Santos sexy little Helper von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 1 - Hallo Hübscher (Ohne Aduld) -------------------------------------------------- Halli hallo und einen wunderschönen ersten Advent euch! Wie schon angekündigt, auch in diesem Jahr habe ich es geschafft, etwas für die Adventssonntage zu schreiben. Ehrlich gesagt, die Story war Ende Januar 2020 schon fertig xD Dieses mal war ich mal extrem schnell *lach* Im meiner diesjährigen Adventsgeschichte meldet sich jemand zu Wort, der eine der größeren Rollen in der Weihnachtszeit spielt. Ihr könnt euch sicher schon denken, wen ich meine. Der Titel deutet es ja schon an. Trotzdem verrate ich noch nichts xD Die Idee kam mir ganz spontan. Noch bevor ich richtig mit Idol (der letzten Adventsstory) fertig war. Ich muss zugeben, ich bin etwas nervös. Ich wage mich das erste Mal in einen Bereich, an den ich mich noch nie getraut haben. Denn eigentlich stehe ich ja nicht so auf diese Art von Geschichten, aber die Idee hat es mir einfach angetan *lach* Welche genau das ist, verrate ich noch nicht. Wahrscheinlich kommt ihr als geübte Gay-Romance Leser schnell selbst drauf xDD Zu guter Letzt noch ein Wort über den Erzähler und Hauptprotagonisten Santos. Der sollte eigentlich einen ganz anderen Charakter bekommen. Weihnachtlicher und irgendwie gemütlicher. Obwohl er ein netter Typ geblieben ist, ist er mir während des Schreibens dann doch leicht entglitten. Aber das hat mir ganz gut gefallen, also ließ ich den Kerl eben so wie er ist ;-) Ich wünsche euch viel Spaß mit Santos, seinem geheimnisvollen 'Gegengespielen' und natürlich auch beim Lesen. Einen geruhsamen Feiertag euch allen. Wir lesen und nächste Woche wieder :-* Eure Fara Leider notwendig zu erwähnen: Alle Rechte meiner Texte liegen allein bei mir. Meine Texte, mein Eigentum. Unerlaubte Veröffentlichungen, auch nur auszugsweise, auf anderen Plattformen oder Onlineshops sind verboten, und das mache ich Text-Dieben auch rechtlich begreiflich, falls es sein muss. Also? Klauen is nicht. Und wie ich kürzlich erfahren habe, haben meine lieben Leser ihre Augen überall und berichten mir jeden dreisten Text-Diebstahl. Auch ich werde in Zukunft besser aufpassen und genauer hinsehen, was einem auf digitalem Wege angeboten wird. In diesem Sinne wünsche ich euch trotzdem viel Spaß beim Lesen. Eure Fara Santos sexy little Helper Kapitel 1 - Hallo Hübscher (Ohne Aduld) Müde strecke ich die Beine aus. Hier und da knackst es dabei ungesund. Das lange Sitzen tut meinen armen Knochen überhaupt nicht gut. Kein Wunder. Sind auch schon ganz schön alt, meine Knochen. Auch wenn man es ihnen nicht ansieht. Ein kleiner Vorteil, wenn man, so wie ich, in eine magische Welt hineingeboren wurde. In eine Welt, die voller alter Traditionen steckt. Voller Wunder, Glitzer in der Luft und Feenstaub ... Okay. Das mit den Feenstaub ist gelogen. Feen stauben nicht. Sie sind im Grunde sehr reinliche Wesen. Glaubt also niemanden, der euch Feenstaub andrehen will. Das sind alles Schwindler die euch irgendeinen alten Dreck verkaufen wollen, den sie unter ihren Betten zusammengefegt haben. Gähnend lege ich meinen dicken Schmöcker, in den ich bis jetzt vertieft war, beiseite. Es wird Zeit. Eine Menge Arbeit wartet auf mich. Na ja, wann wartet die mal nicht auf mich? Meine Arbeit ist ein Fulltimejob. Sozusagen. Eine Arbeit, die ich trotz allem über alles liebe. Räuspernd kratze ich mich an meiner flachen Plauze und strecke mich ein weiteres Mal, bevor ich aufstehe. Mein Rücken knackst erneut unschön. Autsch. Ich sollte nicht so lange herumsitzen und lesen. Bewegung ist immer noch das Beste für die alten Knochen. Also auf zur Arbeit! Ich durchquere meine geräumige, offen geschnittene Dachgeschosswohnung. Zuerst geht es ins Bad. Meine Blase drückt. Am Waschbecken mustere ich kurz mein Gesicht im darüber hängenden Spiegel. 