All these Feelings von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 1: Einsamkeit --------------------- Die Geschehnisse der letzten Monate schienen tatsächlich Geschichte zu sein. In Domino City ist es ruhig geworden und außer einem kleinen Duell zwischendurch und einem neuen angekündigten Turnier der Kaiba Corporation legte sich jegliche Aufregung um die kleine Gruppe um Yugi Muto. Der hochgewachsene Geschäftsmann, der seinen Schulabschluss verfrüht absolvierte, hatte die Zeit genutzt um eine ganz neue ganz große Sache aufzuziehen: Eine Duellakademie auf einer eigenen Insel, deren Schüler auf höchstem Niveau das Duellieren gelehrt bekommen sollten. Doch all das hörte Ryou Bakura nur so nebenbei. Seine letzten Wochen waren ereignisfrei und der Start in das letzte Schuljahr war für ihn bereits Aufregung genug, auch wenn er zugeben musste, dass er sich dieser Aufregung gar nicht ganz hingeben konnte. Seit Yugi sein Duell mit dem Pharao hatte und mit diesem die Milleniumsgegenstände und somit auch der Ringgeist verschwanden, war nichts mehr wie früher. Alles um ihn herum war ruhig, kein Chaos entstand, er war der Herr über jede seiner Handlungen, was ihn auf der einen Seite sehr freute und beruhigte, auf der anderen Seite fühlte er sich unbeschreiblich leer als fehle ihm Etwas. „Hey, Jonouchi an Bakura, Jonouchi an Bakura, ist ja jemand drinnen?“, eine wohlbekannte Stimme riss den Jungen mit den weißen Haaren aus den Gedanken. Vor ihm stand sein blonder Mitschüler Katsuya Jonouchi und fuchtelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum. Verdattert sah er ihn an und wartete auf den Grund dieser Unterbrechung. „Yugi und der Rest von uns wollen den Bewerbern für Kaibas neues Turnier zusehen, weißt schon, ihnen gut zureden, so als Highlights der Duellszene“, erklärte Jonouchi aufgeweckt, doch Bakura schüttelte mit seinem zuckersüßen Lächeln den Kopf. „Nein Danke Jonouchi-san, eigentlich würde ich heute gerne etwas Zeit alleine verbringen“, sprach der kleinere mit sanfter Stimme und Jonouchi zog eine Schnute. „Du bist immer alleine in den letzten Wochen… nie willst du was mit uns unternehmen, was ist denn los mit dir? Ist dir irgendwas über die Leber gelaufen?“, wollte der Blonde wissen, doch Bakura ließ sich nicht überreden. Er brauche einfach etwas Zeit, machte er ihm weiß und Jonouchi verzog sich enttäuscht. Nachdem seine Mitschüler sich langsam aus dem Klassenraum entfernten, wurde auch Bakura bewusst, dass der Unterricht für heute abgeschlossen war. Mit einem Seufzen stand er auf und packte seine Bücher aus der ersten Stunde wieder in seinen Rucksack. Von diesem Schultag hatte er nicht viel mitbekommen, bestimmt fiel das bereits negativ auf und würde ihm in den nächsten Wochen noch Probleme machen, doch er konnte sich nicht aus seinen Gedanken reißen. Diese handelten oft von dem Ringgeist, der ihm viel Unheil bereitete, aber der dennoch irgendwie auf ihn aufgepasst hatte, er konnte sich noch genau daran erinnern, als er plötzlich im Duell gegen Yugi auf dem Battleship zu sich kam, er spürte, dass die zweite Seele in seinem Körper nicht zuließ, dass ihm etwas geschah, er übernahm die Kontrolle wieder und rettete Bakuras Bewusstsein, er war stark und zeigte Bakura eine Seite an sich, die er so nicht kannte, auch wenn es nicht ganz er selbst war. Gemächlich schlenderte er den bereits leeren Gang durch die Schule zum Ausgang und wollte sich auf den Weg nach Hause machen. Viele Schüler waren zu den Vorrunden des Turniers geeilt, die anderen trafen sich am Fussballplatz oder rissen ein neues Videospiel an. „Hey Bakura“, abermals riss ihn eine Stimme aus den Erinnerungen. „Oh Yugi, ich dachte, ihr wolltet zm Turnier?“, fragte Bakura mit seiner ruhigen sanften Stimme. Der Junge mit den bunten wild gestylten Haaren zuckte mit den Schultern. Die könne er sich später und morgen auch noch ansehen. „Du wirkst in letzter Zeit so abwesend, Bakura, ist alles in Ordnung?“, fragte Yugi eindringlich. Der Angesprochene nickte. „Natürlich“, war seine knappe Antwort, doch damit ließ ihn der Kleinere nicht durch. Er hackte nach und irgendwie wurde Bakura klar, wenn ihn einer verstehen würde, dann war es doch Yugi. „Sag Yugi… wie geht es dir, seit… naja, du weißt schon, seit dem Duell, das du mit dem Pharao hattest … seit… er weg ist?“, fragte er zögerlich und der Kleinere verstand sofort, war seinen Mitschüler in letzter Zeit so ablenkte. „Ich vermisse ihn, aber ich weiß, dass er jetzt wieder in seiner Zeit ist und, dass es ihm dort gut geht, außerdem habe ich viel von ihm gelernt und irgendwie ist er immer noch bei mir“, erklärte Yugi und Bakura nickte. „Bitte glaube nicht, dass ich den Ringgeist vermisse, es… es ist nur so, es ist so anders“, versuchte Bakura die Situation zu beschreiben. „Ich habe schon geahnt, dass dich das beschäftigt, aber meinst du nicht, dass es gut ist, dass du nun alleine Kontrolle über deinen Körper hast?“, fragte Yugi und Bakura nickte sofort. Es war gut, es gab keine Blackouts mehr, Bakura kam immer dort an, wo er hinwollte und er wachte immer da auch, wo er eingeschlafen war. „Es fühlt sich leer an“, sagte der Weißhaarige und wollte sich im nächsten Augenblick von Yugi verabschieden. Er hatte nicht das Gefühl, dass ihm dieses Gespräch viel brachte. Seufzend blieb Yugi stehen und ließ ihn gehen. Am besten sprach er ihn morgen noch einmal an, am besten mit den Anderen. Dies beschlossen, nickte er sich selbst zu und machte sich dann auf den Weg in die Stadt, die anderen hatten ihm einen Treffpunkt bekanntgegeben und genau da wollte er nun hin: „Bis morgen Bakura“, sagte er noch freudig und winkte dem bereits wieder in Gedanken verlorenen Jungen zu. „Ich vermisse ihn nicht“, murmelte Bakura vor sich hin und setzte seine Schritte nach Hause fort. Er wohnte bei seinem Vater, der aktuell wieder auf Reisen war, somit war er alleine, wie so oft. Der junge Erwachsene streifte seine Schuhe ab, schlüpfte in Hauspantoffel und ließ sich im Wohnzimmer nieder. Zu seinen Missgünsten erkannte er abermals, dass er keine Ahnung, was sie als Hausaufgabe aufbekommen hatten und somit wusste er auch nicht, was er bis morgen zu tun hatte. Eigentlich war Bakura kein schlechter Schüler, er war sogar richtig gut und lernte schnell. Bestimmt würde man bald seinen Vater laden zu einem Gespräch, weil er oft ohne Hausaufgaben auftauchte, da er sich nicht jedes Mal traute, Yugi oder einen anderen darum zu fragen, weil er wusste, dass es bestimmt auffällig war und das war ihm unangenehm. Er seufzte und holte seine Duell Monsters Karten heraus. Irgendwie hatte er das Gefühl, durch sie die Präsenz des Ringgeistes zu spüren, er hatte das Deck zusammengestellt, wenn auch er selbst es war, der eine Schwäche für Geistergeschichten und Gruselfilme hatte. Bakura deckte die erste Karte auf – Seelenwandel. Sofort erinnerte er sich an das Duell, das Yugi oder vielmehr der Pharao gegen den Ringgeist spielte. Das war das erste Mal, dass er selbst sich gegen den Fremden in seinem Körper wehrte. Obwohl es sein erster Triumpf war, machte ihn diese Erinnerung nicht glücklich, der Ringgeist hatte seine Freunde in ernste Gefahr gebracht und das vergab er ihm nicht, keine seiner bösen Taten und Vorhaben vergab er ihm und dennoch, es ließ ihn nicht los, wie alleine er sich fühlte. Er hatte nie so eine Bindung zu ihm wie Yugi zu dem Pharao, dennoch schien dieser es besser wegzustecken, den Geist des Milleniumgegenstandes nicht mehr zu haben, wie Bakura. „Das ist doch beknackt“, sagte Bakura vor sich hin und steckte die Karten wieder weg. Es war an der Zeit abzuschalten und so drehte er den Fernseher auf und gab sich einer Serie hin, die nicht besonders viel Aufmerksamkeit von ihm verlangte. Kapitel 2: Unverständnis ------------------------ „Du willst uns doch nicht sagen, dass du den Irren vermisst?“ – „Jonouchi, reiß dich zusammen, so hat er das nicht gemeint“ – „Lass ihn doch mal ausreden“ Am nächsten Tag nach Schulschluss hatte sich Bakura dazu aufrappeln können, mit den anderen zu den Vorrunden zu gehen, dabei öffnete er sich ihnen ähnlich wie er sich Yugi am Tag zuvor anvertraut hatte. Jonouchi wollte sein Problem überhaupt nicht verstehen und Honda und Yugi redeten sofort auf den aufgebrachten Freund ein. „Irgendwie versteh ich‘s ja, immerhin war er ziemlich lange ein Teil von dir, auch wenn er nicht gerade nett war. Trotzdem bist du irgendwie eigenartig“, sagte Otogi und klopfte dem Kleineren auf die Schulter. Der Schwarzhaarige war immer schon ein Frauenschwarm und so war es kein Wunder, dass kreischende Mädchen sofort hinter ihnen standen und Bakura um die Hand an seiner Schulter zu beneideten. Mit einem Zwinkern und einer höflichen Geste, ihnen Privatsphäre zu lassen, machten sich die Mädchen schmachtend davon. „Du bist so verabscheuenswert, was hast du, was ich nicht habe? Ha?“, fragte Jonouchi, dessen erstes Problem mit Bakura gleich mit seinem Problem mit Otogi abgewechselt wurde. Auch in diesem Moment hatte Honda wieder alle Hände voll zu tun, dass Jonouchi nicht ausholte. Bakura schüttelte er zuvor etwas wilder, Otogi hätte schon seine Linke kassiert, wäre der Brünette nicht dazwischen gegangen. „Leute, jetzt beruhigen wir uns bitte einmal, wir reden gerade darüber, warum Bakura so abwesend ist und wollen unserem Freund helfen“, kam der Einwand von Anzu und die Jungs nickten resignierend. „Du hast ja recht“, murmelte Jonouchi und sah zu Bakura. „Also, du vermisst den Ringgeist“, wiederholte er, was er verstanden hatte und Bakura schüttelte den Kopf. „Nein, ich… fühle mich irgendwie alleine und erinnere mich an so viele Situationen mit ihm und spüre, dass ich mit ihm stärker war und selbstsicherer und…“, sagte seufzte er, „vielleicht vermisse ich seine Macht, die er ausstrahlte“, murmelte er dann weiter. „Die Macht, die er auf uns ausgeübt hat, Alter, der wollte uns alle Kalt machen“, erhob nun Honda das Wort. „Ich glaube, so kommen wir nicht weiter“, gestand sich Yugi ein. Er dachte, seine Freunde hätten bessere Vorschläge, da er selbst mit dem Pharao immer ein gutes Verhältnis hatte. „Vielleicht vergleichen wir die Situation einfach mit Jonouchi und Kaiba, die können sich doch auch nicht ausstehen“ – „und wie ich diesen Lackaffen nicht ausstehen kann, den vermisse ich kein bisschen“, unterbrach der Blonde sogleich und der Kreis geriet in Gelächter, selbst Bakura musste lachen. Jonouchi reagierte immer so, wenn Kaiba in irgendeiner Art und Weise erwähnt wurde. Besonders stark verachtete der Blonde den Brünetten nämlich dafür, dass dieses Turnier nur für Neulinge der Duellwelt war und er und Yugi nicht mitmachen durften. „Aber dennoch hast du ihm geholfen, als Mokuba in Gefahr war“, hackte Yugi ein. „Ja, weil der kleine Moki absolut in Ordnung ist im Vergleich zu seinem großen Bruder, die sind sicher nicht verwandt“, gingen Jonouchis Hasstriaden gleich wieder los. „Du hättest Kaiba damals zurücklassen können als wir in der Simulation im Kaibaland gefangen waren“, versuchte Yugi den Spieß umzudrehen, auch wenn er das nie zugelassen hätte. „Nein, sonst wäre der arme kleine Moki ganz traurig gewesen, was ich überhaupt nicht verstehe“, der Blonde ließ sich nicht beirren, doch der Rest schien zu verstehen, worauf Yugi hinauswollte. „Außerdem hat uns Kaiba auch geholfen und… der Ringgeist hat auch Bakura geschützt, nicht nur einmal und er hat sich gegen Mariks böse Seite gestellt“, mit diesem Satz riss er bei Jonouchi den Geduldsfaden. Die Kleffereien und Beschimpfungen gegen Kaiba und den Ringgeist gingen in die nächste Runde, bis Otogi dem wütenden Mitschüler gegen die Stirn schnippte. „Hältst du jetzt mal die Klappe, du verdammter Köter?“, waren eindeutig die falschen Worte, denn die nächsten Beschimpfungen trafen ihn sofort. „Wenn du hier so rum kläffst, bleibt mir gar nichts Anderes übrig, als dich mit einem Hund zu vergleichen“, sagte Otogi, worauf Jonouchi nur herausfordernd den Arm hob und mit dem Finger bedrohte. „Diese Diskussion ist unter meiner Würde“, tat er die Unterhaltung dann ab und wandte sich dem etwas kleineren weißhaarigen Jungen wieder zu. „Du bist nicht allein Bakura, du hast doch uns“, erklärte Jonouchi und deutete mit einer Handbewegung auf die Gruppe an Mitschülern. Bakura sah jeden einzelnen an und jeder von ihnen lächelte aufmunternd, da konnte er gar nicht anders, als selbst ein Lächeln aufzusetzen. Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Du hast recht Jonouchi, dafür bin ich euch echt dankbar Leute, aber es ist einfach schwer zu erklären“, bei diesen Worten wandte er den Blick ab. „Hast du eigentlich jemals mit dem Ringgeist gesprochen? Ich meine so wie Yugi mit dem Pharao, die haben ja oft zusammengearbeitet“, wollte Anzu wissen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Bakura und der Geist aus dem Milleniumsring irgendeine tiefere Bindung miteinander hatten. „Nein… also ich habe oft mit ihm gesprochen… er hat nie geantwortet, aber… ich glaube, er hat es gehört“, murmelte Bakura. Er erinnerte sich an eine Situation, in der der Ringgeist seinen Opfern weit mehr antun wollte, als er es schlussendlich getan hatte und Bakura glaubte fest daran, dass er durch das ständige Bitten diese beinahe schon Hinrichtungen sein zu lassen, etwas brachten. Und auch hatten sich die nächtlichen Friedhofsbesuche irgendwann eingestellt, zumindest war Bakura lange nicht mehr auf dem Friedhof zu sich gekommen, seit er eindringlich dieses Thema in seinen Gedanken an den Ringgeist angesprochen hatte. „Also war er eher der Schweigsame hm?“, fragte Anzu und versuchte Bakura das Gefühl zu geben, dass er nicht überreagierte. „Willst du dieses Stockholmsyndrom wirklich unterstützen und drüber reden, als wäre der Kerl ein Freund von uns gewesen, der wenig gesprochen hat?“, fragte Jonouchi und erntete sofort ein wütendes Murren von der Brünetten. Bakura ignorierte Jonouchi, er mochte ihn gerne, aber er wusste, dass man mit ihm schwer diskutieren konnte, wenn man mal unterschiedlicher Meinung war. „So kann mans sagen“, stimmte er seiner Kollegin zu. „Aber trotzdem hast du gespürt, dass er auf dich eingeht?“, war die nächste Frage auf die Bakura gleich nickte und Yugi fiel ein Stein vom Herzen. Natürlich wusste die weibliche Unterstützung im Bunde genau, wie dieses Thema zu behandeln war. Genau deswegen wollte er das auch mit allen besprechen. „Vielleicht solltet doch ihr beide mal mehr reden, Yugi, erzähl Bakura doch einfach, wie deine Bindung zu dem Pharao war und wie du dich jetzt fühlst und wie die letzten Monate für dich waren“, schlug die Schülerin vor und Yugi nickte sogleich. Er konnte Bakura zwar keinen Rat geben, deswegen hatte er diese Gruppe zusammengetrommelt, aber wenn ihm Erzählungen halfen, dann wollte er das sehr gerne tun. „Ich glaube, das ist eine gute Idee“, sagte Yugi und strahlte Bakura mit einem freundlichen Lächeln an, auch dieser nickte. Erfahrungen auszutauschen klang für ihn nach dem richtigen Start. „Aktuell ist nicht wichtig, zu wissen, ob es komisch, falsch oder in Ordnung ist, wie du fühlst, wir arbeiten jetzt einfach daran, dass du dich besser fühlst und ob es OK war oder nicht, ist dann egal“, schloss die Brünette das Thema ab und schnippte stolz mit den Fingern, weil sie genau die richtige Lösung gefunden hatte. „Danke Mazaki-san und natürlich auch euch, ihr habt euch ziemlich viel komisches Zeug von mir angehört“, bedankte sich der Mittelpunkt der Runde verlegen. Unter Freunden war das aber absolut keine große Sache, wie ihm Jonouchi erklärte und auch die Anderen stimmten darauf ein. Ja, alleine war er wirklich nicht und über das freute er sich in diesem Moment ganz besonders. Kapitel 3: Zuneigung -------------------- „Anfangs hatte ich immer das Gefühl, als wolle mich jemand aus meinem Körper und sogar Bewusstsein verstoßen, es hat schon eine Weile gedauert, bis wir einmal miteinander sprachen und bemerkten, dass wir einander unterstützen konnten und… richtige Freunde sein konnten“, erklärte Yugi. Der Spielefreak war eines Nachmittages bei Bakura vorbeigekommen und nachdem sie erst die Hausaufgaben gemeinsam machten – worüber der Weißhaarige sehr dankbar war – sprachen sie über ihre Erinnerungen und Erfahrungen. „Er hat mich oft einfach übermannt und ich konnte mich selten daran erinnern, was passiert ist… nur manchmal fühlte es sich an, als würde ich hinter mir stehen“, begann Bakura. Der Junge mit den bunten Haaren verstand sofort was er meinte, so fragte er auch gleich: „warst du in der Zeit, in der du nicht gesehen hast, was er tut, in den Ring gesperrt?“ Bakura hob die linke Augenbraue, er schien nicht zu verstehen, was Yugi meinte. „Anfangs war ich in dem Puzzle eingesperrt, es war ein wahnsinniges Labyrinth, dort bin ich auch das erste Mal auf den Geist des Pharaos gestoßen“, erklärte der Kleinere, da ihm klar war, dass Bakura nicht wusste, wovon er sprach. „Hmm… ich hatte eigentlich immer ein Blackout, wenn ich nicht gesehen habe, was los war“, überlegte Bakura und konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, jemals in den Gegenstand gesperrt gewesen zu sein. Viel mehr hatte er das Gefühl, der Gegenstand wäre in ihm und mit ihm der Ringgeist. Das erzählte er auch Yugi, für den das ganz anders war. Er trug das Puzzle immer mit sich mit, jeder konnte es sehen, doch der Milleniumsring verschwand meistens. Die Schüler sprachen eine ganze Weile über die unterschiedlichsten Situationen, so auch über das Duell, das Yugi gegen Pegasus führte und, dass er dem Pharao komplett vertraute, beneidenswert, aber auch, dass das Duell gegen Seto Kaiba im Königreich der Duellanten ihn sehr geprägt hatte und das Duellieren aufgeben lassen wollte. „Meine schlimmste Erfahrung war, als ich plötzlich im Duell gegen dich aufgewacht bin“, allein bei dem Gedanken stockte ihm der Atem, aber auch Yugi konnte sich genau daran erinnern. Das war der Moment, als er realisiert, dass der Ringgeist Bakura brauchte und auch dafür sorgte, dass ihm kein Haar gekrümmt hatte, deswegen opferte sich dieser und ließ Yugi seinen Zug machen. „Wie war es denn, wenn er nicht gerade Besitz von dir ergriffen hatte?“, fragte Yugi schließlich und Bakura versuchte sogleich das Gefühl zu beschreiben. Es war, als würde er beobachtet werden, aber nicht unangenehm. Wie wenn man einen Stalker hätte aber auch nicht so unbekümmert wie von seiner Mutter behütet zu werden. „Das ist wirklich schwer zu beschreiben“, lachte er als er die Worte dafür sammelte. „Aber ich habe das Gefühl, er hats gut mit mir gemeint“, gab Bakura zu. Yugi glaubte immer an das Gute in Menschen, auch wenn es böse Milleniumsgeister waren, gerade der Ringgeist hatte einen Funken Aufrichtigkeit und Reue gezeigt, der Geist, der durch den Milleniumsstab freigesetzt wurde allerdings, war eine ganz andere Klasse. „Er hat sich immer überlegen gefühlt, das habe ich irgendwann immer mehr gespürt, bis ich mich selbst so gefühlt habe, überlegen, obwohl ich das nie wollte“, beschrieb Bakura weiter. „Es war ein unheimliches Gefühl, aber irgendwie gut, nicht, weil ich wirklich glaubte, besser zu sein, aber ich hab‘ mich selbstsicher gefühlt, als könnte ich, oder wahrscheinlich eher er, alles machen, was ich will“ sprach er etwas wirr weiter. „Aber hast du dich nicht komisch gefühlt, wenn du von ihm in Besitz genommen wurdest?“, fragte Yugi vorsichtig, er wollte seinem Freund nicht zu nahe treten, aber er wollte es auch nicht verharmlosen. „Hmm, Anfangs schon, da hab‘ ich mich schwach gefühlt und benutzt, aber irgendwann… war das nicht mehr so“, murmelte Bakura. Er konnte es sich selbst nicht erklären, irgendwann war es einfach anders. Die Angst verschwand einfach. Er hatte sogar Vertrauen. Eine genaue Begründung dafür hatte er nicht. „Ich hab‘ ihm vertraut, weißt du“, sagte Bakura noch und Yugi nickte. „Ich hab dem Pharao auch vertraut, aber ich hab ihn auch kennengelernt, weißt du denn, was der Ringgeist mochte?“, fragte er schließlich. „Er mochte Macht, Quälereien und Geister, so wie ich, also Geistergeschichten mag ich und irgendwie… fand ich manche Quälereien auch angebracht“, sprach Bakura weiter und versetzte Yugi in einen dezenten Schock, er kannte ja nur, was seinen Freunden angetan wurde. „Als er sich für das Battle City Finale qualifiziert hat, war er richtig gemein zu diesem Ghost, der hat’s irgendwie verdient“, sagte Bakura bestimmt, auch wenn er nicht ganz genau wusste, was mit dem Burschen und seinen Mitstreitern geschehen war. „Naja… ja naja, er war schon ein komischer Zeitgenosse“, sagte Yugi und erinnerte sich daran, dass er gegen Jonouchi im Königreich der Duellanten gespielt hatte, dabei aber unter der Fuchtel von Keith stand. Dennoch, wenn es nach Yugi ging, hatte es niemand verdient, so gequält zu werden, Zeit im Reich der Schatten zu verbringen oder gar dort zu versinken. „Irgendwie fand ich ihn sexy“, riss ihn der Weißhaarige plötzlich aus dem Gedanken und er besah diesen verdattert. „Ich glaube, da kann ich nicht so mitreden“, sagte Yugi überrascht und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Langsam schlich dem kleinen Jungen mit den bunten Haaren die rote Farbe in die Wangen und Bakura kicherte kurz auf. „Ich meine es nicht so, also ich hätte nichts von ihm gewollt, das wäre auch sehr schwer gewesen, aber du kennst das doch, es gibt Typen, die ein sexy Auftreten haben, weil sie selbstbewusst sind, oder einfach weil sie wirklich gut aussehen, so wie Otogi-san“, erklärte Bakura und Yugi musste gestehen, ja, Otogi gehörte eindeutig zu den gutaussehenden Jungs an ihrer Schule und das fanden die Jungs genauso wie die Mädchen. „Sich sowas einzugestehen macht einen nicht gleich schwul oder so“, dabei zuckte der blasse Junge mit den Schultern. So unlogisch klang das für Yugi gar nicht. „Da wirst du wohl recht haben“, sagte er und die Röte wich seinen Wangen langsam. Irgendwie hatte das Gespräch eine eigenartige Wendung gefunden, die Yugi ein bisschen unangenehm war. Er konnte mit dem Thema wenig anfangen, vielleicht auch aus Angst, in einen falschen Topf gesteckt zu werden. Auf der anderen Seite war er sich nicht einmal sicher, was gerade Thema war, sexy Jungs, eine gewisse Zuneigung zum Ringgeist oder sogar Otogi im Speziellen? Er wollte es lieber so stehen lassen. „Ich glaube, wir haben für heute einen guten Fortschritt gemacht“, mit diesem Satz wollte Yugi den Nachmittag abschließen und zum Lernen nach Hause gehen, diese Woche stand noch ein Test an. Die beiden standen auf und Bakura bedankte sich für das Gespräch. „Würdest du… das Letzte vielleicht nicht den anderen sagen?“, fragte Bakura, da er das Gefühl hatte, sie würden ihn für komplett verrückt halten, Jonouchi würde ihn bestimmt wieder schütteln, das mochte er nicht besonders. Yugi schüttelte sofort verständnisvoll den Kopf: „Alles worüber wir heute gesprochen haben, bleibt unter uns, das ist doch klar“, sagte er mit einem freundlichen Lächeln und die beiden Jungs verabschiedeten sich mit einer knappen Verneigung, wie es in Japan so Brauch war. Und da war sie wieder, die Stille, kaum war die Tür in die Angel gefallen. Bakura schlenderte langsam wieder ins Wohnzimmer, räumte die Gläser weg und die Unterlagen, die für Hausaufgaben noch herumlagen und verschanzte sich dann mit einer Flasche Limonade in sein Zimmer. Der Blick strich von der etwas skurrilen Dekoration – Gruselfilmposter, Totenköpfen und ein paar Booklets von CDs – direkt zu einem Foto an seiner Pinnwand, auf der sonst noch Gruppenfotos und Schnappschüsse von dem ein oder anderem Konzert angepinnt waren. Eindeutig ein selbstgeknipstes Portrait, allerdings konnte sich Bakura nicht daran erinnern, dieses je gemacht zu haben. Darauf war er selbst zu sehen, er zeigte die Zunge und hatte einen frechen Blick drauf. Wie in Bann gezogen ging er näher an die Pinnwand heran um sich das Foto genauer anzusehen. „Irgendwie sah ich cooler aus, wenn er die Kontrolle hatte“, murmelte er vor sich hin und strich mit dem Zeigefinger über das Gesicht am Bild. War er eingebildet, wenn ihm das Foto gefiel? Eine Gewisse Anziehungskraft ging davon aus, als würde er dem Ringgeist das aller erste Mal wirklich in die Augen sehen. Ruckartig zupfte er das Foto von der Pinnwand und ließ sich damit auf seinem weichen Bett nieder. „Warum hast du mich alleine gelassen?