Zweifelhafte Entscheidung von Francys ================================================================================ Kapitel 2: Wackeliger Frieden? ------------------------------ Kapitel 2 – Wackeliger Frieden? Sicht von Kagome: »Kagome, du musst ruhiger werden!« Den fordernden Tonfall von Yasu versuchte ich zu ignorieren. Genau wie seine starrenden Blicke. »Weißt du, was du hier von mir verlangst?« »Ja und wieder kann ich nur betonen, dass es ganz normal ist für einen Thronfolger«, erklärte er ruhig. Ich war jedoch alles andere als entspannt. Mit einer großen Portion Skepsis und innerlicher Unruhe beobachtete ich das Geschehen auf dem Trainingsplatz. Ich saß zwar auf dem Boden, aber es wäre für mich ein Leichtes sofort aufzuspringen und meinem kleinen Mann zur Hilfe zu eilen. Masaru stand seinem Vater gegenüber – ein Übungskatana in der rechten Hand und wartete ab. »Das kann doch nicht normal sein!«, meckerte ich leise vor mich hin. Yasu lachte und zeigte auf meinen Mann. »Glaube mir, er weiß ganz genau was er da tut und seinem Sohn zumuten kann«, versuchte er mich zu beruhigen. Ich schüttelte den Kopf wie ein trotziges Kind. Ja, ich hatte mein Einverständnis gegeben, aber Masaru in Aktion zu sehen, war doch anders als ich gedacht hatte. Zu groß war meine Angst, er könnte sich ernsthaft verletzen. Er war doch noch so jung… »Kagome…« »Er ist erst elf Jahre alt!«, unterbrach ich ihn schroff. Sofort tat mir mein Tonfall leid und ich drehte mich zu meinem Freund um. »Entschuldige bitte.« Yasu lachte laut los, wuschelte durch mein Haar und lehnte sich entspannt mit dem Rücken gegen die Wand. Als ich meinen Blick wieder nach vorn richtete, ging es schneller los als mir lieb war. Sesshoumaru war in einem übermenschlichen Sprung zu Masaru gekommen und nach einem weiteren Wimpernschlag stand er schon vor ihm. Mein Sohn parierte den Schlag, seine Augen waren weit aufgerissen. Ob von der Aufregung oder der Schnelligkeit wusste ich nicht. »Sei aufmerksamer!«, belehrte Sesshoumaru seinen Ältesten. Mit einer geschmeidigen Bewegung drehte er sich um seine eigene Achse, sprang über den Kopf Masarus hinweg und griff ihn von hinten an. Der Kleine hatte keine Chance. »Rechne immer mit dem Unerwarteten!« Natürlich schaffte er es nicht rechtzeitig den Aufprall aufzufangen und flog dadurch durch die Luft. Ich war gerade dabei aufzuspringen, wurde jedoch von Yasu aufgehalten. »Misch dich da lieber nicht ein!«, forderte der Herr des Südens. Ich schnaubte verärgert. War ich so leicht zu durchschauen? »Ja Kagome, ich habe von Anfang an gesehen, dass du wie eine Katze bereit bist aufzuspringen.« Finster starrte ich in seine Augen. »Er könnte sich verletzen!« »Und? Wie oft hast du dich bei deinem Training auf den Hosenboden gesetzt?« Lachend zog er mich an den Schultern zurück. Ich musste zugeben, das war schon sehr häufig. Aber das hier war etwas ganz anderes! Hier stand mein Sohn – mein Fleisch und Blut. Ging es Sesshoumaru nicht auch so? Fragend sah ich zu meinem Gefährten. Er stand tiefenentspannt da. Seine Klinge mit der Schwertspitze in Richtung Masaru haltend, verzog er keine Miene. Na herzlichen Glückwunsch. Lord Eisschrank war zurück. Innerlich rollte ich die Augen – die Erinnerungen an den kalten Daiyoukai waren nicht gerade angenehm. So schnell war der Gedanke vergangen, da stand Sesshoumaru wieder vor unserem Kind. Erneut holte er aus und mit nur einem Hieb zwang er Masaru in die Knie. »Deine Haltung ist falsch – korrigiere sie!