'Mein Bart wächst schon wieder wie Unkraut', seufze ich innerlich. Um diese Jahreszeit doppelt so schnell als sonst. Das ist eins der wenigen Dinge, die ich nicht mag. Auch wenn die Schenkelbürste bei dem eisigen Wind ziemlich praktisch ist. Ich fahre mir mit den Fingern durch die helle Stoppellandschaft. Hier und da etwas grau, aber das macht nichts. Gefällt mir eigentlich ganz gut, solange es nicht noch länger wird. Die kurzen Stoppeln bringen meine blauen Augen noch etwas mehr zum Strahlen. Und mein dunkelblondes, kurzes Haar macht sogar einen noch glänzenderen Eindruck. Ich beschließe, das Rasieren heute ausfallen zu lassen. Morgen muss ich meinen Bart aber auf alle Fälle wieder etwas stutzen. 'Eigentlich bin ich doch noch ganz gut in Schuss', grinse ich in mich hinein und begutachte mich noch einmal genauer. Hier und da ein paar Gramm Plätzchenspeck. Nichts Weltbewegendes. Das tut meinen dennoch erkennbaren Bauch- und Brustmuskeln keinen Abbruch. Eigentlich finde ich sogar, momentan sehe ich recht gemütlich aus. Heimelig und kuschelig. 'Wie ein Wikinger-Teddybär.' Mein Spiegelbild runzelt die Stirn und ich fange an zu lachen. "Santos, du hast manchmal wirklich nicht mehr alle Kakaotassen im Schrank!" Beschwingt laufe ich rüber zum Aufzug. Das Ding ist natürlich mal wieder ganz unten, weshalb ich warten muss, bis er bei mir in der obersten Etage angekommen ist. Als sich die Tür mit einem melodischen Pling öffnet, muss ich abermals lachen. Irgendeiner von den kleinen Strolchen da unten hat mir ein Geschenk auf den Boden des Aufzugs gelegt. Es ist mit blauem Glanzpapier eingewickelt, gekrönt mit einer dicken roten Schleife. Ich hebe es im Hineingehen auf und noch bevor die Aufzugtür zugegangen ist, habe ich es auch schon geöffnet. Eine Schneekugel. "Noch eine", grinse ich dünn. Ein Rentier mit leuchtend roter Nase steht in einem Schneesturm. Stolz reckt es sein Geweih in die Höhe. Rudolph. Sieht ihm sogar ziemlich ähnlich. Oder vielmehr … Sah. Der arme alte Rudolph lebt schon lange nicht mehr. Rentiere werden leider kaum älter als 18 Jahre. Mein Urgroßvater war am Boden zerstört, als Rudi eines schönen Abends nicht mehr unter uns weilte. Ich schüttle die Kugel ein paar Mal, schaue dem weißen Treiben darin zu und träume vor mich hin. Das Bild hat was. Ein stolzes Rentier im Schnee … Erhaben, stark, wild ... Die Aufzugtür geht auf. Rechts neben mir ertönt geschäftiges Gemurmel und aufgeregte Schritte. Hier und da rattert etwas. Willkommen in meiner Werkstatt! Na ja. Werkstatt ist vielleicht zu viel gesagt. Heutzutage geht ja alles maschinell und per Internet. Ich stehe vielmehr in einem großen modern eingerichteten Großraumbüro, das überquellt vor Weihnachtsdeko und Lichterketten. Die eigentliche Werkstatt, die Produktionshalle, ist ein paar Kilometer weiter entfernt. Hier werden nur die Ideen gesammelt, umgesetzt, ausgearbeitet und dann per Mausklick durchs Datennetz geschickt, wo alles in der Produktionshalle ankommt. Dort setzt dann ein Team alles um, stellt Maschinen ein, kümmert sich um die Rohstoffe, … und so weiter. Ich will euch nicht mit lahmen Erklärungen langweilen, wie der Laden hier am Laufen gehalten wird. "Guten Abend Chef!" "Hallo Boss!" "Hy Santos …" Freches Augenzwinkern, kräftiger Hüftschwung. Huh! Camilla wirft mir mal wieder schöne Augen zu. Dumm nur, dass ich bei schönen Frauenaugen überhaupt kein Zucker auf der Stange bekomme, wenn ihr versteht. Meine Stange mag andere Stangen viel lieber. 