“, fragte er das Foto. Kapitel 4: Schwäche ------------------- Gedankenverloren spazierte Bakura eines Nachmittages Anfang Herbst über den Friedhof. Es war der Todestag seiner Mutter und Schwester, die bereits vor einigen Jahren bei einem Autounfall ums Leben kamen. Er konnte sich nur schemenhaft an sie erinnern. Seine Mutter war eine bildschöne Frau mit langen weißen Haaren, zu ihren Ehren trug er seine Haare auch lang und seiner Schwester ein kleines Mädchen, welches ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sah. Doch die gefestigtsten Erinnerungen waren Gefühle. Die Liebe seiner Mutter spürte er immer noch in sich, genauso wie die Geborgenheit, die seine Schwester ihm schenkte. Es war bereits Nebel aufgezogen und leider wurde es schon richtig kalt, es war bestimmt der kälteste Tag in diesem Jahr obwohl der Herbst gerade erst begonnen hatte. Bakura zog sich seine Jacke weiter zu und Schritt den Weg zu den Gedenksteinen. Früher war er immer mit seinem Vater hier, doch dieser war wieder einmal auf einer Geschäftsreise. Bakura war das in der Zwischenzeit gewohnt, immerhin konnte er so in der großen Wohnung leben und hatte finanziell noch keine Probleme, auch wenn sich dies wohl bald ändern würde. Im Sommer nächstes Jahr würde das Berufsleben anfangen und vielleicht musste er dafür umziehen und sich wo eine eigene kleine Wohnung suchen. Doch darum machte er sich jetzt keine Gedanken, vielleicht würde er ja auch studieren. Diese Entscheidung wollte er sich für die kalten Wintertage aufsparen oder vielmehr: dort hin verschieben. „Hey“, sagte er leise während er eine frisch gekaufte weiße Lilie zu einem der Gedenksteine legte. Rasch richtete er sich wieder auf und sah zu der Blume und den Steinen hinunter. Er atmete tief ein. Auch wenn es schon lange her war und er sich daran gewohnt hatte, ohne Mutter und Schwester zu leben, so vermisste er sie. Gerade zu dieser Zeit, gerade wenn der Winter vor der Tür stand und somit die kalte Jahreszeit und Weihnachten den Einzug ankündigten. Eine Weile stand er ruhig da, er besah den Gedenksteine, die Blume und die Umgebung um die kleine Gedenkstätte herum. Wenn er hier war, dachte er immer an die Zeit als sie noch da waren, spürte die Wärme, die sie auf ihn ausübten und fühlte sich mit ihnen verbunden, so auch an diesem Tag. Mit einem Lächeln wandte er sich schließlich um und verließ den Friedhof wieder mit einer gewissen inneren Ruhe, die er schon lange nicht mehr spürte. Selbst die Gedanken um den Grabräuber waren vergangen, als hätten sie ihm diese Last für den Moment genommen. Die Stille des Friedhofes wurde direkt an der Straße wieder unterbrochen, fahrende Autos, plaudernde Menschen und der plötzliche Zuruf direkt an Bakura gerichtet. „Hey, das ist ja unsere weiße Prinzessin“, rief einer der zwei großgewachsenen Kerle, die auf Bakura zugingen. Der Weißhaarige verdrehte bereits die Augen. Die beiden Jungs besuchten die Parallelklasse und zogen ihn schon immer wegen seiner langen weißen Haarpracht auf. „Guck mal, wie süß sie wieder aussieht, eingewickelt in ihren Schal und mit der Bummelhaube“, sagte einer von ihnen, er hatte kurzes braunes Haar und war außer seiner Größe nicht besonders auffällig, auch der zweite war kein Gesicht, welches schnell in Erinnerung blieb. Er hatte längeres Haar als der Brünette, aber schwarz und war etwas kleiner. Bakura versuchte sie zu ignorieren und setzte seine Schritte schnell fort. Die perfekte Einladung für die beiden, ihm zu folgen. „Ach komm schon, schenk uns dein süßes Lächeln“, sagte einer als sie aufschlossen. Einer links, der andere rechts. Stumm ging Bakura weiter und sah auf den Boden. Er wollte keine Konfrontation, Angst hatte er aber keine. Der Brünette hing sich bei Bakuras rechten Arm ein und wollte ihn so etwas beiseite ziehen doch der Junge in der Mitte wich dieser Geste gekonnt aus und beschleunigte seinen Schritt, leider ohne Erfolg, denn der Andere hatte ihn bereits fest am linken Arm gepackt und zog ihn, gefolgt vom zweiten, in eine Gasse, wo weniger los war. „Jungs bitte, lasst das sein, ich will einfach nur nach Hause und meine Ruhe“, sagte Bakura gelassen und blieb stehen. Er besah beide mit einem genervten Blick, doch sie wollten sich das nicht gefallen lassen. „So trotzig unsere Prinzessin“, sagte der Schwarzhaarige und die beiden zogen ihre Kreise um ihn. „Ja, sehr witzig, ich hab‘ lange Haare und wohl ein feminines Gesicht, ziemlich ausgeklügelt, mich Prinzessin zu nennen, war’s das dann oder braucht ihr noch etwas?“, fragte Bakura provokanter als geplant und hatte sofort eine Reaktion. Der Größere packte ihn grob an der Jacke und drückte ihn gegen die Wand, Bakuras Herz begann schneller zu schlagen. „Kommt schon, muss das wirklich sein?“, fragte er mit etwas angeschlagener Stimme und besah die beiden. Sie wollten ihn demütigen, sich darüber lustig machen, wie er sein Haar trug, wie seine Erscheinung rüberkam, doch der Junge reagierte nicht wie erwünscht. Sie wollten ihn weinen sehen, erröten, beleidigt, doch er war viel zu ruhig, viel zu gelassen. Der Junge mit den schwarzen Haaren trat nun auch näher heran und strich Bakura eine Strähne hinters Ohr und wollte gerade noch etwas Freches sagen, doch der Kommentar wurde sofort durch einen spitzen Schrei ersetzt, denn das Opfer seiner Berührung war blitzartig ausgewichen und biss in den Finger, der zu nahe kam. Aus Schreck ließ der Brünette auch sofort los, holte aber zum Schlag aus, der reflexartig von Bakura abgewehrt wurde. „Könnt ihr mich jetzt bitte in Ruhe lassen?“, fragte Bakura angespannt. Er mochte diese Situation nicht, aber er würde nicht weglaufen, weglaufen und ihnen die Genugtuung geben, ihn gedemütigt zu haben. „Wie süß sie nicht ist“, die Hand mit dem gebissenen Finger schnellte an Bakuras Kinn und zog so den Blick direkt in die kühlen dunkelblauen Augen des schwarzhaarigen Gegenübers. Der Abstand zwischen den beiden wurden immer weniger, bis Bakura schließlich den Lufthauch der folgenden Worte an seinen Lippen spüren konnte: „deine widerspenstige Art macht mich irgendwie an.“ Bei diesen Worten kam es dem Weißhaarigen beinahe hoch, er sammelte alles was sein Mund hergab und spukte seinem Gegenüber rotzfrech ins Gesicht, darauf folgte ein geschickt gesetzter Schlag in die Magengrube und ein Kick mit der Spitze seiner Winterstiefel gegen das Schienbein des Brünetten. Die Gunst der Stunde nutzte er sogleich und nahm dann doch seine Füße übertragen in die Hände und lief zielstrebig nach Hause. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, die Luft wollte ihm wegbleiben, da er doch nicht darauf vorbereitet war, zu laufen. Er wollte eigentlich nicht weglaufen, viel lieber wollte er es ausreden, doch sie haben ihm schlussendlich keine andere Wahl gelassen. Zuhause angekommen, fummelte er eiligst und etwas zittrig den Wohnungsschlüssel aus seiner Jackentasche, sperrte die Tür auf und stemmte sich sofort hinter diese, als sie in die Angel fiel. Erst einmal rang er nach Luft, dann spürte er, dass auch seine Hand pochte, er hatte wohl ganz schön fest zugeschlagen. Es benötigte noch einiges an Zeit, bis er sich vollkommen beruhigt hatte, doch dann hatte er rasch seine Schuhe und Jacke ausgezogen, den Schal aufgehängt und die Haube in den Ärmel seiner Jacke gesteckt. Sein erstes Ziel war die Küche, wo er sich Limonade in ein Glas tat und damit dann in seinem Zimmer verschwand, ohne das Licht anzumachen. Er setzte sich an den Schreibtisch, drehte den Computer auf und begann in sein digitales Tagebuch zu schreiben. Mazaki Anzu hatte ihm den Tipp gegeben, jedes Mal, wenn er an den Ringgeist dachte oder ihn vermisste, solle er es in Worte fassen und aufschreiben. Er tippte drauf los und versuchte, seine Gefühle in Worte zu fassen. In den vergangenen Augenblicken wünschte er sich nichts mehr, als den Ringgeist, der die Kontrolle übernahm, die Typen böse herrichtete, ihnen eine Lektion erteilte und sie am besten noch ins Reich der Schatten verbannte, sie sollten dort schmoren. Immer schneller wurden seine Finger als er verfasste, wie erniedrigt er sich fühlte, wie unwohl ihm bereits beim ersten Blickkontakt war und erst recht, als es darum ging, in Worte zu fassen, was ihnen alles Schlimmes widerfahren sollte. Als er das Dokument wieder schloss, war ihm tatsächlich etwas besser. Die Wut schwand wieder, doch die Leere war wieder da. Mit dem Ringgeist gab es solche Situationen nicht. Es gab maximal Blicke und dann kam das Blackout. Bakura seufzte. „Ich bin so schwach ohne dich“, murmelte er ins dunkle Zimmer. Kapitel 5: Hoffnung ------------------- Seit dem Aufeinandertreffen vor einigen Tagen wurde Bakura von seinen vermeidlichen Angreifern gemieden. Er wusste nur nicht, ob es ein Dauerzustand war, oder ob sie auf einen geeigneten Moment warteten, indem sie auf ihn losgehen konnten, er wusste auch nicht, ob er aus einem richtigen Schlaggefecht heil herauskommen könnte. „Bakura wirkt in den letzten Tagen noch zurückgezogener als sonst“, murmelte Otogi eines Tages als sie in der Mittagspause alle beisammensaßen und Bakura gerade an ihnen vorbei ging und mit seinem Sandwich die Mensa verließ um im leeren Klassenraum alleine zu essen. Dies war keine Besonderheit, das tat er manchmal, doch seit dem Vorfall tat er es jeden Tag. „Vielleicht ist was vorgefallen? Oder er will einfach nur seine Ruhe, ich glaube, der Autounfall war zu dieser Jahreszeit“, schlussfolgerte Anzu. Den Jungs schien das plausibel genug, bis auf einen. Otogi stand auf, packte sein Brötchen ein und sagte: „Ich schau einfach mal nach ihm.“ Die anderen nickten ihm zu. Falls Anzu Recht hatte, würden sie alle wohl nur Unruhe reinbringen, einer genügte wahrscheinlich schon. „Ist der Platz noch frei?“, fragte Otogi als er nach dem Eintreten in den bis auf Bakura leeren Raum direkt zu diesem Schritt und den Stuhl des Tisches vor ihm umdrehte und sich so direkt vis a vis von ihm hinsetzte, natürlich ohne auf eine Antwort zu warten. Bakura schüttelte nur den Kopf, nein, der Platz war tatsächlich noch nicht vergeben. „Und? Bist du immer noch komisch?“, fragte der Schwarzhaarige einfach drauf los, packte sein Brötchen wieder aus und begann zu essen. Der Angesprochene nickte einfach. „Ja, meistens“, murmelte er und sein Mundwinkel zuckte kurz um ein Lächeln anzudeuten. Ein paar Minuten schwiegen sich die beiden an. Bakura könnte das stundenlang tun, Otogi allerdings wurde es rasch zu intensiv, die Stille musste gebrochen werden. „Ist irgendwas vorgefallen?“, fragte er schließlich als sein Brötchen aufgegessen war und er das Papier in dem es verpackt war zusammenknüllte um es gekonnt in den Papierkorb zu werfen, der nicht zu weit weg stand. „Hmm… Naja, ja, ein bisschen“, murmelte Bakura und Otogi wurde hellhörig. Er dachte, er würde sich hier Anzus Vermutung bestätigen lassen. Rasch sah er sich um. „Aber es hat dir niemand was getan oder?“, fragte etwas schneller. Bakura hob den Kopf, sah dem Schwarzhaarigen in die Augen und deutete ‘Nein‘ Otogi zog die Augenbrauen hoch, Bakuras Augen sagten etwas anderes. „Du musst mit mir nicht darüber reden, aber wenn dir jemand etwas angetan hat und ich bekomm das raus, bekommt er es mit mir zu tun“, sagte er ernst. Er war zwar nicht gerade ein Muskelprotz, aber er würde es nicht zulassen, wenn jemand einem seiner Freunde etwas antun würde, auch wenn Bakura nicht sein engster Freund war. Sanft zogen sich die Mundwinkel des Weißhaarigen hoch. „Ach… Takada-san und Koda-san haben mich auf der Straße getroffen und Prinzessin genannt, sie haben mich aufgezogen“, dabei zuckte Bakura mit den Schultern „sie wurden zwar etwas handgreiflich, aber ich hab‘ mich gewehrt, sie haben mehr kassiert als ich“, erklärte er ruhig. Otogi atmete tief ein. Bakura sah ihm an, dass er am liebsten rausgelaufen wäre und den Jungs was erzählt hätte, aber er bat ihn, das sein zu lassen "Würde es nur schlimmer machen", war seine Begründung und auch wenn das Otogi sichtlich beunruhigte war dieser zumindest froh, dass Bakura sich gewehrt hatte, auch wenn er ihm das so eher nicht zugetraut hätte, er hatte ihn eindeutig unterschätzt. „Nur weil du süß bist und ein hübsches Gesicht hast, müssen sie dich nicht gleich Prinzessin nennen“, knurrte der Spieleentwickler zu Bakuras Verwundern. Hatte ihn der begehrteste Mitschüler gerade süß und hübsch genannt? Die blasse Haut um seine Wangen wurde augenblicklich rot, nicht rosa, rot. „Hat dir noch nie jemand ein ernst gemeintes Kompliment gemacht? Das muss dir doch nicht unangenehm sein“, sagte Otogi sanft, dem die Röte natürlich nicht entging. Kurz schwiegen sie einander an, bis es wieder der Junge mit den stechend grünen Augen war, der die Stille brach. „So können wir nicht weiter machen“, sagte er und Bakura sah ihn verdutzt an. „Was meinst du?“, fragte er sichtlich verwirrt. „Dieses Schweigen, das macht mich nervös“, gab Otogi zu. „Dich macht etwas nervös? Etwas, das ich mache?“, fragte der Weißhaarige ungläubig und deutete dabei auf sich selbst, da er es nicht glauben wollte. „Na wie das wieder klingt“, wank der Größere das Thema ab. „Rede einfach mit mir, wie geht’s dir mit… deiner Einsamkeit?“, fragte er um vom Thema abzukommen. „Seit dem Vorfall ist es wieder stärker, ich… vermisse ihn wohl wirklich echt… es war nicht nur so von Jonochi-san dahergeredet, glaube ich“, sprach Bakura ehrlich. Er hatte nie ein Problem damit, einfach zu sagen, was er dachte, vielleicht machte ihn das in den Augen vieler anderen so komisch, wie auch Otogi ihn bereits nannte. „Der hätte die zwei Idiotien richtig fertig gemacht, was?“, traf der Schwarzhaarige den Nagel auf den Kopf. Bakura nickte. „Weißt du was? Da war doch dieser Marik, der hatte doch auch so ein… Dings“, plauderte Otogi drauf los und hoffte, dass Bakura ihm der Bezeichnung wegen nicht böse wäre. „Wie wäre es, wenn du mit dem Kontakt aufnimmst, vielleicht geht es ihm ähnlich, oder… naja, der Kerl, also der Böse hat schon ziemlich krasse Dinge gemacht, da war dein… naja… gar nicht so schlimm, also hoffe ich, er vermisst ihn nicht, aber er kennt vielleicht das Gefühl. Yugi ist da wohl ‘ne schlechte Hilfe, der hatte ja den guten Kumpel“, sprach er einfach weiter. Beim Erwähnen Mariks war Bakura allerdings bereits ausgestiegen. Er fragte sich wirklich, wie es dem Ägypter in dieser Situation ging. Außerdem hatte Marik auch mit dem Ringgeist zusammengearbeitet. „Du hast vollkommen recht… aber… er ist doch mit seiner Familie wieder nach Ägypten, ich habe keine Ahnung, wie ich mit ihm in Kontakt treten könnte“, dachte Bakura laut nach. „Ich hab‘ ‘ne Idee“, sagte plötzlich eine Stimme bei der Tür. Als sich die beiden Jungs nach ihr umsahen, entdeckten sie dort Mazaki Anzu. „Oh, Mazaki-san, schieß los“, bat Otogi und die Schülerin trat an die beiden heran. „Wir haben bald Winterferien, das heißt, die erste Hälfte des Schuljahres ist nicht mehr so lang, wie wäre es, wenn wir für Spring Break nach Ägypten fliegen und das in den Ferien planen?“, schlug sie vor. „Klasse Idee, wir fliegen alle auf Urlaub“, posaunte Jonouchi sofort laut herum als er in den Klassenraum kam „Als könntest du dir das leisten“, kam es gleich von Honda, der darauf aus war, Jonouchi aufzuziehen. „Hey, ich verdiene mehr mit meinem Nebenjob als du“, prahlte der Blonde leise, mit Bedacht darauf, dass Nebenjobs strengstens verboten waren. Auch Yugi kam hinzu und war begeistert von der Idee. „Ich bin froh, dass der Schiurlaub nun ausfällt“, sagte der Kleine und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Hey, ich dachte, du wärst an Bord gewesen“, tadelte die Dame in der Runde. Yugi fühlte sich sofort ertappt und drückte die nächsten Worte eher schlecht als recht heraus: „Naja… du hast dich so gefreut, das wollte ich dir nicht verderben“ Anzu seufzte. „Ach Yugi, du kannst doch sagen, wenn dir ein Vorschlag nicht gefällt“, sagte sie und schon hatte Bakura die Möglichkeit in Gedanken abzudriften. Er erinnerte sich nicht an Vieles von Battle City und noch viel weniger an die finalen Duelle, er war ja erst wieder nach dem Sieg über Mariks böse Seite aufgewacht. Kapitel 6: Ablenkung -------------------- Ryou Bakura konnte den Herbsteinbruch gut hinter sich lassen. Seine Freunde, die stets hinter ihm standen, unterstützten ihn auch mit Konzentrationsübungen, dass er nicht immer wieder in seinen Gedanken abschweifen konnte. Besonders gut half ihm dabei ein Abend mit Otogi, wobei er immer noch nicht so recht wusste, was da genau geschehen war. Eines Tages kam der Mädchenschwarm auf ihn zu und fragte ihn ganz unverblümt, ob er mit ihm nach Hause gehen wollte, er habe Meditation für sich entdeckt und wolle ihm daran Teil haben lassen. Außerdem wollte er seine neueste Errungenschaft in Form eines nigelnagelneuen Surroundsystems für seine Kinoanlage herzeigen und sie hatten die Tage über einen ganz wilden Gruselfilm gesprochen, den Bakura gerne sehen wollte. Otogi hatte diesen irgendwie in die Finger bekommen und wollte somit auch seinen Teil zum Projekt ‘Bakura ablenken‘ einbringen. Der Abend begann eigentlich sehr gemütlich. Erst wurde Bakura durch das Haus geführt und war ziemlich begeistert, dass sein Mitschüler durch seine Spiele bereits so viel Geld hatte, dass er sich ein Haus kaufen konnte und ganz alleine wohnen konnte. Das mit dem Alleine wohnen kannte er selbst durch die häufige Abwesenheit seines Vaters zwar gut, aber er hatte sich dennoch nie um irgendetwas zu kümmern müssen, außerdem war sein alter Herr doch immer mal wieder zu Hause. „Wow, das ist echt bombastisch“, sagte Bakura vor sich hin, als sie dem Raum mit dem Heimkino angekommen waren. Die Leinwand hatte bestimmt über 100 Zoll und wie im echten Kino hatte Otogi hier echte Kinosessel, gut gepolstert und mit Armlehnen in denen es Becherhalter gab. Es gab zwei Reihen mit je fünf Sesseln und die hintere Reihe war eine hohe Stufe erhöht. Otogi grinste als er sah, wie erstaunt Bakura war. „Ich will nicht angeben, aber das ist so ziemlich das coolste“, sagte er zu dem Weißhaarigen und sie führten ihre Tour fort. Der letzte Stopp war der Pool im Garten, der durch eine Kuppe vom Wetter geschützt war und durch eine Heizung sogar intakt war. Allerdings hatten sie sich zur Meditation und zum Kinoabend verabredet und genau diesen Teil des Abends wollten sie nun starten. Bakura folgte Otogi wieder ins Haus und setzte sich dann, wie ihm gesagt wurde, auf den Boden. „Die Beine ziehst du einfach an dich heran, Experten verschränken sie richtig, aber das schaffe ich noch nicht“, erklärte der Gastgeber und Bakura machte prompt, was ihm erzählt wurde: „etwa so?“, fragte er und nun staunte Otogi. Er nickte. „Ja, genau so“, antwortete er und war wirklich verwundert, warum das bei ihm so einfach aussah und er hatte das Gefühl, er würde sich die Knochen brechen. „Okay, meine Hochachtung und nun lege deine Hände so auf deine Knie“, erklärte Otogi weiter. Die beiden legten die Hände offen nach oben auf die Knie. Weiters trug der Schwarzhaarige auf, dass sie ganz aufrecht zu sitzen hatten und die Augen geschlossen werden mussten. „Und jetzt konzentriere dich auf deinen Atem, du kannst auch die Worte ein und aus in Gedanken mitsprechen, aber für mich funktioniert es am besten, wie ich mir vorstelle, wie die Luft in meinen Körper eindringt und dann langsam wieder ausfährt“, sprach er mit ruhiger Stimme weiter. Allein durch das Schließen der Augen und das Aufrechterhalten der geraden Haltung konnte Bakura gar nicht auf andere Gedanken kommen. Er nahm sich wirklich vor, dasselbe zu tun wie Otogi. Sein Atem wurde langsam und tatsächlich stellte er sich vor, wie die Luft durch seine Luftröhre in die Lungen wanderte und danach wieder herausgepresst wurde. Die Vorstellung war eine friedliche und die umgebende Stille war unheimlich angenehm. Nur leise konnte er die Atemzüge seines Gegenübers hören. Bakura wusste gar nicht, wie lange sie bereits so da saßen, es war einfach außergewöhnlich beruhigend, bis er sich plötzlich wieder beobachtet fühlte. Er spürte einen sanften Lufthauch auf seiner Wange und öffnete schlagartig die Augen. Überrascht blickte er in Otogis smaragdgrüne Augen und ertappte sich dabei wie er bei dieser Nähe rot wurde, sein Gegenüber strich ihm gerade noch über die Wange, ehe er etwas sagte: „Wünsch dir was“, dabei streckte er Bakura den Zeigefinger hin auf dem eine Wimper lag. Da der Weißhaarige den Brauch kannte, pustete er über Otogis Finger und grinste dann nur. „Was hast du dir gewünscht?“, fragte der junge Spieleentwickler und stand langsam auf, den Blick hatte er dabei stets auf seinen Gast gerichtet. „Sag ich nicht“, sagte Bakura und zwinkerte. Auch er stand auf und ließ sich dann von Otogi zum Heimkino geleiten, dieser selbst verschwand in der Küche. Bakura konnte ein Rascheln hören und kurz darauf wurde die Mikrowelle gestartet, das Geräusch kannte er gut und es brachte ihn direkt zum Schmunzeln. Auch ein reicher Typ wie Otogi es war, machte sein Popkorn in der Mikrowelle. „Such dir einfach schon mal ‘nen Platz aus, ich bin sofort bei dir“, rief Otogi aus der Küche und Bakura betrat den kleinen Kinosaal. Nun ja, für einen Raum in einem Privathaus war es nicht gerade klein, aber ein richtiger Kinosaal wie sie ihn in der City hatten, war er weit nicht. Es dauerte nicht lange, da kam der Schwarzhaarige auch schon mit einer großen Schüssel Popkorn in den Raum. Diese reichte er Bakura, der sich in der ersten Reihe niedergelassen hatte – er musste ja außer auf Otogi auf niemanden Rücksicht nehmen. Die Technik war schnell bereitgestellt und prompt setzte sich Otogi mit Filmstart und Verdunkeln des Raumes hin. Bakura war wirklich begeistert, was heutzutage alles auf Knopfdruck machbar war. Er genoss den Film wirklich unheimlich während Otogi bei jedem Schreckmoment nach Luft schnappte. Nein, er mochte solche Filme ganz und gar nicht und Bakura fiel das auf, weswegen er sich fragte, warum er sich das antat, allerdings gab er sich die Antwort selbst, Otogi hatte ja schon gesagt, er wolle ihm dabei helfen, sich abzulenken. „Du hast ganz schön was mitgemacht für mich“, sagte Bakura mit einem sanften Lächeln, fasste sich aber verlegen in den Nacken, als der Film zu Ende war und der Schwarzhaarige erleichtert das Licht wieder anmachte. „Tja, ich habe nicht damit gerechnet, dass es so wild wird“, gab er zu, aber lächelte Bakura an. „Irgendwie hat‘s ja Spaß gemacht, außerdem regt es den Kreislauf an, vielleicht lebe ich dadurch jetzt länger“, sagte er noch und beide lachten. „Danke für den tollen Abend“, sagte Bakura als sie sich nach einer kurzen Filmanalyse an Otogis Eingangstür verabschiedeten. „Sehr gerne, aber bist du sicher, dass ich dich nicht noch begleiten soll, ich kann dich auch fahren“, fragte Otogi besorgt, aber Bakura schüttelte den Kopf. „Nein nein, ich pack das schon“, sagte er und bevor er kehrt machen konnte, zog Otogi ihn in eine Umarmung. „Komm gut nach Hause und schlaf gut“, sagte er und ließ ihn gleich wieder los. Der Spieleentwickler hatte schon so seine Eigenheiten, aber diese hier gefiel ihm irgendwie am besten. Es tat gut, hin und wieder mal umarmt zu werden und zu spüren, dass man sich um ihn sorgte. Auch Jonouchis sanfte Box-Schläge, die er gerne zum Abschied oder zur Unterstreichung seines Gesagten gab, gehörten zu diesen Gesten, die klein wirkten, die Bakura aber irgendwie mochte. „Bis nächste Woche in der Schule“, rief er, am Tor angekommen und drehte sich mit einer winkenden Handgeste noch einmal kurz um. Direkt darauf war die Tür auch schon zu. Kapitel 7: Halloween -------------------- Mit dem Ende des Oktobers wurde es auch Zeit für die Party des Jahres. Ryuji Otogi hatte zu einer Halloweenparty in seinem Anwesen eingeladen und natürlich machte auch Bakura sich bereit um daran teilzuhaben. Noch ein bisschen Kunstblut hier und etwas Kunstblut dort und sein Outfit war perfekt. Zufrieden betrachtete er sich: Ihm Gegenüber stand sein Spiegelbild in haufenweise weißes Plüsch gehüllt, der nur so vor roter Farbe triefte. Am Kopf hatte er einen Haarreifen auf den er zwei weiße Hasenohren geklebt hatte, mit Draht verstärkt konnte er sie gerade noch in Form bringen um sein Killer-Bunny-Outfit perfekt zu machen. Die Nase war schwarz angemalt und ähnlich wie bei einer Katze, hatte er sich Schnurrbarthaare aufgezeichnet. Kurz drehte er sich um, um auch auf den Bommel an seinem Hintern zu sehen, auch der sah aus als würde er bluten. „Perfekt“, sagte er schließlich zu sich selbst und schlüpfte in seine Stiefel, eine Jacke brauchte er in diesem Plüschvollkörperanzug wirklich nicht. Am Weg zu Otogi liefen ihm eine Menge “Trick-or-Treaters“ über den Weg, die lieber einen Bogen um ihn machten, denn nicht nur, dass sein Kostüm realistisch echt vollgeblutet war, so hatte er seinen besten Psychoblick in der Übe. Der Ringgeist würde sich vor ihm verneigen, so dachte er und musste sanft Lächeln beim Gedanken an ihn. So gerne, hätte er einmal direkt mit ihm gesprochen, als nur neben ihm her zu existieren. *** „Wow, du siehst ja… abschreckend aus“, war Otogis Begrüßung. Der junge Spieleentwickler hatte sich in ein klassisches Kostüm geworfen. Der Lord der Vampire, Graf Dracula, stand direkt vor Bakura und kam dem Weißhaarigen sogar noch blasser vor, als er selbst es war. „Danke“, sagte Bakura stolz und lächelte zufrieden, worauf der größere Lachen musste. „Dein entzückendes Lächeln passt allerdings nicht dazu“, neckte er ihn kurz, was Bakura aber gleich als Aufforderung für einen geübten Psychoblick interpretierte. Otogi machte nur eine Geste mit seiner Hand, die vermitteln sollte – er war begeistert. Sie verbrachten nicht mehr Zeit an der Tür als nötig und so trat Bakura ein und erkannte schon einige aus der Schule und mitten im Raum konnte er schon Jonouchi und Honda ermitteln, somit dachte er, dass die Mumie neben Zombie-Jonouchi Honda war, die Größe passte und wer sonst würde so angeregt mit dem Blonden plaudern? „Fühl dich wie zu Hause, da vorne gibt es Getränke und Snacks und wenn dir etwas fehlt, lass es mich wissen“, ließ Otogi ihn auch schon wieder alleine, da es wieder an der Tür läutete. Als Gastgeber hatte man es auch nicht leicht. Wie dem auch sei, holte sich der Weißhaarige erst einmal eine Bowle, von der er zwar nicht wusste, wie stark sie war, aber ein Becher sollte nicht schaden. Damit ging er auf Jonouchi und Honda zu. „Klasse Alter, du siehst echt furchteinflößend aus“, kommentierte Jonouchi das Kostüm und Honda zog sich sogar etwas von dem Verband, der um seine Augen lag, auch wenn er die Augen selbst freigelassen hatte, hatte er in diesem Moment das Gefühl mehr freimachen zu müssen. „Mann, wen hast du den auf dem Weg hier her umgelegt“, fragte er und entlockte Bakura ein finsteres Grinsen. „Fünf kleine Kinder“, raunte er und Jonouchi stockte kurz das Herz. „Sicher, dass du nicht den Milleniumring gefunden hast und dieser krasse Ringgeist bist?