Traumfänger von Tenshi9206 ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Egal was das Leben plant oder der Mensch selber, es kommt immer irgendwer daher und wirf es komplett über den Haufen. Man denkt zwar dass es ok ist, doch die Gefühle die dann in so einer Situation frei gesetzt werden, können wir nicht kontrollieren. In einer Sicht fühlt man sich von allen allein gelassen, man ist verletzt oder viel schlimmer, man kapselt sich komplett ab. Einsamkeit die man sich selber erschafft, die kann man alleine nicht besiegen, entweder vertraut man auf sich selber oder man geht unter. Versinkt in einem Schwarzen Loch, voller Trauer, Intrigen, Missgunst und Lügen. Man belügt sich schließlich selber, in dem man sagt Es ist ok, aber das ist es nicht, man will sich selber in Sicherheit wiegen um dann doch nach langen Jahren fest zustellen, das man den Kontakt den man eigentlich immer gesucht hat, die Bindung zu geliebten Menschen schon längst verloren hat. Es zogen dunkle Wolken über mich als ich meinen Weg, die kleine Straße am Wald entlang lief, immer wieder wurde ich von den Scheinwerfern der mir entgegenkommenden Autos geblendet. Langsam leuchtete das schwache Licht des Vollmondes auf mich herab, dennoch zogen immer wieder ein paar Wolken an ihm vorbei, der frische Wind wehte mir einige meiner langen braunen Haarsträhnen ins Gesicht. Trostlos ließ ich meine Arme, welche einige Frische Narben auf wiesen an den Seiten runter baumeln, noch immer tropfte das Blut aus einem tiefen Schnitt meine Fingerspitzen hinab. Das Grau des Asphalts ließ nichts von dem tief roten Blut aus meinen Adern sehen, es verschwand einfach, so als ob es gar nicht da wäre, erst am nächsten Tag, wenn es Hell sein würde, könnte man erahnen das dort Blut war. Meine Schritte führten mich über die Straße, mir war es egal ob dort Autos fuhren oder nicht, doch zu meinem Glück oder Pech, man konnte es so oder so sehen, fuhr zu diesem Zeitpunkt kein einziges Auto, so als ob jemand schützend seine Hand über mich hielt und darauf achtet das mir nichts passiert. Erneut blickte ich in den dunklen, nur vom Mond erhellten Himmel, das Gefühl das es Kalt um mich herum war, spürte ich schon gar nicht mehr, da ich mich immer weiter in einer Dunkelheit verschlossen hatte. Auf der Arbeit, in dem kleinen Café in welchem ich arbeitete, trug ich immer lange Shirts, damit niemand auf meine Arme blicken konnte. Ich trug eine Maske, konnte Kunden und auch Kollegen so gut täuschen, ihnen vorspielen das es mir gut geht, doch dem war nicht so und das wusste ich ganz genau. Ein relativ kühler Luftzug, strich mir über die Arme und verursachte, einen für mich wohltuenden aber auch brennenden Schmerz. Dieser zeigte mir dass ich noch am Leben war, das ich nicht ein Phantom war, welches einfach so um her wandelte. Langsam veränderte sich der Boden unter meinen Füßen, es begann zu rascheln und zu knacken, Äste und Blätter, welche unter meinen Schuhsohlen zerfielen und brachen. Das seichte Licht des Mondes fiel in kleinen Strahlen durch die Blätter, welche noch am Baum hingen und ein angenehmes rauschen verursachten, wenn der Wind diese streichelte. Ohne weiter darüber nach zudenken, lief ich an meinen Lieblingsplatz, dem kleinen See, welcher sich in mitten des Waldes befand. Es war dort immer sehr angenehm für mich und ich fand zu mir. Noch lief ich, doch je näher ich dem kleinen See kam, desto schneller wurden meine Schritte und ich wollte nur noch dort hin und meinen geschundenen Körper mit einer zerrissenen Seele in dem Wasser treiben lassen. Endlich erreichte ich das Gewässer, welcher mir ein erholsames Seufzten entlockte. Der Vollmond spiegelte sich im Wasser und der leichte Wind, welcher durch den Wald wehte, setzte das Wasser in Bewegung, was sich durch die leichten Wellen, welche an das Ufer gespült wurden, zeigte. Ich setzte mich langsam in das Moos, welches unter einem Baum wuchs, zog mir meine Schuhe und Socken aus um diese ordentlich an den Baumstamm zu setzten. Noch immer tropfte das Blut von meinen Handgelenken und es würde auch noch eine Weile dauern, bis es getrocknet war. Langsam lief ich auf das Wasser zu, zuerst nur mit den Füßen und mit jedem weiteren Schritt, saugte sich auch meine Jeanshose langsam mit Wasser voll. Mittlerweile stand ich bis zum Hüftknochen im Wasser, meine Hände hingen wieder neben meinem Körper, so dass das Wasser das Blut etwas ans Ufer spülte. Meine Gedanken schweiften ab. Ihm ist es doch egal was du machst, er benutzt dich einfach nur, du bist nichts wert, nur ein altes Möbelstück oder seine Dienerin. Warum habe ich mich damals so ihn ihm geirrt. War ich wirklich so blind und naiv. Ich hab alles verloren, meine Freunde, meine Familie und alles nur weil ich an einer Beziehung fest gehalten habe, welche mich kaputt macht. Während mir das klar wurde hatte ich meinen Blick wieder zum Mond gerichtet und lautlos rollten einige salzige Tränen über meine Wangen. Ich hatte wirklich nichts mehr was mich am Leben erhielt. Ich hatte mich von allen abgekapselt, mich von meiner Familie getrennt. Vier Jahre an eine Beziehung geglaubt welche doch zum Scheitern verurteilt war. Wie naiv musste ich denn gewesen sein. Und jetzt lebe ich in einer Stadt in der ich eigentlich gar nicht sein will, mit einem Mann dem ich nichts bedeute. Dennoch warum kann ich nicht einfach Schluss machen, ihn verlassen und mein Eigenes Leben leben? Langsam wurde meine Kleidung schwerer und schwerer, genauso wie meine Gedanken, welche mich wirklich in ein tiefes Loch gezogen hatten. „Was machst du da, schon wieder?“, eine raue Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ließ mich, mich schnell um drehten, sofort erblickte ich wieder den jungen Mann, welchen ich schon vor einigen Tagen hier angetroffen hatte. Mit verschränkten Armen stand er am Ufer und musterte mich, ehe er ohne ein weiteres Wort zu mir ins Wasser kam, mich am rechten Handgelenk packte und ans Ufer zog. Der Wald war sonst immer ziemlich verlassen, doch ihn traf ich hier immer öfter, dennoch hatten wir nie wirklich mit einander gesprochen, wie immer hatte er ein Basecape auf, so dass ich nie wirklich sein ganzes Gesicht zu sehen bekam, zudem trug er auch einen Paladin-Schal so dass ich lediglich seine Augen sehen konnte. So dunkle Augen, welche dennoch eine gewisse Wärme ausstrahlten, hatte ich noch nie gesehen. Mit sanfter Gewalt drückte er mich am Baumstamm herunter, sah mir dabei eindringlich in die Augen und sprach wieder. „Also was machst du da schon wieder?