✩ Mondpalast ✩ von AliceFeder ================================================================================ Kapitel 3: Vicky's Magic Shop ----------------------------- 3. Vicky’s Magic Shop   Metall tickte gegen Holz, ließ es dumpf klimpern. Neugierig darüber, wer sich zu mir gesetzt haben könnte, linste ich zu meiner linken, während ich mir immer noch mit meinen Fingerspitzen sanft die Schläfen massierte. »Ist wohl nicht deine Woche, oder Lucy?«, vernahm ich eine desinteressierte Stimme, zumindest sollte es den Anschein erwecken, denn ich konnte einen sorgevollen Unterton heraushören, was mich schmunzeln ließ. »Wohl eher nicht mein Monat«, verbesserte ich den Eismagier, zu welchem ich mich nun vollends wandte. »Und mein Teamkamerad macht es mir heute auch nicht unbedingt leicht«, fügte ich genervt hinzu und musste lächeln als Gray bei meiner Aussage amüsiert mit den Mundwinkeln zuckte. »Unser Chaot macht es einem doch nie einfach«, grinste er und neigte mir leicht den Kopf entgegen. Onyxfarbene Augen sahen mich durchdringend an und ich traute mich nicht zu atmen. Seine dunklen Iriden, die mich ruhig musterten, ließen meine feinen Nackenhaare zu Berge stehen und meinen Puls diesmal angenehm in die Höhe schießen. »Wenn du Probleme oder Kummer hast Lucy, dann kannst du zu jeder Tages- und Nachtzeit mit mir darüber reden«, sagte er in einem besorgten Tonfall zu mir. »Natürlich nur, wenn du möchtest«, fügte er sogleich hinzu. Scharf zog ich die Luft ein und schaute ihn verwundert an. Mit solch einem Angebot hatte ich nicht gerechnet. Er ist wirklich total lieb und zuvorkommend. »In Ordnung?«, fragte er nach, nachdem ich keine positive Reaktion ihm gegenüber zeigte.   Hinter mir hörte ich es schon gefährlich brodeln. Ich konnte Juvias Todesaura in meinem Rücken wahrnehmen und bildete mir ein, dass ich Wasser kochen hörte. Auch ohne, dass ich mich umdrehte wusste ich, dass sie mir am liebsten tausend Dolche in den Rücken jagen wollte. Langsam, qualvoll und schmerzhaft. Schließlich sprach ihr heißgeliebter Gray-sama gerade vor ihren Augen mit ihrer selbsternannten Liebesrivalin. Sie hatte bei unserer ersten Begegnung bereits den richtigen Riecher gehabt und wusste eher über meine Gefühle Bescheid als ich. Schon irgendwie witzig, dass ich es erst im letzten halben Jahr verstanden habe, was mein Herz mir die ganze Zeit versucht hatte zu sagen und Juvia war sich bereits Jahre zuvor darüber im Klaren gewesen. Ironie des Schicksals.    »Okay«, flüsterte ich ihm mit gedämpfter Stimme zu und mein Herz machte einen freudigen Hüpfer. »Danke Gray, das bedeutet mir viel«, erwiderte ich und lächelte ihn dankbar an. Er hatte bei weitem keine Ahnung wie sehr mich dieses simple Angebot glücklich machte. Doch ehe ich noch ein weiteres Wort zu ihm sagen konnte, befand sich ein gewisser Dragon Slayer zu meiner Rechten und klatschte mir schwungvoll ein Blatt Papier vor die Nase. »Lass uns auf einen Auftrag gehen«, forderte er bestimmend und ich nahm missmutig das Blatt vom Quest Board in die Hände. Anscheinend hatte sich Natsu nach einer gefühlten Ewigkeit, die er vor dem Board gestanden hatte, für einen Auftrag entscheiden können. Kurz war ich darüber verwundert gewesen, denn normalerweise riss er willkürlich irgendeinen Zettel vom Board, doch heute schien er sich Mühe bei der Auswahl genommen zu haben, was mich das Blatt neugierig mustern ließ. Auf einen Auftrag hatte ich in meiner Verfassung eigentlich alles anderes als Lust. Außerdem wollte ich mich lieber an meinen Traum erinnern, aber der gestrige Blick auf mein Konto hatte mir verraten, dass ich nicht mehr genug Jewel für die nächste Miete beisammen hatte und so, wie meine Vermieterin zurzeit drauf war – vielleicht lag das auch an Natsus ständigen unangemeldeten, nächtlichen Besuchen bei mir, so dass er in den Augen meiner Vermieterin bereits als nichtzahlender Untermieter galt und bei ihr mittlerweile den Spitznamen Schmarotzer innehatte - würde sie mich direkt auf die Straße setzen und dabei noch nicht mal ein schlechtes Gewissen mir gegenüber haben. Und bei Natsu will ich nicht zwangswohnen müssen! Allein bei der Vorstellung, ich müsste in dieser Drecksbude auch nur eine Nacht übernachten, schauderte es mich und leichter Ekel stieg in mir auf. Wie Natsu mit Happy zusammen in dieser Müllhalde leben, respektive wohnen konnte verstand ich bis heute nicht.   