All these Feelings von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 3: Zuneigung -------------------- „Anfangs hatte ich immer das Gefühl, als wolle mich jemand aus meinem Körper und sogar Bewusstsein verstoßen, es hat schon eine Weile gedauert, bis wir einmal miteinander sprachen und bemerkten, dass wir einander unterstützen konnten und… richtige Freunde sein konnten“, erklärte Yugi. Der Spielefreak war eines Nachmittages bei Bakura vorbeigekommen und nachdem sie erst die Hausaufgaben gemeinsam machten – worüber der Weißhaarige sehr dankbar war – sprachen sie über ihre Erinnerungen und Erfahrungen. „Er hat mich oft einfach übermannt und ich konnte mich selten daran erinnern, was passiert ist… nur manchmal fühlte es sich an, als würde ich hinter mir stehen“, begann Bakura. Der Junge mit den bunten Haaren verstand sofort was er meinte, so fragte er auch gleich: „warst du in der Zeit, in der du nicht gesehen hast, was er tut, in den Ring gesperrt?“ Bakura hob die linke Augenbraue, er schien nicht zu verstehen, was Yugi meinte. „Anfangs war ich in dem Puzzle eingesperrt, es war ein wahnsinniges Labyrinth, dort bin ich auch das erste Mal auf den Geist des Pharaos gestoßen“, erklärte der Kleinere, da ihm klar war, dass Bakura nicht wusste, wovon er sprach. „Hmm… ich hatte eigentlich immer ein Blackout, wenn ich nicht gesehen habe, was los war“, überlegte Bakura und konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, jemals in den Gegenstand gesperrt gewesen zu sein. Viel mehr hatte er das Gefühl, der Gegenstand wäre in ihm und mit ihm der Ringgeist. Das erzählte er auch Yugi, für den das ganz anders war. Er trug das Puzzle immer mit sich mit, jeder konnte es sehen, doch der Milleniumsring verschwand meistens. Die Schüler sprachen eine ganze Weile über die unterschiedlichsten Situationen, so auch über das Duell, das Yugi gegen Pegasus führte und, dass er dem Pharao komplett vertraute, beneidenswert, aber auch, dass das Duell gegen Seto Kaiba im Königreich der Duellanten ihn sehr geprägt hatte und das Duellieren aufgeben lassen wollte. „Meine schlimmste Erfahrung war, als ich plötzlich im Duell gegen dich aufgewacht bin“, allein bei dem Gedanken stockte ihm der Atem, aber auch Yugi konnte sich genau daran erinnern. Das war der Moment, als er realisiert, dass der Ringgeist Bakura brauchte und auch dafür sorgte, dass ihm kein Haar gekrümmt hatte, deswegen opferte sich dieser und ließ Yugi seinen Zug machen. „Wie war es denn, wenn er nicht gerade Besitz von dir ergriffen hatte?“, fragte Yugi schließlich und Bakura versuchte sogleich das Gefühl zu beschreiben. Es war, als würde er beobachtet werden, aber nicht unangenehm. Wie wenn man einen Stalker hätte aber auch nicht so unbekümmert wie von seiner Mutter behütet zu werden. „Das ist wirklich schwer zu beschreiben“, lachte er als er die Worte dafür sammelte. „Aber ich habe das Gefühl, er hats gut mit mir gemeint“, gab Bakura zu. Yugi glaubte immer an das Gute in Menschen, auch wenn es böse Milleniumsgeister waren, gerade der Ringgeist hatte einen Funken Aufrichtigkeit und Reue gezeigt, der Geist, der durch den Milleniumsstab freigesetzt wurde allerdings, war eine ganz andere Klasse. „Er hat sich immer überlegen gefühlt, das habe ich irgendwann immer mehr gespürt, bis ich mich selbst so gefühlt habe, überlegen, obwohl ich das nie wollte“, beschrieb Bakura weiter. „Es war ein unheimliches Gefühl, aber irgendwie gut, nicht, weil ich wirklich glaubte, besser zu sein, aber ich hab‘ mich selbstsicher gefühlt, als könnte ich, oder wahrscheinlich eher er, alles machen, was ich will“ sprach er etwas wirr weiter. „Aber hast du dich nicht komisch gefühlt, wenn du von ihm in Besitz genommen wurdest?“, fragte Yugi vorsichtig, er wollte seinem Freund nicht zu nahe treten, aber er wollte es auch nicht verharmlosen. „Hmm, Anfangs schon, da hab‘ ich mich schwach gefühlt und benutzt, aber irgendwann… war das nicht mehr so“, murmelte Bakura. Er konnte es sich selbst nicht erklären, irgendwann war es einfach anders. Die Angst verschwand einfach. Er hatte sogar Vertrauen. Eine genaue Begründung dafür hatte er nicht. „Ich hab‘ ihm vertraut, weißt du“, sagte Bakura noch und Yugi nickte. „Ich hab dem Pharao auch vertraut, aber ich hab ihn auch kennengelernt, weißt du denn, was der Ringgeist mochte?