«, befahl er. »Aber… wie?« Schwer atmend versuchte sich der Kleine nicht auf den Boden drücken zu lassen. »Hn.« Nach einer weiteren Sekunde hielt Sesshoumaru inne und sprang auf seinen alten Platz zurück. Masaru stand wieder auf und rieb sich die Knie. »Du fängst erst an deine Waffe zu heben, wenn der Gegner vor dir steht. So kann er dich schneller besiegen, als du atmen kannst«, erklärte mein Mann. Ich gab ihm recht. Aber woher sollte unser Sohn das wissen? »Verstanden.« Mit einer ernsten und versteinerten Miene machte sich Masaru wieder bereit. Ich wollte nicht, dass das Kind bereits jetzt solche Gesichtsausdrücke machte. Er sollte Spaß haben und seine jungen Tage genießen. Leise knurrte ich vor mich hin. Yasu strich mir über den linken Arm. »Ganz ruhig Kagome«, flüsterte er. »Ich kann sie voll und ganz verstehen.« Sumiko gesellte sich zu uns und setzte sich neben ihren Mann auf den Boden. »Kouhei möchte nun auch beginnen zu trainieren«, erzählte sie. Die Last einer liebenden Mutter trug auch sie im Herzen. Wenigstens eine Person die meine Gefühle nachvollziehen konnte. »Na das ist doch prima«, jubelte Yasu und hob seinen Arm. »Sesshoumaru? Auf ein Wort bitte«, forderte er. Zu meiner Überraschung gehorchte mein Gefährte, steckte sein Katana weg und kam zu uns. Masaru blieb eisern an Ort und Stelle. »Mein Sohn möchte nun auch deinem Dojo beiwohnen.« Sesshoumaru nickte zustimmend. »Das ist eine gute Idee. Ich werde alles in die Wege leiten«, antwortete er. Yasu stand daraufhin auf und gemeinsam lief er mit Sesshoumaru fort. Tora führte nun den Kampf weiter. »Masaru-sama, ich werde Euch nun helfen!« Mein Sohn bedanke sich und dieses Mal stürmte er vor. Mit einem lauten Gebrüll rannte er zum Hauptmann und die beiden Klingen prallten aufeinander. »Ihr solltet Eure Energie nicht für solche Laute verbrauchen. Nutzt sie lieber um an Schnelligkeit dazu zu gewinnen«, belehrte Tora den Jüngeren. Sofort baute er mehr Druck auf und mein Sohn flog erneut nach hinten. Ich zuckte neben Sumiko zusammen. Das ertrug ich wirklich nicht mehr lange. »Steht auf!« Fast schon hatte ich diesen strengen Tonfall im Dojo vergessen. »Ja.« Im nächsten Augenblick war Tora bei ihm und schlug zu. Dieses Mal jedoch flog Masaru in einem sehr hohen Bogen durch über den Platz und das war für mich zu viel. Sofort sprang ich auf, rannte zu ihm und fing ihn auf. Beide fielen wir zu Boden. Masaru war schnell wieder auf den Beinen. »Hast du dich verletzt, Mutter?« Ich verneinte seine Frage und klopfte ihm den Staub von seiner Kleidung. »Und du? Geht es dir gut?« Voller Sorge überprüfte ich seinen Körper nach Verletzungen. Zum Glück konnte ich nichts außer ein paar Kratzer finden. »Natürlich! Ich bin ein Krieger«, prahlte er voller Stolz. Ich seufzte. »Du wirst aber noch nicht kämpfen, Masaru«, sagte ich ernst. Mein Sohn schüttelte den Kopf. »Das kann schneller kommen als du denkst und es ist besser, wenn ich es jetzt lerne!«, widersprach er. »Ähm…« Tora unterbrach unser Gespräch und stand neben uns. »Können wir weiter machen?