X-fach X-mas von Varlet ================================================================================ Kapitel 26: Tag 26 ------------------ Die letzten Monate hatte Jodie auf sich geachtet - mehr als sonst. Sie hatte ihre Arbeitspensum reduziert und alle anderen Aktivitäten nach hinten geschraubt. Sie hatte ihr Leben nahezu auf die Schwangerschaft ausgerichtet. Es war alles zum Wohl des Kindes, denn es war nun das wichtigste und wertvollste in ihrem Leben. Sie brauchte nicht lange, um sich an den Gedanken der Schwangerschaft zu gewöhnen, aber erst als sie sich um die ganzen Untersuchungstermine, die Einrichtung, die Kurse und die Gespräche mit der Hebamme kümmerte, realisierte sie das gesamte Ausmaß. Bis auf Shuichi konnte sie mit keiner anderen Person darüber reden und weil sie ihn irgendwie vor vollendete Tatsachen gestellt hatte, hielt sie sich weitestgehend zurück. Camel, James und dem FBI verschwiegen sie zu Beginn alles, denn es war zu gefährlich. Je mehr Mitwisser es gab, desto schneller konnte auch die Organisation davon erfahren. Und das durften sie auf keinen Fall zu lassen. Das erste Trimester war das schlimmste. Als sie dieses überschritten hatten, konnte Jodie langsam aufatmen. Als ihr Bauch anfing zu wachsen, trug sie weite Kleider. Aber irgendwann konnte sie diesen Zustand nicht mehr verbergen und musste ihre engsten Kollegen und Freunde einweihen. Ihre Reaktion ähnelte dem, was sie selbst fühlte. Zuerst war da die Überraschung, dann ein Funken Glück, danach kam das besorgte Gefühl und danach wieder die Freude. Allerdings ging es ihr so auch die letzten Monate. Gerade mit der Organisation im Nacken war die Schwangerschaft nicht einfach. Sie machte alles durch, was jede andere Schwangere auch erlebte, nur mit mehr Sorge. Jodie freute sich bereits auf den Geburtstermin, auch wenn sie die Vorstellung einer natürlichen Geburt ängstigte. Sie hatte alles genaustens geplant. Doch dann kam alles anders. Das Kind wollte zwei Wochen vor dem geplanten Termin auf die Welt kommen. Jodie glaubte, dass nun alles sehr schnell gehen würde, denn die Wehen waren nicht von schlechten Eltern. Sie hatte Schmerzen, doch dann dauerte es doch nochmal 18 Stunden. Erschöpft wurde Jodie das Baby in den Arm gelegt. Sie sah das kleine Bündel an und lächelte. Ein Schwall aus Hormonen durchströmte sie und die letzten Stunden fühlten sich nur noch wie ein Traum an. Sie sah den kleinen Mann an und erkannte die Ähnlichkeit zu seinem Vater. Die Zeit mit ihrem Baby kam ihr sehr kurz vor, allerdings war sie noch schwach und von der Geburt ausgemerzt. Die Untersuchung ihres Babys bekam Jodie kaum mit, danach wurde er gebadet und angezogen. Schließlich wurden sie nach all den Strapazen in ein Zimmer gebracht und ruhten sich aus. James war der erste Besucher, er freute sich über den Nachwuchs und versprach ihr, dass Akai auch sehr bald kommen würde. Der Agent befand sich gemeinsam mit Camel bei einer Observation und hatte den Ton am Handy ausgestellt. Viel zu spät bekam er die Nachricht über die Geburt mit, machte sich dann aber sogleich auf den Weg ins Krankenhaus. Trotzdem hatte er das Ereignis verpasst. James legte das Baby in das Bettchen und ging zur Zimmertür als es klopfte. Er blickte Akai an. „Ich lass euch mal allein“, entgegnete er und verließ den Raum. Shuichi trat ein. Er sah zu Jodie, dann zum Babybettchen, dann wieder zu Jodie. Er war unschlüssig, was er tun sollte. „Hey“, murmelte Jodie leise. „Hey“, gab Akai zurück. Er war während der Schwangerschaft bei ihr, ging aber auch seinen beruflichen Verpflichtungen nach. Wegen der Gefahr, die von der Organisation ausging, besuchte er Jodie auch häufig unter seiner falschen Identität Subaru Okiya. Auch er hatte sich in den letzten Monaten mit dem Gedanken angefreundet, Vater zu werden. Trotzdem fühlte es sich immer noch komisch an. Er und Vater. Ob das gut ging? Shuichi schloss die Tür und ging zu Jodie. „Wie geht’s dir?