Nur 13 Jahre (Version2) von Kokomiko (Ihre Liebe stirbt nie) ================================================================================ Kapitel 4: Ihre Liebe stirbt nie -------------------------------- So auf gehts. ~_~ ________________________________________________________________________________ Ran saß am Fenster ihres Zimmers und starrte hinaus. Das Ereignis vor knapp einer Woche ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Auch wenn alle ihr beteuerten, das Shin-ichi nicht nur wegen ihr so unvorsichtig war, wurde sie den faden Beigeschmack nicht los. "Ran?" Michio trat ins Zimmer. "Wir müssen langsam wieder zurück nach Kyoto." "Ich komme nicht mit zurück." "Warum?" "Ich kann Shin-ichi nicht allein lassen." "Ran er lebt nicht mehr. Du solltest es langsam akzeptieren." "Du wirst mich nie verstehen." "Ran, ich..." Michio wurde zur Seite geschoben. Eri Kisaki hatte den Raum betreten. ?Lass mich mit Ran alleine." Bat sie Michio. Der nickte und verließ das Zimmer. Eri schloss die Tür. Dann setzte sie sich aufs Bett. "Wie lange willst du noch die Trauernde spielen. Ich weis Shin-ichi hat dir viel bedeutet, aber du kannst das Geschehene nicht rückgängig machen." "Gib mir noch Zeit Mama." Ran erhob sich, sie brauchte frische Luft und sie wollte vor allen Dingen allein sein. Schweigend verließ sie die Wohnung und lief die endlosen Straßen von Tokio entlang. Ihre Gedanken schweiften immer wieder zu Shin-ichi. Alles hier erinnerte sie an ihn. In jeder Ecke gab es etwas, womit er zu tun gehabt hatte. Nach langer Zeit stand sie vor seinem Haus. Ihr Blick wanderte nach oben. In seinem Zimmer brannte kein Licht. Warum auch, er war nicht mehr da. Tränen stiegen ihr in die Augen. Langsam machte sie sich auf den Weg nach Hause. Gerade als sie die Tür zur Wohnung öffnen wollte, hörte sie das Gezeter ihres Vaters. Nein das konnte sie nicht ertragen. Ihr Blick viel die Treppe weiter hinauf. Auf dem Dach war sie noch nie gewesen. Sie erklomm die letzten Stufen und öffnete die Tür zum Dach, trat heraus. Kühler Wind empfing sie. Die Nacht war hereingebrochen und die Sterne funkelten vom Himmel. Fröstelnd griff sie sich an die Oberarme. Ihre Augen wanderten zu den Sternen. Was für ein Anblick. Tief in sich versunken fing sie an zu träumen. Wie gerne würde sie jetzt in Shin-ichis Armen liegen, mit ihm zusammen die Sterne beobachten. Schritt für Schritt ging sie auf das Ende des Hauses zu, lehnte sich gegen die Brüstung und schaute auf die Stadt, ihre Stadt. Wieso hatte sie nie gemerkt das er immer bei ihr war? Warum musste sie sich so dämlich benehmen und nach Kyoto gehen? Wieso wollte sie ihm unbedingt eines auswischen? Jetzt wo sie die Wahrheit kannte, kam ihr das eigene Verhalten so kindisch vor. Was wäre passiert, wenn Michio nicht mitgekommen wäre? Shin-ichi sagte er wollte so oder so zurück in sein Haus. Aber hätte er sich auch dann so ans Fenster gesetzt. Vielleicht wusste er ja das sie draußen stand und wollte ihr nur ein wenig Aufmerksamkeit schenken, wollte sie ermutigen zu klingeln. Sie würde darauf nie eine Antwort darauf bekommen. Ran griff sich an die Brust. Die Schmerzen der Trauer in ihr waren unerträglich, es schien als wolle ihr Herz zerspringen. So ähnlich musste Shin-ichi gefühlt haben, als sie mit Michio auf dem Flughafen ankam. Sie sah das Lächeln in seinem Gesicht und die Trauer in seinen Augen. Ja, so wie für sie jetzt, so musste es für ihn gewesen sein. Und was hatte er gefühlt als sie noch in Tokio war? Bevor sie nach Kyoto ging? Shin-ichi hatte ihre Gefühle gesehen und konnte ihr nicht antworten. Was für ein Gefühl ist es jemanden