The Arrival von molnja (Eine Star Lights Story) ================================================================================ Kapitel 1: Die Ankunft ---------------------- Es war einer dieser sternenklaren Abende im Spätherbst. Es war die Zeit, in der die Sonne schon früh unterging und den Kristallen am Himmel den Vortritt ließ. Die Tage waren kalt, doch das hinderte Mamoru nicht daran Bunny zu einem kleinen Spaziergang zu entführen, bei dem die beiden mal ohne Chibi Usa ein paar Stunden alleine verbringen konnten. Sie liefen durch die Straßen und unterhielten sich über alles Mögliche, bis sie unweit von Bunnys Haus stehen blieben. Er beugte sich zu ihr runter und küsste sie zärtlich auf ihre kalten Lippen. Bevor er sie endgültig nach Hause verabschieden wollte, schauten sie gemeinsam in den sternenklaren Himmel, an dem sich in diesem Augenblick drei Sternschnuppen zeigten. „Hast du dir etwas gewünscht?“, fragte Mamoru mit einem Lächeln. „Ja, das habe ich.“, erwiderte Bunny. „Verrätst du mir auch was?“ „Das ist ein Geheimnis, sonst geht es nicht in Erfüllung.“, sagte Bunny mit einem Augenzwinkern und schaute noch einmal in den Himmel. Die Sternschnuppen, die gerade noch den Abendhimmel von Tokyo überflogen, überquerten fast die gesamte japanische Hauptinsel Honshū, landeten sanft auf einer Lichtung in Akiumachi Baba und verwandelten sich in ihre menschliche Gestalt. „Glaubst du, dass wir hier richtig sind, Healer?“, fragte eine erschöpfte und bedrückte Sailor Star Fighter. „Ich glaube schon. Mein Gespür hat den Stern der Prinzessin bis zu dieser Insel gefühlt.“, reagierte Sailor Star Healer ebenso erschöpft. „Aber du weißt schon, dass diese Insel riesig ist.“, gab Sailor Star Maker gereizt zu bedenken. „Das ist eine circa Viertel Millionen km² große Fläche, wie sollen wir sie so finden.“ Healer fühlte sich angegriffen. „Was weiß ich, ich habe sie nun mal irgendwo über dieser Insel verloren.“ „Hört auf euch zu streiten.“, wies Fighter die beiden als Anführerin an. „Wie wir gesehen haben, ist dieser Planet groß. Wir können froh sein, dass die Fläche, die wir absuchen müssen im Verhältnis dazu so klein ist.“ Maker senkte den Kopf, denn sie musste zugeben, dass Fighter nicht ganz unrecht hatte. „Wie gehen wir also vor?“ Healers Stimme klang etwas verzweifelt. „Es ist ganz schön kalt und ich beginne langsam zu frieren.“ Auch Fighter und Maker begannen allmählich zu zittern. Fighter biss die Zähne zusammen. „Wir gehen wie üblich, nach Vorschrift vor. Das Ginga no Kage Protokoll!“ „Ernsthaft?“, sagte Healer mit den Zähnen klappernd. „Wozu?“ „Fighter hat recht.“, sagte Maker. „Beim Anflug haben wir Anzeichen für eine weit entwickelte Kultur gesehen und die Prinzessin versteckt sich hier. Es ist nicht unwahrscheinlich, das Galaxia hier auftauchen könnte. Wir müssen unsere wahre Identität um jeden Preis wahren.“ „Außerdem hätten wir dann auch mehr an!“, fügte Fighter hinzu. „Ich hasse dieses Protokoll.“, reagierte Healer grimmig. „Es nervt mich jedes Mal, wenn ich mich zu Spionagezwecken in einen Jungen verwandeln muss.“ Fighter wurde wütend. „Hast du eine bessere Idee? Es ist unsere Pflicht nach Vorschrift zu handeln, wir sind schließlich die Leibgarde der Prinzessin und, wenn wir inoffiziell auf einem fremden Planeten landen, müssen wir uns tarnen. Oder willst du vielleicht einen Krieg anzetteln.“ „Wir wissen nicht, wie die Bevölkerung auf Eindringliche reagiert.“, pflichtete Maker ruhig bei. „Zudem hat es Fighter schon gesagt, es ist unsere Pflicht nach Ginga no Kage Protokoll zu handeln.“ Healer schmollte, hatte aber keine Wahl. Es war sehr lange her, dass es notwendig war sich in ihre männliche Tarnidentität zu verwandeln und es war jedes Mal eine Umgewöhnung. Nicht nur, dass ihr Körper sich veränderte, auch die Hormone passten sich an. Der Gedanke daran, dass sie nicht wussten, wie lange dieser Zustand anhalten sollte, nervte Healer am meisten. Die drei Kriegerinnen nutzten den Schutz der Dunkelheit und Abgeschiedenheit des ländlichen Gebiets und nahmen eine zivile, männliche Gestalt an. Augenblicklich wurde ihnen wärmer, denn die Kleidung, die einer Uniform glich, umhüllte ihren ganzen Körper. Ein langärmliches schwarzes Oberteil, welches im oberen Bereich mit einem Stehkragen in der jeweiligen Farbe der Kriegerin abgeschlossen war, eine Scherpe in derselben Farbe und eine lange Hose, über die sie Stiefel trugen. Es mutete chinesisch an und war relativ unauffällig, dachten sie zumindest. Auch, wenn die Reise zur Erde lang und beschwerlich war, konnten sie sich nicht ausruhen und eine abendliche Rast in einem unbekannten Wald einlegen. Sie merkten schnell, dass die Kleidung, die sie nach der Verwandlung umhüllte, sie nicht lange vor der klirrenden Kälte des japanischen Nordens schützen würden. In der Hoffnung sich warm zu laufen und auf jemanden zu treffen, gingen sie los. Keiner von ihnen sagte nur ein Wort. Ihr Aufbruch kam so unerwartet, wie ungewollt. Als die verletzte Prinzessin Hals über Kopf den Planeten verließ, konnten sie nichts anderes tun, als ihr blind zu folgen. Sie existierten nur, um sie und ihr Sonnensystem zu beschützen, doch da ihr Planet gerade von Galaxia in Schutt und Asche gelegt wurde, blieb ihnen einzig die Prinzessin. Als sie einen letzten Blick zurückwarfen, stand das einst blühende Kinmoku in Flammen. Dieser Anblick zerriss ihre Herzen und es sollte lange dauern, bis die Tränen, auf diesem langen Flug durch die Galaxie, getrocknet waren. Sie waren müde, sie waren hungrig und sie waren körperlich und geistig erschöpft. Sie wussten nicht, wie sie diese schier unlösbare Aufgabe meistern sollten, die sie sich selbst auferlegt hatten. Eine Prinzessin zu suchen, die überstürzt geflohen war und damit fertig zu werden, dass sie einen brennenden Planeten zurückgelassen haben, ohne zu wissen, was mit den Menschen dort geschehen war. Sie fühlten sich regelrecht leer und marschierten fast automatisch durch die Landschaft, deren Schönheit sie nicht erfassen konnten. Ihre Augen waren nur zu Boden gerichtet. Sie nahmen nicht wahr, dass ihr unwegsamer Pfad durch den strahlenden Vollmond am klaren Himmel erleuchtet wurde und sie, wie ein führendes Licht in die richtige Richtung leitete. Es dauerte 45 Minuten, bis sie endlich auf einen Weg stießen, der von Straßenlaternen umsäumt war. Sie entschlossen sich schnell, welche Richtung sie einschlagen würden und mussten noch ein Stück weit laufen, bis neben ihnen plötzlich ein kleiner Lastwagen anhielt. Die drei schauten vorsichtig hinein und sahen einen kleinen älteren Mann, der sie aus dem Wagen heraus anlächelte. „Ein wenig spät und dunkel für einen Spaziergang im nirgendwo!“, meine der einfach gekleidete Mann mit einem freundlichen Lächeln. Taiki beschloss sich auf das Gespräch einzulassen. „Wir sind auf der Suche nach einer Unterkunft.“ Die drei waren durch die lange Wanderschaft über Stock und Stein nun noch erschöpfter, dass der ältere Mann nicht anders konnte. „Ich fahre zum Yuzushi Salon Ichibo, das ist ein hübsches Luxushotel. Ihr seht aus, als könntet ihr euch das leisten.“ „Wie kommen sie darauf?“, fragte Taiki verwundert. „Naja.“, begann der ältere Herr verlegen. „Ihr seht gut aus und eure Kleidung sieht aus, als wärt ihr Schauspieler.“ Er räusperte sich. „Allerdings weiß ich nicht, was ihr zu dieser Zeit in diesem Aufzug hier draußen in der Kälte macht.“ „Das ist eine lange Geschichte. Es wäre nett, wenn sie uns mitnehmen könnten.“ Taiki hatte keine Lust sich eine Ausrede einfallen zu lassen, zumal die drei nicht wussten, ob die Ausrede auf diesem Planeten funktionieren würde. „Steigt ein.“ Den Jungs war es egal, wofür der ältere Mann sie hielt. Sie ließen sich mitnehmen, denn sie mussten dringen in die Zivilisation, um an Essen und einen warmen Schlafplatz zu kommen. Keiner der drei redete übermäßig viel, im Gegensatz zum älteren Mann, der ausführlich berichtete, dass er Bauer in der Gegend war und frisches Gemüse der Region in die umliegenden Hotels brachte. Ihm schien die Stille wohl unangenehm, sodass es ihm auch nichts ausmachte, dass die Jungs keinen Ton von sich gaben, denn er konnte gut und lange erzählen, ohne sich zu langweilen. Am besagten Ort angekommen verabschiedeten sie sich freundlich vom Fahrer, der den Lieferanteneingang ansteuerte und begaben sich zum Haupteingang des Hotels. Als sie das große Gebäude betraten, merkten sie, wie luxuriös alles war. Es erinnerte sie an einen Palast, jedoch ganz anders, als das, was sie kannten. Es war eine raffinierte Mischung aus Tradition und Moderne. Die Angestellten trugen alle traditionelle Kleidung und die vielen jungen Frauen leisteten ihren Dienst in edel gewobenen Yukatas. Als die Gefährten über die Schwelle traten, richteten sich plötzlich alle Blicke auf sie. Nicht nur ihre ungewöhnliche Kleidung, auch ihre schönen Gesichter schienen beinahe jede anwesende Dame zu entzücken. Sofort begannen die Anwesenden, die sich im Bereich der Lobby aufhielten zu tuscheln und sich zu fragen, wer diese schönen jungen Männer sein konnten. Diese blickten sich misstrauisch um und traten an die Rezeption. „Ist es möglich hier zu übernachten?“ Die junge Dame, die sonst sehr fleißig und weltgewandt ihrer Arbeit nachging, verwandelte sich augenblicklich in ein schüchternes Schulmädchen, dass sich kaum noch traute den schönen Männern zu antworten. Glücklicherweise stand die Besitzerin des Yuzushi Salon direkt neben ihrer schüchternen Angestellten. Diese war eine Frau, die Tradition, Schönheit und Reife ausstrahlte. Auch, wenn sie den reizenden Anblick der Jungen bemerkte, ließ sie sich dadurch nicht beeindrucken, denn dafür war sie einfach zu professionell und zu abgebrüht. „Sie möchten bei uns einchecken?“, fragte sie höflich. „Wie möchten sie bezahlen?“ „Bezahlen?“, fragte Yaten verdutzt. Seiya und Yaten entglitten die Gesichtszüge. Sie waren so ausgelaugt und mit ihren Kräften am Ende, dass sie diese Notwendigkeit schlichtweg außer Acht gelassen hatten. Sie waren so überstürzt abgereist, dass sie keine Zeit oder Gelegenheit hatte ein paar Goldmünzen mitzunehmen und nun standen sie da. „Wir haben leider keine Bezahlung.“, sagte Taiki vorsichtig. „Glaubt ihr, ich bin ein Obdachlosenheim?“, sagte die schöne Besitzerin freundlich mit einer hochgezogenen Augenbraue. Seiya sammelte all seine mentale Kraft zusammen, lente sich mit einem Arm auf den Tresen und schaute die Besitzerin keck an. „Was wäre, wenn wir für sie arbeiten.“, sagte er selbstgefällig. Die Besitzerin lehnte sich ebenso selbstgefällig an den Tresen. „Was könntet ihr mir schon bieten.“ „So einiges.“, erwiderte Seiya mit einem frechen Lächeln. „Das klingt nach einem netten Angebot, aber so ein Etablissement sind wir nicht.“, sagte sie mit unverändertem Blick. „Wir sind Musiker.“, warf Taiki geistesgegenwärtig dazwischen. „Wenn wir für ihr Gäste etwas singen, dürfen wir dann eine Nacht hierbleiben und eine einfache Mahlzeit bekommen?“ Die Besitzerin stellte sich nun aufrecht hin, verschränkte ihre Arme und schaute die drei prüfend an. „Ihr seid Musiker?“ „Ja.“ „Und wie nennt ihr euch?“, fragte sie skeptisch. Seiya reagierte blitzschnell. „San Raito.“ „Die ‚Drei Lichter‘ also.“ Sie musterte die Jungs einen Augenblick. „Tja, dass muss wohl Schicksal sein. Mein Live-Act, der um 21 Uhr auftreten sollte, hat mir abgesagt. Aber bevor ich ein paar unbekannte auf die Bühne lasse, höre ich mir euch erstmal an!“ Eigentlich fehlte ihnen die Kraft für jeden Schritt, denn sie taten, doch es ließ sich nicht ändern, sie mussten da durch, damit sie ihre Reise ausgeruht weiterführen konnten. Die Besitzerin führte sie in ihr Büro. Es war unerwartet traditionell und hatte nichts mehr von dem geschickten Mix aus Tradition und Moderne. Schon ihre Kleidung und ihr Habitus verrieten, dass diese selbstbewusste Frau die Tradition ehrte und ihr hohe Bedeutung beimaß, dennoch wusste sie, wie man ein Luxushotel führte und was die Kunden wollten, sodass sie ihren Gästen zumindest in den öffentlichen Bereichen entgegenkam. „Nun gut,“, begann die Besitzerin abermals mit verschränkten Armen und ernstem Blick. „singt mir etwas vor.“ Selbstsicher begann Seiya die ersten Zeilen eines Liedes, welches er gemeinsam mit Taiki und Yaten zuhause oft angestimmt hatte. Nach kurzer Zeit stiegen auch die beiden mit ein und trugen das Lied tadellos a cappella vor. Die Besitzerin war sichtlich beeindruckt und hatte ihre Entscheidung getroffen. „Welche Instrumente könnt ihr denn spielen? Schließlich wird sich keiner euren bloßen Gesang anhören wollen.“, sagte sie streng. Das stimmte die Gefährten skeptisch. Sie waren sich nicht so sicher, ob es die Instrumente so oder ähnlich auch auf diesem Planteten gab. „Yaten und ich spielen ein Saiteninstrument und Taiki ein Tasteninstrument.“, erklärte Seiya optimistisch. Die Besitzerin führte sie wortlos in einen Raum, der sich hinter der Bühne befand und wo einige männliche Angestellte, die ebenfalls traditionell gekleidet waren, ihnen ein paar Instrumente zeigen sollten. Es war einiges vorhanden, auch wenn die Musiker, die sonst auftraten für gewöhnlich ihre eigenen Instrumente mitbrachten. „Dürfen wir die Instrumente antesten?“, fragte Taiki selbstbewusst, um die Unwissenheit zu überspielen und zu erfahren, ob es einen Sinn hatte sich etwas davon auszusuchen. „Selbstverständlich. Goro, Taizo ihr zeigt ihnen alles.“ Sie wandte sich den Jungs zu. „In einer Stunde ist es soweit. Drei Lieder, dann zeigt euch Ninomiya von der Rezeption euer Zimmer und bringt euch etwas zu essen.“ Die drei lächelten der Besitzerin freundlich hinterher, doch als sie aus der Tür war, fiel ihre aufgesetzte Mimik zusammen. Sie sahen nun wieder so erschöpft und angeschlagen aus, wie, als sie das Hotel betraten. „Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Yaten im Flüsterton. „Was, wenn wir die Instrumente nicht spielen können?“ „Lass es uns erstmal probieren. Wir haben noch eine Stunde, bis dahin müssen wir das hinbekommen und uns auf drei Lieder einigen.“ Taiki schien wieder gefasst zu sein. „Na gut.“, sagte Seiya mutig und griff zu einer Shamisen. „Die sieht doch fast aus, wie eine Kobys.“ Yaten warf Seiya einen skeptischen Blick zu. „Tut es nicht. Die Kobys hat nur zwei Saiten.“ Goro reichte Seiya ein Bachi, eine Art Plektrum, mit der er die Seiten anschlagen sollte. Er atmete tief durch und begann zu spielen. Nicht nur Yaten und Taiki waren erstaunt, sondern auch Goro und Taizo gefiel, was er spielte. Taiki war die Erleichterung anzusehen, denn mit einem Instrument kamen sie deutlich weiter als mit nichts. „Das wird Frau Hasebe gefallen.“, sagte Taizo optimistisch. „Sie liebt alles, was traditionell ist.“ „Nun gut.“, japste Yaten und griff zu einem Viersaiter Bass. Auch er konnte sich schnell an das Instrument gewöhnen und erntete bewundernde Blicke, weil er wohl nicht das einfache Standardrepertoire abspielte, was die beiden Helfer von den sonstigen Musikern gewohnt waren. Schließlich schlossen sie ein Keyboard an, sodass Taiki es ausprobieren konnte. Da Seiya und Yaten schon so virtuos gespielt hatten, erwarteten Goro und Taizo meisterhaftes von dem Brünetten und wurden nicht enttäuscht. „Das ist um einiges besser, als das was hier so manches Mal auftritt, und ihr habt die Instrumente nur angetastet.“, gab Goro bewundernd zu. Die Jungs waren nun überzeugt es zu schaffen und besprachen, welche Lieder sie zum Besten geben würden. Sie haben viele Lieder für sich, auf Festen und für ihre Prinzessin gesungen, aber welche wären geeignet ein Publikum zu bespaßen, welches sie überhaupt nicht einschätzen konnten. „Ich schlage vor, wir beginnen mit ‚See Me, Boku-tachi no Jidai‘.