Was wäre wenn... von DonnaHayley ================================================================================ Kapitel 11: Hochmut kommt vor dem Fall -------------------------------------- Yasuo fühlte sich wie gerädert, als der Wecker ihn aus dem Schlaf riss. Das erste, was er tat war eine Schmerztablette einzunehmen, damit er wenigstens etwas laufen konnte. Die halbe Nacht hatte er seinen Fuß gekühlt und deshalb kaum Schlaf gefunden. Heute stand einiges auf dem Zettel. Er wollte sein Auto reinigen lassen und dann musste er noch zusehen, einen Leihwagen zu bekommen. Er hatte sich auch schon sein Wunschmodell ausgesucht, was ganz besonders Seth erfreuen sollte. Durch die viele Fragen von Atemu auf der Rückfahrt, wusste er nun welches Auto dieser bevorzugte. Als sie sich gestern verabschiedet hatten, war Seth auffallend still gewesen und er erhoffte sich so, ihm eine Freude machen zu können. * Im Hause Kaiba verlief der Morgen still. Seto saß am Frühstückstisch und nippte an seiner Tasse Kaffee und kaute nebenbei lustlos auf seinem Brot herum. Zwar hatte ihn sein Vater ermahnt dieses Getränk zu meiden, besonders nach dem gestrigen Vorfall, doch er stellte wie immer auf stur. „Du brauchst mich gar nicht so anzugucken.“ Seth nahm seinen Blick von dem Zeitungsartikel. „Wie bitte?“ „Du brauchst gar nicht so zu tun. In Wirklichkeit gibst du mir die Schuld mit Yasuo, weil ich in sein Auto gekotzt habe.“ „Ich gebe dir keine Schuld. Wie kommst du nur darauf?“ „Du brauchst es nicht zu sagen, ich weiß es auch so.“ Seto stand auf und verließ die Küche. Seth legte sein Gesicht in beide Hände. Was machte er nur falsch? Absichtlich hatte er dieses Thema nicht angesprochen um Seto kein falsches Gefühl zu vermitteln. Doch egal was er tat, es war verkehrt. * „Du bist schon auf?“, gähnte Atemu und setzte sich verschlafen an den Frühstückstisch. „Da wunderst du dich drüber? Ich bin doch immer vor dir wach, du kleine Schlafmütze.“ „Du bist doch krank und deshalb dachte ich, du schläfst heute aus.“ Atemu nahm den heißen Kakao entgegen, den ihm sein Vater reichte und trank einen großen Schluck davon. „Mir geht es gut. Ich habe keine Zeit krank zu sein, dafür habe ich heute einfach zu viel auf dem Zettel stehen.“ „Waf haft fu denn vor?“, mampfte Atemu mit vollem Mund und nahm sich gleich den nächsten Bissen von seinem Brötchen. „Ich wollte mein Auto reinigen lassen und mir danach einen Leihwagen besorgen. Anschließend kümmere ich mich um ein neues Kochfeld und werfe das alte raus.“ Atemu’s Augen fingen an zu leuchten. „Dann holst du dir einen McLaren Senna!“ „Woher weißt du das?“ Manchmal wunderte Yasuo sich über Atemu. „Weil Seth den so toll findet und er so ein Auto unbedingt mal fahren will. Er wird sich bestimmt bei dir erkenntlich zeigen.“, zwinkerte Atemu. Yasuo prustete seinen Kaffee quer durch die Küche und sah seinen zwölfjährigen Sohn entgeistert an. „Du bist noch viel zu jung für diese Gedanken!“ „Na und! Wenn ich nicht gewesen wäre, hättest du nicht einmal versucht Seth kennenzulernen.“ „Du solltest dich für die Schule fertig machen, du kleiner Besserwisser.“ Da fiel Yasuo noch etwas ein. „Ich habe deinen Rucksack mit den Schokoriegeln gefunden. Wenn du die alle gegessen hättest, würdest du jetzt hier mit Bauchschmerzen sitzen. Ich habe sie zur Sicherheit weggeschlossen.