«, hakte er nach. Ich verzog mein Gesicht, nahm den Kleinen in den Arm und schüttelte den Kopf. »Das Training ist für heute beendet!«, befahl ich. Ohne ein weiteres Wort nahm ich Masaru die Waffe aus der Hand, reichte sie Tora und ging mit meinem Sohn aus dem Dojo. Nach einem ausgiebigen Bad versorge ich die Kratzer, aß zu Abend und schickte ihn ins Bett. Rin hatte mir bereits unter die Arme gegriffen und die Zwillinge schlafen gelegt. ¸.•*´ ♥ `*•.¸ Im gemeinsamen Gemach von Sesshoumaru und mir legte ich mich auf das Bett und ließ den Tag Revue passieren. Es dauerte auch nicht lange, da wurde die Tür beiseitegeschoben und mein Mann trat ein. Mit festen Schritten und einem finsteren Blick kam er auf mich zu. »Was hast du dir dabei gedacht?« Sofort kam er zum Punkt. »Mir was dabei gedacht?«, frage ich unschuldig. »Dich in das Training von Masaru einzumischen!« Tiefe Falten bildeten sich auf meiner Stirn. Das war jetzt nicht sein Ernst, oder? »Ich bin seine Mutter.« Mehr Erklärungen brauchte man nicht. Ich hatte jedes verdammte Recht dieser Welt! »Das steht dir laut dem Hofprotokoll nicht zu und das weißt du ganz genau!«, knurrte er. Ich stand vom Bett auf, stellte mich provokant ans Fenster und sah hinaus. »Zum Teufel mit dem Protokoll!« Nun zog er eine Augenbraue in die Höhe. »Sonst stört es dich auch nicht.« Nun sah ich ihm wieder in die Augen. Die Arme verschränkte ich vor meiner Brust. »Wenn es um unsere Kinder geht, ist mir alles egal«, erklärte ich. Sesshoumaru sah mich nun wütend an. »Du kannst das nicht nach deinen Launen bestimmen. Die Ausbildung zum Krieger ist die Aufgabe von mir in Abstimmung meines Hauptmannes. Jegliche Methoden und Entscheidungen obliegen nicht dir!« Mir war bewusst, dass ich hier einen Schritt nach dem anderen machte und seinen Ärger wie eine lodernde Flamme entfachte. Aber verstand er nicht, dass es hier um die Sicherheit Masarus ging? »Das kannst du auch gerne tun und ich werde mich dann auch zurück halten. Aber erst, wenn Masaru das richtige Alter dafür hat. Er ist elf Jahre alt«, schimpfte ich etwas lauter. Nebenbei lauschte ich im Nebenraum, ob die Zwillinge noch schliefen. »Er ist alt genug«, korrigierte er mich. Ich hörte wohl nicht recht… »Bitte?« »Ich war noch jünger, als mein Vater anfing mich zu trainieren«, erzählte er beiläufig. Als wäre es das normalste der Welt. »Das muss doch nicht für unsere Kinder gelten. Wann soll ich Akira beibringen mit ihrer heiligen Energie umzugehen? Jetzt als Baby? Oder soll Tadashi morgen gegen seinen älteren Bruder kämpfen?« Nun schrie ich vor Aufregung. Das war doch zum Mäuse melken! Verstand er mich nicht? Liebte er seine Kinder nicht so sehr wie ich es tat? »Nicht so früh, aber das ist ein ähnlicher Sachverhalt.« Oh, wie mich seine ruhige Art manchmal aufregte! »Das ist doch nicht dein Ernst…« Völlig verdattert sah ich in seine Augen. Dort fand ich meine Antwort. Er würde meine Argumente nicht akzeptieren. Niemals. Und genau das war der Moment, wo meine Wut auf diese Bräuche aus dieser Welt umschlug. Sofort wurde es Trotz und ich wollte Sesshoumarus Gesicht nicht mehr sehen. Schnell zog ich mir einen warmen Haori über und ging zur Tür. Als mich eine kühle Hand am Arm packte, drehte ich mich nicht um. »Wo willst du hin?