You and me and the devil makes three von Anemia ================================================================================ Kapitel 21: Konfliktbewältigung (Oder: Metal macht und ist sexy) ---------------------------------------------------------------- Wenn es nach Teru gegangen wäre, hätte er den Abend Zuhause verbracht. Zu einer Couchpotato war er nicht etwa über Nacht mutiert, das würde ganz sicher nie passieren, aber einer seiner bekloppten Lover hatte kurzzeitig dafür gesorgt, dass er keinen Bock mehr hatte, die Bude zu verlassen. Zumindest nicht in dessen Gesellschaft. Ryo war manchmal echt zu allem zu dämlich! Und dann wunderte er sich, warum Teru schlechte Laune bekam. Aber wen interessierte es einen Scheiß, dass die Stimmung zwischen den anderen gekippt war? Richtig: Yoko. Nun, wahrscheinlich konnte man ihm kein mangelndes Interesse vorwerfen, aber doch Ignoranz der derzeitigen Situation. Oder einfach Sturheit. Teru hatte keinen blassen Schimmer, war aber nun auch auf Yoko sauer. Etwas zumindest. Er verfluchte dessen ganze Rolle in dieser Familienkonstellation, die sie aufgebaut hatten. Denn nur, weil Dad es so angeordnet hatte, hockte Teru nun mit den anderen in dieser Karaokebar, ohne, dass ihm der Sinn danach stand, ein Liedchen zum Besten zu geben. So lümmelte er sich einfach nur auf die Couch, seine Whiskeyflasche in der Hand, ohne die gar nichts ging, schon gar nicht, wenn er mies drauf war. Yoko saß zwischen Ryo und ihm, als hätte er die Streithähne absichtlich außer ihrer gegenseitigen Reichweite gebracht. Und vielleicht hatte er das auch. Aber todbringende Blicke warf Teru Ryo dennoch an Yoko vorbei zu. "Alles nur wegen deinem scheiß Rumgefuchtel", konnte er sich nicht verkneifen, ihm noch einmal eindrücklich an den Kopf zu werfen. Darauf trank er trotzig einen großen Schluck, während Ryo die Arme vor der Brust verschränkt hatte. "Du Wichser ruinierst mich noch irgendwann." Terus Kunst stand auf dem Spiel. Das war kein Kavaliersdelikt. Das war ein Kapitalverbrechen. "Der Typ hat gesagt, dass er die Daten retten kann", setzte Ryo zu einer Verteidigung an und sah ihn direkt an. Einschüchtern lassen würde er sich garantiert nicht von dem Kleinen. Teru wirkte jedoch nicht im Geringsten beschwichtigt, sondern blaffte nur herum und lachte verächtlich. Ein absolut hassenswertes Geräusch, das Ryos Wut brodeln ließ. "Yeah, dieses Mal. Und nächstes Mal? Dann is' alles im Arsch, und wer darf dann wieder von vorn anfangen, hä?" Yoko atmete tief durch und sagte stoisch gar nichts. Die Situation war vertrackt. Teru wurde zur Wildsau, wenn jemand nur an seinen Laptop ging, geschweige denn, wenn dieser aufgrund von Krafteinwirkung auf den Boden fiel und ein gar ekelhaftes Geräusch von sich gab. Yoko hatte mit ansehen können, dass Teru förmlich das Herz in diesem Moment stehen geblieben war. Er hatte sich in Ryos Umarmung befunden, nachdem dieser ihn sich geschnappt hatte innerhalb eines seiner wilden Spiele; in seiner Arbeit abgelenkt zu werden ging Teru oft schon mächtig gegen den Strich, aber diese gar zerstört zu bekommen war eindeutig zu viel für ihn. Oder fast zerstört zu bekommen. Da er zu beschäftigt mit der Rettung eines seiner wichtigsten Arbeitsgeräte gewesen war, hatte er bislang noch keine Gelegenheit gehabt, mit Ryo abzurechnen. Kein Wunder, dass er nun so schrecklich soff und ihn immer wieder anpflaumte. Eine belastende Situation, für alle Beteiligten. Wären sie Zuhause geblieben, hätte sich die Stimmung jedoch auch nicht gebessert. Zumal Yoko eine Idee gekommen war, wie er vielleicht dafür sorgen konnte, dass sie das Problem ein für allemal klärten. Ryo sah verdrossen vor sich hin, zupfte ein Fussel von seiner Hose. Teru kümmerte sich nur noch um seinen Schnaps, schmollte dabei betont. Whiskey war immer der perfekte Lover. Auch wenn der einen nicht in die Arme nehmen, geschweige denn küssen konnte. Ja verdammt, Teru hasste die Lage auch. Und wie. Ihre innerfamiliäre Harmonie war gestört. Er konnte damit nicht umgehen, gar nicht. Aber sein Stolz stand der Wiederherstellung des Friedens im Weg. Genau wie die Tatsache, dass er Ryo ein wenig bestrafen wollte, ganz das Ekel, das Teru nun einmal war. Sadistisch sein, oh ja, das konnte auch jemand, der gerne seinen Arsch anbot. "Okay." Yoko scrollte durch die Musikbibliothek der Karaokebar, welche zum Glück nicht nur Schnulzen und