You and me and the devil makes three von Anemia ================================================================================ Kapitel 4: Der magische Funke ----------------------------- Über sein großes Bett war Teru noch nie so froh gewesen wie momentan. Klar, als Ausgleich zu den engen Kojen im Tourbus hatte er jedes Mal die erste Nacht Zuhause herbeigesehnt, aber das war etwas ganz anderes als die Freude darüber, es mit seinen Kerlen teilen zu dürfen. Und 'momentan' war wohl ohnehin keine treffende Beschreibung für das, was sie gerade erlebten. Keiner der drei sah so aus, als würde er schon bald keinen Bock mehr haben auf diese extrem seltsame Konstellation. Die Nummer ein paar Minuten zuvor hatte alles andere als lustlos angemutet. Teru jedenfalls stand unglaublich darauf, Yokos und Ryos Schwänze zu lutschen und zu sehen, wie sie darauf abgingen; es war das Geilste auf der Welt, gleich neben Bühnenperformance und Stagediving. Aber nichts ging über das Danach. Wenn selbst Teru seine große Klappe hielt und einfach nur die Nähe zwischen ihnen genoss, die über das Körperliche hinausging. Eine Weile verbrachte jeder in seine Gedanken versunken, denn es gab nichts zu sagen, wenn man sich mittels besagten Körperlichen wieder einmal alles gesagt hatte. Aber in Terus Kopf rumorte es dennoch. So ganz leer war er nie; meistens schwebten irgendwelche Synthlines durch seine Hirnwindungen, aber in letzter Zeit dachte er nicht mehr nur hauptsächlich an die Musik. Es gab so viel, was ihm noch immer unbegreiflich war. Das ging keineswegs mit einem negativen Gefühl einher, im Gegenteil. Dennoch rang Teru immer und immer wieder um Fassung, wenn er sich Ryo und Yoko beguckte. Im positivsten Sinne, den es gab. Und dann fragte er sich nach dem Wie. Dem Warum. "Wie habt ihr eigentlich gemerkt, dass ihr einander knutschen und ficken wollt?", wollte er ein für allemal wissen, jetzt und hier, während er schon fast vergessen hatte, welches eigentlich nun seine Beine waren in dem verschlungenen Knäuel aus unteren Extremitäten. Yoko und Ryo lächelten fast zeitgleich, wie Teru feststellte, als er zwischen ihnen hin und her guckte. Aber das war ihm nicht Antwort genug. Er wollte es wissen. Denn so ergab das Ganze keinen wirklichen Sinn. Und ein Song musste auch von vorn bis hinten stimmig sein, um zu funktionieren. "Vor ein paar Wochen ist Ryo mal mit dem Kopf auf meinem Schoß eingepennt, als er ziemlich dicht war", erzählte Yoko und betastete die Form von Ryos Daumennagel. Der Glanz in seinen Augen verriet Teru, dass es echt war. Das machte ihn ganz kribbelig. Genau wie die Gewissheit, dass diese Kerle so verfickt...weich sein konnten. "Er hat sich im Schlaf an meinem Bein festgehalten. Da wusst' ich, dass ich den Spacko am Morgen nicht mehr wie einen Kumpel angucken können würde." "Und dann hat er gleich meine Adoptionspapiere ausgefüllt!", ergänzte Ryo lachend und schmiegte seine Wange mit geschlossenen Augen gegen Terus tätowierte Brust. Der Keyboarder gluckste ebenfalls und strich ihm über den Kopf. Zur Hölle, ja, Teru verstand, dass es ihm peinlich war, das zu hören. "So ähnlich", bestätigte Yoko schmunzelnd. "Ich hab' ihm ein Herz auf den Kaffeebecher gemalt. Irgendwie hat er sofort gerafft, was ich meine." Der verträumte Blick schwand minimal, als er ihn zu Ryo hob. "Wie lange geht das schon bei dir?" "Paar Monate", schätzte Ryo nuschelnd ein. "Ich hab' keinen Plan, wie das kam. Aber ich hatte mal eine Lady im Bett, und obwohl sie riesige Titten hatte, hab' ich an dich gedacht. Deine Arme und deinen Oberkörper. Und das, obwohl du gar nichts aus deinem Körper machst! Nicht mal Titten hast du!" Yoko war als einziger von ihnen nicht tätowiert. Teru fand, dass das zu ihm auch nicht gepasst hätte. Er war einfach nicht der Typ dafür. Auch nicht für Piercings oder so. Yoko brauchte keine Extras. Und er wusste das. "Und?", wollte der Gitarrist nun wissen. "Bist du auf mich gekommen?" "Nee." Ryo wurde das Ganze etwas zu viel, deshalb verschwand er nun fast ganz in Terus Halsbeuge. "Also, ja...aber erst später, mit meiner Hand." Teru fand, dass Yoko zufrieden aussah. Dass Ryo auf ihn abgefahren war, war absolut berechtigt. Wahrscheinlich hatte er Ryo einmal zu lange angeguckt und war so ganz durcheinander gekommen. Teru war Yoko um ehrlich zu sein immer etwas ausgewichen. Wahrscheinlich hatte er ganz instinktiv Schiss davor gehabt, dass es ihm dann so gegangen wäre wie Ryo. Dass die Glut dann entfacht worden wäre. "Und was war mit mir? Glotzt ihr mir schon lange auf den Arsch?" Wieder lachten Yoko und Ryo. Ryo war