Fremde gehen von suugakusan ================================================================================ Er ist wirklich gekommen. Wir sitzen seit einigen Minuten in der Küche und es ist bedrückend. Vielleicht wäre es besser, wenn er es sich doch anders überlegt hätte. Seitdem er da ist, haben wir kein einiges Wort gewechselt und ich habe keine Ahnung, wie ich das Gespräch einleiten soll. Okay, Sasuke, aller Anfang ist schwer. Fange einfach an zu sprechen, es wird schon. „Ich wollte über unser Miteinander sprechen. Ja, es ist sehr viel Zeit vergangen und wahrscheinlich wird sich mein jetziges Empfinden von damals unterscheiden, dennoch ist es trotzdem nicht sinnfrei, denke ich. Passt das aus deiner Sicht?” „Ist okay.” Siehst du, war doch kein Todesurteil, oder? Oh man, mein Herz schlägt trotzdem wie verrückt. Komm schon, du weißt eigentlich, was du sagen musst. „Also… du hast meine Aufmerksamkeit schon beim initialen Screening erweckt. Dein CV war richtig dämlich. Es fühlte sich beinahe wie ein Witz an. Vorne und hinten hat nichts zueinander gepasst, purer Chaos. Normalerweise sortiere ich solche Kandidaten weg, aber in deinem Fall war irgendwas grundlegend anders, denn dein Werdegang hat mich extrem neugierig gemacht… neugierig ist vielleicht kein richtiges Wort dafür. Es war sowas wie schaulustig, so nach dem Motto: "was ist das für ein Nichtskönner, muss mir unbedingt anschauen." Ich war sehr-sehr voreingenommen. Noch bevor du die Gelegenheit hattest, mit mir die ersten Worte zu wechseln, hatte ich schon ein ziemlich genaues Bild von dir. Deine Vergangenheit habe ich Tatsache relativ gut erraten, aber dein Charakter dagegen überhaupt nicht. Du hast alle meine anfänglichen Vorstellungen zerbrochen. Du hast meine Erwartungen so maßlos übertroffen, dass ich dir später eigentlich viel zu viel Verantwortung für dein Level übergeben habe. Wenn die Personalabteilung das alles wüsste, hätte ich bestimmt Probleme bekommen. Aber das war für unsere Konstellation genau richtig. Du wolltest coole Aufgaben und ich hatte die Hilfe extrem nötig. Du bist an genau dem Punkt aufgetaucht, an dem mein Leben schon relativ weit entgleist war. Privat hat nichts so richtig funktioniert und beruflich brannte ich langsam aber sicher aus. Zu viel landete auf meinem Tisch, ich kam kaum hinterher. Die neuen Aufgaben kamen, ohne dass ich mit den alten fertig wurde. Also musste ich im ständigen Chaos irgendwie Sachen fertig stellen und es zerrte jeden Tag an meinen Nerven. Das musste teilweise so sein, denn ich war ja der große Chef. Meine Verantwortung in der Firma war zu der Zeit enorm und ich durfte mir absolut keinen Fehler leisten. Das hat mir jeden Tag sehr viel geistige und körperliche Kraft geraubt. Deswegen habe ich sehr gerne den ganzen Vertragsabwicklungskramm an dich übergeben. Und das Beste daran war, dass es mir unglaublich viel Spaß machte. Du hast das Wissen wie ein Schwamm aufgesaugt. Ich habe noch nie jemanden so schnell entwickeln sehen. Dafür habe ich dich ein bisschen bewundert. Als ich dich eingearbeitet habe, erinnerte ich mich oft an meine eigenen Anfänge, und es war immer sehr schön. Schon bald warst du fachlich einfach top. Zu dem kam ich mit dir als Person sehr gut klar. Ich konnte dich eben sehr gut leiden. Das passiert generell nicht oft und schon gar nicht in der Firma. Leute, mit denen ich zusammenarbeite, nerven mich um einiges mehr, als diejenige, zu denen ich keinen Arbeitsbezug habe. Es war eine sehr nette Abwechslung. Deswegen ließ ich dir sehr viel mehr durchgehen, als jemandem sonst. Du hast mir oft sinnlos widersprochen, über mich Witze gemacht, mir Streiche gespielt und so. Normalerweiese erlebe ich sowas auf Arbeit eher selten, und meistens empfinde ich sowas als unverschämt. Aber in deinem Fall waren diese Spielchen extrem reizend. Genau auf den Part habe ich mich jeden Tag sehr gefreut. Und ich würde lügen, wenn ich jetzt behaupten würde, dass es keinen sexuellen Beigeschmack hätte. Manchmal, wenn ich abends ins Hotel kam…. naja…“ Ich beiße mir automatisch auf die Zunge. Der Teil der Geschichte ist mir tatsächlich sehr unangenehm. Aber es wird alles erzählt, auch dieser zutiefst peinlicher Bit. Ich atme tief ein. „Also, ich war manchmal so aufgeregt, dass ich mich eben… ähm… von diesen Gedanken manuell erleichtern musste.