You and me and the devil makes three von Anemia ================================================================================ Kapitel 16: Coming Out, Pt. 2 ----------------------------- Teru war immer für eine Überraschung gut. Und damit überforderte er seine Männer hin und wieder ein wenig. Selbst Ryo hatte deshalb etwas ratlos in seinen Kleiderschrank geblickt, als er Terus Nachricht erhalten hatte. Besser gesagt: Seine Einladung. Yoko war ihm auch nicht behilflich gewesen, wusste dieser doch auch nicht, was man trug, wenn man solch eine spezielle Bar betrat. Aber da dieser ohnehin nicht auf irgendwelchen Schickschnack stand, zumindest nicht, was seinen eigenen Körper betraf (der Mann trug noch nicht einmal Schmuck außer einem Ohrring, was war nur los mit ihm? Okay, Ryo kannte ihn nicht anders, und trotzdem...er würde es nie kapieren), sah er letzten Endes aus wie immer und schien sich daraus gar nichts zu machen, was sein entspannter Blick verriet und die lässige Haltung, als er die Hände in den Taschen der viel zu großen und weiten Hose vergrub. "Wir gehen schließlich nicht zu Halloween", behauptete er und lächelte leicht, aber ungemein durchtrieben. "Aber wenn du gern mal ein Kleid getragen hättest, wäre dies die Gelegenheit für dich." Ryo zupfte sich sein Tanktop zurecht und zog sich anschließend noch einen Hoodie über, dessen Kapuze er über dem Basecap trug. Ganz kurz hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich etwas schicker zu kleiden, war sich aber sofort lächerlich vorgekommen. Nun lachte er sich einen Ast über Yokos Kommentar, klatschte dazu amüsiert in die Hände, bevor er sich Yoko näherte und ihm mit den Zeigefingern abwechselnd in die Seiten pikte. "Das hättest du wohl gerne!" Yoko zuckte nur die Achseln und versuchte, sich seine Belustigung nicht anzumerken. Was misslang. Denn er trug das Lächeln in seinen Augenwinkeln. "Was denkst du, was Teru anhaben wird?" Ryo zog ratlos die Mundwinkel nach unten. "Keine Ahnung. Irgendwas Pimpmäßiges bestimmt. Terustyle. Oder seine Lederjacke." Daraufhin entschieden sie sich, ebenfalls in ihren Lederjacken aufzukreuzen. Damit lag man schließlich nie falsch. Leder war in diesen Kreisen doch beliebt, zumindest vermutete Ryo das. Der absolut keinen blassen Schimmer hatte. Weder von der Szene noch von dem, was ihn in Sachen Teru erwartete. Teru hob sein Whiskeyglas und schob grinsend die Zunge zwischen seinen Zähnen hindurch, so wie er seine Männer doch etwas zurückhaltend näherkommen sah. Was für ein Spaß! Yoko guckte herum, als wäre er ein Fremdkörper. Was er absolut nicht war. Er liebte Teru und Ryo, und deshalb war er hier goldrichtig. Trotzdem wirkte Yoko etwas überfordert aufgrund der anderen Partygäste, die mitunter doch recht freizügig unterwegs waren oder sehr auffällig gestylt. Grell. Für den schlichten, uneitlen Yoko eine fremde Welt. Was aber niemanden störte. Im Gegenteil, sofort wurde sich von allen Seiten nach ihm umgedreht. Yoko mochte nicht zu übertriebenen Stilmitteln greifen, aber seine ruhige Aura war beeindruckender als jedes neonbunte Kostüm. Und sein bloßer Blick ließ so manchen Blutdruck rapide in die Höhe schnellen. Auch Ryo fand direkt Bewunderer, aber die kleinen, zierlichen, puppengesichtigen Twinks waren nichts für ihn. Jedenfalls nicht, seitdem er in festen Händen war. Warum war er noch nicht früher hierher gekommen, fragte er sich, während er sich letzten Endes, nach kurzer Eingewöhnungszeit, zufrieden grinsend einen Weg zu Teru bahnte. Yoko und er, sie hätten die ganze Nacht über den halben Laden umgegraben, jede Wette. Die Betonung lag hierbei eindeutig auf 'graben'. Ryos Hände konnten zu regelrechten Schaufeln mutieren. Und Yoko stand ihm da nur bedingt