❄️ Winter-Challenge 2022/23 ❄️ von KiraNear ================================================================================ Kapitel 1: Winter ----------------- „Mon dieu! Mr. Joestar, hätte ich gewusst, dass es so kalt werden würde, hätte ich meine dicke Winterjacke eingepackt und würde jetzt nicht frieren wie ein Hund!“ Zitternd, die Arme eng um sich geschlungen, versuchte Polnareff so wenig Restwärme wie möglich zu verlieren. „Das ist doch vollkommen logisch, immerhin haben wir seit längerer Zeit Frost. Oder hast du ernsthaft erwartet, dass am 1. Advent noch warme Temperaturen herrschen? Wir sind doch hier nicht in Florida, trotz meines Alters!“ Polnareff seufzte, eine dichte Atemwolke stieg vor seinem Gesicht auf. „Sie hätten mich trotzdem vorwarnen können über das eisige Wetter, Mon ami!“ Kapitel 2: Der erste Schnee --------------------------- „Jotaro, mein kleiner Spatz! Du musst dir das ansehen!“, rief Hollys begeisterte Stimme in den Raum hinein. Sie selbst stand am Fenster und sah zu den beiden Männern hinüber, die am Frühstückstisch saßen. „Scheiße noch eins, was ist denn?“, fragte Jotaro und erhob sich von seinem Platz. Wenige Schritte später stand er neben seiner Mutter und blickte sie ungeduldig an. „Bin jetzt hier, was soll ich mir jetzt ansehen, du Nervensäge?“ „Wie respektlos du mit deiner Mutter redest, das kotzt mich an!“, sagte Joseph ebenfalls frustriert. Holly dagegen deutete unbekümmert aus dem Fenster. „Der erste Schnee des Jahres ist gefallen!“ Kapitel 3: Glühwein ------------------- Die junge Frau verneigte sich höflich, nachdem sie den drei Männern ihre Tassen gereicht hatte. „Bitte schön, lassen Sie sich die zwei Glühweine und den Fruchtpunsch schmecken.“ Kaum griff Jotaro nach der blauen Tasse, begann Joseph laut zu lachen. „Fruchtpunsch? Was bist du, ein Dreikäsehoch?“ Jotaro nahm einen Schluck, dann zwei, bevor er die Tasse abstellte. „Ich bin immer noch minderjährig, du verkalktes Fossil auf zwei Beinen. Unter 20 läuft hier in Japan nun mal nix mit Alkohol.“ „Dass grad du dich an solche Dinge hältst?“ „Was dagegen, alter Mann?“ „Kommt schon, ihr crétins, entspannt euch“, versuchte Polnareff zu schlichten. Kapitel 4: Winterliches Essen ----------------------------- „Nicht schlecht, du wirst ja doch immer besser. Nach den Grillbriketts und den Zuckerbomben schmecken die hier ausgezeichnet. Aller guten Dinge sind wohl drei, was, Polnareff?“, sagte Joseph laut lachend, während er sich weitere Plätzchen auf seinen Teller schob. Polnareff lächelte zufrieden. „Vielen Dank, Mr. Joestar. Es ist lange her, dass meine Schwester mir beigebracht hat, leckere Sablés Nantais zu backen, da war ich wohl einfach zu sehr aus der Übung.“ Während Jotaro schweigend den nächsten Keks zu seinem Mund führte, drehte sich dessen Mutter begeistert auf der Stelle um. „Sie schmecken ausgezeichnet! Ich muss sagen, ich bin schwer beeindruckt.“ Lächelnd sah sie den jungen Franzosen an, dieser errötete dezent. „Wenn du ein wenig länger unser Gast bleibst, Polnareff, dann kann ich dir im Gegenzug eine leckere O-Zooni kochen.“ Josephs Gesichtszüge entgleisten, und er starrte entsetzt seine Tochter an. „Kleines, das kann doch nicht dein Ernst sein? Diese ekelhafte Neujahrssuppe mit diesen Klebeklößen? Willst du, dass dein alter Herr daran erstickt und einen frühzeitigen Abgang macht? Nein, nein, wir backen dem Jungen einen Plum Pudding und gut ist!