Schlager enthielt, sondern auch Metalsongs. Schließlich war dies eine Metalbar. "Ihr klärt das jetzt wie Männer. Lasst die Luft brennen." Die ersten Riffs von Slipknots 'Nero Forte' erklangen, alsbald mischten sich die Beats darunter. Teru hob den Kopf, zunächst mit verwirrtem Stirnrunzeln, ehe er eine Ahnung bekam, was Yoko von ihnen wollte. Er blickte hin zu Ryo, der mit dem Fuß zu wippen begonnen hatte. Der stampfende Rhythmus dieses brutalen Songs war unwiderstehlich, und so stimmte Teru mit ein, fühlte die Beats immer intensiver in sich, nickte grimmig grinsend im Takt, bis sein ganzer Oberkörper ergriffen war. Empfänglich war er ohnehin in seiner jetzigen emotionalen Verfassung für einen knallharten Dampfhammer. So stand er auf, den wilden, herausfordernden Blick auf seinen 'Gegner' gerichtet. Ryo folgte ihm, und Yoko beobachtete die beiden, wie sie wahrhaftig die Luft brennen ließen. So wie der Screampart wieder einsetzte, schrien sie sich enthemmt an; zum Glück waren die Kabinen schalldicht, andernfalls wäre wohl bald jemand vom Personal aufgetaucht, um herauszufinden, ob alles in Ordnung war oder ob die Polizei besser schlichten sollte. Typen wie Teru und Ryo hatten nun einmal ihre eigenen Methoden. Und Yoko wusste, dass sie nicht ernsthaft aufeinander losgehen und sich verletzen würden. Dafür liebten sie sich viel zu sehr. Sie lieferten sich ein wüstes Gefecht. Umkreisten sich, mit nach vorn gebeugten Oberkörpern, und während es wohl kaum etwas Animalischeres gab als einen Teru, der von Adrenalin gesteuert ausflippte, ließ Ryo sich nicht einschüchtern und bot ihm die Stirn - auch im wahrsten Sinne des Wortes. Kopf an Kopf brüllten sie sich ins Gesicht, wechselten sich ab, als hätten sie sich vorher abgesprochen. Teru packte Ryo an dessen Kette, und Ryos Hand wanderte zu Terus Hinterkopf, um so die Stirn des anderen an die seine gedrückt zu halten. So fühlte der DJ sich endlos lebendig, existierte für immer in diesem Moment, berauschte sich an der Aggressivität der Musik. In seinen Augen loderte dieses Höllenfeuer, das Ryos Glut nur noch weiter entfachte. "See through your bullshit, you're so dramatic!" Es tat gut, dies Teru ins Gesicht zu schreien. Aber nicht nur das. Er spürte auch, dass mit der Aggressivität der Musik etwas anderes in Teru erwachte, das sein Blut zum Kochen brachte. Das Wutspiel begann sich zu wandeln in einen brutalen, sexuell gefärbten Tanz, denn es lag auf der Hand, dass die erotische Anziehungskraft zwischen ihnen immens war. Momentan erst recht. Kein Wunder, dass Teru, erhitzt, wie er war, sein Hemd förmlich zerfetzte, sich vom Leib riss und wegwarf, während er im Rhythmus der Drums auf den Boden stampfte und sie sich weiter umkreisten, er Ryo dabei ankeifte und der andere in der gleichen Manier antwortete, sodass die Adern an ihrer beiden Hälse hervortraten. Ryo machte es Teru nun nach, hob sein Tanktop, wurde dabei von dem anderen unterstützt, der das überflüssige Stück Stoff davon schleuderte. Yoko fing es prompt, erfreute sich immer noch - oder nun gar noch mehr - an dem Anblick, den die anderen boten. Etwas Erotischeres hatte er selten gesehen. Die Luft brannte tatsächlich, lichterloh, Testosteron war der Zündstoff. Und so wie Ryo Terus Gürtelschlaufen zu fassen bekam und ihn bei den Hüften grob an sich zog, dachte ganz sicher niemand an das, was heute Nachmittag geschehen war. Teru grinste verdorben und raunte genauso tief und dreckig wie Corey Taylor: "You can do your worst to me. At the end of the day, that's what you do best." Anschließend imitierte er dessen raues Lachen, wurde im nächsten Moment aber schon mittels Ryos Körper entschlossen gegen die Wand gedrückt. Der Effekt des Blicks, den sie dann tauschten, so tief und von dunkler, schmutziger Leidenschaft durchtränkt, zog sich bis hinab in Yokos Hose. Ganz zu schweigen vom dem folgenden Kuss und der Art und Weise, wie Ryo Terus Handgelenk über dessen Kopf gegen die Wand presste. Das hatte er wahrlich geschickt eingefädelt. Manchmal musste man insbesondere Terus Kopf gewaltsam ausschalten, und was eignete sich dafür besser als Metal und Sex, kombiniert zu einem Vorspiel? Yoko fiel nichts ein, so wie er sich zurücklehnte und den beiden zusah, wie sie sich hingebungsvoll versöhnten. Ein Gentleman genoss und schwieg, während er sein Werk stolz betrachtete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)