« »Weg. Ich schlafe heute Nacht nicht hier«, antwortete ich ehrlich. Ich wollte nicht das Bett mit ihm teilen, während er auf meine Meinung pfiff. Sesshoumaru drehte mich mit einer Bewegung um, sodass ich auf seine Brust starrte. »Warum?« Herrgott. Waren Männer manchmal schwer von Begriff? »Sesshoumaru, ich werde nicht zulassen, dass meinen Kindern die Kindheit genommen wird. Das magst du möglicherweise erlebt haben, aber das heißt nicht, dass ich es für gut befinde. Noch dazu ärgert es mich, dass dich meine Meinung weder beschäftigt noch das du ernsthaft über meine Argumente nachdenkst.« War das Erklärung genug? Sesshoumaru schien schockiert zu sein und riss einen kleinen Spalt weit die Augen auf. Als ich keine Antwort mehr erhielt, riss ich mich von ihm los und verließ den Raum. Ohne ein weiteres Wort verzog ich mich in sein Arbeitszimmer und legte mich auf den Boden. Natürlich hätte ich im Gästetrakt übernachten können, aber auf Rechtfertigungen oder blöde Fragen der Anderen hatte ich keine Lust. Traurig über den Verlauf des Abends driftete ich in einen leichten Schlaf. Selbstverständlich kam mir Lord Eisschrank nicht nach. ¸.•*´ ♥ `*•.¸ »Guten Morgen«, begrüßte mich eine zarte Stimme. »Guten Morgen Yuki«, antwortete ich verschlafen. Ich rieb mir die Augen, bis ich bemerkte, dass ich nicht in meinem Bett lag. Nach einigen Sekunden kam mir der Streit mit Sesshoumaru wieder in den Sinn. Yuki schaute mich skeptisch an. »Soll ich fragen?« Ich schüttelte nur mit dem Kopf. Sie ließ es zum Glück einfach so im Raum stehen und reichte mir meine frische Kleidung. Schnell nahm ich sie ihr ab und verzog mich zurück in unser Gemach. Ich wollte mich frisch machen und nach den Kindern schauen. Gerade hatte ich den Kimono abgelegt, da bemerkte ich eine Präsenz hinter mir. »Warum bist du gestern einfach gegangen?« »Das habe ich dir doch erklärt.« Das schien keine zufriedenstellende Antwort für ihn gewesen zu sein. Er war mir mit seiner Brust so nahe, sodass ich eine Gänsehaut bekam. Ich genoss normalerweise seine Nähe, aber in diesem Punkt musste ich standhaft sein. Seine Verführung durfte mich nicht von meiner Ansicht abbringen. »Du hättest in einem Bett schlafen können. Warum also mein Arbeitszimmer?« Neugierig wie immer. »Ich wollte keine Aufmerksamkeit erregen«, erklärte ich ihm. Das war wirklich schlimm in diesem Schloss. Sobald Sesshoumaru oder ich etwas machten, wusste es bald die gesamte Belegschaft. Ein großer Nachteil bei Youkai, wie ich immer wieder feststellte. Ob ein Streit oder eine leidenschaftliche Nacht – Privatsphäre war hier nicht vorhanden. »Hn.« Er kam mir noch einen Schritt näher, ich ging von ihm weg. Daraufhin drehte ich mich um meine eigene Achse und sah ihn böse an. »Sesshoumaru, an meiner Einstellung zu den Kindern ändert sich nichts, egal wie nah du mir kommst.« Der Daiyoukai zog eine Augenbraue in die Höhe. Sein Youki schlug langsame Wellen um ihn. Immer wieder berührte es mein Reiki – nur ganz sanft und das war eine Qual für mich. Nicht nur mein Körper, auch meine heilige sowohl dämonische Energie sehnten sich nach meinem Mann. »Hör auf damit!