“ Ich lege eine kurze Pause ein und schaue ihn unauffällig an. Beim letzten Satz grinste er. Das Lächeln blieb ein paar Sekunden auf seinen Lippen, bevor er wieder nachdenklich wurde. Konterst du etwa nichts, Uzumaki? Nein? Okay, dann kann ich wohl fortfahren. „Du merkst vielleicht, dass ich von Anfang an von dir sehr angetan war und es war schon extrem für meine Verhältnisse, besonders dieses Körperliche. Ein Verlangen nach jemandem war mir bis dahin völlig fremd. Ich hatte nur eine Partnerin und überhaupt habe ich noch nie jemanden außer Sakura aktiv gewollt. Und bei Sakura kam dieses Bedürfnis erst auf, nachdem wir zusammenkamen, und ich muss zugeben, es war bei weitem nicht so stark, wie in deinem Fall. Ich musste mich da aktiv zurückhalten. Es war tatsächlich gut so. Es war ein gewisser Realitätscheck, denn meine Realität sah damals so aus: ich war dein Chef, ich wollte dich, aber du warst eine hilflose studentische Hilfskraft und eigentlich hättest du vom Alter her mein Sohn sein können. Deswegen, Stand damals: niemand durfte wissen, dass ich dich wollte und insbesondere durfte zwischen uns absolut nichs passieren. Das war ich in der echten Welt. Aber im Kopf konnte mir nichts eine Grenze setzen. Es fing mit Träumen an, dann wurden diese Träume zu Tagträumen. Anfangs schämte ich mich dafür, doch irgendwann akzeptierte ich es und später fand ich daran sehr viel Vergnügen. Es wurde zu meiner kleinen Sünde, die mir den Tag versüßte, mehr nicht. Und ich war so dermaßen bilnd. Rückblickend verstehe ich, warum du Tag für Tag länger im Büro bliebst, warum ausgerechnet der Besprechungstisch in meinem Arbeitszimmer mehr Platz für deinen Kram hatte, warum du den Umweg zum Hotel doch fast jedes Mal in Kauf genommen hast und so weiter. Damals hab ich es nur als nette Gesten gedeutet, weil du generell eine nette Person bist. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass da mehr dahinter steckte. Ich glaube, du wusstest aber sehr wohl, wie es mir geht, und ich wage zu behaupten, dass die Situation dich belastet hat. Hab ich recht?“ „Ja, und ich habe mich sehr doll über dich geärgert.“ „War das so offensichtlich?” „Na klar! Meinst du, ich bekam nicht mit, wie du mich gedanklich ausgezogen hast? Immer diese hungrigen Blicke in meine Richtung! Immer dieses "nein-leg-du-auf"- oder "du hast mich gerettet"-Ding! Immer dieses sinnlose in der Leitung Gehänge!” Unsere Blicke treffen sich für eine Sekunde. Oh mein Gott, in diesem kurzen Moment ist er genau derselbe Naruto wie damals am Trennungsfreitag. Eine kalte Schauer läuft entlang meiner Wirbelsäule. Wenn er so ist, macht mich das irgendwie nervös. Seine flammende Rede ist zu Ende. Er legt eine Pause an, blinzelt einen Sekundenbruchteil länger und reißt sich aktiv zusammen: „All das hat mir schon ziemlich viel Kummer bereitet.” Jetzt klingt er deutlich gelasseer. Wahrscheinlich könnte man seine Art sogar als distanziert bezeichnen. „Ich wollte eigentlich nichts mit einem verheirateten Mann zu tun haben. Deswegen wollte ich dir deinen Freiraum lassen. Ich dachte, du brauchtest Zeit, um ein paar Dinge zu klären. Deswegen habe ich den ersten Schritt von dir erwartet. Der Punkt kam aber nie und es machte mich wahnsinnig. Irgendwann war meine Geduld alle. Du hast mich schon wieder so angeguckt und dann habe ich dich geküsst.” „Wie "so"”? „Na, du hattest