“ Atemu’s Gesicht wurde immer länger. Die Riegel hatte er durch die Streitereien mit Seto völlig vergessen. Wie konnte er den Rucksack nur so offen herumliegen lassen? * Müde schlurfte Seto den Schulweg entlang. Zwar hatte ihm sein Vater geraten heute im Bett zu bleiben, aber er wollte wegen dem bisschen Unwohlsein nicht zuhause bleiben. Eilige Schritte hinter ihm, ließen seine Laune noch weiter sinken. „Das Wochenende muss echt scheiße gewesen sein, so wie du aussiehst.“, spottete Bakura. „So schlimm war es nicht.“ „Sag bloß, der Kerl hat es geschafft sich bei dir einzuschmeicheln?“ Seto schüttelte den Kopf. „Ich bin ihn los.“ „Warum bist du dann so geknickt. Du hast was du wolltest.“ Abgrundtief seufzte Seto. „Stilvoll war es nicht grade, sondern eher ziemlich peinlich.“ Bakura winkte ab. „Das ist doch egal.“ Freundschaftlich legte er einen Arm um Seto’s Schultern. „Kopf hoch! Noch so ein Wochenende brauchst du nicht zu ertragen. Ryuji war im übrigen von diesem Katsuro nicht begeistert und deshalb habe ich ihm von Atemu erzählt.“, grinste er breit. „Warum Atemu?“ Das gefiel Seto nicht. „Ryuji ist der Ansicht, diesem Katsuro eine Lektion zu erteilen und du hast die Ehre uns dabei zu helfen.“ „Was habt ihr denn vor?“ „Wir nehmen den kleinen Zwerg nach der Schule mit und werden ihn eine Weile da behalten. Der alte Katsuro soll sich ein paar Tage Sorgen um seinen Sohn machen.“ Wütend ballte Seto die Fäuste. „Was geht nur in deinem kranken Kopf vor? Das ist kein normaler Streich mehr. Da mach ich garantiert nicht mit!“ Bakura blinzelte verwirrt. „Haben sie dir übers Wochenende das Gehirn gewaschen? Seit wann bist du so ein Langweiler?“ „Ich habe nur keine Lust bei diesem Kinderkram mitzumachen. Wenn du Atemu etwas tun solltest, werde ich dich beim Rektor melden.“ Jetzt war Bakura vollends verwirrt. „Was ist denn plötzlich mit dir?“ Von weitem beobachtete Atemu die Zwei. Zwar hörte er nicht was sie sagten, aber es war offensichtlich, dass Seto nicht besonders gut drauf war. „Warum ist er denn nicht zuhause geblieben?“ „Was sagst du dazu, Atemu?“, wollte Joey wissen. „Wozu?“ Joey verdrehte die Augen. „Wir wollen uns nach der Schule alle zusammen bei Yugi treffen und du sollst auch kommen.“ „J-ja, da wäre ich gerne dabei.“ * Der Unterricht interessierte Seto heute überhaupt nicht und er fand ihn einfach nur langweilig. Seine Augen fielen immer wieder zu, was nicht nur Bakura, sondern auch Atemu auffiel. In der Pause beschloss er ihn darauf anzusprechen und ging direkt auf ihn zu. „Warum bleibst du nicht zuhause, wenn es dir nicht gut geht?“ „Was soll ich denn da?“, gähnte Seto verhalten. „Mein Vater ist arbeiten und kann sich heute auch nicht frei nehmen, weil er eine Operation nach der anderen hat.“ Da brauchte Atemu nicht lange zu überlegen. „Mein Vater arbeitet von Zuhause aus und würde alles stehen und liegen lassen, wenn ich krank bin. Für dich macht er bestimmt dasselbe. Ich schreibe ihm gleich, das er dich abholen soll.“ Seto’s Augen weiteten sich vor Schreck und er wollte Atemu hinter hechten, als Bakura ihn von der Seite ansprach. „Was war das denn? Seid ihr jetzt die besten Freunde, oder was?“ „Wie kommst du denn darauf?“, zischte Seto. „Weil er mit dir so vertraut gesprochen hat.“, wurde Bakura sauer. Auf so ein Gezicke hatte Seto nun wirklich keine Lust. „Bist du verknallt in mich, oder weshalb machst du mir jetzt so eine Szene?