in etwas nach. Aber Teru hätte dann ebenfalls gegraben. Er hätte ihnen ihr Grab geschaufelt, wären sie abtrünnig geworden. Was Ryo nicht einmal bedauerte. Denn Teru war ganz ohne jeden Zweifel der heißeste Typ des Abends, und er gehörte ihnen. Was sie jedoch reichlich zurückhaltend zeigten, als sie sich links und rechts von ihm auf die schwarze Ledercouch fallen ließen. "Hey, ihr braucht keinen Schiss haben, wir sind hier unter Gleichgesinnten", erklärte Teru und wandte sich zu Ryo, strich mit dem Zeigefinger über die Unterseite seines Kinns und küsste ihn dann ungeniert. Dasselbe machte er mit Yoko. Zugegeben, auch für Teru war es äußerst ungewohnt, vor aller Augen Zärtlichkeiten auszutauschen. Aber es fühlte sich auch nach Freiheit an. Und außerdem musste er dringend sein Revier markieren. Diese hungrigen Augen rundherum lechzten förmlich nach seinen scharfen Typen. Aber nicht nur nach ihnen, sondern auch nach Teru selbst. Was wenig verwunderlich war. "Du siehst krass gut aus", urteilte Ryo, als er Teru eingehend begutachtete, definitiv bewundernd. Teru lächelte breit aufgrund des Kompliments und rückte sich seine hellbraune Fedora keck zurecht. "Miau", raunte Yoko von der anderen Seite her nahe von Terus Ohr und befühlte seine rote Plüschjacke, die ein goldenes Innenfutter besaß. Darunter trug Teru nur ein grobmaschiges Netzshirt außer seinen Tattoos auf der nackten Haut, und ab dem Bauchnabel ging es weiter mit einer doch recht engen, schwarzen Lederhose und spitz zulaufenden Stiefeln mit einem nicht zu verachtenden Absatz. Von den ansehnlichen Beinen wanderte Ryos Blick nun wieder empor hin zu Terus Gesicht. Das Weiß seiner Augen schien gigantisch. Einnehmend. Fesselnd. Das schwarze Make Up hatte er so dick aufgetragen, dass seine Augen gefühlt sein halbes Gesicht einnahmen. Flamboyant. Nun, Teru war noch nie der dezente Typ gewesen, in jeder Hinsicht. "Cool, dass ihr euch getraut habt, zu kommen", meinte er, bestellte per Fingerzeig für jeden einen Whiskey - was Yoko korrigierte, er bevorzugte Bier - und legte dann beide Arme um die Schultern seiner Männer. Ryo und Yoko staunten immer noch ein wenig und blieben deswegen ein bisschen steif. Teru hatte innerhalb von wenigen Wochen eine Entwicklung durchgemacht, die selbst Yoko kaum für möglich gehalten hätte. Und nun konnte man sehen und fühlen, dass Teru wahnsinnig er selbst war. "Ich frage mich wirklich, warum dein Gaydar bei Teru nicht ausgeschlagen hat, Yoyo", schmunzelte Ryo in Yokos Richtung, während er an den Maschen von Terus Shirt herumzupfte. "Er hat doch Vibes wie verrückt." "Die er aber immer gut versteckt hat", verteidigte sich Yoko und nippte an seinem Bier, aber nicht, ohne den wirklich sehr erfreuten Blick von Teru zu nehmen. "Und jetzt, wo ich sie nich' verstecke, hat mir so 'n Wichser da draußen direkt auf die Jacke gerotzt", erzählte Teru, und als Yoko und Ryo besorgt die Stirn runzelten beziehungsweise blinzelten, blieb er selbst ganz cool und betrachtete selbstzufrieden sein Whiskeyglas, das er in die Höhe hielt. Die tanzenden Lichter spiegelten sich in ihm, tauchten sein Getränk in eine scheinbar giftgrüne Flüssigkeit. "Deren Pech", stellte er nach einer Weile des gespannten Schweigens von Ryo und Yoko fest. "Ich seh' so aus, wie ich eben aussah. Wem's nich' passt, der soll halt nich' hingucken." Nun grinste er süffisant erst den einen, dann den anderen an. "Selbst Schuld, wenn diese Pisser ihren Arsch nur zum Scheißen gebrauchen." Er schlug sich auf die Hüfte. "Mein Hintern is' jedenfalls viel zu heiß, um nich' gefickt zu werden." Ryo lachte verblüfft auf. Yoko nahm Terus unverblümte Worte mit einem Schmunzeln zur Kenntnis, das seine Augen strahlen ließ, während er an seinem