“, fragte der Blonde, doch Bakura schüttelte den Kopf. „Ich liebe Halloween und Gruselzeug einfach“, sagte er sanft. „Deswegen freakst du mich manchmal auch aus“, gab Jonouchi offen zu, wandte sich dann aber ganz schnell zur Eingangstür um, da er bekannte Stimmen hörte, auch Bakura folgte dem Blick. „Ihr beide seht übrigens auch sehr cool aus“, lobte er noch die Mumie und den Zombie ehe er am Eingang Yugi und Anzu erkannte, die sich wohl für ein Partnerkostüm entschieden haben. Anzu schälte sich gerade aus ihrem Mantel, den sie für das knappe Outfit dringend nötig hatte, denn sie kam als schwarzes Magier Mädchen und Yugi neben ihr war niemand anderes als der schwarze Magier, nun gut, etwas kleiner, doch mit seinem Hut konnte er bei Anzu aufholen. „Ich sags dir, da läuft was“, zischte Jonouchi zu Honda. „Das sag ich dir seit Jahren“, konterte dieser wenig überrascht. „Hey Leute, toll seht ihr aus, Bakura-san, wer hat dich denn angefahren?“, begrüßte Anzu die kleine Gruppe während Yugi immer wieder an seinem Kostüm zupfte. Es passte nicht wie angemessen, aber war wohl dennoch eine Maßanfertigung, allerdings war ihnen allen klar, dass die meisten Kleider der Monster ihres Lieblingskartenspieles wohl eher unpraktisch im Alltag waren. „Deswegen habt ihr in letzter Zeit so viel Zeit alleine miteinander verbracht“, gab Jonouchi seine Vermutung ab und den beiden schoss sofort die Schamesröte in die Wangen. „Ja, wir haben diese Kostüme gemacht, war echt nicht ohne“, gab Anzu lachend zu und machte dabei eine Pose um zu präsentieren, wie toll sie geworden sind. „Also Mazaki-san hat den Löwenanteil gemacht“, gab Yugi klein bei, präsentierte sein Kostüm dann aber auch stolz. Die Freunde unterhielten sich dann auch köstlich über die anderen Kostüme, manch einer kam nicht besonders gut verkleidet an, wieder andere mussten es einfach übertreiben und dann plötzlich kam der Höhepunkt – oder in Jonouchis Augen, viel mehr der Tiefstpunkt – des Abends herein. „Oh, Otogi… ich habe echt besseres von dir erwartet“, sagte Seto Kaiba, der aufbrausend wie eh und je in die Eingangshalle trat. Er war nicht verkleidet, trug einen Anzug und seinen klassischen weißen Mantel. Sein Blick dem Gastgeber gegenüber war abfälliger als Jonouchi in gewohnt war, was ihn dann doch ein wenig schadenfroh machte. „Was der hier wohl will, ist der überhaupt eingeladen?“, fragte Honda. „Schickes Kostüm Kaiba, Schnösel oder?“, riss Jonouchi die Aufmerksamkeit auf sich. Der Blick der Zerstörung traf ihn nun direkt. „So kalt“, flüsterte er als Kaiba wieder wegsah und sich dem Grafen zuwandte. „Einen geschäftlichen Termin gleichzeitig zu deiner kindischen Party zu organisieren ist doch alles andere als professionell.“ Kaiba wollte direkt wieder gehen, doch Otogi hielt ihn auf. „Die paar Leute und ein schickes Kostüm meinerseits ändert doch unsere Absichten nicht, ich habe natürlich einen Raum für unseren Termin freigehalten, du wirst also nichts von all dem Trubel bemerken und wir können uns ausreden“, sagte der Schwarzhaarige und deutete dem Brünetten, nach oben zu gehen. „Da war ich noch gar nicht“, murmelte Bakura und sah den beiden nach. Der Kinoraum war im Erdgeschoß und es liefen Halloween-Klassiker, die Bakura aber alle schon kannte, dennoch war es ein ziemlich cooler Zusatz zur Party. Auch die anderen Räume, die Otogi ihm bei seinem Besuch gezeigt hatte, waren hier im Erdgeschoss, er war sich sicher, dass sich das Schlafzimmer, ein Badezimmer und vielleicht ein Büro noch dort oben befanden, aber er wusste es nicht. „Tja, vielleicht können wir lang genug bleiben, um uns die Räumlichkeiten oben zeigen zu lassen“, kam es von Mazaki. Sie war begeistert von diesem Haus und wollte auf jeden Fall mehr davon sehen. „Man glaubt kaum, dass hier ein Mann ganz alleine wohnt“, sagte sie noch und wollte sich sogleich Bowle holen, dass die ganze Gruppe ihre Becher auffüllte. Bakura musste schon zugeben, leicht war etwas anderes. Ihm schoss sogar etwas Farbe ins Gesicht. Es dauerte nicht lange, da hatte Jonouchi ordentlich einen sitzen. Aber auch die Besprechung schien nicht viel Zeit in Anspruch genommen zu haben, denn Otogi und Kaiba kamen bereits nach einer guten Stunde wieder zurück. Und natürlich konnte sich der Brünette ein Kommentar nicht verkneifen. „Ist doch klar, dass er zum Affen wird, wenn man den Hund rein lässt“, mit diesen Worten rauschte er auch schon aus der Tür, ohne, dass Jonouchi kontern konnte, das lag aber auch daran, dass Honda ihn sofort in den Schwitzkasten nahm, als sich der Blonde aufmachen und auf Kaiba stürzen wollte. „Aber nicht doch“, sagte Otogi, der sich zu der kleinen Gruppe gesellte. Er sah wirklich ziemlich gut in dem Aufzug aus, aber hatten Vampire das nicht so an sich? Vampire waren doch immer anziehend und Otogi war auch so schon ein Mädchenschwarm, weswegen sein Fanclub auch schon wieder direkt hinter ihm stand. Alle verkleidet als Ghoule, wahrscheinlich um sich ihren Herrn und Meister zu unterwerfen. Bakura beobachtete das Spektakel durchaus amüsiert und lachte kurz auf, als sich Jonouchi geschlagen gab. „Da habt ihr euch schon so lange nicht gesehen und fällt sofort wieder ins alte Muster“, sagte er, glücklich, dass vieles beim Alten blieb, auch wenn viel Zeit verging. „Und wenn ich den 10 Jahre nicht sehen muss, wärs wir recht“, keifte Jonouchi, gab sich aber geschlagen. Otogi verschwand irgendwann mit einer hübschen Mitschülerin und auch sonst lichtete sich die Gesellschaft mit immer näherkommender Morgenstunde. Die meiste Zeit hatte Bakura damit verbracht, den anderen zuzusehen und sich mit ihnen zu unterhalten. Nach dem zweiten Becher dieser mörderischen Bowle stieg er dann doch auf antialkoholische Getränke um und verschanzte sich schlussendlich doch im Kinoraum. Ein Klassiker, den er immer wieder sehen konnte, lief gerade an: Halloween, das Original. *** „Guten Morgen, Sonnenschein“, drang eine raue Stimme an sein Ohr. Bakura wandte sich sogleich zu ihr um und starrte in Otogis stechend grüne Augen. Sein Haar war durcheinander, hing ihm teilweise wirr ins Gesicht und auch das Make-up, welches ihn so makellos blass machte war dahin, statt dem Anzug des Grafen trug er einen Morgenmantel und alles deutete darauf hin: Bakura hatte hier übernachtet, ohne, dass er es geplant hatte oder gar um Erlaubnis fragte. „Otogi-san!“, der verkleidete Hase schreckte hoch. Sofort sprang er auf und verneigte sich ehrfürchtig vor ihm. „Es tut mir so leid, ich wollte nicht aufdringlich sein und hier übernachten“, sagte er schnell und wagte es nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. Er empfand sich selbst in diesem Moment so als so unbeschreiblich unhöflich, dass er sich auch sehr unsicher fühlte. Doch Otogi wollte dies alles noch verschwinden lassen. „Da ist doch nichts dabei, wir können sowas ja öfter machen“, sagte er und lehnte sich zu ihm vor, seine Hand legte er dabei auf Bakura Kinn und hob so dessen Gesicht hoch, dass er ihm in die Schokoladenbraunen Augen sehen konnte. Kurz hielt Bakura den Blick aufrecht, doch dann riss er ihn abrupt ab. „Ich habe deine Gastfreundschaft schon genug ausgezehrt, es war echt eine tolle Party. Wir ähm… sehen uns in der Schule“, sammelte Bakura seine Worte zusammen und hob seinen Haarreifen mit den Hasenohren auf, der auf den Boden gefallen war. Beinahe schon fluchtartig verließ er das Anwesen, dass er sogar seine Stiefel stehen ließ, so unangenehm war ihm die Situation. „Wow“, sagte Otogi, der verwundert zurückblieb, leise. Kapitel 8: Überraschung ----------------------- Der November verging schnell, es wurde immer kälter und in den ersten Tagen der Weihnachtsferien begann es sogar zu schneien. Bakura saß auf seiner Fensterbank und beobachtete die weißen Flocken, die langsam zu Boden fielen. Heute war der Tag an dem sie sich alle treffen wollten, um die Reise nach Ägypten zu planen. Die Wohnung war bereits auf Vordermann gebracht, Teewasser war aufgesetzt und anhand von Mazakis Pünktlichkeit rechnete er jeden Moment damit, es an der Tür läutete. Der weißhaarige Junge wurde nicht enttäuscht, schon wenige Minuten später ertönte eine Melodie durch die Wohnung, die Besuch ankündigte. Flott sprang er vom Fenster und eilte zur Tür. Natürlich war es Mazaki. „Pünktlich wie immer“, sagte Bakura freundlich und ließ seine Kollegin herein. „Das gehört sich doch so, Yugi wird sich etwas verspäten, der muss noch etwas für seinen Großvater erledigen, Jonouchi brauchst du nicht pünktlich erwarten und ich denke Honda wird mit ihm gemeinsam aufkreuzen, Otogi…“, doch weiter konnte sie nicht sprechen, da erklang die Melodie ein zweites Mal. „Ja, er ist auch immer sehr pünktlich“, lachte Bakura und ließ dann auch den Schwarzhaarigen herein. Zur Begrüßung drückte er Bakura direkt eine Flasche Wein in die Hand: „Meine Eltern waren gestern zu Besuch und haben Wein gebracht, ich dachte, den trinken wir alle gemeinsam“, sagte er nachdem Bakura die Flasche perplex entgegennahm. Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. „Wow, danke Otogi-san“, sagte er und brachte sie in die Küche, die beiden folgten ihm und Otogi winkte ab. Es war nicht der Rede wert. „Sag, wann war denn dein Vater das letzte Mal zuhause?“, fragte die Brünette neugierig und sah sich in der Wohnung um. Es war Ordentlich aber wirkte kalt, nicht bezüglich der Temperatur, aber die Einrichtung war karg und es fehlte eindeutig das gewisse Etwas um es hier heimelig zu machen. „Anfang des Jahres, aber er wird Weihnachten hier sein“, freute sich Bakura zu Mazakis Erleichterung. Sie fand es höchst verwerflich, dass Bakura so lange alleine war, natürlich war er in der Zwischenzeit alt genug, um alleine zu wohnen, dennoch wünschte sie sich für ihn, dass er mehr familiäre Nähe genießen konnte. „Zeig uns doch mal die Wohnung, solange wir auf den Rest warten“, schlug Otogi vor, während er sich bereits in der Küche umsah. „Natürlich, sehr gerne“, begann der Gastgeber die Tour. Als erstes machte er trotz Offensichtlichkeit auf die Küche aufmerksam, lachte aber kurz dabei auf. Das Vorzimmer kannten sie ja bereits, der nächste Stopp war das Wohnzimmer, nicht besonders groß, aber es gab einen traditionell japanischen Tisch in der Mitte, eine Ecke mit gemütlicher L-Couch und einem Fernseher vis-a-vis und sogar einen kleinen Balkon, der eher zum Luft schnappen genutzt wurde. Direkt bei der Tür stand ein Vitrinenschrank in dem einige Artefakte aus vergangener Zeit zu sehen waren. Badezimmer und Toiletten wurden im Vorbeigehen geklärt und das Schlafzimmer seines Vater wurde ausgelassen, sodass die drei nun in Bakuras Zimmer standen. „Wow…“, kam es Mazaki über die Lippen. „Ganz schön düster“, murmelte sie, erkannte aber auch, dass Bakura hier einen Computer hatte und vermutete sogleich, dass sie hier auch die Reiseplanung und -buchung machen würden. „Mir gefällts“, sagte Otogi und ging fast wie gesteuert zu der kleinen Pinnwand mit den Fotos. Sofort fiel sein Blick auf das Selfie welches der Ringgeist von sich, also von Bakura machte. Etwas verwundert zog er die Augenbraue hoch. „Das ist er, nicht wahr?“, fragte er und ließ Bakura die Röte in den Wangen aufsteigen, doch er nickte. Mazaki schritt sogleich näher zu Otogi und betrachtete das Foto. „Das ist nicht besonders gesund, glaube ich“, redete sie vor sich her und sah zu Bakura zurück. „Auch wenn das Foto ehrlich ziemlich cool aussieht“, gab sie zu. Bakura seufzte. „Das ist mir bewusst, ich sehs mir dennoch gerne an, vielleicht empfinde ich auch deswegen so, weil das Foto so cool ist“, sagte er und zuckte mit den Schultern. Stille trat ein, sogar die Brünette, die immer zumindest irgendetwas zu sagen hatte, schwieg. Bakura genoss es regelrecht. Ein kurzer hoher Piepton unterbrach sie für einen Augenblick, denn Bakura drehte den Computer auf. Der konnte ruhig schon einmal hochfahren, bis der Rest ankommen sollte. Mazakis Blick fuhr weiter über die Fotos. Ein paar Konzertaufnahmen von Bands, die sie nicht besonders attraktiv fand, waren dabei, aber auch ein Foto von ihnen als Gruppe vor dem Spieleladen von Yugis Großvater. Otogi besah in der Zwischenzeit das restliche Zimmer. Dunkle Poster bedeckten die Wände, er konnte nicht so recht definieren, ob es alles Bands waren, vermutlich waren auch Filmposter dabei oder welche zu Serien. Ein paar Überbleibsel von Halloween waren auch noch da, so hing ein Geist von der Decke und ums Fenster beim Schreibtisch versammelten sich ein paar Fledermäuse. „Es ist echt verwunderlich, wie leer der Rest der Wohnung ist, wenn hier in diesem kleinen Zimmer so viel Zeug zusammenfindet“, brach er letztendlich die Stille, das konnte er einfach nicht leiden. Bakura lachte peinlich berührt auf. „Ja, mein Vater mag das ganze Zeug nicht, gerade ein paar Dinge von Ausgrabungen oder Reisen hat er in der Vitrine, was in meinem Zimmer los ist, weiß er nicht“, erklärte er mit einem sanften Lächeln. Es dauerte dann gar nicht mehr lange, waren auch die drei anderen eingetroffen. Gemeinsam sorgten sie dafür, dass um den PC genügend Platz zum Sitzen war, jeder einen guten Blick auf den Bildschirm hatte und schon wurden die Reiseportale durchforstet. „Wir sollten auf jeden Fall zu den Pyramiden gehen“, sagte Jonouchi und kommandierte Anzu dazu einen Link zu öffnen. „Natürlich, aber das Angebot ist Schrott, da finden wir bestimmt was Besseres“, lehnte sie ab und klickte sich durch einige andere Angebote. Ein Hotel war schnell gefunden. In Ägypten waren sogar die All-In-Hotels sehr günstig, sodass auch Jonouchi sich diesen Luxus leisten konnte. „Mazaki-san, du bist ein Genie“, gab Honda zum Besten, als schlussendlich klar war, wie viel sie für den Flug, das Hotel und eine Hand voll Attraktionen zahlten. „Ich würde sagen, wir buchen das genau so“, bestätigte auch Yugi, dass er von dem Plan begeistert war. Außerdem schaffte es die Dame in der Gruppe auch noch, dass sie zu guten Zeiten flogen, gerade mal zum Hinflug musste man um eine sehr unchristliche Uhrzeit aufstehen, doch sie würden dadurch am frühen Nachmittag in Kairo ankommen. Der Flug dauerte über 16 Stunden und einen Zwischenstopp in Istanbul gab es auch, allerdings so kurz, dass sie nur den Flughafen erkunden sollten. Auch Bakura war ziemlich zufrieden mit diesem Deal, den seine Schulkollegin da gefunden hatte, auch, wenn sie ganz schön lange an dem PC saßen und sich mühsam durch viel Blödsinn klicken mussten, die junge Dame hatte das auf jeden Fall im Griff. „Danke, dass wir das gemeinsam machen“, sagte Bakura zum Abschied. Anzu und Yugi machten sich gemeinsam auf den Weg, genauso wie Honda und Jonouchi, die mit den Fahrrädern da waren. Die beiden waren einfach hart genug, mitten im Winter damit zu fahren. „Ein bisschen kitschig bist du schon oder?“, fragte Otogi, der als letzter da war und deutete dabei auf einen Mistelzweig direkt in der Türschwelle. Bakura nickte. „Ich finde, das gehört zur Weihnachtszeit dazu“, erklärte er und sah lächelnd zu dem kleinen Zweig hoch, wider Erwarten, dass Otogi bereits im nächsten Augenblick die damit verbundene Tradition vollzog. Überrascht spürte Bakura die sanften Lippen des Anderen auf seinen. Sein Herz setzte für einen Augenblick aus. Zögerlich blickte er auf Otogis geschlossene Augen, ehe er seine selbst zu machte um diesen kleinen Spaß auf seine Gunsten, dann doch zu genießen. „Ich konnte einfach nicht widerstehen“, hauchte Otogi gegen Bakuras Lippen als er sich von ihm löste. Ein freches Grinsen hatte er auch aufgesetzt, was dem Weißhaarigen bestätigte, dass es nicht mehr war, als ein Scherz, aber er konnte gut damit leben. Er hatte schon genug andere Probleme, als dass er sich nun auch noch mit Herzensangelegenheiten den Kopf zerbrechen wollte. „Zum Glück stand ich nicht mit Jonouchi hier drunter“, murmelte Otogi noch. Bakura zog ein sanftes Lächeln auf, trotz der Kühle, die er im Kopf bewahrte, kam er nicht um eine gewisse Hitze, die sich in Form von Röte um seine Wangen auswirkte, herum. „Ich wünsch dir ein schönes Weihnachtsfest“, sagte er und dann machte sich auch der letzte Gast auf den Weg nach Hause. Kapitel 9: Familie ------------------ Ruckartig fuhr Bakura aus dem Schlaf. Seine Hand schnellte sofort an seine stechende Brust. Panisch sah er sich im Zimmer um. Es war stockfinster, mitten in der Nacht und niemand war da. Der Schmerz ließ nach und Bakura ließ sich langsam wieder zurück ins Bett fallen. „Was… war das?“, fragte er sich leise selbst und versuchte seinen Traum wieder Revue passieren zu lassen. Angestrengt legte er seine Hand an die Stirn und erinnerte sich. Sofort kam ihm der Kuss vom letzten Abend in den Sinn, er hatte das eindeutig im Schlaf weiterverarbeitet, genoss es regelrecht, doch im Handumdrehen war Otogi nicht mehr das Objekt seiner Begierde, direkt vor sich sah er nun sich selbst, frecher, mit einem fiesen Blick und einem selbstgefälligen Grinsen – der Ringgeist. Die Anziehungskraft, die von dem Anderen ausging hatte Bakura vollkommen im Bann, dass ihm auch im wachen Zustand und der reinen Erinnerung die Luft wegblieb. Bakura schüttelte angespannt den Kopf. An das, was danach geschah, wollte er gar nicht denken. Es reichte, dass ihm allein die Anwesenheit im Traum solche Gefühle empfinden ließ. Angestrengt versuchte er zu verdrängen, wie der Andere über ihn herfiel, vor allem zu verdrängen, wie sehr er es ihn den vergangenen Momenten noch wollte. Immer wieder verschwamm sein Gegenüber. Mal war es der Ringgeist, der ihn wie seine Beute behandelte, dann wieder Otogi, der ihn in seine Arme zog, ihm Schutz bot und mit einem sanften Lächeln Mut zusprach, doch sobald er selbst auf den Schwarzhaarigen einging, trat der uralte Geist wieder auf die Bühne. Resignierend schüttelte er abermals den Kopf, verließ fluchtartig das Bett und eilte ins Badezimmer. Eine kalte Dusche, das war das Einzige, was ihm jetzt noch helfen konnte, sonst würde er noch vollkommen wahnsinnig werden. Der kalte Schock auf der noch vom Schlaf so warmen Haut ließ seine Atmung für einen Augenblick aussetzen. Bakura verfluchte sich für diese Idee, denn je länger er unter dem kalten Wasserstrahl stand desto mehr fühlte sich das Wasser wie Nadeln an, die sich in seine Haut bohrten. So stechend kalt. Doch was er sich davon versprach, bekam er dennoch. Er wachte komplett aus seinem Traum und den Gedanken auf, die ihm beinahe den Verstand raubten. Sein Kopf fühlte sich gleich freier an, die schemenhaften Erinnerungen verblasten vollkommen und zurück blieb nur ein komisches Gefühl im Magen, welches über den Morgen hinweg auch noch verging. In den folgenden Tagen war es nicht selten, dass ihn solche Träume heimjagten, doch im Vergleich zu dem Allerersten, waren die anderen harmloser. Otogi schien ihn aus seiner Zuneigung zu dem Ringgeist rausziehen zu wollen, indem er ihn einfach nur hielt. Immer wieder schallte auch die einstige Frage durch seine Gedanken. „Und? Bist du immer noch komisch?“, hatte Otogi ihn damals gefragt. Ein paar Tage nachdem ihm die beiden Mitschüler aus der Nebenklasse auflungerten. Zum Glück nahm die Intensität nach ein paar Tagen ab und Bakura konnte am Weihnachtsmorgen unbekümmert aufstehen. Als er an diesem Morgen aus der Dusche herausgetreten war und sein Haar abtrocknete, besah er sein Gesicht genauer im Spiegel. Er dachte wieder einmal an das Foto des Grabräubers und zog die Grimasse nach. Nicht nur diese, auch andere von denen er dachte, dass sie ganz cool aussehen könnten. Gerade eine Session mit dem Föhn ließ ihn dann über sich selbst lachen. „Otogi-san hat vollkommen recht, ich bin komisch“, sagte er seinem Spiegelbild, wandte sich ab und zog sich frische Klamotten an, die er sich zuvor schon zurechtgelegt hatte. Jeans, ein hellgraues Shirt und darüber ein kitschiger weihnachtlicher Pullover, den ihm sein Vater letztes Jahr mitgebracht hatte. Die Vorfreude, dass sein Vater an diesem Tag endlich wieder nach Hause kam, war Riesengroß und deswegen wollte Bakura sich auch nochmal ordentlich ins Zeug legen. Die Vorbereitungen für den erste gemeinsamen Abend mit seinem alten Herrn verliefen recht ereignislos. Er hatte einen Kunstbaum aus dem Kellerabteil geholt, diesem im Wohnzimmer aufgestellt und behing dieses gerade mit blauen Kugeln. Am liebsten mochte er es, einen echten Baum aufzustellen, doch da dies in Japan nicht üblich war, war es verdammt schwer, einen echten Tannenbaum für Weihnachten zu bekommen. Erst recht, wenn man nicht einfach in den Wald fahren konnte und einen abholzte. Das haben sie genau einmal gemacht. Seine Mutter und Amane waren noch am Leben und die ganze Familie fuhr zu einem gar nicht so nahegelegenen Wald. Damals hatten sie auch noch ein Auto, womit sie den fein säuberlich ausgewählten Baum dann nach Hause brachten. Wie es nicht anders sein sollte, wurden sie am Heimweg aber von einer Streife aufgehalten, die fragte, warum die Familie eine Tanne aus dem Wald gestohlen hatte. Erst versuchte Bakuras Vater zu vertuschen, dass es sich tatsächlich um Diebstahl handelte, Bakura, die ehrliche Seele aber, erklärte dem Officer brühwarm wie stark sein Vater war, weil dieser den Baum ganz alleine umgehackt hatte. „Mama hat nur beim Hochheben geholfen“, sagte er stolz und sofort wurde der Blick des Beamten strenger, dass Bakuras Vater die Geldbörse zückte. Ein saftiges Bußgeld wurde bezahlt und auch, wenn Bakura ihm in diesem Moment kräftige Probleme eingehandelt hatte, lobte er seinen Sohn für seine Ehrlichkeit. „Man kann ihm einfach nicht böse sein“, sagte er mit einem sanften Lächeln zu seiner Frau. Bakura erinnerte sich noch genau daran, wie stolz er damals war. Jetzt in diesem Moment, wo er die Kugeln auf den Baum hing und daran dachte, stieg ihm direkt die Schamesröte in die Wangen. Es hätte ja noch viel schlimmer kommen können. Er hatte seinem Vater direkt vor der Polizei als Lügner und Dieb geoutet. Wäre nicht ganz klar gewesen, dass sie Ausländer waren und in anderen Ländern nunmal andere Sitten herrschten, wäre die ganze Aktion damals bestimmt nicht so rund gelaufen. Beschämt schüttelte er den Kopf und kümmerte sich um die restliche Dekoration. Zu Abend sollte es ein üppiges Festmahl geben, welches Bakura aufgrund seiner nicht vorhandenen Kochkünste bestellte. Außerdem war er sich so sicher, dass die Portionen in der richtigen Größe auf den Tisch kamen. Vor zwei Jahren kochte er selbst und abgesehen davon, dass die Knödel übersalzen und das Fleisch halb angebrannt war, war auch noch viel zu viel davon da. Schon letztes Jahr hatte sich dann der Lieferservice bewährt. Kerzen wurden angezunden, Lichterketten aufgedreht und herrlicher Keksgeruch lag in der Luft, denn dies war das Einzige, was Bakura lag. Kekse backen. Gerade holte er das Blech aus dem Ofen, da hörte er schon den Schlüssel in der Tür. Schnell stellte er das Keksblech am Herd ab, schlüpfte aus den Backhandschuhen und lief zur Eingangstür wo er seinem Vater freudig um den Hals fiel. „Ryou“, sagte dieser überrascht und ließ erstmal sein Gepäck fallen, um seinen Sohn in die Arme zu schließen. Sofort durchfuhr den Jungen ein warmes Gefühl, das sich direkt über den ganzen Körper ausbreitete. Endlich war er wieder da und sofort waren alle noch so unrunden Gedanken wieder Vergangenheit und Bakura fühlte sich einfach nur wohl und geborgen. Wie es in einer Familie nun einmal so war. Auch wenn sie nur zu zweit waren. Kapitel 10: Verlegenheit ------------------------ „Ich hoffe, ihr habt Sonnencreme mit, ich hab‘ nicht genug für alle“, sagte Anzu als sie sich im Flugzeug neben Yugi setzte, der wiederrum neben Jonouchi saß. Direkt dahinter saß Bakura am Fenster, Honda in der Mitte und Otogi am Gang. Die sechs Freunde hatten sich nach einem prüfungsstarken ersten Halbjahr endlich in den Flieger Richtung Ägypten gesetzt. Die letzte Auszeit vor dem Abschluss. „Bei meiner hellen Haut, kann ich gar nicht genug mitnehmen“, lachte Bakura und Honda schlug sogleich vor, als aller erstes einen Sonnenschirm zu besorgen, was Bakura peinlich berührt ablehnte. Er wollte nicht, dass jemand seinetwegen Umstände hatte, es reichte ja, dass sie alle wegen ihm nach Ägypten flogen, auch wenn er schon gemerkt hatte, dass sich jeder einzelne freute. Ein kurzer Piepton gab zu verstehen, dass sich jeder zu setzen und den Gurt anzulegen hatte. Das Flugzeug setzte sich auch schon bald in Bewegung und die Flugbegleiterinnen begannen mit ihren Einweisungen und den Sicherheitserklärungen. „So hübsche Stewardessen, denkst du, wir könnten bei denen landen?