'Am liebsten mit Zuckerguss ...' Was bin ich froh, dass meine Schwester schon für einen Familienstammhalter gesorgt hat, sonst müsste ich wahrscheinlich auf jemanden wie Camilla eingehen und … Mich schüttelt es. Allein die Vorstellung … Ne, ne. Apropos Zuckerstange. Im Vorbeigehen moppse ich mir eine aus dem Glas, also eine richtige aus Zucker, das immer damit randvoll bestückt auf dem Tresen unserer Empfangsperle steht. "Hallo Hübscher", säuselt unsere Empfangsperle auch schon. Ich überlege kurz. 'Die Arbeit kann noch ein wenig warten', beschließe ich. Grinsend lehne ich mich gegen den Tresen und lutsche lasziv an dem kleinen Zuckerstängel herum. Julian, besagte Perle, erwidert mein Grinsen. Wir hüpfen hin und wieder zusammen in mein Bettchen. Die nordischen Winter sind kalt und lang. Und viele Außenstehende kommen auch nicht hier her. Weshalb dann einen Empfang? Na weil sich so etwas in einer guten Firma doch gehört! "Guten Abend, Julian", begrüße ich ihn. "Na? Viel zu tun?" Ich werde plötzlich unglaublich rattig. Der letzte Besuch von Julian ist schon viel zu lange her und immer nur Handbetrieb ist auf die Dauer auch keine Lösung. "Es geht", näselt er und klimpert mit seinen Wimpern. Eigentlich ist er mir etwas zu weibisch, aber in der Einöde Lapplands darf Mann nicht allzu wählerisch sein. Die leise Stimme in meinem Hinterkopf, die mich fragt, wie ich so jemals den Einen finden soll, ignoriere ich. Das hat noch Zeit … Rede ich mir zumindest immer ein. Vielleicht habe ich ja irgendwann Glück, und der Eine fällt eines schönen Tages vom Himmel. Direkt in meinen Schlitten. Nackt. Allerhöchstens verpackt mit einer roten Geschenkschleife. Was wir in meinem Schlitten dann alles miteinander tun könnten … Ich lehne mich weiter nach vorn, sodass mein Oberkörper schon fast auf dem Tresen zum Liegen kommt. "Bock?" Ja, charmant. Ich weiß. "Jetzt?" Julians Wangen leuchten rot auf, fast so rot wie die Kugeln neben ihm, die an einem geschmacklosen Plastikbaum hängen, und er schaut sich um. Keiner beobachtet uns. "Klar." Warum auch nicht? In meinem Schritt wird es immer enger. Ich fixiere den blonden Julian mit meinen stechend blauen Augen und sauge so lasziv wie möglich an der kleinen Zuckerstange. Julians Atmung geht sichtbar schneller. "Wo?" Ich überlege. In meine Wohnung mag ich nicht. Die anderen könnten sehen, wie wir in den Aufzug steigen. "Stall", beschließe ich nach einem Blick auf die Uhr. Inzwischen dürften die Stallarbeiter mit allem fertig sein. Julian leckt sich über die Lippen und kramt auffällig ungeduldig die Zettelwirtschaft auf seinem Arbeitsplatz zusammen. Insgeheim frage ich mich, was das für Blätter sind. Viel zu tun hat der Gute ja nie. Vielleicht schreibt er ja Wunschzettel vor lauter Langeweile und malt sie bunt aus. Wer weiß? "Ich gehe vor", sage ich zu ihm. "Du folgst nach fünf Minuten." "Okay", fiepst er und bekommt immer dunklere Wangen und leuchten so sehr, dass sie der Weihnachtsdekoration in der Vorhalle langsam aber sicher richtig Konkurrenz machen. Lässig schlendere ich hinaus, angle mir vorher noch meinen dicken roten Mantel im Vorbeigehen von der Garderobe und schlüpfe hinein. Draußen schüttelt es mich kurz. Es ist arschkalt! Bis zu den Stallungen ist es nicht weit. Ich muss nur den großen Hof überqueren, an dem mächtigen Renntierbrunnen, der um diese Jahreszeit natürlich außer Betrieb ist, links vorbei, schon stehe ich vor dem länglichen dunkelgrün angestrichenen Gebäude. Wie erwartet ist das Licht darin aus. Wunderbar! "Hey meine Süßen", begrüße ich die Rentiere in ihren Boxen. Einigen streichle ich über die