“, sprach er dieses mal etwas wütender, als er sein T-Shirt aus zog und damit meine Arme abtupfte. Ungläubig sah ich seinem Tun zu, verstand es nicht, hatte aber immer noch seine Worte in meinen Ohren. Als er feste auf meine Schnittverletzung am linken Handgelenk drückte, zuckte ich leicht zusammen und verzog dabei leicht mein Gesicht. Ohne zu antworten, zog ich meinen Arm weg, warum mischte er sich ein, er kannte mich nicht einmal, wir hatten kaum drei Wörter mit einander gesprochen, zudem hatte er mich schon oft im Wasser stehen sehen. „Es kann dir doch egal sein“, meinte ich dann nur, nahm meine Schuhe, stand auf und lief, den Weg, welchen ich gekommen war, zurück. Mittlerweile war der Vollmond von Wolken bedeckt und ein leises grummeln konnte man in der Ferne war nehmen. Eindeutig zog ein Gewitter auf, auch begann es langsam an zu regnen, das kühle Nass war sehr angenehm auf meiner Haut und ließ einen wohligen Schauer über meinen Rücken laufen. Sogar der Waldboden und den im Anschluss fühlenden Asphalt unter meinen Füßen, tat auf seine Art und Weise gut. Ich genoss es so den Weg zurück zu meiner kleinen Wohnung zu laufen. Obwohl ich für meine Zeit ziemlich früh wieder da war. Es begann bereits zu Regnen als ich das Mehrfamilienhaus erreicht hatte und die Tür leise hinter mir schloss. Das Licht im Treppenhaus, ließ ich einfach aus, da der Flur durch die Blitze, welche das Gewitter mit sich gebracht hatte, erhellt wurde. Für mich war es ein leichtes meine Wohnung auf zu schließen, ich betrat den dunklen Flur, die Stille über kam mich und ich wollte am liebsten auf dem Absatz kehrt machen, dennoch konnte ich nicht immer weg rennen. Ich stellte meine nassen Schuhe neben den Schuhschrank, lief Barfuß über die Diele zum Badezimmer, was sich auf der rechten Seite meiner Wohnung befand. Dort machte ich das Licht an, ging zum Medizinschränkchen, naja eher eine Ansammlung von verschiedenen Sachen, ob es nun Medikamente, salben oder Verbände sind. Ich war einfach gut aus gestattet. Schnell hatte ich eine Kompresse und eine Mullbinde aus der Schublade geholt, verließ das Bad wieder, machte das Licht wieder aus und ging ins Schlafzimmer. Dort setzte ich mich auf die Bettkante, dachte darüber nach, was vorhin passiert war, warum zog er mich aus dem Wasser und tupfte mir das Blut vom Arm. Ich legte derweil vorsichtig die Kompresse auf die Schnittverletzung und begann dann die Mullbinde darum zu wickeln, nicht zu fest, aber gerade so fest das es nicht verrutschen konnte. Als mir dann doch noch auf fiel, das meine Hose und auch die restlichen Klamotten immer noch nass waren, war es zu spät, ich konnte die Decke schon fast auswringen, ok so schlimm war es doch nicht, doch die musste erst einmal über Nacht trocknen. Schnell hatte ich mich aus der nassen Kleidung und der Unterwäsche befreit, als ich über meinen Körper blickte, ich war nicht sehr schön, ich fand mich eher hässlich, fand mich viel zu dick und ich hatte absolut kein Selbstvertrauen. Schnell zog ich mir eine Kuscheldecke über die Schultern, ging zu meiner Kommode um mir dort frische und vor allem trockene Unterwäsche raus zu holen. Nach dem ich die nassen Sachen ins Bad geworfen hatte, begab ich mich in die Küche, dort goss ich noch schnell die Lilie, welche schon langsam ihren Kopf hängen ließ. Ja sie war genauso zerbrechlich wie ich. Nachdem ich mir dann noch eine kleine Wasserflasche aus dem Kühlschrank geholt hatte, lief ich ins Wohnzimmer, morgen war Samstag, ich musste nicht arbeiten und hatte Zeit für mich. Als ich mich auf das Sofa setzte, blickte ich auf mein Handy, welches auf dem Couchtisch lag und mir mit einem Lichtsignal anzeigte das ich eine oder mehrere Nachrichten hatte. Langsam griff ich zum Tisch um mein Handy zu nehmen, ich löste die Bildschirmsperre und sah das ich eine Neue Nachricht hatte, ich öffnete diese um den Inhalt der Nachricht zu lesen, während des lesen rollten erneut Tränen über meine Wangen und nach dem ich fertig war, flog das Handy auch schon gegen die Wand. //Was bildet er sich ein// schrie ich in meinen Gedanken, als das zerspringen des Handys mich auf blicken ließ. Wenn das so weiter ging, würde ich einen größeren Verschleiß an Handys haben als an anderen Dingen. Die Blitze durch zogen mittlerweile den dunklen Himmel und erhellten diesen für einige Sekunden, eh es wieder dunkel wurde und man ein paar Sekunden später das Donnergrollen vernahm. Es würde eine regnerische Nacht sein, da war ich mich sicher, doch ich konnte so oder so nicht schlafen, zudem ging mir das Verhalten des jungen Mannes nicht mehr aus dem Kopf, genauso wie seine dunklen Augen, welche mich durch die Dunkelheit an sahen. Irgendwie faszinierte er mich, obwohl ich ihn nicht einmal kannte, er war einfach immer öfter auf getaucht, stand nur am Ufer und starrte auf das Wasser. Irgendwas, ich weiß nicht genau was, aber da war etwas, etwas was uns zu Verbinden schien. Am besten war es wenn ich ihn morgen Abend frage warum er es gestern gemacht hat, warum er ins Wasser kam und mich da raus geholt hat, obwohl er mich nicht kannte, mich gefragt hat was ich da mache. Ich ließ mich einfach in mein kleines Sofa sinken und ließ mich in die Dunkelheit fallen, welche mich langsam umgab. Eine Dunkelheit, welche mich zu verschlingen drohte, wenn sie weiter an hielt, mich von innen zerstören mochte, egal ob ich dagegen an kämpfte oder nicht. Ich sollte in ihr versinken und nie wieder helles Licht sehen. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Noch immer trieb meine Seele in der Dunkelheit, doch ein mir vertrautes, nervtötendes Geräusch, mit einem darauffolgenden klopfen, riss mich aus dieser. Reflexartig drehte ich mich, doch ich hatte glatt vergessen, dass ich im Wohnzimmer eingeschlafen war, daher landete ich unsanft auf dem Laminatboden. Ich war sofort wach, dürfte nach dieser Punktlandung auch weniger das Problem sein. Mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht stand ich auf, hielt mir mit der rechten Hand an die schmerzende Stelle am Rücken und lief noch immer leicht müde zur Wohnungstür. Das Geklopfe hörte gar nicht auf, es wurde immer stärker, daher war ich ganz froh als ich endlich da war und die Tür auf riss. „Ja“, meine Stimme klang definitiv genervt, es war Samstagmorgen und ich hatte immerhin eine anstrengende Nacht hinter mir. Eine Nacht welche mich komplett aus dem Konzept gebracht hatte. „Jojo, ich hatte dich gestern angerufen. WAS ist nur los mit dir?“, hörte ich die klagende Stimme meiner besten Freundin, welche die Hände in die Hüfte stemmte und mich tadelnd ansah. Während ihrer Predigt hatte ich meine Handgelenke hinter meinem Rücken versteckt, würde sie diese jemals sehen, man konnte sich dann auch Kreuze in den Kalender machen, sie würde mich umbringen, oder zumindest würde sie mir eine Scheuern, alleine nur weil ich mich selbst verletzt hatte. Sie hatte so oft mit solchen Menschen zu tun, Menschen die sich versucht haben, selbst das Leben zu nehmen, die oft an dieser Schwelle standen und dann doch Angst bekommen haben. Menschen die in sich einen Kampf zwischen zwei Seelen austrugen, eine die das Leben genießt und die andere die am liebsten sterben würde. Auch wenn ich damals in meinem Alten Job viel mit dem Tod zu tun hatte, es hat mich nie abgeschreckt von dem was ich mir selber an tat. Nein es zeigte mir nur wie vergänglich das Leben sein konnte. Zwar lagen die Menschen nicht freiwillig vor mir auf dem Tisch, doch irgendwo hatten sie ihre Fehler im Leben begangen. Ich war jetzt erst seit wenigen Monaten hier her gezogen, hatte meine alte Arbeit auf gegeben, wurde durch meine beste Freundin unterstützt, da sie mir monatlich ein wenig Geld überwies, damit ich die Wohnung und auch Lebensmittel zahlen konnte. Die Miete für meine kleine Dachgeschosswohnung, konnte ich alleine nur durch den Vollzeitjob im Café decken, dennoch hatte ich dann nie genug für Lebensmittel, was meiner besten, schon ein paar Tage später auf gefallen war, da ich doch recht kraftlos wirkte, daher lugte sie in meine Kontoauszüge, schrie mich noch an was mir einfallen würde, sie nicht um Hilfe zu bitten und dann hatte ich auch schon das erste Geld von ihr in meinen Händen und wurde mit zum Supermarkt geschliffen, damit ich mir etwas zu essen kaufen konnte. Noch immer halten Ihre Worte in meiner kleinen Diele, dennoch hörte ich nicht wirklich zu, was sie auch zu bemerkten schien, denn das Schnipsen gegen meine Stirn holte mich wieder in die Realität zurück. „Hast du mir eigentlich zugehört?