Ein überraschendes Geschenk von KiraNear ================================================================================ Kapitel 1: Ein überraschendes Geschenk -------------------------------------- Seufzend legte Tsunade den Stift ab und massierte angespannt ihre Schläfen. Wieder einmal hatte ihre Assistentin sie nicht verschont und mit mehr als genug Papierarbeit versorgt. Wie üblich hatte Tsunade sich dagegen wehren wollen. Doch die junge Frau war genauso hartnäckig wie sie selbst. Am Ende war es auf einen Kompromiss hinausgelaufen, Tsunade musste sich nur um die Unterlagen kümmern, welche höchst vertraulich waren oder mit einer baldig endenden Frist. Den Rest hatte Shizune ihr abgenommen, eventuell benötigte Unterschriften würde Tsunade auch an einem anderen Tag tätigen können. Mit flinken Bewegungen rollte sie die Schriftrolle, die sie eben unterzeichnet hatte, zusammen und versiegelte sie mit einem speziellen Jutsu. Diese steckte sie nun in einen kleinen Korb direkt neben dem Schreibtisch. Es war die letzte von mehreren Schriftrollen, die sie hatte unterschreiben müssen. Der Versand gehörte dagegen zu Shizunes Aufgaben, das hätten sie bereits miteinander abgesprochen. Dennoch war Tsunade der Meinung, dass es auf den einen oder andere Tag mehr auch nicht mehr ankam. Die meisten der anderen vier Kage, wenn nicht sogar alle von ihnen, hatten bereits längst den Arbeitstag für beendet erklärt, um den Rest des Abends mit ihrer Familie zu verbringen. Darüber war sich Tsunade ziemlich sicher. Nur sie war die einzige Ausnahme. Sie selbst hatte keine Familie mehr, mit der sie die Feiertage hätte verbringen können. Doch weder sie noch Shizune legten einen großen Wert darauf, lediglich das gemeinsame Teilen des Honig-Zimt-Sake war eine Tradition, die sich über die Jahre bei ihnen eingeschlichen hatte. Ursprünglich hatte Tsunade nur eine neue Sake-Sorte probieren wollen, doch zur ihrer Überraschung hatte Shizune sich nicht über ihren Alkoholkonsum aufgeregt, sondern sich zu ihrer Meisterin gesetzt und sie höflich um die eine oder andere Schale gebeten. Seitdem tranken die beiden an einem Abend wie diesen gemeinsam Sake, ohne sich besonders um den Rest des Feiertags zu kümmern. Damit war Tsunade schon mehr als zufrieden.   Ihr Blick fiel durch den Raum, sie sah die eine oder andere Weihnachtsdekoration, die an den sonst so kahlen Wänden angebracht worden war. Sie waren auch nicht auf Tsunades Mist oder dem von Shizune gewachsen, nein, es war vielmehr eine nette Geste ihrer vielen jungen Genin, welchen sie diese farbenfrohe Dekoration zu verdanken hatte. Gemeinsam, mit unterschiedlichen Vorstellungen und Ideen, hatten sie am Ende das gesamte Gebäude beschmückt. Weihnachtliche Schnappschüsse der unterschiedlichen Ninjateams, Weihnachtssterne, die viel mehr normalen Shuriken ähnelten als alles andere und das Poster eines mit Geschenken überladenen Schlitten waren nur ein Teil der Ideen, die die Teenager hier umgesetzt hatten. Tsunade gönnte ihnen den Spaß und fragte sich, warum keiner ihrer Vorgänger auf diese Idee gekommen war. Einzig und allein den viel zu großen Tannenbaum, den Rock Lee voller Euphorie zusammen mit seinem Sensei angeschleppt hatte, konnte sie die beiden nicht ins Haus stellen lassen. Nach ein wenig Überzeugungsarbeit, die Shizune mit Bravour geleistet hatte, hatten sie den Baum am Ende vor dem Gebäude des