Der Wächter von Drachenlords ================================================================================ Kapitel 57: Rollenverteilung ---------------------------- Noch bevor sie das Haus der Cullens erreichten, bemerkten sie, dass sie nur die Gedanken der Wölfe aus Jakes Rudel hören konnten. Die Stimmen aus Sams Rudel waren verstummt. Alle seufzten erleichtert auf, außer Kamden. Für diesen war die mentale Verbindung noch neu und er wusste nicht, wie es war so viele Stimmen im Kopf zu haben. Leah war sehr froh Sam los geworden zu sein, und auch Paul. Embry dachte ähnlich. Er hatte keine Lust dasselbe wie Jake durchzustehen und war glücklich erstmal seine Ruhe zu haben. Seth hingegen quasselte wie ein Wasserfall, um die Stille gut auszunutzen und instruierte Kamden ein wenig. Er sah es als seine Aufgabe an das zu machen. Immerhin glaubte Seth fest daran der Beta des Rudels zu sein. Jake verschloss, wie auch Isaak, seine Gedanken vor den anderen. „Nachdem, was du mir damals gezeigt hast, fällt es mir schwer gemein zu Leah zu sein. Muss ich das unbedingt machen?“, fragte der Alpha seinen Partner durch ihre eigene Bindung. „Nein, musst du nicht. Dadurch ändert sich nichts. Aber, wenn du von Bellas Plänen mit dem Sex erfährst, musst du brav böse werden. Sonst merken sie, dass da was im Busch ist.“ „Kein Problem. Ich rufe mir das Bild ins Gedächtnis, wie Nessie ihr das Rückgrat bricht. Das sollte reichen, um eine gute Show abzuliefern. Aber mal was anderes. Was sollen wir anziehen? Hast du da auch eine Lösung?“ „Also wenn ich daran denke, dass du meine Klamotten eh andauernd in Fetzen reißt, würde ich sagen, das ist unnötig“, gluckste der Wächter erheitert. „Außerdem gefällt es mir, wenn du nichts anhast.“ „Schatz“, mahnte Jake, musste aber zugeben, dass es durchaus Vorteile hatte einfach nackt herumzulaufen. Dann warf er einen Seitenblick zu seinem Halbbruder und knurrte. „Du bist ganz schön eifersüchtig, mein Wölfchen. Kamden ist geprägt. Den interessiert es nicht die Bohne.“ „Er ist schwul“, konterte der Alpha. „Das Thema schon wieder?“, fragte Isaak mit einem Hauch von Schärfe in der Stimme. Dann wechselte er schnell das Thema: „Ich glaube die Kleidung von Alexei müsste schon da sein. Damit werden wir wohl auskommen müssen fürs Erste. Vielleicht sollte ich später Maß nehmen von allen und weiter Sachen bestellen? Was meinst du?“ „Ja, gute Idee. Noch was. Was ist mit den anderen? Wo sollen wir schlafen? Auf dem Boden um das Haus?“ „Ich würde vorschlagen, wir quartieren alle im Unterwasserstützpunkt ein“, schlug der Wächter vor. „Echt? Das würdest du gestatten?“, fragte der Wolfsjunge überrascht. „Es ist dein Rudel. Somit quasi Familie. Also ja“, erklärte sein Freund. Damit war ihre kleine Unterhaltung beendet. Indes hatte Seth in groben Zügen die Rudeldynamik, die Prägung, Vampire und Wächter erklärt. Kamden schwirrte der Kopf. Das war eindeutig zu viel auf einmal. Wütend knurrte Leah als sie sich dem Haus der Blutsauger näherten. Der Neue verzog die Schnauze als es ihm in der Nase brannte. „Das ist der Geruch von Vampiren. Schrecklich, nicht wahr? Aber man gewöhnt sich dran. Edward und ich sind beste Freunde. Wir haben schon gemeinsam gekämpft. Die Cullens sind in Ordnung. Egal, was die anderen sagen“, quasselte der Jüngste der Runde ohne Punkt und Komma. „Seth, gut jetzt. Das ist zu viel“, warf Jake ein und der andere verstummte, aber nur für kurze Zeit. Dann wandte sich der Alpha an sein Rudel: „Leah, ich weiß, du hasst die Vampire, aber wenn du bei mir bleiben willst, musst du brav sein. Ich werde es nicht dulden, dass du sie angreifst. Dasselbe gilt auch für die anderen.“ Schnell fügte er hinzu: „Nein Seth, ich sagte Ruhe.“ Der selbsternannte Beta ließ den Kopf hängen, er wollte gerade wieder etwas sagen. In einiger Entfernung zu den Cullens blieb Jake stehen und sah in die Runde. Isaak hielt sich geduckt. Das war nicht seine Angelegenheit. „So, wir sind gleich da. Also noch schnell ein paar Takte“, begann er und fixierte die Wölfin: „Leah, ich werde dich nicht wegschicken. Du kannst bei mir bleiben so lange du willst. Bitte verzeih mein bisheriges Verhalten. Ich war ein Idiot und habe mich nicht um dich gekümmert. Das ändert sich jetzt. In meinem Rudel bist du immer willkommen. Ich darf zwar nicht allzu viel preisgeben, aber ich kann dir verraten: Ich weiß um deine Pein und ich kann dich verstehen.“ Erschrocken weiteten sich die Augen der Frau, aber ihr Alpha ließ ihr keine Zeit für eine Antwort. „Seth“, begann der Leitwolf. „Ja, Chef?