Adventskalender des YuKa-FanZirkels von Knuddelkekswurmi (2022) ================================================================================ Kapitel 2: 3. Türchen oder "Eskalation" --------------------------------------- "Halt deine verdammte Fresse!" Das war er. Der Höhepunkt ihres Streites. Der Satz, der das Fass zum Überkochen brachte. Der Moment, als Kai still wurde und sich sein wütender Blick schlagartig in eine eiserne Miene aus tiefer Enttäuschung verwandelte. Sie hatten sich in den letzten Tagen und Wochen oft gestritten. Lange, laut und heftig. Dinge wurden geworfen, Türen wurden zugeschmissen. Die meisten Vorwürfe waren unbegründet und aus falschen Empfindungen und Missverständnissen entstanden. Einige Sachen waren schon länger unausgesprochen und es war an der Zeit, dass sie sich Luft verschaffen. Andere Emotionen kamen rein aus der Situation des Streits heraus. Dabei nahmen sich beide nichts. Während Yuriy mit seiner lauten und tiefen Stimme schrie, kam es bei Kai umso leiser aber dafür schneidender zum Ausbruch. Bis zu diesem Moment. Bis Yuriy persönlich wurde und die Grenze der persönlichen Beleidigungen überschritt. Sie hatten sich Vieles vorgeworfen. Angebliche Blicke, verdrehte Worte, missverstandene Gesten, unterlassene Taten. Aber niemals würden sie sich so respektlos gegenüber stehen und sich persönlich beschimpfen. Bis heute. Ohne ein weiteres Wort drehte sich der Jüngere um, zog sich Jacke und Schuhe an und verließ ohne zurück zu sehen die gemeinsame Wohnung. "Ach FUCK!", brüllte der Rothaarige nur und warf das Nächstbeste, was ihm in die Finger kam. Es war zum Glück nur ein Buch. Er war unsicher, ob er auf sich selbst, auf Kai, die Situation oder schlichtweg die ganze Welt sauer war. Denn das war er. Sauer. Wütend. Regelrecht ungehalten. Und er konnte sich nicht erklären woher diese Ausbrüche ständig kamen. Er wusste nur, dass es in letzter Zeit immer häufiger vor kam. Und auch diese Tatsache nervte ihn tierisch. Alles hatte angefangen, als Kai wieder einen seiner Eifersuchtsanfälle hatte. Yuriy hatte nichts gemacht. Er hatte nicht mal hingesehen. Im Nachhinein konnte er nicht mal sagen, ob Kai sich unnötig über einen Mann oder eine Frau aufgeregt hatte. Was konnte er denn für die Blicke anderer Leute?! An diesem Abend ist Yuriys Hutschnur zum ersten Mal geplatzt. Sie haben sich angeschrien, 10 Minuten lang und waren anschließend versöhnlich im Bett gelandet. Von da an wurden ihre Streitigkeiten immer länger und nahezu regelmäßiger. Seit einer Woche brannte die heiße Wut in Yuriy so sehr, dass er anfing Sachen zu werfen oder irgendwo gegen zu schlagen. Natürlich hatte er die Angst in Kais Augen gesehen, als er ihn beim letzten Mal fast am Kopf getroffen hatte. Denn das war keineswegs seine Absicht. Er liebte seinen kleinen Sturkopf. Er würde ihn niemals verletzen wollen. Aber er hatte das Gefühl, wenn er dem Drang nicht nachgab, würde er durchdrehen. Und dass er Kai so in Schrecken versetzte, wurmte ihn natürlich noch mehr. Wie konnte er nur so die Beherrschung verlieren? Das war auch der Grund ihres heutigen Streits. Seine Aggression. Kais Vorwürfe waren einfach zu viel und ehe er sichs versah, waren die ungewollten Worte schon ausgesprochen. Er fühlte sich ungerecht behandelt. Kai war in seinen Augen das Sorgenkind. Er arbeitete zu viel, aß zu wenig und vom fehlenden Schlaf wollte er gar nicht erst anfangen. Aber alle seine Bedenken schlugen auf eine Mauer. Stattdessen musste er sich falsche Anschuldigungen anhören, wenn er nach Feierabend mit den Kollegen auf ein Glas in die nächste Bar ging. Aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, gründete seine Wut teilweise auch auf anderen Dingen. Auf völligen Belanglosigkeiten sogar. Heute Nachmittag hatte er sich tierisch aufgeregt, weil die Frau an der Bäckerei ihm versehentlich falsches Wechselgeld zurück gegeben hatte. Sie hatte sich mehrfach entschuldigt. Trotzdem hatte er sich einen bösen Spruch nicht verkneifen können. Die Minuten vergingen. Kai war nun schon eine Stunde weg. Ob er wieder kommen würde? Hatte er mit seiner Grenzüberschreitung ihre Beziehung zerstört? Sein Zorn verwandelte sich in Angst. Angst davor, Kai zu verlieren. Seine Liebe, sein Herz, seinen Halt. Gleichzeitig hatte er Angst vor sich selbst und wozu er in seiner Raserei in Stande wäre. Bis heute hätte er niemals gedacht, dass er mit seinem Freund in so einem Ton reden würde. Bis heute hatte Kai ihn nie so voller Verachtung und Enttäuschung angesehen. Er brauchte Hilfe. Professionell. Dessen war er sich nun sicher. Und er brauchte Kai. Ohne ihn würde er das nicht schaffen. Verzweiflung und Panik machte sich in ihm breit, als sein Puls sich verlangsamte und er von seinem Adrenalinkick runter kam. Mit Tränen in den Augen rutschte er an der Wand hinab, an der er stand. Er verstand sich selbst nicht mehr. Er wollte, dass es aufhörte. Er konnte nur hoffen, dass Kai wieder kam und dass sie gemeinsam einen Weg finden würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)