Neue (und alte) Abenteuer von Sharry (Szenen, die es nicht in die Hauptfic geschafft haben) ================================================================================ Kapitel 16: Extrakapitel 13 - Ein Wein für alle Fälle ----------------------------------------------------- Ein Wein für alle Fälle   -Mihawk- „Auf Zorro!“, wiederholten sie alle, laut jubelnd, rissen ihre Gläser und Krüge in die Höhe, während Bier zu Boden spritzte, und er zwischen ihnen, Doktor Chopper auf seiner Schulter, der Arm des Kapitäns um die andere, Cutty Fram wuschelte ihm durchs Haar, ohne, dass er sich wehrte, ehe er seinen Krug gegen den des Kanoniers stieß, ein breites Lächeln auf den Lippen, lachte, übertönt nur vom Strohhut. Gerade in diesem Moment wirkte er unglaublich jung, unglaublich glücklich und am absolut richtigen Platz in der Welt. Die Navigatorin boxte ihm spielerisch gegen den Oberarm, während er ihren Blick mit einem schelmischen Schmunzeln begegnete. Im nächsten Moment klopfte Jinbei ihm so kräftig auf den Rücken, dass Doktor Chopper zu Boden fiel. Dann verneigte der Musikant sich kurz vor ihm, doch er schlang nur einen Arm um diese knochigen Schultern und zwang ihn, dessen Bier in einem Zug zu leeren, einen derben Spruch auf den Lippen, die Haare noch wild in alle Seiten abstehen, angefeuert von den Crewmitgliedern. Er schien wirklich unbeschwert, wie er Nico Robins klugen Kommentar mit einem Augenzwinkern begegnete und nach einem neuen Bier rief, welches der Smutje ihm mit einer scherzhaften Beleidigung reichte. Wieder lachte er, nicht dieses böse Lachen, wenn er sich einen gemeinen Scherz erlaubte, nicht dieses überraschte Lachen, wenn er eigentlich nicht lachen wollte, nicht dieses ruhige Lachen, wie er es in den letzten Jahren so oft gezeigt hatte. Er lachte, als wäre er der glücklichste Mensch der Welt, hier unter diesen Leuten, in diesem Moment. Er lachte, als hätte er in seinem Leben noch nie etwas Schlechtes erlebt, befreit von aller Last, die er je getragen hatte. Es war ein ganz wunderbarer Klang. Und dann sah er ihn an, nur für einen Moment, ehe er vom Kanonier abgelenkt wurde, aber dieser eine Moment, für den Bruchteil einer Sekunde, hatte dieses Lächeln ihm gegolten, nur ihm. „Was sitzt du hier denn so abseits, Falkenauge? Die Party ist da vorne.“ Der Smutje hatte sich zu ihm gesellt, lehnte sich gegen die Reling und zog eine Zigarette heraus. „Oder schmollst du etwa? Wäre ziemlich egoistisch, wenn du dich hier nur in deinem Selbstmitleid suhlst und dich nicht mal für ihn freuen kannst, weißt du das?“ „Dir sollte bewusst sein, dass ich ziemlich egoistisch bin“, entgegnete er ruhig, während der andere sich dessen Zigarette anzündete. „Also schmollst du wirklich oder warum verkriechst du dich hier hinten, während alle anderen da vorne feiern?“ „Und warum bist du dann hier? Gönnst du es ihm etwa nicht?“ Er konnte den Blick des Smutjes auf sich fühlen, aber er selbst hielt Lorenor im Blick. Dann schnaubte der andere. „Ich will nicht, dass du ihm die Stimmung versaust, wenn du hier alleine vor dich hinleidest, während er sich so freut. Deswegen stelle ich mich hierhin und tue so, als würde ich mich gesittet mit dir unterhalten.“ „Gewagt von dir zu glauben, dass es ihn in irgendeiner Form entspannen würde. Das letzte Mal, als wir so miteinander sprachen, war ich versucht, dir den Kopf abzuschlagen.