“, sagte Taiki. Er möchte das Lied sehr gerne, weil es so ruhig und versöhnlich war. „Dann sollten wir mit ‚Chikara Wo Awasete‘ fortfahren.“, setzte Yaten fort und rieb sich die Schläfen. „Das singst am besten du, Taiki.“ „Ok, und als letztes schlage ich ‚I miss you‘ vor.“, fügte Seiya hinzu. „Dann sind wir uns ja einig.“, schloss Taiki. „Ich kann nicht erwarten, bis der heutige Tag endlich vorbei ist. Ich drehe hier langsam durch.“, begann Yaten zu jammern. Seiya war von Yaten ewigen Allüren etwas genervt. „Uns geht es allen so, aber wenn du nicht im Wald bei den Wölfen schlafen willst, solltest du dich ein wenig zusammenreisen. Es sind nur drei Lieder, die wir zigmal vor Menschen gesungen haben, das kriegen wir auch hier hin!“ „Na gut, dann lasst uns jetzt raus, Goro und Taizo haben schon alles aufgebaut.“, sagte Taiki. Sie betraten die Bühne aus einem Hinterraum und machten sofort mächtig Eindruck. Alleine ihr Aussehen schien den Damen im Saal den Atem zu rauben. Ihre Augenringe, die sie durch die Strapazen der vergangenen Tage hatten, waren durch die Ausleuchtung kaum noch zu sehen und ihre Kleidung, machte den Eindruck eines perfekt abgestimmten Bühnenoutfits. Die Tribüne bestand aus vielen Tischen, an denen die Gäste während der Aufführungen essen und trinken konnten, wie es in vielen westlichen Hotels üblich war. Durch Frau Hasebes Vorliebe für die Tradition, waren es typisch japanische, niedrige Tische und viele Gäste schickten sich an zu so später Stunde einen Yukata zu tragen und reichlich Sake zu bestellen. „Und nun, verehrte Herrschaften, stehen zum ersten Mal ‚San Raito‘ auf dieser Bühne.“ Frau Hasebe kündigte die drei an, erhob ihren Arm und verließ die Bühne. Seiya, Yaten und Taiki begannen mit ihrer Performanz und konnten schon mit dem ersten Lied überzeugen. Auch, wenn es ein Lied aus ihrer Heimat war, traf es geradezu den Nerv der Zeit. Die Gäste waren fasziniert, dass der Dunkelhaarige ein Shamisen zu einem so modernen Popsong verwendete und Frau Hasebe war mehr als nur hingerissen. Sie rissen sich zusammen und gaben ihr Bestes, denn sie fürchteten, dass die strenge Besitzerin sie rausschmeißen würde, wenn sie sich einen Fehler erlaubten, und so wurde der Auftritt ein voller Erfolg. Nach dem dritten Lied verließen die drei unter Jubel aufrecht die Bühne, nur um im Nebenraum vor Erschöpfung zusammenzuklappen. „Es war fantastisch.“, lobte sie Frau Hasebe, als sie nach ihnen den Raum betrat. „Ist euch aufgefallen, wie ihr die Frauen um den Finger gewickelt habt?“ „Vielen Dank.“, sagte Seiya ziemlich kraftlos. „Wir wollen nicht unhöflich sein, aber wir haben eine lange Reise hinter uns und müssen uns jetzt dringen ausruhen, um morgen weiter zu ziehen.“ „Ihr seht aber nicht aus, als wüsstet ihr wohin. Ich sehe den Leuten an, ob sie bleiben, weil sie es wollen oder, weil sie es müssen. Ihr macht mir den Eindruck, als wüsstet ihr eigentlich nicht wohin.“ „Da mögen sie recht haben, aber wir haben immer noch kein Geld, um uns ihr Hotel leisten zu können.“, gab Seiya zu. „Dann habe ich einen Vorschlag. Ihr tretet drei Mal die Woche auf, bekommt ein günstiges Zimmer und günstiges Essen und könnt euch ein wenig dazuverdienen, bis ihr genug habt, um weiterzuziehen.“ Seiya schaute optimistisch zu Taiki und Yaten. Während Taiki nickte, sah Yaten immer noch genervt aus, stimmte aber auch zu. „Einverstanden.“, sagte Seiya als Anführer. Nachdem die schüchterne Ninomiya die drei in ein mäßig luxuriöses, traditionelles Zimmer gebracht hatte, in dem sie bereits drei Yukata bereitgelegt, die Futonbetten ausgelegt und eine Kleinigkeit zu Essen hingestellt hatte und sie alleine ließ, brachten sie endgültig zusammen. Nach dem spärlichen Essen waren sie zwar immer noch hungrig, aber es ließ sich aushalten. Sie schwiegen wieder. Sie hatten so viel geredet, um diese Frau zu überzeugen und so viel gesungen, dass sie einfach nur noch Stille wollten. Taiki schlief sofort ein und Yaten folgte ihm kurz später, nachdem er vor sich hin gegrummelt hatte. Einzig Seiya lag in diesem dunklen warmen Zimmer, welches vom Mondlicht durchflutet wurde und dachte an Kakyuu. Er wusste nicht, ob es feige oder mutig war den Planeten zu verlassen, um ihr zu folgen. Er machte sich immer noch Vorwürfe, dass er die Menschen auf Kinmoku im Stich gelassen hatte, doch ohne Prinzessin war alles sinnlos. Kakyuu war alles für ihn und er verehrte sie zutiefst. Er war immer um sie herum und schwärmte für sie. Nie war er sich sicher, ob sie diese romantischen Gefühle für sie erwiderte. Doch es war egal, was er für sie empfand, denn sie hatte einen Geliebten, der ihr alles bedeutete. Um die Prinzessin zu brechen, tötete Sailor Galaxia diesen Mann und fügte Kakyuu Verletzungen zu, sodass sie sich entschloss in all der Trauer Hals über Kopf zu fliehen. Wenn sie etwas für Seiya empfunden hätte, wäre sie nie ohne ihn gegangen. Aber das war unwichtig, denn seine Zuneigung ihr gegenüber war immer noch da und es war ihm und seinen Gefährten eine Pflicht sie zu finden, wieder zurückzukehren und alles wiederaufzubauen. „Wie sollen wir euch nur finden.“, murmelte Seiya ermüdet und schlief langsam ein. ---------------------------------------------------- Damit ihr euch die Kleidung besser vorstellen könnte ist hier ein Link. Die Zeichnung ist nicht von mir, aber ich fand die einfach so passend. https://www.deviantart.com/youkaiyume/art/Kinmoku-Fashion-Three-Lights-162749916"]YoukaiYume von DeviantArt Das sind die Songs dieses Kapitels! See Me, Boku-tachi no Jidai --> https://www.youtube.com/watch?v=vYu584NwhQY Chikara Wo Awasete --> https://www.youtube.com/watch?v=GXxgmSbI7XE I miss you --> https://www.youtube.com/watch?v=anZFeMj_geY Kapitel 2: New Song ------------------- Am nächsten Morgen saßen die Gefährten gemeinsam beim Essen. Obwohl sie seit langem das erste Mal lange und tief geschlafen hatten, fühlten sie sich wie gerädert. Die Strapazen der langen Reise und des beschwerlichen Kampfs vor ihrem Aufbruch, hinterließen ihre Spuren. Dennoch sah Seiya die Notwendigkeit darüber zu sprechen, wie sie weiter verfahren sollten. „Wir wissen also, dass die Prinzessin sich auf dieser Insel befindet. Aber wie sollen wir diese Nadel im Heuhaufen finden?“, begann Seiya. „Das wird schwierig.“, sagte Taiki nachdenklich. „Ich brauche mehr Zeit, und vor allem mehr Ruhe, um mir etwas zu überlegen.“ „Ja, und so lange müssen wir irgendwelche Hotelgäste bespaßen. Großartig.“, jammerte Yaten. „Hast du eine bessere Idee?“, reagierte Seiya gereizt. Yatens Blick war trotzig, doch er schwieg. „Also gut, wir werden das durchziehen und ich werde mir eine Lösung für das Problem überlegen.“, sagte Taiki entschlossen. Einen Abend später war es wieder soweit. Die drei zogen ihre Uniformen an und gingen auf die Bühne, um erneut ‚See Me, Bokutachi No Jidai‘, ‚Chikara Wo Awasete‘ und ‚I miss you‘ zu performen. Im Zuschauerraum saßen viele neue, aber auch ein paar bekannte Gesichter, die sich die Lieder erneut anhören mussten. Scheinbar machte es ihnen aber nichts aus, denn sie jubelten und erhoben ihre Gläser in Richtung der Musiker, während die Damen nicht mehr aus dem Schwärmen kamen. Auch die Ausstrahlung der Jungs war eine ganz andere, als bei ihrem ersten Auftritt. Die Zerschlagenheit, die der letzten Zeit geschuldet war, war durch zwei ruhige Nächte gemildert, und sie konnten nun richtig aufdrehen. Sie schienen die Instrumente an diesem Tag noch besser zu beherrschen. Frau Hasebe war begeistert. „Ihr wart ja noch besser, als vorgestern. Die Gäste haben noch mehr getrunken und mehr gefeiert. So gefällt mir das.“, sagte sie. „Danke.“, entgegnete Seiya zufrieden. „Ich habe hier ein paar CDs für euch. Vielleicht könnt ihr davon etwas spielen. Es sind zwar Schlager, aber wenn ihr sie so aufpeppt, wie ihr eure Lieder spielt, dann erhöhe ich euren Lohn. Ich habe euch übrigens umquartiert und euch neue Kleidung für die Auftritte zur Verfügung gestellt. Ninomiya führt euch in das Zimmer.“ Bevor sie ging, drehte sie sich noch einmal um. „Ach ja, ihr dürft auf Kosten des Hauses im Restaurant speisen oder euch etwas aufs Zimmer bestellen.“ Sie hatte nicht zu viel versprochen. Das neue Zimmer war deutlich geräumiger und verfügte sogar über zwei Räume, wovon eines ein Schlafzimmer mit drei Betten und eines ein Wohnzimmer im traditionellen Stil war. „Sie scheint viel Vertrauen in uns zu haben.“, staunte Seiya. „Für sie sind wir nur Goldesel.“, stöhnte Yaten. „Und dafür müssen wir komische japanische Schlagerlieder singen.“ „Das spielt keine Rolle.“, sagte Taiki trocken. „Bis wir eine Lösung finden, haben wir keine Wahl.“ „Ist euch auch aufgefallen, dass zu unserem Auftritt mehr Gäste ins Restaurant gekommen sind?“, merkte Seiya an. „Das stimmt. Das würde auch das Upgrade erklären.“, sagte Taiki. Yaten hob den schicken Männer Yukata in die Höhe. „Und seht euch diese Klamotten an. Mir steht sowas ja nicht einmal und damit soll ich auf die Bühne.“ Taiki und Seiya konnten nur mit den Augen rollen. Da Seiya, Taiki und Yaten die Erlaubnis bekamen die Instrumente mit auf ihr Zimmer nehmen zu dürfen, konnten sie die Lieder in Ruhe einstudieren. Da sie zwar einen guten Musikgeschmack hatten und wussten, was die Herzen der Menschen bewegte, suchten sie sich einiges raus, dennoch baten sie auch Ninomiya, Goro und Taizo um ihre Meinung, da sie schon lange dort arbeiteten und die Gäste kannten. Die Auftritte wurden langsam zur Routine und es war deutlich zu sehen, dass sich der Zuschauerraum füllte, wenn es wieder einmal einen Auftritt der ‚San Raito‘ gab. Frau Hasebe räumte ihnen die Zeit für drei weitere Lieder ein und das Publikum war begeistert von den frisch interpretierten und beliebten Schlagern sowie den Songs, die die Jungs selbst mitgebracht hatten. Es passierte zunehmend, dass einige mutige Zuschauerinnen ihnen ihre Telefonnummer oder Zimmernummer zusteckten. Angetrieben von der Popularität, die sie mit der Zeit erlangten, fühlte sich Taiki ermutigt zu komponieren, wie er es eher als Hobby schon auf Kinmoku getan hatte. Er konnte von Glück sprechen, dass Seiya, Yaten und ihn nicht nur sein Dasein als Sailor Kriegerin verband, sondern auch die Lieber zur Musik, auch wenn Yaten so manches Mal eine Zicke sein konnte, was für einen Mann nicht sehr schmeichelhaft war. In jeder freien Minute versuchte er ein Lied zu komponieren, mit dem er nicht nur bloße Begeisterung auslöste, sondern auch die Herzen der Menschen berührte. Er saß beinahe ständig am Keyboard, klimperte herum und schmiss ständig Notenblätter auf den Boden, weil er noch unzufrieden war. „Ich bin fertig.“, sagte er irgendwann und reichte Seiya die Noten rüber. „Kannst du dazu einen Text schreiben?“ „Spielst du es mir einmal vor, damit ich ein Gefühl für die Melodie bekomme?“, entgegnete Seiya bei der Durchsicht der Noten. Taiki begann die Tasten des Keyboards zu drücken und erfüllte den Raum mit einer Melodie, die Seiya sofort mitriss. Er fühlte, wie sich die Worte und der Text beinahe von alleine formten. Er griff zum Papier und begann sofort zu schrieben. „Ich ertrage es nicht mehr.“ Yaten war vollkommen aufgerieben. „Wir singen jetzt seit zwei Wochen immer die gleichen Lieder. Ich habe es satt ständig von diesen Frauen angemacht zu werden. Was glauben die, wer wir sind?! Ihre Lustknaben?“ Taiki unterbrach sein Spiel und wandte sich zu Yaten. „Ich verstehe dich Yaten, aber wir brauchen nun mal eine Bleibe, und bis uns nicht etwas Besseres einfällt, müssen wir uns am Riemen reißen.“ Nach zwei Stunden meldete sich Seiya wieder zu Wort, nachdem er ununterbrochen über dem Text gehangen hatte. „Ich bin fertig.“ „Lass sehen.“ Taiki streckte seine Hand aus, nahm das Papier entgegen und las es durch. „Das ist gut, Seiya. Das sollten wir bis übermorgen einstudieren.“ Seiya ließ es sich auch jetzt nicht anmerken, dass er sehr oft an Kakyuu denken musste. Aber diese Gedanken führten zu nichts. Ob sie was für ihn empfand oder nicht, war unwichtig, er verstand nur nicht, warum sie so überstürzt geflohen war. Er und auch Yaten und Taiki waren doch schließlich ihre Beschützer, wie konnte sie nur ohne ihre Leibgarde davonziehen. Bedeuteten sie ihr nichts, bedeutete er ihr nichts? Diesen Gefühlen konnte er nun endlich freien Lauf lassen, wo Taiki eine Melodie geschrieben hatte, die sein Innerstes nach außen kehrte. Plötzlich verspürte er ein Verlangen danach alleine zu sein. „Ich mache einen Spaziergang.“, sagte er wehmütig. „Wenn ihr nichts dagegen habt, möchte ich das Lied singen.“ „Gut.“, entgegnete Taiki etwas besorgt, ob Seiyas offensichtlicher Traurigkeit. Kapitel 3: Three Lights ----------------------- Zwei Tage später war es nun endlich so weit. Die drei entschlossen sich wieder einmal ihre Uniformen zu dem Auftritt anzuziehen. Sie betraten die Bühne und sangen, wie jeden Abend abwechselnd eines ihrer Lieder und einen bekannten Schlager. Das Publikum war, wie immer begeistert. Darunter saß eine junge Frau, die erst am vorherigen Tag in das Hotel kam. Sie trug einen Yukata und einen Hanten, da die Tage immer kälter wurden. Sie war auffällig, da sie sich ihrer Schönheit bewusst war und diese nicht durch eine zurückhaltende Art versteckte. Ihre brünetten Haare waren offen und gewellt und sie trank reichlich Sake und rauchte genüsslich lange Zigaretten. Den dreien fiel sie anfangs nicht auf, erst als sie merkten, dass sie als einzige keine Mine verzog und auch nicht schmachtend, sondern interessiert und aufmerksam in ihre Richtung schaute. Der Blick war fast prüfend. Sie ließen sich davon nicht irritieren und wollten den Auftritt mit einer neuen Schlussnummer über die Bühne bringen. Seiya tauschte das Shamisen gegen eine E-Gitarre aus und Taiki begann das Stück einzuleiten. Sofort schauten die Zuschauer gebannt zu den drei Musikern und Seiya begann zu singen. So wie ein heller Stern, leuchtend im dunkel Der Nacht, sind deine Augen im Glanz der Freude erwacht, so denk ich jeden Tag an dich. (Und ziehe durch die Straßen) Der Tag des Abschieds zerbrach unsre Herzen Und doch bleibt unsre Hoffnung, dass wir uns wiedersehen, vielleicht in diesem Sternensystem. (Zu lang war unsre Reise) Search for your love Niemals werd ich schweigen, Search for your love Solange bis wir dich finden, Search for your love Jeden Tag sing ich dieses Lied für dich. Seiya legte sein ganzes Herzblut in jedes Wort, welches er sang. Yaten und Taiki bemerkten die Ausstrahlung die plötzlich von Seiya ausging, als würde er diese Zeilen nicht nur singen, sondern als würde er nach der Prinzessin rufen, sodass jeder es hören konnte. Sie spürten all die Magie und die Leidenschaft. Diese Worte waren nicht einfach nur Phrasen, die er zu einer hübschen Melodie geschrieben hatte, sie kamen aus tiefstem Herzen. Alle hörten gebannt zu. Es war regelrecht still um sie herum. Nur die junge Frau stand auf und verließ den Saal. Auch, wenn Seiya sich nichts anmerken ließ, traf es ihn. Er konnte verstehen, dass ihr das Lied vielleicht nicht gefiel, aber, dass sie gegangen war, kränkte ihn. Es war das letzte Lied des Abends gewesen und Seiya war erleichtert endlich die Bühne zu verlassen. Egal wie viele Leute ihm zujubelten, diese eine Frau war es, an die er denken musste. Er hatte das Gefühl, dass die Zeilen, die er voller Leidenschaft vorgetragen hatte, bedeutungslos waren, nur weil sie gegangen war. Nach dem Auftritt kam Frau Hasebe auf die drei zu. „Ich muss euch jemanden vorstellen.