Urisen von MAC01 ================================================================================ Kapitel 2: Wiedersehen ---------------------- Shizuka war eine aufgeweckte Dreizehnjährige, mit braunem Haar und grün-braunen Augen. Ihr Lachen war hell und ehrlich, während sie gerade die Schule verließ. Dabei unterhielt sie sich mit einem Klassenkamerad über die letzte Stunde, in denen sie Geschichte gehabt hatten. Im allgemeinen Trubel des Schulschluss überquerten sie den Hof der Mittelschule und verließen das Gelände durch das gusseiserne Tor. Sie waren erst ein paar Schritte gegangen, als sich große Hände über ihre Augen legten und sie erschrocken aufschrie. "Wer bin ich?", flüsterte ihr eine männliche Stimme ins Ohr, die ihr so vertraut war, dass sie freudig quietschte. Ihr Klassenkamerad blickte sie erschrocken an, doch ehe er etwas unternehmen konnte streifte Shizuka die Hände von ihrem Gesicht, drehte sich um und fiel ihrem Bruder glücklich um den Hals. "Katsuya", begrüßte sie ihn freudig. "Was machst du denn hier?" "Na mein Schwesterchen von der Schule abholen", antwortete der blonde Oberschüler breit grinsend. "Möchtest du mit mir einen Tee trinken gehen?" "Klar", kam es mehr als erfreut von der jungen Frau, deren Augen regelrecht zu strahlen begonnen hatte. Dann sah sie ihren Kameraden und ihre Wangen röteten sich leicht. "Oh, bitte entschuldige, wo hab ich meine Manieren. Katsuya, das ist Mokuba-kun. Wir gehen in die gleiche Klasse." "Hey Mokuba", grüßte Jonouchi den Schwarzhaarigen und war verwundert, dass er eine solche Mähne an der Mittelschule tragen durfte. "Und das, Mokuba-kun, ist mein großer Bruder Katsuya", stellte sie nun ihren Bruder vor. "Erfreut", kam es höflich von dem jungen Mann, der kaum älter als Shizuka war. "Möchtest du mitkommen?", fragte Jonouchi ebenso höflich zurück, da er Shizukas Freund nicht ausgrenzen wollte. Doch dieser winkte ab und schüttelte seinen Kopf. "Danke, aber ich werde abgeholt", meinte der Jüngere nur, bevor er sich von ihnen verabschiedete und dann weiterlief. Katsuya nahm Shizuka ihre Schultasche ab und hängte sie sich um die Schulter über die eigene Tasche. Dann legte er einen Arm um Shizukas Schultern und sie überquerten zügig die Straße, um eine nahe Teestube aufzusuchen. Sie hatten sich in eine der traditionellen Nischen gesetzt und ihren Tee, sowie etwas Gebäck bestellt. Jonouchi konnte gar nicht glauben, wie groß seine Schwester schon geworden war. Vorsichtig strich er ihr eine Strähne hinters Ohr. "Man, wie die Zeit vergeht", begann er und sie lächelte ihn über beide Ohren hinweg an. "Das musst du grad sagen. Du hattest seit dem letzten Mal voll den Wachstumsschub, oder?", fragte sie ihn und legte ihre Hand vorsichtig auf seinen Unterarm. "Na ja, du bist auch groß geworden... richtig erwachsen", erwiderte der Blonde und konnte kaum glauben, dass er wirklich neben ihr saß. Am liebsten hätte er ihr einen Arm umgelegt und sie an sich gedrückt. Doch er riss sich zusammen. "Wie lang ist das letzte Mal her?", fragte sie ihn und überlegte. "Hm, zwei Jahre sind es bestimmt schon", meinte Jonouchi nachdenklich. "Nein, ich glaube es sind eher drei Jahre", widersprach sie traurig. "Du warst eine Woche bei uns und am Ende hat sich Mutter total aufgeregt." Jonouchis Blick richtete sich peinlich berührt auf den niedrigen Tisch, an dem sie knieten. Die Bedienung kam und servierte den Tee und das Gebäck, bevor sie lächelnd die Nische wieder verließ. "Es war ja noch nie sehr schwer, sie sich aufregen zu lassen", kam es betrübt von Jonouchi. Er konnte in sich wieder dieses Gefühl spüren, wie sein siebenjähriges Ich immer noch darauf wartete, dass sie ihn holen kommen