“ Leise stöhnte der andere auf. „Ja, mag sein, aber damals waren wir einander eher feindlich gesinnt, diese Zeiten sind mittlerweile ja vorbei.“ „Sprich nur für dich.“ „Arschloch.“ In Stille waren sie da, der Smutje gegen die Reling gelehnt, seine Zigarette am Rauchen, Dulacre auf seinem Stuhl, die Arme vor der bandagierten Brust verschränkt, und beide beobachteten sie die Crew und ihn in ihrer Mitte, mit diesem Lächeln, das für ihn so unüblich war. „Fast schon wie ein anderer Mensch, oder? Erkenne ihn kaum wieder“, kam es nach einigen Sekunden vom Smutje. „Lysop hat mal erzählt, dass er früher viel gelacht hat, seine Witze sollen zwar echt fies gewesen sein, aber… ich hab ihn eigentlich nie lachen gesehen, so richtig meine ich. Lysop meinte, es hätte aufgehört nachdem…“ „Ich ihn besiegt hatte.“ Der Smutje nickte. „In Jiroushins Anwesenheit hat er manchmal gelacht, selten, nie so wie jetzt. Einer der Gründe, warum ich diese Crew so wenig leiden kann, denn ich kann diese Seite an ihm nicht hervorbringen.“ Er konnte den Blick des anderen auf sich fühlen. War es so ungewöhnlich für ihn, seine Schwäche mit unliebsamen Fremden zu teilen? Nun ja, zumindest heute sollte ihm doch etwas Melancholie erlaubt sein. „Was redest du da?“, murrte der andere. „Bist du echt so blind?“ „Meine Augen sind von exzellenter Qualität“, bemerkte er mit hochgezogener Augenbraue. „Dann bist du wohl doch ziemlich dumm. Dir ist schon bewusst, dass du der Grund dafür bist?“, meinte der Smutje und nickte zum Pulk der Feiernden. „Aber naja, du siehst das wohl anders. Ist vielleicht auch verständlich, mit Sicherheit kein schöner Tag für dich.“ Er entgegnete nichts und dieses Mal hielt der Smutje wirklich den Mund. Aber leider Gottes blieb er. Also beobachteten sie die anderen, und er in ihrer Mitte, dieses ehrliche Lächeln auf den Lippen, dieses fröhliche Lachen in der Luft und manchmal, immer wieder kurz zwischendurch, fiel sein Blick auf Dulacre. „Komm schon? Ist es wirklich so schlimm für dich, dass du ihm nicht mal ein Lächeln schenken kannst? Sei kein Arsch.“ Dulacre seufzte. „Das einzige Schlimme an diesem Abend ist deine Anwesenheit, Smutje. Auch, wenn du es dir nicht vorstellen kannst, so schmolle ich doch keineswegs.“ „Ach nein? Und warum sitzt du dann hier?“ „Weil ich keine Feiern mag. Laute Musik, schlechter Alkohol und anstrengende Menschen. Daran ist nichts erbaulich. Ich bin nur hier, weil ich ihm damals versprach, bei dieser Feier anwesend zu sein.“ Der Smutje schwieg für einen Moment. „Also, hört sich alles irgendwie für mich wie eine Ausrede an.“ Erneut seufzte Dulacre, welch nervige Gesellschaft er doch hatte. „Sag mir, Smutje, du würdest dich doch als einen recht passablen Koch bezeichnen.“ „Brich dir ja keinen Zacken aus der Krone“, lachte der andere leise auf. „Ich bin ein verdammt guter Koch, ja, da hast du Recht.“ „Mhm, und du hast mit Sicherheit auch hohe Ansprüche an dich und die von dir zubereiteten Speisen.“ „Natürlich. Jeder Koch sollte das.“ Erneut nickte er. „Gewiss, und nun stelle dir vor, dass niemand auf der Welt so gute Speisen kreieren kann wie du. Sie alle versuchen es, aber im Vergleich zu deinen Speisen ist es alles… uninspiriert, langweilig, gewöhnlich.