All these Feelings von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 20: Freiheit -------------------- Bakura drückte sich fest an den Rücken des Ägypters, er schloss sogar die Augen, denn er musste sich eingestehen, so ganz geheuer war ihm die Aktion nicht. Das Motorrad hatte binnen Sekunden eine nicht verächtliche Geschwindigkeit aufgebaut und Marik schwang sich galant durch den Straßenverkehr, doch dem konnte Bakura noch nicht ganz folgen. Erst musste er sich an diese Art der Fortbewegung gewöhnen, auch wenn es vom System her nicht so anders war, wie Fahrradfahren und das hatte er drauf. Nein, Motorradfahren war ganz anders, es war schneller, lauter und gefährlicher, außerdem hatte er aktuell absolut keine Kontrolle über das Fahrzeug an sich. Er musste Marik absolut vertrauen und das tat er auch, sonst wäre er nie aufgestiegen. „Wo fahren wir überhaupt hin?“, fragte Marik und Bakura war ganz überrascht, dass der die Stimme des Anderen in seinem Helm hören konnte. Eines der wenigen Dinge, für die sich Marik in den letzten Monaten begeisterte war sein Motorrad und die Ausstattung. Die beiden Helme waren via Bluetooth verbunden und die beiden konnten so ganz normal miteinander reden. Bakura machte die Augen auf, sie waren bereits aus der Stadt raus und fuhren eine Landstraße entlang. „Wow“, war seine erste Reaktion noch bevor er auf die Frage antworten konnte. Marik lächelte, denn er hatte das Gefühl, dass Bakura nun genau das spürte, das er das erste Mal vernahm, als er auf einem Motorrad gesessen hatte. Freiheit. Lockerheit. Grenzenlosigkeit. „Ich ähm, sorry, ich würde gerne ins Tal der Könige fahren“, sagte Bakura und verwunderte Marik. Doch im Gegenzug zu seinem Vertrauen ihm gegenüber, wollte er nun Bakura vertrauen, der in diesem Augenblick vollkommen mit dem ersten richtigen Gefühl der Überwältigung beschäftigt war. Bakura spürte den Wind an sich vorbeipreschen, seine Haare schleuderten hinter ihm wie verrückt und schlugen immer wieder an seinem Rücken auf. Es war unglaublich, auch wenn er weiterhin einen gewissen Respekt vor der ganzen Situation hatte, immerhin war er immer noch nicht in Kontrolle des Fahrzeuges und so ganz wollte er das auch gar nicht sein. Er genoss einfach die Fahrt und bereitete sich innerlich darauf vor, was er für Marik geplant hatte. Eine kleine Papiertüte hatte er zuvor in einer der Seitentaschen verstaut, das sollte alles sein, was er dann brauchen würde. Die Fahrt war fast zu schnell vorbei, da stiegen die beiden schon von dem Motorrad ab und verstauten die Helme sicher an der Maschine. Bakura zog seine Tüte aus der Seitentasche und umarmte Marik daraufhin. „Das war wahnsinnig cool“, sagte er ganz aufgeregt während Marik überrascht aber erfreut die Arme um ihn legte. Kurz verweilten sie so. Bakura spürte, wie weich seine Knie waren, wusste aber nicht recht, ob es von der Fahrt oder etwas Anderem kam. Der Adrenalinspiegel war auf jeden Fall massiv angestiegen. „Ich würde gerne mit dir da reingehen und… dieses Ritual machen, das Isis mit uns durchgeführt hat“, erklärte Bakura endlich seinen Plan. Marik löste die Umarmung langsam und sah fragend in die schokobraunen Augen. Er fühlte sich plötzlich unwohl. Sofort kam die Angst in ihm hoch, dass diese manifestierte Gestalt, die so viel Leid verursacht hat, wieder über ihn steigen könnte. „Warum sollte ich meine böse Seite noch einmal sehen wollen?“, fragte er unsicher, doch Bakura schüttelte den Kopf. „Die sollst du auch gar nicht wiedersehen“, sagte Bakura mit einem sanften Lächeln und verwirrte Marik noch mehr. Ja was sollten sie dann hier? Mit diesem Ritual, mit dem Isis Kontakt mit dem Pharao aufnehmen wollte, das ja nicht einmal funktioniert hat. Doch dann erinnerte sich daran, was Bakura ihm vor ein paar Tagen erzählt hatte. „Ich will mit auch nicht von ihm verabschieden“, sagte er etwas patziger, doch Bakuras Lächeln blieb aufrecht. „Nicht von ihm, aber von deinen Ängsten“, offenbarte Bakura endlich sein Geheimnis, dass Marik die Augenbrauen hob. „Wie soll ich mich von meinen Ängsten verabschieden?