The Weapon They Fear von stone0902 (Sasuke x Sakura) ================================================================================ Kapitel 1: Hilferuf aus Iwagakure --------------------------------- Was Kakashi wohl von mir will?   Dieser und ähnliche Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf, seitdem man ihr vor wenigen Minuten die Nachricht überbracht hatte, dass der Hokage sie unverzüglich sprechen wollte. Ihre diesbezügliche Verwirrung war durchaus begründet, denn ihre letzte Mission lag nun schon drei Jahre zurück, weshalb sie nur noch selten einen Fuß ins Hokage-Gebäude setzte. Sakura Haruno war zwar eine gut ausgebildete Kunoichi, sogar ein Jō-Nin, doch inzwischen widmete sie all ihre Zeit ihrer Arbeit im Krankenhaus. Und genau dort war sie auch gewesen, als der ANBU sie erreicht hatte: im Krankenhaus von Konoha. Während der morgendlichen Visite stand er plötzlich mitten in einem Patientenzimmer, in seinen beigen ANBU-Kapuzenmantel gehüllt vor ihr, die irritierten Blicke des männlichen Patienten, der in seinem Krankenbett saß, vollkommen ignorierend. Die Fuchsmaske über seinem Gesicht verschleierte seine Identität. Hinter dem bemalten Porzellan erklang dumpf seine tiefe und ruhige Stimme. Der Hokage wollte sie sprechen. Sofort. Also machte Sakura sofort auf dem Absatz kehrt, um sich auf den Weg zu machen.   Ihren weißen Arztkittel behielt sie einfach an, schließlich würde sie im Anschluss ins Krankenhaus zurückkehren, um ihre Arbeit fortzusetzen, denn Arbeit gab es dort genug. Mit den Händen in den weiten Kitteltaschen vergraben stieg sie die Treppen empor, die sie ins oberste Stockwerk führen sollten, wobei die Absätze ihrer schwarzen Schuhe bei jedem Schritt ein klackerndes Geräusch auf den grauen Fliesen hinterließen.   Ob er eine Mission für mich hat?   Bei dem Gedanken daran zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen. Nein, das konnte nicht sein. Schließlich erfüllte sie keine Missionen mehr …   Vielleicht will er über die Arbeit im Krankenhaus reden …   Wieder kamen ihr Zweifel, denn bei Angelegenheiten des Krankenhauses kam er meist zu ihr, zum Ort des Geschehens, statt nach ihr zu schicken. Noch dazu kamen das Auftreten des ANBU und die sofortige Dringlichkeit, die sie so neugierig machte. Aber ganz egal was es war, sie würde es bald erfahren.   „Hey, Sakura! Warte mal!“   Sakura blieb auf der Treppenstufe stehen und drehte sich um, nur um Naruto die Treppe hinauf stürmen zu sehen. Mit ein paar großen Schritten holte er sie ein und blieb zwei Stufen unter ihr stehen. Inzwischen war Naruto so groß geworden, dass er sie trotz der Höhenunterschiede noch überragte.   Lächelnd sah der Blonde sie an. „Was machst du denn hier?“ Naruto trug seine grüne Ninjaweste sowie die restliche Shinobi-Ausrüstung des Dorfes. Die Uniform stand dem blonden Chaosninja wirklich gut und verlieh ihm Autorität und Selbstbewusstsein. Ebenso wie Sakura war es ihm ebenfalls gelungen vor einigen Jahren zum Jō-Nin aufzusteigen. Aus ihren Teams der Ninjaakademie gab es nur noch wenige Chū-Nin unter ihnen. Chōji war bereits zweimal durch die Prüfung gefallen und würde dieses Jahr einen dritten Versuch wagen. Tenten, Lee, Hinata und Kiba waren ebenfalls noch Chū-Nin, aber sie schienen mit diesem Rang zufrieden zu sein. Nur Team 7 war es vollständig gelungen zu Jō-Nin aufzusteigen und somit den höchsten Ninjarang zu erreichen – abgesehen vielleicht von einem ANBU. Aber immerhin gehörten sie auch zum Team von Kakashi Hatake, dem legendären Kopierninja und derzeitigen Hokage von Konohagakure.   „Ich wollte gerade zu Kakashi“, antwortete Sakura, woraufhin Naruto überrascht die Augenbrauen hochzog.   „Du auch?