“ Bei Yaten stellten sich schon die Nackenhaare hoch, er hatte keinen Bedarf eine weitere Frau kennenzulernen, die ihm oder seinen Gefährten an die Wäsche wollte. „Muss das jetzt sein? Wir sind müde.“ „Sei nicht so unhöflich.“, sagte Taiki scharf und wandte sich zu Frau Hasebe. „Können wir das auf morgen Vormittag verschieben? Es war sehr anstrengend gerade.“ Taiki lächelte höflich. Er hatte ebenfalls die Befürchtung, bei der Person würde es sich um eine Frau handeln, deren Absichten nicht edel waren, doch es war noch nicht vorgekommen, dass Frau Hasebe ihnen jemanden vorstellen wollte, also bewahrte er an Haltung. „Sie sagte, dass sie euch jetzt kennenlernen will, also folgt mir.“, sagte sie ernst mit einer hochgezogenen Augenbraue. Die Jungs atmeten tief durch und folgten ihr mürrisch. Als sie in die Lobby kamen und dort die besagte junge Frau stand, die vorhin den Zuschauerraum verlassen hatte, starrte Seiya sie überrascht an. Was tat sie hier? Und warum wollte sie sie treffen? Waren seine Worte doch nicht bedeutungslos? Yaten und Taiki hatten die Frau im Zuschauerraum nicht wahrgenommen und dachten immer noch an eine Person, die ihre Befriedigung bei jungen Musikern suchte, wobei Taiki seine Gedanken zu verstecken wusste, im Gegensatz zu Yaten. „Darf ich vorstellen, das ist Anko Yasui, sie arbeitet bei einer Plattenfirma und möchte euch gerne kennenlernen.“ Alle verbeugten sich höflich und Frau Hasebe verließ die Runde, denn sie hatte sich noch um andere Dinge zu kümmern. „Ich bin Musikproduzentin und arbeite für Sonny Music. Ich suche immer nach neuen Talenten und würde euch gerne ein Angebot machen.“ Ihr Blick war durchdringend, doch sie lächelte dezent. „Kein Interesse.“, sagte Yaten herablassend. „Es tut mir, leid, aber ich glaube, das ist nicht für uns.“, wiederholte Seiya Yatens Ablehnung mit höflicheren Worten. Er war glücklich, dass sie nicht aus Desinteresse oder Abneigung gegangen war, doch sein Ziel war es einen Weg zu finden, effektiv nach der Prinzessin zu suchen und nicht Berühmtheit zu erlangen. „Lassen sie uns eine Nacht darüber schlafen. Wir sind etwas müde und kraftlos. Wir haben die letzten Tage daran gearbeitet den letzten Song einzustudieren, jetzt müssen wir uns dringend ausruhen. Morgen Abend teilen wir ihnen unsere Entscheidung mit.“, sagte Taiki zur Verwunderung der anderen. „Also gut. Dann kommt bitte morgen um 19 Uhr in mein Zimmer.“ Sie ging, drehte sich aber noch einmal um. „Überlegt es euch gut, solche Chancen regnen nicht vom Himmel.“ „Was sollte das Taiki?“, fragte Yaten aufgebracht, als Frau Yasui außer Hörweite war. „Wir gehen auf unser Zimmer, dann erkläre ich euch alles. Aber vorher brauche ich ein Bad.“, sagte Taiki völlig gelassen. Nachdem die drei eine Weile im Onsen die nötige Entspannung nachgeholt hatten, gingen sie auf ihr Zimmer. Sie knieten sich in den Yukatas an den Tisch und Taiki begann zu erklären, worauf Yaten und Seiya schon angespannt warteten. „Seiya, ist dir bewusst, wie du das letzte Lied gesungen hast?“ „Was meinst du?“, fragte er verwundert. „Ich habe es gemerkt.“, mischte sich Yaten ein. „Als hättest du eine Botschaft rausgeschickt.“ „Und was hat das jetzt mit dieser Musikproduzentin zu tun?“, fragte Seiya irritiert. „Denk doch mal drüber nach! Was wäre, wenn du diese Botschaft nicht nur an ein paar Hotelgäste, sondern an ganz Japan rausschicken könntest.“, gab Taiki optimistisch zu bedenken. Seiya und Yaten schauten sich mit großen Augen an. Sie hatten nicht soweit gedachte, dass diese Frau tatsächlich eine Chance sein könnte. Sie könnten endlich das ganze Land erreichen und die verschwundene Prinzessin finden. In allen erwuchs eine neue Hoffnung. Am nächsten Abend saßen die drei im Zimmer von Anko Yasui. Obwohl es eine geschäftliche Angelegenheit war, die sie sehr ernst nahm, bequemte sie sich nicht etwas Förmliches anzuziehen. Es war eigentlich auch keine Geschäftsreise, aber wer konnte ahnen, dass sie so eine Perle in einem Hotel entdecken würde? Sie liebte diese bequemen Yukatas und zog sich den Hanten über, da sie immer etwas fröstelte. Sie hatte eine Keramikkaraffe mit Sake auf dem Tisch stehen und zog genüsslich an ihrer langen Zigarette. „Kennt ihr Sonny Music?“, fragte sie, als sie sich einen Sake einschenkte. „Nein.“, antwortete Taiki für die drei. „Das wundert mich. Wir sind ein weltweit agierendes Music Label und haben viele große Künstler hervorgebracht. Sie letzte drei Nummer 1 Hits im Land sind von uns. Ich bin öfter hier in der Gegend, weil wir ein Tochterunternehmen in Sendai haben. Und, wenn ich dann mal hier bin, komme ich gerne in dieses Hotel.“ Sie warf ihr gewelltes, brünettes Haar über die Schulter. „Ich bin dafür zuständig neue Talente zu finden und würde sagen, dass ich ohne zu suchen fündig geworden bin, vorausgesetzt, ich kann euch überzeugen.“ „Wir haben darüber nachgedacht und finden ihr Angebot interessant.“ Taiki übernahm das Reden, denn er war der geschickteste Redner und wurde nicht unnötig emotional. „Dann will ich mal wissen, mit wem ich es zu tun habe. Erzählt doch mal was über euch!“ Taiki begann. „Wir sind Kou Yaten, Kou Seiya und Kou Taiki. Wir sind 16 Jahre alt...“ Frau Yasui unterbrach ihn erstaunt. „Verstehe ich das richtig? Ihr habt alle den gleichen Vornahmen?“ „Das ist richtig. Weil in diesem Land…“ Taiki räusperte sich. „Weil man in Japan den Nachnamen zuerst nennt, werden wir gelegentlich für Brüder gehalten, aber das ist ein Irrtum.“ Frau Yasui begann laut schallend zu lachen. „Wenn ihr alle 16 und Brüder wärt, dann müsstet ihr ja Drillinge sein.“ Die drei wurden durch den Lachanfall etwas verlegen. „Ihr braucht euch nicht zu genieren.“, sagte sie gelassen. „Es wäre wahrscheinlich verantwortungslos euch einen Sake anzubieten? Ihr dürft mich Anko nennen. Ihr seid mir sehr sympathisch.“, sie lächelte Taiki mit ihrem durchdringenden Blick an, der diesen Blick ebenso erwiderte. Anko trank ihren Sake aus, schüttete sich neuen ein und steckte sich eine weitere Zigarette an. „Nun gut. Dann erzählt mir doch, was das für Lieder sind, die ihr da singt. Ich kenne mich ziemlich gut aus in der Musikszene und habe die Hälfte eurer Lieder nicht gehört.“ „Die Lieder haben wir selbst geschrieben. Ich komponiere die Melodie und Seiya kümmert sich um die Texte.“ „Die Lieder sind allesamt gut, doch das letzte Lied war so kraftvoll, als würde es die Energie aus der gesamten Gegend ziehen, um Lichtstrahlen in alle Richtungen zu senden.“, sagte sie anerkennend. „Danke.“ Seiya wurde verlegen. Ihm war bewusst, dass es nicht nur sein Verdienst war, aber ihre Worte waren wie eine Belohnung für sein Herzblut. „Habt ihr einen Namen?“, sagte sie plötzlich, als hätte sie fast vergessen zu fragen. „Wir nennen uns ‚San Raito‘.“ „Drei Lichter also?!“ Anko trank ihren Sake aus und schaute nachdenklich nach oben, bis sie scheinbar einen Geistesblitz hatte. „Three Lights. Englische Namen kommen viel besser an.“ Die Jungs hatten augenscheinlich nichts gegen eine Namensänderung, denn der Name bedeutete ihnen nichts, nur zwei Worte unter denen Frau Hasebe sie ankündigen konnte. Seiya war im innersten aufgeregt und voller Hoffnung. Er hatte nicht daran geglaubt, dass sie eine Lösung finden würden, wie sie ihre Suche beginnen sollten. Doch das Glück hatte sie in Form einer schönen jungen Musikproduzentin gefunden. Yaten betrachtete die Lage nun auch aus einer anderen Sicht. Er sang gerne, doch seit sie auf der Erde angekommen waren und jeden zweiten Abend in diesem Hotel ihre Lieder zum Besten gaben, war er nur noch gereizt und angespannt. Es lag in seiner Natur etwas ungehalten zu sein, doch er überspielte damit auch seine Unsicherheit wegen der Verluste, die er und seine Kameraden erlitten hatten. Er war nun auch überzeugt, dass das ein guter Weg war, den er bereit war zu gehen. Trotzdem war er um einiges aufmerksamer als Seiya, denn er beobachtete sowohl Anko als auch Taiki mit einem scharfen Auge und vernahm eine Spannung zwischen den beiden. Die Blicke die sie sich zuwarfen, waren alles andere, als die von Geschäftspartnern. Am liebsten hätte er ‚Nimmt euch ein Zimmer!‘ gesagt. Er verstand nicht was das sollte. Taiki musste sich nicht anbiedern, schließlich hatte sie sie ein Interesse an ihnen als Musiker. „Ich werde morgen in Tokyo anrufen und veranlassen, dass ein Vertrag aufgesetzt wird. Vorerst, werdet ihr aber in Sendai bleiben. Wir wollen schauen, wie erfolgreich ich euch machen kann, bevor wir an den nächsten Schritt denken.“ Anko fuhr mit der Hand durch ihre brünetten Wellen. „Ich muss euch nur noch erklären, was auf euch zukommt, dann können wir starten.“ „Es ist schon sehr spät.“, sagte Yaten zurückhaltend, um nicht zu widerspenstig und desinteressiert zu erscheinen. „Ist es möglich, dass wir das Morgen besprechen?“, frage Seiya mit einem höflichen Lächeln. „Geht doch schon vor, ich werde noch hierbleiben und das klären.“, sagte Taiki, als die beiden schon aufgestanden waren. Yaten rollte mit den Augen und verließ mit Seiya das Zimmer. „Was sie wohl noch für Bedingungen stellt?“, fragte sich Seiya. „Taiki wird uns sicher gleich alles erzählen.“ „Bist du blind? Wir können froh sein, wenn die beiden überhaupt irgendetwas besprechen.“, sagte Yaten genervt. „Wie meinst du das?“ Seiya war verwirrt. „Ich glaube eher, dass sie sich gleich über ihn hermacht. Und er hat nicht ausgesehen, als würde er Anstalten machen sich dagegen zu wehren.“ Und Yaten sollte nicht unrecht behalten. Taiki kam erst am nächsten Morgen zurück ins Zimmer, als Yaten und Seiya bereits frühstückten. „Na? Was habt ihr die ganze Nacht schönes gemacht.“, fragte Yaten interessiert. „Das geht euch nichts an.“, reagierte Taiki trocken. „Solange du uns das nicht kaputt machst, kannst du mit ihr machen, was du willst...oder sie mit dir.“, reagierte Yaten streng. „Habt ihr wenigstens etwas sinnvolles besprochen?“, fragte Seiya. „Ja.“ Taiki war müde, doch er hielt es für wichtig die neuesten Erkenntnisse mit seinen Gefährten zu teilen. „Sie hat vorgesehen, dass wir vorerst hier im Hotel bleiben und weiter auftreten.“ Yaten verzog das Gesicht. „Wir müssen noch vier weitere Songs und ein instrumentales Intro schreiben, um ein Album zu veröffentlichen. ‚Search for your love‘ will sie als Single vorab veröffentlichen, um uns bekannter zu machen. Wir sollen schon nächste Woche in das Tonstudio in Sendai, um das Lied aufzunehmen. Wir müssen auch Promotion Fotos machen lassen. Da sie Frau Hasebe kennt, will sie mit ihr sprechen, dass wir nur noch zwei Mal die Woche auftreten.“ „Das klingt nach einem Plan.“, gab Seiya erleichtert zu. „Jetzt muss ich mich hinlegen. Ich brauche etwas Schlaf, dann werde ich mich an das Keyboard setzen.“ Taiki gähnte und ging ins Bett. „Für die drei Informationen ist er die ganze Nacht geblieben.“, sagte Yaten mit hochgezogener Augenbraue. „Lass ihn doch. Oder bist du neidisch?“, fragte Seiya neckisch. Er begann eine arbeitsreiche Zeit für die Jungs. Taiki saß an manchen Tagen ununterbrochen am Keyboard und komponierte Melodien. Es gelang ihm nicht immer etwas zu schreiben, wovon er überzeugt war, weshalb er manches Mal frustriert das Papier wegwarf. Es war ihm wichtig, dass es keine belanglose Melodie war, die man sofort wieder vergaß oder bei der man schnell wegschalten wollte. Es sollte etwas sein, was die Leute zum Zuhören brachte und sie bewegte. Sobald er es schaffte etwas Sinnvolles zu komponieren, spielte er es Yaten und Seiya vor, die ihre ehrliche Meinung abgaben und so machen Bemühungen Taikis zunichtemachten. Kam die Melodie bei allen dreien gut an, setzte sich Seiya an einen Text. Er konzentrierte sich mit all seinen Gedanken und Gefühlen auf die Prinzessin. Er konzentrierte sich auf die Zuneigung zu ihr und legte diese Empfindungen in den Text, den er gerade schrieb. Die Texte mussten nicht korrigiert oder überarbeitet werden. Man spürte die Sehnsucht in jedem einzelnen Wort. Kapitel 4: Kleider machen Musiker --------------------------------- Nun war der Tag gekommen, an dem sie ins Tonstudio fahren sollten. Anko stand mit ihrem geräumigen Mazda 323 vor dem Hotel und wartete auf die Jungs, die in ihren Uniformen zum Auto kamen. „Habt ihr nichts anderes anzuziehen?“, fragte Anko verwundert, als sie eingestiegen waren. „Und ist euch nicht etwas kalt? Es sind doch schon die ersten Schneeflocken gefallen.“ „Es ist eine lange Geschichte, aber nein, haben wir nicht.“, sagte Seiya. Anko klatschte freudig in die Hände. „Dann weiß ich ja, was wir nach den Aufnahmen machen. Es wird vielleicht etwas viel, aber ich werde euch neu einkleiden und dann gehen wir essen.“ Sie drehte sich zu Taiki. „Hast du die Noten?“ Taiki reichte die Blätter rüber und erntete einen verwunderten Blick. „Sind das die Noten?“, fragte Anko sichtlich erstaunt. „Ich weiß ja nicht, von welchem Planeten du kommst, aber das wird hier keiner lesen können.“ Yaten und Seiya zuckten zusammen. Anko schaute sie an und begann wieder einmal schallend zu lachen. „Was ist denn mit euch los? Beruhigt euch. Wir kriegend das im Studio gleich hin.“ „Das habe ich im Ausland bei einem exzentrischen Privatlehrer gelernt. Verzeih bitte.“, entschuldigte sich Taiki. Während er die Noten so aufgezeichnet hatte, wie er es auf Kinmoku gelernt hatte und sich keine Gedanken darüber machte, dass es jemand anderes außen Yaten und Seiya zu Gesicht bekämen, war den beiden das Herz in die Hose gerutscht. Sie dachten ihre Identität wäre aufgeflogen. Im Tonstudio angekommen, mussten Taiki und Anko vorerst die Noten in eine leserliche Form bringen, damit der Tontechniker und Studiomusiker ihren Beitrag dazu leisten konnte. Schließlich begannen sie mit den Aufnahmen für die Single. Die Arbeit verlief tatsächlich anders, als die drei erwartet hatten. Zum Teil mussten sie gemeinsam, zum Teil einzeln in die Kabine. Sie mussten den Song mehrere Male singen und wurden ewig unterbrochen, weil irgendetwas nicht gefiel. Das Einspielen der Instrumente musste ebenfalls erfolgen und Seiya, Taiki und Yaten war fix und fertig. Doch Anko war streng und unermüdlich. Sie war vor allem ewig unzufrieden mit Seiyas Performance. „Seiya, ich muss eine rauchen, begleite mich doch.“ Seiya durfte sich die Jacke eines Tontechnikers leihen und folgte ihr nach draußen. „Die letzte Aufnahme deines Gesangparts ist schon sehr gut, aber ich bin immer noch unzufrieden.“ Seiya schaute demotiviert. „Als du dieses Lied neulich im Hotel gesungen hast, hast du nach etwas gerufen, einen Ausdruck in der Stimme gehabt, den die ganze Welt hören konnte. Glaubst du, dass es auf einem Tonträger nicht möglich ist?“, fragte Anko und zog an ihrer Zigarette. Seiya schaute sie verwundert an. Ihm war nicht bewusst, welch nachhaltige Wirkung sein Gesang hatte. „Ok, versuchen wir es noch einmal. Ich verspreche, es wird klappen.“ Anko lächelte und drückte ihre Zigarette aus. „Ich verlasse mich darauf.“ Als sie reingingen und er es noch einmal wagte, war er wieder da, der Ruf nach seiner Prinzessin, nach dem Licht, welches sein Leben leitete und hell erleuchtete. Taiki, Yaten, Anko und die Tontechniker sahen Seiya gebannt zu, wie er zu der, bereits eingespielten Musik nach jemanden rief, der nur darauf wartete gefunden zu werden. Anko schaute zufrieden. Damit würden es nicht lange dauern die ‚Three Lights‘ zu der beliebtesten Gruppe Japans zu machen. „Das war es. Ich hätte nie gedacht, dass wir das heute schaffen. Aber ich muss morgen noch einmal her. Der Song muss noch abgemischt und editiert werden.“ „Können wir dabei sein?“, fragte Yaten neugierig, da ihn die Arbeit des Tontechnikers sehr interessierte. „Sicher!