“, Jonouchi und Honda verfielen sofort in aufgeregtes Kichern, Bakura schmunzelte und musste ihm zugestehen, hübsch waren sie wirklich. „Ach Jungs, macht euch nicht lächerlich“, kam es von Otogi, der sein Haar auch gleich verführerisch nach hinten warf. „Wenn hier einer bei den Ladies landen kann, dann bin das wohl ich“, sagte er und zwinkerte den beiden Jungs – die sich nach dem ersten Satz bereits zu ihm gedreht hatten – mit einem überlegenen Blick zu. „Hast du zu Hause nicht schon genug Gören, die auf dich warten?“, keifte der Blonde und hockte sich beleidigt wieder normal hin, nachdem Anzu ihn tadelte, sich an die Vorschriften zu halten. Otogi zog dafür mit dem Zeigefinger sein unteres Augenlid hinunter und streckte die Zunge heraus, als Jonouchi knurrend zwischen den Sitzen zu ihm nach hinten guckte. Ja, Otogi war schon ein Frauenheld, allerdings hatte Bakura noch nie beobachtet, dass er sich jemals mit einem Mädchen öfter getroffen hätte oder eine ernsthafte Beziehung führte, auf der anderen Seite machte ihnen allen dieses Thema mit Beziehungen keine großen Gedanken, da sie viel zu sehr aufs Duellieren fixiert waren. Und Bakura wollte sich darüber einfach nicht den Kopf zerbrechen, dazu hatte er viel zu viele andere Dinge, die ihn verwirrten. Ganz oben stand die letzte Mathearbeit, die er mit Ach und Krach bestanden hatte. Noch mehr von diesem komplizierten Stoff und er konnte sich abschreiben, aber auch daran wollte er gerade nicht denken. „Du musst ihn nicht immer gleich so bremsen“, flüsterte Honda zu Otogi, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. „Es macht mir leider zu viel Spaß“, sagte dieser mit einer Unschuldsmiene, als könne er nichts dafür. „Außerdem brauchst du nicht so eingebildet sein, die Schnecke da vorne hat mir soeben zugezwinkert“, gab Honda zum Besten, worauf Otogi ungläubig schaute. „Die hat bestimmt was im Auge, die ist doch viel zu heiß für dich“, war der nächste Satz, der beinahe die nächste Rauferei ausgelöst hätte. „Warum hab ich mir das angetan?“, fragte sich Anzu und legte sich eine Hand auf die Stirn, während Jonouchi kampfbereit in die Diskussion in der hinteren Reihe einmischte. Selbst Yugi war die Situation ein wenig unangenehm weswegen er über seine Körpergröße dankbar war, die ihm erlaubte, mit wenig Mühe so klein zu werden und in den Sitz zu rutschen, dass ihn niemand sehen konnte. Bakura hingegen genoss die Streitereien sogar etwas. Er fand es amüsant, wie schnell Jonouchi aus der Haut fuhr und wie leicht es Otogi fiel, die anderen auf die Palme zu bringen. Wobei Jonouchi aber auch ein sehr leichtes Opfer war, was das betraf. „Hey Bakura“, riss Otogi die Aufmerksamkeit des Weißhaarigen wieder auf sich. „Welche gefällt dir?“, fragte er. „Ich weiß nicht“, gab Bakura als Antwort, doch damit wollte sich keiner zufriedengeben. „Ach komm schon, dir muss doch eine gefallen“, sagte Honda und deutete zwischen drei Flugbegleiterinnen hin und her, doch Bakura zuckte mit den Schultern, gefolgt mit einem „Nein, eigentlich nicht“, unterstrich er die Geste. „Hmm, wohl nicht dein Typ dabei“; murmelte Ototi „Was ist denn dein Typ?“, fragte er darauf hin. Und nun fragte sich Bakura, wie er am besten aus dieser Situation wieder herauskam. „Stehst wohl auf Rothaarige, sowas gibts bei uns nicht“, murmelte Jonouchi. „Ich glaub, er steht auf Dunkelhaarige“, warf Honda ein. „Das gibt Kontrast“, ergänzte er, doch Bakura schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass ich einen Typ habe“, sagte er ruhig und überlegte wirklich ein wenig. „Es geht doch eigentlich um den Charakter“, gab er zum Besten, dass Otogi die Augen verdrehte. „Ja genau, toller Charakter und Humor und am besten soll man sich sicher auch noch fühlen“, das hörte er viel zu oft, allerdings eher von der Damenwelt. Bakura kicherte. „Ja, irgendwie schon“, bestätigte er mit einem sanften Lächeln. „Das ist doch kitschig“, beschwerte sich Honda und Otogi verstand nicht so recht, warum das so wichtig war. „Naja, wenn sie hübsch ist, hast du sicher auch nichts dagegen“, redete der Schwarzhaarige vor sich hin und Bakura stimmte ihm mit einem Grinsen zu. „Hübsch sein ist kein K.O.-Kriterium“, sagte er noch und sah verlegen aus dem Fenster während er dabei zusah wie das Flugzeug abhob. „Ich glaub, ich mag dunkle Haare, schwarz oder so“, sagte er dann um den anderen endlich einen Anhaltspunkt zu geben, dass sie irgendwie seinen Typ ausmachen konnten. „Hmm, liegt vielleicht wirklich am Kontrast, verstehe ich irgendwie“, grübelte Otogi und auch die anderen trieben die Diskussion weiter an. Bakura allerdings versuchte, das so gut wie möglich zu ignorieren. Vielleicht mochte er auch Blonde mehr, er wusste es eigentlich gar nicht. Aber er wusste, dass er dunkles Haar hübsch fand. Einen halben Tag würden sie nun in diesem Flieger verbringen, ehe sie sich die Füße wieder ausgiebig vertreten konnten und ihre Sachen auf ihre Zimmer bringen konnten. Die Aufteilung entschied die Verfügbarkeit und die Tatsache, dass Anzu nicht mit wilden Tieren hausen wollte – sie fühlte sich bei diesem Gedanken sofort ins Königreich der Duellanten zurückversetzt, als Mai Kujaku ihr die Möglichkeit einer Dusche gewährte. Hach Mai, die gute Frau hatten sie auch schon sehr lange nicht mehr zu Gesicht bekommen, ob sie sich wohl einen Filmstar geangelt hatte? Eine Überlegung, die Jonouchi in Anzus Kopf gesetzt hatte, als sie vor Wochen über die Blondine sprachen. Nichts desto trotz hatte Anzu ein Einzelzimmer für sich und ein Zweibett und Dreibettzimmer für die Jungs gebucht. Wie diese das unter sich aufteilten war der Brünetten dabei aber egal. Auch wenn ihr klar war, dass Jounouchi bestimmt nicht mit Otogi sein würde und erst recht nicht ohne Yugi, außerdem war Honda, solange er die Wahl hatte, so gut wie immer in Jonouchis Nähe. Somit blieb nur noch das Zweibettzimmer für Otogi und Bakura übrig. Auch wenn noch nichts ausgesprochen war. „Du hast doch keine komischen Schlafangewohnheiten oder?“, fragte Otogi, als sie nach einer gefühlten Ewigkeit im Flugzeug an den Kofferausgabebändern standen. Bakura legte den Kopf schief und fragte sich, ob der Schwarzhaarige davon ausging, dass die beiden sich ein Zimmer teilten und das Dreibettzimmer den anderen überließen. „Glaubst du wirklich, ich verbringe die Nächte mit diesen Chaoten?“, klärte der Spieleentwickler die Unklarheit auf. Bakura schämte sich in der Zwischenzeit direkt dafür, dass man ihm einfach alles von der Nasenspitze ablesen konnte. Besonders Otogi hatte ein Talent dafür. „Nein, ich rühre mich kein bisschen und bin leise wie ein toter Stein“, sagte er, worauf der Schwarzhaarige lachte. „Ich schlafe wie ein Stein, der vor Leben nur so sprudelt.“ Otogi musste diese Ausdrucksweise einfach aufziehen. Worauf Bakura nur die Augen verdrehen konnte. Musste er auch immer wieder sowas Dummes sagen? „Und wo ist mein verdammter Koffer?“, kam es aufgeregt genervt von Jonouchi als Bakura seinen Koffer von der Ablage nahm und somit jeder mit Ausnahme des Blonden sein Gepäck bei sich hatte. „Vielleicht ist der noch in Japan“, überlegte Honda, doch dies beruhigte Jonouchi kein bisschen, sollte es ja auch gar nicht. „Wir warten einfach noch ein bisschen, der kommt sicher noch“, sagte nun Yugi, der bereits Sonnencreme auftrug, im Gegensatz zum Pharao, der mit ägyptischer Sonne aufgewachsen war, hatte Yugi empfindlichere Haut. Auch Bakura nutzte die Gunst der Stunde und bedeckte die zugänglichen Flächen Haut mit Sonnenschutz. Anzu streckte sich gerade ein wenig, da sprang Jonouchi wie wahnsinnig auf das Kofferband und lief entgegen der Fahrtrichtung. „Warum müssen wir immer auffallen?!“, stieß die Brünette genervt aus. Am liebsten wäre sie im Boden versunken, wie konnte der Bursche nur meinen, es sei angebracht, das Kofferband entlang zu laufen. „Ich weiß nicht, was du hast“, sagte Jonouchi, als er mit seinem hart erkämpften – zumindest fühlte es sich so für ihn an – Koffer wieder bei der Gruppe ankam. Stolz präsentierte er das gute Stück und machte seinen Freunden klar, dass sie sich nun aufmachen konnten. Kapitel 11: Anspannung ---------------------- „Hey, da sind sie ja“, sagte Isis zu ihrem Bruder, der lässig cool am Auto lehnte, während sie am Flughafen auf die sechs Freunde warteten. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, trug die Haare wie gewohnt und hatte eine Sonnenbrille auf der Nase sitzen. Eine leichte Leinenhose um die Beine ließ ihn die unerträgliche Hitze gut aushalten, genauso wie ein leichtes hellgraues Top. Isis trug ein sommerliches aber schlichtes Kleid in Sandtönen und strahlte über das ganze Gesicht. Sie freute sich unheimlich und auch Rishid hatte ein Lächeln aufgesetzt, der große Bruder, wenn auch nicht leiblich, trug dunkle Jeans sowie ein blaues Shirt, ihm schien die Hitze am wenigsten auszumachen. Das komplette Gegenteil davon war Jonouchi, der zwar nicht winterlich bekleidet, drohte dennoch, jeden Moment einem Hitzekollaps zu erliegen. Auch wenn es im Februar nicht die gewohnten Hitzeschübe gab, die in Ägypten üblich waren, war es Jonouchi, für den gerade noch Winter war eine ungemeine Zumutung. „Leute, diese Hitze ist ja unerträglich“, beschwerte er sich, aber außer ihm schien es niemanden so viel auszumachen. Zumindest ließen es sich die Anderen nicht so anmerken. Yugi und Anzu machten sogleich den Start und begrüßten die Familie Ishtar. „Yugi, es ist mir eine wahre Freude, dich und deine Freunde wiederzusehen“, sagte Isis und nahm den kleineren kurz in eine Umarmung. Auch Anzu nahm diese Geste zur Begrüßung während die anderen Jungs mit Handschlägen und High Fives durch die Runde gingen. Bakura spürte eine gewisse Nervosität in sich aufsteigen, als er Marik betrachtete. „Hi“, sagte er zögerlich und fasste sich mit der freien Hand, die nicht gerade Mariks Hand zum Gruße berührte, verlegen an den Hinterkopf. Er wollte nicht mit der Tür ins Haus brechen, aber er wollte so dringend wissen, wie es ihm ging, wie seine Erfahrungen mit dem Geist des Milleniumstabes waren und ob er dieselbe Sehnsucht verspürte wie er selbst. Doch er hielt sich zurück. Marik sandte eine angenehme Aura aus, doch irgendetwas an ihm beunruhigte Bakura trotzdem. Dem Blick in die Augen wich der Ägypter gekonnt aus und wandte sich seinem Bruder zu. „Lasst uns doch mal die Koffer in die Autos laden“, sagte Rishid, der die Unruhe des Platinblonden bemerkte. Die Situation war schnell aufgelöst. Es waren zwei Autos hier, eines wurde von Isis gefahren und das zweite von Rishid, auch die Aufteilung war schnell geklärt. Anzu, Honda, Jonouchi und Yugi fuhren bei Isis mit, während Bakura und Otogi mit Marik und Rishid das zweite Auto füllten. Das unwohle Gefühl in Bakuras Magen wollte noch nicht ganz vergehen, aber die Nähe zu Otogi und somit jemand, dem er vertrauen konnte, machte es besser für ihn. „Sag, habt ihr hier vielleicht irgendwelche coole Ausgrabungen mit coolen Entdeckungen für neue Spiele?“, fragte der Schwarzhaarige als die Fahrt losging. Auch wenn seine Spielefirma gut lief, war es ja nie verkehrt, etwas Neues zu entwickeln. Marik schwieg und Rishid schien zu überlegen. „Ich glaube, du spielst auf Pegasus Entdeckung hier an nicht wahr? Hier hat alles begonnen“, fragte der große Ägypter, der am Steuer saß. Otogi grinste etwas verschmitzt. „Ja genau, er hat hier den Impuls für das größte Spiel unserer Zeit erhalten, ich dachte mir, vielleicht hab‘ ich auch so ein Glück“, erklärte der Geschäftsmann. Doch Rishid musste ihn enttäuschen. In dieser Hinsicht gab es keine Neuigkeiten. Aber er erzählte sofort von einem neu entdeckten Tempel im Tal der Könige, der aus komplett leeren Räumen bestand. „Glaubt ihr, diese Räume haben spezielle Verwendungen?“, fragte Bakura neugierig. Während Marik weiterhin schwieg und einfach nur beim Fenster raussah, erzählte Rishid, welche Vermutungen Isis dazu hatte. Die Leiterin des riesigen Museums zu Ehren des Pharaos Atemu vermutete, dass es immer wieder spezielle Rituale gab und, dass dieser Tempel und vielleicht noch andere dazu geschaffen wurden, dem Pharao auch im Tod die Möglichkeit dieser Rituale zu geben. Wie genau die alten Ägypter sich das vorstellten, wusste natürlich keiner, die junge Frau vermutete durchaus, dass die uralten Seelen noch in den Wänden der Tempel umherschwirrten, doch sie selbst konnte nie Kontakt zu ihnen herstellen, vielleicht auch freute sie sich deswegen so sehr über die Ankunft der Freunde, am meisten wohl über Yugi und seine Verbindung zu dem Pharao. Otogi schielte bei dieser Überlegung sofort zu Bakura, der sich tatsächlich bereits Gedanken darüber machte. Wenn etwas von der Seele vom Pharao in diesen Räumen sein konnte und der Ringgeist ein uralter Grabräuber war, der zur selben Zeit wie der Pharao lebte… Nein, er müsste dann doch in diesen Räumen gewesen sein und da er zu selben Zeit lebte wie Atemu, gab es diese Räume doch noch gar nicht, als der Grabräuber am Leben war. Dass der Pharao viel eher hier war, reimte er sich daraus zusammen, dass er ja immerhin mal Herrscher über dieses Land war. Bakura zerbrach sich eine Weile seinen hübschen Kopf, dass die Ankunft am Hotel ganz überraschend kam für ihn. „Ich hoffe, ihr könnt euren Jetlag ausschlafen, ihr wart ‘ne lange Zeit wach“, sagte Rishid während er Otogi half die beiden Koffer aus dem Auto zu hieven. Bakura stand gedankenverloren bei Marik, der mindestens genauso abseits zu sein schien. Der Schwarzhaarige strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und seufzte. „Euer Marik ist ja ein wahrer Sonnenschein“, murmelte er leise vor sich hin. Auch der großgewachsene Ägypter seufzte. „Es ist nicht leicht für ihn, er trägt immer noch so viel Last auf seinen Schultern“, erklärte er, wenn auch etwas spärlich für Otogi. „Die Pflicht dem Pharao gegenüber hat sich doch erledigt oder?“, machte Otogi seiner Unklarheit Platz. Rishid nickte. „Die Pflicht ist erfüllt, aber die Vergangenheit und die Schuldgefühle wiegen schwer“, sagte er noch, bevor die anderen zu ihnen kamen. Yugi, Anzu, Jonouchi und Honda hatten sich bereits von Isis verabschiedet und den Plan für den nächsten Tag besprochen. Nun sollte es für die Freunde erst einmal ins Hotel gehen, sie wollten ihre Zimmer beziehen und am besten gleich einmal eine Mütze Schlaf abbekommen. „Also wirklich, dass wir uns jetzt schon auf die Faule Haut legen wollen“, sagte Jonouchi missmutig, musste allerdings so stark gähnen, dass man vermuten konnte, er würde jeden Moment umfallen und schlafen. Honda zog ihn diesbezüglich auch angebracht auf. Auch Yugi konnte seine Müdigkeit nicht verstecken, er rieb sich an den Augen und sah zu seinen neuen Zimmerkameraden. „Ich lege mich auf jeden Fall aufs Ohr, wenn ihr leise seid, könnt ihr machen, was ihr wollt“, sagte er, lachte aber dabei, denn ihm war klar, dass Jonouchi bereits in wenigen Minuten in tiefem Schlaf stecken würde und auch Honda machte müde Augen – Sorgen musste er sich um seine Ruhe also keine machen. „Ein Schönheitsschlaf ist durchaus angebracht“, kam es nun von Anzu, die sich streckte und dabei herzhaft gähnte. Die Zimmer waren schnell bezogen. Bakura konnte beim Vorbeigehen noch sehen, wie Jonouchi wie ein Brett einfach ins Bett fiel, direkt danach schloss Yugi mit einer Verabschiedung bis zum späten Nachmittag die Tür. Sie wollten sich gemeinsam zumindest noch die Umgebung ums Hotel ansehen, ein Mittagsschlaf war allerdings schwer notwendig. Anzu verschwand in Windeseile in ihrem Einzelzimmer und die beiden übrigen besahen ebenfalls gerade das ihre. „Echt nett, gar nicht mal so klein“, kommentierte der Schwarzhaarige und Bakura nickte. „Wenn ich noch schlafe, wenn ihr aufbrecht, würdest du mich bitte zurücklassen?“, fragte der Kleinere, doch Otogi schüttelte den Kopf. „Ich würde dich nie zurücklassen“.   Kapitel 12: Sorgen ------------------ Otogi starrte eine ganze Weile an die Decke bis er beschloss, dass das mit dem Schlafen wohl nichts mehr werden würde. Zumindest nicht bevor sie noch etwas unternommen hatten. Rasch richtete er sich auf und sah zu Bakura rüber, der beim ins Bett fallen augenblicklich eingeschlafen war. Das erkannte der Schwarzhaarige aber nicht etwa daran, dass Bakura schnarchte, ganz im Gegenteil, sein Atem ging ganz langsam und schwer und hätte ihn eigentlich selbst müde machen sollen. Kurz streckte er sich, stand auf und spazierte auf den kleinen Balkon, der zu dem Zimmer gehörte. Mit einem sanften Seufzen lehnte er sich an das Geländer und zückte aus einer Schachtel Zigaretten einen der eigentlich sehr unbeliebten Glimmstängel. Wie oft hatte er sich das nun abgewöhnt? Zumindest einmal weniger als er es sich wieder angewöhnte. Genüsslich inhalierte er den ersten Zug und schloss die Augen beim Ausatmen. Dabei hörte er, dass nicht unweit von ihm eine weitere Balkontür geöffnet wurde. „Rauchst also immer noch?“, fragte Honda, der am Balkon nebenan Otogis Blickfeld trat, nachdem dieser die Augen wieder öffnete. Er nickte. „Beruhigt“; sagte er knapp und Honda nickte. „Shizuka mag es nicht, deswegen hab ich‘s sein lassen“, sagte Honda, zündete sich aber gegensprüchlich zu dem was er gerade gesagt hatte, selbst eine Zigarette an. Otogi sah ihn verwundert an, worauf der Brünette mit den Schultern zuckte. „Sie ist ja jetzt nicht hier“; erklärte er nur knapp und beide mussten lachen. „Also ist das was Ernstes mit euch?“, fragte Otogi und erinnerte sich daran, wie sie beide versuchten bei Jonouchis kleiner Schwester zu landen. Schnell hatte er selbst aber entschieden, dass Honda eindeutig besser zu ihr passe, so süß sie auch war. Der Angesprochene zögerte etwas, sah kurz ins Zimmer hinein um zu checken, ob Jonouchi ja nicht zuhörte. „Ich hoffe. Wir sehen uns öfter und nun ja, ganz aktionsarm ist es auch nicht“, drückte Honda ein wenig rum, Otogi wurde sofort klar, dass es ihm etwas unangenehm war. Ein Gentleman schwieg immerhin, aber er wusste auch, dass Honda ihn als Konkurrenten sah, somit musste er zumindest etwas sagen. Gerne hätte er ein bisschen darauf rumgehakt, allerdings gab es etwas anderes, das ihn mehr interessierte. „Sag, hat Isis im Auto was zu euch gesagt in Bezug auf Marik?“, fragte er nach einer kurzen Pause in der er einen langen Zug von seiner Zigarette nahm und anschließend den Rauch in einer grauen Wolke wieder ausatmete. Honda nickte. „Sie hat gesagt, er ist etwas depressiv, kommt nicht ganz mit der Vergangenheit klar, kann das nicht abschließen, versteh ich auch n bisschen, immerhin war er es, dessen Hirn durchgedreht ist und diese Böse Seite von ihm abgesplittert hat, die dann die ganze Welt zerstören wollte. Wie war er im Auto?“, plapperte der Brünette vor sich hin. Otogi senkte den Kopf. „Bei uns war er eigentlich ziemlich ruhig, eher abweisend, hat Bakura ganz durcheinandergebracht. Ach ja und so komische Tempel für Rituale hat Rishid erwähnt“, beim Erwähnen des letzten Teils zuckte er mit den Schultern. Er schenkte dem ganzen nicht so viel Beachtung, aber Honda ging sofort darauf ein. „Ja, das hat Isis auch erwähnt, Yugi war voll aus dem Häuschen, weil er jetzt natürlich hofft, den Pharao so wiedersehen zu können“, erzählte Honda und Otogi fiel es plötzlich wie Schuppen von den Augen. Mit der freien Hand fasste er sich an die Stirn. „Deswegen ist er so durch den Wind… er will durch diesen Tempel Kontakt zu dem Ringgeist aufnehmen…“, der Schwarzhaarige seufzte stark. Er hätte echt gedacht, dass diese regelrechte Besessenheit hier ein Ende finden würde, dass diese vielleicht noch viel stärker würde, hatte er gar nicht bedacht. „Wir werden ja morgen sehen, was da passiert, Isis will uns dem Tempel zeigen“, sagte Honda. Ogoti atmete tief ein. Ihm war klar, dass es auch das war, was Bakura wollte, aber die Aktion konnte in beide Richtungen gehen. Der Kleinere konnte dadurch einen Abschluss erleben oder vielleicht auch noch viel verwirrter aus der Situation gehen. Am Ende wusste Otogi aber auch ganz genau, dass es Bakuras Entscheidung alleine war, er sollte sich da nicht einmischen, auch wenn er sich um ihn sorgte. „Sollen wir dann noch in ‘ne Bar oder ‘nen Club gehen?“, wechselte der Brünette das Thema, als er merkte, dass dieses eine sich bereits erledigt hatte. Otogi nickte ruhig. Zog noch einmal an seiner Zigarette, die langsam dem Ende zuging. „Ich glaube, das wäre ein gelungener Abschluss für den langen Tag im Flugzeug“, sagte Otogi, äscherte die Zigarette ab und tat den Stummel in das dafür vorgesehene Gefäß. „Achja, wegen Shizuka, bitte kein Wort zu Jonouchi“, bat Honda eindringlich, als er dasselbe tat. Otogi winkte ab. Er und Honda waren gute Freunde und er hatte kein tieferes Interesse an dem Mädchen. Wäre es anders herum und es wäre Hondas Schwester, die mit Jonouchi anbandelte, hätte er nicht widerstehen können, denn den Blonden zu ärgern machte einfach zu viel Spaß. Mit einem knappen aber bewussten „Danke“ verschwand Honda dann auch schon wieder im Zimmer, auch er wollte sich noch eine Mütze Schlaf holen, die Otogi sicher wusste, selbst nicht bekommen zu werden. Das hatte er noch nie können, schlafen am Tag, auch wenn er genau wusste, dass in Japan wieder die Nacht eingebrochen war. Er setzte sich auf einen der spartanischen Balkonstühle, lehnte sich tief zurück in dem er auf der Sitzfläche ganz nach vorne rutschte und hob anschließend die Beine hoch aufs Geländer. Der Ausblick war nichts Besonderes. Er war einfach froh, dass sie an der Außenseite situiert waren und nicht mit dem Balkon direkt in den Innenhof des Hotels schauen mussten, wo in diesem Moment garantiert die Hölle los war, denn das Hotel besaß einen riesigen Pool mit Rutschen und Entertainment. Etwas von dem Krach drang auch an seine Ohren, aber dennoch hatte er hier eine gewisse Ruhe, die er nach diesem Flug brauchte. Anzu hingegen hatte ihr Zimmer genau auf der anderen Seite. Genervt schleuderte sie die Balkontür zu und zog den Vorhang vor um einerseits den Geräuschpegel zu senken und auf der anderen Seite um die strahlende Sonne zu stoppen und etwas Dunkelheit ins Zimmer zu bekommen, allerdings waren die zarten Vorhänge nicht besonders hilfreich. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte kräftig runtergebrüllt, dass sie gefälligst leise sein sollten, aber ihr war auch bewusst, dass der Krach ganz normal war. So entschied sie sich dafür, ihren Kopf unter dem Polster zu verstecken. Ohrenstöpsel standen ganz oben auf der Liste ihrer Besorgungen, denn die Feierlichkeiten da unten würden abends sicher nicht weniger werden und Verrückte gab es bestimmt genug, die die ganze Nacht am Pool verbringen würden. Normalerweise würde ihr das auch gar nicht so viel ausmachen, aber sie war müde und ausgelaugt und ein bisschen Schlaf würde sie sich doch wohl noch wünschen dürfen. Kapitel 13: Beneidung --------------------- Die Suche nach einem Club hatte gar nicht lange gedauert, Anzu hatte in ihren Vorbereitungen wirklich an alles gedacht und sogar alternative Unterhaltungsmöglichkeiten für laue Abende parat. Auch war er nicht besonders weit weg vom Hotel und so war es auch keine Überraschung, dass sich hier Leute aus aller Welt befanden. Vorrangig Touristen. Jonouchi bestellte in seiner Überschwänglichkeit eine Flasche starken Alkohol mit einer passenden Auswahl an Mischgetränken. Honda hob die Augenbrauen. „Hast du so viel Kohle dafür?“, fragte er den großzügigen einladenden. „Heute ja, ab morgen müsst ihr Geld auslegen“, sagte der Blonde. Hatte sich der Brünette wirklich etwas Anderes erwartet? „Für mich aber bitte nicht so stark“, sagten Yugi und Bakura fast schon gleichzeitig und mussten dann direkt lachen. Erst recht als Jonouchi keine Wiederrede erlaubte. „Angestoßen wird mit ‘nem harten Drink, danach könnt ihr nachlassen“, war alles, was er als Überredung in den Ring schmiss, nun gut, zusätzlich natürlich noch die Füllung der Gläser. Bakura fühlte sich nach einem ordentlichen Nickerchen schon viel besser. Auch die sanfte Art aufgeweckt zu werden war ein Grund dafür. Normalerweise machte diesen Job ein unsanfter lauter Wecker. Otogis ruhige Stimme, die leise seinen Namen sagte und der Finger, der immer wieder an seine Schulter stupste war da erträglicher. Er hatte auch wieder ein Lächeln auf dem Gesicht und ließ sich gerne von Jonouchi zu einem harten Drink überreden. Danach konnte er ja an einer Cola oder einem anderen Soda nuckeln, bis er den Alkohol wieder abgebaut hat. Die Freunde stießen mit ihren bunten Mischungen an und plauderten angeregt über die Pläne der nächsten Tage. Die Erwähnung des Tempels ließ auch Yugi voll aufblühen, oder war es doch schon der Alkohol? Auf jeden Fall war er sehr aufgeregt, die Hoffnung, den Pharao vielleicht wiedersehen zu können war eindeutig zu groß, das dachte auch Bakura, ihm war klar, dass sie die alten Geister der Vergangenheit nicht einfach wiedersehen würden, geschweige denn, sich mit ihnen unterhalten oder verbinden konnten. Auch wenn sich ein Teil in ihm doch genau das wünschte. „Ich würde auch total gerne auf den Markt gehen, den Isis erwähnt hatte“, sagte Anzu und handelte sich von der Mehrzahl der Jungs rollende Augen. „Das ist Mädchenkram“, sagte Honda, überlegte aber, ob er dort ein Souvenir für Shizuka ergattern könnte. „Ich gehe gerne mit“, sagte Yugi, ihm war egal ob es Mädchenkram war und auch Bakura nickte. Otogi strich sich über die Stirn. Wahrscheinlich war es ganz nett. Dennoch hatte er jetzt eine andere Idee. „Dafür ist in den nächsten Tagen bestimmt genug Zeit, wie wär‘s mit einem Tanz?“, sagte er, stand auf und hielt Anzu seine Hand hin. „Du wirst uns nächstes Jahr für eine Tanzschule in New York verlassen, ich muss das jetzt erst mal prüfen“, ergänzte er und die Brünette nahm lachend an. „Ich hoffe, ich überfordere dich nicht“, sagte sie frech und die beiden begaben sich auf die Tanzfläche. Gentlemanlike verneigte sich der Schwarzhaarige vor seiner Tanzpartnerin und zog sie sogleich in einen innigen körperbetonten Tanz zu den basslastigen Tönen, die die Anlage hier so hergab. Nicht selten landete eine seine Hände an Anzus Hüfte, schlich die Seite hoch und schnappte sich dann ihre Hand für eine Drehung, mal drehte er sich mit, mal drehte er nur sie. Seite Augen hafteten stets auf der Brünetten, die kurz etwas errötete, auch wenn ihr klar war, dass dies genau seine Masche war auf die sie niemals hereinfallen würde. Dennoch musste sie gestehen, es machte unheimlich Spaß mit einem so charismatischen Partner zu tanzen, der auch noch wusste, was er tat. Gerade legte er wieder beide Arme um Anzu, setzte zu einem Ausfallschritt an und bettete sie für einen kurzen Augenblick auf einem Bein nur um direkt danach wieder mit ihr hochzufahren und sie zu drehen. „Es ist zum neidisch werden“, murmelte Yugi, der die Situation genau beobachtete. „Auf den Gockel brauchst du nicht eifersüchtig sein, Mazaki-san ist nicht dumm“, sagte Jonouchi, dennoch munterte er den kleineren damit nicht auf. „Ich würde gerne so mit ihr tanzen können, aber ich habe zwei linke Füße“, sagte er und entschied sich nun auch für einen etwas größeren Schluck, der ihm nicht gerade zusagte. Auch Bakura war überraschend fixiert auf das Tanzpaar. „Und? Du auch eifersüchtig auf Otogi?“, fragte Honda, doch der Weißhaarige schüttelte den Kopf. „Eher auf Mazaki-san“, murmelte er und zauberte entgleiste Züge in die Gesichter seiner Freunde. „Ich würde auch gerne so von jemanden angesehen werden, so fixiert, voller Leidenschaft“, erklärte er seinen wohl etwas missverständlichen Punkt zuvor. Auch wenn er alleine nie auf die Idee kam, sich jemanden an seine Seite zu wünschen, so live beobachtet, machte es schon neidisch. „Bevor mich Otogi so ansieht, bleib ich lieber für immer alleine“, sagte Jonouchi bewusst, doch Bakura zuckte mit den Schultern. Er musste sich eingestehen, es würde ihm rein gar nichts ausmachen, wenn der Schwarzhaarige ihn jemals so ansehen würde. Doch ihm war auch klar, dass allein der Gedanke absurd war, dass jemand wie Otogi solch ein Interesse an ihm hätte, abgesehen davon, dass sie den Jungunternehmer alle sehr gut kannten, er war nicht der Typ für Beziehungen und Bakura wollte, wenn überhaupt, etwas für die Zukunft, alles mit Otogi hätte bestimmt keine Zukunft. *** Nach einem sehr amüsanten Abend im Club, wurde der Vernunft wegen doch das Hotel recht bald wieder aufgesucht. Der Nachmittagsschlaf war hilfreich, aber sie hatte am nächsten Tag einen langen Trip geplant und da wollten sie alle ausgeschlafen sein und so saß Bakura nun mit einem Übergroßen T-Shirt und Shorts in seinem Bett und band sein Haar zu einem lockeren Zopf zusammen während Otogi im Bad gerade aus der Dusche stieg. „Hast du hier einen Föhn gesehen?“, fragte Otogi und trat suchend aus dem Badezimmer. Bakura fiel der nun absolut schlampig gebundene Zopf in den Nacken, die Hände blieben regungslos in der Luft und beinahe klappte ihm der Mund auf. Der Schwarzhaarige stand mit seinem makellosen Körper, der nur mit einem Handtuch um die Hüfte bedeckt wurde, direkt vor Bakura. Das Haar hing ihm dabei nass über seine Schultern und teilweise in sein Gesicht. Sogar das schwarze Make up war weg, nahm seinem Gesicht aber nichts an Scharm, ganz im Gegenteil, so natürlich mit den offenen Haaren machte es ihn es ihn wohl fast noch unwiderstehlicher für die Frauenwelt. Sogar zarte Züge von Muskeln zeichneten sich auf Otogis Bauch ab. Sanfte Wassertropfen liefen von seinen Haaren über den ansehnlichen Oberkörper hinab über den strammen Bauch weiter hinunter bis sie vom Stoff aufgesaugt wurden. Bakura zwang sich wieder wegzusehen, er wollte nicht, dass Otogi ihn beim Gaffen ertappte, doch dieser war mit seiner Aufmerksamkeit wo ganz anders, er besah das Zimmer, in einer Schreibtischlade fand er schonmal nichts. Er richtete sich wieder auf und sah zu Bakura, der vollkommen neben der Spur war. Dafür, dass er romantisches Interesse vor wenigen Stunden ausgeschlossen hatte, zog es ihm gerade zu intensiv in den Lenden und die Situation machte ihn zu nervös. „Ich hab‘ keine Ahnung“, sagte er schnell, legte sich ruckartig hin, drehte sich in seinem Bett sofort mit dem Gesicht zur Wand und zog die Decke fast bis über seinen Kopf. Sein Herz schlug schneller, der Atem wurde unregelmäßiger, aber er versuchte alles zu unterdrücken. Diese Blöße wollte er sich nicht geben, schon gar nicht wollte er zu den Menschen gehören, die beim reinen Anblick eines Menschen die Kontrolle verloren. „O…kay“, sagte Otogi leise, fand aber im noch ungefüllten Kleiderschrank endilch, was er suchte. Kapitel 14: Leere ----------------- „Wow, Isis, die Energie hier drinnen ist unbeschreiblich“, sagte Yugi zu der selbsternannten Reiseführerin für dieses Erlebnis. „Gespenstisch“, murmelte Anzu während sich Honda und Jonouchi ein bisschen über die Gefühle lustig machten. Die beiden spürten rein gar nichts. „Es ist einfach nur finster und ihr habt Angst, aber keine Sorge, Jonouchi der Grabjäger rettet euch vor jeder Gefahr“, posaunte der Blonde und kassierte einen abwertenden Blick von Otogi. „Schon klar, dass du Hohlkopf nichts spürst, aber leg doch mal ‘n bisschen Respekt an den Tag“, mahnte er. „Kannst du etwa was spüren?“, fragte der Blonde ungläubig. „Nein“; sagte Otogi ernst, „aber das tut hier nichts zur Sache, es ist ein heiliger Ort, hab ein bisschen Anstand“, sprach er weiter, wollte sich aber nicht auf eine Diskussion einlassen, die Jonouchi am liebsten lauthals gestartet hätte, hätten die Anderen nicht mit einem bekräftigendem „Schhht“ für Ruhe gesorgt. „Es ist wichtig für Bakura und auch für Yugi, was glaubst du wie er sich fühlt nach all der Zeit in der Nähe der Grabstätten des Pharaos zu sein?“, nun hatte auch Honda verstanden, dass er seine Späße für sich oder zumindest für später aufhalten sollte. Jonouchi nickte. „Hast ja recht, aber glaubst du, wir haben ‘ne Chance, ihn zu treffen?“, fragte er, doch keiner gab ihm eine Antwort. Es war zu aus der Haut fahren. Er mochte den Pharao auch sehr und hätte absolut nichts dagegen, mit ihm ein paar Spielzüge zu diskutieren oder mal mit ihm um die Häuser zu ziehen, aber Jonouchi wusste auch genau, was Abschied bedeutete und hatte sich damit abgefunden, wie auch Honda, dem seine Freunde aus der Gegenwart wichtig waren. Bakura betrachtete in der Zwischenzeit die Wände, überall waren kleine Zeichnungen zu entdecken und laut den Erklärungen von Isis waren diese die Beschreibungen für uralte Rituale. Die Energie, die Yugi zuvor erwähnt hatte, spürte er auch, nur er fand es nicht so gespenstisch wie Anzu, er fühlte sich wohl. „Wir wissen noch so vieles nicht, was damals passiert ist, aber hier liegen sehr viele Informationen verborgen“, sagte Isis, die den konzentrierten Blick von Bakura durchaus bemerkte, auch wenn der Raum nur durch Fackeln erleuchtet wurde. „Der nächste Raum führt uns direkt zu dem Rituatlsraum und diese Zeichen an der Wand haben uns erst dazu gebracht, hier weiterzusuchen, sie beschreiben, wie man die Wand beiseite bekommt“, klärte sie die Freunde auf und deutete dabei auf die entsprechenden Hieroglyphen. „Im nächsten Raum werden die Rituale beschrieben“, sagte die junge Frau und führte die Freunde direkt dorthin. Yugi wurde sichtlich nervös. Nun waren sie hier, der Raum, der ihm erklären sollte, wie er im nächsten vielleicht, aber auch nur vielleicht, Kontakt mit dem Pharao aufnehmen konnte. Auch Bakura wurde innerlich unruhig, ließ sich aber nichts davon anmerken. „Ok, jetzt spür ich auch was“, gab Jonouchi zu und wirkte sichtlich verwirrt. Ihm war nicht klar, was das sollte, aber tatsächlich übte dieser Ort auch auf ihn etwas aus. Otogi nahm sich des Respektes wegen sehr zusammen, nicht einen patzigen Kommentar darauf zu geben, für ihn selbst war es weiterhin ein Raum wie jeder andere zuvor. Honda gab sich überraschend still, er starrte nur die Wände entlang und wagte es nicht, ein Wort zu sagen. Wahrscheinlich drang die Energie nun auch an ihn. „Diesen Zeichen entnehmen wir, dass es sich nicht um spezielle vergangene Geister und Seelen handelt, sonders, dass dies ein allgemeiner Ort, der Zusammenkunft aus den Jenseits und Diesseits sein soll. Dieses Zeichen hier steht für Seele, aber dieses hier hat keine bestimmte Bedeutung, wie die Seele des Pharaos, oder die Seele eines Gewissen Grabräubers“ bei dem letzten Punkt sah sie zu Bakura, sprach dann aber weiter: „es steht eher für das Wort eine, wir wissen nicht, ob alle Seelen des Jenseits die Verbindung hierher nutzen können oder wollen, ob es an Hoheitsgrad liegt oder ob jeder Mensch der Vergangenheit hier eintreffen könnte.“ Bei diesen Worten bekam nun auch Otogi eine Gänsehaut, nicht aber etwa weil die Räumlichkeiten auf ihn wirkten, sondern weil die Wahrscheinlichkeit, dass Bakura hier Kontakt zu dem Grabräuber aufnehmen konnte, plötzlich so viel größer war. „Ich glaube nicht, dass er hier ist“, sagte Yugi leise und bedrückt, doch Isis hatte eine Idee. Sie wollte erst mit Yugi den nächsten heiligen Raum besuchen. Die Ägypterin wollte einfach keine Chance unversucht lassen. Auch wenn sie selbst es noch nicht geschaffte hatte, mit ihrem altägyptischen Selbst Kontakt aufzunehmen. Sie hatte immer schon das Gefühl, dass Yugis Verbindung mit dem Pharao die stärkste war und somit war der Kontakt mit ihm auch der wahrscheinlichste. Beide verschwanden im nächsten Raum. Auch wenn man sie sehen konnte, wirkten sie dennoch weiter weg, als sie es in Wirklichkeit waren. „Schade, dass wir nicht dabei sein können“, sagte Anzu bedrückt und sah sehnsüchtig in den nächsten Raum. „Wenn‘s klappt, können wir sicher alle ein Pläuschchen mit dem alten Pharao halten“, munterte Jonouchi sie auf und boxte ihr sanft gegen die Schulter. Das wäre toll, empfand sie und wartete angespannt. Die Luft knisterte regelrecht und auch in dem kleinen Raum, indem sich Yugi und Isis gerade befanden und als Teil des Rituals Kerzen anzündeten, sowie Weihrauch verbrannte wurde die Luft beinahe schon elektrisierend. Isis war davon überzeugt, dass es funktionieren würde. Die junge Frau erklärte Yugi genau, was zu tun war und so hielten sie beide die Hände auf Brusthöhe mit den Handflächen nach oben. „Atemu“, sagte Yugi leise und tatsächlich spürte er, wie eine Energiewelle von ihm ausging, die Hoffnung stieg wieder, aber nichts weiter passierte. Eine Weile verharrten sie so, ehe Yugi und Isis den Namen gleichzeitig sagten. Wieder ging eine Energiewelle durch den Raum und erfüllte auch den anschließenden. Die Versuche wurden immer und immer wiederholt, vergebens. Yugi spürte aber auch, dass der Pharao nicht hier war und nicht hierherkommen würde. „Vielleicht ist es nicht die richtige Zeit“, murmelte er und Isis nickte. So traurig sie war, so bewusst wurde ihr in diesem Moment, dass es Yugi war, der die Verbindung zum Pharao hatte und Yugi war der einzige, der wissen konnte, ob er hier war oder nicht. „Du hast bestimmt recht“, sagte sie mit einem sanften Lächeln ehe sie Bakura bat, mit Yugi den Platz zu tauschen. „Es tut mir leid, dass ich dich hierbei alleine lassen muss, ich würde die Seele des Grabräubers nur abschrecken, aber ich werde mit dir alle notwendigen Schritte tun, den Namen musst du dann alleine sagen“, erklärte Isis und tat, wie sie versprochen hatte. Bakura atmete tief ein und nickte ihr zu als sie ihn in dem Raum zurückließ. Er blickte auch nach draußen und blieb mit seinen Augen bei Otogis Blick haften. Er lächelte sanft und schloss dann die Augen. Er sollte seinen Namen sagen. Seinen Namen? Er kannte seinen Namen nicht, doch er erinnerte sich an ein Gefühl und irgendetwas in ihm sagte ihm, dass es reichen würde. „Grabräuber“, flüsterte er und dachte ganz fest an sein lang lang vergangenes Ich. Eine Energiewelle stärker als die von Yugi zuvor durchfuhr die Räume um Bakura, dass Isis schon vermutete, der Geist würde jeden Moment in Bakura kehren und auf ein Neues für Chaos sorgen, doch nichts geschah. Bakura stand weiterhin da mit seinen Handflächen nach oben deutend, der Kerzenschein flackerte um ihn herum, doch außer Energie, die kam und ging war, nichts zu bemerken. Bakura wurde klar, wie aussichtslos dieser Versuch war, dennoch probierte es noch einmal. „Ringgeist“ Die Kerzen flackerten wild und Bakura ballte Fäuste, um die Situation festzuhalten. „Ringgeist“, sagte er wiederholt und ein weiteres Mal holte eine Energiewelle so weit aus, dass sogar die Kerzen ausgingen. Stille. Keine Energie war mehr zu spüren, nur die Ruhe dieses Raumes und eine gewisse Magie, die sie spürten, seit sie die Räume betraten. Langsam liefen Bakura die Tränen über die Wangen, gleichzeitig formten seine Lippen ein sanftes Lächeln. Es war ein Gefühl, das ihn kurz durchströmte, doch nichts weiter gefühlt von noch tieferer Leere, die er eh schon vernahm. Der Raum war stockdunkel, sein Körper fühlte sich zu Boden gedrückt an und dieses Gefühl machte sich immer breiter. Leere Kapitel 15: Angst ----------------- „Das ist unglaublich“, sagte Bakura mit gedrückter Bewunderung als er in den Himmel sah. Er und Marik betraten soeben das Dach des Hauses der Familie Ishtar. Sofort war er vom Anblick des Himmels gefesselt. Es war schon stockdunkle Nacht, nur ein paar Laternen brachten noch Licht, doch diese waren unter ihnen und so schwach, dass die Dunkelheit dort oben schon fast eine unheimliche Wirkung hatte. Die Sterne strahlten hier eindeutig heller als zuhause in Japan und man konnte viel mehr von ihnen sehen, weil das Licht der Stadt hier nicht gegeben war, denn das hier war alles andere als eine Stadt, ein kleines Dorf in der Nähe einer Stadt, doch die war fern genug. Dies sollte der erste Moment sein an dem Bakura etwas zur Ruhe kommen konnte. Sie waren den ganzen Tag unterwegs und er war auch noch nicht dazu gekommen, das Erlebnis vom Morgen zu verarbeiten. Isis sah es als einen Erfolg an, er selbst auch, aber ganz anders als die Ägypterin. Für Isis lag noch sehr viel Potential in der Ausführung, für Bakura brachte es genau das, was er nicht hatte. Abschied. Er spürte den Ringgeist ein allerletztes Mal, es fühlte sich so an, als wäre noch ein kleines bisschen der uralten Seele in ihm gewesen und diese kehrte an diesem Morgen zurück wo sie hingehörte. Für einen Moment fühlte er sich verlassen, im Stich gelassen und unendlich einsam. Aber dann spürte er wie etwas seinen Körper verließ, das ihn so versessen sein ließ, die Sehnsucht nach dieser einen Person schwand regelrecht, doch ließ ein großes Loch zurück, mit dem er noch nicht umgehen konnte. Er fühlte sich den ganzen restlichen Tag bis zu diesem Augenblick sehr gedrückt. Seine Ohren fühlten sich beschlagen an und irgendwie merkte er auch, wie teilnahmslos er war. Der Anblick des wolkenlosen von Sternen übersäten Himmels ließ ihn aber wieder einen Schritt zurück in die Realität machen. Marik stellte sich neben ihn, sah ebenfalls hoch und lächelte sanft. „Der Himmel in Japan ist ganz anders“, sagte er und erinnerte sich an die Zeit, die er mit den anderen dort verbrachte, wenn auch aus ganz anderen Gründen als sie nun hier in Ägypten waren. Im Moment waren die anderen bereits wieder im Hotel und genossen ein Abendessen am All-In-Buffet und hofften, dass Bakura und Marik gut miteinander auskamen. Der Weißhaarige hatte zu Mittag, als sie über den Markt spazierten, was sich Anzu so sehr wünschte, die Chance ein paar Worte mit dem Älteren zu wechseln. Er wirkte an diesem Tag nicht mehr so zerstreut und ablehnend wie am Vortag und eher ruhiger und sogar geselliger. Auch wenn Bakura an diesem Tag massive Schluchten unter den Augen des Ägypters auffielen, wenn er mal die Sonnenbrille abnahm. Aber Marik genoss den Tag so auch in vollen Zügen und kicherte gemeinsam mit Bakura, wenn Jonouchi sich wieder einmal unangebracht verhielt oder Anzu regelrecht von den Händlern hier in eine komplett neue Garderobe gesteckt wurde, obwohl sie sich eigentlich nur umsehen wollte. Tja, da war sie am falschen Markt, hier versuchte einfach jeder, etwas an den Mann und die Frau zu bringen. Yugi und Jonouchi hatten am Ende des Tages eine Vielzahl von exotischen Früchten erworben, Honda hatte ein kleines Souvenir und Otogi hatte sich für ein schwarzes Armband mit einem kleinen weißen Steinchen entschieden, welches er auch gleich anlegte. Anzu hatte die Meute an Händlern auch fast erfolgreich hinter sich gelassen, denn ein violetter weicher Cashmereschal für den Winter zuhause und ein Sonnenabweisender Umhang, ähnlich, wie Isis ihn oft trug, lagen nun am Tisch in ihrem Hotelzimmer. Eine Weile standen die beiden Jungs so am Dach und starrten regelrecht in den Himmel. Die Häuser hier hatten Flachdächer, was ein Betreten ganz einfach machte und somit eine Art Dachterrasse boten. Die Ränder waren mit Mauern soweit gesichert, dass man nicht einfach runterfallen konnte und sich sogar daran anlehnen konnte, was Marik seinem Gast gleich vormachte. Er trat an eine der Mauern, lehnte sich mit den Unterarmen darauf und deutete Bakura, zu ihm zu kommen. Der Ausblick auf die staubtrockene Wüste, die sich direkt vor ihnen bot, hatte etwas Beruhigendes. Daheim sah Bakura auf eine belebte Straße und andere Wohnhäuser, alles andere als ruhig oder entspannend, das hier war auf seine eigene Art und Weise erholend. „Wie geht es dir seit dem Ritual?“, fragte Marik und sah zu Bakura hinüber. Dieser wusste zwar, dass er demnächst darüber reden würde, doch, dass Marik ihn so direkt fragen würde, dachte er nicht. Aber er beschrieb ihm, wie er den Tag wahrgenommen hatte und, was das Ritual für ihn bedeutete. Es fühlte sich gut an, diese Erfahrung so mit ihm zu teilen, ihm davon zu erzählen und zu sagen, wie abwesend er sich fast den ganzen Tag fühlte. „So ähnlich habe ich mich gefühlt, als wir von Japan nach Hause kamen, ziemlich lange sogar, nicht traurig, aber abwesend und einsam“, ging Marik auf die Erzählungen ein. Auf die Frage, ob er auch schon in diesen Räumen gewesen war, schüttelte er den Kopf. „Ich habe nichts, womit ich Kontakt aufnehmen will oder… von dem ich mich verabschieden will“, bedachte er noch die Erfahrung, die ihm soeben nähergebracht wurde. Stille trat ein. Bakura wurde klar, dass er und Marik ganz anders zu ihren alten Situationen standen. „Sag… wie geht es dir eigentlich, seit dein… böses Ich nicht mehr da ist?“, fragte nach einer Weile, denn ein bisschen genoss er die Stille sogar. Mariks Miene zerfiel regelreicht, dass Bakura sich beinahe beim Anblick erschreckte, ihm war sofort bewusst, dass er etwas Falsches gesagt hatte, dass er ihm zu Nahe trat und das wollte er am liebsten umgehend wieder gut machen, doch Marik antwortete. „Ich… habe ständig Angst“, sagte er leise und sah dabei zur Seite. Er presste die Lippen fest aufeinander. Eigentlich wollte er gar nicht daran denken, geschweige denn darüber reden. Darüber reden machte es nur realer, echter und angsteinflößender. Er verbrachte so viel Zeit damit, zu verdrängen und wenn er es nicht schaffte, lag er zusammengekauert in seinem Bett und wehrte sich gegen die Traurigkeit, gegen die Angst, die ihn immer wieder überkam und in einen tiefen Abgrund zog. „Lange Zeit hatte ich Angst davor als Konsequenz, dass ich meinem Hass die Möglichkeit gegeben habe, sich selbstständig machen, selbst ins Reich der Schatten wandern würde, wenn…“, Marik begann zu erzählen, aber stockte. Er sah klamm in die Ferne, ballte seine Fäuste auf dem Mäuerchen und sprach dann abgebrochen weiter: * „… ich irgendwann sterbe… aber heute wünsche ich mir, dass es so wäre, weil ich dann zumindest noch ein Bewusstsein hätte. Weil ich… dann noch wäre…irgendwo… irgendwann“ Fragende braune Augen starrten den Älteren an. Wie meinte er das? Er hatte doch jetzt stets sein Bewusstsein und warum sollte das Reich der Schatten plötzlich so ein wünschenswerter Ort sein. Dieser Unklarheit machte er Platz und fragte Marik, was ihn verwirrte. „Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod. Was Isis da vehement versucht zu beweisen ist doch Schwachsinn, sonst hätte sie doch schon lange Erfolg…“, sagte er und ging dabei in die Knie. Bakura konnte ihm ansehen, wie schwer er mit sich kämpfte, die Worte auch nur auszusprechend. Er lehnte sich zu Marik hinunter und legte eine Hand auf seine Schulter. „Und was glaubst du, was dann passiert?