“, stellte mir Stella die Frage, ob ich aufgepasst hatte, was sie mir so gesagt hatte. Verdutzt sah ich sie an, nickte dann einfach nur und sah wie sie sich an mir vorbei quetschen wollte, um in meine Wohnung zu kommen. Ich machte ihr Platz, während Sie an mir vorbei huschte, meinte sie ich solle mir doch was Schickes anziehen und dann würden wir die Stadt unsicher machen. „Johanna, du musst auch mal raus kommen. Heute Abend gehen wir in eine Diskothek, ich habe schon die Karten dafür besorgt. Ich werde dich auch neu einkleiden, egal was du dazu sagst. Du musst auf andere Gedanken kommen.“, sie drehte sich noch einmal um und lächelte mich aufbauend an. Unweigerlich musste ich auch lächeln und nickte ohne noch ein Wort zu verlieren. Vielleicht war es wirklich das Beste für mich wenn ich wirklich mal raus kam, immerhin war heute Samstag und andere in meinem Alter waren ständig auf Partys und Feiern. Mit schnellen Schritten lief ich über die Diele in mein Schlafzimmer, ließ die Decke einfach von meinen Schultern rutschen und stand nur noch in der roten Unterwäsche vor meinem Kleiderschrank. Ich wusste was ich ungefähr anziehen wollte, es war auf jeden Fall die schwarze Jeans, dazu meine neuen Keilabsatzschuhe und ein schwarzes Shirt mit einem Roten Muster und ein paar Pajetten, dazu würde ich meine dunkel lila Strickjacke an ziehen. Nach dem ich dann auch alles an hatte, legte ich mir noch ein schwaches Make up auf und einen dunkelroten Lippenstift. Nach 15 Minuten im Schlafzimmer stand ich mit meiner schon fertigen Handtasche in meinem Wohnzimmer, wo Stella mich etwas verdutzt anschaute. „Hey du kannst ja richtig gut aussehen. So finden wir heute Abend bestimmt ein Date für dich“, meinte sie dann neckend zu mir und stand dann auf, um im nächsten Moment den Verband an meiner Hand zu bemerken. Leicht paranoid sah sie mich an. Ihr blick ließ mich nichts Gutes erahnen, dennoch musste ich lächeln. „Ich hab mich bei der Arbeit am Handgelenk verbrüht, als mich ein Gast anrempelte und ich heißen Kaffee verschüttete.“, ich log meiner besten Freundin einfach so ins Gesicht, lächelte so als ob es nichts schlimmes war, was ich zu verbergen hatte und lief dann auch schon auf meine Wohnungstüre zu. Ohne weiter nach zu fragen folgte sie mir und betitelte mich mit ‚Tollpatsch‘, ja so war Stella, ob ich ihr jemals sagen konnte was mit mir los ist, warum ich mich so verändert hatte, ob sie es verstehen würde, meine Gedanken. Klar fremden zu zuhören ist was anderes, da man es nicht wirklich an einen ran lässt, aber wenn es um die beste Freundin geht, war dies was anderes. Wenn ich wieder in der Gerichtsmedizin arbeiten würde als Pathologin und Stella würde mir vorgeschoben werden, würde ich auch anders arbeiten, als bei Fremden, die ich nicht kenne. Nachdem wir dann gemeinsam meine Wohnung verlassen hatten, das Treppenhaus runter liefen, ich kurz bei den Briefkästen stoppte, um nach zusehen ob ich Antworten auf meine Bewerbungen bekommen hatte, holte meine Blondhaarige Freundin ihr Auto und parkte direkt vor der Tür zum Haus, ich konnte direkt zu ihr einsteigen, gerade erklang das Geräusch von der einrastenden Gurtschnalle als sie schon aufs Gaspedal trat und ihr kleiner Wagen langsam los fuhr. Anscheinend hatte sie es wirklich eilig, zum Glück hatte ich mir mein Weihnachtsgeld für solche Fälle immer schön gespart, gerade in der Pathologie, war dies nicht wenig. Die Musik, welche aus ihrem Radio kam, ließ mich wieder etwas abschweifen, ich sah mir die Gegend an durch welche wir fuhren, als mir auf fiel das wir langsam die Stadt verließen. Leicht genervt seufzte ich, doch ich konnte es nicht ändern. So wie ich sie kannte wollte sie in eines der großen Einkaufszentren in Köln oder Oberhausen einkaufen gehen, dort wo viele Menschen waren und ich mich nicht so leicht verlaufen konnte, da ich in meiner Kindheit schon oft dort war. Obwohl ich kurz an meine Kindheit dachte, holten mich ihre Worte wieder zurück ins Auto. Wir hatten uns eine Weile nicht gesehen, daher war sie ziemlich neugierig, wie es mir in den letzten Wochen ergangen war. Ich lächelte sie sanft an. „Es läuft ganz gut, hab einige Bewerbungen raus, aber muss halt noch warten. Mir geht es auch gut und dir?“, klar der erste Teil meiner Worte war gelogen, doch so oft wie ich am Tag sagte das es mir gut geht und ich es nicht mal ernst meinte, ich hatte in den letzten Monaten verdammt gut lügen gelernt. Dennoch mir ging es im Moment ganz gut, doch für den Verlauf des Tages konnte ich nicht garantieren. „Danke mir geht es ganz gut, im Job läuft alles glatt und mein Chef ist ziemlich zufrieden mit meiner Arbeit.“, anders hatte ich es mir auch nicht denken können, als Psychologin war sie einfach die beste. Mittlerweile war sie in einer ganz guten Klinik, wo sie ihre Sitzungen so legen konnte wie sie wollte. Und ich, ich hatte eine Ausbildung als Pathologin und war auch gelernte Bürokauffrau. Mit 24 war es nicht leicht, eine geeignete Stelle zu finden, doch da ich gerne im Büro arbeiten wollte, hatte ich mich bei großen Konzernen beworben hier in der Stadt, das einzige was ich tun konnte war zu hoffen und mich etwas mit Stella ablenken, wenn schon mein Freund nicht für mich da war. Aber immer wieder wenn ich mit meinen Gedanken abschweifte, als Stella anfing zu singen, was wirklich nicht ihr Ding war, dachte ich an den Mann mit den dunklen Augen. Ob ich ihn wieder sehen würde? Kopfschüttelnd sah ich wieder zu Stella, ich musste mich wirklich ablenken, daher freute ich mich doch auf den Tag und ihre Hartnäckigkeit hatte ich das zu verdanken. So in meinen Gedanken bemerkte ich erst beim raus schauen, das Stella schon längst auf der Autobahn war, hatten mich meine Gedanken wirklich so abgelenkt? Erneut wagte ich einen Blick zu meiner besten Freundin, doch sie schien ganz konzentriert zu sein. Ich fragte mich was sie so sehr beschäftigte das sie meinen leicht Irritierten Blick nicht merkte. Doch ehe sie meinen Blick bemerken konnte drehte ich mich wieder zum Beifahrerfenster und blickte in die Gegend, welche von einem kleinen Wald entlang der Autobahn geprägt wurde. Vereinzelt sah man kleine Bauernhäuser mitten der weiten Felder stehen, welche verloren schienen und dennoch perfekt in diese Landschaft passte. „Stella“, sprach ich meine beste Freundin an, da ich es nicht mochte wenn sie einfach nur stur auf die Straße blickte und kein Wort sagte. Erschrocken über meine Stimme, welche sie wohl aus den Gedanken gerissen hatte, sah sie mich an. „Sorry Jojo, ich habe etwas nachgedacht, über einen Patienten von mir.