Hokagen aufgestellt. Ebenfalls schön und bunt dekoriert, wo er nun die Dorfbevölkerung mit seiner herrlichen Pracht erfreute. Als Tsunade aus dem Fenster sah, blickte sie direkt auf den Baum, mit seinen bunten Kugeln, der viel zu großen Menge an Lametta und dem Stern auf der Spitze, auf welchem das Symbol von Konoha prangte. Ein einzelnes Blatt, dass den Shinobi und auch den restlichen Bewohnern des Dorfes viel bedeutete. Tsunade lächelte ein wenig und blickte sich noch weiter um. Einzelne Menschen gingen durch die Straßen, die einen hatten es eilig, um rechtzeitig zu den Feiern mit ihren Familien oder Freunden zu kommen. Die anderen spazierten gemütlich, ihnen konnte niemand die Ruhe wegnehmen. Kinder spielten und bewarfen sich mit Schneebällen, lachten und ließen sich in Schneehaufen fallen. Zufrieden betrachtete Tsunade die friedliche und festliche Stimmung im Dorf. Gleichzeitig dachte sie auch an alle Ninja, die diesen Frieden überhaupt erst möglich gemacht hatten und dafür sorgten, dass es auch weiterhin so blieb. Doch auch die Zivilbevölkerung war ein Teil von Tsunades Gedanken, immerhin unterstützten sie die Ninja, so gut sie konnten. Um ein wenig in Bewegung zu kommen, stand Tsunade aus ihrem bequemen Stuhl auf und ging zu einem kleinen Kissenstapel hinüber, auf welchem sich ihr kleines Schwein Ton-Ton hingelegt hatte. Langsame, regelmäßige Bewegungen von Brust und Rüssel verrieten Tsunade, dass ihr kleines Haustier sich gerade im Reich der Träume befand. Tsunade streichelte das Schweinchen ein wenig und obwohl sie nicht so schnell aufwachen würde, gab Ton-Ton ein zufriedenes Grunzen von sich. Sie hat es gut, dachte Tsunade neidisch und seufzte ein wenig. Nachdem sie sich alles angesehen hatte, nur den Schreibtisch nicht, sah sie der Realität und dem Arbeitsalltag nun direkt ins Auge. Zwar war nur noch ein kleiner Stapel übrig, aber dieser wollte und musste noch an diesem Tag erledigt werden. Missionsberichte, die meisten davon über Stufe D Missionen. Dennoch mussten die Abschlussberichte einmal gelesen und vom Hokagen abgesegnet werden, damit die Missionen als erledigt markiert werden können. Damit die Buchhaltung wusste, wie viel Geld sie von den Klienten verlangen und an die beteiligten Ninjas auszahlen mussten. Zwar war es eine Arbeit, die ziemlich flott von der Hand ging, da man bei den leichten Genin-Missionen kaum komplizierte oder gefährliche Arbeit verrichtete, dennoch musste es getan werden. Und da die Buchhaltungsabteilung nicht nur einmal nach den Berichten gefragt hatte, musste Tsunade sie nun erledigen. Sie hatte keine Lust, dass die beiden Mitglieder des Ältestenrats wieder bei ihr vorbeischauten, weil sie der Meinung waren, sie müssten Tsunade um jeden Preis an jede einzelne ihrer Pflichten erinnern. Als hätte Tsunade sie nicht tagein, tagaus auf ihrem Schreibtisch herumliegen. Um sich selbst die letzten Arbeitsschritte zu erleichtern, setzte sie sich an ihren Arbeitsplatz und kramte aus einer Schublade sowohl eine Thermoskanne als auch eine kleine Box heraus. In einer Ruhe, die sie sich nicht nehmen lassen würde, goss sie sich warme Trinkschokolade in den kleinen Becher hinein. Der Inhalt der Box stellte sich als eine große Menge an Butterplätzchen mit Schokoladenüberzug heraus, in verschiedenen Formen, die meisten davon waren jedoch kleine Schweine. Skeptisch betrachtete Tsunade die kleinen Plätzchen und war froh, dass Ton-Ton nichts davon mitbekam.   