«, forderte ich. Sesshoumaru kam näher, sein Youki umschlang mich nun komplett. Es hinterließ ein Prickeln auf meiner Haut. Mit nur einem Schritt war er bei mir, hob mein Gesicht an und küsste mich leidenschaftlich. Als ich jedoch an der Grenze der Unvernunft ankam, unterbrach ich uns. »Sess….oumaru«, keuchte ich erregt. Er knurrte. Kurz erlaubte ich mir einen Moment der Ruhe, ehe ich mich dazu zwang wieder klare Bilder zu sehen. Danach drückte ich ihn sanft von mir weg und sah ihm ernst ins Gesicht. »Du kannst einen Streit nicht immer mit Sex beilegen. Vor allem nicht, wenn es unsere Familie betrifft. Ich bitte dich, ernsthaft über meine Argumente nachzudenken und dann können wir gerne in Ruhe über das Thema sprechen. Solange wird es jedoch kein Training geben. Und wenn ich Tora persönlich dafür lahm legen muss, so sei es.« Mit diesen Worten drehte ich mich um, stieg in die Wanne und wusch meinen Körper. Sesshoumaru beobachtete mich noch einen Moment, ehe er das Zimmer verließ. Wortkarg wie immer, aber mir war klar, dass meine Worte Wirkung zeigen würden. ¸.•*´ ♥ `*•.¸ Nach dem Bad frühstückten wir alle gemeinsam, bis sich Sesshoumaru wieder mit Yasu zurück zog. Irgendwann jedoch kam Tora zu uns und verbeugte sich leicht. »Kagome-chan, der Lord ruft«, sagte er. Ich wunderte mich darüber und sah Rin an. »Geh schon, ich pass auf«, schlug sie vor. Daraufhin stand ich auf und folgte dem Hauptmann durch den Garten. Direkt in ein Verhandlungszimmer. Gemeinsam betraten wir den Raum und auf uns warteten bereits Sesshoumaru, Sumiko und Yasu. Ich setzte mich auf meinen Platz an der rechten Seite vom Lord des Westens. »Wir haben ein Problem.« Yasu klang ernst. Was würde uns jetzt erwarten? Das hier war keine normale Besprechung. Das glich einer Kriesensitzung. »Der Lord des Ostens verlangt eine Verbindung mit dem Westen«, berichtete Sesshoumaru. Ich verstand nicht ganz was sie mit einer Verbindung meinten, aber ahnte es. »Das bedeutet konkret?« Nervös fing ich an am Saum meines Kimonos zu spielen. »Sie wollen eine verbindliche Ehe zwischen der Hime des Westens und dem Prinzen des Ostens.« Da war mein Beweis. Ich sah schockiert zu Yasu. Sumiko hielt sich sorgend die Hand an die Stirn. »Warum? Und vor allem – warum jetzt?«, fragte die Fürstin des Südens. Ich sah zu Boden. Meine Hände lagen nun reglos auf meinem Schoß. »Das tut nichts zur Sache. Wichtig sind die Konsequenzen, wenn wir auf ihre Forderungen nicht eingehen«, fügte Yasu hinzu. »Was sind die Konsequenzen?« Was für eine blöde Frage, dachte ich wütend über mich selbst. »Krieg.« Die Antwort von Sesshoumaru kannte ich bereits, trotzdem schmerzte es zu hören. Elf Jahre lebten wir Seite an Seite mit dem Osten und nun forderten sie so etwas? »Sie haben Wind davon genommen, dass Rin noch nicht verheiratet ist und wittern die Chance«, mutmaßte der Lord des Südens. Ich starrte weiterhin auf den Boden. »Aber was machen wir jetzt?«, fragte Sumiko. Nach einer Weile ergriff ich wieder das Wort: »Ablehnen!« Stille. Keiner stimmte mir zu, niemand brachte ein anderes Argument an. Nicht einmal ein Wort. Ungläubig schaute ich in jedes der Gesichter. Yasu hatte Mitleid, war aber dennoch distanziert. Sesshoumaru regte keine Miene, Sumiko hatte das Gesicht verzogen, als hätte sie Schmerzen. Tora sah einfach nur traurig aus. »Hallo? Ihr denkt doch nicht wirklich drüber nach, Rin zu verraten?