“ Er konnte den Blick des anderen auf sich spüren, während er die Piratencrew weiterhin im Auge hielt. „Ich kann mir nichts Traurigeres für einen Koch vorstellen.“ Endlich schwieg der Smutje, und als er seine Zigarette zu Ende geraucht hatte, ging er, ließ Dulacre seine Ruhe, so viel Ruhe, wie man in Anwesenheit dieser Crew haben konnte. Aber zu Dulacres Unglück kam der Blondschopf zügig wieder zurück. „Ich wollte dich eigentlich ein bisschen foppen, damit du nicht mehr so schlecht gelaunt bist“, erklärte er, als wären sie irgendetwas, was einer freundlichen Gesinnung gleichkäme. „Aber anscheinend brauchst du gar keine Aufmunterung. Im Gegenteil, wir sollten wohl eher feiern.“ „Was glaubst du, was deine Crew gerade macht? Ich hoffe, dieser Trubel entspricht nicht einem üblichen Abendessen an Bord dieses Schiffes.“ Der Smutje neigte den Kopf leicht, als könnte er dies nicht ganz verneinen, doch er lächelte. „Naja, sie feiern. Aber da vorne geht es um den Marimo. Dabei hast auch du etwas zu feiern, oder nicht? Und ich denke, ich habe da etwas Angemessenes.“ Er zog eine Flasche hervor, die er bis zu diesem Moment offensichtlich hinter seinem Rücken versteckt hatte. „Es ist schon traurig, dass du so verzweifelt nach jemandem suchst, der deinen Genuss an einem guten Wein teilt, dass du dich sogar an mich wendest“, entgegnete Dulacre kühl. „Du könntest auch einfach mal Danke sagen und nur für einen Moment nicht ganz so ein Arsch sein“, widersprach der Smutje angefressen. „Und was ist so furchtbar daran, wenn wir miteinander anstoßen, mit einem vernünftigen Wein?“ Einen Moment sahen sie einander an. „Meinetwegen“, seufzte Dulacre und erhob sich. „Aber nicht mit diesem Fusel da.“ „Fusel?!  Das ist ein Tignanello!“ „Ich weiß, und es mag ein angemessener Wein für deine Abendveranstaltung sein. Aber du hast Recht, ich habe etwas zu feiern, und dafür ist ein Tignanello absolut nicht ausreichend.“ Somit ließ er den anderen stehen, ging zu seinem Boot und holte, was er als angemessen erachtete. Die Stimmen der Strohhutbande begleiteten ihn den ganzen Weg. Unter ihnen auch dieses warme Lachen, welches er noch nie so oft an einem Abend gehört hatte. Als er zurückkam, stand der Smutje da, die Flasche fort, sein Blick gefangen zwischen Entrüstung aus Überzeugung und Neugierde aus Prinzip. Vielleicht, nur vielleicht, wäre es nicht so schlecht, in dem Smutje jemanden zu finden, der Dulacres Sammlung ein bisschen anders wertschätzen konnte, als Lorenor es tat. Er reichte dem Blondschopf die Flasche und dieser hielt sie so feste, dass er bis in die Oberarme zitterte. „Ein… ein…“ „Vega Sicilia, korrekt.“ Nun starrte der Smutje ihn an. „Aber das hier ist ein Unico. Davon gibt es nur alle paar Jahre ein paar Flaschen. Die günstigsten fangen bei 500.000 Berry an.“ „Ich weiß, man beachte das Etikett.“ Oh, ja es bereitete ihm Freude, das wollte er eingestehen. „1503“, murmelte der andere, ehe er einen lauten Ton der Überraschung von sich gab. „Der untergegangene Jahrgang. Eigentlich ist dieser Verschnitt aus dem Jahr 1502, aber aufgrund eines Versehens wurde er falsch als Jahrgang 1503 deklariert, weshalb er in den Listungen nicht auffindbar ist. Eine solche Flasche kostet ein Vermögen.“ „Ich weiß.