50 Wörter, 50 One Shots von Aracona ================================================================================ Kapitel 8: Drops of ink ~ Tintentropfen --------------------------------------- Im Wohnzimmer lagen zwei Anatomiebücher aufgeschlagen auf dem kleinen Tisch. Vor ihnen saß Makoto und schrieb immer wieder kurze Notizen auf die noch neuen Lernkarten. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Ausarbeiten des Lernstoffes für die nächste Klausur. So verging Stunde für Stunde und die Aufmerksamkeit des Studenten nahm immer mehr ab. Inzwischen schmerzten ihm bereits die Augen und so beschloss er eine kurze Pause einzulegen. Makoto nahm seinen Füllfederhalter und steckte die Kappe auf das Schreibgerät, bevor er es auf dem Tisch ablegte. Ein Lächeln umspielte seine Lippen als er den Füller betrachtete. Seine Eltern hatten ihn ihm geschenkt, bevor er für sein Studium nach Tokio zog. Das war jetzt fast zwei Jahre her und seitdem hatte er sich angewöhnt mit diesem Füller zu schreiben. Er selber war der Meinung, dass seine Handschrift dadurch sauberer wirkte, auch wenn er, was diesen Punkt betraf, ein Außenseiter war. Alle anderen in seinem Jahrgang schworen auf Kugelschreiber. Sousuke meinte einmal, dass es nicht auf das Schreibgerät, sondern auf die Person, welche damit schreibt ankommt. Tja, Sousuke musste es ja wissen, schließlich waren sie seit dreieinhalb Jahren ein Paar. Lächelnd stand Makoto auf und streckte sich. Seine Glieder waren vom langen Sitzen taub und ihm wurde allmählich kalt. Wie gern hätte er sich jetzt an Sousuke gekuschelt um sich wieder aufzuwärmen. Doch der Polizist in Ausbildung würde heute erst spät nach Hause kommen, zumindest besagte das der Dienstplan des Älteren, welcher in der Küche am Kühlschrank hing. Um sich seinem Freund dennoch ein Stückchen näher zu fühlen, ging Makoto in ihr Schlafzimmer und entdeckte da, fein säuberlich zusammen gelegt, den beigen Pullover seines Geliebten, welchen dieser gestern Abend auf der Couch getragen hatte. Mit einem frechen Grinsen im Gesicht schnappte sich Makoto das Kleidungsstück und zog es an. Er liebte es sich in die Pullover seines Freundes zu kuscheln, vor allem wenn sie bereits einmal nach dem waschen getragen waren. Sousuke murrte zwar immer etwas deswegen, weil er es absolut nicht verstehen konnte, ließ dem Jüngeren aber meist seinen Willen. Schmunzelnd verließ Makoto ihr Schlafzimmer wieder und ging erst einmal in die Küche um sich einen Tee zu machen. Er brauchte irgendetwas, was ihn auch von innen wärmte. Als dieser fertig war, ging er mit der Tasse zurück ins Wohnzimmer und stellte sie vorsichtig auf dem Tisch ab, damit er nichts auf die Bücher oder seine Lernkarten kleckerte. Dabei übersah er seinen Füller und erschrak als dieser vom Tisch direkt auf ihn fiel. Beim Aufprall an Makotos Bauch löste sich die Kappe des Schreibgerätes und es entstand ein blauer Fleck auf dem hellen Pullover von Sousuke. Makoto riss die Augen auf und stieß ein verzweifeltes „Verdammt“ aus. Schnell sprang er auf und lief ins Bad. Vielleicht konnte er den Fleck ja noch auswaschen, solange die Tinte noch nicht getrocknet war. Während des Gehens zog er den Pullover bereits wieder aus und hielt auf den Wasserhahn im Bad zu. Nachdem dieser geöffnet war, hielt Makoto die Stelle des Pullovers mit dem Fleck unter den Wasserstrahl und rieb den Stoff gegeneinander, in der Hoffnung, den