diesen Blick drauf… ich bekam in diesen Momenten immer das Gefühl, dass du etwas ganz besonderes anguckst. Mein Herz setzte da immer aus… aber es war so trügerisch.” Sein Monolog endet. Wir atmen zeitgleich aus und ich spüre eine hauchdünne Melancholie in der Luft. Trügerisch, ha? Irgendwie verletzt mich das, wenn ich ganz-ganz ehrlich bin. „Ja… ähn… wo waren wir nochmal?” Ich habe tatsächlich den roten Faden verloren. „Dass mich das belastet hat…”, wirft er vorsichtig ein. „Ach ja, stimmt… erster Schritt und so… also, der Kuss hat mich tatsächlich zutiefst überrascht. Ich hab ja nie vermutet, dass du dasselbe empfinden könntest. Diesen Abend werde ich vermutlich nie vergessen. Unser erstes Mal ist bis heute eins der stärksten Erlebnissen in meinem Leben überhaupt. Es war so, als hätte ich eine verbotene Frucht gekostet, und danach war etwas in mir ganz anders, als vorher. So ganz genau kann ich es bis heute nicht einordnen. Was ich auf jeden Fall weiß, ist, dass sich meine Realität komplett geshiftet ist. Es hat sich ja rausgestellt, dass du genauso empfunden hast, wie ich. Plötzlich war alles, was ich mir mit dir vorstellte, völlig okay oder sogar erwünscht. Ich konnte seitdem nicht genug von dir kriegen. Allgemein wusste ich nicht, dass man einander so vielseitig lieben kann, wie wir es gemacht haben. Wir waren in jeder Hinsicht absolut kompatibel. Charakterlich, temperamentmäßig, gewohnheitsmäßig und eben im Bett. Ab da blähte sich meine kleine geheime Sünde ganz schön auf und ich schmiss mich liebend gern kopfüber darein, denn es war berauschend und verdammt wunderschön. Und nun musste ich mich zwischen meinem vertrauten Leben, in dem mir so vieles unglaublich teuer ist, und meinen innersten Wünschen entscheiden. Es war viel zu schwer. Ich müsste dann zwangsweise einen Teil meines Selbst aufgeben und das hätte ich damals nicht verkraften können. Deswegen habe ich mich für ein Doppelleben voller Lügen entschieden. Ich Idiot habe ernsthaft gedacht, es könnte für immer so funktionieren. Es war eigentlich von vornherein zum Scheitern verurteilt und das ist gut so. Ich habe über zweieinhalb Jahre aus zutiefst selbstsüchtigen Gründen die Menschen verletzt, die mir am nächsten standen. Du warst ein Teil von dieser Gruppe, Naruto. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Eine Sache müsstest du über meinen damaligen Zustand noch verstehen. Du warst die Verkörperung meiner innersten Wünsche, Naruto. Jedesmal, wenn wir miteinander waren, fühlte es sich wie ein Traum an, war also quasi nicht real für mich. Alles, was dich sozusagen in die Realität holen würde, habe ich unbewusst gemieden. Deswegen wollte ich keine Hausbesuche, keinen körperlichen Kontakt am Arbeitsplatz, keine Gespräche über Privates und keinen Sex ohne Kondom. Nichts machen, was einen kümmern ließ, nicht zu persönlich werden, nicht zu nahe kommen, die Grenzen nicht verletzten. Ich habe dir damit sehr viel Schmerz hinzugefügt. Dafür möchte ich mich bei dir von allem Herzen entschuldigen.“ So, jetzt ist die Rede des Jahrzehnten vorbei. Mein Brustkorb verengt sich. Was denkt er wohl darüber? Hat es für ihn Sinn gemacht? Ich werfe einen Blick zu ihm. Er ist in sich und wirkt nach außen komplett abwesend. Wahrscheinlich versucht er das gerade gesagte zu verarbeiten. „Das war deutlich besser als "ein wenig zu wenig"”, sagt er nachdenklich. „Ich habe mich tatsächlich auf dieses Gespräch vorbereitet. Habe heute morgen eine Rede geschrieben.” „Ernsrhaft?” „Ja.” „Und? Hast du viel Zeit dafür aufgewendet?” „Nein, nicht besonders, aber es liegt daran, dass ich letzter Zeit eine Angewohnheit entwickelt habe, mir mir selbst zu sprechen. So habe ich diese Situation tatsächlich sehr häufig geübt, also wusste ich, was ich aufschreiben möchte.” „Habe ich also den schrecklichen Uchiha fiebern lassen?” „Ja, das hast