“   Daraufhin runzelte sie die Stirn. Naruto war also auch gerufen worden. Konnte das ein Zufall sein? Wieso sollte Kakashi ausgerechnet sie beide sprechen wollen? Überfiel ihren Sensei vielleicht die Nostalgie und er bekam Sehnsucht nach seinem alten Team?   Wohl kaum.   Die Ausbildung und die gemeinsame Zeit von Team 7 waren schön gewesen – sehr schön sogar. Sakura erinnerte sich gerne daran zurück, wie sie gemeinsam die Chū-Nin-Auswahlprüfungen meisterten und auf zahlreiche Missionen gingen, um für Sicherheit im Feuerreich zu sorgen. Doch im Laufe der Jahre hatten sie sich von einander entfernt. Jeder führte sein eigenes Leben, unabhängig ihres Teams und spätestens als Kakashi zum Hokage ernannt worden war und er seitdem nur noch selten das Dorf verließ, hatte es diese gemeinsamen Missionen nicht mehr gegeben. Gleichzeitig hatte Sakura angefangen sich für die medizinische Ausbildung zu interessieren, woraufhin sie sich schließlich kurz darauf dazu entschloss, dies als ihren Hauptberuf zu wählen. Unter der Aufsicht von Tsunade war sie zu einer talentierten Medic-Nin ausgebildet worden.   Auch wenn sie ihren Sensei nicht mehr häufig zu Gesicht bekam standen sie sich weiterhin nah. Kakashi war ihr oft wie ein Familienmitglied erschienen. Nicht unbedingt wie ein Vater, eher wie ein cooler Onkel, der gerne mal einen Ratschlag gab, sich aber sonst aus der Erziehung raushielt. Die gemeinsame Zeit, die sie zusammen erlebt hatten, hatte sie unumkehrbar miteinander verbunden und zusammengeschweißt. Ihr Sensei war ohne Zweifel ein guter Hokage. Er regierte das Dorf mit Gelassenheit und Scharfsinn. Sakura sah nach wie vor zu ihm auf und war stolz darauf, sich seine Schülerin nennen zu dürfen. Immerhin gehörte sie dem einzigen Team an, das er jemals anerkannt hatte.   Zwischen ihr und Naruto hatte sich im Laufe der Zeit eine enge Freundschaft entwickelt. Inzwischen war er nicht mehr der dumme und nervige Trottel, für den sie ihn am Anfang gehalten hatte. Sie waren beide erwachsen und reifer geworden. Er hatte sich nicht nur ihren sondern auch den Respekt des Dorfes verdient. Naruto gehörte inzwischen zu den stärksten Ninja von Konohagakure und führte sogar sein eigenes Team an, obwohl er erst neunzehn war. Der spontane Gedanke, wieder mit ihm auf eine Mission zu gehen, wie in alten Zeiten, weckte Erinnerungen in ihr.   Tja, und dann war da noch der Vierte im Bunde: Sasuke …   Aber das war ein anderes Thema.   „Weißt du denn worum es geht?“, riss Naruto sie aus ihren Gedanken. Aber die Kunoichi schüttelte verneinend den Kopf.   Gemeinsam schritten sie die letzten Treppenstufen empor und gingen in Richtung Hokagebüro. Naruto warf ihr einen spitzbübischen Blick zu, eher er in einem rhythmischen Takt mit den Fingerknöcheln fünfmal gegen die Tür klopfte. Wenig später ertönte dahinter Kakashis Stimme – „Herein.“ – und sie betraten das Büro.   Dort drin angekommen stieß Naruto einen leisen Pfiff aus. „Oha, was sehen meine trüben Augen? Du hast ja das komplette Team versammelt!“   Sakura erstarrte mitten in der Bewegung. Sie musste sich regelrecht dazu zwingen, die Türe hinter sich zu schließen. Dann stellte sie sich neben Naruto vor Kakashis Schreibtisch und ließ zaghaft den Blick durch das Büro wandern. Vor ihr am Schreibtisch saß ihr Sensei, wie gewohnt mit seinem blauen Mundschutz vorm Gesicht, auf dem man nur seinen schon fast gelangweilten Blick erkennen konnte. Der rot-weiße Hut des Hokage, auf dem der Titel in ebenfalls roten Schriftzeichen stand, lag vor ihm auf der Tischplatte. Seine grauen Haare standen wie immer wirr vom Kopf ab. Im Gegensatz zu Tsunades Büro wirkte seins seltsam ordentlich. Ein Anblick, an den Sakura sich immer noch nicht gewöhnen konnte.   