“, sagte Anko freudig. Sie mochte es, wenn Musiker mehr als nur schöne Gesichter mit schönen Stimmen waren. „Aber jetzt kleide ich euch erst einmal neu ein. Diese Outfits sind zwar sehr interessant, aber nicht gerade zeitgemäß.“ „Können wir nicht vorher etwas essen? Das hat alles sehr lange gedauert.“, nörgelte Yaten. Anko begann zu lachen. „Ihr seht aus, wie Zauberer. So gehe ich mit euch nirgendwo hin.“ Die drei stiegen in das Auto ein. Taiki stupste Yaten in einem unbemerkten Augenblick mit dem Ellbogen an und flüsterte mit einem tadelnden Blick. „Nimm dich zurück.“ Anko fuhr in die Einkaufsstraße von Sendai und führte die Jungs in einen Laden, in dem schon ein gepiercter Designer, mit gefärbten Haaren und exzentrischer Kleidung auf sie wartete. „Anko, da bist du ja endlich. Darf ich dir den Mantel abnehmen?“ „Hallo Kubo. Gerne.“ Anko lächelte und reichte ihm ihren Mantel. „Hier habe ich die drei jungen Männer mitgebracht, die du für mich einkleiden musst. Es sollte bitte bühnentauglich sein.“ Der Designer musterte die drei jungen Männer in ihren ungewöhnlichen Uniformen. Sein Blick verriet, dass er sein Kopfkino spielen ließ, welche Kleidung den dreien stehen würde und, was geeignet war als Bühnenoutfit durchzugehen. Er ging nach hinten und holte Stoffproben. „Ich bin für ganz klassische Herrenanzüge, die farblich variieren.“ Er legte die Stoffproben auf einen Tisch. „Für den kleinen“ Er zeigte auf Yaten. „schlage ich ein helles Grau vor, dazu ein blaues Hemd und eine rote Krawatte.“ Er zeigte auf Seiya und fuhr fort. „Für dich würde der rote Anzug passen, dazu ein dunkles Hemd, vielleicht schwarz und eine gelbe Krawatte. Und dem großen schlage ich einen gelben Anzug mit grünem Hemd und einer Hellblauen Krawatte vor.“ Anko betrachtete die Stoffproben, hielt sie aneinander und schaute zu den Jungs. Schließlich nickte sie. „Kling interessant. Dann kannst du sofort die Maße nehmen.“ Kubo nickte und bat die drei nach hinten. „Ich lasse euch eine Weile allein.“, sagte Anko und zog ihren Mantel wieder an. „Stellt nichts Dummes an.“ „Die geht jetzt bestimmt ohne uns essen.“, grummelte Yaten. „Du bist unmöglich. Kannst du nur meckern?“, tadelte ihn Taiki. „Seit froh.“, warf Seiya ein. „Jetzt bekommen wir endlich unauffälligere Kleidung.“ Ohne weiter zu murren, gingen die drei in das Hinterzimmer und ließen sich ausmessen. Ihre Mägen begannen langsam sehr laut zu knurren, was ihnen sehr unangenehm war. Kubo konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, sah es aber locker. „Sie hatte noch was von Jacken gesagt.“, merkte Seiya an, als er mit Yaten auf einer Couch saß und Taiki an der Reihe war. „Soll das heißen, dass wir gleich noch in das nächste Geschäft gehen?“ Yaten verlor sichtlich die Geduld. Seiya grübelte. „Ich glaube kaum, dass wir diese Anzüge sofort bekommen, wenn er uns gerade ausgemessen hat, und Anko hat schon angekündigt, dass sie so nicht mit uns essen gehen wird.“ Yaten packte sich gestresst ins Gesicht. „Wenn ich nicht bald was zu essen bekomme, kann er die Maße nächstes Mal neu nehmen, denn sonst passe ich in die Sachen sowieso nicht rein.“ Plötzlich klingelte die Türglocke, die neue Kundschaft ankündigte. Kubo schaute in den Eingangsbereich und erblickte Anko mit ein paar Shoppingtaschen. „Ist schon einer der Jungs fertig?“, fragte sie neugierig. „Ja, ich muss nur noch den großen zu Ende ausmessen.“ „Seiya, Yaten ich habe was für euch.“ Anko streckte ihnen ein paar Taschen entgegen. „Zieht das an!“ Die beiden schauten sich verwundert an und verschwanden in einer Umkleidekabine. Als sie rauskamen, hatte Seiya eine verwaschene, dunkle Jeans, ein schwarzes Longsleeve und ein dunkelrotes Hemd an. Auch an den passenden Schmuck in Form einer Hundemarke und Ledersneaker hatte sie gedacht. Yaten kam mit einer grauen Jeans, einem weißen Longsleeve und einer dunkelgrauen Weste raus. Das Outfit wurde mit einem langen blauen Schal und ein paar Stiefeletten aufgerundet. Beide schauten sich an und mussten augenblicklich positiv überrascht grinsen. „Anko, du hast einen ausgezeichneten Geschmack.“, sagte Kubo anerkennend. „Woher hast du unsere Größe gewusst?“, fragte Seiya verwundert. „Glaubt ihr, ich mache den Job zum ersten Mal?“, reagierte sie mit einem Zwinkern. Als auch Taiki fertig war und sein neues Outfit angezogen hatte, welches aus einem schwarzen Nadelstreifenhemd, einer lockeren dünnen Krawatte, einer schwarzen Jeans und Halbschuhen bestand, war der zweite Schritt des Tages so gut, wie erledigt. „Ich habe noch mehr Kleidung für euch im Auto, und auch ein paar Wintersachen, damit ihr mir nicht erfriert, bevor ich euch berühmt gemacht habe.“ Sie drehte sich zu Kubo. „Wann sind die Sachen fertig?“ „In drei Tagen könnt ihr zum Anpassen vorbeikommen.“ „Wunderbar. Ihr habe es gehört.“ Sie klatschte in die Hände. „Und jetzt gehen wir was leckeres Essen.“ Yaten fiel ein Stein vom Herzen und auch Taiki und Seiya waren froh nicht in den nächsten Laden zu müssen. Sie starben fast vor Hunger und mussten aufpassen, dass sie sich nicht die Blöße gaben, wenn sie im Restaurant waren. Anko führte sie in ein Lokal, in dem traditionelle japanische Speisen angeboten wurden. Es war kein edles Sternerestaurant, aber sie ging hier oft Essen, wenn sie in der Stadt war. Yaten und Seiya studierten aufmerksam die Karte, konnten sich unter den Gerichten allerdings nur wenig vorstellen. „Kannst du uns etwas empfehlen?“, fragte Seiya, um dumme Fragen zu vermeiden. „Das Okonomiyaki schmeckt hervorragend.“ Sie schaute noch einmal prüfend auf die Karte. „Und die Ramen mit Rindfleisch und Pilzen.“ Gesagt, getan. Alle bestellten etwas zu essen und konnten es nicht erwarten die neuen Speisen zu probieren. „Du und Kubo, kennt ihr euch schon lange?“, fragte Seiya neugierig, da ihm die vertraute Umgangsweise aufgefallen war. „Ja, ich habe ihn im Studium kennengelernt, und jetzt ist er meine Anlaufstelle, wenn es darum geht meine Entdeckungen einzukleiden.“ Sie lächelte. „Aber jetzt mal zum Plan. Die Verträge werden mir morgen vormittags mit Eilboten aus Tokyo zugesendet. Ich wollte die erste Singe schon vor Weihnachten veröffentlichen, das bedeutet, dass wir einen straffen Zeitplan haben.“ „Weihnachten?“, fragte Yaten verdutzt, da er mit diesem Begriff nichts anfangen konnte. „Ja, das ist eine günstige Gelegenheit, um die Verliebten anzusprechen.“ Das war die einzige Erklärung, die Anko abgab. Den Jungs war damit zwar nichts erklärt, aber zu fragen und weltfremd zu klingen, konnten sie sich nicht erlauben. Da das Essen kam, unterbrachen alle das Gespräch. Taiki, Seiya und Yaten probierten sich durch die unbekannten Spezialitäten und waren begeistert von der japanischen Küche. „Ihr tut ja so, als ob ihr noch nie ein Okonomiyaki gegessen hätten.“, sagte Anko lachend. Seiya zuckte zusammen. Taiki reagierte geistesgegenwärtig. „Schon, aber das ist das beste Okonomiyaki und die besten Ramen, die ich seit langer Zeit gegessen habe.“ „Das freu mich!“, sagte Anko. „Das ist auch mein Lieblingslokal.“ Zurück im Hotel, trennten sich die Wege der Gruppe. Seiya und Yaten gingen auf ihr Zimmer und Taiki kam etwas später nach. Er wollte noch kurz etwas mit Anko besprechen. „Von wegen etwas besprechen.“, nörgelte Yaten, als sie das Zimmer aufschlossen. „Man könnte meinen, du bist neidisch.“, sagte Seiya grinsend. Ihm war es recht, wenn Taiki sich etwas ablenken würde. Auch, wenn schon ein paar Wochen vergangen waren, keiner von ihnen hatte vergessen, was noch vor kurzer Zeit auf Kinmoku geschehen war. Seiya musste sich Mühe geben nicht an die Prinzessin zu denken und ihr Handeln zu hinterfragen und Yaten wachte oft schweißgebadet in der Nacht auf, mit der Begründung es seien nur Albträume. Er ging nie näher darauf ein und Seiya und Taiki hatten genug Respekt ihn nicht danach zu fragen. Taiki verlor kein Wort über ihren Heimatplaneten, er konzentrierte sich auf die Suche nach der Prinzessin, und das war auch alles, was er seinen Gefährten kommunizierte. Seiya wusste nicht, was ihn mit Anko verband und, was er in den zweisamen Momenten mit ihr machte, er war nur froh, dass er etwas Zerstreuung fand, und er etwaige Gefühle für seine Kompositionen nutzen konnte. „Ich gehe mal runter zu Goro.“, sagte Seiya, als sie ihre neuen Jacken abgelegt hatten. „Was willst du denn da? Wir treten doch erst übermorgen auf.“, fragte Yaten verwundert. „Ich versuche mal herauszufinden, was dieses Weihnachten ist.“ „Und wie willst du das tun? Die werden uns doch für Idioten halten.“, wand Yaten ein. „Geh lieber zu Ninomya. Die kannst du wenigstens mit deinem Charme einwickeln.“ „Gute Idee!“, sagte Seiya und ging. Am folgenden Tag fanden sich die Three Lights zusammen mit Anko im Tonstudio ein. Es ging nur noch darum dem Song den letzten Schliff zu verleihen und ihn abzumischen. Yaten schaute dem Tontechniker genauestens über die Schulter und war fasziniert von der Arbeit und den Ergebnissen, die es mit sich brachte. Anko gab derweil Anweisungen für diese Tätigkeit, denn sie war nicht nur dafür verantwortlich, dass ein Künstler groß rauskam, sondern auch für das erste Album und das Debut. Sie war zwar erst 24, doch ihr Händchen für diese Aufgabe verschaffte ihr diese wichtige Position. „So, wir sind jetzt fertig.“, sagte Anko optimistisch. „Gleich kommen schon die nächsten Künstler und ich muss noch telefonieren. Setzt euch bitte in den Aufenthaltsraum, ich hole euch gleich ab.“ Die Jungs nickten und gingen in einen etwas düsteren, aber gemütlichen Raum mit drei großen Sofas. Als Taiki die Tür öffnete, blieb er etwas überrascht im Türrahmen stehen. In diesem Raum saßen bereits zwei süße Mädchen, die ungefähr in ihrem Alter waren. Diese drehten sich zur Tür, als diese geöffnet wurde und lächelten die Jungs übertrieben freundlich an. „Hallo.“, begrüßte Taiki die Mädchen höflich. Beide hatten auffällig feine und schöne Gesichtszüge. Eine hatte glattes wasserstoffblondes, mittellanges Haar, die andere einen giftgrünen Bob. Ihre Kleidung war, im Gegensatz zu ihren Frisuren unauffällig. „Hallo!“, antwortete die Blonde. „Ihr seid sicher die Three Lights.“ „Sind wir schon bekannt, bevor wir die erste Single rausgebracht haben?“, fragte Seiya verwundert. „Nein.“, grinste ihre Gefährtin. „Das hat uns der Tontechniker gesagt.“ „Ich bin Junko.“, sagte die Blonde. „Und das ist Haruko. Es freut uns.“ „Wir sind Taiki, Yaten und Seiya.“, stellte Taiki die Runde vor. Junko war neugierig. „Ihr nehmt heute was auf?“ „Nein, heute wurde der Song nur nachbearbeitet.“, erklärte Yaten. „Wir nehmen heute die letzten beiden Lieder für unser erstes Album auf.“, grinst Haruko. „Aber die ersten beiden Singles sind schon raus.“ „Wie heißt euer Duo?“, fragte Yaten. „Wir sind die ‚Chō Very Bad Girls‘.“, sagte Junko stolz. „Wir waren gestern schon hier und haben zufällig eure Noten auf dem Pult gesehen.“ Harukos Augen wurden schmal. „Die sind sehr ungewöhnlich.“ „Das habe ich bei einem exzentrischen Privatlehrer im Ausland gelernt. Aber es war nicht schwer sie auf die Norm zu übertragen.“ Taiki sagte diese Worte ohne eine Miene zu verziehen, als sei diese Lüge nun die Entschuldigung, falls jemand nach den Noten fragte. „Das kann schon sein.“ Junko lächelte sichtlich falsch und fixierte Taiki. „Es ist nicht das erste Mal, dass ich solche Noten sehe.“ Bevor die Jungs reagieren konnten, wurden Junko und Haruko vom Tontechniker gerufen. Beide verabschiedeten sich mit einem übertriebenen Lächeln und ließen die drei im Aufenthaltsraum zurück. Jeder von ihnen verspürte ein heftiges Unbehagen, als sei etwas Schlimmes passiert. Seiya schaute Yaten und Taiki nervös an. „Habt ihr ihre Blicke gesehen?“ „Ja, das habe ich.“, reagierte Taiki angespannt. „Könnte es sein, dass sie wissen, wer wir sind?“, warf Yaten unruhig ein. „Schließlich kannten sie die Schreibart der Noten auf Kinmoku.“ „Wir müssen auf der Hut sein. Vielleicht war es ja nur Zufall.“, sagte Taiki. Seiya ballte besorgt die Faust. „Nur, dass diese Blicke etwas Bedrohliches hatten.“ Plötzlich riss Anko die Tür auf. „Wir können los.“ Den gesamten Weg zum Hotel schwiegen sie. Diese Sorge, es könnte doch etwas sein, ging ihnen nicht aus dem Kopf. Auch im Hotelzimmer wiederholten sie nur mantraartig ihre Beobachtungen, konnten sich aber keinen Reim darauf machen. „Wir machen uns nur verrückt. Wir müssen auf der Hut sein, falls was passiert, ansonsten sollten wir das Ganze nicht überbewerten.“, sagte Seiya schließlich. „Du hast recht.“ Taiki stimmte zu und Yaten nickte nachdenklich. Zur allgemeinen Erleichterung geschah tatsächlich nichts. Anko trieb sie durch die Gegend, um die Kleidung anpassen, Promotion Fotos schießen zu lassen und das Album sowie die ersten Auftritte zu besprechen. Es war eine hektische Zeit, und da sie keine bedrohlichen Ereignisse ereilten, vergaßen sie diese Mädchen vollkommen. ------------------------------------ Ein sehr cooler Song aus dem Musical - Chasing aufter you: https://www.youtube.com/watch?v=ao-X4qkKvp8 Kapitel 5: Winternachtstraum ---------------------------- Wie Anko versprochen hatte, wurde die Singe ‚Search for you love‘ am 22. Dezember veröffentlicht und schon am nächsten Tag auf vielen Radiosendern gespielt. Sie schliff die Jungs wieder in das Restaurant und feierte mit ihnen und ein paar weiteren Angestellten der Plattenfirma und des Tonstudios bis zur späten Stunde. Es war ausgelassen und fröhlich. Yaten, Seiya und Taiki ließen sich davon so mitreisen, dass sie das erste Mal ihr Sorgen vergaßen und einfach Spaß hatten. Anko trank viel Sake, weshalb die fröhliche Runde schließlich mit dem Taxi zum Hotel gebracht werden mussten. „Einer von euch muss unbedingt den Führerschein machen,“, lallte sie mit einem Grinsen. „dann brauchen wir nie wieder ein Taxi.“ Sie lachte. Es dauerte ein paar Tage, bis sie Anko das nächste Mal sahen. Yaten vermutete, dass sie einen mörderischen Katen haben musste, doch ihre Abwesenheit war der Arbeit geschuldet, denn auch Taiki bekam sie nicht zu Gesicht. Erst am 28. Dezember tauchte sie, wie aus dem nichts wieder auf. „Habt ihr gerade Zeit? Ich habe großartige Neuigkeiten.“, sagte sie fröhlich. „Komm rein.“, rief Taiki vom Keyboard aus. Sie kam hinein und kniete sich an den Tisch. „Am 30. habt ihr euren ersten Fernsehauftritt.“ „Ernsthaft?“, fragte Seiya erstaunt. Für ihn war die Sache klar, je eher sie ein breites Publikum ansprechen würden, desto eher würde die Prinzessin sie endlich erhören. „Das ist aber verdammt kurzfristig.“, murrte Yaten. „Das ist egal. Wir haben Routine und können es problemlos durchziehen.“, sagte Taiki mit einem grimmigen Blick in Richtung Yaten. „Also gut. Wir fahren um 15 Uhr ins Studio, damit ihr einen Probedurchlauf machen könnt, danach werdet ihr geschminkt und um 19 Uhr kommt der Auftritt. Die Sendung ist sehr populär in der Region, damit bekommt ihr der Schub, den ihr braucht.“ Anko stand wieder auf und wollte gerade das Zimmer verlassen. „Wohin gehst du?“, fragte Seiya neugierig. „Das ist doch ein Grund zum Feiern.“ „Ich habe noch eine Menge Arbeit vor mir, damit alles glatt läuft. Wir feiern das am 31. nach.“ „Du siehst ziemlich gestresst aus.“, bemerkte Yaten. „Das macht nichts, das ist immer so, wenn ich jemand Neues entdeckt habe. Wenn ich euch dahin gebracht habe, wo ich euch haben will, wird es wieder ruhiger für mich.“ Als sie die Tür hinter sich schloss, schaute Taiki ihr besorgt hinterher. Doch er verstand ihre Aufgabe und machte sich nichts daraus. Auch er und seine Gefährten wussten, dass diese arbeitsreichen Wochen nur die Spitze des Eisbergs waren und noch eine Menge mehr auf sie zukommen würde, wenn sie die Arbeit an dem neuen Album beginnen und weitere Auftritte absolvieren würden. „Hmm, das hatte Ninomya mir schon gesagt.