“, schimpfte er lauter als gewollt, denn nun waren die Augen aller auf ihn und Bakura gerichtet. „Natürlich nicht!“, wurde Bakura rot um die Nase. „Ich finde es nur merkwürdig.“ „Ich habe einfach keine Lust mehr Atemu zu ärgern.“ Bakura zog die Stirn kraus. „Du nennst ihn beim Vornamen? Sonst hast du ihn nie so genannt.“ In Bakura’s Augen blitzte Erkenntnis auf. „Das war kein Zufall mit dem alten Katsuro! Der hat dich den Tag mitgenommen, weil dein Alter mit ihm das Wochenende verbringen wollte und nun seid ihr die besten Freunde. Deshalb dein Sinneswandel.“ Mit jedem Wort wurde Bakura lauter und wütender. „Und wenn schon, das ist vorbei.“, brummte Seto. „Wenn du meinst, aber du scheinst nicht sehr glücklich darüber zu sein. Du magst den alten Katsuro und deshalb bist du so schlecht drauf.“ „Ich mag ihn nicht. Seine vorgeheuchelte und nette Art war doch nur, um an meinen Vater heranzukommen.“ „Du lügst, Seto Kaiba und das weißt du auch.“ Stumm sah Seto Bakura an. „Dann kannst du mit dem kleinen Ati deine Zeit verbringen.“ Seto stöhnte genervt auf. „Selbst wenn ich mich mit Atemu besser verstehe, warum bist du nur so sauer deswegen? Das ändert doch nichts an unserer Freundschaft. Du bist doch auch mit Marik befreundet, obwohl ich ihn nicht leiden kann.“ „Das ist doch was ganz anderes.“ Bakura setzte sich beleidigt auf seinen Platz und kramte sein Geographiebuch aus seiner Schultasche. Seto legte seinen Kopf auf die kühle Tischplatte. „Der macht mich fertig. Kann er Atemu nicht einfach mal vergessen?“ „Hey Seto“, rief Marik rüber. Den Streit mit Bakura fand er zu amüsant. „Bist du krank, oder warum verhältst du dich so zickig?“ „Ich bin nicht krank, hör auf zu spinnen und ich sehe immer noch besser aus als du.“ Heute nervte ihn wirklich jeder. „Du siehst aus wie zehn Mal ausgekotzt. Geh doch nach Hause, oder hast du Angst Atemu könnte dich abhängen, wenn du fehlst?“, fing Marik an sich lustig zu machen, während die anderen zu kichern begannen. „Du bist doch nur neidisch, weil du so einen schlechten Notendurchschnitt hast.“ Seto versuchte sich seinen Unmut nicht anmerken zu lassen und normalerweise mischte Bakura sich in solche Gespräche ein, aber der beachtete Seto nicht. „Ich bin zufrieden.“, lehnte sich Marik gelassen zurück. „Ich weiß im Gegensatz zu dir, was es heißt zu leben und pauke nicht ununterbrochen. Der kleine Atemu wird dich so oder so abhängen, egal wie viel du lernst.“ „Sei doch still. Beim nächsten Mal werde ich besser abschneiden als er.“ Seto’s blasses Gesicht nahm vor Wut ein gesundes rot an. Atemu ging, als er das Klassenzimmer betrat, direkt zu Seto und legte ihm seine Hand auf die Schulter. „Mein Vater kommt dich gleich abholen.“ Der meinte es wirklich ernst. „Das möchte ich aber nicht.“ „Warum nicht? Du bist krank und deshalb gehörst du ins Bett. Ich kann dir nachher alles erzählen, was du heute verpasst hast und die Hausaufgaben bringe ich dir auch mit.“ Bakura zerbrach seinen Bleistift und sah Atemu wütend an. „Du miese kleine Ratte.“ Wie konnte dieser Zwerg es wagen, sich zwischen ihn und Seto zu drängen? „Mensch Atemu, ich möchte nicht gehen und jetzt lass mich in Ruhe.“ Atemu stemmte beide Hände in die Hüften. „Das wirst du meinem Vater dann selbst sagen müssen. Bei Fieber kennt er kein Pardon, da kannst du noch so viel meckern.