“, das war definitiv komisch, sie dachte nie über lange über ihre Patienten nach, gerade nicht wenn sie mit mir unterwegs war, denn oft genug war ich immer diejenige, die aus den Gedanken geholt werden muss und nie anders rum. Doch ihr Blick zeigte mir was anderes, sie schien sich sorgen zumachen, nicht wegen des Patienten selber, oft lag was anderes dahinter, z.B. wenn der Patient Familie hatte und wirklich kurz vor dem Suizid war oder Jugendliche, welche Familie haben und sich dennoch umbringen wollten. Hier schien es wieder so ein Familiending zu sein, was sie beschäftigte, Stella suchte immer eine Lösung und fand oft auch eine um den betroffenen zu helfen, ich war froh das sie es von mir nicht wusste, dass ich ihr einfach so ins Gesicht lügen konnte ohne sie zu mit meinem belanglosen Leben zu nerven. Wieder wurde es still im Auto, wir hingen beide unseren Gedanken hinterher, als plötzlich Stella einen erschreckenden Laut von sich gab und ihre Hupe benutzte. Sofort griff ich an meine Brust, dadurch das ich mich stark erschreckt hatte, war meine rechte Hand zu meiner Brust gewandert, wo jetzt mein Herz von innen gegen die Rippen schlug. Es war schon leicht schmerzhaft, dennoch konzentrierte ich mich und hörte nebenbei Stella wie sie lauthals Fluchte. Ich hatte meine Augen reflexartig geschlossen und wagte jetzt einen Blick. Der Wagen welcher nur Sekunden zuvor, sehr waghalsig vor Stella auf die Fahrbahn wechselte, provozierte sie nur noch mehr. Es war ein VW Golf, ich glaube sogar der neue 7ner, genau konnte ich es nicht sagen, da Stella auch schon auf den Nächsten Rastplatz fuhr um sich erst einmal zu beruhigen. Stumm blieb ich im Auto sitzen, als dieser auf dem Platz zum Stehen kam, meine beste genervt ausstieg und die Fahrertür mit Kraft zu schmiss. Draußen hörte ich sie nur noch mit Wörtern um sich werfen, ehe sie nach fünf Minuten wieder ins Auto stieg und einmal durch atmete. „Was war das nur für ein Idiot. Mensch so bekloppt können doch auch nur Männer sein, oder was meinst du Jo?“, ich zog eine Augenbraue hoch, sah sie leicht perplex an, was fragte sie mich, sie kannte meinen Fahrstil, ich fuhr nicht anders, dennoch war ich ja auch derzeit diejenige ohne Auto, also wollte ich mich nicht dazu äußern, weshalb ich auch nur mit den Schultern zuckte und nach vorne Blickte. Kaum rollte ihr Wagen wieder, legte sie eine CD ein, ich glaubte sogar den Title „The Dome“ erkannt zu haben, sicher war ich mir aber nicht. Als das erste Lied aus den Boxen ertönte, drehte sie die Musik so laut auf, dass ich den Bass mit meinem Herzschlag spüren konnte. So als ob mein Herz im Rhythmus der Musik schlug. „Wir brauchen nur noch 20 Minuten dann sind wir in Oberhausen“, brüllte sie mir entgegen als ich mich in den Sitz sinken ließ. Mit einem Nicken antwortete ich ihr mehr oder weniger auf diese Aussage, für mich bedeutete es, in 20 Minuten würde ich in eine Boutique geschliffen werden, durfte mir irgendeinen teuren Fummel an ziehen, musste zusehen wie meine beste Freundin einen Teil der Klamotten bezahlte und was sonst noch so alles auf mich zu kam. Ich konnte mir gerade mal einen kleinen Teil dieser Tat vorstellen. Stella wusste genau das ich es hasste wen sie solche Aktionen mit mir machte, dennoch hatten wir den Tag schon lange geplant. Sie wusste, dass irgendwas nicht stimmte, sie predigte es mir immer wieder, dass Dave nicht gut für mich war, doch ich war immerhin schon vier Jahre mit ihm in einer Beziehung. Aber war ich Glücklich? „Hallo Schatz, wie geht es dir?“, „Wie soll es mir schon gehen? Wie immer“, seine Stimme war genervt als ich von der Arbeit zu ihm kam. Dieses Wochenende hatte ich frei und verbrachte es bei meinem Freund. Dave war Landschaftsgärtner und war seit knapp vier Jahren mit mir zusammen. Langsam zog ich mir die nasse Jacke aus und hing sie im Badezimmer über die Wanne, damit der Flur nicht so nass wurde. „Warst du schon einkaufen oder sollen wir das gleich gemeinsam machen?“, fragte ich gut gelaunt, setzte mich neben ihn und wollte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange geben. Er spielte wie immer mit seiner PS3, drückte mich mit einer Hand von sich und ich saß wie in den letzten Monaten einfach nur stumm neben ihm. Von unten konnte ich wieder die Stimme seines besoffenen Stiefvaters hören. Mittlerweile störte es mich wirklich das er direkt über seiner Mutter und ihrem Mann die Wohnung hatte. Immer wenn ich da war, durfte ich mir irgendwelche Aussagen gefallen lassen. Die Stimmen wurden immer lauter, anscheinend stritten sie mal wieder. Es war nicht selten, dass Paul, Dave´s Stiefvater sich mit Hanna stritt. Es ging wie immer über Jacqueline, Dave´s kleine Schwester, welche schon eine Weile nicht mehr hier im Haus lebte. Sie teilte sich sonst immer die Wohnung mit Kevin, Dave´s Zwillingsbruder. Ein poltern holte mich wieder auf das Sofa, eine Tür knallte und zwei Minuten später die nächste Tür. Anscheinend ging Paul wieder irgendwo was trinken, das war üblich. Ich blickte zu Dave, welcher immer noch gespannt auf sein Spiel blickte. Ein seufzten entfloh meiner Kehle, als mein Handy vibrierte und ich sah wer mich anrief. Mit einem leichten Lächeln hob ich ab. „Hey na wie geht es dir?“, stellte ich meinem besten Freund sofort die Frage, welche ich auch sofort beantwortet bekam. Er erzählte mir, dass er in Duisburg bei seinen Eltern zu Besuch war und da diese noch unterwegs waren wollte er sich mit mir in der City treffen. Nach fünf Minuten legte ich auf, sprang vom Sofa auf und zog mir meine Schuhe an. „Schatz ich treffe mich mit Mike, ich gehe dann auch direkt fürs Wochenende einkaufen, ich nehme mir etwas Geld aus deinem Portmonee“, „Ja, ja, bringst du mir noch Chips mit?“ hörte ich ihn dann noch sagen als ich in die kleine Küche ging um dort 25 € aus der Geldbörse zu nehmen. „Ja kann ich machen. Ich koche dann heute Abend etwas leckeres.“, gab ich als Antwort, schnappte mir dann den Wohnungsschlüssel, eine Tragetasche und verließ mit Regenschirm die Wohnung. „Johanna, wir sind da, werde wach, ich wollte dich nicht alleine im Auto zurück lassen.“, irritiert sah ich zu ihr, als ich feststellen musste, das ich mit meinen Gedanken ziemlich abgeschweift war, da Stella das Auto, auf dem obersten Parkdeck vom Centro, geparkt hatte. „Ja Moment“, sagte ich peinlich berührt, schnallte mich ab und stieg ebenfalls aus dem Auto. Noch schnell schmiss ich die Autotür zu, direkt danach war sie verriegelt und schon war Stella neben mich getreten, hatte längst meine Handtasche, welche sie mir auch in die Hand drückte und am Ärmel meiner Jacke in Richtung Eingang zog. Leicht seufzten ging ich mit ihr mit, es war nicht das erste Mal, dass Stella mich einkleiden durfte. Ihr schien es immer wieder Spaß zu machen, mich wie eine Puppe in verschiedene Outfits zu stecken, dann noch Frisuren aus zu testen oder neues Make up oder Parfüm. Ja in solchen Dingen war Stella, wirklich jemand, der vergaß, das man ein Mensch und keine Puppe war. Ihr ständiges ziehen an meinem Ärmel, ließ mich langsam aber sicher mich ihrem Lauftempo anpassen, sie wollte als erstes alles an Outfits ausprobieren, daher war sie ziemlich stur bei der Auswahl der Läden in welche wir rein sollten. Im Centro selber, schien schon alles für Weihnachten geschmückt zu sein, vereinzelt standen