“ „Ich fühl mich komplett ausgelaugt und könnte einige Tage schlafen“, antwortete Jodie. „Ich bin so froh, dass die Geburt überstanden ist. Ich hatte gehofft, dass es nicht so schlimm werden würde, wie in den ganzen Kursen und im Internet beschrieben wurde. Aber…sei froh, dass du nicht dabei warst. Aber jetzt geht es mir gut.“ Shuichi schluckte. War das ein Vorwurf? „Ich war bei einer Observation“, erklärte er. „Mein Handy war lautlos und ich habe deine Nachricht erst gesehen, als es vorbei war.“ Sie nickte. „Das hat mir James erzählt“, begann sie. „Er hat draußen gewartet und mir erzählt, dass er versucht dich zu erreichen.“ „Tut mir leid. Ich hätte…da sein sollen…“ „Schon gut“, murmelte Jodie. „Du hast ja nicht gewusst, dass die Wehen zwei Wochen früher einsetzen würden. Und danach hat es nochmal 18 Stunden gedauert, ehe er auf die Welt kam.“ Shuichi sah zum Babybettchen. Dass es ein Junge werden würde, hatten sie bereits bei Jodies Frauenarzt erfahren. Er musterte den Kleinen. Niedlich war er schon, besonders wenn er schlief. Jodie lächelte. „Er ist eben erst eingeschlafen. Aber wenn er wieder wach ist, kannst du ihn auch mal halten…natürlich nur, wenn du auch möchtest.“ „Mhm…ja…in Ordnung.“ Er würde definitiv Zeit mit seinem Sohn verbringen, auch wenn er noch nicht wusste, wie sie das mit der Organisation unter einen Hut bringen konnten. „Soll ich lieber gehen, damit du dich ausruhen kannst?“ „Nein, das muss nicht sein“, gab Jodie von sich. „Außer du willst gehen. Shu, ich habe es dir damals schon gesagt, ich erwarte nichts. Du musst dich nicht zwingen hier zu sein.“ „Es ist kein Zwang“, kam es sofort von dem Agenten. „Ich will hier sein, bei dir und dem Baby.“ „Shu…“, wisperte Jodie leise. „Deswegen hör auf, Unsinn zu reden. Du solltest mich kennen. Ich mache nichts, was ich nicht machen möchte.“ Sie nickte. Akai blickte wieder zum Babybettchen. „Hast du dich schon für einen Namen entschieden?“ Sie hatten zwar darüber diskutiert, aber keine Entscheidung getroffen. Anfänglich wollte Jodie einen amerikanischen Namen, aber je näher der Geburtstermin rückte, desto unsicher wurde sie. Schließlich setzte sie sich mit japanischen Namen auseinander. Außerdem konnte keiner sagen, wie lange sie noch im Land bleiben würden. „Jodie?“ Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen. „Entschuldige“, sprach sie leise und sah zum Baby. „Ich habe mich für einen Namen entschieden. Ich möchte, dass er Reiji heißt.“ „Reiji?“ Akai blickte zu ihm. „Reiji…“, wiederholte er mit einem Lächeln auf den Lippen. „Der Name passt zu ihm.“ „Ja, find ich auch“, nickte sie. „Ich denke schon seit einigen Tagen darüber nach. Aber jetzt, wo ich ihn sah, hat sich der Name manifestiert.“ Er setzte sich zu Jodie. „Danke…für dieses Geschenk.“ Jodie kamen die Tränen. „Ach Shu…“, wisperte sie leise. „Ohne dich hätte ich das alles nicht geschafft.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)