“, fragte er ungläubig. Er fragte sich in diesem Moment echt, was in den Anderen gefahren war. Doch der legte auch schon los mit etlichen Erklärungen. Erzählte, was er bei Yugi beobachtet hatte und ging noch einmal genauer auf sein Erlebnis ein. Außerdem setzte er dabei seinen unschuldigen Blick gekonnt ein, um Marik dazu zu bringen, zumindest einmal reinzugehen. Bakura hatte dies auch bereits in einer freien Minute mit Isis besprochen und holte somit als erstes ihre Genehmigung aus der Papiertüte, die er vor Eintritt einer Sicherheitskraft übergab. Marik staunte nicht schlecht. „Du hast dir echt Gedanken gemacht hm?“, fragte er worauf er ein stolzes Nicken erhielt. Besonders viel hielt er selbst noch nicht von der Idee, er konnte sich das nicht vorstellen, ihm fehlte der Weitblick, oder war es Vertrauen? Er vertraute Bakura, doch das hier war ein Raum, ein Ritual, eine Welt der er abgeschworen hatte, mit der er eigentlich nichts mehr zu tun haben wollte. Der Weißhaarige spürte schon, dass er den Ägypter noch nicht überzeugt hatte und so nahm er ihn an der Hand, lächelte ihn entzückt an und zog ihn durch die verwirrenden Gänge, die Marik schon die Sorge bereiteten, dass sie hier wohl nie wieder rausfinden sollten. Er fragte sich aber auch, wie Bakura hier so zielstrebig durchgehen konnte und einen jahrelang, ja sogar jahrhundertelangen versteckten Raum ohne Probleme fand. Als Bakura stehen blieb, wurde ihm klar, dass sie angekommen waren. Es war tatsächlich sehr verschachtelt hier drinnen und auch Marik wurde bewusst, dass man hier noch nicht alles entdeckt hatte, was hier alles versteckt war. Wahrscheinlich waren die unterschiedlichen Tempel sogar alle irgendwie miteinander verbunden Der Ägypter spürte die Kälte auf seiner Haut, doch Bakuras Hand hielt ihn innerlich warm. Er konnte einen zufriedenen Gesichtsausdruck gar nicht verweigern und so wollte er sich einfach darauf einlassen. Gerade recht. Bakura trat mit ihm in den letzten Raum, in den Raum, wo er in tiefer Andacht Abschied von dem Ringgeist genommen hatte. Es fühlte sich an diesem Tag auch ganz anders für ihn an, nicht mehr so klamm und fremd, er konnte das hier viel offener annehmen und so ging er mit Marik genau die Schritte durch, die Isis mit ihm gemacht hatte, nur dass er bleiben würde, er wollte bei Marik bleiben, seine Hände halten und ihm helfen. „Ich habe keine Angst“, sagte Marik schließlich nachdem er seine Augen geschlossen hatte und das alles auf sich wirken ließ. Je näher sie zuvor diesem Raum gekommen waren, desto betroffener und bedrückter fühlte er sich. Seine Stimme klang schwach, dass Bakura direkt den Druck auf seine Hände verstärkte. „Hilflosigkeit…“, sagte Marik nun mit festerer Stimme. Er wusste auch nicht, warum er es so sagte, wie er es tat. Sie hatten nicht besprochen, wie genau das ablaufen sollte, aber etwas in ihm drängte ihn dazu, auszusprechen, was ihm Angst bereitete. Ein Wort nach dem anderen überwand Mariks Lippen und mit jedem fühlte er sich ruhiger, sicherer. Als würden die Gefühle aus ihm dringen, um sie herumschweifen und sich auflösen. Bakura spürte, wie viel Kälte erst von Marik ausging, welche nun immer mehr schwand. Wärme breitete sich in Mariks Inneren aus. Er spürte, wie ein wohliges Gefühl immer stärker wurde und die schlechten Gefühle verdrängte. Auch wurde ihm bewusst, dass ihm dieses Ritual tatsächlich half, aber er wusste auch, dass es nicht die alleinige Lösung für seine Probleme war, es war ein Anfang, ein Start, mit der Bewältigung zu arbeiten und genau dies war Bakuras Ziel. Er wollte, dass Marik durch das hier die Möglichkeit hatte, an sich, seinen Ängsten und Problemen zu arbeiten. Damit zu beginnen und nicht wieder in seinem schwarzen Loch versank. „D…Danke Ryou“, sagte der Ägypter mit zittriger Stimme. Er konnte nicht so ganz begreifen, was gerade geschehen war, aber er fühlte sich das erste Mal seit langem einfach nur gut und wohl und das wegen Bakura. Frei. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)