Glühweinstände in den Passagen und es duftete nach gebrannten Mandeln, überwältigt von dem Eindruck spürte ich das zerren meiner besten Freundin nicht einmal mehr, da mich die Atmosphäre, dieser Vorweihnachtlichen Zeit einfach gepackt hatte. Erst als ich abrupt stehen blieb, bemerkte ich dass ich schon längst in einer ziemlich feinen Boutique war, welche geradezu ziemlich lächerlich teure Marken anbot. Stella war sofort bei den Kleidern und suchte schon welche für mich aus, sie war wieder in ihrem Element. Sie hatte mal wieder einiges gefunden, etwas längere Cocktailkleider, lange Pullover, Tops und Leggins. Stella war wirklich die geborene Stylistin, ehe ich mich nur umsehen konnte, wurde ich auch schon in Richtung der Umkleiden gezerrt. Ihr Arm war ziemlich voll, bei einigen Kleidungsstücken konnte ich die Preisschilder lesen und mir stockte der Atem, wollte Sie wirklich so viel Geld für mich ausgeben? Eine Umkleide war schnell gefunden, wie zu erwarten, standen Sessel im Wartebereich, dazu kam auch noch eine Verkaufskraft mit einem Tablett wo Sektgläser drauf standen angerannt, sie lächelte uns mit so einem komischen Gesicht zu, welches mir Angst bereitete. Bevor mich diese Dame auch nur ansprechen konnte flüchtete ich freiwillig mit den Anziehsachen in die recht geräumige Umkleidekabine. Langsam schloss ich die Kabine hinter mir ab, sortierte die Kleidungsstücke und dann hieß es sich langsam aus meiner Kleidung zu pellen. Der große Spiegel machte es mir nicht gerade leicht, da ich noch das sichere Gefühl meiner Kleider hatte, doch würde ich diese jetzt ausziehen, so musste ich mich selbst ansehen und ich hasste meinen Körper, noch immer verfolgten mich die Blicke und Sprüche meiner damaligen Klassenkameraden, die es wohl sehr lustig fanden mich mit so vielen Dingen fertig zu machen. Mich immer zu schikanieren und sich über meine Herkunft zu belustigen. Es war eine verdammte Scheiße in der Schule, gerade wenn man denkt das man eine Freundin fürs Leben gewonnen hat, ihr wirklich alles anvertraut, Ängste, Träume, Wünsche man aber nach Jahren langsam immer kaputter geht, durch Gerüchte und Lügen. Damals dachte ich wirklich, dass ich Schuld daran hatte, dass mein Adoptivbruder seinen letzten Paten verlor. Es war während meiner Zeit auf der Berufsschule, ich hatte Glück und kam einigermaßen gut mit meiner Klasse aus. Ja ich hatte sogar Spaß wieder zur Schule zu gehen, auch meine damalige beste Freundin ging in denselben Schulzweig, doch damit fingen erst die Probleme an, Ich begann wieder ihr zu vertrauen, erzählte ihr den Wunsch, nach meiner leiblichen Mutter zu suchen, sie schien erst mich zu unterstützen, doch im nach hinein machte sie mich nur kaputt. Es war nicht mal eine Woche vergangen, da hörte ich viele Gerüchte über mich, dass ich die Tochter einer Hure sei und auch ich später meinen Körper verkaufen würde. Immer wieder darauf angesprochen zu werden, fertig gemacht, wegen einer Lüge, gab mir damals den Rest. Noch dazu kam meine unerwiderte Liebe zu Chris, er war als Aushilfe bei Pierre auf dem Bauernhof tätig, wir verstanden uns ganz gut und ich hatte auch Gefühle für ihn entwickelt, was ich ihm auch nach einigen Wochen gesagt hatte, mir hatte er aber noch nicht geantwortet, dennoch war ich froh wenn er Zeit mit mir verbrachte. Ich war wirklich verliebt und zeigte es auch. Doch die Gerüchte, welche mich aus der Schule her nach Hause in meinem Kopf herum spuckten, ließen mich nicht kalt, ich zog mich in meine eigene Welt aus Büchern und Klassischer Musik zurück. Immer wenn jemand fragte wie es mir ging, sagte ich ‚Gut‘ und log in diesem Moment einfach. Wenn ich nach der Schule oft einfach nur kurz zu Hause war, lief ich Stunden lang durch den Wald. Die Ruhe und Einsamkeit tat mir wirklich gut, dass knistern der zerfallenden Blätter, die in allen möglichen Farben in einer recht warmen Oktoberwoche auf dem Waldboden lagen. Als ich mit Tränen besetzten Augen einfach weiter durch den Wald lief, das sonst so beruhigende rascheln der Blätter, schaffte es nicht mich zur Ruhe kommen zu lassen. Ich war innerlich völlig fertig, ich wollte und konnte nicht mehr, ich fühlte mich einsam und verlassen. Durch die Tränen besetzten Augen konnte ich was vor mir lag nicht erkennen, stolperte über einen recht großen Ast und fiel in einen Haufen Laub, doch beim Sturz stützte ich mich mit meinen Händen ab und spürte einen Schmerz am rechten Zeigefinger, als ich im Laub nach dem Verursacher suchte, spürte ich etwas scharfes, im seichten Sonnenlicht blitzte eine Glasscherbe in meinen Händen auf. Sie war spitz zulaufend und an einer Seite rund abgeschliffen. Es erinnerte mich an ein Glas, welches erst zerbrochen, kaputt und dann weg geworfen, einfach vergessen wurde weil es kaputt war. So fühlte ich mich auch, langsam zog ich den Ärmel meiner Sweatshirtjacke hoch und ließ erst einmal das zerbrochene Glasstück über den linken Unterarm wandern. Noch immer kämpfte ich mit mir, ob ich es tun sollte oder nicht. Doch das Gefühl der Einsamkeit und des Daseins als Geist, wurde immer stärker. Der erste Schnitt, trieb mir noch die Tränen in die Augen, doch die nachfolgenden Schnitte wurden immer besser, es tat nicht mehr weh, das rot welches jetzt meinem Arm zierte, gab mir ein Gewisses Gefühl der Erlösung und Vollständigkeit. Ich war mir bewusst was ich tat und warum ich dieses Tat. Das Gefühl der Einsamkeit war für den Schmerz gewichen. Ich fühlte, dass ich lebte, dass ich doch kein Geist war. „Johanna, wie weit bist du?“, frage mich Stella, als ich wieder in der Umkleide war, nicht in meinen Gedanken. Schnell schlüpfte ich in eines der Cocktailkleider,, es war komplett schwarz und über die Knie, dennoch gefiel es mir, da es mit einem etwas breiten Gummiband getrennt wurde, wo ich wirklich schlank drin wirkte. Mit Barfuß lief ich aus der Kabine und ich konnte das erstaunte Schlucken meiner besten Freundin hören. Anscheinend gefiel ihr das Kleid genauso wie mir. Stella stand auf und lief etwas auf mich zu, ich drehte mich im Kreis, das Kleid folgte meiner Bewegung und ich fand mich zum ersten Mal schön, ich hatte ich in diesem Moment einfach nicht und war völlig zufrieden. „Johanna, WOW, das Kleid ist super für heute Abend und du kannst es ruhig so anziehen. Jetzt fehlt nur noch die Frisur und das Make-Up“, schnell schob sie mich wieder in die Umkleide, „ach ja Schuhe müssen noch, sonst passt das Bild nicht.