“, unterbrach Seiya plötzlich die Stille. „Was hat Ninomya gesagt?“, fragte Yaten verdutzet. „Na das mit dem Bonenkai, dieser Firmenfeier zum Jahreswechsel.“, erklärte er. „Sie hat uns auch eingeladen.“ „Du hast hoffentlich nicht zugesagt?“, reagierte Taiki scharf. „Das wäre ein Fauxpas, den wir uns in unserer jetzigen Position nicht erlauben dürfen.“ Seiya schaute verständnislos. „Natürlich nicht! Für wen hältst du mich?“ „Wenn die Feier so wird, wie letztes Mal, dann kann es ja nur lustig werden.“, versuchte Yaten die Stimmung aufzulockern. Die Tage bis zu ihrem ersten öffentlichen Auftritt, verbrachten die Jungs ausschließlich mit Arbeit. Wenn sie nicht im Hotel auf der Bühne standen, saßen sie in ihrem Hotelzimmer, schrieben neue Lieder und übten die Stücke ein, die von Anko bereits für das Album abgesegnet waren. Nicht zuletzt probten sie den Song ‚Search for yor love‘, nur um ganz sicher zu gehen, dass sie eine perfekte Show ablieferten. Sie strengten sich alle an, damit ihre Botschaft an diesem vorletzten Tag des Jahres einen Weg zur Prinzessin finden würde. Am besagten Tag brachte Anko ihre Schützlinge pünktlich ins Fernsehstudio. „Seid ihr nervös?“, fragte sie, weil sie es bei jedem ersten Auftritt ihrer neuen Entdeckungen tat. „Nein!“ Seiya strotzte vor Energie. „Ein wenig.“, sagte Yaten kleinlaut. „Das ist in Ordnung, Yaten, das sind die meisten. Es wird ein voller Erfolg.“, beruhigte sie. „Hört mir gut zu! Ich weiß, dass es eine regionale Sendung ist, trotzdem müsst ihr so spielen, als ob euch die ganze Welt zuhört! Wenn ihr nicht den einzelnen Zuhörer mit euerer Musik bewegt, werdet ihr über eine Regionalsendung nicht herauskommen, versteht ihr?“ „Ja!“, antwortete Taiki mit einem Lächeln. „Das ist uns bewusst!“ „Na dann, viel Erfolg.“ Der Abend verlief genauso, wie Anko es sich gewünscht hatte. Die Three Lights benahmen sich höchst professionell, obwohl sie bisher nur auf einer Hotelbühne gespielt hatten. Alle drei versprühten eine Leidenschaft, einen Ruf, den man spüren konnte. Sie gaben sich freundlich und charmant und ihr Aussehen tat ihr übriges. Nach der Sendung wurde der Sender mit Anrufen bombardiert, wer diese Jungs seien und wo man das Lied kaufen könnte. Der Stein war am Rollen. „Ich brauche jetzt dringend eine Runde Schlaf!“, sagte Anko, als sie zu später Stunde wieder am Hotel angekommen waren. „Morgen hole ich euch um 14 Uhr hier ab, dann wird erstmal gefeiert.“ Alle gingen auf ihre Zimmer und Taiki, Yaten und Seiya merkten langsam, wie die Anspannung und der Stress von ihnen abfielen. Sie wurden regelrecht müde. Nachdem sie wieder ihre bequemen Yukatas angezogen, sich in die Hanten gekuschelt und etwas zu Essen und grünen Tee auf ihr Zimmer bestellt hatten, schauten sie nach draußen. Es war still und der fallende Schnee, der durch die Laternen sichtbar wurde, verzauberte sie. Es war beruhigend und meditativ die riesigen weißen Flocken beim Fallen zu beobachten, wie sie im weißen Meer der schneebedeckten Dächer, Bäume und Straßen verschwanden. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass sie diesen seelenreinigenden Anblick betrachten durften, bis Seiya das Schweigen brach. „Glaubt ihr, wir werden sie finden?“ „Zweifelst du dran?“, fragte Taiki ernst. „Nein, aber wir haben schon so lange nicht mehr über sie oder Kinmoku geredet, dass es mir vorkommt, als hätten wir alles vergessen.“ „Ich vergesse nichts.“, gab Yaten bedrückt zurück. „Ich habe jede Nacht Albträume. Ich bin froh, wenn wir sie endlich gefunden haben und zurückkönnen.“ „Macht ihr euch eigentlich keine Vorwürfe, dass wir den Planeten so einfach verlassen haben?“, fragte Seiya niedergeschlagen. „Was hätten wir schon tun können?“, reagierte Taiki. „Unsere Aufgabe ist es die Prinzessin zu beschützen. Sie ist unser Mittelpunkt. Und ihre Aufgabe war es den Planeten zu beschützen. Sie hatte ganz offensichtlich keinen Weg mehr gesehen ihre Aufgabe zu verrichten, und um am Leben zu bleiben, musste sie fliehen. Sie war ja schon verletzt, wenn Galaxia sie endgültig erwischt hätte, wäre alles sinnlos geworden.“ Er legte Seiya die Hand auf die Schulter. „Du darfst nicht zweifeln. Die Prinzessin wusste genau, was sie tat und auch unsere Aufgabe ist ganz klar. Wir müssen sie finden und zurückbringen, nur dann kann Kinmoku wieder in altem Ganz erblühen.“ Yaten atmete tief durch, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. „Du hast recht. Und wir haben endlich den ersten Schritt dafür getan.“ „Ab hier wird es immer beschwerlicher werden, aber wir haben ein Ziel, und dafür werde ich keine Mühen scheuen!“, schloss Taiki. Sie schauten wieder aus dem Fenster und tranken den wohltuenden grünen Tee. „Liebt ihr den Winter auch so sehr, wie ich?“, fragte Seiya bedächtig. „Ja.“, sagte Yaten sanft. „Er reinigt die Seele und bereitet uns auf die Wiedergeburt im Frühling vor, wenn die Osmanthus fragrans wieder erblühen.“ „Dieser Duft ist so befreiend.“ Taiki schloss die Augen, als würde er sich an diesen Geruch erinnern. Sie zehrten von diesem ruhigen Abend für die kommende Zeit. Seiya spürte eine Erleichterung dieses Gespräch geführt zu haben. Es war, wie eine Befreiung von dem Stein, der unbewusst in seiner Brust lag und auf sein Gemüht drückte. Durch die ständigen Aufgaben, die seinen Alltag völlig ausfüllten, merkte er kaum, wie dieser Stein ihn immer weiter runterzog und bedrückte, sodass er sich immer mehr in die Arbeit stürzen wollte, doch nun, wo Taiki nach vielen Wochen endlich seine Gedanken mit ihnen geteilt hatte, schöpfte Seiya neuen Mut die Prinzessin zu finden und neues Vertrauen in ihre Absichten. Der nächste Nachmittag begann mit einer ausgelassenen Party in dem japanischen Lokal. Es waren wieder die üblichen Verdächtigen dabei, die unheimlich viel tranken, aßen und sich amüsierten. Auch Yaten, Taiki und Seiya feierten kräftig mit und waren sogar die Ehrengäste der Runde. Während Taiki die Vernunft in Person blieb, probierten Seiya und Yaten den japanischen Sake, den Seiya deutlich besser vertrug. Von der Wirkung unterschied er sich kaum vom Duftwein auf Kinmoku, nur der Geschmack war sehr gewöhnungsbedürftig. Eine Stunde vor Mitternacht bestellte der Vorgesetzte von Anko die Rechnung. Während sich die meisten Gäste auf den Weg nachhause machen, steuerte sie mit den Jungs den lokalen Tempel an. Sie machte sich nicht mal die Mühe ihren Mantel zu schließen und ihren Schal umzubinden, ihre Trunkenheit war erwärmend genug. Alle drei bewunderten, dass sie in ihren High Heel Stiefeln problemlos durch den Schnee stakste. Der Fußmarsch durch die Kälte war erfrischend, besonders da es Ankos angetrunkenen Kopf wieder frei pustete. Die Jungs nutzte diesen Spaziergang, um sich die malerische Gegend anzuschauen. Sie hörten bedächtig das Knirschen des Schnees unter den Füßen und betrachteten das Glitzern der weißen Pracht, wenn sie unter einer Laterne herliefen. Es war einfach wunderschön. „Wo gehen wir denn noch hin?“, fragte Seiya nach einer Weile. „Na sum Tempel natüülich!“, lallte Anko fröhlich. „Machen wir das nicht morgen?“, wunderte sich Seiya. „Nein! Wo is denn da der Spaß! Ich verlasse das Jaa gerne an nem Tempe, das reinigt die Seele!“, erklärte sie oberlehrerhaft. Alle lachten und gingen weiter, die Jungs hätte ohnehin nicht schlafen können. Am Tempel angekommen, verflog die besinnliche Stimmung. Der Platz war voller Menschen, die es offensichtlich genauso hielten wie Anko. Sie schlichen sich durch die Menge und sie hielt an, um zu beten. Die Jungs konnten sich denken, dass es sich um ein Gebet handelte, also schlossen sie sich an. Sie beobachteten Anko aufmerksam und imitierten ihre Gesten. Anders, als die anderen Menschen, die für Gesundheit, Liebe und Glück beteten, baten Taiki, Seiya und Yaten für eine erfolgreiche Suche, nach ihrer Prinzessin. „Ich würde mir jetzt so gerne noch den Sonnenaufgang ansehen, aber ich bin viel zu kaputt. Der Tag war wirklich zu lang und zu vergnüglich.“, sagte Anko grinsend, als sie um 1 Uhr nachts den Tempel wieder verließen, um zur nächsten Bushaltestelle zu gelangen. Mittlerweile war sie etwas ausgenüchtert und auch ihr war kalt geworden, sodass sie ihren Mantel geschlossen hatte. Yaten gähnte. „Bei der Kälte schlafe ich schon fast im Stehen ein.“ „Jetzt können wir uns ein paar Tage ausruhen und dann geht es weiter.“, sagte sie. Der Bus hielt und sie stiegen ein. „Was ist denn der nächste Schritt?“, fragte Taiki neugierig. „Wir werden als nächstes das Album aufnehmen und dann werde ich noch ein paar Auftritte organisieren. Zunächst werdet ihr als Vorband spielen müssen, aber das wird nicht lange andauern, bei eurer Ausstrahlung. Dann können wir in zwei, drei Monaten die nächste Singe auskoppeln und dann werdet ihr euch vor Angeboten für Werbespots, Interviews und Fototerminen nicht mehr retten können.“ „Das klingt ja nach Stress.“, ächzte Yaten. „Das ist egal. Das ist uns die Arbeit wert.“, sagte Taiki. „Ich hoffe ich trete euch nicht zu nahe, aber darf ich euch mal was fragen?“ Anko traute sich mit dem Mut der Angetrunkenheit etwas direkter zu werden. „Wen versucht ihr zu erreichen?“ „Wie meinst du das?“ Seiya stellte sich dumm. „Ich habe schon viele Liebeslieder gehört und produziert, aber ich habe noch nie das Gefühl gehabt, dass jemand es so ernst meint, wie ihr.“, sie wurde wieder sehr direkt. „An wen sind eure Lieder gerichtet?“ „Eine verflossene Liebe.“, versuchte Seiya zu erklären. „Hat sie dich verlassen?“ Ankos Blick war mitfühlend. „So könnte man das sagen.“, sagte Seiya, während Yaten und Taiki etwas misstrauisch schauten und fürchteten Seiya könnte was Falsches sagen. „Ich verrate dir mal was!“ Anko schaute ihm ernst in die Augen. „Du wirst deinen Liebeskummer nur los, wenn du dich neu und aufrichtig verliebst.“ „Ach ja?“ Seiya grinste ein wenig. „Ja!“, sie begann zu lachen. Taiki und Yaten entspannten sich wieder. Ihnen war nicht bewusste, wie deutlich ihre Botschaft für manche Menschen war, doch es schienen nicht alle wahrzunehmen. Es war so, als würden es nur bestimmte Menschen merken. Aber, wenn es Anko fühlte, würde es auch die Prinzessin spüren. Die ersten Tage des neuen Jahres fühlten sich an, wie die Ruhe vor dem Sturm. Auf Ankos Empfehlung hin, ruhten sich die drei aus und verzichteten komplett auf die Arbeit. Zum Leidwesen von Frau Hasebe arrangierte Anko, dass Seiya, Taiki und Yaten keine Auftritte mehr im Hotel machen sollten und sie künftig die gesamten Rechnungen tragen würde. Das war zwar sehr enttäuschend, doch Frau Hasebe hatte Verständnis, dass die Zeiten, die auf sie zukommen würden, aufreibend genug wären und sie jetzt keine Doppelbelastung gebrauchen konnten. Sie hatte sich an die Jungs gewöhnt und freute sich, sie weiterhin als Gäste dazuhaben. Wie erwartet, rollte langsam die stressige Zeit an, die Anko angekündigt hatte. Die Three Lights mussten beinahe täglich Termine wahrnehmen, die wichtige Schritte für ihre Karriere bedeuteten. Zunächst organisierte Anko einen Videodreh für ihre erste Single. Ihr war bewusst, dass ein Song ohne Video nur halb so viel wert war. Es folgten Fototermine für Zeitschriften und mindestens ein Interview in der Woche. Auch die Aufnahmen für das Album nahmen viel Zeit in Anspruch. Yaten war so fasziniert von der Arbeit des Tontechnikers, dass er sich das Abmischen und Mastern von Songs aneignete, um auch den letzten Schliff für die Songs in den eigenen Händen zu behalten. Es war eine große Herausforderung für ihn, dennoch wollte er es nicht riskieren diese Aufgebe jemand anderem zu überlassen. Anko ließ derweil ihre Beziehungen spielen, um Taiki zu ermöglichen eine Fahrerlaubnis zu erhalten. Natürlich war er mit 16 Jahren noch zu jung, aber sie kannte die richtigen Leute in den richtigen Behörden, die ihr gerne einen Gefallen taten. Sie merkte, wie wichtig ihnen jeder Schritt ihrer Karriere war und wie unabhängig sie dabei sein wollten, und wollte ihnen somit noch mehr Unabhängigkeit ermöglichen. Nachdem das Album schließlich fertig war und das Musikvideo zu ‚Search for your love‘ fertiggestellt wurde, organisierte Anko einen Auftritt bei ‚Music Station‘, der angesagtesten Musiksendung des Landes, die landesweit ausgestrahlt wurde. Dort konnten die Jungs nicht nur ihre Single und das Album vorstellen, sondern auch sich selbst. Ihr Charm würde die Herzen der Damen im Sturm erobern, davon war Anko überzeugt. Kapitel 6: Chō Very Bad Girls ----------------------------- Nach zwei arbeitsreichen Wochen hatte Anko eine große Ankündigung zu machen, wofür sie die Jungs erneut in das Restaurant einlud, welches mittlerweile ihr Stammlokal geworden war. „Wie ich euch versprochen habe, geht ihr auf Tour!“, sagte sie stolz. Die Freude der Jungs war deutlich zu sehen, auch wenn Taiki zurückhaltender war, als Seiya und Yaten. „Aber ihr werdet erst mal als Vorband auftreten.“ „Das ist egal, wir werden das Publikum umhauen, sodass WIR bald eine Vorband brauchen!“, sagte Seiya großspurig. „Und wer ist der Hauptact?“, fragte Taiki. „Das sind zwei Mädchen in eurem Alter. Sie nennen sich ‚Chō Very Bad Girls‘.“ „Wie bitte?“ Seiyas Gesichtszüge entglitten. Auch Yaten und Taiki verspürten ein Unbehagen. „Kennt ihr sie etwa?“ Anko konnte diese Reaktion nicht nachvollziehen. „ÄÄhhh, ja, wir haben sie vor ein paar Monaten im Tonstudio getroffen.“, sagte Seiya. „Und warum seht ihr so aus, als wären sie der Teufel höchstpersönlich?“, fragte Anko skeptisch. „Tun wir das?“ Yaten entspannte sofort seine Gesichtsmuskeln und versuchte die Besorgnis mit einem Lächeln zu überspielen. Taiki reagierte geistesgegenwärtig und log wieder einmal, um sich weitere Erklärungen zu ersparen. „Als wir sie kennengelernt haben, waren sie ziemlich unfreundlich und herablassend. Vielleicht, weil wir noch nicht so weit waren, wie sie.“ Yaten und Seiya schauten Taiki verwundert an, doch eine bessere Erklärung für ihre komische Reaktion wäre ihnen auf die Schnelle auch nicht eingefallen. „Es ist zwar schon ein Vertrag aufgesetzt, aber ich kann sicher noch eine andere Band finden, die ihr supporten könnt.“ Anko war es wichtig, dass sich die Jungs wohlfühlten, denn sie hatte sie sehr ins Herz geschlossen. „Nein, das ist nicht nötig.“, reagierte Taiki schnell. „Bestimmt standen sie nur unter Stress. Ich bin mir sicher, dass wir uns gut verstehen und wir noch viel von ihnen lernen können.“ Erneut erntete er von Seiya und Yaten verständnislose Blicke, die er einfach ignorierte. „Dann bin ich beruhigt. Sie sind wirklich gut und beliebt. Das wäre bestimmt ein toller Karrieresprung für euch.“ Wieder im Hotelzimmer fielen Yaten und Seiya über Taiki her. „Geht‘s dir noch gut? Wieso willst du mit denen auftreten?“ Seiya war aufgebracht. „Ich war froh, dass wir nichts mehr von ihnen gehört haben. Was ist, wenn sie uns gefährlich werden?“ Auch Yaten konnte seinen Unmut nicht unterdrücken. „Beruhigt euch!“, sagte Taiki ruhig. „Wenn sie tatsächlich eine Gefahr sind, ist es besser, wenn wir wissen, wo unser Feind ist. Und wenn nicht, ist es der richtige Karriereschub.“ „Na, wenn du meinst.