspolitik nicht gut heissen kann, die es ihnen erlaubt, sich einfach unter die Insassen und das Aufsichtspersonal zu mischen.» Dillon ergreift das Wort: „Was unser Bruder damit sagen will ist, dass wir jeden Einzelnen, jeden Fremden der kommt, besonders wenn es Frauen sind, als eine Störung unserer Harmonie betrachten und als potentiellen Bruch der geistigen Einigkeit.“ Andrews übernimmt wieder: „Wir sind uns, was eure Ansicht in dieser Frage betrifft, absolut im Klaren. Und es wird Euch sicher freuen, zu hören, dass ich ein Rettungsteam angefordert habe. Ich hoffe, dass es innerhalb einer Woche hier eintrifft und diese Frauen schnellstens hier wieder wegbringen wird.“ „Wer´s glaubt, wird selig!“ „In welcher Verfassung sind sie?» Andrews wendet sich an Clemens. „Sie scheinen nicht schwer verletzt zu sein. Eine ist noch bewusstlos. Die andere schläft mit einem Schmerzmittel. Sie hat ein Bein gebrochen. Im Augenblick kann ich keine detaillierteren Diagnosen liefern.“ „Werden sie überleben?“ „So, wie es aussieht, ja.“ Clemens verzieht keine Miene, als Andrews gereizt wie immer, auf ihn zu kommt und hält seinem Blick stand. „Hören sie, es wird im Interesse aller sein, dass die Frauen das Krankenrevier nicht verlassen bevor die Rettungsmannschaft eintrifft. Und wenn es schon unbedingt sein muss, dann nur in Begleitung! Klar?“ Aaron nickt: „Sir.“ Andrews wendet sich wieder den Männern zu: „Meine Herren, wir werden unsere tägliche Arbeit verrichten, als sei nichts geschehen. Und sie werden sich auch nicht unnötig aufgeilen! Haben wir uns verstanden?“ Er nimmt die Antwort gleich vorweg: „Gut. Danke, meine Herren.“ Dillon brummt vor sich hin: „Das wird sich zeigen…“ Im Hintergrund hört man Gemurmel: „Die sollen zusehen, dass sie kommen, sonst ist keiner mehr übrig.“ Die Runde verläuft sich.... Hosted by Animexx e.V. 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