“, fragte er schließlich. „Er mochte Macht, Quälereien und Geister, so wie ich, also Geistergeschichten mag ich und irgendwie… fand ich manche Quälereien auch angebracht“, sprach Bakura weiter und versetzte Yugi in einen dezenten Schock, er kannte ja nur, was seinen Freunden angetan wurde. „Als er sich für das Battle City Finale qualifiziert hat, war er richtig gemein zu diesem Ghost, der hat’s irgendwie verdient“, sagte Bakura bestimmt, auch wenn er nicht ganz genau wusste, was mit dem Burschen und seinen Mitstreitern geschehen war. „Naja… ja naja, er war schon ein komischer Zeitgenosse“, sagte Yugi und erinnerte sich daran, dass er gegen Jonouchi im Königreich der Duellanten gespielt hatte, dabei aber unter der Fuchtel von Keith stand. Dennoch, wenn es nach Yugi ging, hatte es niemand verdient, so gequält zu werden, Zeit im Reich der Schatten zu verbringen oder gar dort zu versinken. „Irgendwie fand ich ihn sexy“, riss ihn der Weißhaarige plötzlich aus dem Gedanken und er besah diesen verdattert. „Ich glaube, da kann ich nicht so mitreden“, sagte Yugi überrascht und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Langsam schlich dem kleinen Jungen mit den bunten Haaren die rote Farbe in die Wangen und Bakura kicherte kurz auf. „Ich meine es nicht so, also ich hätte nichts von ihm gewollt, das wäre auch sehr schwer gewesen, aber du kennst das doch, es gibt Typen, die ein sexy Auftreten haben, weil sie selbstbewusst sind, oder einfach weil sie wirklich gut aussehen, so wie Otogi-san“, erklärte Bakura und Yugi musste gestehen, ja, Otogi gehörte eindeutig zu den gutaussehenden Jungs an ihrer Schule und das fanden die Jungs genauso wie die Mädchen. „Sich sowas einzugestehen macht einen nicht gleich schwul oder so“, dabei zuckte der blasse Junge mit den Schultern. So unlogisch klang das für Yugi gar nicht. „Da wirst du wohl recht haben“, sagte er und die Röte wich seinen Wangen langsam. Irgendwie hatte das Gespräch eine eigenartige Wendung gefunden, die Yugi ein bisschen unangenehm war. Er konnte mit dem Thema wenig anfangen, vielleicht auch aus Angst, in einen falschen Topf gesteckt zu werden. Auf der anderen Seite war er sich nicht einmal sicher, was gerade Thema war, sexy Jungs, eine gewisse Zuneigung zum Ringgeist oder sogar Otogi im Speziellen? Er wollte es lieber so stehen lassen. „Ich glaube, wir haben für heute einen guten Fortschritt gemacht“, mit diesem Satz wollte Yugi den Nachmittag abschließen und zum Lernen nach Hause gehen, diese Woche stand noch ein Test an. Die beiden standen auf und Bakura bedankte sich für das Gespräch. „Würdest du… das Letzte vielleicht nicht den anderen sagen?“, fragte Bakura, da er das Gefühl hatte, sie würden ihn für komplett verrückt halten, Jonouchi würde ihn bestimmt wieder schütteln, das mochte er nicht besonders. Yugi schüttelte sofort verständnisvoll den Kopf: „Alles worüber wir heute gesprochen haben, bleibt unter uns, das ist doch klar“, sagte er mit einem freundlichen Lächeln und die beiden Jungs verabschiedeten sich mit einer knappen Verneigung, wie es in Japan so Brauch war. Und da war sie wieder, die Stille, kaum war die Tür in die Angel gefallen. Bakura schlenderte langsam wieder ins Wohnzimmer, räumte die Gläser weg und die Unterlagen, die für Hausaufgaben noch herumlagen und verschanzte sich dann mit einer Flasche Limonade in sein Zimmer. Der Blick strich von der etwas skurrilen Dekoration – Gruselfilmposter, Totenköpfen und ein paar Booklets von CDs – direkt zu einem Foto an seiner Pinnwand, auf der sonst noch Gruppenfotos und Schnappschüsse von dem ein oder anderem Konzert angepinnt waren. Eindeutig ein selbstgeknipstes Portrait, allerdings konnte sich Bakura nicht daran erinnern, dieses je gemacht zu haben. Darauf war er selbst zu sehen, er zeigte die Zunge und hatte einen frechen Blick drauf. Wie in Bann gezogen ging er näher an die Pinnwand heran um sich das Foto genauer anzusehen. „Irgendwie sah ich cooler aus, wenn er die Kontrolle hatte“, murmelte er vor sich hin und strich mit dem Zeigefinger über das Gesicht am Bild. War er eingebildet, wenn ihm das Foto gefiel? Eine Gewisse Anziehungskraft ging davon aus, als würde er dem Ringgeist das aller erste Mal wirklich in die Augen sehen. Ruckartig zupfte er das Foto von der Pinnwand und ließ sich damit auf seinem weichen Bett nieder. „Warum hast du mich alleine gelassen?“, fragte er das Foto. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)