Lwwy - Fünfjähriges Jubiläum von Schneefeuer1117 (Eine kleine Sammlung für euch ♥) ================================================================================ Kapitel 1: I - Das Buch ----------------------- „Das ist ne bescheuerte Idee.“ „Wenn wir schon zusammen nachsitzen müssen, können wir auch gleich was draus machen.“ „Wessen Schuld ist es denn, dass wir hier sind?“ „Lass gut sein, Danny. Du hast genauso mitgemacht.“ „Ja, aber doch nur, weil … weil …“ „Genau, weil – und jetzt gib mir das Buch, Lane.“ Victor hielt fordernd die Hand auf und widerstrebend übergab Danny ihm das Buch. Der schwere Ledereinband war gespickt mit kleinen goldenen Ornamenten, welche die verschiedensten Tiere zeigten: ein Hirsch, der einer Hirschkuh durch den Wald folgte. Ein Rudel Wölfe, das einen Elch in die Ecke drängte. Zwei Zebras, die zwischen einer Elefantenherde hindurch liefen. Vögel, die aus einem Wald aufstiegen. Wenn man genau hinsah, konnte man sogar einige Ameisen entdecken, die fleißig kleine Äste und Steine in Richtung ihres Baus trugen. Die hohe Kunst der Verwandlung – das Tier in mir schrie einem das Buch förmlich seinen Titel entgegen und Victor hätte schwören können, das leise Züngeln der Schlange gehört zu haben, die sich vertrauensvoll um das Wort Kunst schlängelte. Cait wollte ihm das Buch schon wieder wegnehmen, aber er hielt es nur hoch. „Ich will es mir aber auch anschauen, Vic“, protestierte sie beinahe mit einem Schmollmund und Victor nickte. „Klar. Wirst du auch. Aber eins nach dem anderen.“ Sorgsam legte Victor das Buch auf das Lehrerpult, warf einen kurzen Seitenblick zu Alex, der Schmiere an der Tür stand und ihm zunickte und öffnete den Deckel. Wirrer Nebel umgab sie; Tierlaute drangen von allen Seiten auf die fünf großen Augenpaare ein. Eine elegante Katze schlug vorwitzig mit der Pfote in Caits Richtung, während eine Gazelle anmutig durch den Raum hüpfte, direkt auf die bisher stumme Lola zu. Sie wich nicht zurück, als die Gazelle durch sie hindurch schlüpfte, nur, um aus dem Raum zu laufen. „Ah, das ist schlecht“, nuschelte Victor und klappte das Buch schnell wieder zu. „Das Vieh wird uns verraten.“ „Es hat bestimmt keiner gesehen“, drängelte Danny, „komm schon, mach es wieder auf!“ „Vor fünf Minuten fandst du die Idee noch bescheuert“, erinnerte Alex ihn mit einem freundschaftlichen Grinsen und Danny entließ die Luft empört. „Ich hab meine Meinung eben geändert! Los, los!“ „Wenn uns Veenstra erwischt, bedeutet das sicher wieder Aufsätze“, stöhnte Cait und massierte sich übertrieben die Schläfen, während die anderen Vier in leises Kichern ausbrachen. „Wir haben ja dich, Brain“, schlug Vic ihr auf den Rücken, „du hältst ihn uns schon vom Leib.“ Sie waren eine seltsame Mischung, sie fünf. Alles hatte am Anfang des Schuljahrs begonnen, als Cait neu auf die französische Eliteschule gekommen war. Sie hatte nicht lange gebraucht, um sich Danny und Alex als Kumpel auszusuchen und die wiederrum hatten nicht lange gebraucht, um sie Victor und Lola vorzustellen – und irgendwie war diese seltsame Truppe entstanden, die seitdem Beauxbatons regelmäßig gemeinsam auf den Kopf stellte. Sie hatten sich auf die Fahnen geschrieben, die Geheimnisse des Schlosses zu lüften, die besten und lautesten Partys zu feiern und Alex‘ und Dannys letztes Jahr so unvergesslich wie nur irgendwie möglich zu gestalten. Victor war kein Gruppenmensch; wie diese vier es geschafft hatten, die guten Seiten des Franzosen vorzukehren, konnte nur ein Wahrsager beantworten. Eigentlich war er ein Hallodri, bei dem nicht wirklich klar war, wie gesund die Gnome im Oberstübchen noch waren. Zügel- und haltlos, irrational und zeitweise sadistisch, trotzdem gerne auf jeder Party gesehen, die er selten allein verließ. Kein Herz, keine Seele – und trotzdem war seine größte und einzige Angst, genau diese Seele zu verlieren. Auch Danny und Lola waren weithin dafür bekannt, eher gebrochene Herzen (oder wahlweise Kiefer)zu hinterlassen, als sich auf eine Gruppe einzulassen. Trotzdem blieben sie. Danny drehte seine Ehrenrunden und nicht nur das verband ihn mit Alex: sie beide waren Musiker und verstanden sich durch die Klänge ihrer Gitarren. Während Alex eher der ruhige Typ war, war Danny laut und unangemessen, unverschämt und erinnerte mit seinem Hang zu schlechten Entscheidungen an einen echten Rockstar. Lola kam aus gutem Hause, musste sich nie großartig Gedanken darum machen, ob sie etwas bekam – dass sie es bekam, stand außer Frage. Dennoch war ihr Arroganz stets