nicht sagen zu können, das man ihn liebt? Es ist erstaunlich, jetzt wusste Ran das Shin-ichi sie geliebt hat, und es war ihr auch bewusst, das er wusste, das sie ihn liebte. Aber es war nur ein reines Wissen. Niemals hatte einer dem anderen es direkt gesagt, niemals. Wieso waren wir nur so zurückhaltend, warum konnte keiner von uns beiden seine Gefühle den anderen beichten? Fragen über Fragen. Und jede neue Frage die sie sich stellte rief in ihr neue Schmerzen hervor. Sie durfte nicht mehr an ihn denken, durfte nicht über ihre gemeinsame Vergangenheit oder die Fehler die sie gemacht haben grübeln, sonst würde sie nie zur Ruhe kommen, das wusste sie. Shin-ichi ich kann nicht mehr ohne dich leben. Ich dachte ich könnte mein Herz neu verschenken. Aber das war ein Irrtum von mir. Alle Gefühle die ich für dich hatte, habe ich unterdrückt, habe geglaubt sie besiegt zu haben. Aber sie waren immer da. Sie waren nur in einem Ruhezustand. Als ich dich wiedersah, ich dich erkannte, kamen sie wieder hervor. Mit aller Macht. Was würde ich geben, wenn wir wieder zusammen sein könnten. Ran warf einen Blick in die Tiefe. Das Haus war nicht hoch, aber es reichte aus. Wenn sie jetzt ihrem Leben ein freiwilliges Ende bereitet, würden die Schmerzen in ihrer Brust verschwinden. Sie würde Ruhe finden, die Ruhe, nach der sie sich sehnte. Sie würde nie wieder daran erinnert werden wie sehr sie ihren Shin-ichi liebte, wie sehr er ihr fehlte. Nie wieder würde es Erinnerungen geben, welche die Schmerzen in ihrer Brust neu aufflammen ließen. Der Wind strich ihr übers Gesicht, fuhr durch ihr Haar und spielte damit. Mit einer eleganten Bewegung schwang sie sich auf die Brüstung. Noch einmal fiel ihr Blick auf die Stadt, auf die Sterne. Dann schloss sie die Augen und ließ sich nach vorne fallen. Sie spürte den Luftzug in ihrem Gesicht, die Leichtigkeit des Falls, die Freiheit eines Vogels. Alle ihre Sorgen schienen der Wind davonzutragen. Den Aufprall Sekunden später, den spürte sie nicht mehr. Das Leben war aus ihr gewichen. Innerhalb einer Woche ertönte erneut das Geheul einer Sirene in dem sonst ruhigen Viertel. Arzt und Polizei trafen vor der Detektei ein. Kogoro Mouri sah aus dem Fenster und staunte nicht schlecht über den Tumult der vor seinem Haus entstanden war. Neugierig lief er runter um zu sehen, weshalb sich eine so riesige Menschenmenge gebildet hatte. Mühsam drängte er sich durch die Menschenmassen. Sein Blick fiel auf den verdeckten Körper einer Person am Boden. Inspektor Megurè trat auf ihn zu. "Tut mir Leid mein lieber Mouri. Sie hat den Tod von Shin-ichi anscheinend nicht verkraftet." Sagte der Inspektor ihm, noch bevor er nach dem Toten fragen konnte. Verdutzt schaute Kogoro auf den Inspektor. "Ran! Sie ist gesprungen." Erklärte ihm der Inspektor und deutete gleichzeitig auf die verdeckte Person. "Nein!" Kogoro Mouri stürzte auf die Leiche zu und riss das Tuch herunter. Im gleichen Augenblick ergriff ihn ein Würgereiz und ein erschütterndes Raunen ging durch die Menschenmenge. Etliche drehten sich bei diesem Anblick weg. Kogoro Mouri hatte auch schon viele Tote gesehen, aber seine Tochter in diesem zerfetzten Zustand, das war doch etwas anders, das zerrte doch an seinen Nerven. Der Inspektor nahm ihm das Tuch wieder ab und bedeckte die sterblichen Überreste von Ran. "Ran muss ihn mehr geliebt haben, als von uns angenommen." Sagte Michio der hinter Kogoro stand und ganz grün im Gesicht war. "Wenn ich bedenke, hätte ich wohl nie eine Chance bei ihr gehabt. Dieser Shin-ichi ist immer bei ihr gewesen, egal wie auch immer. Ich verstehe nur nicht, warum sie nicht