Die Zukunft gehört denen, die Neues schaffen von _Risa_ (Frühlingswichteln 2022) ================================================================================ Kapitel 2: Neue Beziehungen --------------------------- „Die Stoicas brauen ein Bier, das schmeckt so scheißgeil!“ Mit diesen Worten platzte Trevor in den Raum hinein. Sypha wechselte eben in ein hellblaues Nachtkleid aus einem feinen Stoff. Es war halbtransparent, da der Sommer einkehrte und die Nächte beinahe genauso schwül waren wie die Tage, und da ihre beiden Männer den Anblick genossen. Da machte sie sich nichts vor. „Auch einen schönen Abend, der Herr. Trevor, du warst über etliche Tage weg. Was ist geschehen!?“ „Lass mich zuerst einmal daheim ankommen.“ „Natürlich.“ Bei der Erwähnung von Bier, musste Sypha manchmal eine Augenbraue hochziehen. „Bier, das besser als Sex ist?“ „Nicht besser, nur anders gut. Von diesem Standpunkt weiche ich nicht ab.“ „Er liebt allgemein die simplen Dinge“, tönte es von Adrian aus dem Bad, der sein nasses Haar mit einem Handtuch auswrang. „Und da wir mit ihm zusammen sind, haben wir sie nun ebenfalls zu schätzen gelernt.“ Sypha schnaubte. „Beschreibe unseren Sex bloß nie als „scheißgeil“ und wir sehen beide darüber hinweg.“ „Keine Sorge, ich habe gelernt. Diese traumatische Erfahrung mit dem Eisklotz aus Bier will ich nicht noch einmal machen müssen … und, habt ihr mich vermisst? Was lief in der Zwischenzeit?“ Trevor setzte sich zu ihr aufs Bett, um ihr einen Willkommenskuss zu geben. Sie beide hatten ihn, seine Art, seine Sprüche und seine rauere Stimme vermisst, die durch den Raum und die Gänge hallte, doch speziell Adrian würde so etwas sehr selten aussprechen. „Ich würde es nicht als vermissen bezeichnen“, sagte Adrian trocken und selbst wenn Trevor ihn nicht sehen konnte, konnte er sich seine Mimik vorstellen und daraus lesen, als stünde er vor ihm. Die Badezimmertür war zur Hälfte geöffnet und Trevor war sich sicher, dass sein Partner den erhobenen Mittelfinger im Vorbeigehen erkennen konnte. Er wusste es mit Sicherheit, als ein noch trockeneres „liebenswert“ aus dem Raum ertönte. Zwischen ihm und seinem Partner lag noch immer die stille Übereinkunft, dass man hin und wieder noch so tat, als könnte man die Anwesenheit des jeweils anderen nicht leiden. Es war ein kindisches Spiel geworden, das mittlerweile seltener stattfand, ja, aber von keinem je beendet wurde, und wer war Adrian denn, dass er derjenige wäre, der als Erstes nachgab. „Wir haben dich vermisst, aber könntet ihr euch einmal wie Erwachsene verhalten. Ihr benehmt euch beide immer noch wie ungehobelte Jugendliche“, brach Sypha als Erstes das kindische Spiel zwischen den beiden. „Simon hat zum ersten Mal Hühnchen gegessen und er liebt es. Greta und ich haben unsere ersten Stunden abgehalten und es sind sehr viele Leute erschienen. Die Kinder waren so unglaublich begeistert und sogen jede Information in sich auf. Bloß manche der Erwachsenen waren skeptisch. Manche sprechen von Magie, obwohl wir immerzu erwähnten, dass es sich um Wissenschaft handelte.“ Trevor wurde etwas nachdenklicher, während er sich seinen Stiefeln und des schweren Umhangs entledigte. „Manche der Bücher in der Belmont-Bibliothek sprechen davon, dass Magie und Wissenschaft wie Zahnräder ineinander übergehen und auf ähnliche Wirkungsweisen aufgebaut sind.“ Er hatte nun auch Adrians Aufmerksamkeit, der sich ebenfalls ein Nachthemd und eine dünne Hose übergeworfen hatte, als er aus dem Bad kam und an der Türschwelle lehnte. „Was weiß ich. Das Denken überlasse ich euch. Ich hau drauf und dann sauf ich Bier, wie der einfache Mann und Monsterjäger, der ich bin.“ „Du hattest in frühen Jahren viel Pech und in deiner Kindheit weniger Bildung erfahren als wir, und vieles von dem, das du in frühen Jahren gelernt hast, hast du vergessen“, räumte Adrian ein und erntete Syphas Zustimmung. „Das macht dich nicht dumm.“ „Ich bin ein Monsterjäger und benutze eben Wissen, um Monster zu jagen. Was zu meinen Aufgaben gehört, das weiß ich, und viel mehr brauche ich nicht.