“ Das fürchtete Seto auch und lehnte sich resigniert zurück. Noch nie war einer von den Freunden seines Vater so unerträglich fürsorglich und kümmerte sich um ihn. Wenn sie es doch taten, machten sie das alles nur, bis sie seinen Vater ins Bett bekommen hatten und ließen sie beide danach fallen. Doch keiner von ihnen rannte bis in die Schule, nur weil es ihm nicht gut ging. Die nächste halbe Stunde verlief still und Seto wäre beinahe eingeschlafen, bis es an der Tür vom Klassenzimmer klopfte. Mit fiebrigen Augen sah Seto in die Richtung und konnte nicht glauben, wer den Raum betrat. Sein Herz schlug schneller gegen seinen Brustkorb, als Yasuo zum Lehrer ging und sie immer wieder zu ihm herüberschauten. „Der ist wirklich gekommen...“ Seine Augen wurden immer größer, als Yasuo auf ihn zu kam und seine Hand auf seine Stirn legte. „Du hättest heute im Bett bleiben sollen. Mit so hohem Fieber ist nicht zu spaßen.“ „Mir geht es gut.“ Alle Augen waren auf ihn gerichtet und alles nur wegen Atemu. „Lass uns gehen, Seto.“ Seto mochte Yasuo nicht in die Augen sehen. Warum war der Kerl ständig so nett zu ihm? „Das Baby stellt sich an, Herr Katsuro.“, grinste Marik. „Der hat Angst seinen Platz als Spitzenreiter an Atemu abzutreten.“ Yasuo drehte sich um und sah den Jungen mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Seto ist clever und wird den Anschluss wegen einiger Fehltage nicht verlieren. Außerdem solltest du dich nicht über ihn lustig machen, oder fühlst du dich dabei toll? Auf jemanden herum zu hacken, der sich nicht gut fühlt ist wohl das einzige was du kannst!“ Marik verdrehte die Augen. „Seto ist immer so spießig und verbissen. Mit ihm macht es keinen Spaß, weil er immer nur lernen im Kopf hat. Hier denken alle so.“ Yasuo wollte nicht näher darauf eingehen und packte Seto’s Bücher in die Schultasche. „Lass uns gehen, mein Junge.“ Joey verschränkte die Hände hinterm Kopf und sah den Beiden hinterher. „Warum holt Atemu’s Vater ihn denn ab?“ Yugi legte nachdenklich seinen Zeigefinger ans Kinn. „Soweit ich weiß ist Dr. Kaiba sehr beschäftigt. Für Seto ist es jedenfalls besser so.“ „Wir fragen nachher mal Atemu, der wird es uns sagen können.“ „Warum sind Sie hergekommen?“, wollte Seto wissen, als sie auf dem Weg zu den Schließfächern waren. „Atemu hat mich angerufen und mich drum gebeten dich sofort abzuholen, weil es dir nicht gut geht. Warum bist du heute zur Schule gegangen? Gestern ging es dir doch schon so schlecht?“ „Was soll ich denn zuhause? Es ist doch eh keiner da!“, antwortete Seto bockig. „Deshalb nehme ich dich mit zu mir und bringe dich am Abend, wenn Seth Feierabend hat, nach Hause.“ „Ich kann doch nicht einfach mit zu Ihnen gehen!“ „Warum denn nicht? Auf diese Weise habe ich dich im Blick und du bist nicht allein.“ Seto konnte nicht sagen ob er sich darüber freuen sollte oder nicht. Es war ein ungewohntes Gefühl, welches er nicht zuordnen konnte. „Was ist denn mit Ihrem Auto?“ „Was soll damit sein?“ „Weil ich...“ Yasuo lächelte Seto aufmunternd zu. „Hast du dir deshalb Gedanken gemacht? Ich habe es vorhin zur Reinigung abgegeben. In einigen Tagen bekomme ich es wieder und dann sieht es von innen aus wie neu. Keine große Sache.“ Seto fühlte Erleichterung in sich. „Dann ist gut.“ „Es ist doch nur ein Auto. Deshalb würde ich dir keine Vorwürfe machen. Mach dir nur keinen Kopf.“ „Mach ich nicht.