Der erfundene Freund von Kittykate ================================================================================ Kapitel 5: Der letzte Abend in Freiheit --------------------------------------- Aoko stand etwas abseits und beobachtete das Geschehen. Seit die Jungs hier waren, herrschte eine ausgelassene Stimmung. Die Pärchen fanden sich zusammen. Die Party nahm ihren Lauf. Es wurde getanzt, gegessen, gelacht und getrunken. Ihre Augen wanderten von einem zum anderen. Heiji und Kazuha standen am Buffet und diskutierten mal wieder. Ob es um den Geschmack der Pizza ging oder um ganz was anderes, konnte Aoko allerdings nur erahnen. Sonoko und Makoto standen etwas abseits und stießen gerade mit einem Glas Champagner an. Offensichtlich feierte Sonoko mit ihrem Liebsten den Erfolg dieser, eigenhändig von ihr organisierten, Party. Ran und Shinichi tanzten, sahen sich dabei die ganze Zeit an, flüsterten miteinander und lachten wieder. Etwas regte sich in Aoko. Bewunderung für diese gigantische und offensichtliche Zuneigung, die ihr Bruder und Ran teilten, aber auch etwas Neid, da sie so etwas selbst noch nie erlebt hatte und auch nicht wusste, ob sie jemals einen Mann finden würde, der sie ebenso sehr lieben könnte. Wie magisch angezogen wanderten Aokos Augen zu Kaito. Ihr Scheinfreund befand sich schon seit einiger Zeit in einem Gespräch mit Akako. Es war an sich nichts Dramatisches. Immerhin waren sie kein richtiges Paar und auch die Tatsache, dass Akako ihm immer wieder kokette Blicke zu warf, über seine Witze kicherte und ihm doch etwas näherstand, als es unbedingt sein müsste, so war es doch in Ordnung, oder? Immerhin war Kaito Single und spielte nur ihren Freund, weil… Ja, warum eigentlich? Wieso tat er ihnen diese Farce an? Nur wegen ihrer Oma? Oder steckte da mehr dahinter? Akako lachte laut auf, dann hob sie ihre Hand, richtete Kaitos Hemdkragen und ließ ihre Hand auf seinem Brustkorb ruhen. Innerlich spürte Aoko dieses fiese kleine Stechen, schüttelte aber über sich selbst den Kopf. Erneut rief sie sich in Erinnerung, dass Kaito Single war. Er konnte tun und lassen was er wollte. Schnell schnappte sie sich ihr Glas und trank einen Schluck. Der Alkohol floss ihre Kehle hinab, brannte in ihrem Hals und auch wenn das, was auch immer es war, ihr nicht schmeckte, so lenkte es sie doch wenigstens von ihren Gedanken ab. „Ich glaube, wir kennen uns noch nicht.“ Überrascht sah sie auf und musterte den blonden Fremden mit großen Augen an, der sich unbemerkt genähert hatte. Es war der junge Mann, der mit Kaito den Pavillon betreten hatte. „Ich bin Saguru Hakuba und ein Studienfreund von Shinichi.“ Er hielt ihr die Hand entgegen. Sie reichte ihm die ihrige. „Ich bin Aoko, Shinichis Schwester.“ „Es freut mich dich kennen zu lernen“, lächelte Saguru und musterte sie neugierig. „Warum stehst du hier so abseits?“ „Ich bin nicht gern im Mittelpunkt“; gestand sie und schwenkte ihr Glas in ihrer Hand. Unbewusst wanderten ihre Augen wieder zu Kaito und Akako. Es sollte sie doch überhaupt nicht stören, dass die beiden so vertraut miteinander umgingen. Immerhin liebte Aoko Kaito nicht und er war ihr auch keinerlei Rechenschaft schuldig. Täuschte sie sich oder standen die beiden nun enger beieinander? „Okay, dennoch ist das hier eine Party, oder irre ich mich?“ Saguru grinste sie an. „Möchtest du tanzen?“ „Weißt du, ich bin nicht so der Tänzer“, wich sie aus. „Okay, ich verstehe schon“, lachte Hakuba und lehnte sich an hüfthohe steinerne Mauer des Pavillons. „Dann erzähl mal von dir. Bis jetzt weiß ich nur, dass du Shinichis Schwester bist, nicht gerne im Mittelpunkt stehst und ungerne tanzt.