Während sie an ihrem Kakao nippte und von den Keksen naschte, las sie die einzelnen Missionen durch. Wie sie erwartet hatte, war nichts Außergewöhnliches darunter zu finden. Entlaufene Katzen, reparierte Zäune und Babysitting waren die üblichen Klassiker, mit denen die Dorfbewohner die Ninjas das ganze Jahr über beauftragten. Nur Missionen wie das Anbringen von Dekorationen an den Häuserwänden oder die Auslieferung von Erkältungsmedizin war etwas, was nur die Winterzeit mit sich brachte. Besonders Clane wie der Nara-Clan oder der Yamanaka-Clan hatten geradezu Hochkonjunktur. Fast schon ein wenig gelangweilt las Tsunade sich all diese Berichte durch und setzte ihren Stempel darunter, in der Hoffnung, bald damit fertig zu sein. Gerade, als sie das letzte Blatt zufrieden abgestempelt hatte, sah sie im Augenwinkel, dass sich die Tür am anderen Ende des Raumes öffnete. Augenblicklich spannte sich ihr Körper an. Oh nein, kommen die jetzt wirklich vorbei, befürchtete sie in Gedanken und wollte schon das eine oder andere scharfe Wort fallen lassen, als ihr auffiel, dass es nicht Homura Mitokado und Koharu Utatane waren, sondern ihre Assistentin. Sofort besserte sich Tsunades Laune und sie ließ ihre Schultern wieder sinken. „Hallo Tsunade“, sagte Shizune, als sie die Tür hinter sich wieder schloss. In der anderen Hand hielt sie einen kleinen Aktenstapel, den, den sie zuvor mit sich genommen hatte. Mit diesem steuerte sie Tsunades Schreibtisch an und legte ihn an die Stelle, an der sich bis eben noch die unbearbeiteten Missionsberichte befunden hatten. „Keine Angst, das hier sind wirklich keine dringenden Dinge, darum kannst du dich auch morgen noch kümmern“, sagte Shizune wohlwollend und lächelte Tsunade an. Diese legte den letzten Missionsbericht auf den neuen Stapel, den sie zuvor gebildet hatte und lehnte sich ein wenig zurück. „Wenigstens sind wir für heute fertig“, sagte sie und streckte sich ein wenig. Ein weiterer Blick zu Ton-Ton verriet ihr, dass ihr Schweinchen noch immer am Schlafen war. Shizune stand neben ihr und streichelte sie ein wenig am Bauch. Dennoch würde Tsunade sie nicht hier zurücklassen, sondern sie vorsichtig von Shizune zu ihren Privaträumen tragen lassen. Notfalls zusammen mit dem obersten Kissen, auf welchem das Schweinchen lag. „Dann können wir uns ja langsam auch auf den Weg machen, der Sake wartet auf uns“, bestimmte Tsunade und wartete nicht auf eine Reaktion von Shizune, sondern stand auf und ging von ihrem Schreibtisch weg. Sie erwartete, dass sich Shizune das Schweinchen schnappen und mit ihr den Raum verlassen würde. Stattdessen ließ diese Ton-Ton liegen und ging auf Tsunade zu. „Das können wir gerne machen, aber vorher möchte ich dir noch etwas geben … ich weiß, wir haben uns vor Jahren geeinigt, dass wir uns nichts schenken. Aber du warst in den letzten Monaten so fleißig und hast so hart gearbeitet, dass ich dir einfach eine kleine Freude machen musste“, sagte sie und holte aus ihrem Ärmel eine kleine Schachtel heraus. Verwirrt nahm Tsunade die Schachtel an sich und stellte fest, dass die kleine Schleife nur so tat, als würde sie die Schachtel verschließen. Doch das Band war nicht durchgängig, an den Rändern war eine kleine Lücke zu sehen. „Danke, damit habe ich nicht gerechnet“, sagte Tsunade leicht überrumpelt und öffnete die