Bier trank. "Na, is' doch wahr!" "Oh ja, und wie!" Ryo musste Teru ohne Nachzudenken beipflichten, bevor er ihm einen liebevollen Nasenstüber verpasste. "Genauso affenscharf du aussiehst, so mutig bist du auch, Kleiner." Terus riesige Augen blickten ihn spitzbübisch an. "Was erwartest du von dem Kerl, der von zwei Metern Höhe aus ins Publikum springt?" "Das ist doch was ganz anderes", meinte Yoko. "Zu sich zu stehen hat auch nichts mit Leichtsinn zu tun." Ja, da war ein gewisser Tadel in Yokos Stimme zu hören. Es missfiel ihm ganz und gar, dass Teru keinerlei Selbsterhaltungstrieb zu besitzen schien. "Oh fuck, Dad...", maulte Teru, winkte wegwerfend mit den beringten Fingern - bevor sich seine Miene urplötzlich aufhellte, als ein neuer Song gespielt wurde. Ein Remix von Whistle von Flo Rida. Sofort war er auf den Beinen und riss sein Glas in die Höhe, kleckerte den Whiskey auf seine Jacke. Egal! "Tanzeeeen, Motherfuckers!" Schon im Laufen bewegte er sich im Rhythmus, nachdem er im letzten Moment noch Ryo am Arm gepackt hatte, um ihn mit sich zu schleifen. Der ging natürlich gerne mit. Yoko jedoch sah ihnen lieber von der Couch aus zu, gemütlich sein Glas leerend. Er genoss es immer, wenn Teru und Ryo miteinander tobten, denn ihre Energie war sich so ähnlich, dass sie in solchen Situationen wie aus einem Guss wirkten. So hatten die Lachfältchen in seinen Augenwinkeln, welche Teru so liebte, keine Chance mehr, zu verduften, als diese beiden Idioten wie die Wilden den Dancefloor zu allen möglichen dämlich-coolen Songs rockten. Ein wenig Fremdscham bemächtigte sich Yoko, aber dieser verlor das Duell mit der Hingerissenheit und letzten Endes auch mit dem anregenden Prickeln weit in Yokos Süden, spätestens, als Teru seinen Hintern wie ein Stripper an Ryos Arsch rieb und dabei dreckig in Yokos Richtung gestikulierte, den Mittelfinger auf seine ausgestreckte Zunge legend. Ryo währenddessen hatte den Kopf nach hinten geworfen und lachte lauthals, was man nur sehen und nicht hören konnte aufgrund der Musik, die Yoko beinahe gern über sich ergehen ließ. Teru und Ryo machten alles erträglich, jeden Scheiß. Und als er alsbald beobachten konnte, wie sich Ryos Finger in die groben Maschen von Terus Netzshirt hakten, um ihn an sich zu ziehen und leidenschaftlich zu küssen in einem Stroboskopfeuer von Momentaufnahmen, war er gänzlich hin und weg. Heute Nacht würde nicht nur getanzt werden, und Yoko würde auch bald nicht mehr nur den Zuschauer mimen. "Dad!", brüllte Teru nun, zumindest schienen seine Lippen dieses Wort zu formen. Da Yoko von seinem Heranwinken unbeeindruckt blieb, stürmte er nun auf ihn zu und zerrte ihn ohne Gnade mit sich. Yoko lachte, eben so wie ein Vater es tat, wenn ihn seine Kinder dazu brachten, etwas reichlich Albernes zu tun, aber so wie Ryo und er Teru schließlich in ihre Mitte hatten und dieser sich mit geschlossenen Augen räkelte, die Arme erhoben und die Hüften wiegend, ließ er sich auf den Rhythmus ein und legte seine Hände auf Terus perfekten Körper, tat es Ryo somit gleich. Teru hatte sie beide in ihren Bann gezogen, komplett, die Musik war nebensächlich. Teru, der den Sex verkörperte. Teru, der zu genießen wusste. Teru, der ganz er selbst war. Seine wilde Lebenslust loderte wie eine Flamme, und Yoko, der ohnehin sehr empfänglich für das war, was Teru ausstrahlte, ließ es zu, dass er ihn, als er langsam aus seiner halben Hocke auftauchte, intensiv küsste, mit gieriger Zunge. Wenn Teru so frei war, dies zu tun, dann wollten die anderen es auch sein. Sie waren so frei, dass ihnen die ganze Welt zu gehören schien. Und diese würde ihnen niemand nehmen, wenn sie es nicht aus der Hand gaben. 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