Lass mich dein Sommer sein von SarahSunshine (Digimon Adventure 01/02 | Takeru x Hikari; Daisuke x Ken; Mimi x Miyako) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- - Ken – Meeresrauschen drang an seine Ohren, laut und wild. Er sah eine Welle auf sich zurasen, die nicht von dem Meer direkt vor ihnen stammte. Ken schloss seine Augen, versuchte sich den Dark Ocean und die Finsternis vorzustellen – die Wand zum Hier und Jetzt einzureißen. „Tu es nicht“, flüsterte eine Stimme in sein Ohr. Er riss die Augen auf. Sein D-3 leuchtete weiter auf, doch das Licht begann zu flackern. Hatte er etwa nicht mehr genug Dunkelheit in sich? Bei dem Gedanken kribbelte es wie auf einen Befehl in seinem Nacken. Er musste sich einfach nur an diese Erinnerung klammern. Der Dark Ocean, das Digivice seines Bruders, das zu seinem schwarzen D-3 wurde. Die Erinnerung schnürte ihm die Luft ab. „Tu es nicht, Ken.“ „Hikari-chan?“, flüsterte der Digiritter leise. Am Himmel hatte sich eine dunkle Wolke gebildet, die nur ein verzerrtes Bild zeigte. Eine Welt vollkommen in Grau gehüllt, ein großer Schatten oder ein feuriger Sturm? Ein schriller Schrei ertöne. Takeru wies Angemon an, näher an die Wolke zu fliegen. „Fla ~ me ~ He ~ ll ~ scyt ~ he!“ Es rauschte und dann hörten sie einen qualvollen Schrei. Ken ließ sein D-3 in den Sand fallen, ehe seine Knie nachgaben und er ebenfalls zu Boden ging. Die Wolke verschwand. Ken hörte Takeru und Taichi noch nach Hikari rufen, ehe sie von seinem rasenden Herzschlag übertönt wurden. Seine sich verschwamm, doch er spürte wie man ihn schüttelte. Warum beruhigte sein Herz sich nicht? Kaltes Wasser wurde in sein Gesicht geschüttet und er schnappte eilig nach Luft. „Was tust du da Daisuke?!“, hörte er Wormmon aufgeregt rufen. Er hörte ihn, sah ihn an. „Worm … mon.“ „Ken-chan!“ Neben ihm fiel Daisuke in den Sand und stöhnte leicht. „Daisuke, ich habe noch einen Eimer!“ V-mon kam mit einem blauen Plastikeimer im Anschlag haltend angerannt. Dann stolperte es jedoch über einen Stein und schüttete das Wasser statt auf Ken auf seinen Partner. Daisuke spuckte das Wasser aus und wischte sich über sein Gesicht. Normalerweise hätten sie wohl alle gelacht, doch diesmal nicht. „Geht es wieder, Ken?“, fragte Miyako, die neben ihnen im Sand kniete und ihn besorgt musterte. Er griff sich in den Nacken und sah dabei zu seinem Digipartner. „J-ja, alles in Ordnung“, antwortete er leise. Als er aufsah und die anderen Digiritter vom Strand zurückkehrten, spürte er plötzlich einen Knoten in seinem Magen. Er hatte es nicht geschafft. Daisuke hievte sich auf die Beine und bot ihm seine Hand an. Wormmon kletterte auf seine Schulter, ehe Ken sich auf die Füße ziehen ließ. „Danke für den Versuch“, murmelte Takeru niedergeschlagen und legte eine Hand auf seine Schulter. Dann zog er an ihm vorbei. Am liebsten hätte Ken ihn aufgehalten, doch irgendwas in seinem Inneren hielt ihn davon ab. Als er sah, wie Yamato seinem Bruder folgte, entspannte er sich jedoch ein kleines bisschen. Taichi kam wenige Schritte vor ihnen zum Stehen, die Lippen zu einem schmalen Strich gepresst. „Tut mir leid, dass ich euch enttäuscht habe“, sagte Ken und senkte den Blick. Der ältere öffnete die Lippen, schien etwas sagen zu wollen, hielt sich aber selbst zurück. Stattdessen wandte er sich ab und verschwand mit hängenden Schultern in Richtung Klippen. Koushirou kam ebenfalls zu Ken und fragte, ob er sein D-3 untersuchen dürfte. Was auch immer sein Plan war, Ken hoffte, er würde funktionieren. - Takeru - Er hatte gewusst, dass der Plan scheitern könnte. Die Chance, dass Ken das Tor sieben Jahre später noch mal öffnen konnte, war einfach zu gering gewesen. Warum ging es ihm dann trotzdem so an die Substanz? Sie hatten etwas sehen, etwas hören können. Ein Schrei, einen Kampf vielleicht? „Takeru!