decisions von Feuchen ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Ich könnte mit dir kommen, wenn ich wollte.“ Mit einem tiefen Seufzen legte Riku seinen Kopf zur Seite, beobachtete eine der Korallen vor sich, während er auf dem Meeresboden lag. Seine eigene Stimme hallte in seinem Kopf wider, während er seinen Fischschwanz etwas nach oben bewegte. Natürlich könnte er nach draußen. Es gab nichts, was ihn hier unten hielt, nachdem er jahrelang nicht einmal sein Zimmer in der Unterwasserstadt verlassen durfte, weil sein Körper zu schwach war. Inzwischen war er stärker. Inzwischen machte es ihm nichts mehr aus, stundenlang durch die Gewässer zu schwimmen und alles zu erkunden oder sämtliche Lebewesen zu entdecken. Auch, wenn seine Eltern ihn davor gewarnt hatten, an die Wasseroberfläche zu schwimmen, weil es gefährlich war, er hatte es ebenfalls getan. Mehrfach, heimlich. Einzig Haruka wusste davon. Und einzig Haruka war der Grund, wieso er nicht einfach dieses Gewässer verließ und das Angebot dieses Menschen annahm, bei ihm zu leben. „Du weißt, dass ich dir nicht böse bin, Riku-nii-san“, drang die Stimme des anderen, jüngeren Meermenschen zu ihm durch. Riku drehte seinen Kopf zu ihm, sah, wie Haruka neben ihm schwamm und ihn gleichgültig ansah, auch, wenn dessen Augen etwas widerspiegelten, was durchaus zeigte, dass er ihn vermissen würde. „Du kannst ruhig sagen, wie du fühlst, Haru.“ „Hmpf“, brummte Haruka, schwamm etwas vor ihm her, so dass Riku den türkis-grünen Schwanz des anderen genauer sah. Eigentlich waren sie auch keine Geschwister, aber Haruka war von Rikus Eltern gefunden worden, als er noch relativ klein war. Sie hatten nie herausgefunden, ob er noch irgendjemanden hatte, weswegen sie gemeinsam aufgewachsen waren. Haruka war das einzige Wesen seiner Art, welches ihn verstand, weswegen es für ihn nicht einfacher war, zu sagen, dass er gehen konnte. Er konnte an die Oberfläche und ein normales Leben unter den Menschen leben, aber er konnte auch wieder nicht. „Dich hält das nicht auf, Riku?“, hallte diese helle, klare Stimme in seinem Kopf wider. Riku hatte gelacht, als er ihn das gefragt hatte. Es gab so viele Dinge, die er nicht wusste, weil er dreizehn, vierzehn Jahre in seiner Wohnung eingesperrt gewesen war, aber es war noch irritierender, wenn er mit diesem Menschen redete. „Die Menschen sind faszinierend, weißt du, Haru“, sagte er schließlich etwas ablenkend. „Die meiste Zeit deines Tages redest du von Kujou Tenn“, sagte Haruka brummiger, „du hast mir, seit du zur Oberfläche schwimmst, nichts anderes erzählt, als über ihn und die Menschen zu schwärmen.“ Riku kicherte. „Ich will dorthin. Ich–“, „Dann geh“, brummte Haruka, schwamm auf einer Stelle vor ihm, drehte seinen Kopf zur Seite, „dann jammerst du mir wenigstens nicht mehr vor.“ Riku schluckte, sah zu Haruka, senkte seinen Blick. So sehr, wie Haruka ihm sagte, dass er es tun sollte, so sehr wusste er, dass Haruka ihm gleichzeitig sagen wollte, dass er ihn nicht alleine lassen sollte. Riku konnte ihn inzwischen viel zu gut lesen und er wusste, wie sehr der andere sich verstellen konnte und eher abweisend sein konnte, wenn er nicht wollte, dass ihn jemand durchschaute. Es war genau der Grund, wieso Riku nicht so einfach gehen konnte. Oder wieso er so sehr darüber nachdachte, was er tun sollte. Nichts hielt ihn mehr hier unten, außer Haruka. Ohne Haruka wäre er Tenn vermutlich längst gefolgt und hätte ihm gesagt, dass er ihn endlich mitnehmen sollte. So konnte er nicht sagen, was er tun sollte. Hier unten, in seiner Heimat, wo einzig Haruka war, den er noch als einen Teil seiner Heimat, seiner Familie, sehen konnte, den er aber nicht missen wollte – oder dort, wo er unter den Menschen leben würde, allerdings bei der Person, bei dem Menschen, in den er sich verliebt hatte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)