Ein Kuss von dasy ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Der auffrischende Wind brennt auf meinen Wangen. Die Tränen, die sie empfindlich gemacht haben, sind schon getrocknet. Es war nur der Bruchteil einer Sekunde, eine winzige Bewegung. Seine Zunge angelte sich einen Tropfen Wasser. Er lebt. Sehr schwach aber er lebt. Vorsichtig wasche ich ihn weiter, versuche immer wieder einen winzigen Schluck Wasser in seinen Mund zu gießen, damit er sich nicht verschluckt. Er lebt. Vor dem Haus sind inzwischen auch die Polizei und die örtlichen Ärzte angekommen. Sie durchsuchen jeden Winkel, schleppen Menschen und Papiere heraus. Als sie den Besitzer abführen, bleibt er kurz bei mir stehen und gibt mir seine Geldbörse. „Ich wusste, dass es heute endet, du wärst sein letzter Kunde gewesen. Morgen früh wartet dann ein Schiff auf mich, ich wollte hier weg, neu anfangen ohne so etwas… Für ihn hätte ich alle freigelassen, aber ich hatte Angst vor der Polizei… Ich werde jeden einzelnen Kunden verraten… Organisiere ihm eine gute Beerdigung.“ Dann bringen sie ihn weg. Ich weiß noch nicht, ob das eine Bitte um Vergebung war oder nur eine Ausrede. Auf Sanjis Brust löst sich gerade ein Ohr in kleine rosa Blütenblätter auf, als sie eine Frau raus bringen. Ihr Blick sucht alle umstehenden Menschen ab. Scheinbar will sie wissen, was mit dem Rest des Hauses geschehen ist. Dann wendet sie sich an einen Sanitäter und erhält Papier und Stift. Ein winziges Stöhnen kommt aus meinem Schoss. „Bald, Sanji, bald gehen wir nach Hause. Ich will nur nicht, dass uns alle dabei beobachten. Und Chopper ist noch eine kleine Weile mit den anderen beschäftigt. Aber bald bringe ich dich von hier weg.“ Die Frau geht zu einem Jungen, vielleicht vierzehn oder sechzehn Jahre alt, und gibt ihm etwas mit einer Geste in meine Richtung. Neben dem Jungen sitzt ein Mann im Rollstuhl, den Chopper schon fertig verbunden hat. Warum auch immer der noch nicht im Krankenhaus ist. Dann kommen die beiden auf mich zu. „Das soll ich dir von der Frau geben. Sie bittet dich, es mit in sein Grab zu legen.“ Er überreicht mir ein Zigarettenetui und weiß offensichtlich nicht, was er weiter sagen soll. Dann greift er in seine Tasche und drückt dem Mann etwas in die Hand. „Danke, und sag Bescheid, wenn ich dich dann nach Hause bringen kann… soll!“ Er wendet sich ab. Diese Situation überfordert ihn sichtlich. „Sie ist auch nur eine Prostituierte. Keine Ahnung, wie sie es verdient hat, sich ab und an ein Vorspiel holen zu dürfen, aber einstecken musste sie sicherlich auch viel. Er lebt, oder?“ Diese Wendung habe ich nicht erwartet und bringe nicht mehr als ein Nicken zustande. „Das ist gut. Weißt du, er hat uns gerettet. Keine Ahnung, ob ich noch leben würde, wenn die Kunden nicht lieber den jungen hübschen… In der Summe hat er mehr eingesteckt, als ich, der ich vielleicht doppelt so lange in diesem Keller war.“ Er schaut auf seine Hände mit den Bandagierten Fingern und Gelenken. „Das hier ist ein Glücksbringer, ein altes Erbstück meiner Familie. Es heißt, einer meiner Vorfahren hat es mal aus dem Allblue mitgebracht. Jedenfalls… Ich bin lebend da raus gekommen, mein Sohn hat diesen Keller nie betreten. Mehr Glück zu verlangen wäre Frevel. Hier hast du ihn.