“ Und schon musste ich mich wieder umziehen. Ich hielt Stella das schwarze Kleid aus der Kabine und schon rannte Sie damit zur Kasse. „Jojo, den Rest brauchst du nicht anziehen, das Kleid reicht“, brüllte Sie noch durch den ganzen Laden, peinlich zog ich meinen Kopf zurück in die Kabine, damit mich keine dieser hochnäsigen Damen anschauen konnte. Schnell zog ich mich um, hatte mir zügig die Schuhe zugeschnürt und trat nach weiteren fünf Minuten zu meiner besten Freundin an die Kasse, auf dem Tresen sah ich noch Ohrringe und Ketten, welche gerade in ein kleines Tütchen geräumt wurden um dann mit dem Kleid in eine große Papiertüte zuwandern. Anscheinend hatte Stella schon längst bezahlt und Ihr war es wohl scheiß egal ob sie gerade Gesprächsthema Nr. 1 war. Als ich den Endpreis auf dem Bon gesehen hatte, musste ich erst einmal schwer schlucken, Sie war, nein Sie hat wirklich das ausgegeben, 239,75€, das war für mich eine große Summe, zwar hatte ich gut gespart, aber Stella würde es nie zulassen, dass ich ihr einen Teil des Geldes zurück geben würde. Sie machte eher einen Aufstand, als das sie das Geld annimmt. Stella schnappte sich die Tüte, grinste mich an und alles was ich tat war ihr Still zu folgen. Gemeinsam verließen wir die Boutique, Zielstrebig ging es auf einen Schuhladen zu, welcher ebenfalls nur so teure Dinger anbot, Marken von Puma, über Adidas, bis hin zu Prada und Dolce und Gabbana. Ich sah mich nach einem schlichten Paar Schuhe um, für mich waren Marken und Namen nur Luft, etwas was man teuer bezahlen durfte und doch wusste ich wie es sich anfühlte in Vergessenheit zu geraten. Oft genug hatte ich das Gefühl, selbst in diese zu geraten. Als ich so achtlos durch die Regale schaute, fiel mir ein Paar Schuhe auf, welches nicht zu glamourös war, eins welches perfekt zu mir passte. Ich griff nach den Schuhen. Naja, es waren eher Sandalen, an der Fußspitze waren sie geschlossen und nach den Zehen offen, sie hatten ein schönes Schnallenmuster, welches sich nach oben zum Fußgelenk schnürte. Stella, welche merkte, dass ich etwas Passendes gefunden hatte, kam mit schnellen Schritten auf mich zu, stellte sich vor mich und erwartete, dass ich die Schuhe anzog. Ich verstand sie ohne, dass sie ein Wort sagte, ich las alles aus ihrem Gesicht heraus, wusste was sie dachte ohne sie stundenlang zu mustern, doch meine falsche Maske konnte sie nicht erraten. Ich log ihr immer mehr vor, verstellte mich so, dass mich keiner mehr wirklich kannte. Ich war jemand geworden, der ich gar nicht war, ich existierte so gar nicht, war nicht ich selbst, dennoch hatte ich Angst vor mir, und daher kam auch dieser Wunsch anders zu sein, so dass ich nicht mehr verletzt werden konnte. Nach dem ich die Schuhe an hatte, kramte Stella das Kleid aus der Tüte und hielt es vor meinen Körper um zusehen ob die Schuhe auch dazu passten. „Perfekt, so nehme ich dich mit“, meinte Stella grinsend zu mir und packte das Kleid gleich wieder ein. Langsam zog ich die Schuhe wieder aus, legte sie behutsam in den Karton zurück, blickte mich noch einmal um, um dann doch fest zustellen, dass Stella schon wieder vorgegangen war, doch dieses Mal musste Sie auf mich warten, da ich die Schuhe und den dazu gehörigen Karton bei mir hatte. Gemütlich lief ich durch den Laden zur Kasse. Stella hatte auch für sich ein paar Schuhe gefunden, was sollte sonst im Karton sein? Sie bezahlte dieses Mal ihre Schuhe, ohne meine dazu rechnen zu lassen. Jedenfalls etwas was sie mir nicht nahm, für mich war es ja schon schlimm genug gewesen, dass Sie das Kleid für mich bezahlt hatte. Langsam kramte ich mein kleines Portmonee aus der Handtasche, bezahlte den Betrag für die Schuhe, welche ich ohne Karton mir in eine Tüte ein packen ließ, verabschiedete mich freundlich von der Kassiererin und folgte Stella. Ich traute mich gar nicht auf die Uhr zu schauen. Draußen war es schon am Dämmern und die Weihnachtsbeleuchtung leuchtete in ihren warmen Lichtern vor sich hin. Ich merkte schnell, dass Stella einen schnellen Gang darauf hatte, weshalb ich auch meinen Schritt ihrem an passte und, sobald ich auf ihrer Höhe war, harkte ich mich ein. Ihr irritierter Blick ließ mich schmunzeln. „Schau doch nicht so. Ich hab gute Laune freue mich auf heute Abend und über das tolle Kleid“, es war nicht schwer ihr etwas vor zu spielen, ich war wirklich gut im Lügen geworden. Auch wenn es mir Hundeelends ging log ich und sagte es ginge mir gut. Ohne auf meine Worte zu reagieren, liefen wir wieder den Weg, welchen wir zuvor rein gelaufen waren, zurück. Noch einmal erhaschte ich mir einen Blick auf die Weihnachtliche Atmosphäre und verschloss diese in meinen Erinnerungen, dort würde sie bleiben und mich an den heutigen Tag, welcher mir doch gut tat, erinnern. Es war etwas das mir niemand nehmen konnte. Als wir den Schutz des Einkaufszentrums verlassen hatten, das dunkle der Welt wieder hatte, bemerkte ich erst nach einigen Minuten das es schneite. Eine Schneeflocke landete auf meiner Nase, wurde dort aber sofort wieder flüssig und bahnte sich seinen Weg über meinen Nasenrücken, über meine Wange hinunter zum Kinn, doch ehe es auf meiner Jacke landen konnte, wischte ich es mit meinem Handrücken weg. Mein Blick richtete sich gegen den Himmel, wo die kleinen weißen Flocken herunter fielen, das Grau des Asphalts bedeckten und wie sie leicht im Winde um her tanzten. Gemeinsam standen wir einige Minuten da und beobachteten das Schauspiel, ehe wir unseren Weg zum Auto fortsetzten. Dort angekommen, verstauten wir die Einkaufstüten im Kofferraum, welcher mit einem lauten Rumps verschlossen war. Noch einmal sah ich mir die tanzenden Schneeflocken an, ehe ich auf dem Beifahrersitz Platz nahm und mich anschnallte. Ein Blick auf die Uhr im Auto ließ mich im Kopf rechnen, wie lange wir jetzt Shoppen waren. Mit geweiteten Augen sah ich erneut auf die Displayanzeige, doch es stimmte, wir waren drei Stunden in dem Gebäude gewesen. Langsam setzte sich das Auto von Stella in Bewegung, vorsichtig parkte sie aus und fuhr dann dem Weg aus dem Parkdeck runter. Immer wieder liefen uns einige achtlose Passanten über die Straße, ein Glück das Stelle recht langsam fuhr. Wie so oft regte sich meine beste Freundin darüber auf, wie dumm die Menschen doch zu dieser Jahreszeit waren. Ich drehte einfach die Musik auf, grinste Stelle an und fing an zu singen. Ich bewegte meinen Kopf im Takt der Musik. Bei Musik vergaß ich einfach alles um mich herum, konnte abschalten und für einen Moment lang ich sein. Miene Probleme waren wie weggeblasen, nichts konnte mir das nehmen. Laut sang ich den Text mit. Die Passanten, welche seitlich am Auto liefen ignorierte ich gekonnt, da ich in meiner eigenen kleinen Welt war. Wo es nur mich und die Musik gab. Nichts belastete mich in diesem Moment, ich musste mich nicht konzentrieren, konnte mich voll und ganz dem Text des Liedes widmen. Doch als das Lied vorbei war, hatte mich die Realität wieder und schon fingen meine Gedanken wieder an. Ich dachte darüber nach wie der heutige Abend verlaufen würde, was passieren könnte. Stella blendete ich komplett aus, war nicht ansprechbar, so also ob mich ein Schleier umhüllte und mich von allem abschirmte. Erneut hatte mich diese Angst in den Bann gezogen, die Angst, welche mir immer wieder vor Augen heilt, dass ich etwas Falsche machte oder alle um mich herum verlieren würde. Doch noch schlimmer war eine Gewissheit! Mich selbst zu verlieren, die Maske welche ich trage als Ich zusehen, obwohl ich eigentlich doch anders war. Mich besetzte die Angst, mein wahres Ich, Menschen zu zeigen oder mit ihnen darüber zu reden. Die Angst von Verständnislosigkeit und Missverstehen lähmte mich. Nur der Schmerz den ich mir selbst zufüge, hilft mir einigermaßen darüber hin weg zu kommen. Ich weiß nicht mehr warum und wieso das alles passiert ist. Zu viel Schmerz und Lied hab ich ertragen müssen, so viel Vertrauen ich auch schenkte, es wurde ausgenutzt und mit Füßen getreten. Oft sah ich in den Spiegel, blickte mich und meinen geschunden Körper an. Ich