“ Der Blondschopf starrte ihn an und man konnte ihm regelrecht ansehen, wie tausende Gedanken durch seinen Kopf jagten. „Er ist beileibe nicht der wertvollste Wein meiner Sammlung“, erklärte Dulacre daher weiter. „Aber tatsächlich gehört er zu meinen absoluten Favoriten. Seine Dichte, seine schlichte Vollmundigkeit und wie sich nach und nach die feinsten Nuancen zeigen, die auf dem ersten Blick kaum wahrgenommen werden. Nun denn, serviere ihn.“ Der Smutje kam dieser Aufforderung nur zu gerne nach. Eilte mit der Flasche davon und kam kurz danach mit einem Tablett und Gläsern wieder. Dulacre nahm eines entgegen und genoss für den Moment einfach den Anblick dieses dunklen Weines, ließ ihn noch etwas atmen. Währenddessen fiel sein Blick wieder auf Lorenor, der seinem Kapitän nachspurtete, weil dieser ihm irgendetwas geklaut hatte. „Das Bouquet ist wirklich außerordentlich", bemerkte der Smutje andächtig, „und die tiefe Farbe. Trotz des Lichts wirkt er komplett schwarz." Dem konnte Dulacre nicht ganz zustimmen, dennoch mochte auch er den dunklen Ton des Weines. „Vielleicht hat es ja auch was Gutes, dass du der verdammte Sozius unserer Marimos bist." „Du trinkst gerade einen Unico, du solltest etwas dankbarer sein, Smutje." Lorenor schien zurückerobert zu haben, was auch immer es war, denn triumphierend hatte er die Faust in den Himmel gestreckt, während der Strohhut versuchte, danach zu greifen und dabei kindliche Beleidigungen jammerte. „Danke." Überrascht sah er den Smutje an, der mit einem verlegenen Lächeln zurücksah. „Du müsstest ihn nicht mit mir teilen, also danke." „Ach, ein guter Wein sollte nicht allein getrunken werden." Einen Moment sahen sie einander fast fassungslos an. „Echt gruselig, wenn du mal nett bist. Ist der Wein vergiftet?“ „Um dich zu töten, würde ich mir nicht die Mühe machen, eine unwegsame Taktik zu verfassen. Und es wäre schade um den guten Wein.“ „Ah, da ist er wieder, hatte mir schon Sorgen gemacht.“ Nun schwiegen sie wieder und begutachteten jeweils ihr Weinglas. „Oh, wir haben ganz vergessen anzustoßen", murmelte der Smutje dann und hielt ihm sein Glas hin. „Guck nicht so. Du hast doch selbst gesagt, dass es ein Grund zu feiern ist." Seufzend gab Dulacre nach und erhob sein Glas. „Auf inspirierende, aufregende und außergewöhnliche Kämpfe", sprach der Smutje ruhig, „und auf das Lachen des besten Schwertkämpfers der Welt." Er merkte, wie seine Wangen warm wurden, aber er nickte. „Auf Lorenor." „Ich hab meinen Namen gehört." Mit einem leisen Grunzen ließ Lorenor sich neben Dulacres Stuhl auf den Boden fallen, öffnete seine Hand und offenbarte einen seiner Ohrringe, den der Strohhut ihm wohl geklaubt hatte. „Ihr beide seid euch noch nicht an die Kehle gegangen.“ „Überraschenderweise nein“, antwortete Dulacre, worauf der Smutje mit den Augen rollte. „Wir haben gerade angestoßen, auf unseren Kampf und deinen Sieg.“ Er konnte sehen, wie es hinter diesem scharfen Blick ratterte, als Lorenor erst sein Glas, dann den Smutje und dann ihn ansah, während er mit der Schulter gegen Dulacres Bein lehnte und sich den Ohrring wieder ansteckte. Es schien, als würde er ihre gesamte Unterhaltung Revue passieren lassen, ohne den Inhalt überhaupt zu kennen. „Möchtest du den Wein probieren?“, bot Dulacre an, worauf Lorenor langsam nickte und nach der Flasche griff. „So einen Wein trinkt man nicht aus der Flasche, Marimo“, belehrte der Smutje ihn sofort. „Hey, es ist meine Feier, also trinke ich den Wein, so wie es mir passt.