“ „In ein paar Tagen geht es dir besser und um die Schule brauchst du dir keine Gedanken machen, denn...“ „Sie wollen doch bloß, dass Atemu mich abhängt. Deshalb tun Sie so nett, aber in Wirklichkeit wollen Sie mir damit eins auswischen.“ „Glaubst du das wirklich?“ „Sonst würde ich es nicht sagen.“ „Ich gebe zu einiges auf dem Kerbholz zu haben und ich habe schon einige aufgemischt, aber freche Teenager gehören nicht dazu.“ Yasuo beugte sich runter. „Dazu musst du noch etwas wachsen, damit du mit mir auf Augenhöhe bist.“, stupste er Seto an der Nase an. Eingeschnappt sah Seto aus seinen blauen Augen. „So klein bin ich nicht mehr.“ „Erwachsen bist du aber auch nicht und deshalb werde ich dich auch nicht so behandeln. Wenn du das von mir erwartest, muss ich dich enttäuschen. Du bist noch ein Kind, denn wäre es anders, wärst du heute im Bett geblieben und würdest deine Grippe auskurieren.“ „Sie sind doch nicht besser.“, schmollte Seto beleidigt. „Kann sein, aber das hat andere Gründe. Du kannst dich nicht mit mir vergleichen.“ „Von wegen“, brummte Seto und nahm sich seine Jacke und tauschte seine Schuhe, als sie bei den Schließfächern ankamen. Danach schlurfte er hinter Yasuo her und wurde immer langsamer. Auf diese Weise versuchte Seto ihn zu provozieren. Doch Yasuo hatte Geduld und sagte nichts dazu. Da musste der kleine Seto sich schon was besseres einfallen lassen, damit Yasuo die Beherrschung verlor. Aus dem Fenster beobachtete Bakura die Beiden und ballte die Hände zu Fäusten. Er konnte nicht glauben, das Seto von nun an mit diesem kleinen Gartenzwerg zu tun haben sollte. Ohne Widerworte ging er mit diesem Katsuro mit. Das passte doch nicht zu ihm. Sein Blick fiel auf Atemu, der gerade etwas vorlas. „Du wirst dich noch wundern.“ „Wow!“, entfuhr es Seto ungewollt, als er vor dem tiefblauen McLaren Senna stand. „Gefällt es dir? Dein Vater mag dieses Auto besonders, deshalb habe ich es mir als Leihwagen ausgesucht.“ „Ich weiß, er redet viel davon.“ Seto öffnete die Beifahrertür und sah sich den Innenraum an. „Wahnsinn.“ „Schade das du noch nicht alt genug bist, sonst hätte ich dich fahren lassen können.“ Seto setzte sich rein und sah sich alles genau an. „Papa und ich waren mal in einem Autohaus und haben uns dieses Auto angesehen. Ist das nicht zu teuer? Auch als Leihwagen kostet er doch bestimmt viel.“ „Manchmal muss man sich etwas gönnen.“, winkte Yasuo ab. „Wenn du schon so begeistert bist, bin ich gespannt was dein Vater dazu sagen wird.“ „Er wird Feuer und Flamme sein.“ Yasuo ließ den Motor aufheulen und drückte aufs Gaspedal. „Soll ich dir heute was bestimmtes kochen?“ Fragend sah Seto diesen Mann an. „Etwas kochen?“ „Du musst doch was essen, damit du wieder gesund wirst. Was magst du denn besonders gerne?“ „Ähm...irgendetwas mit Rindfleisch vielleicht.“, nuschelte Seto. „Wie wäre es mit einem Donburi? Magst du das?“ „Ja!“ „Was für einen Nachtisch bevorzugst du? Normalerweise richte ich mich nach Atemu, aber da du mein Gast bist, darfst du dir heute aussuchen, was es geben soll.“ „Mir egal.