“ Patamon flatterte hinter seinem Partner her, während dieser durch den Dschungel stürmte. Er hatte kein Ziel, wollte bloß Abstand. „Takeru, warte!“ Der Digiritter blieb so abrupt stehen, dass Patamon an seinem Rücken abprallte und quietschte. Takeru drehte sich um. „Tut mir leid, Patamon“, murmelte er. Als er weitergehen wollte, blieb sein Fuß in einer Wurzel stecken. Mit einem kurzen Aufschrei knallte der Digiritter auf den Boden. Aus seiner Tasche purzelte eine kleine Schachtel und landete genau vor seinem Gesicht. „Hast du dir wehgetan, Takeru?“, fragte Patamon besorgt und landete neben seinem Partner. Wie betäubt blieb Takeru einen Moment liegen. „Alles okay“, murmelte er und hievte sich hoch. Mit dem Rücken lehnte er sich an eine der Palmen und betrachtete die kleine Box in seiner Hand. Patamon stützte seine Pfoten auf den Oberschenkel seines Freundes und schnupperte an der Schachtel. „Das ist das Geschenk für Hikari-chan, oder?“, fragte es neugierig und kletterte auf Takerus Schoß. „Ja“, antwortete er gedankenverloren. Er hatte es eingesteckt, in der Hoffnung, seine Freundin so aus der Welt der Dunkelheit zu retten. Takeru öffnete den Deckel und blickte auf das Armband, an dem drei kleine Anhänger mit filigranen Ringen befestigt waren. Eine Kamera, ein Katzengesicht und ein Engelsflügel. „Ich bin sicher, es wird ihr gefallen. Du musst es ihr unbedingt geben, wenn wir sie finden.“ Patamons Optimismus und die kindliche Freude in seinen Augen ließen Takeru traurig lächeln. Wenn sie sie fanden. „Patamon hat Recht“, sagte Yamato, der zwischen den Palmen hervortrat. Nicht weit hinter ihm kam auch Gabumon zum Vorschein. „Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben. Wir finden schon einen Weg.“ Sein älterer Bruder setzte sich ihm gegenüber auf den Boden. Aus der Hosentasche zog er seine Mundharmonika. „Soll ich euch etwas vorspielen?“ Patamon und Gabumon waren begeistert, sodass Takeru ihnen diesen Wunsch nicht abschlagen konnte. Der Jüngere lauschte der Melodie und spürte, wie seine Gedanken langsam zur Ruhe kamen. Er war der Besitzer des Wappens der Hoffnung, sein Partner ein Engel und Beschützer. So einfach durfte er den Gedanken, Hikari zu finden, nicht aufgeben. Er wollte ihr unbedingt dieses Armband geben, ihr sagen, was er empfand. Takeru schloss seine Augen, sah ihr Lächeln, hörte ihre Stimme. Daran musste er festhalten. Yamato setzte das Instrument ab. „Bist du bereit, zurückzugehen?“ Takeru erhob sich vom Boden und nickte. „Danke.“ Sie gingen zum Strand zurück, an dem sich ihre anderen Freunde aufgeteilt hatten. Takeru entdeckte Koushirou, der mit dem D-3 von Ken vor seinem Laptop saß und wie wild tippte. „Was machst du da?“, wollte Takeru wissen. „Ich versuche mit Hilfe von Kens D-3 einen Weg zum Dark Ocean zu öffnen.“ Genau in diesem Moment flammte neue Hoffnung in Takerus Herzen auf. - Daisuke - An diesem Tag unternahmen die Digiritter keinen zweiten Versuch, das Portal zum Dark Ocean zu öffnen. Am Abend saßen sie alle gemeinsam am Lagerfeuer, doch die Stimmung war weiterhin gedrückt. In der Nacht lag Daisuke in seinem Bett und starrte an die Decke. V-mon schnarchte neben ihm. Iori und Armadimon lagen auf dem Etagenbett auf der anderen Seite der Wand und Ken und Wormmon lagen unter ihm. Takeru war noch nicht mit seinem Digipartner zu ihnen gestoßen. Was auch immer Takeru und Koushirou gerade ausheckten, Daisuke war froh, dass er Ken keinen Vorwurf machte wegen des gescheiterten Versuchs zum Dark Ocean zu gelangen. Was auch immer in dieser Dimension vorging, es hatte beunruhigend gewirkt, nicht nur auf Taichi und Takeru. Auf der Matratze unter seiner hörte Daisuke, wie Ken sich wand. Der Tag war der anstrengendste seit Langem