“, fragte Bakura eine vielleicht naiv klingende Frage, aber er konnte sich nicht vorstellen, was Marik meinte. Er hatte sich selbst noch nie intensivere Gedanken darüber gemacht und dachte mehr an Dinge, die momentan auf ihn einwirkten. Ab und zu lebte er in der Vergangenheit, aber die Zukunft schien ihn noch nicht stark zu berühren. Bis zu diesem Augenblick. „Nichts“, sagte Marik knapp und kauerte sich immer mehr zusammen. Er hatte diese Angst noch nie jemandem mitgeteilt, aus Sorge, jemand Anderen mit in sein Loch zu ziehen, aus dem er sich schon viel zu lange holen wollte, aus dem ihn niemand ziehen konnte. „Aber… ich möchte nicht… dass du… ich will nicht, dass es dir geht wie mir“, stotterte er und merkte dabei gar nicht, dass sich Bakura direkt neben ihn setzte, ganz nah an ihn ran. Er spürte nur eine angenehme Wärme, die den Moment, so sehr diese aussichtslosen Gedanken gerade auf ihn einhagelten, etwas wohler fühlen ließen. „Du kannst mir davon erzählen, ich habe keine Angst davor“, sagte Bakura sachte und nahm Mariks Hände in seine. Der Ältere hob den Kopf vorsichtig und spürte eine gewisse Geborgenheit als sich ihre Blicke trafen. Bakura war so eine sanfte und ruhige Persönlichkeit, dass er seinen Schatten überspringen wollte. „Ich hab Angst davor, dass es ist wie schlafen ohne Träume, nichts, Dunkelheit, keine Gedanken, keine Erinnerungen, kein Bewusstsein, das Ende der Existenz, nicht einmal das Gefühl, jeden Moment aufwachen zu können, einfach nichts, es ist Schwarz und nichts passiert mehr, nichts wird gedacht, ich kann mich an nichts erinnern und weiß nicht einmal, dass nichts ist…“, Marik verstummte nachdem er sich ein paar Mal wiederholte, immer dunkler in ihrer Ausführung wurde und seine tiefste Angst im kleinsten Detail beschrieb. Dabei wurde er immer leiser. Bakura schluckte und lockerte fast automatisch den Druck auf Marik Händen, als würde ihn die Kraft verlassen. Diese Vorstellung, musste er gestehen, war nicht besonders schön und ließ seine Gedanken sofort rasen. Das Einzige, an das er dachte, was realistisch für ihn wirkte, waren Geister, die umherschwirrten, aber warum taten sie das? Und was passierte mit ihnen, wenn sie das erledigt hatten, was sie taten? Ihm wurde unwohl, aber in Panik zu verfallen war auch keine Lösung. Er atmete rief ein. „Ich glaube… das passiert nur… wenn du bereit dazu bist“, augenblicklich wunderte er sich selbst, wie schwach seine Stimme klang und so erhöhte er wieder den Druck auf Marik Hände um ihm zumindest damit zu zeigen, dass er da war, wenn seine Stimme es schon nicht schaffte. „Ich werde nie bereit sein, alles aufzugeben, aufzugeben zu denken und mich an Dinge erinnern, auch wenn die Mehrheit davon nicht erinnerungswürdig ist… was, wenn ich gezwungen werde, was wenn es einfach aus ist und dann kommt einfach nur nichts? Elende Leere ohne zu wissen, dass es nichts ist ohne weiter sehen oder denken zu können“, Marik biss sich auf die Lippen, seine Finger lockerten sich kurz, aber nur um die Position zu ändern, er krallte sich nun krampfhaft in seine Beine. „Ich will einfach, dass diese Gedanken aufhören, die mich immer weiter in dieses Loch ziehen“, sagte er. Bakuras Hände versuchten Mariks Finger davon abzuhalten, vielleicht auch noch Löcher in die Hose zu kratzen und sich dadurch zu verletzen. Er hob die Hände an und drückte sanft mit seinen Daumen auf die Handrücken des Anderen. „Du solltest das Hier und Jetzt genießen, sterben kommt von ganz alleine, wir sollten uns auf jetzt konzentrieren“, wollte er den Fokus zumindest in diesem Gespräch ändern. Er wusste, dass einfache Worte eine so tiefliegende Angst nicht beseitigen konnten, aber irgendetwas musste er doch sagen, nicht wahr? „Und was, wenn das alles morgen schon nicht mehr ist? Wenn im nächsten Augenblick alles vorbei ist? Wenn ich nicht einmal mehr an meine Schwester denken kann oder Rishid… oder… oder dich?“, fragte Marik unter Tränen, die er nicht mehr unterdrücken konnte. Bakura nahm den Ägypter sofort in den Arm und drückte ihn fest an sich. „Dann wird dein Bewusstsein nicht einfach weg sein, deine Seele wird sich erinnern und du wirst auf andere Art und Weise existieren.“ Kapitel 16: Panik ----------------- Die Tür zu dem Zimmer, das sich Bakura und Ototgi teilten, ging langsam auf. Der Schwarzhaarige saß auf seinem Bett und beantwortete Nachrichten auf seinem Handy, sodass er Bakura erst nur eines kurzen Blickes würdigte. „Hi“, sagte er leise zu ihm, tippte noch fertig, sendete die Nachricht ab und setzte sich dann aufrecht hin nur um zu erkennen, wie niedergeschlagen der Weißhaarige die Tür hinter sich zu fallen ließ. „Bakura, was ist los?“, fragte Otogi verdattert. „Er hat...“, begann der Angesprochene, doch verstummte wieder. Stark unterdrückte er, seinen Gefühlen zu unterliegen, was Otogi ihm dennoch ansah. Schnell sprang dieser auf und eilte zu seinem Zimmerpartner und fasste ihm mit der linken Hand auf die Schulter und hob mit der rechten sein Gesicht hoch indem er sanften Druck auf Bakuras Kinn ausübte. „Was hat er dir angetan?“, fragte er sofort vorwurfsvoll – nicht Bakura den Vorwurf machend, sondern Marik – und sah ihm ernst in die Augen, auch wenn er das Gefühl hatte, dass Bakura direkt durch ihn durchsehen würden. Bakura schüttelte den Kopf. „Er hat nichts getan… er hat nur… geredet“, murmelte er vor sich hin. Der Blick in seinen Augen war verloren, freudlos, leer. Bakura spürte wie die Panik in ihm hochstieg und mit seiner Rückhaltung war es vorbei. Erst biss er sich auf die Lippen, doch dann liefen ihm bereits die Tränen über die Wangen. Er hatte Marik so aufmunternde Worte gesagt, doch durch die Gedanken, die der Ägypter mit ihm teilte, wurde er einfach vollkommen aus der Bahn geworfen, immer und immer wieder kam dieses Gefühl der Aussichtslosigkeit wieder, die auch Marik beschrieben hatte, die Angst, dass es einfach nur schwarz war. Vielleicht hätte er an einem anderen Tag besser damit umgehen können, doch an diesem Tag war einfach zu viel passiert, zu viele Gefühle und Empfindungen prasselten auf ihn ein und dann kam auch noch diese tiefsitzende Angst von Marik, die ihn nun den Verstand zu verlieren drohten. Ruckartig klammerte er sich an Otogi und dieser drückte ihn reflexartig näher an sich ran. Er legte die Arme um ihn. Etwas verwundert ließ er die Situation geschehen, auch wenn er wissen wollte, was vorgefallen war, so wusste er, dass Bakura zuerst einmal zur Ruhe kommen musste. „Wir haben die ganze Nacht Zeit, du kannst mir alles erzählen, was du willst, ich werde dich so lange halten, wie du mich brauchst und wir können einander auch einfach nur anschweigen, solange es dich besser fühlen lässt“, sagte Otogi leise. Sanft hob Bakura den Kopf, seine Augen waren glasig, die Wangen voller Tränen und der Blick so verwirrt und hilflos. Ihm ging die ganze Unterhaltung mit Marik durch den Kopf, er hatte so stark geantwortet, doch die Worte des Ägypters hatte ihn wirklich hart getroffen. Er presste die Lippen zusammen, denn er wollte etwas sagen, wollte aber nicht als schwach dastehen, allerdings wusste er auch, wenn er sich jemanden nun öffnen würde, dann war es er Otogi, immerhin lehnte er gerade heulend in seinem Arm, so viel schlimmer konnte er nicht mehr werden. Außerdem schaffte es der Andere es einfach, dass Bakura sich wohl und nicht verurteilt vorkam, anders als Jonouchi, der ihn doch mit schiefem Blick und direkten Aussagen bombadiert hatte, es machte ihm nichts aus, weil er selbst wusste, dass sein Geisteszustand gerade nicht der beste war, aber Otogi gab ihm das Gefühl, dass er nicht komplett verrückt war und, dass alles irgendwo in Ordnung war und so gab er sich einen Ruck und erzählte von Mariks Ängsten. In der Zwischenzeit hatte sich die Umarmung gelöst. Bakura sah mehr zu Boden, als in Otogis Gesicht, aber konnte halbwegs klar erzählen, was ihm am Herzen lag. „Du hast ihm genau das richtige gesagt“, sagte Otogi und lächelte sanft, was Bakura nicht sah, sein Blick fixierte weiterhin den Boden. „Aber… was ist… wenn…“ er konnte nicht aussprechen, denn Otogi setzte seine Hand an Bakuras Kinn ab und zwang diesen somit sanft, ihm doch in die Augen zu sehen. Sachte wischte er mit dem Daumen ein paar überbliebene Tränen weg. „Du solltest doch nur zu gut wissen, dass es nicht einfach vorbei ist, du magst dich in deinem nächsten Leben sehr wahrscheinlich nicht mehr an das hier erinnern, aber deine Seele wird es und wenn du irgendwann soweit bist, komplett loszulassen, dann wirst du in diesem Zustand einfach nur glücklich und komplett frei von Sorgen sein“, versuchte er irgendwie ein Lächeln in Bakuras Gesicht zu zaubern. „Und was, wenn ich nicht vergessen will?“, fragte Bakura. Otogi überlegte kurz und zuckte dann mit den Schultern. „Dann wirst du es nicht“, sagte er einfach mit einer Selbstverständlichkeit, die Bakura dann doch zum Lächeln zwang. „Genieße einfach das Hier und Jetzt, mit mir… und den anderen, deine Einstellung ändert sich bestimmt mit der Zeit, außerdem lernen wir immer mehr dazu, vielleicht entdecken wir eines Tages das Geheimnis des Lebens und sind live dabei“, versuchte Otogi den Jüngeren irgendwie aufzumuntern. In diesem Moment wurde ihm klar, wie tief Marik in einer Depression zu stecken schien und hoffte, dass er Bakura gerade nicht mit hineingerissen hatte. Bakuras Anspannung lockerte sich etwas. Den letzten Abschied vom Ringgeist hatte er auch noch nicht richtig verarbeitet, da wurde schon das nächste erschütternde Thema auf ihn losgelassen, doch der Schwarzhaarige strahlte so eine Ruhe aus, dass er zumindest wieder die Energie hatte, sich zu fassen. „Danke Otogi-san“, flüsterte er. „Danke, dass du mir zuhörst und mich so geborgen fühlen lässt“; sagte er leise und sah in die smaragdgrünen Augen, in denen er bereits einmal drohte, sich zu verlieren. „Das ist doch nicht der Rede wert“, sagte sein Gegenüber und lächelte ihn freundlich an. Auch Bakura lächelte, allerdings weit verlegener als der Andere. Ihm war die Situation schon sehr unangenehm, zumal er selten so die Fassung verlor, schon gar nicht, wenn jemand um ihn war. Zwar konnte er seine Gedanken nun noch nicht sortieren und fühlte sich immer noch ziemlich niedergeschmettert, aber Otogi und die anderen zu haben, ließ ihn zumindest optimistisch auf die nächsten Tage und schließlich die Zukunft blicken. „Ich glaube, ich will einfach nur schlafen“, sagte er mit einem Seufzer, der unterstrich wie erledigt er nach diesem Tag war. Otogi löste sich langsam von ihm und gab ihn den Raum, den er brauchte. Die beiden machten sich schnell fertig fürs Bett, Otogi zog sogar ein Shirt drüber und als er sich zu seinem Bett begab, hielt Bakura ihn davon ab indem er ihm beim Vorbeigehen an der Hand nahm. „Würdest du… nein… das ist dumm, bitte vergiss es“, sagte er und ließ die Hand wieder los. Otogi sah verwundert zu Bakura und nahm seine Hand wieder. „Nichts ist dumm, ich würde bestimmt gerne, worum geht es?“, fragte er, dass Bakura sich verlegen am Hinterkopf kratzte. „Ich möchte nicht… alleine schlafen“, murmelte er verlegen, sodass Otogi verstand, was worum es ging. Ohne es weiter zu kommentieren ging er mit Bakura zu dessen Bett. Wortlos schlüpften sie unter die Decke. Otogi legte sich auf seine linke Seite, während Bakura sich auf seine rechte legte, dass er sein Gesicht an die Brust des Größeren drücken konnte. Otogi legte sein Kinn auf Bakuras Kopf und bemühte sich langsam zu atmen, was ihm nur bedingt gelang. Mehr Probleme hatte er mit seinem Herzschlag, dieser wurde immer schneller, erst recht als er seinen Arm um Bakura legte und dieser sich näher an ihn ran schmiegte. Vorsichtig richtete der Kleinere den Kopf nach oben und hauchte dem Anderen ein sanftes „Danke“, entgegen. Otogi sah zu ihm hinunter, ein bisschen Licht kam noch durch die Fenster ins Zimmer, dass er tief in Bakuras Augen sehen konnte. Das Herz wollte ihm in diesem Augenblick sofort aus dem Hals springen, doch er hatte sich unter Kontrolle und so entschied er sich, statt einer impulsiven Aktion, die er am nächsten Morgen bereut hätte, einfach dazu, nichts zu tun. Bakura lehnte sich wieder an seine Brust und schlief sogar bald darauf ein. Otogi genoss einfach die Nähe des anderes und nachdem sich sein Herzschlag beruhigte, fand er auch noch Schlaf. Kapitel 17: Spaß ---------------- Die ersten Sonnenstrahlen gingen an Bakura komplett vorbei. Normalweise ließ er sich durch so etwas wecken, allerdings war die lange Nacht und die wohlige Geborgenheit, die er in diesem Moment spürte Grund dafür, dass er erst viel später als sonst ein Auge auftat. Bei dieser Gelegenheit erblickte er sofort den Schwarzhaarigen, so nah bei sich, dass er die Wärme, die von seinem Körper ausging ganz genau spüren konnte. Er sah in Otogis Gesicht, komplett reingewaschen von all dem Make up, makellos, dass Bakura sich fragte, ob es überhaupt normal sein konnte, dass ein Mensch so hübsch war. Es war kein großes Wunder, dass die Mädchen auf der Schule so verrückt nach dem Spielehersteller waren. Er war einfach verboten schön. Bakuras Blick wanderte weiter zum Arm seines Gegenübers, woran er merkte, dass dieser immer noch um ihn geschlungen war. Otogi machte keine halben Sachen. Wenn er sagte, er wäre für ihn da und würde ihn die ganze Nacht halten, dann tat er das auch. Ein Lächeln huschte über Bakuras Lippen. Er musste zugeben, der Vorfall gestern war ihm unangenehm. Die Kontrolle so zu verlieren war alles andere als geplant und in diesem Augenblick mit einem gewissen Abstand betrachtend, war es auch gar nicht mehr der Rede wert, er wusste nicht, warum Mariks Worte ihn so aus der Bahn geworfen hatten. Otogi hatte zu seinem Glück wiederrum die richtigen Worte gefunden, ihn wieder ins Hier und Jetzt zu holen. Bakura hatte dadurch zwar keine Gewissheit über das, was danach geschah, aber er konnte sich gerade jetzt wieder seiner eigentlichen Einstellung widmen. Es war doch egal, was dann war, es war wichtig, dass er die Gegenwart genoss, ein klein wenig für die Zukunft plante und die Vergangenheit entsprechend in Ehren hielt. Bei der Festigung dieses Mantras rutschte er mit einer Hand unter seine Schlafbegleitung und legte den oberen Arm um Otogi um ihn in eine feste Umarmung zu ziehen, welche ihn umgehend aufweckte. „Danke“, hauchte Bakura und ließ langsam wieder locker. Otogis Hand strich sanft durch Bakuras Haar und blieb dann auf seiner Wange liegen. „Nicht der Rede wert“, flüsterte er und richtete sich dann auf. Er streckte sich genüsslich und warf einen Blick auf die Uhr. „Wow, wir haben so lange geschlafen, dass wir wohl als Letzte zum Frühstück kommen“, waren die Worte, die den Augenblick für den Weißhaarigen ruinierten. So gerne hätte er sich noch einmal an den Anderen gekuschelt, doch er hatte recht. Das Frühstück war die wichtigste Mahlzeit des Tages und gerade, weil sie noch so viel Sightseeing vor sich hatten, sollten sie sich schnell mal ranmachen. Die beiden waren auch schnell hergerichtet und am Weg in den Speisesaal. Yugis Frisur gab ihnen sofort zu erkennen, an welchem Tisch sie gleich Platz nehmen würden und zu Otogis Überraschung waren sie doch nicht die Letzten. „Jonouchi kommt gleich“, sagte Honda direkt, der die Frage förmlich aus seinen Augen lesen konnte. Anzu hatte die Jungs geweckt, da sie wusste, dass es gerade bei den Dreien die Zeit übersehen wird. Yugi hatte sich selbst einen Alarm gestellt und konnte der Brünetten bereits fertig gestyled die Tür öffnen. Ein Blick ins Zimmer gewahr ihr aber Bestätigung was die anderen beiden betraf. Honda blinzelte zumindest kurz einmal, aber der Blonde schnarchte noch was das Zeug hielt. „Von euch beiden hätte ich eigentlich auch vermutet, dass ihr eher hier seid“, tadelte Anzu als die beiden sich setzten und nippte an ihrem Kaffee. Bakuras Wangen legten sogleich einen rosa Schimmer auf während Otogi mit den Schultern zuckte. „Die alte Bibliothek wird uns schon nicht weglaufen“, sagte er unbedacht dessen, dass Anzu einen ganz genauen Zeitplan hatte. Ihr Gesichtsausdruck vermittelte aber sogleich ihre Unzufriedenheit, dass sich der Schwarzhaarige schnell auf den Weg machte, sich selbst auch Kaffee zu holen und sich bereits das ein oder andere auf den Teller zu laden. Jonouchi würde ohnehin reinstopfen wie ein Mähdrescher, dass sie auf ihn nicht warten mussten. Im schnellen Essen war er ungeschlagener Champion auch wenn es ihm dafür später im Bus – den sie gerade noch erwischten – eine Weile mich Bauchschmerzen quälte. „War‘s wert, am liebsten würde ich alles essen, es gibt so leckere Sachen“, sagte er zu seiner Verteidigung, als ihm Honda weißmachen wollte, dass langsames und kontrolliertes Essen die Sache vielleicht verhindert hätte. „Du könntest dir ja einen Plan machen, bis wir wieder Heim fliegen haben wir genug Zeit, dass du das Frühstück auf Etappen einteilen kannst und jeden Tag eine andere Kategorie essen kannst“, schlug Bakura vor. Diese Logik wollte Jonouchi nicht ganz verstehen, er mochte ja bereits gewisse Dinge und die wollte er jeden Tag essen, natürlich gab es auch es auch schon was, was ihm nicht schmeckte, aber das konnte der Blonde auf einer Hand abzählen. Außerdem war ja alles inkludiert und er sah es beinahe als seine Pflicht an, dies auch entsprechend zu konsumieren. Umso trauriger fand er es, dass sie das Mittagessen bis jetzt noch nicht auskosten konnten, denn nach dem vergangenen Tag, den sie ganz mit der Ishtar-Familie verbracht hatten, war auch an diesem Tag geplant, unterwegs zu essen. Die Bibliothek von Alexandria beeindruckte die Freunde schon ungemein und auch die anderen Sights, die Anzu an diesem Tag am Plan hatte, waren es absolut wert, aufgestanden zu sein. „Mazaki-san, du würdest auch eine gute Reiseplanerin abgeben“, sagte Yugi mit dem kleinen Funken Hoffnung, dass sie vielleicht doch bleiben würde, doch Reiseplaner waren vermutlich auch ständig unterwegs. „Nur, wenn‘s um meine eigenen Reisen geht“, kicherte die Angesprochene. Ihren Traum würde ihr keiner ausreden können, auch Yugi nicht, auch wenn ihr bewusst war, wie sehr er ihr fehlen würde, auch die anderen. Der Tag war ganz schön lange und das spürte die kleine Reisegruppe direkt in den Füßen. Es war Zeit, ihn gemütlich abzuschließen und so gingen sie dem Wunsch und der Idee von Bakura nach. Dieser hatte mittags vorgeschlagen mit Marik in eine Shishabar zu gehen. Die Getränke waren dort günstig und wenn man draußen sitzen konnte, wurde man gar nicht so vom Rauch belästigt. Die Idee kam sehr gut an, gerade Otogi und Honda schienen sehr neugierig auf diese Art des Rauchens – oder vielmehr des Dampfens – zu sein. Marik hatte Bakura am Vorabend noch davon erzählt und direkt eine Bar seines Vertrauens vorgeschlagen. Auch wenn der erste Eindruck die unterschiedlichsten Gefühle in den Anderen auslöste, so hatten sie rasch einen Tisch auf einer steinernen Terrasse. Es wurde Soda serviert, auch kleine Snacks fanden sich am Tisch wieder und eine große Wasserpfeife mit fruchtigem Tabak sollte konsumiert werden. Als Bakura seinen ersten Zug aus dem hübsch verzierten Schlauch nahm passierte noch nicht viel, außer, dass er erst einmal husten musste. Auch die geübten Raucher mussten sich erst umstellen. Bakura lachte und versuchte es ein zweites Mal. Der Geschmack auf der Zunge war wirklich etwas Besonderes. Außergewöhnlich fruchtig und der Dampf war so viel angenehmer als der erste und letzte Zug, den er vor Jahren an einer Zigarette getätigt hatte. Der Ägypter konnte mit seiner Erfahrung direkt ein paar Tricks zeigen, so formte er Ringe, die von den anderen begeistert beklatscht wurden. Bakura konnte nicht widerstehen und musste den Finger einfach durchstecken und auch berühren, natürlich löste sich der Dampf direkt auf. Er und Marik kicherten und spielten sich gegenseitig öfter den Dampf zu, dass Otogi sogar die Augen verdrehte. Ihm lag der letzte Abend noch in Mark und Bein, Bakura so erlebt zu haben, hat ihm Sorgen bereitet und er hatte alle Schuld auf Marik geschoben, aber an diesem Tag waren sie beide wie ausgewechselt. Jonouchi startete den Versuch, den wohl längsten Zug zu inhalieren und schien tatsächlich kurz vor der Ohnmacht zu sein ehe er eine Dampfwolke auspustete, die für kurze Zeit alle Freunde im Nebel versinken ließ. „Wow, Katsuya, du hast meinen größten Respekt“, sagte der Ägypter, nachdem der Blonde nach der Aktion nur einmal kurz hustete. Die ganze Gruppe lachte. Marik war es gewohnt, Andere mit dem Vornamen anzusprechen und das war für niemanden ein Problem, auch wenn es manchmal etwas verwunderlich und ungewohnt war. Aber warum eigentlich nicht? Sie riefen den Ägypter auch beim Vornamen und immerhin waren sie Freunde und verstanden sich gut. An diesem Tag immer besser. Kapitel 18: Vertrautheit ------------------------ Marik musste sich eingestehen, der Besuch der Japaner war für ihn eine sehr willkommene Abwechslung. Die Nächte alleine waren für ihn zwar weiterhin alles andere als angenehm, aber er kam motivierter aus dem Bett und fand doch öfter Schlaf als in den letzten Monaten. Oft dachte er direkt am Morgen an Bakuras Lächeln und ihm wurde dabei warm um Herz. Augenblicklich musste er selbst auch Lächeln, es brachte ihn sogar soweit, dass er summend im Badezimmer sein Haar kämmte und sein Spiegelbild kaum wiedererkannte. Die Augenringe verschwanden fast gänzlich und auch das Essen fiel ihm leichter. In letzter Zeit zwang er sich dazu, weil er wusste, wie wichtig es war, aber Spaß hatte es ihm schon lange nicht gemacht und ja tatsächlich gab es Tage, wo er darauf vergas, doch darüber hatte seine Schwester einen guten Überblick, sie übernahm dann den Teil, der ihren Bruder zum Essen zwang. Die Besucher unternahmen in den nächsten Tagen immer wieder Touren und Trips zu beeindruckenden Sehenswürdigkeiten. Mal mit dem Bus, mal direkt mit den Ishtars und einmal hatten sie sich sogar Fahrräder ausgeliehen und die nähere Umgebung genauer unter die Lupe genommen. Die meiste Zeit gesellte sich der junge Ägypter dazu während sich seine Geschwister um das Museum kümmerten, das auch noch auf dem Plan stand. Er genoss die Zeit mit seinen neuen Freunden, insbesondere die mit Bakura. Der Weißhaarige strahlte eine solch angenehme Ruhe und Gelassenheit aus, die ihn ansteckte und selbst mit jedem Tag mehr zur Ruhe zu kommen ließ. Er fühlte sich jedes Mal aufs Neue von seinem Lächeln in den Bann gezogen, angezogen von seinen braunen treuen Augen, die ihm mit jedem Blick Sicherheit schenkten, die ihm so fehlte und wenn sie sich unterhielten, waren sie oft gleich auf einer Wellenlänge, er konnte stundenlang mit ihm reden, vertieft und die Zeit vollkommen vergessen. So kam es, dass sie eines Abends alle zusammen einen ganz besonderen Ausflug geplant hatten. Isis berichtete von einem Sternschnuppenschauer, dem Anzu natürlich sofort beisteuerte gemeinsam zu sehen. Mit Decken und etwas Verpflegung ausgestattet kamen die Freunde am Nil an, eine Empfehlung von Isis, die auch eine ganz genaue Idee hatte, wo sie mit den anderen das Lager aufbauen wollte. Ein kleiner Hügel bot Aussicht zur Stadt und die Möglichkeit ohne Lichtbelästigung in den Himmel starren zu können. Nach ein paar eindeutigen Blickaustäuschen schaffte es Yugi, seine Freunde zu überreden, dass er mit Anzu alleine eine Decke teilen konnte. Rishid unterhielt sich an diesem Tag ausgesprochen gut mit Jonouchi und Honda, die auf einer anderen Decke Platz nahmen und sich ausgiebig über verschiedenste Theorien unterhielten. „Es gibt doch wirklich Leute, die heute noch glauben, dass die Welt eine Scheibe ist“, sagte Honda kopfschüttelnd, dass Jonouchi sich räusperte, er war der festen Überzeugung, dass sein alter Herr zu dieser Sorte an Menschen gehörte. Isis nahm neben Otogi Platz. Die beiden unterhielten sich schon eine ganze Weile über die ägyptische Geschichte, die an Otogi immer etwas vorbeizog, doch die junge Frau machte es ihm doch etwas leichter, zu folgen. „Aber irgendwann ist es an der Zeit, dein Leben für dich zu leben, meinst du nicht auch?