du.” „Ich fühl mich geehrt. Wenn das nur mein jetziger Chef wüsste…” „Was ist denn mit deinem jetzigen Chef?” Ich habe schleunigst den nächsten Gesprächseröffner geschnappt. Kein Bock in der Stille auf blöde Gedanken zu kommen. „Er hat auch Angst vor dir. So wie fast alle damals.” „Hä? Kenn ich den?” „Omoi.” „Achso, der… ja, Omoi ist ein wenig dümmlich…” „Ich glaube, ich habe die Stelle nur deinetwegen bekommen. Im Vorstellungsgespräch habe ich kurz erwähnt, dass bei dir gearbeitet habe, und da waren sie gleich viel interessierter. Am gleichen Abend hatte ich eine Zusage von denen. So genau weiß ich nicht, warum sie mich wollten, aber die Vermutung liegt nahe.” „Warum arbeitest du bei Omoi? Seine Firma hat noch nie was spannendes gemacht, oder hast sich das etwa geändert?” „Ne, es ist immer noch nichts spannendes. Obwohl ich jetzt Manager heiße, mache ich auch hauptsächlich Vertragsabwicklung und Mitarbeitermanagement.” „Hmmm, bei den ist also eine Senior Stelle dasselbe wie bei uns eine Aushilfsstelle. Interessant.” „Na, so komplett eins zu eins ist es auch nicht. Ich habe schon mehr Verantwortung und auch mehr Aufgaben, die so anfallen.” „Ist schon klar, es wäre ja sonst komplett oll. Wieso bist du überhaupt noch dort?” „Keine Ahnung, es ist bequem. Damals brauchte ich dringend Geld und die haben mich sofort genommen.” „Hmmm… und du bist trotzdem zufrieden so?” „Nein, aber was soll's? Am Ende lohnt sich der Einsatz eh nicht. Für die Firma ist man eh nur eine Nummer in der Akte. Dafür muss ich meine Gesundheit nicht kaputt machen. Ich erfülle meine vertraglichen Pflichten und gehe dann. So einfach.” „Bist jetzt komplett anders drauf.” „Hab ich auch dir zu verdanken.” „Verstehe.“ Und wieder dieses Schweigen. Ich werde mal wieder nervöser. Er ergreift die Initiative und ich bin ihm so dankbar! Er sagt leise: „Bevor ich deine Entschuldigung annehme, hätte ich noch eine letzte Frage.” „Ja, welche?” „Du hast mich also doch geliebt?” „Keine Ahnung, Naruto. Wenn es dir damit besser geht, dann sage ich einfach ja. Ich habe aufgehört zu versuchen, unserem Miteinander unbedingt einen Label zu geben. Für mich ist immer noch die klassische Liebesbeziehung die mit Sakura. Das, was wir hatten, war komplett anders. Deswegen würde ich persönlich das nicht so bezeichnen.” „Ich verstehe nicht, warum du es mir immer noch sagen kannst. Uchiha, was zum Teufel war ich für dich, ha?” „Du willst unbedingt eine Bezeichnung?” „Ja, verdammt! Bitte gib mir eine. Ich brauche das für meinen inneren Frieden.” „Okay, lass mich Mal überlegen… du warst… ähm…” Ich grinse ihn kurz an: „Mein bester Assistent.” Er erwidert das Lächeln: „Oh, komm schon! Ich mein's ernst! Ich will einen Label für mich in deinem Leben! Bitte!” Ich gehe kurz in mich hinein. Hmmm, welches Wort passt am besten? „Du warst mein Seelenverwandter.” Das Wort rollt von meiner Zunge runter. Er starrt mich überrascht an und wird dann ganz schnell nachdenklich. „Das ist ein sehr schönes Wort”, wispert er nach einer Weile und dann schweigen wir wieder. Ich muss sofort die Unterhaltung fortsetzen! Na los! „Jetzt hab ich so viel geredet, also bist du dran. Wie geht's dir? Was machst du aktuell?” Guter Aufhänger! Gut gemacht, Uchiha-san! „Nicht viel.” „Gab's außer dem neuen Job gar keine Updates?” „Doch. Ich hab jetzt 'ne neue Wohnung.” „Nice! Bist du zufrieden?” „Ja, die ist ziemlich gut. Hat mir übrigens mein Arbeitgeber besorgt.” „Ach, so läuft das bei Omoi…” „Ja, mehr oder weniger.” „Das ist eigentlich sehr schön! Was noch?” „Ich bin jetzt verlobt.” „Herzlichen Glückwunsch! Wann ist die Hochzeit?” „Keine Ahnung…” Plötzlich bricht seine Stimme: „Ich möchte nicht darüber reden.” „Oh… entschuldige die Nachfrage.” „Ist okay, das hättest du nicht wissen können.” Jetzt ist Atmosphäre so richtig unangenehm geworden. „Weißt du, was richtig witzig