Gray lehnte sich zu mir herüber um den Auftrag mitlesen zu können, der soeben bei mir in weiter Ferne gerückt war. Leise hörte ich ihn murmeln, während mir unweigerlich die Röte in die Wangen schoss und ich die Seiten des Papiers fester umklammerte. Zu nah. Zu nah, hörte ich meine Alarm Sensoren ticken bis ein einziges Wort meine volle Aufmerksamkeit erregte und ich seine Nähe völlig ignorierte. »Wie bitte?«, platzte es überrascht aus mir heraus und las mir den Auftrag aufmerksam durch. Ich wusste zwar nicht warum, aber dieser Auftrag hatte definitiv mein Interesse geweckt. Allein, wie der Auftraggeber das Hilfegesuch formuliert hatte war ungewöhnlich. Es klang so gehoben und entweder lag es daran, dass mich seine gutgewählten Sätze in den Bann zogen oder an den mysteriösen Mondpalast hoch im Norden. Wahrscheinlich spielte alles zusammen eine Rolle und löste in mir einen gewissen Reiz aus. Der Auftrag schien mich regelrecht anzuziehen, aber eine einzige Sache störte mich gewaltig und das war nicht die hohe Belohnung, die unser Auftraggeber Joy Akish in Form von 444.444 Jewel zahlen würde und die mich unter normalen Umständen skeptisch gemacht hätte, denn wer zahlte schon freiwillig eine so hohe Summe aus seiner eigenen Geldbörse für einen Auftrag, der sich relativ einfach anhörte? Es war vielmehr die Tatsache, dass er explizit verlangte, dass ein Stellargeistmagier diesen Auftrag annehmen sollte. Am Rand des Zettels befand sich eine kleine Notiz mit einem schrecklich schlecht gemalten Smiley, welches die festgelegte Belohnung erklärte. Die vier ist meine Lieblingszahl.   »Das ist eine Dreier Mission, Natsu«, sagte ich und wollte ihm bereits den Zahn ziehen, aber bevor ich weitersprechen konnte, fiel er mir ins Wort. »Wir haben doch Happy!«, konterte er rasch. Ich schüttelte verzweifelt meinen Kopf. »Wir brauchen einen dritten und fähigen Magier Natsu, sonst wird das nichts«, klärte ich ihn auf als mir das Blatt aus meinen Händen gezogen wurde und es zwischen meinen Fingerkuppen glitt. Überrascht schaute ich zu meiner Linken und sah nur noch einen gewissen Fullbuster Richtung Makarov gehen. »Ich melde das Team Gray an«, antwortete er kühl. »Ey Eisfresse, wer hat gesagt, dass du mitkommst?«, schrie Natsu empört, der an mir vorbeisauste als stünde sein Leben auf dem Spiel. »Und das heißt Team Natsu, klar?« Ich lächelte den beiden hinterher. Das wird sicherlich spannend werden. »Mondpalast ich komme!«, murmelte ich und sprang voller Vorfreude von meinem Hocker auf. »Jungs, wir treffen uns Morgen um sieben Uhr am Bahnhof und seid bloß pünktlich. Der Zug wartet nicht«, rief ich den beiden zu und meine Mahnung galt insbesondere dem Dragneel, als ich vor mich hin summend gut gelaunt die Gilde verließ. Natsus entgleisten Gesichtszüge und die kreidebleiche Hautfarbe als ich den Begriff des Grauens Bahnhof verwendete, bekam ich gar nicht mehr mit. Der Reisekoffer musste jetzt gepackt werden, bevor es zu Cana gehen würde und mit einem kleinen Gedanken, der soeben in meiner Fantasie entsprang, befand ich mich bereits im Mondpalast und stellte mir vor, ich wäre eine Prinzessin, die ausgelassen und fröhlich in einem langen, weißen Seidenkleid durch einen aus Marmor bestehenden Palast rannte. ≈ ♦ ≈   Währenddessen bog eine dunkelhaarige Frau in einer kleinen Seitengasse ein und betrat ein heruntergekommenes Geschäft. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man auf den ersten Blick sagen, dass der kleine Laden schon seit Jahren nicht mehr in Betrieb war und kurz vor dem Abriss stand, aber dies diente nur zum Schein. Nur wenige Magier wussten von diesem kleinen Laden innerhalb der Gassen Magnolias und die normale Bevölkerung wusste von seiner Existenz überhaupt nichts. Nur Magier, die sich der Voraussagung bedienten, und dazu gehörte das Karten legen und selbstverständlich das Voraussagen der Zukunft, konnten den Schutzbann, mit dem das Geschäfts belegt und vor den Augen Anderer unsichtbar war, durchbrechen.   Die Dunkelhaarige blieb vor dem leuchtenden Schutzbann stehen und zeichnete mit dem Zeige- und Mittelfinger einen Durchgang auf den magischen Bann auf. »Lösen«, murmelte sie und eine Kette mit einem ovalen Stein, die sie um den Hals trug, fing an zu glühen. Augenblicklich öffnete sich der Bann und sie schritt durch die entstandene Öffnung hindurch und legte die letzten Meter zum Geschäft Vicky’s Magic Shop zurück. Sie öffnete die alte knatschende Holztür und eine rostige Glocke, die an der Tür befestigt war und die besten Zeiten bereits seit langem hinter sich hatte, kündigte mit einem lauten Glong ihren Besuch an.   Entgegen der üblichen Erwartung erschien keine alte, gebrechliche Frau mit einer dicken Warze auf der Nase, krumm gehend mit einem Krückstock in der Hand aus der Kammer. »Oh Cana, dich habe ich schon lange nicht mehr hier gesehen«, sagte Vicky als die den Vorhang zur Seite schob und aus der Vorratskammer kam, die sich hinter ihrer Theke befand, wo sich an der Rückwand unzählige Mixturen für jeden Anlass abgefüllt und speziell zubereitet in kleinen Fläschchen befanden. »Hallo Vicky«, grüßte die Braunhaarige die junge Frau mit den orangenen Haaren und den giftgrünen, stechenden Augen, die sie interessiert musterten. »Heute wieder was spezielles?«, fragte sie frei heraus und schien sie mit ihren schlangenartigen, grünen Iriden regelrecht zu durchbohren. Ihr Blick war stechend und hätte so manchen Normalbürger schreien in die Flucht geschlagen. Cana hingegen lächelte versonnen und beugte sich mit einem überdimensionalen Grinsen im Gesicht über die Theke. »Aber natürlich, und zwar hätte ich gerne diese Flasche da«, erwiderte sie und deutete auf eine kleine dunkelbaue Mixtur in der es golden schimmerte. Vicky folgte ihrem ausgestreckten Zeigefinger und nickte verstehend. »Willst du dich an was erinnern?«, fragte die Orangehaarige neugierig als sie auf eine Trittleiter stieg und zur kleinen Mixtur griff. »Nein, aber eine Freundin«, klärte Cana sie auf und tippte ungehalten mit den Fingerspitzen auf dem dunklen Holz der Theke herum. »Ihr Geist verdrängt einen gewissen Traum und ich werde ihn heute Abend hervorlocken«. Vicky schaute sie abschätzend an, während sie die Flasche gut verpackte und in eine kleine, braune Tüte tat. »Scheint so als wärst du dir nicht sicher, ob du dich darüber freuen sollst«, antwortete sie und hob drei Finger in die Höhe, die sie kurz mit einem diabolischen Lächeln auf ihren Gesichtszügen freudig wackeln ließ. Die Alberona seufzte und rollte genervt mit ihren Augen. »Sie ist eine sehr gute Freundin, da schnüffel ich nicht gerne in ihrem Kopf herum, auch, wenn ich das bei anderen Leuten aus der Gilde nur allzu gerne mal machen würde«, erwiderte sie und drückte der grünäugigen Giftschlange 3000 Jewel in die Hand. »Verstehe, aber bei dir sind die Geheimnisse in guten Händen«, sagte sie und nahm mit einem leuchten in ihren Schlangenaugen die Scheine entgegen. »Ich weiß, und du bist und bleibst ein geldgeiles Miststück«, lachte die Braunhaarige und nahm die schmale Papiertüte von der Theke. Als sie das kleine Geschäft nach erledigtem Einkauf wieder verließ hörte sie die Besitzerin hinter sich nur belustig Lachen. Vicky war schräg, engstirnig und durch ihre grünen, schlangenartigen Augen wirkte sie wie eine Verrückte auf andere, aber die Alberona mochte die freundliche junge Frau, auch, wenn ihre einzige Liebe dem Geld galt und sie ihr jedes Mal das grüne Moos aus der Tasche zog. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)