gewesen und es hatte ihn nicht überrascht, dass sein bester Freund schon am Abend angekündigt hatte, früh schlafen zu gehen. Erst waren leise Schritte und dann das Öffnen und Schließen der Tür zu hören. Vielleicht brauchte Ken etwas frische Luft, vielleicht hatte er schlecht geschlafen, vielleicht musste er auch einfach nur ein bisschen alleine sein. Daisuke schaffte es ganze fünf Minuten liegen zu bleiben, ehe er leise von dem Etagenbett kletterte und auf Zehenspitzen zur Tür schlich. Zumindest Iori und die Digimon im Zimmer sollten etwas Schlaf bekommen. Die Nachtluft war kühl und trug einen salzigen Geruch in seine Nase. Daisuke sah sich um, hielt Ausschau nach Ken. Wohin er wohl gegangen war? Ans Meer oder an die Klippen? In den anderen Häusern war es dunkel, nur in der Küche brannte noch Licht. Ob Ken einfach nur Hunger bekommen hatte? Er konnte ja mal nachschauen. Durch das Fenster blickte er auf den Tresen, auf dem ein Laptop und zwei Gläser standen. In der hinteren Ecke lag Takeru auf einer Bank und schien zu schlafen. Koushirou kam, dicht gefolgt von Miyako, aus einem Nebenraum und trottete zu seinem Rechner. Es sah nicht so aus, als wäre Ken bei ihnen, also zog Daisuke weiter. Dass sein bester Freund am Meer war, konnte der Digiritter sich nicht vorstellen, dafür waren die Erinnerungen an den Dark Ocean gerade viel zu frisch. Andererseits zog es ihn möglicherweise genau deshalb dorthin. Daisuke konnte sich nicht entscheiden, wohin er gehen sollte. Erst drehte er sich gedanklich im Kreis und dann physisch. Kaum, dass er den nächsten Schritt machen wollte, prallte er gegen jemanden. Eine Hand griff nach seinem Arm, sodass er nicht nach hinten kippte. Im ersten Moment hatte er mit Taichi gerechnet, der rastlos durch die Gegend lief und wahrscheinlich auch keinen Schlaf fand, doch es war Ken. Damit hatte seine Suche gleichzeitig auch ein Ende. „Was machst du denn hier draußen, Daisuke?“, fragte sein bester Freund. „Ich eh … na ja … weiß du …“, druckste er nervös herum. Er wollte nicht, dass Ken sich bemuttert oder unter Beobachtung gestellt fühlte. Anlügen wollte er ihn aber auch nicht. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“ Im Schutz der Dunkelheit konnte Ken den roten Schimmern in seinem Gesicht hoffentlich nicht sehen, doch die Hitze in seinen Wangen spürte Daisuke ganz klar und deutlich. „Mir geht es gut“, erwiderte Ken gefasst und ließ seinen Arm los. Bevor eine peinliche Pause eintreten konnte, antwortete Daisuke: „Okay. Ich glaube dir.“ Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass ihn etwas beschäftigte. Er trat auf der Stelle und schob seine Hände in die Hosentaschen. Wenn Ken bereit war, würde er mit ihm reden, das wusste Daisuke. „Wollen wir ein Stück laufen?“, fragte der Digiritter und deutete auf die Felsen, die vom Mond angestrahlt wurden. Ken nickte und die beiden entfernten sich von den kleinen Holzhütten. „Ich glaube Takeru, Koushirou und Miyako tüfteln irgendwas aus. Die sind schon den ganzen Abend in der Küche“, plauderte Daisuke einfach drauf los. Ken gab ein zustimmendes Geräusch von sich. „Sie versuchen über mein D-3 ein Portal zu öffnen.“ Er klang betrübt. „Aber du glaubst nicht, dass es klappt?“ „Es ist nur…“, begann sein Freund und knetete seine Finger. „Ich habe das Gefühl, Hikari-chan hat versucht uns aufzuhalten. Jemand hat mit mir gesprochen, ich glaube sie war das. Sie hat gesagt, wir sollen es nicht tun.“ Daisuke trat ein Stück Holz davon. Früher hätte Hikari nichts im Alleingang gemacht, doch es passte auch zu der Geschichte von Taichi. „Würdest du nicht das gleiche sagen, wenn du an ihrer Stelle wärst, um niemanden zu verletzen?