“, immer noch hörte er aus ihren Erzählungen heraus, dass sich ihr ganzes Leben um den Pharao drehte. „Ich kenne es nur so“; sagte sie. Otogi lächelte. „Vielleicht musst du auch nur jemanden kennen lernen, der dich aus deiner kleinen Vergangenheitswelt rausholt“, merkte der Spieleentwickler an und die Ägypterin sah verlegen zur Seite. Über solch ein Leben hatte sie eigentlich noch gar nicht nachgedacht. Auch wenn in ihrem Leben bereits eine Person aufgetaucht war, die es beinahe geschafft hatte, sie aus ihrer regelrechten Besessenheit rauszuholen. Doch das wollte sie hier in einem unverfänglichen Gespräch gar nicht erwähnen. Marik fragte in der Zwischenzeit den Weißhaarigen über Japan aus. Die Zeit, die er selbst dort verbrachte, bot nicht viel Möglichkeit, sich umzusehen, Sehenswürdigkeiten zu besuchen und viel von der Kultur zu erleben. „In Tokio gibt es ein eigenes Viertel, für Videospiele und es gibt total viele Themen-Cafés“, erzählte Bakura fast schon aufgeregt von Cat-Cafés, Owl-Café, ja sogar Hedgehog-Cafés und Maid-Cafés. Er versuchte all die besonderen Aktivitäten, herauszuheben und versuchte sogar ein bisschen, den Ägypter zu überreden, doch auch mal nach Japan zu kommen. Bakura bot ihm sogar an, bei ihm wohnen zu können in der Zeit, da er ja genug Platz hatte in der leeren Wohnung, wenn sein Vater nicht da war. Ein sanfter Luftzug zog durch Mariks Haar, welches er sich gleich wieder hinters Ohr strich. Für ihn war ein Besuch in Japan alles andere als ausgeschlossen. Auch Bakuras Angebot fand er sehr zuvorkommend. Er wollte bestimmt einmal darauf eingehen. Vielleicht, ja vielleicht würde er endlich einen Entschluss fassen und ins Ausland zum Studieren zu gehen. Aber das war für ihn noch ein großer Schritt, den er mit Bedacht tätigen wollte. Ja so richtig wusste er ja noch gar nicht, was er mit seinem Leben anfangen wollte. Bis zum Besuch der Japaner hing er mehr seinen Gedanken und Ängsten nach, lebte in den Tag und existierte vor sich hin in seinen Schuldgefühlen, die ihm vor allem Yugi in einem Gespräch zu einem großen Teil nehmen oder zumindest besänftigen konnte. Marik konnte die Schuld endlich seinem Vater zuschreiben, der mit zu harter Strenge direkt schon über seine Kinder herrschte. Er war dankbar für seine Geschwister, deren Abwesenheit das ganze wohl noch viel schlimmer gemacht hätte und wer wusste, ob er die Kindheit alleine überlebt hätte. Doch dies alles wollte er hinter sich lassen. Es gelang ihm mal mehr, mal weniger, an diesem Abend jedoch fühlte er sich einfach nur wohl, frei und zufrieden, ein Gefühl, das er schon sehr sehr lange nicht mehr hatte. Und verantwortlich dafür war sein Gegenüber. Bakura saß so nah bei ihm, dass ihre Hände sich beinahe berührten, sein Lächeln ließ sein Herz höherschlagen und der Blick in diese schokobraunen Augen ließ ihm das Hier und Jetzt einfach vergessen. Unweigerlich musste er selbst Lächeln ehe er die erste Sternschnuppe direkt in Bakuras Augen sah. „Ich hab‘ eine gesehen“, rief Jonouchi, sprang auf und deutete wild in den Himmel. Sofort zog er alle Gesichter erst auf sich und dann direkt in den Himmel. Der ersten Sternschnuppe folgten ein Duzend weitere und immer mehr. Es war ein atemberaubender Anblick. „Wünsch dir was“, sagte Anzu leise zu Yugi, der sich sogleich zu ihr umwandte. Erst überlegte er, doch dann war ihm klar, dass es nur eines gab, was er sich wünschte. Er lächelte sanft. Anzu vermutete, dass er sich wünschte, dass der Pharao zurück kam, doch im nächsten Augenblick hatte der Junge mit der wilden Frisur seine Hand in ihren Nacken gelegt und die Brünette in einen zärtlichen Kuss gezogen, der ihr alles verriet, was er sich wünschte. Es wurde gejubelt, gestaunt, ja sogar applaudiert. Auch Marik gab ein „Whoohoo“ zum Besten, denn er hatte bereits in Domino damals fest gedacht, dass die beiden ein Paar waren, Barkura hatte ihm schon bald eines Besseren belehrt. Er freute sich wahnsinnig für die beiden, denn irgendwie – wie alle anderen – spürte er, dass sie eigentlich zusammengehörten. Auch er hatte einen Wunsch, den er am liebsten direkt in Erfüllung bringen wollte, doch etwas in ihm ließ ihn zögern und so rutschte er nur etwas näher an Bakura heran und nahm dessen Hand in seine. Der Blick wurde dann direkt wieder in den Himmel gerichtet. Eine Sternschnuppe folgte der der nächsten. Atemberaubend. So empfand Bakura auch kurz die Geste des Anderen. Langsam sah er zu Marik, der staunend in den Himmel sah. Die Sternschnuppen zogen sanft helle Reflexe über sein Gesicht und spiegelten sich in seinen amethystfarbenen Augen wider. Er verstärkte sanft den Druck auf Mariks Hand und sah dann ebenfalls wieder in den Himmel. Genoss die Nähe, den wunderschönen Anblick und den Hauch an Magie, der in der Luft lag. Kapitel 19: Verlust ------------------- Eine sanfte Brise fuhr durch Otogis Haar, sein Blick wanderte gedankenverloren in die Richtung, in die einzelne Strähnen sich gerade bewegten. Immer wieder sah er vor seinem geistigen Auge das Bild von letzter Nacht, so oft er es auch wegzuschütteln versuchte. Er hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht, war unruhig und fühlte sich so aussichtslos, seinen Gefühlen ausgeliefert, wie er es noch nie war. Es war zum Haare raufen, was der Schwarzhaarige sogar hin und wieder tat. Er strich sich durch sein seidiges Haar, welches an diesem Tag nicht zu einem Zopf zurückgebunden war, nicht einmal dazu verspürte er irgendeinen Drang. Er war nicht er selbst, niemals fühlte er sich je so hoffnungslos. Otogi hatte immer eine Menge Motivation und noch viel mehr Selbstsicherheit, doch dieser eine Mensch hatte es geschafft, ihm all das zu nehmen, mit nur einem einzigen Blick. „Hey, Otogi, komm doch ins Wasser“; rief Honda aus dem Pool an dessen Rand der Angesprochene an einem Tisch saß und seinen Gedanken, seiner Verzweiflung nachhing. Er schüttelte nur den Kopf. Die Gerüchteküche war schnell angeheizt, allen voran natürlich Jonouchi, der seine ganz eigene Theorie hatte, warum der sonst so selbstbewusste Spieleentwickler plötzlich wie eine Trauerweide hier saß. „Isis ist wohl sogar für unseren Würfel Casanova unerreichbar“, stichelte der Blonde, doch Otogi ließ sich davon nicht ärgern, nein, er ärgerte sich über sich selbst, dass er es soweit hatte kommen lassen. Yugi warf in die Diskussion, dass es vielleicht etwas ganz anderes sein konnte, doch Honda steuerte Jonouchi bei. „Er hat den ganzen Abend bei ihr gesessen und als ihr beide zum Rumknutschen angefangen habt, hat er ganz entgeistert in ihre Richtung geschaut“, war Hondas eindeutige Bestätigung und hinterließ auf Anzus und Yugis Wangen massive Rötungen der Scham. Beide sahen verlegen weg. „Das muss euch doch nicht peinlich sein, ich finde das allererste Sahne“, kommentierte Jonouchi die Reaktion und endlich hatte das Thema wieder umgeschwungen. Es ging nun um die Beziehung und Zukunft von Yugi und der Brünetten. Entnervt seufzte Otogi aus und legte seine Hand ins Gesicht, der Blick war auf den Boden gerichtet. Wieder sah er sie vor seinem geistigen Auge. Marik ergriff Bakuras Hand und dieser sah den Ägypter mit einem Strahlen in seinen Augen an, das Otogi bei dem Weißhaarigen noch nie gesehen hatte. Ein Strahlen, welches er selbst um jeden Preis in der Welt hatte erhalten wollen, von ihm, von Bakura. Es fühlte sich wie ein Stich ins Herz an, als er diesen Blick sah, und die Zufriedenheit in Bakuras Gesicht, als dieser nachdem er den Ägypter so ansah wieder in den Himmel sah, die Sternschnuppen beobachtete und seine Hand weiterhin hielt. In einem Augenblick fühlte er sich aus der Situation gerissen, in ein tiefes Loch aus dem er in diesem Moment nicht herauskonnte. Den Gnadenstoß versetzte Bakura dem Schwarzhaarigen mit der Frage, an Marik gerichtet, ob dieser mit ihm morgen einen Ausflug alleine machen würde, er hätte eine besondere Idee. Die verliebten Blicke, die Verlegenheit, es riss Otogi nur noch tiefer, doch er behielt seine Kontenance, bis zu dem Moment, wo er sich endlich im Bett wiederfand. Er starrte verzweifelt an die Decke und drohte zu zerbrechen. Immer wieder sah er Bakuras Gesicht, wie er ihn ansah, anders als er Marik ansah und direkt diesen Moment, den die beiden anderen teilten. Aber das alles brachte nichts. Er wusste, er konnte nicht stundenlang, ja vielleicht tagelang hier am Pool sitzen und Trübsal blasen. Langsam stand er auf, seine Freunde freuten sich schon darüber, dass er nun zu ihnen kommen würde, doch nein, er würde bestimmt nicht in den Pool gehen. Weiterhin mit starker gedrückter Stimmung hob er den Arm und machte den Anderen klar, dass er auf sein Zimmer gehen würde. Angespannt strich er sich sein loses Haar nach hinten und ging zügig zu seinem Ziel. Gerade im Zimmer angekommen, trat er zu seinen Jeans, die feinsäuberlich über einer Sessellehne hingen und fummelte sein Zigarettenpäckchen heraus. Gekonnt holte er eine der Nikotinstangen aus dem Päckchen, steckte es sich an den Mund und zündete sie an um rasch einen beruhigenden Zug davon zu nehmen. Wie sonst auch lehnte er sich mit den Armen an das Geländer des Balkons und sah in die Ferne. Bakura war bereits am Morgen von dem Ägypter mit dessen Motorrad abgeholt worden. Der Weißhaarige war wahnsinnig aufgeregt, erst zögerte er, als es darum ging, den Helm aufzusetzen und schließlich auf das Fahrzeug zu steigen. Nach einer kurzen Phase der Überwindung saß er aber sicher hinter Marik, schlang seine Arme um ihn und legte seinen Kopf an dessen Rücken. „Ich vertrau dir“, hatte er gesagt und schon setzte der Ägypter die Maschine in Bewegung. Laut brummte der Motor auf und weg waren sie. Otogi blieb mit den Anderen zurück, die den beiden noch nachwinkten und direkt ausmachten, doch an den Pool zu gehen. Es war warm, sogar im Februar, nicht besonders heißt, aber das Wasser wurde auch beheizt und sie alle hatten ja Schwimmsachen mitgenommen. Eher abgeneigt wechselte auch Otogi in seine Badeshorts, warf sich ein Handtuch über und ging dann hinunter, wo er eine Weil auf dem Sessel verbrachte, den er gerade verlassen hatte, um nun doch wieder am Balkon seines Zimmers genüsslich Rauch zu inhalieren. Er dachte auch gleich an den Tag, als sie in dem Lokal mit den Wasserpfeifen waren. Marik und Bakura hatten sich so gut verstanden, dass er einfach nur hoffte, dass ihm der Andere helfen konnte, die Erfahrung geben konnte, die er suchte, doch, dass sich das ganz so weit entwickeln würde, in so kurzer Zeit, das hatte er nicht geahnt. Die erste Zigarette war schnell weggeraucht und eine zweite legte sich an Otogis Lippen, welche sogleich die Flamme küsste, Glut entstand und der erste Zug wurde augenblicklich inhaliert. Eine Weile stand er so am Balkon, rauchte und versuchte sich aus seinem Tief zu holen, doch es wollte ihm nicht so ganz gelingen, auch wenn es für ihn das einfachste war, was er von anderen verlangte. Zumindest dachte er das. „Wie kann mir das nur passieren“, fragte er sich selbst und schüttelte den Kopf über seine Dummheit. So vielen Mädchen hatte er bereits den Kopf verdreht und diese in dieselbe Lage verfrachtet, in der er nun steckte und drohte daran zu ertrinken. Sofort hatte er ein schlechtes Gewissen, er wusste ja nicht, wie es war. Wie schrecklich es sich im ganzen Körper anfühlte, wie hart der Aufschlag am Boden der Realität war, wie schmerzlich sich sein Herz dabei anfühlte und wie sehr er es rausreißen wollte um es damit aufhören zu lassen. Wie sehr es alle Energie einvernahm, ihn schwächte und so aus alles Wolken riss. Wie angsteiflößend es war. Hoffnungslos verliebt zu sein. Kapitel 20: Freiheit -------------------- Bakura drückte sich fest an den Rücken des Ägypters, er schloss sogar die Augen, denn er musste sich eingestehen, so ganz geheuer war ihm die Aktion nicht. Das Motorrad hatte binnen Sekunden eine nicht verächtliche Geschwindigkeit aufgebaut und Marik schwang sich galant durch den Straßenverkehr, doch dem konnte Bakura noch nicht ganz folgen. Erst musste er sich an diese Art der Fortbewegung gewöhnen, auch wenn es vom System her nicht so anders war, wie Fahrradfahren und das hatte er drauf. Nein, Motorradfahren war ganz anders, es war schneller, lauter und gefährlicher, außerdem hatte er aktuell absolut keine Kontrolle über das Fahrzeug an sich. Er musste Marik absolut vertrauen und das tat er auch, sonst wäre er nie aufgestiegen. „Wo fahren wir überhaupt hin?“, fragte Marik und Bakura war ganz überrascht, dass der die Stimme des Anderen in seinem Helm hören konnte. Eines der wenigen Dinge, für die sich Marik in den letzten Monaten begeisterte war sein Motorrad und die Ausstattung. Die beiden Helme waren via Bluetooth verbunden und die beiden konnten so ganz normal miteinander reden. Bakura machte die Augen auf, sie waren bereits aus der Stadt raus und fuhren eine Landstraße entlang. „Wow“, war seine erste Reaktion noch bevor er auf die Frage antworten konnte. Marik lächelte, denn er hatte das Gefühl, dass Bakura nun genau das spürte, das er das erste Mal vernahm, als er auf einem Motorrad gesessen hatte. Freiheit. Lockerheit. Grenzenlosigkeit. „Ich ähm, sorry, ich würde gerne ins Tal der Könige fahren“, sagte Bakura und verwunderte Marik. Doch im Gegenzug zu seinem Vertrauen ihm gegenüber, wollte er nun Bakura vertrauen, der in diesem Augenblick vollkommen mit dem ersten richtigen Gefühl der Überwältigung beschäftigt war. Bakura spürte den Wind an sich vorbeipreschen, seine Haare schleuderten hinter ihm wie verrückt und schlugen immer wieder an seinem Rücken auf. Es war unglaublich, auch wenn er weiterhin einen gewissen Respekt vor der ganzen Situation hatte, immerhin war er immer noch nicht in Kontrolle des Fahrzeuges und so ganz wollte er das auch gar nicht sein. Er genoss einfach die Fahrt und bereitete sich innerlich darauf vor, was er für Marik geplant hatte. Eine kleine Papiertüte hatte er zuvor in einer der Seitentaschen verstaut, das sollte alles sein, was er dann brauchen würde. Die Fahrt war fast zu schnell vorbei, da stiegen die beiden schon von dem Motorrad ab und verstauten die Helme sicher an der Maschine. Bakura zog seine Tüte aus der Seitentasche und umarmte Marik daraufhin. „Das war wahnsinnig cool“, sagte er ganz aufgeregt während Marik überrascht aber erfreut die Arme um ihn legte. Kurz verweilten sie so. Bakura spürte, wie weich seine Knie waren, wusste aber nicht recht, ob es von der Fahrt oder etwas Anderem kam. Der Adrenalinspiegel war auf jeden Fall massiv angestiegen. „Ich würde gerne mit dir da reingehen und… dieses Ritual machen, das Isis mit uns durchgeführt hat“, erklärte Bakura endlich seinen Plan. Marik löste die Umarmung langsam und sah fragend in die schokobraunen Augen. Er fühlte sich plötzlich unwohl. Sofort kam die Angst in ihm hoch, dass diese manifestierte Gestalt, die so viel Leid verursacht hat, wieder über ihn steigen könnte. „Warum sollte ich meine böse Seite noch einmal sehen wollen?“, fragte er unsicher, doch Bakura schüttelte den Kopf. „Die sollst du auch gar nicht wiedersehen“, sagte Bakura mit einem sanften Lächeln und verwirrte Marik noch mehr. Ja was sollten sie dann hier? Mit diesem Ritual, mit dem Isis Kontakt mit dem Pharao aufnehmen wollte, das ja nicht einmal funktioniert hat. Doch dann erinnerte sich daran, was Bakura ihm vor ein paar Tagen erzählt hatte. „Ich will mit auch nicht von ihm verabschieden“, sagte er etwas patziger, doch Bakuras Lächeln blieb aufrecht. „Nicht von ihm, aber von deinen Ängsten“, offenbarte Bakura endlich sein Geheimnis, dass Marik die Augenbrauen hob. „Wie soll ich mich von meinen Ängsten verabschieden?“, fragte er ungläubig. Er fragte sich in diesem Moment echt, was in den Anderen gefahren war. Doch der legte auch schon los mit etlichen Erklärungen. Erzählte, was er bei Yugi beobachtet hatte und ging noch einmal genauer auf sein Erlebnis ein. Außerdem setzte er dabei seinen unschuldigen Blick gekonnt ein, um Marik dazu zu bringen, zumindest einmal reinzugehen. Bakura hatte dies auch bereits in einer freien Minute mit Isis besprochen und holte somit als erstes ihre Genehmigung aus der Papiertüte, die er vor Eintritt einer Sicherheitskraft übergab. Marik staunte nicht schlecht. „Du hast dir echt Gedanken gemacht hm?“, fragte er worauf er ein stolzes Nicken erhielt. Besonders viel hielt er selbst noch nicht von der Idee, er konnte sich das nicht vorstellen, ihm fehlte der Weitblick, oder war es Vertrauen? Er vertraute Bakura, doch das hier war ein Raum, ein Ritual, eine Welt der er abgeschworen hatte, mit der er eigentlich nichts mehr zu tun haben wollte. Der Weißhaarige spürte schon, dass er den Ägypter noch nicht überzeugt hatte und so nahm er ihn an der Hand, lächelte ihn entzückt an und zog ihn durch die verwirrenden Gänge, die Marik schon die Sorge bereiteten, dass sie hier wohl nie wieder rausfinden sollten. Er fragte sich aber auch, wie Bakura hier so zielstrebig durchgehen konnte und einen jahrelang, ja sogar jahrhundertelangen versteckten Raum ohne Probleme fand. Als Bakura stehen blieb, wurde ihm klar, dass sie angekommen waren. Es war tatsächlich sehr verschachtelt hier drinnen und auch Marik wurde bewusst, dass man hier noch nicht alles entdeckt hatte, was hier alles versteckt war. Wahrscheinlich waren die unterschiedlichen Tempel sogar alle irgendwie miteinander verbunden Der Ägypter spürte die Kälte auf seiner Haut, doch Bakuras Hand hielt ihn innerlich warm. Er konnte einen zufriedenen Gesichtsausdruck gar nicht verweigern und so wollte er sich einfach darauf einlassen. Gerade recht. Bakura trat mit ihm in den letzten Raum, in den Raum, wo er in tiefer Andacht Abschied von dem Ringgeist genommen hatte. Es fühlte sich an diesem Tag auch ganz anders für ihn an, nicht mehr so klamm und fremd, er konnte das hier viel offener annehmen und so ging er mit Marik genau die Schritte durch, die Isis mit ihm gemacht hatte, nur dass er bleiben würde, er wollte bei Marik bleiben, seine Hände halten und ihm helfen. „Ich habe keine Angst“, sagte Marik schließlich nachdem er seine Augen geschlossen hatte und das alles auf sich wirken ließ. Je näher sie zuvor diesem Raum gekommen waren, desto betroffener und bedrückter fühlte er sich. Seine Stimme klang schwach, dass Bakura direkt den Druck auf seine Hände verstärkte. „Hilflosigkeit…“, sagte Marik nun mit festerer Stimme. Er wusste auch nicht, warum er es so sagte, wie er es tat. Sie hatten nicht besprochen, wie genau das ablaufen sollte, aber etwas in ihm drängte ihn dazu, auszusprechen, was ihm Angst bereitete. Ein Wort nach dem anderen überwand Mariks Lippen und mit jedem fühlte er sich ruhiger, sicherer. Als würden die Gefühle aus ihm dringen, um sie herumschweifen und sich auflösen. Bakura spürte, wie viel Kälte erst von Marik ausging, welche nun immer mehr schwand. Wärme breitete sich in Mariks Inneren aus. Er spürte, wie ein wohliges Gefühl immer stärker wurde und die schlechten Gefühle verdrängte. Auch wurde ihm bewusst, dass ihm dieses Ritual tatsächlich half, aber er wusste auch, dass es nicht die alleinige Lösung für seine Probleme war, es war ein Anfang, ein Start, mit der Bewältigung zu arbeiten und genau dies war Bakuras Ziel. Er wollte, dass Marik durch das hier die Möglichkeit hatte, an sich, seinen Ängsten und Problemen zu arbeiten. Damit zu beginnen und nicht wieder in seinem schwarzen Loch versank. „D…Danke Ryou“, sagte der Ägypter mit zittriger Stimme. Er konnte nicht so ganz begreifen, was gerade geschehen war, aber er fühlte sich das erste Mal seit langem einfach nur gut und wohl und das wegen Bakura. Frei. Kapitel 21: Abschied -------------------- Die letzten Tage vergingen für die Japaner viel zu schnell. Der Ausblick, wieder zurück zur Schule zu müssen, verdarb vor allem Jonouchi ordentlich die Laune, als sie beim letzten Frühstück saßen. Die Koffer waren gepackt, dicke Jacken hingen über diesen in den Hotelzimmern und warteten darauf, in der Heimat wieder übergezogen zu werden, denn in Japan war es kalt, wie es im Winter nun einmal üblich war. „Also wenn wir heimkommen, haben wir noch das Wochenende, das kannst du ja noch genießen“, warf Anzu ein, die eng an Yugi gekuschelt saß und ihm von ihrem Brötchen abbeißen ließ. Sie hatte eine neue Marmelade entdeckt, einer für sie besonders exotischen Frucht, sauer und süß zugleich, das musste der Andere einfach kosten. Otogi verdrehte kaum merkbar die Augen, sah dann zu Bakura, der zufrieden von seiner heißen Schokolade trank. In den letzten Tagen hatten sie wenig Zeit alleine und wenn doch, erzählte er meistens über Dinge, die er mit Marik erlebt hatte und auch wenn er das alles gar nicht hören wollte, so hörte er zu. Denn eines konnte er klar und deutlich erkennen. Der Ägypter war keinen weiteren Schritt gegangen oder traute Bakura es sich nicht auszusprechen? Das glaube er eigentlich nicht, der Jüngere war nie besonders bedacht auf das, was er sagte. Er war immer ehrlich und sagte frei raus, was ihm auf dem Herzen lag und so hatte der Schwarzhaarige auf seine eigene Art und Weise Gewissheit, dass er noch genauso unschuldig war, wie an dem Tag als sie hier ankamen. „Ich freu mich schon auf Zuhause, auch wenn ich Marik sehr vermissen werde“, sagte Bakura über den Rand seiner Tasse, erst mit einem erfreuten, dann gedrückten Gesichtsausdruck. Und da war es wieder, dieses Gefühl, das Otogi die Luft zum Atmen nehmen wollte. Wie konnte er nur so dumm sein? „Also ich kann euch sagen, worauf ich mich auf jeden Fall nicht freue, etliche Stunden im Flugzeug“, seufzte Honda und die Anderen stimmten mit ein. Sie würden zu Mittag wegfliegen und erst am nächsten Tag am Nachmittag zuhause ankommen. „Den Tag werde ich ausschließlich im Bett verbringen“, prophezeite Jonouchi schon und die Anderen lachten. Auch Yugi konnte sich nicht vorstellen, dass er noch viel machen würde. Bestimmt musste er seinem Großvater noch bei der ein oder anderen Sache helfen, aber das wäre es für den morgigen Tag. „Aber wir müssen uns schon am Wochenende dann treffen“, maulte Anzu und sah in die Runde um auf Zustimmung zu stoßen. „Also mich seht ihr dann am Montag in der Schule wieder“, sagte Otogi brühwarm, die Anderen sollten tun, was sie wollten, er brauchte nun einmal etwas Abstand, begründete diesen aber nicht. Auch wenn die Anderen das bedauerten, ausgeschlossen von Jonouchi, der bereits einen frechen Spruch auf den Lippen hatte, was Isis betraf. Diesen konnte Otogi aber mit einem Lachen abwinken. Er nahm aber das Angebot an, dass dies sein Grund für seine Stimmung in den letzten Tagen war. „In Japan warten eine Menge hübsche Mädchen auf mich, warum sollte ich hier dieser lieben Frau das Herz brechen“, sagte er wieder mit dem von ihm gewohnten Selbstvertrauen. Bakura seufzte und verlor sich schließlich in seiner Tasse heißer Schokolade, die in der Zwischenzeit sogar leer war. „Solang du meine Schwester weiterhin rauslässt, ist das für mich in Ordnung, ach ja und bei Mazaki-san wirst du auch nicht mehr landen können“; lachte der Blonde und zauberte dem Pärchen ein weiteres Mal einen roten Schimmer um die Wangen. „Keine Sorge“, versicherte Otogi und sah auf die Uhr, die direkt hinter Jonouchi hing. Es war Zeit, sie sollten sich langsam auf den Weg machen. Der letzte Schluck Kaffee wurde hinuntergekippt, Honda und Jonouchi stopften sich noch etwas Süßes in die Münder und die Reise nach Hause sollte losgehen. Die Prozedur am Flughafen war die übliche. Einchecken, dabei die Koffer abgeben und dann sich vor Ort noch die Zeit vertreiben. Genauso wie sie sie abgeholt hatten, hatte es sich die Familie Ishtar nicht nehmen lassen, ihre Gäste zum Flughafen zu bringen, einen letzten Kaffee oder Tee mit ihnen zu trinken und natürlich sich zu verabschieden. „Danke, dass ihr uns diese ganzen Tage ertragen habt und so tolle Sachen mit uns unternommen habt und uns vom Flughafen geholt und wieder hergebracht habt“, bedankte sich Anzu stellvertretend für die ganze Gruppe und sie verneigten sich alle förmlich. Die Danksagung wurde abgewunken, das war doch alles selbstverständlich und war ihnen allen ein Vergnügen. Isis freute sich sehr über die Chance, die sie mit Yugi in dem Tempel hatte und bedankte sich auch bei Bakura, dass er ihren Bruder wohl aus seinem Schneckenhaus geholt halte. „Hey, Isis“, maulte Marik. Das war ihm direkt unangenehm. „Es waren echt schöne Tage mit euch“, sagte Bakura und wandte sich dann Marik zu. „Ich hoffe, wir hören uns mal wieder“, sprach er weiter und nahm Mariks Hand in seine. Sanft blickten die beiden sich an. Ein Lächeln folgte dem anderen. „Na wenn wir da nicht neue best Friends for ever haben“, sagte Jonouchi und schlug Bakura sanft aber euphorisch auf den Rücken, dass er direkt einen Schritt nach vorne machen musste. So nahe vor Marik, musste er verlegen kichern. Es war soweit. Der Abschied. Die Worte „Auf Wiedersehen“ – „Lebt wohl“ – „Bis irgendwann mal“ waren fällig. Die Japaner wandten sich um und machten sich auf den Weg zur Sicherheitskontrolle, diese Prozedur konnte auch manchmal sehr lange dauern und sie wollten ja ihren Flug rechtzeitig erwischen. Gerade begannen Jonouchi und Yugi schon Pläne für das Wochenende zu machen, da drang noch einmal eine bekannte Stimme an ihre Ohren und ließ sie halten. „Ryou!