mit uns geredet hat. Selbstmord ist doch nicht die ultimative Lösung um mit seinen Problemen fertig zu werden. Ran hatte doch jede Menge Freunde. Nicht nur hier in Tokio, sondern auch in Osaka und Kyoto. Ich denke dabei in erster Linie an Heiji und Kazuha. Nur jetzt darüber nach zudenken, dafür ist es wohl ein wenig zu spät. Wir hätten sie nicht allein lassen sollen. Und sie sollten sich überlegen, die beiden in eine Grab zu legen. Ich glaube, das sind sie den beiden als Eltern schuldig." Kogoro schlurfte betroffen zurück in seine Wohnung. Michios Worte gaben ihm zu denken. Und nun hatte er auch noch die schwere Aufgabe Eri anzurufen. Gut das sie vor einer Stunde die Detektei verlassen hatte, so blieb ihr Rans Anblick erspart. Tja und dann waren da noch die Äußerungen von Michio und vom Inspektor. Wenn man Rans Stimmung in den vergangenen Tagen bedenkt, war der Grund weshalb sie sprang der Tot von Shin-ichi. Und deshalb sollte er auch seine Eltern informieren. Immerhin haben sie Ran gestützt, obwohl sie mit sich selbst genug zu tun hatten. Sie als Eltern von den beiden werden sich zusammensetzen und Michios Vorschlag diskutieren. Wenn alle einverstanden sind, sollten die beiden wenigstens jetzt zusammengeführt werden. Ran öffnete die Augen. Ihr war schwummerig und ihre Gedanken wirbelten ungeordnet in ihrem Kopf umher. Bruchstückweise sah sie Bilder und hörte Töne die nicht zueinander passten. Sie schloss wieder die Augen, holte tief Luft und schüttelte den Kopf, als wolle sie ihre Gedanken in ihre richtige Position zurückwerfen. Langsam sortierten sich alles in ihrem Kopf. Stück für Stück kam die Erinnerung in der richtigen Reichenfolge zurück. Das letzte was sie noch wusste, war der Sprung vom Haus. Aber wie konnte das sein? Ran öffnete erneut die Augen und sah sich um. Wo war sie? In Tokio mit Sicherheit nicht. Sie saß auf ihrem Beinen in einem nichts von weiß. Helles Licht und Nebel schien sich um sie herum auszubreiten. Ran sah an sich herab. Sie trug ein weißes kurzärmeliges Kleid, welches eng an ihrer Körperform angepasst war und in einem weit schwingendenden Minirock endete. Wo war sie nur gelandet? Vor ihr bildete sich eine Silhouette im Nebel ab. Immer deutlicher wurden die Konturen. Man konnte bereits erkennen das es eine Person war, die auf sie zukam. Nur wenig später erkannte sie auch um wen es sich handelte. "Shin-ichi?" Flüsterte sie und starrte ihn mit offenem Mund an. Lässig schritt er ihr entgegen. Nicht als 13-jähriger, so wie sie in als letztes gesehen hatte oder als 16-jähriger Teenager. Nein er war ein junger Mann von 23 Jahren. So alt wie er wirklich war. Jung, sportlich, attraktiv. "Na auch angekommen? Ich hab nur nicht damit gerechnet das du so schnell hier auftauchen würdest. Das war echt dumm von dir." Shin-ichi blieb vor ihr stehen. Beide Hände in der weißen Hose vergraben, trug er oben ein weißes Oberhemd mit kurzen Ärmeln. Über seinem Kopf glänzte ein goldener Kreis. "Ja also weist du..." Ran wusste nicht was sie sagen sollte, sie wusste ja noch nicht einmal wo sie hier gelandet war, warum sie sich so lebendig anfühlte wo sie doch eigentlich mausetot sein sollte und warum Shin-ichi plötzlich wieder vor ihr stand. Sie schaute auf den Kreis über seinen Kopf. Sollte sie etwa...? Ran wagte es nicht den Gedanken zu Ende zu denken. Das kann es doch nicht geben. Und wenn doch? Wenn es doch so wäre? Hatte sie es den überhaupt verdient hier zu sein? "Was ist? Glaubtest du dein freiwilliger Sprung würde deine selbstauferlegte Schuld mildern?" Shin-ichi kniete sich vor Ran. "Es reicht schon wenn ich durch meine Dummheit den Löffel