“ Diese Diskussionen endeten immer mit selbstironischen Sprüchen wie diesen. Dennoch war er in den letzten Wochen, und speziell in den Wintermonaten, in denen es nicht viel zu tun gegeben hatte, immer öfter im Belmont-Anwesen gewesen und hatte so gelesen, bis er die Zeit vergessen hatte. „Einiges von dem Wissen, das ich vergessen habe, kehrt auch wieder zurück. Die Stoicas hatten ein böses Problem mit einigen Dämonen und einiges von dem, was ich in den Büchern unserer Bibliothek gefunden habe, hat mir tatsächlich weitergeholfen.“ „Dämonen?“, fragte Sypha überrascht. „Ich dachte, die übrig gebliebenen Nachtkreaturen treiben noch ihr Unwesen.“ „Dämonen“, bestätigte Trevor. „Lasst uns morgen darüber reden, bitte. Ich bin geschafft. Scheiß Höllenschlundviecher; haben den Nachbarn der Stoicas auch noch eine der Töchter das Leben gekostet.“ „Furchtbar.“ Seine Partnerin presste die Lippen zusammen. „Wir werden in Zukunft aufmerksamer sein und uns in den nächsten Tagen noch zu den Familien aufmachen. Vielleicht können wir noch etwas für sie tun.“ „Das sollten wir“, stimmte Adrian zu. „Das klingt nach einem größeren Problem, dem wir auf den Grund gehen sollten.“ „Ich hoffe, die Viecher sind in die tiefsten Ebenen der Hölle zurückgekrochen, wo ihnen die Dämonen aus den oberen Etagen auf den Kopf scheißen.“ „Trevor.“ „Was?“ „Ich bin froh, dass Simon heute Nacht wieder bei Greta schläft.“ „Und selbst wenn nicht. Das Kind ist ein Jahr alt.“ „Unterbewusst nehmen Kinder auch im Baby- und Kleinkindalter bereits sehr viel auf, Trevor.“ An manches gewöhnte man sich nie und selbst, wenn Sypha nun ab und an ebenfalls durch seinen schlechten Einfluss ein „scheiße!“ entglitt, für das sie sich für gewöhnlich auch dreimal entschuldigte, war ihr Trevors Ausdrucksweise meist zu krass. Er drückte sich aus wie ein … Kerl aus der Gosse und gleich, nachdem ihr der Gedanke gekommen war, schalt sie sich selbst dafür. „Reiß dich ein wenig zusammen. Wenigstens vor dem Kind.“ „Ich werde es versuchen. So, ich gehe zuerst einmal ins Bad. Ich stinke wie … ich dufte nicht nach einem Meer aus Rosen, würde eine feine Dame sagen.“ „Der Ausdruck eines Edelmannes“, kommentierte Adrian amüsiert. Adrian und Trevor gaben sich beim Zimmerwechsel die Klinke in die Hand und während es sich Adrian und Sypha auf dem Bett bequem machten, hörten sie das Rinnsal des Wasserhahns. Dieser war eine moderne Erfindung, die Dracula, sie korrigierte sich: Matthias Tepes, wer-weiß-woher mitgebracht hatte. Heute fiel kaum Mondlicht in das Zimmer ein und Sypha entzündete mit einer passierenden Handbewegung die restlichen Kerzen des Kronleuchters. Das Zimmer konnte man kaum mehr als ein solches bezeichnen. Ein riesiges Bett, dessen Rückenlehne mit satinrotem Samt überzogen war, und ein Schlafgemach, das eines Herrschenden würdig war, war ohne Frage eine Verbesserung zu den Karawanen und den, vom Ungeziefer verseuchten, Abstiegen. Alles hier war so edel, aber befremdlich und die meisten Zimmer des Schlosses sahen nicht so aus, als hätte jemand darin leben wollen. Allmählich hatten sie sich in vielen der Zimmer heimlicher eingerichtet. Als Trevor und Sypha mit ihrem Kind zu Adrian zugezogen waren, hatten sie sich anfangs nicht wohlgefühlt, nachdem sie das Leben im Leben eines Anhängers und billigen Absteigen gewöhnt gewesen waren. Es lag an dem Schloss, in dem man sich sehr schnell einsam und verloren fühlen konnte, sowie sich Adrian gefühlt haben musste, als er von seinen Partnern nach dem Tod seines Vaters zurückgelassen worden war. Sypha wusste nicht, wie sie damals derart unsensibel hatten sein können, doch Adrian hatte es ihnen nie vorgeworfen. Natürlich nicht. Selbst wenn er deshalb einen Groll hegen sollte, würde er diesen für sich behalten. Im warmen Kerzenlicht des Kronleuchters konnte sie Adrians Profil betrachten. Das Licht schmeichelte ihm und manchmal stellte sie sicher, dass er wusste, oder sich ins Gedächtnis rief, dass er ein schöner Mann war. Sanft ließ sie eine Hand über seine Wange gleiten, dann durch sein Haar und wieder zurück zu seiner Wange. Die Berührung war leicht wie die einer Feder, und ihr Partner lehnte sich diese hinein. Der Blick in seinen Augen wurde so sanft wie er jedes Mal war, wenn sie miteinander schliefen, und er lehnte sich zu einem Kuss vor. Der Erste war nie fordernd oder lustvoll, bis Sypha ihn selbstbewusster werden ließ. „Ich bin froh, dass Simon heute Nacht wieder bei Greta schläft“, wiederholte sie mit dunklerer Stimme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)