« Erneut schlich sich ein langer Moment der Ruhe ins Zimmer. Es war kaum auszuhalten. »Wir müssen unsere Möglichkeiten abwägen, Kagome.« Tora versuchte mich zu beruhigen, leider erfolglos. »Was für Möglichkeiten haben wir denn? Wir werden Rin nicht an irgendeinen fremden Mann übergeben. Stellt euch mal vor, es ist ein schleimiger und ekliger Typ. Oder er ist aggressiv und tut dem Mädchen etwas!«, zählt ich auf. »Jetzt beruhige dich!«, forderte Sesshoumaru streng. Ich blickte ihn fassungslos an. »Ich bin ruhig. Aber es gibt hier keine Diskussion! Rin werde ich nicht opfern. Nicht einmal für den Frieden!«, stellte ich für mich klar. Sumiko gab mir recht. »Aber bedenke, wie viele zahllose und unschuldige Opfer es im Krieg geben wird«, erwiderte Yasu. Und es machte mich sauer, dass er recht hatte. Nicht wütend auf den Lord des Südens, sondern zornig gegenüber dem Osten. Wie konnte man nur so sein? Seufzend gab ich meine gerade Sitzhaltung auf und krümmte meinen Rücken. Mit meiner Hand bedeckte ich die Augen. Was sollte man in solch einer Situation tun? Was war das Richtige? »Wir sollten mit dem Fürstenpaar direkt sprechen«, schlug Sesshoumaru vor. »Das ist eine gute Idee«, stimmte Yasu zu. Sumiko ebenfalls. Ich sah wieder auf und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich konnte nichts dagegen tun. Plötzlich stand Sesshoumaru auf, drehte sich zu mir und starrte mir in die Augen. »Mach dich bereit, wir werden morgen aufbrechen!« Mir blieb der Mund offen. Ich sollte mit ihm reisen? Normalerweise machte er solche Besuche allein. »Aber die Kinder?«, fragte ich vorsichtig. Mein Mann reichte mir die Hand, ich nahm sie dankend an und zog mich an ihm hoch. »Ich denke, sie sind hier gut versorgt. Auch die Zwillinge. Rin und Sumiko werden gut für sie sorgen.« Komisch. Nun klang seine Stimme so beruhigend. Er hatte meine Hand natürlich los gelassen, aber die Wärme seiner Berührung blieb bestehen. »Wir werden auf sie aufpassen«, versprach Sumiko und ich lächelte sie an. »Habt vielen Dank!« Mit einer Umarmung verabschiedete sie sich wieder, doch ihr Mann blieb. »Ich habe noch eine Idee, die wird euch jedoch nicht gefallen«, sagte Yasu, »ihr solltet überlegen, ob ihr Rin gleich mitnehmt.« »Wir werden darüber nachdenken«, antwortete Sesshoumaru. Daraufhin verließen uns auch der Lord und der Hauptmann. Nun waren wir wieder allein. Sesshoumaru wollte sich gerade umdrehen und ebenfalls gehen, als ich ihn aufhielt. Schnell griff ich nach seinem Ärmel. »Was sollen wir nur tun?« Die Verzweiflung in meiner Stimme war nicht zu überhören. Mein Daiyoukai drehte sich zu mir um und nahm mich in den Arm. »Wir finden eine Lösung«, beruhigte er mich. Ich schloss für einen Moment die Augen, zog seinen Geruh tief ein und versuchte mich zu entspannen. Sobald ich in das flüssige Gold in seinen Augen blickte, befand ich mich in einer Art Trance. Es war wirklich eigenartig und auf eine Art und Weise beängstigend, welche Wirkung dieser Mann auf mich hatte. Vergessen war unser blöder Streit. Es gab jetzt Wichtigeres zu tun! »Lass uns mit Rin reden«, schlug ich vor. Sesshoumaru nickte und gemeinsam suchten wir unsere kleine Hime auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)