“ „Aber Papi, der ist doch überhaupt nicht süß!“ „Na und?“ „Ach, Scheiße noch eins“, sagte Jotaro und nahm sich einen weiteren Keks. Kapitel 5: Tradition -------------------- „Sacre bleu, ich hielt es erst für einen Scherz. Wir gehen doch jetzt nicht ernsthaft in diese Fressbude hinein, oder? An Weihnachten?“ Unsicher sah Polnareff erst zu Holly, dann Jotaro. Joseph dagegen schüttelte den Kopf. „Japaner haben wahrlich seltsame Traditionen, wenn ihr mich fragt. Ich mein, den Teil mit dem Geflügel kann ich noch verstehen, bei uns isst man immerhin Truthahn. Aber dass ihr dafür nicht selbst kocht … dabei ist die japanische Küche doch immer so stolz auf das, was sie tut und kann.“ Er verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Offenbar holt dich dein Alter doch ein und macht dich unflexibel“, kommentierte Jotaro die ablehnende Haltung seines Großvaters. Doch dieser schüttelte erneut mit dem Kopf. „Son Fertigfutter zum Mitnehmen ist doch kein besonderes Festtagsessen. Holly, Mäuschen, hättest du eher was gesagt, deine Mutter und ich hätten dir einen ganz besonders leckeren Truthahn gemacht!“ Jotaro verstaute die Hände in seinen Hosentaschen. „In dem kleinen Backofen? Das kannst du vergessen. Kommt, wir sollten reingehen, bevor wir am Ende die Stehtische nehmen müssen.“ Entsetzt starrte Joseph seinen Enkel an. „Moment, wir essen hier? Ich dachte, wir nehmen das Zeug mit nach Hause?“ Doch Jotaro antwortete nicht mehr und betrat das Geschäft. Kapitel 6: Feuerwerk -------------------- Das Jahresende nahte, es war nicht mehr fern. Mit anmutigen Bewegungen schenkte Holly den Amazake in die kleinen Schälchen, das warme Getränk wärmte ihnen die Fingerspitzen. Zufrieden verschloss sie die Flasche und stellte sie wieder weg. Dann richtete sie ihren Blick gen Himmel, wie ihre Begleiter. Drei. Zwei. Eins. Der Himmel, erfüllt mit bunten Funken, läutete den Beginn eines neuen Jahres. Stumm hoben sie gemeinsam ihre Sake-Schälchen, bevor sie diese mit einem Schluck leerten. Das Licht des Feuerwerks spiegelte sich in ihren Augen, als sie es betrachteten. Jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Bis Holly den warmen Amazake erneut nachfüllte. Kapitel 7: Gute Vorsätze ------------------------ Polnareff musste lange warten, bis er den Schrein erreichen konnte. Mit viel Mühe versuchte er sich an die Schritte zu erinnern, die ihm Holly mehrfach heruntergebetet hatte. Schließlich war es soweit. Er ging jeden Schritt sorgfältig durch und äußerte seinen Neujahrsvorsatz den Göttern. Nachdem er sich ein letztes Mal verbeugt hatte, ging er zu seinen Freunden zurück. Holly lächelte ihn an: „Konntest du deinen Wunsch äußern?“ Polnareff grinste und reckte seinen Daumen hoch. „Dann solltest du dir einen Omikuji holen und nachsehen, ob dein Wunsch die Götter erreicht hat“, meinte Holly schließlich. Eine Minute später hielt Polnareff den Zettel in der Hand und faltete ihn auseinander. „Halbes Glück“, las Holly vor; Polnareff knüllte den Zettel frustriert zusammen. „Es könnte schlimmer sein“, versuchte Holly ihn zu trösten, doch seine Laune blieb für den Rest des Tages auf dem Tiefpunkt.   ~   Am nächsten Tag sah Holly, wie Polnareff tief gebeugt über dem Schreibtisch saß. Neugierig blickte sie darauf und konnte kleine Zeichnungen erkennen. Was Polnareff natürlich nicht entging. „Von wegen halbes Glück. Am Ende ist man eh seines eigenen Glückes Schmied, wir werden doch mal sehen. Meiner Comic-Zeichner-Karriere steht nichts und niemand im Weg“, sagte er entschlossen und setzte seine Zeichnungen fort. Kapitel 8: Eishalle ------------------- „Mr. Joestar, sind Sie sich sicher, dass sie auf dem Eis laufen können werden? Ich will nicht respektlos erscheinen, aber als Neuling tut man sich da nicht leicht“, sagte Polnareff mit besorgtem Blick. Joseph dagegen winkte nur lachend ab. „Ach was, das Eis kann so glatt sein, wie es möchte. Immerhin habe ich damals auch die Höllen-Kletter-Säule erklimmen können. Zur Not benutze ich einfach mein Hamon!“ Obwohl er der Einzige war, lachte er laut auf. Während Polnareff wundernd eine Augenbraue hob, schob Jotaro seine Mütze tief ins Gesicht. „Ich habe keine Ahnung, wovon du da sprichst, alter Mann. Aber ich bin mir sicher, dass du wieder dabei bist, dich gewaltig zu überschätzen.“ Nun mischte sich auch Holly ein: „Ich weiß auch nicht genau, was mein Vater damit meint, aber er weiß sicher, was er sich zumuten kann und was nicht!“ „Genau, deine Mutter hat recht!“, sagte Joseph und begann wieder zu lachen.   ~   „Oh Kacke! Wie kann Eis rutschiger sein als Öl? Mit den Eiszapfen hat es damals doch auch funktioniert?!“ Verzweifelt versuchte Joseph sich mit Hermit Purple am Rand der Eisbahn festzuhalten, was ihm gerade noch so gelang. „Scheiße noch eins“, murmelte Jotaro und fuhr auf dem Eis davon. Kapitel 9: Irori ---------------- Ein kalter Lufthauch drängte sich in den Raum hinein, durch den kleinen Spalt zwischen den beiden Schiebetüren. Vereinzelte Schneeflocken fanden ihren Weg ins Haus, schmolzen jedoch, kaum dass sie die Tatami-Matten berührten. „Mon dieu! Dabei soll Feuchtigkeit für diese Dinger doch gar nicht gut sein“, fluchte Polnareff und versuchte mit dem Fuß die Tropfen aufzuwischen. Dass davon seine Socken feucht werden könnten, fiel dem jungen Mann viel zu spät auf. Mit einem lauten „Och nö!“ kommentierte er diesen unangenehmen Zustand, während er die Schiebetür hinter sich verschloss. Mit wenigen Schritten näherte er sich Holly, welche es sich neben dem Irori gemütlich gemacht hatte. „Bitte schön, Mrs Joestar, das Holz, um das Sie mich gebeten hatten“, sagte er und reicht ihr den kleinen Stapel Holz. Lächelnd steckte sie mehrere Teile in das flackende Lagerfeuer hinein. „Ich muss sagen, eure Art von Kaminen sind sehr faszinierend. Nicht nur können sich mehr Leute an das Feuer setzen als bei mir zuhause in Frankreich. Man kann damit sogar Tee kochen!“ Holly sah ihn freundlich an: „Man kann ihn auch zum Grillen benutzen!