“, rief Marik. Er musste noch etwas loswerden, er konnte das einfach nicht aufschieben auf einen Moment, wo sie sich vielleicht irgendwann einmal wiedersahen, oder wenn sie vielleicht einmal telefonierten. Nein, es musste jetzt sein. Jetzt sofort. Bakura drehte sich umgehend um, sah zu dem Ägypter, der bereits die Schritte aufholen wollte, Bakura ging ihm die restlichen entgegen und noch bevor er fragen wollte, ob er etwas vergessen hatte, spürte er Marik Hände an seinen Wangen und wurde in einen innigen Kuss gezogen. Sein Herz setzte für einen Moment aus. Für einen Augenblick zögerte er, weil er absolut überrascht und überfordert war, lehnte sich dann erwidernd in den Kuss, der in ihm ein ganz neues Spektrum an Gefühlen offenbarte. „Ich… wollte nur… dass du das weißt“, murmelte Marik leise, als sich ihre Lippen voneinander lösten. Bakura schlug die Augen wieder auf und sah Marik verlegen an, dann sah er zur Seite. „Ich ähm… wow…“, er konnte gar nicht richtig antworten, so dass Marik etwas kichern musste. „Ist schon in Ordnung“, sagte Marik leise und ließ vollkommen von Bakura ab. Es änderte ja alles nichts daran, dass dieser nach Hause musste. Und auch wenn er ihn am liebsten länger bei sich gehabt hätte, so hatte er jetzt kein Problem mehr damit, ihn gehen zu lassen. Bakura wusste um seine Gefühle – so missverständlich konnte das nicht sein – und alles andere würde sich vielleicht irgendwann ergeben. Oder auch nicht. Kapitel 22: Unentschlossenheit ------------------------------ Das Flugzeug wurde beinahe wortlos gebordet. Bakura grinste in sich hinein und musste für jeden Schritt erst angesprochen werden, so in Gedanken versunken war er. Der Kuss warf ihn schon ein wenig aus der Bahn und, dass sie gerade jetzt heimfliegen mussten, ohne, dass das alles irgendwie besprochen war, machte es ihm schwer, es einfach als geschehen hinzunehmen. Die Sitzordnung, beim Rückflug war eine andere, Otogi setzte sich stumm neben Yugi, der neben Anzu saß, zwar hielt er ihre Hand, was den Schwarzhaarigen in diesen Moment zwar mehr störte als es eine solche kleine Geste jemals könnte, aber konnte nicht bei Bakura sitzen, das hielt er einfach nicht aus. Jonouchi und Honda nahmen dafür neben dem Weißhaarigen Platz und wurde dafür ab diesem Moment richtig gesprächig. Ihnen war nicht entgangen wie ruhig Otogi geworden war, seit Marik kleiner Überraschung zum Abschied und munkelten wild umher, was der Grund dafür sein konnte. Jonouchi war sich sicher: „Er hat bestimmt gehofft, Isis würde dasselbe tun, aber er spielt einfach nicht in ihrer Liga.“ Honda fand das plausibel, dennoch plauderten sie noch über sowas wie Eifersucht und andere Möglichkeiten ehe sich der Besprochene mit einem finsteren Blick zu den beiden umdrehte. „Ihr habt zwei Möglichkeiten, entweder ihr haltet die Klappe oder ihr schreit ab jetzt durchgehend, weil ich euch jeden einzelnen Finger breche und dafür sorge, dass der Schmerz nicht einfach so vergehen wird“, sagte dieser mit einem Ernst in seiner Stimme, dass auch Jonouchi und Honda klar wurde, dass mit ihm in diesem Moment nicht zu Scherzen war. Bakura bemerkte von all dem rein gar nichts, er sah gedankenverloren beim Fenster hinaus und fragte sich, was das eigentlich genau für ihn bedeutete. Und selbst wenn seine Gefühle für Marik ähnlich stark waren, was brachte es ihm? Er hatte noch ein ganzes Semester Schule vor sich, den Abschluss, so viel zu lernen und vorzubereiten… Darauf sollte er sich eigentlich konzentrieren. Aber das vertagte er auf Morgen oder Übermorgen, jetzt seufzte er zufrieden, rutschte gemütlich in den Sitz und schloss die Augen. Einen Augenblick lebte der vergangene Kuss noch einmal in seinen Gedanken auf, dass er zufrieden Lächelte. Es war ein schöner guter Kuss, soviel war klar. Auch wenn er sich nicht sicher war, ob derjenige von dem er kam auch wirklich der Richtige war. *** Die zweite Hälfte des Schuljahres verlief recht ereignislos. Bakura konnte in seinen schlechteren Fächern wieder aufholen und sich für den Abschluss richten, auch Jonouchi haute sich ordentlich ins Zeug, denn er wollte nicht in irgendeiner drittklassischen Burgerbude enden um dort einen Hungerlohn zu verdienen. Nein, er wollte etwas Brauchbares machen. „Vielleicht heuer ich sogar bei Kaiba an und zeig ihm, dass man mich nicht unterschätzen darf“, posaunte er am Tag der letzten Abschlussprüfungen herum. „Wenn ich vieles glaube, Jou, aber das nicht“, holte ihn Honda zurück in die Realität. War sowieso eine dumme Idee, für den arroganten Geldsack zu arbeiten, gab er klein bei. „Aber ich finde gut, dass du deine Ziele hoch steckst“, sagte Anzu, die ihre Zukunftsplanung bereits abgeschlossen hatte, zumindest wirkte es für die Anderen so. Die Brünette würde schon in zwei Wochen nach Amerika fliegen, dort eine Theaterschule mit dem Schwerpunkt auf Tanz besuchen und wahrscheinlich am Broadway ganz groß werden. Das war Yugis Befürchtung und diese konnte man ihm auch sofort von der Nasenspitze ablesen. „Wir haben das besprochen Yugi, du kommst mich in einem Monat besuchen und wer weiß, vielleicht gefällt es dir so gut, dass du lieber in New York studieren magst“, versuchte sie ihn bereits seit Wochen zu überreden, sich in Amerika eine Uni zu suchen und mit ihr mit zu kommen. Doch dem widersprach Jonouchi mit all seiner Umschwänglichkeit, dass sogar sein Stuhl nach hinten kippte, als er aufsprang und der Brünetten so nahe kam, dass sie seinem Blick nicht mehr fliehen konnte. „Du machst deine Schule da drüben und kommst schnellstmöglich zurück“, protestierte er. „Und was, wenn sie da drüben total berühmt wird?“, fragte Honda und senkte Yugis Stimmung aufs Neue. „Dann kann sie uns allen ein Lottaleben da drüben finanzieren“, sagte Jonouchi, richtete sich auf und verschränkte selbstsicher die Arme vor seiner Brust. „Was wirst du eigentlich nach der Schule machen?“, fragte Jonouchi seinen Brünetten Kumpel, welcher sofort eine Antwort hatte. Er hatte einen anderen Freund dazu bringen können, sich eine Garage zu mieten und sie würden dort eine Werkstatt eröffnen. Honda selbst bastelte seit Kindestagen mit seinem Vater an Autos rum und sein künftiger Geschäftspartner hatte in der Werkstatt des seinigen Vaters schon einiges an Erfahrung gesammelt. Jonouchi begann sofort zu überlegen. „Könnt ihr da noch einen gebrauchen?“, fragte er direkt und Honda lachte. Er schlug den Arm um seinen besten Freund, gab ihm eine Kopfnuss und antwortete: „Mach mal was aus dir, dann reden wir weiter“. Natürlich würde er nichts lieber als mit Jonouchi gemeinsam sein Geld zu verdienen, aber erst hatte er etwas ganz anderes geplant. Otogi war als einziger eingeweiht und beobachtete die ganze Situation mit einem frechen Grinsen. Der Brünette war in einer Stunde der Verzweiflung zu ihm gekommen. Jonouchi wäre ihm fast auf die Schliche gekommen, als er bei seiner Schwester ein Souvenir aus Ägypten entdeckt hatte. Er versuchte sich mit Händen und Füßen rauszureden und Otogi nahm die Schuld auf sich. Jonouchi zu ärgern gehörte immer noch zu den Highlights seines Lebens. Manchmal fragte er sich, ob er sich mit dem Blonden versöhnen sollte, ihm echte Freundschaft anbieten sollte, aber das vertagte er. Es machte doch zu sehr Spaß ihn aufzuziehen. Dass echte Freunde genau das taten, was sie bereits taten, war ihm da nicht ganz klar. Honda war an diesem Tag mit einer Flasche edlen Whiskeys bei Otogi vor der Tür gestanden und bedankte sich für sein Opfer. Danach weihte er ihn bei einem Gläschen des edlen Tropfens in seinen Plan ein. Erst wollte er mit einem Freund eine Werkstatt eröffnen, genügend Geld für einen Verlobungsring verdienen und dann bei Jonouchi und Shizukas Hand anhalten. So kitschig das für Otogi damals klang, so ehrvoll fand er es auch und wollte ihn dabei unterstützen. Otogi hatte bereits in Anlagemaschinen investiert und erklärte Honda, er würde es ihm einfach zurückzahlen, indem er sich um seinen Fuhrpark kümmere. Eine Hand wusch die andere. Für den Spieleentwickler stand die Frage seiner Zukunftspläne gar nicht im Raum. Jedem war klar, dass der Jungunternehmer mit dem anderen jungen Geschäftsmann, über den Jonouchi sich am liebsten am laufenden Band das Maul zerreißen würde, in Gesprächen und Verhandlungen war, ihm stand also weiterhin eine unternehmerische Zukunft bevor. Auch Yugi hatte ähnliche Pläne. Er wollte den Laden seines Großvaters übernehmen und selbst Spiele entwickeln, am liebsten eines, welches sie alle in ein paar Jahren gemeinsam spielen konnten, weil es all ihre Interessen decken würde. Der Grund, warum er sich an der Uni für ein Informatikstudium eingeschrieben hatte. Denn er wollte dieses eine Spiel, von dem er noch nicht wusste, worum es handeln würde, auch mit seinen Freunden spielen wollen, wenn sie nicht gerade in seiner Nähe waren, online, immer verbunden. Somit war ein Programmierkurs wichtig und die Uni auf der er sich eingeschrieben hatte, bot für ihn genau den richtigen Zweig: Spieledesign und -entwicklung. Dann fiel der Blick auf Bakura. Dieser erschrak beinahe davon, wie intensiv die Gesichtsausdrücke seiner Freunde waren. Ganz klar stand da die Frage: Und was machst du? Ja was machte er? Er wusste es selbst noch nicht genau. Eigentlich fand er immer schon toll, was sein Vater tat und deswegen würde er den Sommer auf jeden Fall mit ihm verbringen, aber was er danach machen würde war für ihn noch unklar. „Vielleicht studiere ich“, meinte er und wollte das Thema abwinken, doch seine Freunde ließen nicht nach. Was denn? Wo? Er wurde verlegen, so viel Aufmerksamkeit um seine Person war ihm unangenehm, aber er konnte eine Überlegung hervormurmeln. „Geschichte oder so“, dabei zuckte er mit den Schultern. „Wie wäre es mit Archäologie“, schlug Yugi vor und Bakura nickte. „Oder sowas“, sagte er fest entschlossen, sich für nichts entschieden zu haben. „Ich bin für Space Master, du machst sicher ‘nen tollen Astronauten oder so“, schlug Jonouchi vor und Bakura nickte auch auf das. „Vielleicht“, sagte er bewusst unklar. Kapitel 23: Verlangen --------------------- Bakura genoss das Reisen mit seinem Vater ungemein. Sie waren in den Sommermonaten in so vielen Ländern, dass er es kaum alles nacherzählen konnte als er eines Tages vom Flughafen nach Hause kam und überlegte, ob er vielleicht seine Freunde zu einem Treffen kontaktieren sollte. Sein alter Herr war bereits im nächsten Flieger am Weg nach Irland. Ein Land, das auch Bakura irgendwann besuchen wollte. Es schüttete wie aus Eimern, dass er heilfroh war, dass er genug Geld für ein Taxi einstecken hatte, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und einigen Fußwegen wollte er sich dieses Wetter nicht antun. An diesem Tag würde er bestimmt nichts mehr machen, das war klar, aber er zückte sein Handy und verfasste eine Nachricht in einem Gruppenchat. || Bin zu Hause, wollt ihr morgen was unternehmen? || Er sendete die Nachricht ab und prompt erkannte er bereits, dass das Taxi bereits in seiner Gasse war. Ein Glück, denn er war schon ziemlich erledigt und wollte nur noch nach Hause, seine Schuhe ausziehen und sich aufs Sofa schmeißen um vielleicht noch etwas im Fernsehen zu sehen. Dankend gab er dem Fahrer seine Bezahlung und ein angebrachtes Trinkgeld, ehe er seinen Koffer aus dem Kofferraum hievte und in die Wohnung spazierte. Das Gepäck blieb erst einmal im Vorraum stehen, die Schuhe sorglos von den Füßen gezogen und als erstes wurden direkt Fenster geöffnet um den Geruch der Leere rauszubekommen. Räume rochen schon komisch, wenn sie lange nicht benutzt wurden und drei Monate waren schon eine ganz schöne Zeit. Ein Blick in den Kühlschrank versicherte dem Weißhaarigen zumindest, dass er morgen raus zum Einkaufen musste, Wasser war aber immer parat. Erst dann kümmerte er sich um den Inhalt des Koffers. Seine Klamotten wurden direkt in die Waschmaschine gestopft und losgeschleudert. Ein paar Bücher fanden Platz in seinem Bücherregal, ein besonderes war eine alte Auflage von Dracula auf die er sich schon sehr freute, er hatte sie erst in der Ukraine gekauft, in englischer Sprache, auch wenn die ukrainische Sprache und Schrift sehr interessant waren, so verstand er sie aber leider nicht. Und dann zuletzt war da ein kleinen Papiertütchen. Darin befand sich ein Souvenir für jemand ganz Besonderes. Jemanden, von dem er das Gefühl hatte, dass er ihm seit dem Ägyptenurlaub aus dem Weg gegangen war. Er war zwar nicht ungut zu ihm, doch sie waren so gut wie nie alleine und Bakura hatte schon die Angst, er hätte etwas falsch gemacht, hatte aber nie die Chance, ihn darauf anzusprechen. Dennoch lächelte Bakura als er das Tütchen nahm und es in seine Jackentasche steckte. Diese würde er morgen anziehen. Wenn er mit seinen Freunden unterwegs war, konnte er es ihm übergeben. In diesem Augenblick ertönte vollkommen überraschend die Türglocke, dass Bakura regelrecht aufschreckte. Einen Moment später nahm er auch schon den Hörer in die Hand. „Hallo?“, fragte er verwirrt. „Hi, ich ähm… hast du kurz Zeit“, fragte eine ihm nur zu bekannte Stimme. Natürlich hatte er Zeit, was sollte er denn sonst noch machen? Außerdem freute er sich unheimlich die Stimme des Anderen zu hören, dass sein Herzschlag sich direkt beschleunigte als er den Knopf drückte, der dem späten Besucher den Eintritt in das Wohnhaus gewahr. Erst wartete er kurz ab, holte Luft und wollte sich etwas beruhigen und entsicherte dann aber ungeduldig die Schlösser an der Tür und öffnete diese, da Stand Otogi bereits vor ihm. Vollkommen außer Puste, weil er das Treppenhaus in den fünften Stock raufgelaufen war, viel zu schnell, und triefend nass, weil er nach Erhalt der Nachricht von Bakura gerade mal seine Schuhe und Jacke anziehen konnte eher er rausgelaufen war. Er dachte nicht an einen Regenschirm und auch nicht daran, ein Auto zu nehmen oder gar sich fahren zu lassen. Die Aussicht, den Anderen zu sehen, ihm endlich etwas zu sagen, was ihm seit Monaten auf dem Herzen lag, ließ ihn nicht klar und logisch denken. „Otogi…“, begann Bakura und wollte ihn fragen, was los war, doch der Schwarzhaarige bat ihm Inne zu halten. „Ich halt das nicht mehr aus“, sagte Otogi mit ernster Stimme, dass Bakura erstmal stockte. Er sah Otogi besorgt an. Die nassen Haare hingen ihm ins Gesicht, seine Jacke tropfte und einfach alles an ihm schien durchnässt zu sein. Er wollte ihn hereinbitten, doch der Andere musste loswerden, was er so lange in sich zusammenhielt. „Du machst mich verrückt“, begann er, ließ seinen Gefühlen freien Lauf und seine Lippen formen, was sein Herz vor Verzweiflung schrie. Die Tatsachen prasselten nur so auf Bakura ein. Angefangen von einem neugierigen Interesse, bis über einer kleinen Schwärmerei, die sich so stark weiterenwickelte, dass sie den Frauenhelden bereits in den Semesterferien zur Weißglut brachte. Er sprach weiter davon wie sehr er an sich arbeitete, seit er gesehen hatte, wie gut Bakura sich mit Marik verstand, wie aussichtslos er sich fühlte, als er sah, wie Bakura den Ägypter ansah und, dass er der Einzige sein wollte, der diesen Blick je von ihm empfangen dürfte und nichts mehr unversucht sein lassen wollte. Selbst wenn Bakura diese Gefühle nicht erwiderte, wollte er sie ihm kundtun, er wollte nicht chancenlos geschwiegen haben. Mit jedem Wort, jedem Detail schlug Bakuras Herz höher, klopfte schneller und als Otogi noch einmal Luft holte um einen weiteren Schwall an Überwältigung loszuwerden, nutze der Weißhaarige die Gunst der Stunde, zog den Anderen nah an sich und in einen stürmischen Kuss, den Otogi sofort mit Erleichterung aber auch Überraschung erwiderte. Irgendetwas in ihm wusste, Bakura war ihm Gegenüber nicht kalt eingestellt, doch das war dennoch nicht, womit er gerechnet hatte, erhofft hatte er es sich, aber nicht gedacht. Sanft schob er Bakura in die Wohnung, den Kuss nicht lösend. Knallte die Tür hinter sich zu und schälte sich aus seiner nassen Jacke, die lieblos am Boden landete. Er schlüpfte eher ungeschickt aus seinen Schuhen, umschloss Bakura aber sofort mit seinen Armen, die sich an seinem zarten Körper zu schaffen machten. Dem Weißhaarigen entkam ein sanftes Keuchen, das Otogi mit dem Kuss in sich aufnahm. Der Kuss wurde immer wilder, immer leidenschaftlicher bis Bakura Otogi schließlich in sein Schlafzimmer gezogen hatte. Ohne viel Bedacht landete ein Kleidungsstück nach dem anderen am Boden. Otogi strich sanft über die freigelegte nackte Haut, genoss jeden Zentimeter und spürte mit Freuden wie fordernd der Andere ihn berührte. Er musste in den Kuss grinsen, denn er hätte Bakura nicht so ungezügelt vermutet, doch es gefiel ihm ausgesprochen gut. Otogi drückte Bakura mit sanfter Gewalt nach unten in das Bett direkt hinter ihm und beugte sich im Gleichgang mit ihm hinunter ohne den leidenschaftlichen Kuss zu lösen. So lange wollte er diese Lippen auf seinen spüren, er konnte einfach nicht loslassen. Forsch wanderte seine Hand über Bakuras Seite hinunter und entlockte diesem ein überraschtes Keuchen, welches den dann doch Kuss lösen ließ. Bakuras Atem wurde immer schneller, sein Herz klopfte bis zum Hals und erweckte den Schein, dass dieses auch gleich genau dort heraushüpfen würde. Das alles ging so wahnsinnig schnell, aber es war auch genau das, was er wollte. Er sah dem Anderen tief in die Augen. Otogi legte seine Hand sanft auf Bakuras Wange. Er wollte ihn nicht überrumpeln, nicht überfallen, auch wenn Bakuras Kuss vorhin bei der Eingangstür für ihn der Startschuss für diesen intimen Augenblick war. Sanft lächelte er ihn an. „Wir können auch langsamer machen“, hauchte er leise gegen seine Lippen, denn an der Nähe, die sie genossen, änderte sich nichts. Bakura schüttelte den Kopf und legte seine Hand in Otogis Nacken und strich ihm durch das nasse Haar. „Ich will dich“, hauchte er, dass ihm überrascht über seine eigene Direktheit sogleich ein rosa Schimmer über die Wangen lief, dass Otogi ein freches Grinsen nicht unterdrücken konnte. Augenblicklich verwickelte er den Weißhaarigen wieder in einen innigen leidenschaftlichen Kuss und setzte sein Spiel fort. Kapitel 24: Liebe ----------------- „Ich kanns kaum glauben, dass es soweit ist“, sagte Otogi gedrückt zu Bakura als sie am Flughafen ankamen. Der Wagen wurde in der Parkgarage abgestellt, Koffer aus dem Kofferraum geladen und der Weg zum Check-in wurde angetreten. Auch Bakuras Stimmung war nicht die beste, doch er hatte den Entschluss gefasst und sein Freund unterstützte ihn, auch wenn er nicht wusste, ob das ab diesem Tag noch der korrekte Status war. Otogi hievte sich eine Sporttasche über die Schulter während Bakura seinen Rucksack und einen Koffer zu bewältigen hatte. Er erinnerte sich noch ganz genau an den Moment als er Otogi mit seiner Entscheidung konfrontierte. Wenn sich Bakura mit einer Sache neben Otogi beschäftigte, dann war dies eindeutig seine Zukunftsplanung. Die Reise mit seinem Vater im Sommer machte ihm eines klar: Er wollte das, genau das, was sein Vater tat, nur vielleicht etwas spannender, so wie sein alter Herr früher lebte, noch bevor er, Bakura selbst, auch nur in Planung war. „Ich möchte Gräber erforschen, herausfinden, was sich in der Geschichte verbirgt und dazu beitragen, dass wir mehr von früher, vor allem früheren Fehlern lernen können“, sagte Bakura eines Herbsttages zu seinem Freund, der ihm gegenüber saß und an einer Tasse Espresso nippte. Otogi sah dem Weißhaarigen an, dass er nervös war, ungewöhnlich nervös. Seit Bakura wieder zurück war, versuchten die beiden so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen, wenn Otogi nicht gerade mit geschäftlichen Dingen eingedeckt war und Bakuras Studium es erlaubte, welches sogar sehr gut lief, jetzt wo er endlich wusste, wo die Reise hinführen sollte. Doch wo genau die Reise hinführen sollte, war für ihn selbst viel klarer als für den Schwarzhaarigen und auch, dass es um wahrhaftige Reisen ging. Verlegen strich er sich durchs Haar. „Ich will nicht, dass das… was wir haben, daran leidet“, begann er ernster zu werden, dass Otogi die Tasse erst einmal abstellte. War dies eine Unterhaltund, wo einem stets zuvor empfohlen wurde, sich zu setzen? Ein gewisses unwohles Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Bakura drückte so lange mit seinen Worten herum, es kostete Otogi viel Überwindung, ihn nicht an den Schultern zu packen und die Worte aus ihm raus zu schütteln. Nun gut, er würde es bestimmt nie tun, aber der Kleinere machte ihn wahnsinnig nervös. Bakuras Augen wollten ihm auch nicht besonders viel verraten. Es war ein Funkeln darin, das sie oft hatten, wenn er Otogi ansah, doch dieses Mal war es anders. Er wusste endlich, was er mit seinem Leben anfangen wollte und irgendetwas ließ den jungen Geschäftsmann ahnen, dass er darin nicht viel Platz darin hatte. Es brach ihm das Herz noch bevor er es hören konnte, doch er behielt die Fassung. Sachte legte er seine Hand auf Bakuras, sah ihm in die Augen, lächelte sanft und sprach ihm gut bei, alles einfach frei raus sagen zu können. „Ich werde mein Studium nicht in Japan fortführen, also nicht das gesamte, aber es sind einige Auslandssemester geplant, das erste startet schon im Februar in England und dann nach dem Sommer ein ganzes Jahr in Ägypten, Peru und Amerika sind auch geplant“, rückte Bakura mit der Sprache raus. Otogi verstärkte den Druck seiner Hand und sah betroffen zur Seite. „Und was wird aus uns?“, fragte er leise, obwohl er die Antwort schon kannte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Beziehung so viel Zeit voneinander aushalten konnte. „Das ist der Grund, warum ich mir noch nicht sicher bin, ob ich das machen… wirklich machen will“, sagte Bakura ehrlich, dass Otogi seine Hand losließ und aufstand. „Nein!“, sagte er bestimmt und schüttelte energisch den Kopf. „Ich werde dir diese Entscheidung nicht abnehmen“, sprach er mit ernster Stimme weiter. Irgendwie war er schon sauer, bevor wirklich etwas entschieden oder getan war. Ihm war klar, dass Bakura dieses Abenteuer auf sich nehmen wollte. Eigentlich hätte es ihm klar sein sollen, seit er ihn kannte, immerhin war er es gewohnt, die Welt zu bereisen, er bliebt nur hier um die Schule abzuschließen, zumindest hatte er sich so vor Jahren bei ihnen vorgestellt: Ryou Bakura, der Sohn eines weltenbummelnden Antiquitätenhändlers und -spezialisten, der hier in Domino City seinen Abschluss machen würde. Es war von Anfang an klar, dass er irgendwann gehen würde, doch Bakuras vorangehende Planlosigkeit und Otogis Naivität ließen eben diesen denken, dass es einfach so weitergehen konnte, wie es gerade war. So standen sie nun hier in der Schlange, bereit Bakuras Reisetasche und den Koffer einzuchecken. Auch wenn Otogi diesen Abschied am liebsten noch weiter aufschieben wollte, am liebsten ausfallen lassen würde, so blieb ihm nichts Anderes übrig. Auch wollte er Bakura keine Schuldgefühle aufbrummen oder seine Stimmung senken. Es war ja kein Abschied für immer, sie würden telefonieren, in Kontakt bleiben und sich wiedersehen. Wie sie in der Zwischenzeit verblieben, war aber noch nicht geklärt. Keiner von ihnen wagte es, das anzusprechen. Kindisch, dachte sich Otogi, aber er konnte aus seiner Haut nicht raus und schon gar nicht als Bakura sich nach Abgabe des Gepäcks mit seinem ewig entzückenden Lächeln zu ihm umdrehte und ihm anbot, noch einen Kaffee zusammen zu trinken. „Wenn ich dabei die Zeit anhalten kann“, sagte Otogi und zwinkerte Bakura zu. Er nahm seine Hand und die beiden gingen in gut besuchtes Café direkt im Flughafen. Ein Cappuccino für Otogi und eine heiße Schokolade für Bakura wurden serviert. Der Weißhaarige ging noch einmal seine nächsten Schritte ab, erklärte dem Anderen, dass er ihn sofort anrufen würde, wenn er in seiner Unterkunft angekommen ist und auch besprachen sie schon mögliche Besuche, denn Otogi konnte sich seine Zeit ja theoretisch einteilen wie er wollte, auch wenn die Selbstständigkeit viel Zeit von ihm abverlangte. Er wollte, er musste einfach Zeit für Bakura machen. „Und im Sommer bist du bei mir“, sagte Otogi mit einem zufriedenen Lächeln, als Bakura dies gleich mit einem energischen Nicken bestätigte. Die Pläne wurden wild gesponnen, wie viele davon auch wirklich in die Tat umgesetzt wurden, war unklar, doch der Wille war da. Dennoch verging die Zeit viel zu schnell, dass Bakura seinen Rucksack wieder schulterte und sie beide den Weg zur Sicherheitskontrolle beschritten. Je näher sie dieser Grenze kamen, so schwerer wurde sein Herz. Eigentlich wollte er Otogi gar nicht hier zurücklassen. Er wollte ihn unbedingt mitnehmen, mit ihm gemeinsam studieren und die Welt bereisen, doch Otogi hatte ganz andere Pläne, die zu seiner Zukunftsplanung nicht passten. Traurig seufzte der Weißhaarige, als der Augenblick des Abschiedes unaufschiebbar wurde. „Wir kriegen das hin“, sagte Otogi, eine gewisse Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit, die Bakura nicht unbemerkt blieb. Sanft lächelte er ihn an und zog ihn in einen innigen Kuss. Der letzte für eine lange lange Zeit, also genoss er ihn in vollen Zügen. Etwas außer Atem vor Überwältigung sahen sie sich an, als sich der Kuss löste. Da war er wieder, der Moment, wo Bakura in Otogis Augen zu versinken drohte. Langsam bewegte er sich von ihm fort, hielt seine Hand noch einen Augenblick, ehe der Abstand zu groß wurde, der Blick blieb aufrecht. Es war soweit. Aber wollten sie wirklich so verbleiben? War da nicht noch etwas? Ja. „Ich liebe dich“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)