natürlich froh, dass es nun nicht mehr um seine Befindlichkeiten ging. Zumindest nicht mehr um jene aus einer Zeit, in der er komplett ahnungslos gewesen war. "Der Billiardabend. Klickt da was, Kleiner?" Ach du Scheiße. Ein breites Grinsen erwuchs auf Terus Gesicht. Ertappt. Yoko und er hatten sich zusammengetan, um Ryo zu schlagen, weil dieser so unfassbar gut war in dem Spiel. Teru wusste noch haargenau, wie es gewesen war, als Yoko sich hinter ihn gestellt hatte, um ihm die richtige Technik zu zeigen. Ganz nahe war er ihm gewesen, was Teru so lange zuvor zu vermeiden versucht hatte. Aber in dieser Nacht hatte ihn sein Schicksal brutal geschnappt. Yokos Hand hatte auf seiner gelegen. Daran erinnerte er sich am deutlichsten, wie bestimmt und rau und herrlich sie sich angefühlt hatte (keine Frauenhand war so), genau wie an Ryo, der sich fast nicht mehr eingekriegt hatte vor Lachen. Fast erstickt war er in seinem irren Tanz der Amüsiertheit. Teru hatte ihm alle möglichen Ausdrücke an den Kopf geworfen, woraufhin er nur noch lauter gebrüllt hatte. Ihm Hummeln auf Speed in den Magen gebrüllt hatte. Yoko währenddessen hatte ihm unbeirrbar ins Ohr geflüstert. "Zusammen sind wir stark." Ein ausgelutschter Spruch, klar. Aber in dem Moment hätte dies Teru nicht weniger interessieren können. Natürlich hatten sie das Ganze komplett versemmelt. Ryo hatte gejubelt und sich ihnen beiden um den Hals geworfen. Aber da war es schon längst passiert gewesen. Die Augenblicke zuvor waren von einem riesigen Glücksgefühl erfüllt gewesen, fast einer kleinen Ekstase. Die Welt hatte sich zu drehen aufgehört; alles war auf einmal so real für Teru gewesen und zugleich so unwirklich. Aber nicht nur das. Für mehrere, himmelhochjauchzende Momente war es gewesen, als ob sie Drei etwas teilten, zu dem niemand anderes zutritt besaß. Eine Welt, die nur sie betreten konnten. Aber Teru hatte die Empfindung damals noch nicht einordnen können. Erst, als es plötzlich möglich schien, weil er es mit eigenen Augen sah, hatte sich das Gefühl Bahn gebrochen. "Wir haben die ganze Nacht über dich gequatscht", beichtete Ryo ihm nun, während Teru sich so zurecht gerückt hatte, dass er Yokos kleiner Löffel sein konnte. "Dass du der Hammer bist und so. Und dann ging's eben auch um deinen Körper, wie geil du aussiehst..." "Und dann haben wir angefangen, darüber zu spekulieren, wie du's wohl am liebsten hättest", raunte Yoko gegen seine Schulter. "Und was wir am liebsten mit dir gemacht hätten. Wir haben uns das erzählt und uns dazu gegenseitig einen geschrubbt." "Yoko hat abgespritzt, als ich ihm erzählt hab', wie er dich über dein DJ Pult legt, an den Haaren packt und dich im Rhythmus zu deinen Beats nimmt." "Und Ryo, als ich ihm erzählt hab', wie er dir dabei in die Augen sieht und du dann seinen Schwanz in den Mund nimmst." Teru lachte nervös und räusperte sich dann. Er selbst hatte in der Nacht im Bett gelegen und nicht schlafen können, weil er so aufgebracht gewesen war. So glücklich, dass er fast daran verzweifelt wäre, weil er dachte, die Emotion würde seinen Körper sprengen. "Gut, dass du dann von selbst zu uns gekommen bist, Sugar", wisperte Yoko; es klang wie ein Lob. "Und dass du echt auch Bock auf uns hattest." "Wir dachten wirklich, das wird nix mit dir und dass du uns nur nachläufst, weil du auf Ärger stehst." Yoko pflichtete ihm bei. "Mehr auf Ärger als auf uns." "Oder nur auf einen von uns." Teru wirkte nun fast beleidigt. "Also hättet ihr Ficker mich ewig schmoren lassen?" Er schnaubte gereizt. "Ey, wenn ich nicht 'n paar Eier in der Hose gehabt hätte! Dann würdet ihr jetzt immer noch auf mich wichsen wie zwei kleine Fanboys! Und ich wär' verdammt traurig, ja? Ich dacht' sowieso, dass zwischen euch kein Platz für mich ist. Denn eigentlich läuft das ja so nicht..." "Bei uns schon", erwiderte Yoko und drehte seinen Kopf in seine Richtung. "Wir hätten aber auf alle Fälle mal vorsichtig vorgefühlt, was bei dir geht, stimmts, Honey?" "Logo!" Ryo küsste erst Yoko, dann Teru. "Ohne dich, das wäre total falsch gewesen." "Denk nicht über den Scheiß nach", forderte Yoko nun förmlich, auch wenn seine Stimme warm und weich klang, als er über Terus gebräunte Schulter strich. "Du hast alles richtig gemacht, Sugar." So fühlte es sich auch an. Yoko hatte Recht, vollkommen. Er hatte auf das, was unmöglich erschienen war, gedrungen, mit seiner ganzen terutypischen Leidenschaft, und den Jackpot geknackt. Was war schon eine Komfortzone gegen einen Platz zwischen den unglaublichsten Männern der Welt? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)