“ Überrascht riss Polnareff die Augen auf. Doch bevor er etwas erwidern konnte, wurde ihm eine Tasse mit frisch gebrühtem Oolong Tee gereicht. Kapitel 10: Eisfigur -------------------- Ein Hieb, noch ein Hieb und schon folgte der nächste. Das Geräusch von Metall, welches sich in hartes Eis bohrte, erfüllte den Garten der Kujos. Die Arme verschränkt, beobachteten Joseph und Jotaro das Werk ihres französischen Freundes. Holly dagegen näherte sich ihnen, in ihren Händen ein Tablet mit dampfenden Tassen. „Offenbar hast du nicht nur auf dem Papier ein künstlerisches Talent“, lobte Holly, kaum war sie neben ihrem Vater stehen geblieben. Polnareff wie auch Silber Chariot drehten sich um und grinste sie an. „Natürlich, für meine freundlichen Gastgeber nur das Beste“, sagte er, bevor er wieder mit der Statue weitermachte. Kapitel 11: Farblosigkeit des Winters ------------------------------------- Wie eine kalte, weiße Decke hatte sich der Schnee über den Garten gelegt. Weitere Flocken fielen tanzend vom Himmel herab. Nachdenklich blickte Polnareff in den Himmel. Doch alles, was er zu sehen bekam, war eine graue Wand aus dichten Wolken. Bis sich eine große, schwarze Wand in sein Sichtfeld schob. Polnareff blickte zur Seite, sah seinem Freund tief in die Augen. Wie immer trug dieser seine dunkle Schuluniform. Jotaro schwieg, und Polnareff tat es ihm gleich. Stattdessen steckte Jotaro sich eine Zigarette in seinen Mund und mimte mit seiner Hand das Bedienen eines Feuerzeugs. Sofort ging Polnareff der Bitte nach. Kapitel 12: Eiszapfen --------------------- Surrend flog ein Gegenstand durch die Luft. Ein zweiter, wie auch ein dritter folgte. Fasziniert sah Joseph seinem Enkel zu. „Was wird das, wenn es fertig ist?“, fragte er seinen Enkel verwundert. Doch erst, als Jotaro sich zur Seite drehte, sah Joseph die Eiszapfen in dessen Hand. „Nichts Besonderes“, sagte Jotaro und gab Star Platinum einen der Zapfen in die Hand. Dieser warf ihn mit voller Kraft von sich. Als wäre es ein kleiner Dartpfeil und die Wiese vor ihm die Zielscheibe. Joseph zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Wenn es dir Spaß macht… ich geh lieber wieder ins Warme rein.“ Kapitel 13: Dunkle Stimmung --------------------------- Ein lauter Seufzer wich aus Polnareffs Lippen, als er den Inhalt seiner Tasse anstarrte. Sofort legte ihm Holly eine Hand auf die Schulter. „Du denkst an deine Freunde, die du in Ägypten verloren hast, nicht wahr?“ Erst nach wenigen Sekunden nickte Polnareff schwach mit dem Kopf. „Oft genug denke ich: Was hätte ich anders machen können? Wie hätte ich sie retten können? Am Ende war ich so… nutzlos. Dabei hätte ich es verhindern müssen!“ Warme Arme legten sich um seinen Oberkörper und zogen ihn in seine sanfte Umarmung. „Immerhin“, sagte Polnareff lächelnd. „Immerhin habe ich sie retten können, Mrs Joestar.“ Kapitel 14: Einzigartigkeit von Schneeflocken --------------------------------------------- „Wusstest du, dass alle Schneeflocken ein einzigartiges Design haben und es keine Kopien unter ihnen gibt?“ Verwirrt über den plötzlichen Themenwechsel sah Jotaro zu Polnareff hinüber. Joseph dagegen entlockte die Info nur ein müdes Lächeln. „Sowas lernt man doch in der Schule. Aber ja, Polnareff hat recht. Wie kommst du auf das Thema?“ Polnareff nahm einen Löffel und rührte in dem Kakao, dem ihn Holly serviert hatte. „Na ja, ich musste nur grad darüber nachdenken, dass Stands im Grunde wie Schneeflocken sind. So ähnlich, aber nie komplett gleich.“ Nachdenklich sah Jotaro ihn an. „Das stimmt, kein Stand ähnelt dem anderen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)