“, sagte Seiya immer noch etwas aufgeregt. Zwei Wochen später war es soweit. Sie hatten ihren ersten Auftritt als Vorband der ‚Chō Very Bad Girls‘, der direkt in Sendai stattfinden sollte. Anko hatte ihnen angekündigt, dass sie nun die letzte Nacht im Yuzushi Salon verbringen würden. Sie würden nach dem Auftritt in ihrer liebgewonnenen Stadt mit dem Bus quer durch das Land fahren und einige große Städte abklappern. Der letzte Auftritt würde dann am 31. April in Hiroshima stattfinden. Das alles klang nach vielen Unannehmlichkeiten, die Yaten etwas nervten, doch alles in allem konnten sie es nicht erwarten die Botschaft an die Prinzessin in die ganze Welt hinauszurufen. Der Abschied vom Yuzushi Salon war herzlich. Freu Hasebe blieb sehr ernst und wünschte den Jungs viel Erfolg auf ihrem weiteren Weg, während Goro, Taizo, Ninomyia und die anderen Angestellten Rotz und Wasser heulten, als Seiya, Taiki und Yaten in Ankos Mazda stiegen. Auch ihnen fiel der Abschied etwas schwer, schließlich war es so etwas wie ihr Zuhause geworden, seit sie auf der Erde gelandet waren, und sie hatten Frau Hasebe und die netten Angestellten ins Herz geschlossen, doch sie wussten, wofür sie es taten. Und es bedeutete nicht, dass sie sich nicht irgendwann wiedersahen. „Seid ihr sehr traurig?“, fragte Anko mit einem Blick in den Rückspiegel, bevor sie den Motor startete. „Nein, jetzt beginnt ein neuer Abschnitt.“, sagte Seiya wehmütig. „So ist der Lauf der Dinge.“ Anko nickte lächelnd und setzte den Wagen in Bewegung. In der Konzerthalle angekommen, staunten die Jungs über die enorme Größe. Auch, wenn sie wussten, dass die 9.000 Sitzplätze ausverkauft waren und laut Anko viele Leute aus der Umgebung extra anreisen würden, überwältigte sie dieser Ort. Sie sahen sich um und bemerkten die vielen Menschen, die fleißig dabei waren alles für die Auftritte und den Zuschauerbereich vorzubereiten. Es war eine Atmosphäre, die sie bis dahin nicht kannten. Sogar Yaten wurde etwas nervös. Doch dieser Eindruck hielt nicht lange, denn sie machten sich immer noch Gedanken über diese mysteriösen Mädchen, die entweder einfach nur exzentrisch oder tatsächlich bösartig waren. „Wo sind eigentlich diese ‚Bad Girls‘?“, fragte Seiya neugierig. „Die kommen erst, wenn ihr euren Auftritt macht.“, sagte Anko. „Sie sind etwas eigensinnig, aber zuverlässig und sehr beliebt. Also lässt man ihnen kleinere Verfehlungen durchgehen.“ ‚Hoffentlich begegnen wir ihnen.‘, dachte sich Seiya und machte sich gemeinsam mit den anderen auf den Weg in die Garderobe. Sie hatten schon zuvor überlegt, wie sie reagieren sollten, wenn sich die ‚Bad Girls‘ wirklich als böse herausstellen. Der einhellige Tenor war es zu kämpfen, doch sie konnten nicht einfach angreifen, wenn sie Mädchen keinen Anlass dazu gaben. Es war nicht auszuschließen, dass sie ihre Aussagen und Blicke möglicherweise fehlinterpretieren. Aber ihre Instinkte versetzten sie in Alarmbereitschaft. Ihnen war klar, dass in diesem speziellen Fall Angriff nicht die beste Verteidigung war. Als Anko kurz rausging, um nach dem Rechten zu sehen, sprach Yaten es aus. „Wir müssen das Gespräch mit ihnen suchen.“ „Da stimme ich dir zu.“, sagte Taiki angespannt. „Vielleicht sagen sie ja etwas, was unseren Verdacht bestätigt.“ „Und wenn nicht?“, fragte Seiya skeptisch. „Was, wenn sie wieder so kryptisch bleiben?“ „Nichts. Im Zweifelsfall warten wir ab.“ Taiki senkte den Blick. „Ich habe immer noch die Hoffnung, dass wir uns geirrt haben.“ Plötzlich riss Anko die Tür auf. Seiya zuckte vor Schreck zusammen. „Habe ich dich erschreckt?“ Sie begann schallend zu lachen. „Ist es soweit?“, fragte Taiki. „So ist es. In 10 Minuten müsst ihr auf die Bühne.“ „Also los, rocken wir Sendai!“, rief Seiya motiviert. Und das taten sie auch. Ein melodisches Pfeifen und Schnippen ertönten in der dunklen Halle, bis die Scheinwerfer die Bühne erleuchteten und den Blick auf drei schöne junge Männer freigaben, die sich für diesen einen Moment in Pose stellten. Die Mädchen begannen zu kreischen. Es mochte ihr erster großer Auftritt sein und sie waren auch nur die Vorband, aber ihr Ruf eilte ihnen voraus, ihre Single und das Album verkaufte sich wie geschnitten Brot und die Leute wollten sie sehen. Besonders Frauen fielen ihnen regelrecht zu Füssen. Sie steigerten ihre Energie ins unermessliche und riefen mit jedem Song ihre Botschaft hinaus in die Welt. Sie sollte sie erhören, sie sollte wissen, dass sie da sind und sie nach ihr suchen und sie sollte ihnen die Hand reichen. Als der letzte Ton erklang und sie unter tosendem Jubel die Bühne verließen, standen Junko und Haruko da und schauten sie bewundernd an. Die Blicke der Jungs waren charmant und freundlich, bis sie in den Bereich gelangten, wo sie das Publikum nicht mehr sehen konnte. Plötzlich blickte Seiya die Mädchen mit einem verschlagenen Lächeln an. „Wie schön, dass wir uns hier wiedersehen.“ „Das finden wir auch.“ Junko lächelte ebenfalls. „Zumal wir euch unbedingt als Vorband haben wollten.“ Keiner der drei gab sich die Blöße durch ihren Blick ihre Gedanken zu offenbaren. „Euch haben wir also die Ehre zu verdanken?“, fragte Seiya. „Das gefällt mir. Ich fand es schade, dass wir neulich so plötzlich unterbrochen wurden.“ „Ja, das fanden wir auch.“ Haruko strich sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. „Und? Wie hat euch unser erster Auftritt gefallen? Sind wir würdig eure Vorband zu sein.“ In Seiyas Aussage spielte ein ironischer Unterton. „Wir haben keine Sekunde daran gezweifelt.“ Junkos Augen wurden schmal und ihr Lächeln sah diabolisch aus. Ein Roadie kam auf die Mädchen zu. „Ihr müsst gleich auf die Bühne. Wartet auf das Licht.“ Junko und Haruko gingen ein paar Schritte in Richtung Bühne und drehten sich noch einmal zu den Three Lights, die ihnen hinterherblickten. „Wenn drei Sterne vom Himmel fallen, um auf die Suche zu gehen, dürfen wir nicht lange warten die Sterne zu pflücken.“ Die Mädchen lachten mit einem so teuflischen Blick, dass Seiya, Taiki und Yaten nun keine Zweifel mehr hatten. Diese Mädchen können nicht normal sein. Sie standen da und beobachteten die beiden, die auf der großen Bühne nur niedlich und arglos wirkten, in ihren kurzen Röckchen und ihren fröhlichen Liedern. Die Blicke der drei waren intensiv und konzentriert, als dürften sie den Feind nicht aus den Augen verlieren. Fast unbemerkt stieß Anko zu ihnen. „Sie sind großartig, nicht wahr?“ „Ja.“, sagte Seiya beinahe etwas zu ernst. „Teuflisch gut.“ „Wollt ihr euch nicht ausruhen?“, fragte Anko. „Wir fahren noch heute Abend los.“ „Ja, gleich.“, reagierte Seiya. „Hast du einen Zettel und einen Stift?“ Anko kramte in ihrer Handtasche. „Klar, hier.“ Seiya schreib etwas auf den Zettel, gab Anko den Stift zurück und begab sich mit den anderen zu Garderobe. Er blieb vor der Tür der Chō Very Bad Girls stehen. „Ich möchte den Mädchen eine kleine Nachricht hinterlassen. Mich bei ihnen bedanken.“ „Wofür denn?“, fragte Anko verwundert. „Sie haben uns als Vorband vorgeschlagen.“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Er legte den Zettel an eine Stelle, wo sie ihn unmöglich übersehen konnten, verließ den Raum und ging in seine eigene Garderobe, um sich einen Moment auszuruhen. Wenn sie nun tatsächlich recht hatten, war eine Konfrontation unvermeidbar, und diese sollte besser jetzt stattfinden, als dass noch ein Unglück geschah. „Wann ist das Konzert der Mädchen vorbei?“, fragte Seiya. Anko warf einen Blick auf die Uhr. „Nach Plan, müssten sie in 10 Minuten fertig sein.“ Die Zeit schien kaum zu vergehen und die Jungs warteten angespannt auf den Moment, in dem sie die Mädchen endlich in Ruhe sprechen konnten. Auch die nächsten 10 Minuten fühlten sich wie Stunden an und die Anspannung stieg ins unermessliche. Plötzlich stand Seiya auf. „Yaten, Taiki, wollen wir noch einmal frische Luft schnappen, bevor es weiter geht?“ Beide standen wortlos auf und folgten Seiya. „Wir sind gleich wieder zurück. Du kannst schonmal alles vorbereiten.“ Seiya schloss die Tür. Anko schaute ihnen verwundert nach. Der Weg der Jungs führte sie in einen abgelegenen Park hinter der Konzerthalle. Es war noch etwas kühl in diesen Märztagen, doch durch die Anspannung und innere Hitze blendeten sie es aus. Sie mussten konzentriert sein, denn wenn ihre Vermutung stimmte, waren sie in großer Gefahr. „Glaubst du sie kommen?“, fragte Yaten. „Wenn sie unsere Feinde sind, werden sie es sich nicht entgehen lassen.“ Taiki wurde neugierig. „Was hast du ihnen geschrieben?“ „Das wir im Park hinter der Halle auf sie warten.“ Yaten kratze sich am Kopf. „Wenn sie nicht unsere Feinde sind, wären sie klug nicht hierher zu kommen… Der Zettel klingt nach Triebtäter.“ Seiya wurde verlegen. Es war nicht sein Ziel arglose Mädchen zu verunsichern, doch er blieb dabei, sie konnten nicht harmlos sein und er sollte recht behalten. Aus der Dunkelheit schritten Junko und Haruko in das Licht der Laterne. Sie blieben stehen und ihre Haltung strotzte nur so vor Selbstbewusstsein. Es war nichts mehr von den unschuldigen, niedlichen Mädchen zu spüren. „Ich haltet es ja keine Stunde ohne uns aus.“, sagte Junko mit verschränkten Armen und einem bösen Lächeln. „Wir wollten euch nur näher kennenlernen.“, reagierte Seiya gekünstelt charmant. „Was wollt ihr denn wissen?“ Harukos niederträchtiges Lächeln entstellte regelrecht ihr hübsches Gesicht. „Wo kommt ihr her?“ „Wenn wir euch das verraten...“ Haurko unterbrach und begann zu kichern. „Und wo kommt ihr her?“, setzte Junko fort. „Aus Sendai.“, sagte Seiya gelassen. „Und wo wart ihr vorher?“ Junko zog die Augenbraue hoch. „Möglicherweise genau von da, wo ihr gewesen seid.“, sagte Seiya. „Möglicherweise.“, reagierte Junko mit einem Funkeln in ihren Augen. „Und ihr würdet gerne Sterne pflücken?“, fragte Seiya misstrauisch. „Genau, so ist es!“ Junko ging einen Schritt auf die Jungs zu. „Heute ist ein guter Tag zum Sammeln.“ Kaum, dass sich die drei versahen, rissen sich die Mädchen ihr niedliches Bühnenoutfits runter und erschienen in ihrer wahren Gestalt, der Gestalt von Sailor Kriegerinnen. Die eine war plötzlich Silbern gekleidet, die andere in Giftgrün. Die Jungs bemerkten sofort die goldenen Armreife. Nun war es sicher, die Sailor Animamates haben ihren Weg zur Erde gefunden. „Ich bin Sailor Pewter Fox!“, rief die silberne Kriegerin, die gerade noch Junko gewesen war. „Ich bin Sailor Titanium Kerokko!“, stellte sich das giftgrüne Mädchen vor, was sich gerade noch Haruko nannte. Seiya lächelte. Genau so etwas hatte er schon vermutet. „Da ihr genau wisst, wer wir sind, müssen wir uns ja nicht verstecken.“ Alle drei erhoben ihre Verwandlungssterne und verwandelten sich in Sailor Star Fighter, Maker und Healer. „Ich wäre dafür, dass wir das an dieser Stelle zu Ende bringen. Es ist unmöglich, dass wir nebeneinander existieren!“, rief Star Fighter entschlossen. „So soll es sein. Galaxia wird erfreut sein!“, grinste Pewter Fox bösartig. Sie erhob die rechte Hand und schoss einen schwarzen Blitz ab, den sie direkt auf die Star Lights richtete. „Galactica Mirage!“ Die Kriegerinnen sprangen auseinander und landeten sicher vom Einschlag des Blitzes entfernt. „Sailor Star, halt sie auf!“ Makers Lichtstrahl flog auf Titanium Kerokko zu, die sich im letzten Augenblick zur Seite retten konnte. „Sei nicht so unvorsichtig.“, rief ihr Pewter Fox grimmig zu. Kerokko war unzufrieden, sie mochte es nicht, dass Fox sie tadelte und sich ständig als ihre Anführerin aufspielte. Doch sie befanden sich im Kampf, also war nicht die Zeit um zu streiten. Healer sah eine Chance, da nun auch Fox nicht mehr aufmerksam war. „Sailor Star, lähme sie!“ Beide sprangen zur Seite. „Verflucht, das ist alle deine schuld!“, maulte Fox. „Es bringt nichts sie zu schwächen, wir müssen sofort die Armreife einsetzten, sonst fährt der Bus ohne uns los.“ Beide vereinten ihre Armreife und feuerten die Geschosse ab, die als einziges dazu in der Lage waren eine Sailor Kriegerin von ihren Sternenkristallen zu befreien. Diese Geschosse waren immer zielsicher, auch, wenn sie im ersten Augenblick ihr Zeil verfehlt haben mochten, doch sie hatten die Rechnung ohne ihrer straken Gegnerinnen gemacht. Diese bekämpften Feuer mit Feuer und starteten einen Abwehrschuss, um die Angriffe der Animamates aufzuhalten. Pewter Fox und Titanium Kerokko konnten es kaum fassten und waren regelrecht erstarrt von der Kraft ihrer Widersacherinnen. Healer nutze die Gelegenheit, zielte auf Kerokko und traf sie. Doch sie konnte nicht mehr tun, als sie zu schwächen. Fox setzte zum Gegenschlag an und verfehlte Fighter nur knapp, die sich mit einem gezielten Sprung rückwärts und einem Abwehrschuss verteidigen konnte. Die Lage war ernst. Sie wussten, dass sie bei der kleinsten Unaufmerksamkeit ihr Leben verlieren konnten. Fighter sah, dass auch die Animamates aus der Puste waren und nutze diesen Augenblick, um mit ihren Gefährtinnen einen neuen Plan zu ersinnen. „Wir müssen es einsetzen.“, sagte Fighter angespannt. „Aber wir können es nur einmal nutzen.“, gab Healer zu bedenken. „Hast du eine bessere Idee?“, fragte Fighter hitzig. „Wir werden hier draufgehen!“ „Hast du es dir gut überlegt?“, fragte Maker ruhig, doch mit einem besorgten Gesichtsausdruck. „Ja, das habe ich. Wenn wir sie jetzt nicht besiegen, sind wir dran. Und die Prinzessin hat niemanden mehr, der ihr zu Hilfe kommt.“ „Und, wenn wir irgendwann vor Galaxia stehen?“, wandte Healer ein. „Dann haben wir die Prinzessin wieder an unserer Seite, andererseits haben wir sowieso keine Chance.“ „Nun gut!“ Maker gab ihre Zustimmung. „Ich bin auch dabei.“, kam von Healer. „Ist das der letzte Abschied, bevor wir euch vernichten?“ Pewter Fox schien wieder bei Kräften zu sein und lachte gehässig. „Ja!“, sagte Fighter energisch. „Der letzte Abschied von EUCH!“ Die Star Lights erhoben ihre Waffen in die Höhe und riefen laut und energisch. „SAILOR STAR ANIHILATION!“ Anders als bei ihren anderen Angriffen, bei denen Lichtstrahlen aus ihren Waffen kamen, schlugen nun drei mächtige Blitze in ihre Waffen ein und bündelten sich. Es war ein mächtiger Angriff, der ihnen durch die Kraft der Prinzessin verliehen wurde, bevor sie ins Ungewisse verschwand. Ihre Garde konnte diese Kraft nur ein einziges Mal nutzen, denn die Prinzessin war nicht mehr da, um sie weiterhin zu stärken. Fighter war von Licht und Energie erfüllt, die ihre Gefährtinnen auf sie übertrugen. Sie zielte in die Richtung ihrer Gegnerinnen und schoss einen gewaltigen Lichtstrahl ab, der für eine Sekunde den Park hell erleuchtete. Das Licht traf Fox und Kerokko frontal und beide begannen zu schreien. In nur wenigen Augenblicken begannen sie sich aufzulösen und verschwanden mit dem Licht, als hätte es weder sie, noch Junko und Haruko jemals gegeben. Fighter, Healer und Maker sanken erschöpft zu Boden. „Nun ist Galaxia hier.“, stellte Healer verstört fest. Fighter war zornig. „Das bedeutet, dass sie ebenfalls der Prinzessin gefolgt ist.“ „Aber diese Mädchen haben es Galaxia offenbar nicht gesagt!“, gab Maker zu bedenken. „Woher willst du das wissen?“, fragte Healer skeptisch. „Weil sie uns schon längst geholt hätte.“ Maker atmete tief durch. „Wir müssen ab jetzt mehr als nur vorsichtig sein. Wir dürfen niemandem mehr einen Anlass dazu geben uns zu enttarnen. In keiner Sekunde.“ „Du hast vollkommen recht. Wir können niemandem trauen.