abgegeben habe. Was meinst du wie sich nun alle anderen fühlen noch jemanden verloren zu haben." Shin-ichi wedelte mit der Hand im Nebel vor ihr herum. Und genau dort lichtete er sich und ließ ein Bild auf die Tragödie zu. Beide verfolgten wie Kogoro das Tuch wegriss. "Ärcks, wie appetitlich. Musstest du ausgerechnet so landen?" Shin-ichi sah angeekelt zur Seite. Er zwar war den Anblick von Toten schon gewohnt, aber das, das verschlug selbst ihm die Sprache. Ran schloss die Augen. Ihr eigener Anblick verursachte in ihr Übelkeit. "Na danke, dein Vater wird mich umbringen." Shin-ichi stutzte. "Tschuldige." Er lächelte verlegen. "Bin ja schon Tot." Ein zweites mal wedelte Shin-ichi mit seiner Hand. Alles weitere konnte er sich ersparen. Das was er gesehen hatte, reichte ihm. "Hör auf dir Sorgen zu machen. Wenn du tatsächlich schuldig bist, meinst du dann nicht auch, du wärest dann woanders als hier?" Ran öffnete wieder ihre Augen und sah wir Shin-ichi über ihren Kopf deutete. Sie schaute aufwärts und gewahrte den Rand eines goldglänzenden Kreises. Genauso einer, wie der, der über Shin-ichi schwebte. "Warum versuchst du nur immer alles auf dich abzuladen?" Fuhr Shin-ichi fort. "Ich war es doch der sich in selbstmörderischer Weise ans Fenster gesetzt hatte. Ich wollte doch nur das sie mich so schnell wie möglich bemerken, damit ich endlich an das Gift komme. Ich hatte die Nase voll, ich wollte nur noch in meinen alten Körper zurück, um dich zurückzuerobern." Shin-ichi lächelte sie an. Da war es wieder, sein Lächeln. Ran traten die Tränen in die Augen. "Sag Ran, warum bist du gesprungen?" "Ich..." Ran senkte den Kopf. "Sag es Ran. Sag es endlich." Leise bat er mit diesen Worten. "Du weist es doch." "Sag es Ran! Bitte!" "Zu wissen das du lebst, aber nicht bei mir sein kannst ist schwer. Zu wissen das du nicht mehr lebst, ist grausam. Vorher habe ich mich einsam gefühlt, seit deinem Ableben allein." Versuchte Ran zu erklären. "Ich wollte doch nur bei dir sein." Brach es nun aus ihr hervor. Bitterlich weinend warf sie sich Shin-ichi an die Brust. Beruhigend strich er ihr durchs Haar. "Das ist dir ja nun gelungen." Ran hob ihren Blick. Lächelnd sah Shin-ichi zu ihr herunter. "Du musst auch immer deine Kopf durchsetzen oder." Sagte er und stupste mit den Finger gegen ihre Nase. "Aber ganz ehrlich, auch wenn es ziemlich dumm von dir war und ich eigentlich hier noch eine Weile alleine hätte schmoren müssen, so ist es doch schön dich bei mir zu haben. Weil ich dich liebe. So..." Shin-ichi richtete sich auf und reichte Ran seine Hand. "... und nun hör auf zu weinen und komm." Ran griff nach seiner Hand und ließ sich von ihm auf die Beine ziehen. Mit zwei schnellen Handbewegungen wischte sie sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. Nun war sie doch mit ihrem Shin-ichi zusammen. Ihr wurde bewusst, die wahre Liebe konnte man nur einmal verschenken. Und die, hatte sie bereits vor langer Zeit ihrem Shin-ichi geschenkt. Hand in Hand verschwanden nun Ran und Shin-ichi im Nebel. *** "So. Hast du dir sie so vorgestellt? Ich glaube eher nicht." Kokomiko kicherte. "Aber mal im Ernst. Beim schreiben ist mir erst aufgefallen mit was für einem brisantem Thema ich da umgehe." Geräuschvoll zog Kokomiko die Luft durch die gespitzten Lippen. "Da MC aber eh eine recht krasse Geschichte ist, kommt man um diesem Thema wohl nicht rum. Sorry, aber ich musste den moralischen Zeigefinger mit erheben. Hoffentlich hat der die Geschichte nicht so stark verhunzt." Kokomiko warf einen entschuldigenden Seitenblick auf Pris. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)