fremd gewesen; stattdessen haftete ihr eine derartige Flatterhaftigkeit an, dass niemand sie lange an sich binden konnte. Die Spanierin mit den verrückten Ideen schaffte es ein ums andere Mal, sich und ihr Umfeld in die größten Schwierigkeiten, aber mit ihrem umwerfenden Lächeln auch wieder heraus zu bringen. Eine seltsame Bromance verband sie mit dem Franzosen Victor, die sie beide weder einschätzen konnten, noch sich die Mühe machten, aktiv darüber nachzudenken. Wie bereits erwähnt, drehte auch der Musiker Alex seine Ehrenrunden – mit 21 Jahren war er definitiv der älteste Schüler, der Beauxbatons je abgeschlossen hatte (von den Anfängen der Schule und Danny einmal abgesehen), doch er stand weder Victor, noch seinem Musikerfreund Danny, noch Lola in irgendetwas nach, was Schabernack und Irrsinn betraf. Lediglich seine Gelassenheit hatte er den anderen voraus, die ihn erwachsener und geerdeter wirken ließ. Die letzte im Bunde war auch gleichzeitig die Jüngste: Caitlin. Die Britin war erst in diesem Schuljahr nach Beauxbatons gewechselt und hatte schnell ihre Ambitionen, die vielen Fächer und Zusatzleistungen unter einen Hut zu bekommen, über Bord geworfen. Vielleicht war es das erste Treffen mit Danny, vielleicht das mit Lola gewesen … fest stand jedoch, dass die quirlige, nie um ein Wort verlegene Britin erst dafür sorgte, dass die Truppe sich so formte, wie sie heute im Raum für Geschichte der Zauberei eines ihrer vielen Nachsitzen absaß. Das war irgendwie zu einem Running Gag geworden – meistens waren es Lola oder Victor (oder beide zusammen), die einen durchgeknallten Plan hatten und ihn mit den anderen zusammen in die Tat umsetzen wollten. Eigentlich hätten sie eine Stimme der Vernunft gebrauchen können, die mahnend den Zeigefinger erhob … so jedoch war Cait meist die erste, die Feuer und Flamme war, Danny meckerte ein wenig, zog jedoch spätestens nach zwei Minuten mit einem Grinsen mit und das Schulterzucken Alex‘ und die Aussage „ich stehe Schmiere“ unterzeichnete meistens den Plan. Nur, dass Alex scheinbar nicht der beste Schmieresteher war. Veenstra hatte sie einmal mehr erwischt und nun saßen sie ihre Zeit gemeinsam ab. Dass sie das Buch trotzdem hatten mitgehen lassen, war Lolas unendlich großer Handtasche zu verdanken – sie hatte die Beute mit einem breiten Grinsen aus den Unweiten hervorgezogen und seitdem diskutierten die Fünf, wie es nun weitergehen sollte. Dass die Nebelgazelle alles zunichte gemacht haben konnte, war frustrierend, aber nicht zu ändern. „Aber als du das Buch geschlossen hast“, begann Cait den Faden aufzunehmen, „sind alle anderen Tiere auch verschwunden. Die Gazelle ist also auch zu hoher Wahrscheinlichkeit weg … Vielleicht hat sie niemand gesehen?“ Hoffnungsvoll blitzte die Britin in die Runde und Lola zuckte mit den Schultern. „Selbst wenn … war halt mein Patronus. Wer soll uns das Gegenteil beweisen?“, behauptete die Spanierin und Danny nickte sofort. „Klar. Macht Sinn.“ Victor seufzte innerlich. Nichts davon machte Sinn; sie wussten nicht, was das Buch wirklich konnte, hofften nur, dass es den Spruch und die Anleitung beinhaltete, die sie brauchten . . . aber seit wann brauchte er Sicherheit, eh? Alex‘ nahm ihm genau diesen Gedankengang ab. „Wir sollten uns trotzdem heute Abend treffen, nur, um sicher zu gehen…“ Victor blickte zu ihm, die Augenbraue gehoben. „Hast du etwa etwas dagegen, den Tag weiter mit uns zu verbringen?“, lockte er den Musiker, der jedoch nur lässig die Schultern hob und mit einem schiefen Lächeln erwiderte: „Ich habe Monsieur Ruiz versprochen, ihm mit den Abraxanern zu helfen. Es wäre ärgerlich, wenn ich das Versprechen nicht halten könnte.“ Lola schnaubte leise, murmelte etwas von „ja, ja, mit den Abraxanern helfen, schon klar“, während Cait mit den Augenbrauen wackelte und Danny ein „Lehrersliebling“ von sich gab. Das Schweigen der Fünf dauerte eine Weile an, in der sie alle ihren eigenen Gedanken nachhingen und die Strafarbeit voranbrachten, an der sie eigentlich arbeiten sollten. Das Buch jedoch hatte sie nicht losgelassen und in stillem Einverständnis hatte sich Victor das Buch unter den Arm geklemmt und sie hatten den Schlafsaal des Achtklässlers als ihren Treffpunkt ausgemacht. Lounis würde eh bei Ray pennen und Jean-Luc . . . nun, der war einfach zu beseitigen. Es war der sicherste Schlafraum für die Fünf, worüber sie sich einig waren. Sie hatten keine Ahnung, was sie mit ihrer Entdeckung wirklich losgetreten hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)