“ Ken sah ihn lange an und wandte dann den Blick ab. Das war Antwort genug. Er ließ sich rücklinks in den Sand fallen und Daisuke tat es ihm gleich. „Ich glaube nicht, dass Takeru-kun jemals aufhören würde, nach ihr zu suchen“, erzählte Ken mit einem sanften Lächeln im Gesicht. Daisuke sah ihn fragend an. „Er hat mir gesagt, dass man jemandem, der einem wichtig ist, sagen sollte was man empfindet. Es könnte jeden Moment zu spät sein.“ Dass Takeru diese Art von Gefühlen für Hikari empfand, vermutete Daisuke eigentlich schon eine Weile. Es war nur eine Frage der Zeit, wann es aus ihm herausbrach. „Ja … ich denke, er hat recht“, antwortete Daisuke und lehnte sich zurück, stützte sein Gewicht dabei auf seine Ellbogen. „Wir sollten nichts bereuen müssen.“ Ken drehte seinen Kopf zu ihm. „Gibt es denn etwas, das du bereuen würdest?“ Daisukes Herz machte einen Purzelbaum. Seine Hände wurden feucht und er kaute auf seiner Unterlippe herum. „Wenn ich ehrlich sein soll …“ Wenn Takeru das konnte, dann würde Daisuke es auch hinbekommen. Er hatte doch das Digiarmorei des Mutes geerbt. Ken sah ihn neugierig an, das verunsicherte ihn jedoch. Sein Herz klopfte noch schneller, aber er konnte jetzt keinen Rückzieher mehr machen, also setzte er sich wieder auf. „Du musst es mir nicht verraten, wenn es dir zu persönlich ist“, sage Ken leise. „Doch! Doch ich muss dir etwas sagen!“ Jetzt oder nie. „Ich bin in dich verliebt, Ken!“ Daisuke traute sich kaum, seinen besten Freund anzusehen. Sein Herz sprang ihm beinahe aus der Brust. Wenn Ken von der Finsternis entführt worden wäre, dann würde Daisuke genau das bereuen – ihm nicht gesagt zu haben, was er empfand. Doch jetzt drängte er ihn in eine unangenehme Lage, denn darauf gab es nur zwei Antworten. „W-was hast du gesagt?“, murmelte Ken und sah ihn mit großen Augen an. „S-seit wann?“ „Seit einer Weile? Ich weiß es nicht genau … aber wenn das unser letzter gemeinsamer Abend wäre, würde ich dir das sagen wollen.“ Daisukes Mund fühlte sich merkwürdig trocken an, seine Wangen glühten. Sonst hatte Ken nichts dazu zu sagen? Vielleicht hatte er ihn überrumpelt. „Tut mir leid. Das klang wohl ziemlich dramatisch.“ Er ließ sich auf den Rücken fallen und blickte in die funkelnden Sterne der digitalen Welt. Alles andere war gerade viel zu schwer für ihn. Am liebsten würde er einfach im Sand versinken. Innerlich betete er, dass Ken etwas, irgendetwas sagte. „Das ist das erste Mal, dass das jemand zu mir sagt“, murmelte Ken. Dadurch fühlte sich Daisuke jedoch nicht sicherer. Plötzlich blieben ihm alle Worte im Hals stecken. Mit einer Hand fasst er sich an die Brust. Sein Herz zog sich leicht zusammen. Ken hatte ihm nicht einmal eine Abfuhr erteilt. Vielleicht fiel es ihm deshalb so schwer, seinen Körper zu bewegen, zu atmen und zu existieren. „Daisuke …“ „Hör zu Ken, du musst dich zu nichts verpflichtet fühlen. Ich hätte dich heute nicht damit überrumpeln sollen, der Tag war schon schlimm genug. Aber du sollst wissen, dass ich immer für dich da bin, okay?“ Irgendwie schaffte Daisuke es, sich zu seinem Freund zu drehen, der plötzlich dicht neben ihm lag. „K-ken?“ Er sah direkt in seine Augen. Seine Haare fielen ihm ins Gesicht. „Darf ich dich küssen?“ Daisuke sog scharf die Luft ein. Träumte er das gerade? „W-wovon redest du?“ „Davon, ob es okay wäre, wenn ich dich küsse.“ „Sowas fragt man doch ni-“ Daisuke kam gar nicht dazu, seinen Satz zu beenden, da hatte Ken seine Lippen schon auf seinen Mund gepresst. Er war etwas unbeholfen, vorsichtig. Sie lösten sich voneinander, Daisuke starrte ihn an. „War das dein erster Kuss?“, fragte er mit funkelnden Augen. „Hat man das gemerkt?“ „Ein bisschen vielleicht … Ich meine nein! Ich wollte nur wissen, ob ich dir den ersten Kuss gestohlen habe.“ Und er ließ es sich nicht nehmen, sich einen weiteren zu stehlen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)