würde. "Das stimmt allerdings", meinte Shizuka nun etwas gedrückt. "Um was ging es denn damals?" "Keine Ahnung", log Jonouchi und spürte den Blick seiner Schwester auf sich ruhen. Er bereute das Gespräch, dass er damals mit ihrer Mutter gehabt hatte, denn es hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Sie hatte daraufhin sogar versucht ihm den Kontakt mit Shizuka zu verbieten. Doch nachdem die beiden gemerkt hatten, dass seine Briefe von ihr abgefangen worden waren, hatte Shizuka eine Freundin gebeten seine Briefe an ihre Adresse richten zu dürfen. So waren sie in Kontakt geblieben, ohne dass die Mutter etwas davon mitbekam und so hatte Shizuka ihm erzählt, dass sie wieder nach Domino City ziehen würden. "Ich freu mich, dass ihr jetzt wieder hier wohnt", setzte er, die traurigen Gedanken verdrängend, an und lächelte sie wieder an. "Jetzt können wir uns wieder gelegentlich sehen." "Ja", strahlte sie ihn zurück an. Dann überkam es sie und sie musste ihn einfach noch einmal umarmen. Es war einfach zu lange her, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten und sie hatte ihn so furchtbar vermisst. Auch er legte einen Arm um ihren Rücken und legte sein Gesicht in ihre Nackenbeuge. Der Moment wurde jedoch viel zu früh durch das Klingeln von Shizukas Handy gestört. Sie kramte es aus ihrer Tasche und verdrehte genervt die Augen. Sie legte kurz einen Finger auf ihre Lippen, als sie den Anruf annahm. "Hi, Mama", kam es von ihr und Jonouchi konnte ihre Mutter selbst ohne Lautsprecher deutlich reden hören. "Wo bist du, Schatz? Ich wollte dich von der Schule abholen, doch du warst wohl schon weg", kam es aus dem Telefon und Jonouchi war beeindruckt davon, wie mütterlich sie doch klingen konnte. "Ich bin mit einer Freundin aus der Schule einen Tee trinken", gab Shizuka eine halbe Lüge als Antwort. Jonouchi hasste es, wenn sie wegen ihm lügen musste. "Oh, schön, dass du schon eine neue Freundin gefunden hast. Wie heißt sie denn?", wollte die Mutter wissen, wobei ihre Stimme einen prüfenden Unterton bekam. "Kaori", antwortete Shizuka prompt, was Jonouchi sichtlich überraschte. "Ah, gut, gut, sag mir wo die Teestube ist, dann komm ich dich abholen und wir gehen gemütlich etwas essen. Ich lad auch deine Freundin ein", schlug die Mutter gut hörbar vor. "Ich hab keine Ahnung wo wir sind, ich kenn die Straßen noch nicht mit Namen, Mama", erwiderte sie und hoffte, dass ihre Mutter jetzt Ruhe geben würde. "Hm... ich glaube in der Nähe deiner Schule gibt es nur eine Teestube, ich komm hin", meinte ihre Gesprächspartnerin und ehe Shizuka etwas erwidern konnte schob sie noch ein 'Bis gleich' hinterher, ehe sie auflegte. Shizuka sah verzweifelt das Telefon in ihrer Hand an. "Tut mir leid, Katsuya, aber ich muss los", meinte Shizuka ehrlich betrübt zu ihrem Bruder. "Schon okay...", lächelte Jonouchi sie an. "Ist besser, wenn sie uns nicht zusammen sieht, dann regt sie sich nur wieder auf." Shizuka lächelte, umarmte ihn noch einmal, bevor sie ihre Tasche nahm und die Teestube eilig verließ. Durch die große Frontscheibe beobachtete Jonouchi, wie seine Schwester in Richtung ihrer Schule lief und am Ende direkt in die Arme ihrer Mutter stolperte. Das war echt knapp gewesen, kam es Jonouchi in den Sinn, der sich etwas nach hinten lehnte, damit die Topfpflanze ihn mehr verbarg, falls die Frau, die ihn zurück gelassen hatte, durch die Scheibe reinschauen würde. Die Bedienung kam heran und Jonouchi zahlte den Tee und das Gebäck, ehe er sich das Gebäck einpacken und den Tee in einen Becher to go umfüllen ließ. Er wartete noch ein paar Minuten, dann verließ auch er die Teestube. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)