“ Konnte der aufhören so nett zu sein? Das war ja nicht zum aushalten. * Seth streckte sich leicht. Eine Halbe Stunde hatte er Zeit sich zu erholen, bevor die nächste Operation anstand. Er zog sich einen Kaffee aus dem Automaten und setzte sich damit in sein Büro. Er war schon den ganzen Tag mit seinen Gedanken bei Seto und überlegte fieberhaft, wie er es schaffen konnte zu ihm durchzudringen. Sein Herz machte einen Hüpfer, als er auf eine Nachricht von Yasuo auf seiner Mailbox aufmerksam wurde. Eilig tippte er drauf und hörte sich an, was er zu sagen hatte. „Hallo Seth, ich habe deinen Jungen von der Schule abgeholt, weil er krank ist. Du kannst nach der Arbeit zu mir kommen, oder ich bringe ihn dir. Sag mir einfach Bescheid, was dir lieber ist. Wenn die Jungs später im Bett sind, können wir noch etwas Zeit miteinander verbringen. Dann bis später.“ Seth hörte sich die Nachricht noch fünf Mal an, weil er es nicht glauben konnte. Erst dann kam er auf die Idee ihn anzurufen und er fühlte sich dabei wie ein Teenager, der sich um seine aller erste Verabredung bemühte. Nervös wartete er, bis endlich das erlösende Zeichen ertönte und dann Yasuo’s Stimme zu hören war. „Hallo Seth“, kam es fröhlich vom anderen Ende der Leitung. „Du hast Seto von der Schule abgeholt?“ Seth hätte sich ohrfeigen können, so unhöflich war er normalerweise nicht und grüßte zu aller erst, bevor er Fragen stellte. „Ja, wir sind gerade auf dem Weg zu mir. Wie wäre es, wenn ihr die Nacht bei mir verbringt?“ Seth brauchte einen Moment bis die Worte durch seinen Kopf sickerten. „Seth?“, runzelte Yasuo die Stirn. „J-ja, sehr gerne.“ Seth fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Er hatte mit Yasuo bereits abgeschlossen und nun wurde er von ihm eingeladen. Ab jetzt konnte der Tag nur noch besser werden. „Dann sehen wir uns nachher. Ich habe noch eine Überraschung für dich, bin gespannt was du dazu sagen wirst.“ „Ich freue mich, bis dann.“ Seth sank in seinen Stuhl zusammen. Dieser Tag hatte so mies angefangen und nun nahm er eine so schöne Wendung. Obwohl sie bereits miteinander geschlafen hatten, schien Yasuo noch Interesse zu haben. Selbst um Seto kümmerte er sich weiterhin, als wäre er sein Sohn. * Yasuo parkte sein Auto und sah nachdenklich auf sein Smartphone. „Warum ist er plötzlich so unsicher? Ist es wegen gestern?“ Er sah zu seinem jungen Beifahrer, der tief und fest schlief. Er stieg aus und schloss leise die Tür, damit er Seto nicht aufweckte. Er bezweifelte, das der Junge einen genauso festen Schlaf wie Atemu hatte. Deshalb versuchte er so umsichtig wie möglich zu sein, als er ihn auf die Arme nahm. Mit der zusätzlichen Belastung musste Yasuo sich zusammenreißen, denn sein Bein schmerzte dadurch mehr als vorher. * Angeregt unterhielt sich Atemu mit Joey, Yugi und Thea, die ihn förmlich löcherten. „Was hat dein Vater mit Seto am Hut?“, wollte Joey endlich wissen. „Wir haben das Wochenende zusammen verbracht und mein Vater ist jetzt mir Dr. Kaiba zusammen.“, antwortete Atemu stolz. „Im Ernst?“ Thea sah Atemu skeptisch an. „Meinst du denn, dass das gut geht?“ Er sah Thea etwas pikiert an. „Warum sollte es denn nicht gut gehen? Mein Vater und Seth verstehen sich gut und mit Seto komme ich inzwischen auch gut aus.“ „Ich hätte nicht gedacht, das dein Vater am anderen Ufer schwimmt.“, bemerkte Joey nachdenklich. „Von Dr. Kaiba wusste ich es durch Seto, aber dein Vater... Die meisten tuscheln deshalb hinter Seto’s Rücken.“ „Und ich hätte nicht gedacht, das du so rückständig bist.“, wurde Atemu sauer. „Mir ist egal was andere darüber denken und wenn du auch so denkst, will ich mit dir nichts mehr zu tun haben!