neugierigen Nasen, die sie mir entgegenstrecken. "Na? Seid ihr schon bereit? Bald ist Heilig Abend." In vier Wochen um genau zu sein. Vorher muss ich meine gehörnten Vierbeiner noch ein wenig fit machen. Der große Schlitten zieht sich beladen nicht so leicht. Im dämmrigen Zwielicht laufe ich an den belegten Boxen vorbei, bis ich eine leere finde, die mit genügend Stroh ausgelegt ist. Wir haben immer für Notfälle ein paar Boxen fertig. Obwohl es die so gut wie nie gibt. Hier verändert sich selten etwas. Echt langweilig, kann ich euch sagen. Ich schlüpfe in eine solche Box hinein und warte auf Julian. Der lässt nicht lange auf sich warten. Er rennt beinahe die Stallgasse entlang. "Nicht so schnell. Du verschreckst die Tiere", nöle ich ihn an. "Verzeihung." Er senkt verlegen den Blick. Pure Berechnung. "Schon gut. Komm rein." Er gehorcht und drängelt sich sofort an mich, als er bei mir in der Box ist. "Runter mit der Hose." "Jawohl, Boss." Er kommt meinem rau gebrummten Befehl sofort nach. Sein Schwängel steht schon wie eine Eins. Nicht sehr groß, aber gerade und schön nach oben geschwungen. Julian selbst ist auch nicht der allergrößte. Er reicht mir gerade mal bis zur Brust. Aber das ist nichts Ungewöhnliches. Mit meinen zwei Metern dreizehn bin ich meist der Größte hier. Es sei denn, mein Paps kommt mal wieder zu Besuch. Der überragt mich um ganze zwölf Zentimeter. "Komm schon, Santa", feuert Julian mich an. "Ich bin bereit." Holla! Da hat es aber jemand eilig. "Noch nicht", beschließe ich. Ich will das hier genießen, auch wenn Julians Figur mich nicht allzu sehr auf Touren bringt. Dazu fehlt ihm das gewisse Etwas. Dafür hat er aber einen ganz hübschen Hintern. Und einen talentierten Mund ... "Runter auf die Knie mit dir." Erst soll er ein wenig mit meiner Zuckerstange spielen. Auch jetzt handelt er sofort, kniet sich mit immer noch heruntergelassener Hose vor mich und fängt an an meiner Hose herumzunästeln. Plötzlich scharrt und schnauft es neben uns. Die Rentiere. Irgendwas scheint sie nervös zu machen. Unser kleines Stelldichein kann es nicht sein. Das kennen sie mittlerweile schon. Ist nicht unser erstes Treffen hier. "Was ist?" "Die Rentiere", sage ich nur und lausche weiter. "Egal. Mach weiter!" Egal?! Na das könnte dir so passen! "Ich war kurz davor!", protestiert er. Schön für dich. Aber meine Lieblinge gehen vor. Wenn etwas mit ihnen ist, bin ich der Erste, der alles stehen und liegen lässt, um alles zu tun, damit es ihnen wieder gut geht. Ich kann ihre Unruhe nun auch körperlich spüren. Wir haben eine Verbindung, die mit jedem Tag, an dem Heilig Abend näher rückt, stärker wird. Jedes Jahr aufs Neue. Anders könnte ich meinen Job auch nicht erledigen. "Draußen ist was." Dessen bin ich mir plötzlich ziemlich sicher. "Und es macht die Tiere nervös." "Meinst du, jemand hat uns beobachtet?" Was für eine dumme Frage! Als ob meine Süßen deshalb so eine Welle schieben würden. "Weiß nicht", lüge ich und zucke mit den Achseln. Julians Äugelein weiten sich. "Ich will nicht, dass du wegen mir Ärger bekommst!", fiepst er und krallt sich an meinen Mantelaufschlag. Als ob ich das würde. Ja, ich geb's zu. Damals, als das mit uns begonnen hat, habe ich ihm eingebläut, es niemanden zu sagen. Aber nicht wegen mir, sondern wegen ihm. Ich hatte schon Typen, die sich sonst was darauf eingebildet haben, dass Santa Santos ihnen des Nachts den Hintern vergoldet. Das kann ich nicht mehr gebrauchen. "Ich schaue mal draußen nach. Du bleibst hier." "O-Okay", wimmert Julian unsicher und zieht sich die Hose hoch. Ich zupfe mir das Latex von meiner inzwischen nicht mehr ganz so harten Tatsache und schließe