Träge hob Kakashi eine Hand. „Hallo, ihr zwei. Jetzt sind wir vollzählig.“   Neben Naruto stand noch jemand. In Schwarz und Dunkelblau gekleidet und mit dem Wappen seines Clans auf dem Rücken starrte er aus dem Fenster, der den Blick auf das Dorf preisgab, als würde ihn dies alles nichts angehen. Ihr Eintreffen wurde von ihm weder mit einer Begrüßung, noch mit einem Blick beehrt. Bei seinem Anblick wurde ihr Mund ganz trocken. Es kam Sakura wie eine Ewigkeit vor, dass sie den Schwarzhaarigen das letzte Mal gesehen hatte, zumindest aus der Nähe. Einen Augenblick lang musterte sie ihn verstohlen, bis Kakashi erneut das Wort erhob und sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Hokage widmete.   „Ihr fragt euch sicher, weshalb ich euch so plötzlich zu mir gerufen habe.“ Seine schwarzen Augen sahen sie der Reihe nach an. „Also, ich werde nicht lange um den heißen Brei herumreden: Ich habe eine Mission für euch.“ Er wartete einen Moment lang, damit sie alle diese Information sacken lassen konnten. In Sakuras Magen machte sich ein flaues Gefühl breit. Ihre Vermutung hatte sich also bewahrheitet. Aber wieso so plötzlich? Nach all der Zeit?   „Was für eine Mission?“, fragte Naruto, der zuerst seiner Ungeduld nachgab.   Kakashi faltete die Hände vor dem Gesicht und sein bisher gelangweilter Gesichtsausdruck wurde ernst. „Vor etwa einer Stunde erreichte uns ein Falke mit einer Nachricht, in der stand, dass Iwagakure um Hilfe bittet. Der Tsuchikage wurde ermordet.“   Erschrocken zog Sakura die Luft ein, Naruto zischte verärgert und Sasuke guckte lediglich ernst.   Kakashi schloss kurz die Augen und seufzte bei dem Gedanken an seinen verstorbenen Kameraden, dann begann er zu erzählen. „Ōnoki mag zwar alt, aber keineswegs schwach gewesen sein. Und auch wenn wir beide in gewissen Angelegenheiten unterschiedlicher Meinung waren bedauere ich, was ihm wiederfahren ist. Er wurde in seinem eigenen Dorf hinterrücks erschlagen. Ebenso wie seine Wachen.“ Kakashi griff nach einer Schriftrolle, die auf dem Schreibtisch lag, rollte sie aus und überflog sie kurz. „Die Ältesten von Iwa haben nicht lange gefackelt und einen neuen Tsuchikage ernannt. Sein Name lautet Ryō Yagami.“   „Was wissen wir über diesen Kerl?“, fragte Sasuke geradeheraus, ohne den plötzlichen Tod des Tsuchikages weiter zu erwähnen.   „Yamato ist gerade dabei einen Bericht zusammenzufassen“, erklärte Kakashi, während er die Ellenbogen auf der Tischplatte abstützte und die Hände vor dem Gesicht faltete. „Er sollte fertig sein, bevor die Mission startet. Ich will nicht voreilig schlussfolgern, aber es könnte sein, dass er in die Sache verwickelt ist.“   Sakura konnte diesen Gedanken nur allzu gut nachvollziehen. Bei einem Mord war in erster Linie jeder verdächtig. Es kam nicht selten vor, dass er von einer nahestehenden Person verübt wurde oder jemanden, der es auf das Amt das Kage abgesehen hatte. Sakura kamen sofort mehrere Theorien in den Kopf. Vielleicht war es ein Anschlag oder ein Racheakt aus einem verfeindeten Dorf, oder jemand, der wollte, dass die lange Herrschaft des Tsuchikage endlich endete. Gerade jemand, dem Ōnoki vertraute, würde es leichter fallen an ihn heranzukommen, als jemand außenstehendes.   „Das ist noch nicht alles“, fuhr Kakashi fort. „Bereits vor dem Tod des Tsuchikage gab es mehrere Angriffe auf Iwa.“   „Weiß man, wer diese Angriffe verübt hat?“, fragte Naruto.   „Nun kommen wir zum interessanten Teil.“ Kakashi löste seine verschränkten Finger, lehnte sich in seinem Sessel zurück und klopfte mit dem Zeigefinger ein paar Mal auf die Schriftrolle, die ausgebreitet vor ihm auf dem Tisch lag. „Die Augenzeugenberichte unterscheiden sich alle voneinander. Jeder hat etwas anderes gesehen. Manche reden von maskierten Ninja aus feindlichen Dörfern, andere wiederum von Tieren. Und manche … von Monstern.