“ Atemu machte auf dem Absatz kehrt und wollte nur noch weg von hier, aber er wurde von Joey am Handgelenk festgehalten. „So hab ich das nicht gemeint! Ich wollte dich nicht kränken, entschuldige.“ Wütend sah Atemu aus seinen roten Augen. „Was kümmert es euch, was andere denken?“ Reumütig sah Joey zu Boden. „Es kümmert mich nicht. Die zerreißen sich halt alle das Maul.“ „An meiner alten Schule hat keiner über meinen Vater gelästert.“ Atemu hielt inne, weil ihm eine Erinnerung kam. Rückwirkend betrachtet hätte sich das auch keiner getraut, nachdem er... „Diese Tür sollte ich besser nicht öffnen.“, murmelte Atemu vor sich hin. Dieser Elternabend vor zwei Jahren blieb ihm ganz besonders im Gedächtnis und sein Vater würde wieder so handeln, das wusste er ganz genau. * Verschlafen rieb sich Seto die Augen. Im Ersten Moment wusste er nicht wo er war, bis die Plüschtiere in sein Sichtfeld kamen. „Stimmt ja! Warum musste es mich nur so erwischen?“ Träge richtete er sich auf und bemerkte kühle Tücher, die um seine Unterarme gewickelt waren. „Ich bin doch nicht schwer krank.“, brummte Seto verstimmt und legte die Tücher beiseite. Der Kerl tat gerade so, als sei er sein Vater. In Wirklichkeit wollte der sich doch nur einschleimen. Schwindel holte ihn ein als er aufstand, aber er hatte zu großem Durst um sich wieder hin zu legen. Sein Blick verfinsterte sich, als er einen fremden Mann neben Yasuo im Wohnzimmer sitzen sah und sich angeregt mit ihm unterhielt. Mit großen Schritten ging er auf die Beiden zu und machte mit einem lauten Räuspern auf sich aufmerksam. „Wie geht es dir, Seto?“, wollte Yasuo wissen. „Besser.“ Seine blauen Augen schweiften zu dem Mann mit den schwarzen Haaren, der ihn interessiert musterte. „Ist das Ihr neuer Liebhaber?“ Yasuo sah den Jungen vor sich überrascht an und fing an zu lachen. „Du haust ja Sachen raus, mein Junge. Das ist mein jüngerer Bruder, Masao.“ Seto wurde leicht rot um die Nase. Wenn er genauer hingesehen hätte, wäre ihm die Ähnlichkeit zu Yasuo aufgefallen. „Für besonders treu halte ich Sie trotzdem nicht.“ Masao grinste breit. „Du scheinst nicht besonders vertrauenerweckend zu sein, Brüderchen. Du warst noch nie sonderlich seriös, aber bei deinem Werdegang...“ „Kannst du das bitte lassen.“, rollte Yasuo die Augen. „Setz dem Jungen keine Flausen in den Kopf.“ Masao ließ sich nicht beirren. „Du sollst meinem Bruder ordentlich eine verpasst haben, direkt auf die Nase. Das schaffen nur die wenigsten und deshalb zolle ich dir Respekt.“ „Sporn Seto doch nicht noch an!“ „Mach ich doch gar nicht. Der Kleine lässt sich halt nichts bieten. So warst du auch mal und hast dich bis heute nicht geändert.“ Masao stand auf und legte Seto seine Hand auf die Schulter. „Ich kann dir da Geschichten erzählen, da würden sich dir die Nackenhaare sträuben.“ Seto fand diesen Mann auf eine seltsame Weise sympathisch. Er war so offen und hatte eine herzliche Art an sich. „Onkel Masao“, jubelte Atemu, als er zur Tür herein kam und lief seinem Onkel entgegen, der seinen Neffen auf die Arme nahm. „Na, du kleiner Rabauke. Hast du deinem Vater auch schön viel Kummer bereitet?“ Atemu schüttelte den Kopf. „Ich war ganz lieb. Was machst du denn hier? Takumi ist aber nicht dabei, oder?“ „Nein, keine Sorge, der hat zu tun.“ „Das ist gut und was machst du hier? Hast du Ärger?