ebenfalls die Hose. Als ich an den belegten Boxen vorbeilaufe, versuche ich meinen Lieblingen das Gefühl von Ruhe und Sicherheit zu übermitteln. Es klappt nicht ganz. Ich bin selbst viel zu unruhig. Irgendwas oder irgendwer ist dort draußen, das merke ich immer deutlicher. Als ich in die Kälte trete, bläst mit ein eisiger Wind entgegen. Dicke Schneeflocken tanzen wild in der Luft. Ein Schneesturm. Wo kommt der so plötzlich her? Man erkennt so gut wie gar nichts. Nur schwach kann ich die Lichter des Bürogebäudes weiter vorn erkennen. "Alles Okay?!", brüllt es hinter mir. Mein Stallmeister. Heinz, so heißt die gute Seele, die sich hauptberuflich um meine Vierbeiner kümmert, kommt auf mich zugestapft. Dabei wird der dürre aber zähe alte Mann fast von einer Windböe von den starksigen Füßen geweht. "Was machst du hier?", brülle ich ihm entgegen. "Die Rentiere haben so einen Lärm gemacht. Da wollte ich mal nachsehen." Ich stutze. Zwar wohnt Heinz mit seiner Frau nicht weit von den Stallungen entfernt, doch er kann die nervösen Tiere kaum gehört haben. Er grinst, als er meinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkt. "Babyphone", kichert er. "Hab eins aufgestellt. Das schlägt nur bei lauten Geräuschen an." Ich stöhne und reibe mir über die Nasenwurzel. Er hat alles gehört! Wer weiß, wie lange Heinz schon darüber Bescheid weiß. "Julian, ja?" Heinz zieht die Nase kraus. "Hattest auch schon mal einen besseren Männergeschmack." "Hier darf man nicht wählerisch sein", knurre ich. "Wie lange schon?" "Du meinst das Phone?" Ich nicke. "Seit wir meine Enkel immer mal wieder bei uns geschlafen haben. Dachte, das wäre eine gute Idee, damit auch die Tiere zu bewachen." Ich werde bleich. Nicht wegen der Idee an sich. Die finde ich richtig gut. "Deine Enkel sind inzwischen Volljährig!", grunze ich. Heinz lacht bloß auf und schaut sich dann in der Gegend um. Viel gibt es nicht zu sehen. "Schon eine Ahnung, was die Tiere so unruhig macht?", will er wissen. "Du meinst, bis auf Julian und mich?" Ich verzeihe den Mund. Heinz lacht abermals auf. "Ich weiß nicht. Aber hier muss was sein." "Dein Radar?" Damit meint er nicht mein Schwulenradar. Obwohl das auch ganz gut funktioniert. Ich nicke. "Bei diesem Sauwetter dürften wir nichts finden. Es sei denn, es steht direkt vor uns." "Das fürchte ich auch." Langsam frieren mir die Zehen ab. "Gehen wir besser rein und verriegeln alles gut", schlägt Heinz vor. "Was auch immer es ist, es kann bestimmt keine Schlösser knacken." "Wahrscheinlich nicht." "Kann ja in einer der Boxen schlafen. Aber bitte nicht in der ... du weißt schon." Wieder seufze ich laut auf. Womit habe ich das verdient? *** Bevor Heinz es sich im Stall gemütlich machen konnte, habe ich Julian noch herausgelotst. Der sollte nichts mitbekommen. Weder von Heinz, noch dass er über uns Bescheid weiß. Na ja. Bald gibt es über Julian und mich auch nichts mehr Bescheid zu wissen. Das mit uns ist ab jetzt vorbei. Inzwischen ist es später Abend. Das Büro ist leer, alle Mitarbeiter sind zuhause. Auch ich liege auf meiner Couch und zappe durchs Fernsehprogramm. Durch den Sturm ist das Bild eher schlecht als recht, aber besser als nichts. Hier in der Wildniss ist das keine Seltenheit. Der Netzausbau lässt noch sehr zu Wünschen übrig. Heinz hat mir seinen Empfänger vom Babyphone gegeben. Sollte was sein, ruft er mich. Das beruhigt mich einigermaßen. Ich lümmle mich tiefer in meine rot-grün gestreifte Flauschdecke. Es dauert nicht lange, da fallen mir immer mal wieder die Augen zu. Ich sollte langsam mal ins Bett … /... Santa? ... Santa!/ "Was zum …?! Ja?" Ich springe auf. Bin wohl eingeschlafen. /... Santos?