“ „Wärest du trotzdem so gut, ausnahmsweise ein Glas zu nehmen? Mir zuliebe?“ Er hielt dem Jüngeren sein Glas hin und nach einem Atemzug gab Lorenor nach und packte Dulacres Glas. „Was für eine Verschwendung eines…“ Dulacre unterbrach den Smutje mit einem deutlichen Blick. Lorenor begutachtete währenddessen das Glas und nippte dann einmal dran, als ob er dem Braten nicht trauen würde. „Oh, der schmeckt fast wie der, den du damals für Jiroushin rausgesucht hast“, erkannte er zutreffenderweise. „Es ist dasselbe Weingut, aber unterschiedliche Jahrgänge“, erläuterte Dulacre mit einem leisen Schmunzeln in Richtung des Smutjes. „Welcher schmeckt dir besser?“ Lorenor nahm noch einen – diesmal deutlich großzügigeren – Schluck und leerte das Glas. „Eindeutig der hier“, meinte er mit einem Schulterzucken. „Ist gut, sollten wir öfters trinken.“ Dem Smutje entkam ein fassungsloser Laut, während Lorenor das Glas zu Dulacres Füßen abstellte und fluchend dem Scharfschützen nachjagte, der vor wenigen Sekunden zu seinem seltsamen Singsang angesetzt hatte, was wohl die Ballade über Lorenors Sieg darstellen sollte. „Sollten wir öfters trinken? Hat der Kerl sie noch alle? Das ist ein…“ „Es war sein höchstes Lob, Smutje. Auch wenn er es selbst nicht mal weiß, so hat Lorenor tatsächlich gar keinen schlechten Gaumen.“ Leise seufzte er. „Was seine Freude an Mengen billigen Fusels nur noch unverständlicher macht.“ „Was redest du da?“ Er lächelte nur sachte, goss sich neu ein und beobachtete Lorenor dabei, wie er den Scharfschützen vom Tisch zog und offensichtlich angefressen auf ihn einredete, worauf der Lockenkopf sich entschuldigend, aber nicht im Mindesten eingeschüchtert, den Nacken rieb. „Das kannst du selbst gerne herausfinden. Probiere an ihm doch mal verschiedene Weine aus und du wirst feststellen, dass er sie zwar alle trinken wird, da er nun mal Alkohol rein aus Prinzip trinkt, aber unterschiedlich reagiert. Einen Wein, den er nicht leiden kann, trinkt er, beschwert sich vielleicht auch noch darüber, dass es wiedermal nur Wein gibt, aber ansonsten wortlos. Weine, wie dieser hier, sagen ihm zu. Auch er bevorzugt vollmundiges herbes Aroma gegenüber leichten oder lieblichen Nuancen. Allerdings gilt auch beim Wein für ihn, je mehr Alkohol, desto besser, leider Gottes.“ Der Smutje schnaubte leise, wurde jedoch vom Strohhut abgelenkt, der quengelnd nach ihm rief. „Ich habe nicht die Zeit, mich durch den Geschmack eines Alkoholikers durchzutesten, manche von uns haben einen richtigen Job.“ Damit ging er. „Aber danke für den Wein. Nächstes Mal werde ich dir einen besseren anbieten können.“ Oh, da hatte er wohl den Stolz eines Kochs angekratzt. „Herausforderung angenommen.“ Vorsichtig stellte er die Flasche ab, beobachtete die Crew nachdenklich und bemerkte Lorenors Blick, der offensichtlich genug geschimpft hatte, kurz noch dem Smutje nachsah, der neues Fleisch für den Strohhut auf den Grill warf, und dann wieder zu Dulacre hinüberkam. Anscheinend hatte er ihr Gespräch noch nicht unterbrechen wollen. „Was sitzt du hier eigentlich so im Abseits? Und dann auch noch mit dem Koch?“, murrte er mit einem leisen Grinsen und kam wieder zu Dulacre hinüber. „Ich wollte nur meine Ruhe. Es ist nicht mein Vergehen, wenn der Smutje daraus den falschen Schluss zog, mich aufmuntern zu wollen. Er ist wirklich ein unverbesserlicher Gutmensch.