“   Sasuke schnaubte. „Monster?“, hakte er ungläubig nach. Seine Stimme triefte vor Spott.   Kakashi nickte bloß, ohne zu offenbaren, was er von dieser Mitteilung hielt. „So steht es in der Nachricht. Seltsame Kreaturen und gefährliche Schatten, feuerspuckende Ungeheuer und noch mehr solcher Dinge. Es mag unglaubwürdig klingen, aber egal, wer oder was Iwa angegriffen hat, es hat bereits ein Drittel seiner Shinobi auf dem Gewissen.“   Augenblick steigerte sich die Anspannung im Raum.   „Was?“, sprach Sakura ihre Gedanken aus. Iwagakure war ein großes und mächtiges Dorf – das Dorf versteckt unter den Felsen. Es lag im Land der Erde und zählte zu einem der fünf großen Ninjadörfern. Sakura erinnerte sich noch gut an die berg- und felsenreiche Umgebung, die sich um das Dorf erstreckte. Sie selbst war bereits mehrmals dort gewesen und hatte die freundlichen, aber auch leicht arroganten Bewohner kennengelernt. Wer war so mächtig, nicht nur den Kage, sondern auch eine solche hohe Anzahl an Shinobi auszuschalten, dass sie bereits Konoha um Hilfe baten, ein Dorf, mit dem sie früher Krieg geführt hatten und zudem die Allianz erst seit kurzem bestand?   „Und hier kommt ihr ins Spiel.“ Unter Kakashis Maske schien sich ein Lächeln abzubilden. „Ich schicke euch noch heute nach Iwa. Dies ist in erster Linie eine Erkundungsmission. Wir müssen uns erst einmal Klarheit verschaffen, wer oder was Iwa angreift. Wir sind nach wie vor Verbündete und werden sie nicht im Stich lassen, wenn sie um Hilfe bitten. Sobald wir wissen, mit wem wir es zu tun haben, werden wir, sollten wir sie brauchen, nach Verstärkung schicken. Ich weiß, dass eure letzte gemeinsame Mission lange zurückliegt“, und bei diesen Worten sah er sie abermals der Reihe nach an, wobei Sakura das Gefühl hatte, dass sein Blick auf ihr länger lag, als auf den anderen beiden, „aber ich habe euch drei nicht ohne Grund ausgewählt.“   „Dass Naruto und ich gehen verstehe ich ja“, äußerte sich nun Sasuke zu Wort. Mit einem Kopfnicken deutete er auf Sakura. „Aber wieso sie?“   Es war, als würde man ihr den Boden unter den Füßen wegziehen. Seine Abneigung ihr gegenüber sowie sein fehlender Respekt waren wie ein Schlag ins Gesicht.   Naruto sah ihn strafend an. „Sasuke, echt jetzt?“   „Was?“ Der Schwarzhaarige schien wenig beeindruckt. „Die Frage ist durchaus berechtigt. Sakura war seit Jahren nicht mehr auf Mission.“   „Na und?“ Naruto zuckte mit den Schultern. „Dann ist sie eben ein bisschen eingerostet. Was soll’s?!“   Ihre Hände zitterten vor Wut, sodass sie sie zu Fäusten ballte. Was bildete der sich eigentlich ein, sie so vor den anderen bloßzustellen? Nichtsdestotrotz stellte sie sich dieselbe Frage wie er: Wieso ausgerechnet sie? Immerhin hatte sie vor drei Jahren darum gebeten, ihr keine weiteren Missionen mehr zuzuweisen.   Zeitgleich stieg auch Trotz in ihr auf. Ihre innere Stimme zeterte aufgebracht, sich das nicht gefallen zu lassen. Dann war sie eben aus der Übung, na und? Sie gehörte immerhin noch zu den Jō-Nin, den Ranghöchsten in Konoha. Shanaroo!   Doch statt ihm eine gepfefferte Antwort oder am besten gleich ihre Faust gegen seinen arroganten, hübschen Schädel zu schlagen, wie sie es in diesem Moment am liebsten tun würde, schwieg sie nur und spürte, wie ihr Selbstbewusstsein kleiner und kleiner wurde. Wieso nur schaffte Sasuke es immer noch ihr so weh zu tun? Dabei hatte sie gehofft, diese Zeiten wären endlich vorbei.   „Nachdem in Iwa bereits so viele Ninja verwundet und getötet wurden benötigen wir für diese Mission unbedingt eine Medic-Nin.