“, stimmte Fighter zu. „Aber wir müssen uns wieder in unsere Garderobe begeben, sonst wird Anko nach uns suchen." Als sie wieder zur Halle gingen, wurden sie direkt von Anko abgefangen. Diese hatte schon alles in die Wege geleitet und verfrachtete sie Jungs direkt in den Bus. Es sollte eine lange Fahrt nach Sapporo in Hokkaido werden und sie konnten sich in Ruhe von den Strapazen des Kampfes erholen. Kapitel 7: Mittelpunkt ---------------------- In Sapporo war es trotz Frühlingsanfang sehr kalt und winterlich, sodass die Jungs unerwarteterweise erneut zu ihren dicken Winterjacken greifen mussten. Zwar konnten sie die Fahrt für eine Ruhepause nutzen, doch Ruhe hatte keiner von ihnen gefunden. Sie hatten die Befürchtung, dass das schon das Ende ihrer Tour sein könnte und sie wieder von vorne beginnen mussten. Als sie am Tag zuvor den Kampf gegen die Sailor Animamates begonnen hatten, ging es um ihr Überleben. Es konnten nur sie oder die Mädchen am Leben bleiben, das war gewiss, doch, dass sie die Vorband eben dieser Mädchen waren, machte ihnen zu schaffen. Sollte die Tour schon so früh vorbei sein, weil der Hauptact nicht mehr existierte? Als Anko an diesem Morgen in den Tourbus der Three Lights kam, war sie verblüfft über die vielen Augenringe. „Habt ihr überhaupt geschlafen?“ „Sicher doch.“, log Yaten. „Es ist ungewohnt in einem fahrenden Bus zu schlafen.“, redete sich Taiki etwas geschickter raus. „Daran werdet ihr euch schon gewöhnen.“ Anko lächelte kurz und wurde dann ernst. „Oder vielleicht auch nicht.“ „Wie meinst du das?“, fragte Seiya, bereits ahnend, was jetzt kommen würde. „Die Mädchen sind verschwunden.“ „Welche Mädchen?“ Taiki stellte sich dumm. „Junko und Haruko.“, sagte sie bedrückt. „Man hat überall nach ihnen gesucht, aber es ist, als hätten sie sich in Luft aufgelöst. Nun steht die weitere Tour auf der Kippe.“ „Ist das wahr?“ Seiya hatte schon mit so etwas gerechnet, doch es wäre fatal, denn das würde sie zurückwerfen und die Suche nach der Prinzessin würde sich erneut verzögern. „Ich gebe mein Bestes, um einen Abbruch zu verhindern. Aber die Lage ist schwierig. Zum Glück müsst ihr erst morgen Abend auf die Bühne, es bleiben mir also noch 35 Stunden, um das Problem zu lösen. Für die Jungs wurden diese Stunden zu einer Geduldsprobe. Natürlich wussten sie, dass ihre Karriere bereits begonnen hatte und sie, im Fall einer Absage, früher oder später wieder die Vorband irgendeiner Berühmtheit werden würden, aber je länger sie auf der Erde verweilten und nach der Prinzessin suchten, desto wahrscheinlicher war es, dass Galaxia sie zuerst fand. „Ich kann hier nicht länger hocken.“, sagte Seiya nach ein paar Stunden angespannt. „Ich mache einen Spaziergang.“ Er zog seine Jacke und seine Wintersachen über und verließ den Bus. Die Straßen lagen immer noch voller Schnee. Leider konnte er diesen Anblick nicht auskosten, denn sein Kopf brummte. Spätestens seit dem Kampf mit den Mädchen verspürte er einen Druck zu handeln, als würde Galaxia schon hinter ihm stehen und ihm den Sternenkristall der Prinzessin hinhalten. Und durch den Tod der Animamates hatten sie mehr Probleme geschaffen, als sie gelöst hatten. Er stakste durch den Schnee und beachtete kaum seine Umgebung, er wollte einfach nur den Kopf freikriegen, falls das überhaupt ging. „Bist du Seiya?“, fragte ihn plötzlich eine Mädchenstimme. Er schaute auf und bemerkte zwei Teenagerinnen, die ihn verlegen und verträumt ansahen. „Ja, das bin ich.“, reagierte er etwas verwundert. „Wir sind große Fans von den Three Lights und wollen morgen auf das Konzert gehen, nur wegen euch!“, schwärmte die eine. „Wir haben nicht geglaubt einen von euch zu treffen!“, sagte die andere. „Das freut mich.“, entgegnete Seiya mit einem Lächeln. „Dürfen wir ein Autogramm von dir haben?“, fragte die eine ganz zurückhaltend. „Sicher, aber ich habe keinen Stift dabei.“ Das andere Mädchen kramte in ihrer Tasche und holte einen Block sowie einen Stift hervor und reichte es Seiya verschämt. „Wie heißt ihr denn?“ Er nahm die Sachen entgegen. „Ich bin Yakko.“ „Und mein Name ist Isuzu.“ Seiya kritzelte etwas in den Block und gab ihn zurück. „Ich habe jeder von euch ein eigenes gemacht.“ Beide strahlten vor Freude. „Wie cool! Ich habe mich gar nicht getraut zu fragen. Du bist voll nett!“ „Ich muss dann wieder zurück.“ „Ja, und danke nochmal!“ Die Mädchen winkten ihm aufgeregt hinterher. Seiya verspürte ein wohliges Gefühl. Er hatte nicht erwartet, dass ihn irgendjemand erkennen und sogar nach einem Autogramm fragen würde. Er war so weit weg von seinem neuen Zuhause auf der Erde und trotzdem wusste jemand, wer er war. Die Freude, die er den beiden bereiten konnte, war eine Überraschung für ihn, denn er hatte nichts weiter getan, als da zu sein und seinen Namen auf ein Stück Papier zu schreiben. Diese beiden Mädchen, die den Mut aufbrachten ihn anzusprechen, beflügelten ihn. Er schöpfte neue Hoffnung, dass es vielleicht doch nicht so lange dauern würde, bis sie die Möglichkeit hatten ganz Japan mit ihrem Ruf zu beschallen. Er machte sich unverzüglich wieder auf den Weg zum Bus, denn er musste feststellen, dass er vor lauter Kummer und Grübelei seinen Hunger nicht bemerkt hatte. Vor dem Bus stand Anko und rauchte zitternd eine Zigarette. „Ist dir nicht kalt?“, fragte Seiya verwundert. „Schon, aber ich will euch nicht den Bus vollqualmen.“, sagte sie mit einem Augenzwinkern. „Hast du schon Neuigkeiten?“ „Ja, aber die erzähle ich euch gemeinsam. Ich habe keine Lust die gleiche Geschichte drei Mal zu erzählen.“ Sie lachte und drückte die Zigarette aus. „Schaut mal, wen ich mitgebrachte habe.“, sagte Seiya, als er vor Anko den Bus betrat. Yaten und Taiki konnten die Spannung kaum aushalten. Sie rechneten damit noch einen weiteren Tag warten zu müssen, doch offensichtlich ging es schneller. Für Taiki verhieß das nichts Gutes. „Es sieht so aus.“, begann Anko, nachdem sie sich gesetzt hatte. „Ich konnte meine Vorgesetzten überzeugen die Tour nicht abzubrechen. Die ‚Chō Very Bad Girls‘ sind offiziell schwer erkrankt und müssen die Tour abbrechen, aber da sich eure Platten so gut verkaufen, werdet IHR nun zum Hauptact. Die Leute kriegen ihr Geld zurück, wenn sie die Mädels sehen wollen und für die freien Plätze werden dann neue Karten verkauft.“ Eine enorme Erleichterung machte sich breit. „Aber wie kann man auf die Schnelle die Karten loswerden?“, fragte Yaten skeptisch. „Macht euch keine Sorgen, das wird in allen Boulevard- und Starmagazinen im TV laufen.“ Anko grinste selbstbewusst. Eine Frau, ein Wort. Schon am Abend des Konzerts waren die Karten für den Auftritt in Sapporo ausverkauft. Viele der Fans hatten auch nicht vor ihre Karte umzutauschen, da sie ebenso gerne die Three Lights sehen wollten. Nur für ein paar fanatische männliche Fans waren die Jungs kein würdiger Ersatz. Und so verlieft die Tour reibungslos weiter. Am Tag beschäftigten sich die Jungs damit die Kultur in diesem Land besser kennenzulernen, um nicht aufzufallen. Taiki las sehr viel. Besonders Literatur hatte es ihm angetan, sodass er viele Werke internationaler und japanischer Autoren durchstöberte. Yaten beschäftigte sich ausgiebig mit Kunst und versuchte sich selbst in Fotografie und Seiya versuchte sich durch Bewegung Luft zu machen. Sie sprachen nur selten über die Prinzessin und die Suche nach ihr, denn diese hatte gerade erst richtig begonnen. Bei jedem Auftritt, in jeder Stadt riefen sie nach ihr. Seiya legte als Frontsänger sein gesamtes Herzblut in jedes Wort welches er sang, in der Hoffnung sie würde ihn erhören. An manchen Abenden lag er nachts wach und dachte an sie. Er hatte Sehnsucht nach ihr, wollte wieder um sie kreisen und sie beschützen, und auch, wenn Taiki vollstes Vertrauen in die Prinzessin hatte, begann Seiya sich allmählich wieder zu fragen, warum sie die Star Lights, warum sie ihn nicht mitgenommen hatte. Die Tour verlief ohne weitere Zwischenfälle und neigte sich langsam dem Ende zu. Die Popularität der Jungs stieg stätig und war mittlerweile so groß, dass es ihnen nicht mehr möglich war den Bus zu verlassen, ohne von einer Horde Mädchen umringt zu werden. Nur selten hatten sie ihre Ruhe und konnten sich von ihren Fans entspannen oder sich nach draußen begeben. Taiki sah es ganz pragmatisch. Es war ein notwendiges Übel im Dasein eines Stars. Er verlor nie die Contenance und wurde den Fans gegenüber nie unhöflich. Seiya genoss es ein wenig im Mittelpunkt zu stehen. Es war nie sein Traum und würde es auch nicht werden, denn all diese Strapazen dienten nur einem Zweck, doch er war nicht abgeneigt, wenn er Bewunderung erntete. Einzig Yaten schien das alles zu stören. Ständig drängten sich diese Mädchen auf und verteilten sinnlose Liebesbekundungen, in der Hoffnung, sie wären die einzig Wahre, in die sich einer der drei verlieben würde. Er erntete ständig Tadel von Taiki, denn er war der Einzige, der sich zuweilen nicht beherrschen konnte und auch nicht wollte. Endlich war der 31. April gekommen und der letzte Auftritt der Tournee stand vor der Tür. Die Jungs hatten nun in so vielen Städten ihre Botschaft in die Welt gerufen. Der Absatz der CDs und die Zeitschriftenartikel taten den Rest dazu, dass die Musik der Three Lights bei den japanischen Radiosendern ständig rauf und runter gespielt wurde. Mit der neuen Single namens ‚Todokanu Omoi’ wurde ihre Radiopräsenz noch verstärkt und keiner kam mehr an dem sympathischen und attraktiven Trio vorbei. Kurz vor dem Auftritt klopfte Anko an die Tür der Garderobe. „Hab ihr einen Moment Zeit?“ „Anko!“, sagte Seiya positiv erfreut. „Wo warst du die ganze Woche?“ „Natürlich arbeiten, und ich habe euch wieder einmal einen hübschen Job an Land gezogen.“, sagte sie selbstsicher. Die Jungs schauten sie erwartungsvoll an. „Ihr werdet in die Hauptstadt ziehen und eine Gastrolle in einer Serie spielen!“ „Das ist ja großartig!“, sagte Seiya enthusiastisch. Der Enthusiasmus war natürlich nur Show. Die Verpflichtung an einer Serie war nur noch mehr Arbeit und mehr Stress, bei dem sie nicht nach der Prinzessin rufen konnten. Dennoch war es eine weitere Möglichkeit ihre Popularität zu steigern und ihre Reichweite zu vergrößern. Alle drei waren Anko dankbar für jeden Auftrag, den sie ihnen verschaffte. „Die Serie heißt ‘Z-Files of Detective Boy Holmes’.” Anko legte die Dialogbücher auf den Tisch. „Hier habt ihr was zum üben.“ „Wann soll es losgehen?“, fragte Taiki. „Ab morgen habt ihr 10 Tage Urlaub. Am 11. Mai fliegt ihr dann nach Tokyo.“ Sie zückte Tickets und überreichte sie. „Ich hole euch dann vom Flughafen ab. Die Dreharbeiten beginnen für euch am 12. Mai.“ „Bleibst du denn nicht hier?“, fragte Yaten etwas verwundert. „Ich werde mir euer Konzert ansehen und danach sofort nach Tokyo fliegen. Ich muss noch einiges vorbereiten. Ich muss die Verträge für die Serie fertig machen und euch eine Bleibe besorgen.“ Ihr Blick wurde nachdenklich. „Ich frage mich, warum die Tour der Bad Girls nicht nach Tokyo führte.“ „Was ist eigentlich aus ihnen geworden?“, fragte Seiya, um Interesse zu erwecken. „Hat man sie inzwischen gefunden?“ „Nein, das hat man leider nicht.“ Anko schaute traurig. „Wir haben ein paar gute und verschwiegene Detektive auf sie angesetzt, das soll ja schließlich nicht in der Presse landen, aber ihre Spur verläuft sich nach ihrem Auftritt in Sendai. Es ist, als hätte es sie nie gegeben.“ „Das ist ja furchtbar.“, heuchelte Taiki. „Lasst euch dadurch euren Auftritt nicht verderben,“, sagte Anko mit einem traurigen Lächeln. „das ist schließlich das Finale!“ Seiya stand auf. „Da hast du recht. Wir müssen dann.“ Auf dem Weg zur Bühne blieb Yaten plötzlich stehen. „Werden wir sie finden?“, fragte er abermals in der Sorge, dass ihre Mühen umsonst gewesen waren. „Klar finden wir sie.“, reagierte Seiya zielbewusst. „Deswegen sind wir extra den weiten Weg hierhergekommen.“ „Wir müssen sie ganz einfach finden, wir müssen!“, fügte Taiki hinzu. „Ja, genau! Und wir schaffen es auch.“, pflichtete Seiya ihm bei und wandte sich zum Gehen. „Los jetzt! Es ist Zeit zu arbeiten.“ Die Menge kreischte, die Lichter gingen an und auf der Bühne standen drei junge Männer in maßgeschneiderten Anzügen, um die Leute zu begeistern. Als die ersten Töne von ‚Todokanu Omoi’ erklangen und Seiya eine Rose in die Luft warf, geriet das Publikum in Ektase. Anko schaute sich die Show aus dem Backstage Bereich an und beobachtete stolz ihre Schützlinge. Sie waren anders, als andere Künstler, die sie entdeckt und nach ober gebracht hatte. Sie waren keine Marionetten, denen man nach Belieben irgendwelche Songs vorsetzen konnte, die sie ohne Beanstandungen gesungen hätten. Sie wussten genau, was sie taten und was sie wollten und ließen sich auch nicht beirren oder den Ruhm zu Kopf steigen. Sie waren etwas Besonderes. Sie wartete ab, bis der letzte Ton erklungen war und ging, ohne sich zu verabschieden. „Ist Anko schon weg?“, fragte Seiya verwundert, als sie in die Garderobe kamen. „Sieht ganz so aus.“, sagte Taiki ernst. Auch, wenn es sonst niemandem aufgefallen wäre, Seiya und Yaten kannten Taiki und wussten mittlerweile, dass er sie gerne noch kurz gesehen hätte. „Schaut mal, sie hat uns eine Nachricht hinterlassen.“, sagte Yaten mit einem Brief in er Hand, den er gerade auf dem Tisch gefunden hatte. „Was steht drin?“, fragte Seiya. Yaten begann zu lesen. Hallo ihr drei, ich hatte leider keine Zeit mehr, sonst hätte ich meinen Flug verpasst. Ein Fahrer wird euch nach dem Konzert in ein gemütliches Hotel bringen, wo ihr euch bis zu eurem Flug erholen könnt. Ich habe euch ein paar Sonnenbrillen dagelassen, falls ihr mal raus wollt. Vielleicht erkennt man euch dann nicht. Das Nötigste an Kleidung ist schon im Hotel, der Rest wird in Tokyo sein, wenn ihr kommt. Erholt euch gut. Wir sehen uns dann in einer Woche am Flughafen Haneda. Viele Grüße Anko „Ist das alles?“, fragte Seiya. „Ja.“ „Gut, dann lasst uns die Woche nutzen, um die Drehbücher zu studieren und uns zu erholen, danach wird es anstrengend werden. Tokyo soll hektisch sein und wir werden dort bestimmt von einem Auftrag zum nächsten hetzen.“, mahnte Taiki. „Ich bin einverstanden.“, sagte Seiya zufrieden. „Ich kann es nicht mehr erwarten wieder in einem richtigen Bett zu schlafen.“, maulte Yaten. Die zehn Tage vergingen wie im Flug. Da die Fans rausbekommen hatten, wo sich die Three Lights niedergelassen hatten, konnten sie die Woche ausschließlich im Hotel verbringen. Nachdem sie die Drehbücher und die Dialoge in den ersten 5 Tagen studiert und regelrecht aufgesogen hatten, nutzten sie die restlichen Tage zur Erholung. Taiki versuchte diese Zwangspause zu nutzen und komponierte etwas, während Seiya und Yaten die meiste Zeit auf ihren Betten lagen und nichts taten. „Ich kann es kaum erwarten, dass es nach Tokyo geht.“, seufzte Seiya. „Mir ist langweilig.“ „Hör bloß auf.“, Yaten rollte mit den Augen. „Ich will endlich unsere Prinzessin finden, aber diese Fans gehen mir gewaltig auf den Senkel. Auf die könnte ich wirklich verzichten.“ Taiki drehte sich zu ihnen. „Das ist ein notweniges Übel. Ohne Fans keine Berühmtheit, ohne Berühmtheit keine Möglichkeit die Botschaft zu entsenden.“ „Ja, ja.“, nörgelte Yaten. „Ich weiß.“ Kapitel 8: Liebe auf den ersten Blick ------------------------------------- Für Seiya war jeder Tag, an dem sie nicht nach der Prinzessin riefen ein verschwendeter Tag, um so glücklicher war er, als sie endlich ins Flugzeug stiegen, um ihrer nächsten Aufgabe entgegenzufliegen. Es war ein Augenblick völliger Ruhe. Keine Fans, die sie belästigten oder ihnen hinterherkreischten, nur einige Flugbegleiterinnen und Passagierinnen, die sie verlegen und schwärmerisch anlächelten. Seiya, der am Fenster saß, schaute in die Wolken hinaus. Die Welt kam ihm so klein und rein vor. Von dort oben konnte er keine Bösartigkeit erkennen und sah nur die weißen Wolken, die die Welt in Unschuld hüllten. Aus dem Fenster heraus betrachtete er die Landschaft und dachte an Kakyuu. ‚Irgendwo da unten musst du sein.