ist, meine Verlobte ist übrigens Hinata.” „Ja, das ist wirklich witzig.” „Als ich sie eingearbeitet habe, haben wir uns kennengelernt. Dann führte das eine zum anderen und puff! Plötzlich waren wir ein Pärchen und kurz darauf sogar verlobt.” „Ja, manchmal geht's eben schnell. Man muss ja nicht immer tausend Jahre warten, oder?” „Nö, manchmal muss man mit dem Flow gehen.” „Richtig.” Oh nein! Das Gespräch stirbt! Sasuke, sprich irgendwas an! Schnell! „Weiß sie eigentlich, was zwischen uns war?” Toll! Doch nicht das! „Nein.” „Oh…” „Tja…” Er grinst sarkastisch: „Jetzt weißt du, dass dein ehemaliger Assistent mit deiner jetzigen Assistentin verlobt ist, und dass deine jetzige Assistentin nicht weiß, dass ihr Vorgänger mit ihrem Boss geschlafen hat.” „Kacke…” Er kichert: „Tja, viel Spaß, ne?” „Du Arsch”, lasse ich teils frech, teils schockiert ab. „Und? Fragt sie dich immer noch zu allem, so wie damals?” „Ab und zu.” „Und du kannst es noch?” „Natürlich. Das meiste jedenfalls.” „Was?! Du bist doch seit über einem Jahr raus!” „Ich bin halt kompetent, okay! Und ich will meine Verlobte nicht im Stich lassen!” „Hey, sag mal, verstehe ich es richtig: deinen jetzigen Job hast du meinetwegen, deine Wohnung auch, deine Verlobte auch, und sie arbeitet noch bei mir und du hilfst ihr immer noch, was indirekt bedeutet, dass du immer noch was für meine Verwaltung machst?” „Ja-ja! Halt die Fresse!” Er verdreht die Augen. „Was für ein Opfer bist du, Uzumaki!” Ich grinse ihn schadenfroh an. „Tja und du? Keine Familie, keinen Partner, nichtmal Haustiere hast du! Du bist völlig einsam! Und hängst immer noch an deinem besten Assistenten dran! So sehr, dass du ihn um 4:38 anrufst und ihn anbettelst, dass er gleich heute vorbeikommt, weil du dich ach so dringend entschuldigen willst! Wie peinlich ist das denn?!” Wir gucken einander zum ersten Mal unbeklemmt an. Mein Herz schlägt kräftig. Ich spüre, wie das Blut durch meine adern fließt. Seine Augen leuchten schelmisch auf. Er möchte mich herausfordern und ich freue mich drauf. Ich lächle ihn an und er erwidert. Dabei lehnt er sich ein bisschen näher zu mir. Seine Wangen sind leicht rötlich. Er wirkt durcheinander. Seine Lippen sind trocken und leicht geöffnet. Er beleckt sie nur ganz kurz und ich gebe dem natürlich zu viel Bedeutung. Er atmet hörbar durch den Mund. Er will eindeutig was sagen, doch die Worte kommen nicht. Naruto, was hältst du zurück? Was ist das? „Also, sind wir einander nicht komplett los, oder?” Den Satz habe ich sehr unüberlegt ausgesprochen. Natürlich war er teilweise als ein schlechter Witz gemeint, aber eben nur teilweise. Shit, ich bereue es schon. Sein Blick wandert in den Boden. Er seufzt schwer: „Scheint wohl so zu sein.” Oh, wenn ich dachte, dass das andere unangenehm ist, habe ich mich komplett geirrt. Jetzt werden die vergehenden Sekunden richtig unerträglich. Ihm geht's genauso. Okay, das Gespräch ist definitiv an dieser Stelle beendet. Er steht wortlos auf und bewegt sich in Richtung Flur. Ich folge ihm, nur Gott weiß wieso. Weder er noch ich wollen das. Trotzdem muss es so. Die nächsten Minuten beobachte ich, wie er sich anzieht. Es ist für alle Beteiligten unangenehm. Trotzdem muss es so. Jetzt verweilt er wortlos vor der Tür. Seine Hand hebt sich. Er legt sie langsam auf die Türklinke. Gleich geht er! Nein! Naruto! Warte! Im nächsten Moment stehen wir umarmt. Es gibt nichts mehr außer uns und dieser verdammten verschlossenen Tür. Ich halte ihn regelrecht fest. Er wehrt sich nicht. Ganz im Gegenteil. Er hält mich auch fest. Ich schließe die Augen und vergrabe mein Gesicht in seinen weizenfarbenen Locken. Keine Sorge, Naruto, ich lasse dich gleich gehen. Bleib nur ein kleines bisschen länger. Nur noch ein bisschen. Danach werden wir einander los. Versprochen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)