“ Kakashis Blick wanderte zu der Rosahaarigen und sie glaubte in seinen schwarzen Augen einen ermutigenden Glanz zu erkennen. „Und Sakura ist die Beste.“   Daraufhin antwortete Sasuke nicht, sondern verschränkte lediglich die Arme vor der Brust. Naruto sah ihn nur kopfschüttelnd an und Sakura versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr er sie gekränkt hatte.   Sie schluckte schnell den Kloß, den sie im Hals hatte, hinunter und fragte: „Und wer ist der Vierte?“ Daraufhin wanderten alle Augenpaare zurück zu ihr. Für einen Moment herrschte Stille. Daran schienen weder Naruto noch Sasuke gedacht zu haben, obwohl diese Frage durchaus berechtigt war, denn Ninja gingen bekannterweise immer in Viererteams auf Mission.   „Ich werde der Vierte sein“, antwortete Kakashi schlicht, als wäre es von Anfang an klar gewesen.   „Echt jetzt?“ Naruto – und auch die anderen beiden – sahen ihn überrascht an. „Du gehst mit uns auf Mission? Aber du ...“ Für einen Moment suchte er nach den richtigen Worten und gestikulierte hilfesuchend mit den Händen. „Aber du bist der Hokage.“   Kakashi sah Naruto mit schiefgelegtem Kopf an. „Na und? Der Nidaime war davon überzeugt, dass der Platz eines Kage auf dem Kampffeld sein sollte, und nicht in einem langweiligen Büro. Ich schätze, ich habe mehr mit Tobirama Senju gemeinsam, als lediglich die gleiche Haarfarbe.“ Daraufhin kratzte er sich verlegen am Hinterkopf und kniff lächelnd die Augen zusammen.   Aber Sasuke ließ sich von dieser Ausrede nicht täuschen. Prüfend sah er seinen Sensei an. „Du scheinst diese Angelegenheit sehr ernst zu nehmen.“   Kakashis Lächeln verschwand. „Diese Gegner haben es geschafft einen Kage zu ermorden sowie ein Drittel seiner Elite auszulöschen. Also ja, Sasuke, ich nehme es ernst.“ Mehrere Sekunden lang hingen diese unheilschwangeren Worte in der Luft. Kakashi seufzte und wechselte wieder zu seiner gelangweilten Miene. „Aber ich bin zuversichtlich, dass Team 7 auch dieses Abenteuer meistern wird. Sakura, lass dich von der Arbeit im Krankenhaus freistellen. Wir brauchen dich und deine Heilkünste während dieser Mission. Du wirst dich, da du aber bereits seit Jahren nicht mehr gekämpft hast und ich deinen derzeitigen Trainingsstand nicht beurteilen kann, erst einmal im Hintergrund halten. Sasuke, vielleicht siehst du mit deinem Sharingan etwas, was den anderen verborgen blieb. Ich vermute, dass Iwa gerade deshalb Konoha um Hilfe gebeten hat, statt eins der anderen großen Ninjadörfer. Dein Kekkei Genkai ist immer noch eine unserer mächtigsten Waffen. Aufgrund der unterschiedlichen Zeugenaussagen kann es durchaus sein, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der Genjutsu beherrscht. Und Naruto, ich bewundere dein Gespür für Menschen und deine Art schnell Freundschaften zu schließen. Deshalb möchte ich, dass du vor allem Ryō Yagami im Auge behältst und in Erfahrung bringst, ob er Freund oder Feind ist. Vielleicht wird uns dein Bauchgefühl weiterhelfen. Wir Vier werden heute Abend aufbrechen. Treffpunkt ist wie immer das Haupttor, achtzehn Uhr. Nach Iwa sind es drei Tagesmärsche. Wir sollten uns beeilen, damit dem Dorf nicht noch mehr passiert. Stellt euch darauf ein, dass es gefährlich werden könnte und man einen Zeitpunkt für die Rückkehr schwer einschätzen kann. Weitere Details besprechen wir auf dem Weg. Sonst noch irgendwelche Fragen?“   Die Drei verneinten und daraufhin wurden sie von Kakashi entlassen.   Sakura wandte sich gerade zur Tür, als sie noch einmal von Kakashi aufgehalten wurde. „Sakura, bleib bitte noch einen Moment.“ Ihre beiden Teamkameraden gingen an ihr vorbei, erst Naruto, der ihr noch einen neugierigen Blick zuwarf, dicht gefolgt von Sasuke, der sie ignorierte. Sie hörte seine verklingenden Schritte und wie er die Tür schließlich leise hinter sich schloss. Augenblicklich atmete sie die Luft aus, von der sie gar nicht gewusst hatte, dass sie sie angehalten hatte.   