“ Aoko tat es ihm gleich und lehnte sich ebenfalls ans Geländer. Schon spürte sie eine der Säulen in ihrem Rücken, was ihr nun doch ein wenig das Gefühl von einem sicheren Halt vermittelte. „Ich studiere in Tokio Psychologie“, begann sie. „Ich lebe in Shibuya in einer kleinen Wohnung und bin gerne mit meiner besten Freundin unterwegs. Ich lese und schwimme gern. Und du?“ „Ich lese auch gerne“, begann Saguru. „Am liebsten Detektivgeschichten.“ Aoko begann laut zu lachen. „Du bist wie mein Bruder.“ „Vielleicht ist das auch der Grund, warum wir den gleichen Studiengang gewählt haben. Ich studiere mit Shinichi zusammen Kriminalistik. Wir haben uns an der Uni kennen gelernt.“ Seine Augen wanderten durch die feiernde Gruppe und blieben letztendlich wieder an Aoko hängen. „Ich muss zugeben, dass ich hier überhaupt keinen kenne“, gestand er. „Einen Großteil habe ich selbst erst heute kennen gelernt, daher kann ich dir gar nicht viel Auskunft geben, aber siehst du das Pärchen dort am Buffet?“ Sie nahm sein Nicken zur Kenntnis. „Das sind Sonoko und Makoto. Sonoko ist Rans beste Freundin und hat hier alles organisiert.“ Sie ließ ihren Blick weiter schweifen und entdeckte Kazuha und Heiji, immer noch diskutierend, dieses Mal aber auf der Tanzfläche. „Heiji ist ein Schulfreund meines Bruders. Ihn kenn ich hier mit am längsten und Kazuha ist seine Kindheitsfreundin.“ Ihre Augen wanderten weiter zu Kaito und Akako, die sich selbst inzwischen auf der Tanzfläche eingefunden hatten. Sie standen sehr nah zusammen und schunkelten zu dem gerade langsamen Song. Sie spürte diesen kleinen fiesen Stich in ihrer Brust und musste zugeben, dass die beiden optisch ein perfektes Paar abgaben. Ob die Beziehung nur deswegen scheiterte, weil Kaito das Land verlassen hat? Hätte er sich für Osaka entschieden, wären sie dann vielleicht schon verheiratet? Liebte er sie noch? Sie räusperte sich und besann sich auf ihr Vorhaben. „Kaito kenne ich schon ewig. Er war fast jeden Tag bei uns zuhause. Shinichi und er haben zusammen in die Windeln gemacht und es gibt eigentlich keinen einzigen Moment meiner Kindheit ohne den besten Freund meines Bruders.“ Shinichi trat heran, stieß mit Hakuba an und musterte Aoko. „Amüsiert ihr euch?“ Seine Schwester nickte. „Ich habe deinen Kumpel kennen gelernt“, antwortete sie sofort und stieß auch mit Hakuba an. Schon trank sie einen Schluck und spürte das erneute Brennen im Hals. Sie bemühte sich keine Miene zu verziehen. „Ehm, Saguru, könnte ich kurz einen Augenblick mit meiner Schwester reden?“ Der Blonde nickte überrascht und verschwand. „Wir sehen uns später.“ Shinichi nahm Hakubas Platz ein. Im nächsten Moment wanderte sein Blick zur Tanzfläche. „Findest du es nicht auch seltsam, dass Kaito und Akako die ganze Zeit miteinander abhängen?“ „Sie ist doch eine alte Schulfreundin und sie haben sich ewig nicht mehr gesehen“, widersprach Aoko und setzte schon wieder zum Trinken an. Sie hoffte, dass sie dann um weitere Erklärungen herumkam. „Sie sind nicht nur alte Schulfreunde, Aoko.“ Seine blauen Augen richteten sich auf sie. „Solltest du nicht langsam klarstellen, dass Kaito jetzt DEIN Freund ist? Wie kannst du das so locker sehen? Ich meine jeder sieht die Spannung zwischen ihnen.“ Aoko zögerte. Wenn er sie immer noch liebte? Durfte sie Kaito die Tour vermasseln? Sie spielten doch nur eine Beziehung. Das schlechte Gewissen drückte sie nun unheimlich. Sie wollte wenigstens zu ihrem Bruder ehrlich sein, wenn es sie es schon nicht ihrer Oma gegenüber sein konnte. „Es gibt da etwas, dass du wissen solltest.“ „Du bist schwanger.“ „Was?!