Schachtel, gespannt, was sich darin befinden würde. Das Wort „Gutschein“, welches in goldfarbenen Buchstaben auf dem roten Zettel prangte, fiel ihr als allererstes auf. „Danke schön, Shizune, das wäre doch nicht nötig gewesen“, sagte Tsunade, die nicht so recht wusste, was sie sagen sollte und holte den Gutschein heraus. Das letzte Mal, dass sie von jemanden ein Weihnachtsgeschenk bekommen hatte, lag bereits zu lange und zu tief in der Vergangenheit. Doch Shizune schüttelte mit dem Kopf. „Und ob du es dir verdient hast! Wie gesagt, du hast sehr hart und fleißig gearbeitet, aber ich weiß auch, wie wichtig dir deine Ruhepausen sind. Daher dachte ich, ein Gutschein zu den heißen Bädern in Motoyoshi-mura wären genau das Richtige für dich. Immerhin hast du dir ja für nächste Woche ein paar Tage freigenommen, und wenn du möchtest, können Ton-Ton und ich dich zusammen begleiten“, sagte Shizune eine Spur zu begeistert, was Tsunade laut auflachen ließ. „Ah, verstehe, ist das etwa eine unterschwellige Botschaft an mich, dass du gerne mal selbst diese Bäder aufsuchen wollen würdest?“, fragte sie amüsiert nach, was Shizune ein wenig erröten ließ. Tsunade klopfte ihr ein wenig auf die Schulter. „Ich hab doch nur Spaß gemacht, das weißt du. Wir können sehr gerne in nach Motoyoshi-mura reisen, ich habe sehr viel über die berühmten Bäder dort gehört, bin aber noch nie dort gewesen. Das könnte tatsächlich eine willkommene Abwechslung sein“, sagte sie und verstaute den Gutschein wieder in der Schachtel, bevor sie diese wieder verschloss. „Leider habe ich kein Geschenk für dich, aber wenn du möchtest, dann …“ Dieses Mal schüttelte Shizune mit dem Kopf. „Nein, das ist nicht nötig, das war auch nur eine kleine Überraschung von mir, nichts weiter, du bist mir dafür nichts schuldig.“ Tsunade hob kurz ihre Augenbraue hoch, sie kannte Shizune gut genug, um ihre Absichten und Hintergedanken abschätzen zu können. Dennoch wollte sie ihr nichts schuldig bleiben. Sie drehte sich zu ihrem Schreibtisch um, stellte die Schachtel ab und schluckte den Rest des Kakaos aus dem Deckel. Dann verschloss sie alles wieder und nahm es an sich. „In Ordnung. Dafür machen wir uns jetzt einen gemütlichen Abend zuhause und machen zur Feier des Tages den Honig-Zimt-Sake auf. Dieses Mal den teuren“, sagte sie und zwinkerte Shizune an. „Was?! Aber das können wir doch nicht machen!“, erwiderte Shizune und trat auf Tsunade zu, um ihr die Gegenstände abzunehmen. „Doch, das können wir. Und das werden wir auch. Sieh es als einen Befehl deines Hokage an“, sagte Tsunade ohne jeglichen Ernst in ihrer Stimme. Dann ging sie auf Ton-Ton zu und nahm sie vorsichtig in ihre Arme. Diese schien davon nicht aufzuwachen, sondern kuschelte sich an die Kunoichi heran. Was Tsunade wieder zum Lächeln brachte, bevor sie sich an Shizune wandte. „Los, lass uns gehen, bevor die beiden Alten kommen und ihnen noch irgendeine blöde Aufgabe einfällt, die sie mir aufdrängen können“, sagte Tsunade und ging mit Ton-Ton zur Tür hinaus. Shizune sah sich sein letztes Mal um, doch da Tsunade kaum auf sie zu warten schien, rannte sie hinter ihr her aus dem Büro heraus. „Warte auf mich, nicht so schnell Tsunade“, rief Shizune, schloss die Tür zum Büro des Hokagen und sah zu, dass sie Tsunade so schnell wie möglich einholen konnte. Hosted by Animexx e.V. 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