/ Heinz! /Wenn du mich hörst, komm zum Stall! Das musst du sehen!/, höre ich den liebenswerten Kautz aufgeregt ins Phone keuchen. Da ich ihm mit dem Teil nicht antworten kann, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich anzuziehen und so schnell wie möglich nach unten zu sausen. Der Aufzug dauert mir zu lange, also renne ich das Treppenhaus hinab und presche durch die große Eingangstür. Der Sturm hat leicht nachgelassen. Der Schnee fällt fast schon sanft zu Boden. Nur noch hin und wieder werden einige von kleineren Böen erfasst und im Kreis herumgewirbelt. "Heinz?" Ich spurte rüber zum Stall. "Heinz?!" "Hier!" Neben mir, zehn, fünfzehn Meter entfernt, steht er und winkt hektisch. Ich eile zu ihm. "Schau! Da vorn beim Geräteschuppen!" Seine krummen Finger zeigen in die Ferne. "Was ist da?" So sehr ich mich auch anstrenge, ich erkenne nichts Ungewöhnliches. "Da! Schau genau hin! Er bewegt sich!" "Er?" Halluziniert der arme, alte Kerl etwa? "Ja! Da! Sieh hin, Junge!" Es ist schon lange her, dass er mich Junge genannt hat. Tatsächlich war ich da auch noch einer. Dass er mich jetzt so nennt, bringt mich trotz der merkwürdigen Situation zum Schmunzeln. Heinz ist total aufgeregt. Weshalb auch immer. Also tue ich ihm den Gefallen und sehe hin. Eine Sekunde, zwei Sekunden, drei Seku... "Heilige Scheiße!" "Siehst du ihn?" Heinz gerät richtig außer sich. "Ja", keuche ich ungläubig. "Jetzt sehe ich ihn ..." Heinz neben mir tippelt aufgeregt auf der Stelle herum, doch ich bleibe regungslos und starre. Und starre und starre ... "Wo kommt er her?", frage ich fassungslos. "Die sind hier nicht heimisch." "Du weißt also, was das ist?" "Klar", schnaube ich. "Bin doch nicht doof." Schließlich erkenne ich ein Ren, wenn ich es sehe. Oder besser gesagt, einen Rangifer tarandus granti. Ein Barren Ground Karibu. Er ist wunderschön. Dunkles, falbenbraunes Fell, ein fast weißer Hals. Dunkle Läufe und ein riesiges Geweih. Ein starkes Tier. Eindeutig ein Männchen. "Vielleicht ist er irgendwo abgehauen", sinniert Heinz. "Und von wo? Ich kenne jeden hier in der Gegend. Niemand hat Barren Grounds." Barren Ground Karibus leben in Nordamerika. Hier bei uns in Lappland gibt es keine wildlebende Exemplare. "Hm." Er zuckt mit den Schultern. "Vielleicht ist ja Santa Sam zu Besuch?" Ich verziehe den Mund. "Davon wüsste ich! Der hat genug zu tun. Genau wie wir alle." Santa Sam ist für Kanada und Nordamerika zuständig. Ihr habt doch nicht wirklich geglaubt, es gäbe nur einen von uns, oder? Das wäre, trotz verschiedener Zeitzonen, ein logistischer Albtraum und unmöglich zu schaffen für nur eine Person. "Sollen wir versuchen ihn einzufangen? Vielleicht können wir ihn in eins der Gehege locken?", überlegt Heinz. "Keine schlechte Idee", nicke ich. "Ich hole Futter. Eventuell bekommt er Appetit und lässt sich anlocken." Gesagt, getan. Während Heinz den Bock weiter im Auge behält, hole ich einen großen Eimer voll Rentierfutter. Größtenteils besteht es aus Moosen und Flechten. Wieder bei Heinz, überlegen wir uns einen Schlachtplan. "Du gehst hinter dem Stall herum und passt auf, dass er nicht in den Wald flieht. Und ich taste mich langsam an ihn heran. Vielleicht ist er ja zahm." Heinz nickt und läuft los. "Also los, Süßer." Damit meine ich das Ren. Nicht Heinz. Langsam laufe ich auf das herrliche Tier zu. Natürlich hat er mich längst bemerkt und fixiert mich misstrauisch. "Ich tue dir nichts mein Hübscher", rede ich leise auf ihn ein. Dabei versuche ich meinen Herzschlag zu beruhigen und hoffe, meine Gabe wirkt auch auf amerikanische Rentiere. Erst sieht es nicht so aus. Der Bock schnauft und scharrt sogar ein paar mal mir einem seiner Vorderhufe. Ich überlege gerade, ob es nicht besser ist, eins meiner Tiere zu holen, damit er vielleicht so eher Vertrauen fast, doch dann kommt er urplötzlich auf mich zu. Aber nicht langsam, sondern mit vollem Karacho. "SANTA!", höre ich Heinz rufen. Doch alles was ich machen kann ist zur Salzsäule zu erstarren. 