Zwischen Licht und Dunkelheit von Feuchen ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Er rannte einfach nur durch die Straßen, bewegte sich durch die Massen und drückte sich schließlich in eine Seitenstraße. Langsam sah er sich um, rutschte in den Schatten einer größeren Mülltonne gegen die Wand und auf den Boden, bevor er einen Bissen von dem Apfel nahm, den er in der Hand hielt. Haruka erinnerte sich an ein altes, zerfallenes Gebäude, indem er mit anderen Kindern gelebt hatte, aber an mehr nicht. Allerdings war er irgendwann alleine gewesen, ohne das er wusste, wo alle hin verschwunden waren. Er war damals sechs gewesen. Es war zwei Jahre her, seit er alleine auf der Straße lebte und sich durchschlug. Manchmal traf er jemanden, der Mitleid mit ihm hatte und ihm etwas gab, aber die meisten beachteten ihn nicht oder sagten, wie wertlos er wäre und das er besser nicht länger hier sein sollte. Er schluckte und aß die letzten Bissen des Apfels, bevor er seine Beine an seinen Körper zog und so klein wie möglich machte. Vielleicht konnte er was schlafen. Er brauchte immerhin jede Kraft, die er zwischendurch sammeln konnte, um zu überleben. Auch, wenn er noch nicht wusste, wieso er überhaupt diese Anstrengung machte, überleben zu wollen. Leise Schritte sorgten dafür, dass er über seine Beine hinwegsah und nebenbei den Geräuschen lauschte. Würde wieder jemand kommen und ihn niedermachen, weil er einfach da war? Meistens war das der Grund. Er war im Weg. Ein einfaches, nutzloses Straßenkind wie er, war nur Dreck in dieser hellen Stadt. Seine Augen weiteten sich, als vor ihm ein Junge, wohl nicht viel älter als er, mit weißen Haaren stoppte und ihn nach einem Moment ansah. „... Was machst du hier?“, fragte er nach, während sich klare, rosa farbene, Augen auf ihn richteten. Der andere trug nicht mehr als ein T-Shirt und eine einfache Hose, die unten ein wenig abgerissen war, sowie alte Turnschuhe. Haruka schluckte, wich dennoch ein Stück zurück, auch, wenn hinter ihm nur die Wand eines Hauses und der Müllcontainer waren. „Ich ... was willst du von mir?“ „Mein Name ist Nanase Tenn“, sagte der Junge und lächelte ihn so beruhigend an, dass Haruka nicht anders konnte, als ihn anzusehen, „bist du ein Straßenkind?“ „Ich– ... ja“, flüsterte Haruka, ohne, dass er wirklich wusste, wieso er darauf antwortete. Aber irgendetwas in diesem Blick, bei diesem Lächeln, sorgte dafür, dass er sich ihm anvertrauen konnte. „Wie heißt du?“, fragte Tenn nach. „Isumi ... Haruka“, erwiderte Haruka ein wenig leiser, während er ihn weiter ansah, „bist ... bist du ein Engel, Nanase-san?“ Tenn lachte darauf etwas und es fühlte sich so hell an, dass er das Gefühl hatte, nicht mehr wirklich in dieser Welt zu sein. War er doch aus der Welt geschieden und wurde jetzt von einem Engel empfangen, der ihn erlöste? „Ich bin kein Engel. Aber ich will dir dennoch anbieten, mich zu begleiten. Mein Bruder und ich leben im Untergrund, fern von dem Licht dieser Stadt.“ Haruka starrte ihn nur weiterhin ungläubig an. „... Ich habe eh ... keinen Ort, wo ich hingehöre, Nanase-san.“ „Nenn mich einfach Tenn, okay?“, lächelte Tenn ihn an, hielt ihm eine Hand entgegen, „wenn du mitkommst, gehörst du immerhin auch zu unserer Familie.“ „O–okay ... T–Tenn...-san“, flüsterte Haruka ein wenig unsicher, griff langsam nach Tenns Hand und ließ sich aufziehen. Sollte er doch Glück haben und jemanden gefunden haben, bei dem er bleiben konnte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)