wandelte nur noch als Hülle durch mein Leben, ließ mich hänseln und mobben, all die Wörter und Unterstellungen ließ ich auf mich einprasseln wie einen Platzregen, welcher mich fort spülen wollte. Doch wenn ich alleine war und die Klinge aus meinem Tagebuch hervor holte, diese tief in meine Haut drückte und zusehen konnte, wie die Haut langsam der scharfen Schneide der Klinge platz machte und das Blut sich seitlich dieser bildete, fühlte ich mich erleichtert. Zwar zierten Tränen mein Gesicht, doch der Schmerz ließ mich einen Moment vergessen, alles was mich störte oder belastete, konnte ich für einen Moment des Schmerzes vergessen. Weswegen ich es immer wieder wiederholte. Das Blut lief oft meinen Arm herab und bildete mehrere Tropfen auf dem sonst so weißen, reinen Bettlaken. Es war nicht das erste mal, dass meine Arme so aussahen. Mein Griff um meine Tasche wurde fester, mein Blick satt nach vorne gerichtet. „Hey Jo“, hörte ich die Stimme meiner besten Freundin, als sie mich aus meinen Gedanken riss und besorgt zu mir sah. „Ist alles ok bei dir? Du bist schon den ganzen Tag so neben der Spur“, es war erstaunlich, wir gut sie mein Verhalten deuten konnte. Dennoch schüttelte ich den Kopf, wollte ihr keine Sorgen bereiten. Es reichte schon, das ich welche hatte, wenn ich an heute Abend dachte. Ich achtete die restlich Fahrt nicht mal mehr auf die sich ständig verändernde Gegend. Doch als sich ein letzte mal die Gegen in große Gebäude wandelte, blickte ich auf. Der wagen stoppte vor einem mir bekannten Haus. Waren wir wirklich schon da? Haben meine Gedanken mich wirklich wieder komplett aus der Realität geholt? Hatten sie mich wirklich soweit in mich kehren lassen, sodass ich nichts mehr mit bekam? Warum bestimmten sie soviel in meinem Leben, warum flüchtete ich immer in diese? Langsam stieg ich vom Beifahrersitz und lief die Stufen zur Eingangstür, des Mehrfamilienhauses hoch, schloss diese auf, als mich eine Stimme wieder daran erinnerte, dass ich noch Taschen im Kofferraum hatte, welche ebenfalls hoch mussten. Nach dem ich dann diese geholt hatte, führten meine Füße mich zum Fahrstuhl, drückte den Knopf und fuhr gemeinsam mit Stella hoch. Durch das „Ping“-Geräusch des Fahrstuhls, wurde und gesagt, dass wir in der gewünschten Etage waren. Noch immer, etwas in Gedanken lief ich auf meine Wohnungstür zu, schob den Schlüssel ins Loch, so dass das Schloss sich löste, als ich den Schlüssel umdrehte und die Tür gänzlich öffnete. Sofort stürmte Stella in meine Wohnung, durch das Laminat, hörte man ihre hastigen Schritte bis ins Wohnzimmer, wo sie schließlich verstummten. Anscheinend hatte Sie sich aufs Sofa gesetzt, weil nach kurzer Zeit hörte man ein erschöpftes seufzten. Demnach war sich fertig, müde von der vier Stunden im Einkaufszentrum. Auch ich war ziemlich müde, aber kein Wundern, es war auch reine Tortur mit Stella Kleidung aus zu suchen. Erneut schlurfte ich über den Boden meiner Dachgeschosswohnung. „Willst du nicht erst Duschen?“, fragte bzw. schlug meine blondhaarige Freundin vor, da wir ja auch schon in knapp zwei Stunden oder so los mussten. Ich war mir nicht sicher, ob es überhaupt notwendig war, es war mal so, dass ich gerne Feiern war, doch auch diese Zeit ging vorbei mit meinem immer schwächer werdenden Selbstvertrauen und dem wachsenden Selbsthass und Zweifeln. Mit einem einfachen Nicken, verließ ich das Wohnzimmer wieder um ins Bad zugehen. Dort angekommen schloss ich die Tür, legte den Schließbolzen um. Nun stand ich hier, blickte in den Spiegel und sah in ein sich mit Tränen füllendes Gesicht. Der Gedanke daran das ich heute Abend feiern gehe, meine beste Freundin alles bezahlt machte mich traurig. Sie war immer für mich da, half mir wo sie nur konnte, doch ich schaffte es nicht ihr meine Arme zu zeigen. Lautlos rollten die Tränen über mein Gesicht, nicht konnte ich dagegen machen. Es war mittlerweile normal das mein Körper so reagierte. Doch als ich Schritte im Flur wahrnahm, pellte ich mich aus meiner Kleidung, warf diese in eine Ecke und stieg in die Dusche, gerade hatte ich das Wasser angemacht, als es an der Tür klopfte und Stella nachfragte. Anscheinend hatte sie gemerkt das ich unter der Dusche stand und meinte nur das ich mich nicht stressen sollte. Ohne etwas zu sagen stellte ich mich, noch immer mit den Verband am Handgelenk unter das mittlerweile warme Wasser. Es überströmte mich, es war ein angenehmes Gefühl, welches meinen Körper um schloss. Dennoch wollte ich Stella nicht zulange warten lasse, weshalb ich schnell meine Haare mit Shampoo wusch und vorsichtig über die noch frischen Wunden vom Vorabend mit Seife ging. An einigen Stellen brannte es noch, doch dies war halt die Strafe dafür. Nach dem ich das Wasser abgedreht hatte, rutschte mir die Mullbinde, welche sich mit Wasser zugezogen hatte, ab und fiel mit einem platsch Geräusch auf die Fliesen. Schnell hob ich diese auf und warf sie weg. Es war klar, ich brauchte noch einen Verband, es war noch immer nicht verheilt und wir d wohl noch seine Zeit brauchen. Also nahm ich mir eine neue Mullbinde und legte sie wieder um mein Handgelenk. Meine nassen Haare klebten an meinem Rücken und so langsam bildete sich eine Gänsehaut auf meinem noch nassen Körper. Sofort griff ich mir das Handtuch und trocknete mich ab. Noch eben alles aufräumen und für Stella bereit stellen. Mit dem Handtuch um meinen Körper, lief ich kurz zum Wohnzimmer und sah herein. Mit einem Lächeln im Gesicht, erhob sich die Blondine von meinem Sofa und kam auf mich zu. Schnell verschwand mein Handgelenk hinter meinem Rücken und beim drehen, drehte ich mich auch automatisch mit. Nach dem Stella im Badezimmer verschwunden war, betrat ich mein Zimmer. Eigentlich hatte ich die Tüten im Flur fallen lassen, doch anscheinend hatte das Blonde Monster alles zurecht gelegt, was ich für den Abend brauchte. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Der Abend brach an, in der Zeit hatte ich mich schon umgezogen, Stella, war ebenfalls aus der Dusche getreten und nun saß ich hier auf einem Hocker und sah zu wie Sie meine Haare frisierte. Es war ungewöhnlich, das ich trotz all dem so aussehen konnte. Stella hatte sich schon im Bad gestylt und als sie raus kam um zu schauen was ich gemacht hatte, plusterte sie die Wangen auf, wie ein kleines Kind. Ihre Worte halten mir noch immer im Kopf umher, das ich so doch nicht raus konnte. Mit sanfter Gewalt hatte sie mich auf den Hocker gesetzt und fing sofort an sich um meine Haare und das Make-Up zu kümmern. Noch immer war sie mit meinen Haaren dran. Anscheinend konnte Sie sich nicht entscheiden was genau sie damit machen sollte. Immer wieder steckte Stella meine Haare hoch, löste die Klammer wieder, ließ sie offen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, zumindest für mich, ließ sie endlich meine Haare einfach offen zur Seite fallen. Etwas Haargel und Haarspray für ein paar Wellen und fertig war ich, zumindest was die Haare anging. Nun war das Make-Up dran, zum Glück brauchte Stella da nicht so lange, es war dezent, sie betonte meine Augen und die Lippen. So nun konnte der Abend ihrer Meinung nach los gehen. Gemeinsam verließen wir meine kleine Dachgeschosswohnung, unsere Schuhe halten