'Scheiße! Was bist du doch für ein wundervolles, kraftvolles Wesen', denke ich noch, da stobt eine weiße Schneewand vor mir auf. Ich reiße die Arme vor mein Gesicht und mir wird die Luft aus den Lungen gedrückt, als ich mit dem Rücken voran im Schnee lande. Der Aufprall war hart. Verdammt hart. Ich schließe die Augen und bete, dass die Hufe des Karibus nicht allzu weh tun, wenn sie auf mir herumtrampeln und es schnell vorbei ist. Doch nichts passiert. Alles ist still. Vorsichtig öffne ich die Augen wieder, senke langsam die Arme und erschrecke furchtbar. Große, braune Augen mustern mich. Warme Atemluft streichelt über mein Gesicht. Die Nase des Karibus ist keine zehn Zentimeter von mir entfernt. "Alles okay? Santa?!" "Ja", schnaufe ich erstickt. "Bleib wo du bist." "Okay." Heinz klingt sehr besorgt. Ich kann ihn verstehen. So ganz wohl fühle ich mich gerade auch nicht in meiner Haut. Ich bin dem wunderschönen Tier völlig ausgeliefert. Wenn er wollen würde … Ich mag gar nicht darüber nachdenken. Blind taste ich nach dem Futtereimer. Er ist mir beim Sturz aus der Hand gefallen. Irgendwo an meiner rechten Seite. Ich werde schnell fündig. Das Mistding ist natürlich umgekippt. Aber das macht nichts. Ich brauche nur eine kleine Hand voll. Erstmal. Ich schnappe mir etwas von dem Zeug und halte es vorsichtig dem Karibu unter die Nase. Es schnüffelt aufgeregt. Und dann ... Er frisst! Ganz vorsichtig klauben die weichen Lippen das Futter aus meinen Händen. Mir entkommt ein Glucksen, was das große Tier über mir zusammenschrecken lässt. "Ist okay", flüstere ich und strahle so viel Gelassenheit aus, wie mir irgend möglich. Es scheint tatsächlich zu helfen. "So ein Schöner bist du, nicht wahr? Magst du noch mehr?" Seine Oberlippe streicht über meine inzwischen leere Hand. "Ja?" Ich spüre plötzlich Neugier. Innerlich fange ich laut an zu jubeln, denn dieses Gefühl stammt nicht von mir. "Wir verstehen uns", lache ich aufgeregt. "Heinz. Wir können uns verstehen." Er weiß natürlich was ich damit meine. "Dann nutze es!" "Ja. Mach ich doch." Himmel noch eins! Als wäre ich noch ein kleiner Bengel! Dabei konnte ich schon früh mit, damals noch Papas, Rentieren kommunizieren. "Okay Süßer. Ich setze mich jetzt auf. Mir wachsen langsam Eiszapfen an den Eiern. Und dann bekommst du noch mehr Futter, ja?" Langsam, um das Karibu nicht doch noch zu verschrecken, richte ich mich auf. Es bleibt neben mir stehen, mustert mich aber weiterhin skeptisch. "Hier. Lang zu." Vorsichtig schiebe ich ihm den Eimer hin und ebenso vorsichtig schiebt das Karibu seine Nase hinein. Als es zu fressen beginnt, könnte ich laut losjubeln. Tue ich natürlich nicht, sondern ich bleibe ruhig sitzen und strecke langsam die Hand aus. Vom Karibu strahlt weder Unruhe noch Panik aus. Also werde ich mutiger und berühre das warme Fell. Sanft kraule ich die Stirn des Ren. Sein Kopf ist so dunkel wie sein Rückenfell, nur auf der Stirn prangt ein weißer Stern. 