“ Ich nehme den kleinen blauen Fisch und betrachte ihn. Bei all unseren Abenteuern hatte ich den Allblue völlig vergessen. Aber ja, das ist sein Traum und jetzt habe ich den Beweis in der Hand, dass er wahr werden kann, dass es nicht nur eine Legende ist. „Ich werde ihm den geben, sobald er aufwacht.“ Der Mann lacht: „Nein, dieser Glücksbringer ist für dich! Dein Freund braucht keinen, er hat ja dich!“ „Lass ihn das bloß nicht hören, der bringt dich für diesen Satz um!“ Jetzt muss ich auch lachen. Dann schweigen wir wieder eine Weile, in der ich mich mit Sanjis Verletzungen beschäftige, vorsichtig den nächsten Tropfen in seinen Mund gieße. „Hast du für mich auch einen Schluck?“ Ich reiche ihm die zweite Flasche, die mir Chopper aus irgend einem Grund mitgegeben hat. „Das ist ja Zuckerwasser!“ Jetzt wird fällt es mir wieder ein. „Der Zucker liefert schnelle Energie und macht durstig, so dass es leichter fällt, viel zu trinken.“, erkläre ich den Sinn dahinter. Also hatte der Rest der Crew die selben Befürchtungen wie ich, wollte es nur nicht so zeigen. „Er gilt weiter als tot. Auch wenn die Marine morgen hier ankommt, werde ich das nicht verraten. Das gibt euch einen Vorteil, wenn ihr das nächste Mal in Schwierigkeiten geratet.“ Schon wieder eine unerwartete Wendung des Gespräches. Entweder arbeitet sein Gehirn im Schleudergang oder ich bin zu abgelenkt, um richtig mitdenken zu können. „Die Strohhüte haben einen ihrer stärksten Männer verloren, dazu ihren Schiffskoch, sie werden sicher geschwächt sein.“ „Nein, niemand glaubt dir, dass uns das angreifbar macht. Wir sind höchstens wütender. Aber es wäre besser, wir hätten diese Insel nie betreten.“ „Du meinst unbekannte gaben der Polizei einen Tipp, wo unsere Entführten zu finden sind… Das kann ich dir nicht versprechen, aber ich werde es auf jeden Fall versuchen. Jetzt wird es aber Zeit, dass ihr euch davonmacht! Ich lenke die Leute so lange ab.“ Damit winkt er den Jungen wieder zu sich. Sie reden kurz mit Chopper, der sich Ruffy schnappt und in seine Teleschnecke spricht. Als der Mann laut aufschreit, erscheinen auch schon zwei Hände, die mir beim Aufstehen halfen. Zurück auf der Sunny will ich mit dem Schnitzelklopfer ins Krankenzimmer, doch sowie die Sonne nicht mehr auf ihn scheint, steigt sein Puls und er verkrampft sich. „Sieht so aus, als ob er erstmal eine Phobie vor geschlossenen Räumen hat“, meint Robin lächelnd neben mir, während große Ausgaben ihrer Hände die Taue am Segel lösen. „Aber wir müssen ihn doch operieren und wenn es nachts kalt wird, wird er erfrieren!“ Auch Chopper wendet sich jetzt seiner eigentlichen Aufgabe als unser Arzt zu. Ich kann nur brummeln und den Blonden näher an mich drücken, so dass er sich wieder beruhigt. Natürlich müssen wir bald mit der Behandlung anfangen, aber so bringt das nichts. Diesmal ergreift Franky die Initiative: Er stellt den OP-Tisch mitten auf die Wiese und gesellt sich dann zu Ruffy an die Galionsfigur, damit wir Ruhe haben. Jetzt habe ich eine Ahnung, wie es Chopper und den anderen ergeht, wenn ich wieder einmal blutüberströmt aus irgendeinem Kampf hervorgehe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)