Fleck damit los zu werden. Seine Bemühungen zeigten keine große Wirkung, also nahm er sich etwas von der Handseife und sorgte dafür, dass diese sich beim reiben aufschäumte. Auch wenn der Schaum blau wurde und der Fleck bereits blasser, so bekam er doch nicht alles raus. Nachdem der Schaum wieder ausgespült war betrachtete Makoto die betroffene Stelle. Verzweifelt biss er auf seiner Unterlippe rum. Sousuke würde sicher wütend werden, wenn er das sah. Verdammt, warum musste es ausgerechnet ein heller Pullover sein, den der Jüngere da eingesaut hatte? Bei einem Dunklen wäre es sicher nicht so aufgefallen, wenn überhaupt. Tränen bildeten sich in Makotos Augen, denn er wusste nicht, was er jetzt machen, geschweige denn, wie er das später Sousuke erklären sollte. Ausgerechnet in diesem Moment vernahm er das Klacken der Wohnungstür, welches bedeutete, dass der Ältere gerade nach Hause gekommen war. Na super, jetzt hatte er nicht einmal mehr Zeit um noch weitere Versuche zu unternehmen, den Fleck zu beseitigen. Deutlich waren die Schritte von Sousuke im Flur zu hören und mit jedem weiteren verzweifelte Makoto ein kleines Stück mehr. Als der Ältere an der Badezimmertür angekommen war, schaute er seinen Freund lächelnd an, ehe ihm beim Anblick der Tränen und dem verzweifelten Blick gefühlt das Herz stehen blieb. „Was ist passiert?“, fragte Sousuke sofort alarmiert und ging zu Makoto um ihn an sich zu ziehen und zu beruhigen. Sanft strich er immer wieder über den Rücken des Kleineren, von welchem er immer wieder leise Schluchzer an seiner eigenen Brust vernahm. Es dauerte eine Weile, bis sich Makoto soweit wieder beruhigt hatte, dass er sich traute, sich von Sousuke zu lösen. Mit gesenktem Blick und hängenden Schultern stand er vor seinem Freund. In seinen Händen hielt der Kleinere noch immer den Pullover. Vorsichtig sah Makoto etwas nach oben, bis er seinem Freund in die Augen blicken konnte. „Ich...es...tut mir leid“, murmelte er nur und blickte wieder nach unten, während er den Pullover anhob, so dass Sousuke den Fleck sehen konnte. Fragend beobachtete der Ältere das Verhalten seines Freundes und wurde absolut nicht schlau daraus. Erst als Sousuke den Grund für Makotos Niedergeschlagenheit sah, verstand er warum der Jüngere so aufgelöst war. Makoto hatte sich mal wieder heimlich einen seiner Pullover genommen und aus irgend einem Grund war ein deutlicher blauer Fleck darauf zu erkennen. Dieser war nass, also hatte der Jüngere wohl bereits versucht ihn auszuwaschen. Zwar war der Fleck ärgerlich, vor allem da der Pullover noch relativ neu war, aber andererseits war es nur ein Kleidungsstück. Er würde ihn jetzt nicht mehr draußen anziehen können, doch für zu Hause ging er noch allemal. Sanft zog Sousuke Makoto zurück in seine Arme und flüsterte „Hör auf zu weinen, ich bin dir nicht böse. Ich werde den Pullover einfach nur noch hier tragen und wenn du möchtest, dann können wir ihn uns auch teilen. Dann sind meine anderen Pullover aber ab sofort tabu, einverstanden?“. Makoto fand sich in den Armen seines Freundes wieder und als er die Worte des Anderen hörte, musste er lächeln. „Einverstanden“, hauchte er. Makoto wusste nicht, womit er ausgerechnet einen so tollen Freund wie Sousuke verdient hatte, doch er liebte diesen Mann von Tag zu Tag mehr und war froh, dass das Schicksal sie zusammen geführt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)