'Wunderschön.' Es lässt sich meine Streicheleinheiten gefallen und ich kann etwas wie Wohlsein fühlen. "So ein Braver", lobe ich das schöne Tier. "Du bist hungrig, was? Möchtest du noch mehr?" Leider gibt der Eimer nicht mehr viel her. Ich rutsche etwas zur Seite, damit das prächtige Tier an das herausgefallene Futter kommen kann. Tatsächlich tapst es kurz danach zu der Stelle. Ganz langsam richte ich mich auf. Das Karibu zuckt nicht mal zusammen. "Heinz? Hol mal bitte ein Halfter." "Ist gut, Boss." Einen Versuch ist es wert. Während ich auf Heinz warte, tätschle ich behutsam den hellen Hals des Karibus. Die Finger vergrabe ich im dichten Fell und kraule in kleinen Kreisen umher. Meine Rentiere mögen das immer sehr. Und auch jetzt schwappt mir wieder eine Welle Wohlempfinden entgegen. "Wo kommst du nur her?", frage ich das schöne Tier. "Und wem gehörst du?" Ich werde morgen mal ein wenig herumtelefonieren müssen. Aber erstmal schauen, ob er gechipt ist. "Boss?" Heinz kommt langsam auf mich zu. "Wie weit?" "Warte. Ich komme zu dir." Sicher ist sicher. Viel Futter ist nicht mehr da. Ich muss mich beeilen. Mit dem Halfter bewaffnet, laufe ich wieder zurück zum Karibu. Es mümmelt immer noch im Schnee herum, sucht die letzten Krümel zusammen. "Hey, Hübscher. Schau mal. Kennst du sowas?" Ich versuche ihm so viel Ruhe zu geben, wie mir möglich. "Das ziehen wir jetzt an, und dann geht's in den warmen Stall, ja? Dort gibt es noch mehr gutes Futter. Und Wasser, und warmes Stroh zum Hinlegen." Ich quassle zum größten Teil deswegen, um mich selbst zu beruhigen. Inzwischen hat das Ren alles aufgefressen und sieht mich mit seinen braunen Kulleraugen aufmerksam an. Erneute Skepsis schlägt mir entgegen. 'Mist!' Ich bleibe stehen und krame in meiner Manteltasche. Ich habe fast immer was einstecken. Leckerli oder auch mal einen Apfel. Und ich habe Glück. Zwei vereinsamte Leckerli stecken in meiner rechten Manteltasche. Ich hänge das Halfter über meine rechte Armbeuge und die Leckerli auf die Handfläche. "Schnupper mal", sage ich leise. "Na komm. Das ist lecker." Und wirklich! Das Karibu kommt einen Schritt auf mich zu, schnuppert und … sieht mich weiter merkwürdig an. "Nicht gut? Meine Rentiere mögen die recht gern." Ich wage mich nochmal ein wenig vor. Zu meiner Freude bleibt das Tier, wo es ist. Warm schnaubt es mir ins Gesicht, sodass ich zu grinsen anfange. Weiche Lippen auf meiner Wage. "So niedlich", kichere ich. Nur damit das klar ist: Rentiere sind niedlich! Das kann man sagen, selbst wenn man ein über zwei Meter großer Kerl ist. Ein sehr männlicher Kerl. Außerdem hört mich ja niemand. Bis auf das Karibu, aber das wird wird niemanden verraten, was ich hier von mir gebe. "Na los. Probier mal." Ich lehne mich etwas zurück und halte ihm wieder meine Hand hin. Und endlich mümmelt es die zwei kleinen runden Dinger von meiner Hand. Jetzt keinen Fehler machen! Die raue Zunge leckt weiter an meiner Handfläche. Also ziehe ich vorsichtig das Halfter hinauf. Fast bin ich an seiner Schnauze angekommen, hab sogar schon den unteren Teil der Nase drin, da gibt das Karibu ein Grunzen von sich und rennt davon. "Fuck!" Vor Ärger schmeiße ich das Halfter in den Schnee. "Heinz?" "Boss?" "Bring einen großen Eimer Futter raus." "Wieso?" "Soll das arme Tier etwa verhungern?" "Äh … Ist gut." Geladen marschiere ich mit großen Schritten zurück zum Gebäude. Hinten, am Waldrand, erkenne ich das Karibu. Es hat den Kopf erhoben und scheint mich anzusehen. Als wolle es sagen: Ätsch! Mich bekommst du nicht, du alter Sack! Griesgrämig fixiere ich es. Als mich plötzlich das Gefühl von Schadenfreude, Neugierde und noch etwas anderes, das ich nicht ganz genau bestimmen kann, erreicht, schleicht sich ein Grinsen auf mein Gesicht. "Du kleiner Scheißer", flüstere ich und schüttle den Kopf. ****** Und? Wie hat euch das erste Kapitel gefallen? Ist Santos nicht ein Sahneschnittchen? Oder besser gesagt, ein Lutschstangen-Schnittchen xDD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)