‘ Als das Flugzeug gelandet war und die Three Lights den Flughafen betraten, war es mit der Ruhe schlagartig vorbei. Hunderte von weiblichen Fans versammelten sich, um das Trio zu begrüßen. Die Mädchen blockierten den Weg, nur um einen Blick auf ihre Idole zu erhaschen und von ihnen bemerkt zu werden. Mit so einem Empfang hatte keiner der drei gerechnet, umso gereizter waren sie. Keiner hatte vor Anko warten zu lassen und so versuchten sie sich durch die Menge zu drängen, bis Seiya der Geduldsfaden riss. „Geht zur Seite, lasst uns doch durch, bitte!“, sagte er ungehalten. „Aus dem Weg!“ Er quetschte sich mit Nachdruck an den Mädchen vorbei und ging zielstrebig in Richtung Ausgang, ohne Rücksicht auf Yaten und Taiki zu nehmen. Sein Blick war nach vorne gerichtet, doch als ein Pärchen an ihm vorbeikam, welches er nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte, war es wie ein Leuchten, welches ihn dazu brachte einen Blick über die Schulter zu werfen, und da war sie, eine blonde Schönheit. Er verharrte einen Augenblick und starrte sie an. Nur kurz blickten ihre Augen auch in seine Richtung, bevor sie sich wieder nach vorne drehten, doch das Blau ihrer Augen nahm ihn gefangen. Es war, als hätte er endlich dieses eine Mädchen gefunden, ohne sie überhaupt gesucht zu haben. Dass sie sich fest an den Arm eines stattlichen Mannes krallte, hatte er nicht wahrgenommen, er sah nur noch sie. Selbst den Lärm, der ihn umgab, hörte er nicht mehr. Das Gefühl, was ihn durchfloss, hatte er noch nie gespürt, doch er wusste augenblicklich was es war. Er erinnerte sich an Ankos Worte, dass der Liebeskummer verginge, wenn man eine neue Liebe fände, und genauso fühlte es sich für ihn an, wie Liebe auf den ersten Blick. Er erwachte erst aus dieser Trance, als jemand ihm auf die Schulter tippte. „Worauf wartest du Seiya?“, fragte Taiki, als er Seiya regungslos dastehen sah. „Es ist nichts, lasst uns gehen.“ Vor dem Flughafengebäude stand Anko schon an ihren Mazda gelehnt und wartete rauchend auf sie. „Wie war euer Flug?“ „Entspannend.“, sagte Yaten. „Dann steigt ein. Wir müssen noch kurz zur Plattenfirma, dann geht es zu eurem neuen Zuhause.“ Während Anko sich mit Yaten und Taiki über die zehn Tage Erholung unterhielt und ihnen geschäftliche Dinge berichtete, war Seiya während der Fahrt sehr still. Ihm ging dieser Blondschof einfach nicht mehr aus dem Sinn. Ständig musste er an ihre himmelblauen Augen und ihre feinen Gesichtszüge denken. Er hätte sich nie vorstellen können, dass ihn der Anblick eines Mädchens jemals so überwältigen könnte, wie der dieser Schönheit. Er verspürte plötzlich das Bedürfnis sie wieder zu sehen, doch der einzige Anhaltspunkt, den er hatte, war ihre Schuluniform. „Anko, ich überlege mir, ob wir nicht hier in Tokyo zur Schule gehen sollten.“, sagte Seiya nachdenklich. „Bist du verrückt geworden?“, platzte es aus Yaten heraus. „Ich meine es vollkommen ernst.“ „Ihr wisst schon, dass es nicht verpflichtend ist die Oberstufe zu besuchen.“, gab Anko zu bedenken. „Andererseits ist es nicht sicher, ob ihr ewig so berühmt bleibt, dann hättet ihr etwas in der Hinterhand.“ „Also ich sehe darin keinen Sinn.“, trotzte Yaten, zumal sie eh nicht vorhatten ewig auf der Erde zu bleiben. „Ich halte es für eine gute Idee.“, sagte Taiki ernst. „Was soll das?“ Nun war Yaten ernsthaft genervt. „Du bist überstimmt, Yaten!“, sagte Seiya grinsend. „Dann leite ich es in die Wege.“, schloss Anko. Sie kamen an und stiegen aus dem Auto. Yaten und Taiki gingen schon auf das Gebäude zu, als Seiya Anko noch einmal kurz aufhielt und sie leise ansprach. „Ist es möglich, dass du uns an einer bestimmten Schule unterbringst?“ Anko schaute ihn verwundert an. „Welche Schule soll es denn sein?“ „Ich kennen den Namen nicht, aber die Schuluniform.“ „Und, wie sieht die aus?“, fragte sie etwas irritiert. „Ein Matrosenkleid mit weißer Bluse, dunkelblauem Rock, dunkelblauer Schleife, dunkelblauem Kragen und drei roten Streifen auf dem Kragen.“ „Wieso ausgerechnet diese Schule?“ Seiya wurde verlegen. „Ich verstehe.“ Anko lächelte ihn an. „Ich werde mein Bestes versuchen die Schule zu finden.“ Im Gebäude der Plattenfirma ließ sie die Jungs wieder einmal alleine. Es war wieder ein dunkler Aufenthaltsraum mit ein paar Sofas, auf denen es sich die Jungs gemütlich machten. Da sie nun alleine waren, platze es aus Yaten heraus, was er die ganze Fahrt unterdrückte hatte. „Sagt mal, spinnt ihr eigentlich?“, begann er aufbrausend. „Warum zum Teufel sollen wir hier zur Schule gehen? Das hat doch alles keinen Sinn!“ „Beruhige dich erstmal.“, beschwichtigte Taiki. „Selbstverständlich hat es einen Sinn. Wir wissen nur einen Bruchteil von diesem Land, seiner Kultur und seinen Strukturen. Wenn wir früher als Gesandte andere Planeten bereisten, war allen klar, dass wir deren Land nicht kannten, doch hier sind wir inkognito, keiner darf wissen, dass wir von einem anderen Planeten kommen. In der Schule werden wir uns wertvolles Wissen aneignen, um unsere Identität zu schützen. Du hast gemerkt, welchen Ärger meine Nachlässigkeit mit den Noten uns eingehandelt hat.“ Seiya staunte. Seine Beweggründe waren weitaus niederer, doch Taikis Ausführungen überzeugten ihn augenblicklich. Yaten atmete tief durch. „Vermutlich hast du recht.“ Er stand auf und holte sich eine E-Gitarre, die in der Ecke stand und begann die Saiten zu zupfen, um sich etwas zu beruhigen. Es vergingen keine fünf Minuten, als plötzlich eine der Saiten riss und er das Gefühle verspürte, als durchfuhr ihn ein Blitz. „Einer der Sterne ist gerade verschwunden.“, sagte er mit geweiteten Augen. „Bist du sicher?“, fragte Seiya verunsichert. „Ja.“ „In so einer Situation brauchten wir sie eigentlich ganz dringen.“ Taikis schaute betrübt. „Ja. Aber vielleicht ist sie uns viel näher, als wir glauben.“, sagte Seiya nachdenklich. Yaten spürte die aufsteigende Dringlichkeit. „Wir müssen sie finden.“ „Und wir haben leider nicht mehr so viel Zeit.“, sagte Seiya. „Zumindest wissen wir jetzt, dass Galaxia nicht wegen uns hier ist, sondern wegen der Sterne auf diesem Planeten.“, merkte Taiki an. „Das bedeutet also, dass es hier auch Sailor Kriegerinnen gibt.“, schloss Seiya nachdenklich. Das änderte die Situation für die Gefährten. Ihr Ziel war die Suche und die Rettung ihrer Prinzessin, und nun mussten sie sich nach so kurzer Zeit ihren ärgsten Feinden stellen. Nur eine kurze Weile glaubten sie, dass sie aufgeflogen waren und Galaxia ihre Fährte aufgenommen hatte, doch nun stellte sich heraus, dass dieser blaue Planet nicht so unscheinbar erschien, wie sie anfangs dachten. Auch hier hatte Galaxie etwas zu holen. Noch ahnten die Star Lights nicht, dass es in diesem Land, ja sogar in dieser Stadt nur so von Sternen wimmelte und, dass einer davon so strahlend und warm war, dass er durch seine Liebe das ganze Universum retten konnte. Zumindest trat etwas Erleichterung ein, da sie sich nun nicht wie das primäre Ziel von Galaxia fühlten. Doch der Angriff von Galaxia bedeutete gleichzeitig, dass dieser Planet bedroht war. Umso schneller mussten sie die Suche nach ihrer Prinzessin beenden und diesen Planeten wieder verlassen. Anko riss sie aus ihren Gedanken, als sie den Aufenthaltsraum betrat und sich zu ihnen setzte. Sie zündete eine Zigarette an, lehnte sich mit verschränkten Armen zurück, überschlug die Beine und schaute abwesend zu Boden. „Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte Taiki besorgt. „Ich habe eine gut und eine schlechte Nachricht.“, sagte sie und zog an der langen Zigarette. „Ich wurde befördert, weil ich mit euch so gute Arbeit geleistet habe.“ Sie machte eine kurze Pause. „Ich habe mit euch wohl einen Rekord gebrochen. Noch keiner vor mir bei Sonny Music hat es geschafft eine Band in so kurzer Zeit so erfolgreich zu machen.“ Sie zog wieder an der Zigarette und schaute die Jungs intensiv an. „Aber dafür muss ich die Arbeit mit euch an einen Kollegen abgeben.“ „Was soll das heißen?“, fragte Seiya verwundert. „Das heißt, dass sich unsere Wege nun trennen.“ Ankos Blick war melancholisch. „Und wer soll jetzt deinen Job machen?“, fragte Yaten, als gebe es niemanden, dem er mehr vertraute. „Das darf ich entscheiden.“ Sie atmete tief durch. „Keine Sorge, ich werde jemanden finden, der euch gerecht wird.“ „Heißt es jetzt, dass wir uns nicht mehr wiedersehen werden?“, fragte Seiya etwas traurig. „Natürlich werden wir uns wiedersehen, aber sicher nicht mehr so häufig, wie bisher.“, sagte Anko mit einem Augenzwinkern, welches ihre Traurigkeit überspielen sollte. „Ihr solltet euch jetzt auf den Weg machen. Ein Fahrer bringt euch zu eurer Unterkunft und holte euch morgen ab, damit ihr rechtzeitig zum Dreh kommt.“ Sie drückte ihnen einen Zeitplan in die Hand. Es war schweigsam. Taiki sagte nichts. Auch Seiya und Yaten waren traurig, denn sie hatten sich an Anko gewöhnt. Sie war in der Zeit auf der Erde ihr Anker geworden, an dem sie sich festhalten konnten. Natürlich waren sie mittlerweile in der Lage alleine zu agieren und verstanden die Kultur und die Menschen so gut, dass sie Anko nicht mehr brauchten, aber sie war eine wertvolle Freundin geworden, die sie vermissen würden. Besondere Taiki verband mehr mit ihr. Es war eine starke Zuneigung, die beide teilten. Nachdem Anko eine zweite Zigarette aufgerauchte hatte, die sie direkt nach der ersten angezündet hatte, stand sie auf und ging zur Tür rüber. Die Jungs schauten ihr nach, als hätten sie Angst, dass sie wortlos gehen würde, doch sie drehte sich noch einmal um. „Ich wünsche euch viel Erfolg und hoffe, dass ich euch bald wiedersehen werde. Und macht mir keine Schande.“ Sie lächelte traurig. „Mach dir keine Sorgen.“, sagte Seiya verständnisvoll lächeln, bevor sie die Tür hinter sich schloss und ging. „Kommst du damit klar Taiki?“, fragte Yaten mitfühlend. „Selbstverständlich.“ Taiki erhob sich, als wäre nichts gewesen. „Wir müssen jetzt auch los.“ Seiya und Yaten merkten, dass er das ausblendete, denn so kalt war er einfach nicht. Aber es machte auch keinen Sinn ihn weiter darauf anzusprechen, er würde nur abblocken. Taiki blendete es aber nicht nur nach außen aus, sondern auch nach innen. Er versuchte das Gefühl zu verdrängen, was Anko mit ihrem Abschied hinterlassen hatte. Er wusste, dass es ihr mindestens genauso schwerfiel. Das hatte er gesehen, als sie diesen dunklen Aufenthaltsraum betreten hatte. Es war einfach nicht ihr Schicksal zusammen zu sein. Sie empfanden Zuneigung zueinander, doch es war keine innige Liebe, für die man alles aufgeben würde. Vom Altersunterschied ganz zu Schweigen. Das alles ließ sich nicht ändern und so akzeptierte er es einfach. Er hatte schon schwerere Verluste verkraftet und würde damit auch klarkommen. Als sie am nächsten Morgen abgeholte werden sollten, waren sie verwundert, dass der Chauffeur nur Taiki mitnehmen wollte. „Ich hole sie in zwei Stunden ab, ich habe zuerst den Auftrag Herrn Taiki abzuholen.“ Yaten und Seiya sahen sich verdutzt an, zuckten mit den Schultern und gingen wieder in die Wohnung. Sie sahen es als Gelegenheit ihren Text noch einmal durchzugehen. Taiki würde ihnen schon erzählen was los war. Zu Taikis Überraschung wurde er zum Hauptgebäude von Sonny Music gebracht. Der Chauffeur wies ihn an zur Rezeption zu gehen, an der sie ihm sagen würden, wo er hinmüsse, was er auch tat. Anko saß gerade in ihrem neuen Büro. Es war groß und hatte Panoramafester, die einen Blick auf die Skyline Tokyos freigaben. Die Sonne erhellte den ganzen Raum und sie ließ die Jalousien offen, um den Wolken gelegentlich auf ihrem Weg über den Himmel zuzusehen. Sie war gerade dabei ein paar Papiere zu bearbeiten, als es an ihrer Tür klopfte. „Ja, herein?“ Ihre Sekretärin trat ein und verbäugte sich minimal. „Frau Yasui, Herr Kou Taiki ist für sie da.“ „Schicken sie ihn rein.“ Er trat ein und sie schenkte ihm ein Lächeln. Er spürte sofort, dass sie sich freute ihn zu sehen, auch, wenn sie sich ihm nicht an den Hals warf und vor Freude weinte. Dieses dezente Lächeln einer selbstbewussten Frau, die mitten im Leben stand, war Anzeichen genug für ihn. Auch er musste dezent lächeln. „Schön, dass du gekommen bist.“ „Schön, dass du mich eingeladen hast, auch, wenn ich bis vor einer Minute nicht wusste, dass du es bist.“ Sie musste lachen. Dieses herzliche Lachen, passte so gar nicht zu den zurückhaltenden japanischen Frauen, doch das war etwas, was er an ihr liebte. „Als ich gestern die Nachricht bekommen habe, dass ich befördert werde, war es wie ein Schock. Natürlich wollte ich diese Beförderung schon lange, bevor ich euch entdeckt habe, aber euch jetzt so einfach aufzugeben, fällt mir nicht leicht.“ „Ich weiß.“ Taiki zeigte vollstes Verständnis. Ich habe gestern lange überlegt und lange gesucht, um euch den richtigen Manager an die Seite zu stellen, und ich bin fündig geworden.“ Sie stand von ihrem Schreibtisch auf, ging um ihn herum und lehne sich daran an. „Es ist Herr Miura. Wir haben lange zusammengearbeitet. Ich vertraue ihm voll und ganz. Er ist gewissenhaft und fleißig, und ihr werdet kaum merken, dass er seine schützende Hand über euch hält. Nun bin ich seine Vorgesetzte, da kann ich auf ihn aufpassen.“ Sie begann zu lachen. „Das ist gut.“, reagierte Taiki zufrieden. „Das mit der Schule habe ich auch geklärt. Ab nächsten Montag besucht ihr die Juban High School im Stadtbezirk Minato.“ Taiki lächelte. „Ich bin dir sehr dankbar.“ „Das ist das Mindeste.“ „Hast du mich nur gerufen, um mir das zu sagen?“, fragte Tiki gelassen. „Nein.“, antwortete Anko mit einem verschmitzten Lächeln. „Ich wollte mich gerne von dir verabschieden.“ Sie trat langsam auf ihn zu, berührte sein Gesicht sanft mit ihren Händen und küsste ihn zärtlich auf seine Lippen. Er ließ seine Hände für den Augenblick des Kusses auf ihren Hüften ruhen. Es sollte der letzte Kuss sein. Der Abschied fiel ihr schwer. Sie löste ihre Lippen und lehnte sich mit ihrer Stirn an seine Brust. Schließlich atmete sie tief durch und trat ein paar Schritte zurück. Ein letzter Blick in seine violett blauen Augen und dann wollte sie ihn ziehen lassen. „Anko.“, sagte er sanft. „Du wirst schon bald den einen finden, der dich von deinem Liebeskummer erlöst. Es war nicht mein Schicksal derjenige zu sein.“ Sie starrte ihn an. „Woher weißt du…?“ „Du hast dich selbst verraten.“ „Wann?“, fragte sie verwundert. „Also du Seiya den Tipp gegeben hast.“ „Natürlich.“ Anko lächelte einsichtig. „Nun heißt es auf Wiedersehen.“, sagte Taiki ernst. „Ja, aber bevor du gehst, habe ich noch eine Kleinigkeit für euch.“ Sie warf ihm einen Autoschlüssel zu, den er verwundert auffing und genau betrachtete. „Was ist das?“ „Ein kleiner Beitrag zu eurer Unabhängigkeit. Der Wagen ist nichts Besonderes, aber so habt ihr mehr Freiheit.“ Anko lächelte. „Er ist nicht zu übersehen. Der Name eurer Band steht in goldenen Lettern auf der Motohaube.“ Sie setzte sich an den Schreibtisch. „Und jetzt musst du los, sonst kommst du zu spät zu den Dreharbeiten. Das Auto kannst du später abholen.“ „Ich danke dir, Anko!“ „Ich danke euch.“ Sie schenkte ihm ein letztes Lächeln, bevor er das Büro verließ. Als er die Tür hinter sich schloss, wurde ihr Blick traurig. Sie wusste, sie würde die Jungs vermissen. Taiki klärte Seiya und Yaten auf, als der Fahrer sie schließlich abholte. Ihnen war bewusst, dass nun ein neuer Abschnitt ihrer Reise beginnen würde. Sie wussten, dass sie wahrscheinlich in den Kampf treten mussten und nahmen sich fest vor keine Freundschaften mit den Sailor Kriegerinnen des Planeten zu schließen, denen sie unweigerlich begegnen würden. Sie wussten nur eines, sie können niemandem vertrauen. Sie ahnten nicht, dass der helle Mond sie auffangen und durch die Dunkelheit leiten würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)