Erwartungsvoll sah sie Kakashi an. Einige Sekunden betrachtete er seine Schülerin, ehe er das Wort erhob. Das mulmige Gefühl machte sich wieder in ihrem Magen breit. „Wie fühlst du dich jetzt?“   Überrascht blinzelte sie ein paar Mal, da diese Frage doch sehr unerwartet kam. Er schien ein gutes Gespür dafür zu haben, was in ihr vorging. „Gut“, log sie.   Kakashi sah sie an, seine Augen wirkten, als könne er direkt in ihre Seele sehen und sie sofort dieser Lüge entlarven. „Ich weiß natürlich, dass du mich damals darum gebeten hast, dich von weiteren Missionen auszuschließen und dass du vorhast, dem Leben als Kunoichi den Rücken zu kehren. Aber wir brauchen dich diesmal, Sakura. Und ich glaube, du brauchst uns auch. Diese Mission wird dir vielleicht helfen über das Geschehene von damals hinwegzukommen und alte Wunden zu schließen.“   Bei seinen offenen Worten verkrampfte sich Sakura. Es fiel ihr auch noch nach all der Zeit schwer über die Geschehnisse zu reden. Betreten sah sie auf den Boden zu ihren Schuhspitzen, um Kakashi nicht ansehen zu müssen. Ihr Mund schien plötzlich wie ausgetrocknet, sodass es ihr schwerfiel, eine Antwort zu formulieren.   Kakashis Stimme klang bei seinen nächsten Worten ungewöhnlich sanft. Die darin enthaltene Aufmunterung glich einer tröstenden Umarmung. „Das was passiert ist, war nicht deine Schuld.“   Sakura nickte, aber nur, um ihn zufrieden zu stellen. Sie selbst glaubte diese Lüge nämlich nicht.   Lange spürte sie seinen Blick auf sich ruhen, als wartete er, dass sie etwas zu diesem Thema erwiderte. Aber sie blieb stumm. Von daher schien er irgendwann einzusehen, dass dieses Gespräch keinen Sinn machte und fragte nur: „Kann ich auf dich zählen?“   Sie hob den Kopf und sah ihren Sensei entschlossen in die Augen. Sie würde weder ihn, ihr Team noch Iwa enttäuschen. Nach wie vor war sie eine Medic-Nin und sie würde den Menschen helfen, wenn sie ihre Hilfe benötigten. Diese Mission würde ihr zwar viel abverlangen und sie vor eine Herausforderung stellen, die sie lange vor sich hergeschoben hatte, aber ihr Hilfsbedürfnis war größer, als ihre Angst. Deshalb gab es nur eine Antwort: „Hai!“   Kakashi nickte zufrieden und bedeutete ihr, dass sie gehen konnte. Zügig verließ Sakura das Büro. Ihr Herz klopfte aufgeregt in ihrer Brust und ihr Kopf schwirrte vor wirren Gedanken. Zuerst musste sie sich auf den Weg zum Krankenhaus machen und einige Dinge regeln, bevor sie anfangen würde zu packen. Diese Information würde sie erst einmal verdauen müssen. Ihr graute es bereits bei der Vorstellung wieder in einen Kampf verwickelt zu werden. Lange hatte sie es geschafft, dem auszuweichen und sich in Konoha zu verstecken.   Irgendwie hatte sie es tief in sich immer gewusst, dass dieser Moment eines Tages kommen würde.   Und dann ausgerechnet noch Team 7 …   Fluch und Segen zugleich …   Es war ihr Team, diejenigen, mit denen sie am besten vertraut war. Sie waren aufeinander eingespielt, kannten den anderen ebenso gut wie sich selbst. Sie harmonierten miteinander. Eigentlich sollte sie deshalb froh sein, dass sie es waren, die an ihrer Seite kämpften. Wie in alten Zeiten, die Zeiten, die sie so sehr vermisste, als sie noch naiv und blind vor den Grausamkeiten der Wirklichkeit gewesen war.   Aber das, was ihr am meisten Bauchschmerzen bereitete, war Sasuke.   Der angsteinflößende Gegner, der in Iwagakure sein Unheil verbreitete, machte ihr in diesem Augenblick weniger Sorgen, als die Aussicht darauf wieder in seiner Nähe zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)