“ „Ich bringe ihn um“, knurrte Shinichi und wollte schon auf seinen besten Freund losstürmen, jedoch konnte Aoko ihn noch zurückzuhalten. „Nein, was redest du denn da?! Ich bin nicht schwanger! Man, Shinichi“, stöhnte sie auf. Dann rückte sie mit der Sprache raus. Er lauschte aufmerksam ihren folgenden Worten. Mit jedem weiteren Stück der Wahrheit, wandelte sich sein Blick in absolutes Entsetzen. „Bist du irre?!“ „Es tut mir leid, Shin!“ “Wie kommt ihr auf so eine schwachsinnige Idee?! Glaubst du nicht, dass unsere Großmutter nicht selbst schon das Theater durchschaut hat?“ Plötzlich trat ein Funkeln in seine Augen, als ihm noch etwas viel Brisanteres in seine Gedanken kam: „Ihr nächtigt zusammen in deinem Zimmer, in deinem kleinen Bett, und seid nicht mal ein richtiges Paar?!“ „Nein, so ist das nicht“; wich Aoko sofort zurück. „Kaito hat ein Futon. Das ist unter meinem Bett versteckt.“ Erleichtert atmete Shinichi auf. Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor dem Brustkorb und runzelte die Stirn. „Und wie soll das jetzt weiter gehen? Wie lange willst du dieses Theater noch weiterspielen?“ Aoko linste zu ihrem Scheinfreund. „Kaito geht nach Amerika zurück. Ich werde Oma einfach sagen, dass das ganze keine Zukunft hat.“ Sie blickte in Shinichis ungläubige Mimik und fügte hinzu: „Du hast sie doch selbst gehört. Eine Beziehung funktioniert nur, wenn man zusammen ist. Kaito und mich trennen nicht nur ein paar Kilometer, sondern ein paar tausende Kilometer. Sie wird verstehen, dass das auf Dauer nicht gut geht.“ „Und wenn sie eine Lösung parat hat?“ „Dann sag ich ihr, dass er mich mit Akako betrogen hat.“ „Aoko!“ „Ist doch wahr“, schmollte sie. „Sieh sie dir an und Zeugen gibt es wahrlich genug.“ Shinichi war sprachlos. Er schüttelte entsetzt seinen Kopf. „Kaito ist mein bester Freund und mein Bruder! Sag unserer Familie die Wahrheit. Sie alle haben es verdient zu erfahren, was wirklich Sache ist. Und schieb nicht allein Kaito die Schuld zu. Du hängst da genauso mit drin.“ Aoko musterte lange Kaito, der sich vollkommen auf die schöne junge Frau in seinen Armen konzentrierte. Sie kippte den Rest des Glases leer und stellte es auf das steinerne Geländer ab. „Aber erst nach deinem großen Tag“, sie sah zu ihrem Bruder auf und drückte sich fest an ihn. Unbehaglich erwiderte Shinichi die Umarmung. „Aber gleich beim Frühstück legst du die Fakten auf den Tisch“, forderte er. Sie nickte leicht und genoss noch einen Moment die starke Umarmung. Er hasste sie nicht und das gab ihr doch Hoffnung, dass der Rest der Familie sich milde stimmen ließ. „Ich verschwinde jetzt“, flüsterte sie. „Wo willst du hin?“ „Ich geh noch ein bisschen in den Pool. Muss den Kopf frei bekommen.“ Shinichi nickte, streichelte ihr liebevoll übers Haar und flüsterte. „Pass auf dich auf. Ich will meine kleine Schwester morgen früh nicht tot aus dem Wasser fischen müssen.“ „Ich kann schwimmen und habe fast nichts getrunken“; lachte Aoko. Schon boxte sie ihm gegen den Brustkorb. „Feiere noch schön und genieße deinen letzten Abend in Freiheit.“ Mit diesen Worten verschwand sie in die Dunkelheit. Sie stapfte durch die absolute Finsternis durch den Garten und ärgerte sich ihr Handy nicht dabei zu haben. Sonst könnte sie die Taschenlampenfunktion verwenden. Zum Glück war der Weg nicht kompliziert und irgendwelche Stolperfallen waren auch nicht eingebaut. Hinter ihr näherte sich ein Lichtpegel und eine Person holte sie ein. „Aoko! Warte!“ Überrascht drehte sie sich um. Sie blickte direkt in das grelle Licht eines Handys und kniff sofort die Augen zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)