“ „Du willst deine Ruhe auf einer Feier? Dich soll mal einer verstehen“, kommentierte Lorenor trocken, ließ sich wieder neben Dulacre nieder und griff nach der Weinflasche. „Außerdem wäre es schon nachvollziehbar, wenn du… nicht glücklich wärest, oder nicht?“ „Wäre es das?“, entgegnete Dulacre und sah zu Lorenor hinab. „Ich bin glücklich, trotz meiner Niederlage, trotz der lautstarken Anwesenheit deiner Crewmitglieder. Ist das nicht auch nachvollziehbar?“ Lorenor schnaubte leise auf. „Du bist schon wieder so seltsam drauf. Aber falls du mit dieser Frage meinst, ob mir der Kampf auch gefallen hat, dann weißt du meine Antwort.“ In einvernehmlichem Schweigen begutachteten sie die Crew Lorenors. Es war eine angenehme Nacht, warm war die Luft, begleitet von einem frischen Wind, der nach Meer roch. „Ich hab übrigens nachgedacht“, bemerkte Lorenor und nahm einen kleinen Schluck aus der Flasche. „Der ist wirklich lecker. Dein Lieblingswein, oder?“ „Du meine Güte, muss ich mir Sorgen machen?“, entgegnete Dulacre und setzt sein Glas endlich an die Lippen. „Ich denke, ich will mit dir schlafen.“ Er verschluckte sich am Wein. „Wie bitte?“ Hustend wandte er sich vor, hatte gewusst, dass es ein Fehler sein würde, am Wein zu nippen. Fragend sah er zu Lorenor hinab, wusste nicht, warum er dieses Thema ausgerechnet jetzt anschnitt. „Etwa… etwa jetzt? Sofort?“ „Nein, nicht jetzt. Du bist noch nicht fit und Chopper würde wohl durchdrehen“, sprach Lorenor ruhig. „Ach, jetzt auf einmal hörst du auf euren Doktor?“ Dulacre merkte, wie seine Wangen warm wurden. Glücklicherweise schien die Crew nichts von ihrem leisen Gespräch mitzubekommen. „Nun gut, dann also nicht heute Abend. Aber hast du auch bereits über ein Wann nachgedacht? Ich muss gestehen, gerade nicht mit diesem Thema gerechnet zu haben und daher würde es mir doch ein bisschen helfen, wenn ich wüsste, ob wir hier über diesen Monat, dieses Jahr oder in zehn Jahren sprechen.“ Er nutzte die vielen Worte, um über seine Nervosität hinwegzutäuschen, seine Unsicherheit, obwohl es doch Lorenor war, der nervös sein sollte, vielleicht sogar unsicher, aber wie so oft war er es nicht, während er wohl über Dulacres viele Worten nachdachte. „Bevor du abreist“, entschied er dann, bevor er etwas zurückhaltender nachsetzte: „natürlich nur, wenn du auch willst.“ Nun war es an Dulacre zu lachen. „Es ist wahrlich niedlich, dass du dies in Frage stellst.“ Er sah zu Lorenor hinab und dieses Mal war es doch endlich mal der Jüngere, der errötete. „Einverstanden, bevor ich abreise.“ Dann nippte er endlich an seinem Wein und konnte ihn genießen. „Du verwöhnst mich ja regelrecht. Der Kampf, deine Worte und nun dies hier.“ Lorenor errötete noch mehr, nahm einen deutlichen Schluck aus der Flasche und wandte den Blick ab. „Ich mag nicht, wenn du so einen Mist sagst“, nuschelte er. „Und dennoch liebst du mich“, bemerkte Dulacre, halb im Spaß, aber nicht ganz. „Ja“, knurrte Lorenor, erhob sich und sah zu ihm hinab, „also vergiss das nicht.“ Mit diesen Worten ging er zurück zu seinen Freunden und Dulacre sah ihm zu, ein Lächeln auf den Lippen und den Wein in seiner Hand.           Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)