im Treppenhaus und unten angekommen, wartete schon ein Wagen auf uns. Es war Stella´s Vater. Er hatte seiner Tochter versprochen uns dahin zu bringen. Ich wusste wohl das Stella´s Eltern viel Geld hatten, immerhin hatten auch ihre Eltern mir ihre Hilfe zugesagt, welche ich dennoch ablehnte. Ich wollte keinem eine Last sein, geschweige denn Finanziell abhängig sein. Wenn schon meine Familie von dem allem nichts mit bekam. Stella stieg vorne in den Audi A6 und ich hinter ihr, in so einem Fahrzeug, war ich noch nie unterwegs, es war ein unglaublich luxuriöses Gefühl mal so irgendwo vorzufahren. Als wir angeschnallt waren, fuhr ihr Vater auch schon behutsam vom Parkplatz auf die fast leere Straße. Lange waren wir nicht unterwegs, dennoch war ich wie immer in meinen Gedanken versunken, was in letzter Zeit immer häufiger wurde. Noch immer beschäftigte mich so vieles, was ich nicht verstehen oder sogar erklären konnte. Dinge welche mich einfach so aus meinem Leben rissen, mich von Grund auf vor anderen verschließen ließ. Niemand wusste mehr wer ich eigentlich war. Aber genau diese Frage stellte ich mir, wer war ich? War ich jemand den man vermissen würde oder war ich jemand über den man glücklich war wenn er verschwunden ist. Ich konnte es mir nicht erklären. Mein Leerer Blick, welchen ich in solchen Momenten hatte, ließ ich durch das getönte Fenster, auf die vollen Fußgängerzonen schweifen und dennoch nahm ich nichts von all dem wahr. Erst als ich direkt von Stella angesprochen wurde blickte ich zu ihr. Und schon wieder bekam ich nichts mit, was mir sehr wohl bewusst war, als sie meinte wir können aussteigen, blickte ich zu ihrem Vater, nickte dankend und verließ dann die Rückbank des Audi´s. Noch einmal frische kühle Luft, ehe uns das Stickige nach Alkohol und Rauch riechende Innenleben der Diskothek begrüßte. Kaum waren in den Räumlichkeiten, so wurden wir auch gleich von einer Gruppe junger Männer angebaggert. So aufdringliche Kerle hatte ich noch nie gesehen, ein einfaches Nein schien für sie wohl ein Fremdwort zu sein, wenn es um Frauen ging. An Stella´s Verhalten konnte ich sehen das sie nicht mehr Lange brauchte, bis sich ihr Geduldsfaden in Luft auflöste. Doch ehe die Situation zu eskalieren drohte, schnappte ich mir meine beste Freundin, zog sie Richtung Bar, um dort etwas zum trinken zu bestellen. Bei mir stand eins fest, ich wollte das ganze Geschehen der letzten Wochen einfach nur vergessen, weshalb ich mir auch sofort einen Tequila und einen Ladykiller bestellte. Ich setzte mich auf den Barstuhl, beobachtete die Männer, welche es uns gleich taten und sich ebenfalls setzten. Es fiel auf das Sie unser Verhalten genaustens unter die Lupe nahmen. So auffällig wie jede unserer Bewegungen und Getränke studiert wurden, desto genauer wurde mein Blick, ich prägte mir jede Eigenart, Geste und das Einzelverhalten, jeden Mannes ein. Ganz besonders viel mir ein blondhaariger auf, welcher ständig zu mir rüber sah. Sein fieses Grinsen, ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen, welcher eine schmerzende Gänsehaut auf meinem rechten Arm verursachte. Ich drehte ihm jetzt den Rücken zu, konnte seinen konzentrierten Blick nicht länger aushalten, weshalb ich beschloss mich so zu drehen, das ich Stella beim Tanzen zu schauen konnte. Ich selber, war nie wirklich die große Tänzerin. Aber es störte mich wenig, ob ich nun Tanzen konnte oder nicht. Wann würde ich wohl jemals mit jemanden Tanzen? Ein sanftes und gleichmäßiges vibrieren riss mich aus meinem studierendem Blick, mit welchem ich mir Stella´s Bewegungen einprägte, perplex wer mich jetzt wohl anrufen würde, nahm ich einfach das Gespräch an ohne vorher auf den Display zu schauen. „Sag mal spinnst du? Ich war bei dir und du bist nicht da. WO BIST DU?“, hörte ich nur die andere Stimme an der Leitung brüllen. Geschockt darüber, ließ ich das Handy fallen, den Aufprall realisierte ich nicht, sah einfach nur geschockt gerade aus. Ich hatte ihm mehrmals gesagt das ich am heutigen Abend nicht zuhause sein würde. Ich hatte ihm erzählt das Stella mit mir einen Mädelsabend machen wollte, das wir unterwegs waren. Und warum gerade jetzt? War ich mal wieder gut für Ihn? Hatten die anderen keine Zeit für ihn oder war seine Konsole ihm Langweilig geworden? Geschockt sah ich auf mein Handy runter, noch immer leuchtete der Display, ich griff danach und legte einfach auf. Sauer war er eh schon, also warum sollte ich mir das heute an tun. Um Stella keine Sorgen zu bereiten, schnappte ich mir mein Getränk, welches noch unberührt dort stand und trank es in einem Zug aus, um es erneut zu bestellen. Mir war jetzt einfach alles egal, ob ich nun besoffen war oder nicht, ich würde mein Blaues Wunder erleben. Nach dem dritten Glas, welches ich nun geleert hatte, stand ich auf, wankte zu meiner Besten Freundin auf die Tanzfläche und begann, ihre Bewegungen welche ich mir zuvor gut eingeprägt hatte, nach zu machen und tanzte. Lachend tanzte sie mir, nichts ahnend was mich wohl später zuhause erwarten würde. Lange tanzten wir auf der Fläche, tranken zwischen durch unsere bestellten Getränke und ließen uns von irgendwelchen Kerlen einladen, welche wir dann nach zu aufdringlichen Verhalten einfach stehen ließen und uns in den Massen von Partywütigen Menschen versteckten. Irgendwann gegen halb 5 morgens verließen wir dann die Diskothek, naja eher wurden wir gebeten zugehen, genauso wie die restlichen Gäste. Lallend ließen wir uns ein Taxi bestellen und warteten dann in der Kühlen Nacht, während wir einfach nur lachten und ich trotz der Geschehnisse den Abend mit reichlich Alkohol genoss. Als das Taxi da war, stiegen wir ein, Stella´s Heimweg war näher, daher wurde sie als erstes dort abgesetzt. Schnell noch drückte sie dem Taxifahrer noch den Wegezoll für meine Heimfahrt in die Hand und verabschiedete sich von mir mit den Worten das wir das bald wiederholen müssten. Ein erschöpftes Lächeln legte sich auf meine Lippen, doch ich wusste das dies nicht so sein werden würde. Nach dem was an dem Abend passiert war, sah ich die Freundschaft kippen. Nach dem das Taxi erneut los fuhr, rollten Tränen der Trauer über meine Wangen und ich konnte es nicht verhindern. Wie sollte ich jemals nur so Freundschaften schließen, die es auch verstanden. Stella war zwar immer für mich da, doch ich schaffte es nicht mich von ihm los zu sagen, mein Herz war abhängig von ihm. Die netten Worte des Taxifahrers ließen mich aufschauen und ich stieg langsam aus. Der kalte Wind schlug mir ins Gesicht und ließ meine Nase etwas ziehen, was die Kälte verursachte. Im Treppenhaus war licht an, was bedeutete das jemand dort sich stätig bewegte. Ich bedankte mich mit einer freundlichen Geste vom Fahrer und sah ihm hinter her wie er seinen Weg fuhr. Weitere 3 Minuten stand ich vor dem Haus, ehe ich den Schlüssel nahm, die Haustür aufschloss und meinen Weg über die Treppen nach oben begab. So wie ich es mir dachte saß er dort und wartete ungeduldig auf mich. Sein Blick ließ Bände sprechen und mein Körper fing an zu zittern als er auf mich zu kam. Der feste Griff um meinen Arm, ließ mich mein Gesicht schmerzverzerrt schauen, doch es war ihm egal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)