“ „Ich bin nur so hier.“ „Das glaube ich dir nicht.“ Seth trat ebenfalls in die Wohnung und wurde sogleich von Yasuo begrüßt. „Du siehst fertig aus.“ „Es war ein langer Tag. Ich bin Atemu draußen begegnet und mit ihm mitgelaufen.“ „Das habe ich mir gedacht. Setzt dich doch, ich bringe dir gleich etwas zu Essen.“ „Du brauchst dir keine Umstände machen.“ Yasuo winkte lächelnd ab. „Es ist schon alles fertig und mein Bruder geht sowieso nicht, bevor er gegessen hat.“ Seth setzte sich neben seinen Sohn. Dieser hatte sich in eine Wolldecke gekuschelt, die über der Sofa Lehne hing. „Wie geht es dir, Seto?“ „Besser!“, brummte er. „Du hast aber noch Fieber.“ „So schlimm ist es doch gar nicht.“ Atemu setzte sich neben Seto und überreichte ihm einen Stapel Blätter. „Wie ich es dir versprochen habe und ich kann dir genau erzählen, was wir im Unterricht durchgenommen haben.“ Masao beobachtete seinen Neffen, der eifrig jedes Detail wieder gab. „Bedenke bitte, Atemu, dass dein Freund noch krank ist und sich besser ausruhen sollte.“ Empört sah Seto zu Masao rüber. „Das geht Sie nichts an.“ Masao wollte etwas erwidern, als Yasuo mit dem Essen ins Wohnzimmer kam und jedem einen vollen Teller reichte. Seto’s Augen leuchteten, als er den ersten Bissen zu sich nahm. Kochen konnte diese Nervensäge jedenfalls. „Was machen Sie vom Beruf?“, wollte Masao von Seth wissen und nahm sich ein Löffel voll Gemüse, den er sich in den Mund schob. Bisher wusste er noch nichts über den neuen Freund seines Bruders und war entsprechend neugierig. „Ich arbeite als Arzt in einem Krankenhaus und habe mich auf...“ Doch weiter kam Seth nicht, denn Masao spuckte ihm den Inhalt seiner Mundhöhle entgegen. „Sie sind Arzt?!“ Yasuo sah seinen Bruder entrüstet an. „Was machst du denn da? Spinnst du?“ Schnell holte er ein Handtuch und sah seinen Freund entschuldigend an. „Du hast dich allen ernstes mit einem Arzt eingelassen!“ Masao sah zu Seth und packte ihn an den Schultern, der zugegebener Maßen Sprachlos war. „Egal wie Sie ihn rum bekommen haben, machen Sie weiter.“ Yasuo verdrehte die Augen. „Jetzt mach nicht so eine große Sache daraus.“ „Du gehst sogar Tierärzten aus dem Weg und lässt dich mit einem Mediziner ein. Wenn ich das unserer Mutter erzähle, wird sie es nicht glauben. Doktor Kaiba!“, das Wort Doktor betonte Masao ganz besonders. „Sie müssen unbedingt auf einen Besuch zu ihr mitkommen. Sie wird sich freuen Sie kennenzulernen.“ „Jetzt mach nicht so einen Druck.“, zischte Yasuo. „Wir kennen uns noch nicht so lange und müssen...“ „Stell dich nicht so an. So wie du ihn ansiehst, scheinst du über beide Ohren verliebt zu sein.“ „Ich wusste es.“, freute sich Atemu. „Siehst du, Papa, sogar Onkel Masao findet, das ihr gut zusammen passt.“ „Ihr habt euch gegen mich verschworen und jetzt esst endlich, bevor es kalt wird.“ Seth fühlte sich, trotz dieses Missgeschickes durch Masao, so wohl wie lange nicht mehr. Es war angenehm in dieser Runde mit seinem Sohn zu sitzen und es fühlte sich so lebendig und warm an. Auch Seto schien es zu gefallen und unterhielt sich mit Atemu, der ihm von seinem Treffen mit Yugi und den anderen erzählte. Leicht lehnte er sich an Yasuo, dessen Aufmerksamkeit er sofort hatte. „Ist alles in Ordnung? Du warst schon am Telefon so seltsam.“ „Ja, es ist nur ungewohnt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)