“, flötete der Jüngling. „Unterbrich mich nicht andauernd“, knurrte er und wies den anderen in die Schranken. „Du kannst auch bleiben, solange du willst. Aber, du bist nicht mein Beta. Wenn du diesen Rang haben willst, dann kämpfe darum, wie alle anderen auch. Ich begünstige dich nicht. Haben wir uns verstanden?“ Der Sandfarbene scharrte enttäuscht mit der Vorderpfote. „Ja, Alpha“, sagte er kleinlaut. „Du bist ein guter Junge. Ich mag dich und hätte dich gerne in meinem Rudel, aber ich glaube, es wäre besser für dich, wenn du zu Sam zurückgehst. Wir sind ein Haufen Ausgestoßener. Leute, die keiner haben will. Du musst unser Schicksal nicht teilen. Ich werde es dir nicht übelnehmen, wenn du gehst. Versprich mir nur, dass du ernsthaft darüber nachdenkst und dann eine Entscheidung fällst.“ Scheu sah Seth auf und wollte etwas erwidern, als Jake erneut zu sprechen begann: „Still. In einer Sekunde kann man das nicht durchdenken, Welpe. Entscheide dich bis morgen Abend.“ Innerlich grinste der Leitwolf. Er wusste schon jetzt wie die Entscheidung ausfallen würde. Dann glitt sein Blick zu Embry, der sich sichtlich unwohl fühlte und versuchte sich klein zu machen. „Alter, wenn du flennst, dann trete ich dir in den Arsch. Ich habe mich mitunter auch wegen dir gegen Sam erhoben. Also hör auf mit der Mimosennummer. Du weißt, dass ich das nicht leiden kann. Steh deinen Mann.“ Kamden knurrte ungehalten und bleckte die Zähne was der Alpha gekonnt ignorierte. „Du bist nicht sauer, wegen dem ganzen Mist, den ich verbockt habe?“, fragte Embry kleinlaut. „Was hast du denn gemacht? Mich ein paar Mal angegangen, wie es eben unter Wölfen üblich ist? Alter, dafür bekommst du von mir keinen Einlauf. Wenn du sowas willst, wende dich an deinen Freund. Der ist dein Ansprechpartner für sowas.“ Er nickte zu Kamden, der betölpelt dreinsah und vergaß weiter zu knurren. „Ich werfe dir nicht vor, dass du dich nicht gegen Sam gestellt hast. Wie denn auch? Nur ein Alpha kann sich gegen einen Alpha stellen. Ich bin froh, dich bei mir zu haben, Alter“, grinste der Leitwolf und sah wie Embry seine Unterwürfigkeit aufgab. Dann suchten die Bernsteinaugen ihre Äquivalente. „Kamden“, sagte Jake und wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Der Schwarze schnaubte und fragte bissig: „Ja, so heiße ich. Was willst du Spinner von mir?“ Plötzlich hob Isaak den Kopf über den des Alphas und sagte mit freundlicher Stimme: „Bevor es weitergeht, wollte ich mich für mein Verhalten dir gegenüber entschuldigen. Ich hoffe, du kannst mir vergeben. Du bist der Bruder meines Freundes und ich möchte nicht, dass unser Verhältnis von dem etwas holprigen Einstieg zu sehr beeinflusst wird.“ Verlegen lächelten der Wächter und Jake knurrte: „Halbbruder.“ „Macht das einen Unterschied? Sind nicht alle deines Rudels deine Brüder und Schwestern?“, konterte der Rotblonde gewandt und kraulte den Rostbraunen besänftigend. Der Leitwolf mahlte mit den Zähnen und sagte widerstrebend: „Ja. Na gut. Es tut mir leid, dass wir uns unter solchen Umständen kennenlernen mussten. Lass uns von vorn anfangen.“ Er räusperte sich und sagte: „Ich bin Jacob Ephraim Black und ich heiße dich bei uns und in meinem Rudel willkommen, Bruder.“ Das letzte Wort knurrte er. Bis vor wenigen Minuten wusste er nicht einmal, dass er einen Bruder hatte und jetzt hatte sich dieser auf seinen besten Freund geprägt, wie auch andersrum. Das war ja zum verrückt werden. Kamden dachte kurz nach und zuckte mit den Schultern: „Eine herzliche Begrüßung habe ich eh nicht erwartet. Immerhin hat sich mein Vater 19 Jahre lang nicht um meine Existenz geschert. Ich kenne dich nicht und ich weiß nicht, was es bedeutet Teil eines Rudels zu sein. Da ich anscheinend eh nicht wegkann und wohl oder übel mit dir auskommen muss, will ich mal nicht so sein. Lass uns von vorne anfangen, kleiner Bruder.“ Er betonte extra das Wort „Kleiner“, um klarzustellen, dass er nicht bereit war kleinbeizugeben. Jake knurrte bei der Anspielung auf ihren Altersunterschied. „Lass gut sein. Alles ist neu für ihn“, mahnte Isaak mental. „Die Ausrede lass ich ihm nicht lange durchgehen“, gab sein Freund rasch zu ihm zurück, beruhigte sich aber. Der Wächter hatte mal wieder Recht. So wie meist. Dann schnaubte der Alpha und sie gingen gemeinsam weiter zum Unterschlupf ihrer Erzfeinde. Als sie ungeordnet aus dem Wald traten, sahen sie schon von weitem, dass die Vampire sich kampfbereit aufgestellte hatten. Isaak hob die Hand zum Gruß und erklärte: „Wir haben schon wieder keine Klamotten mehr. Es sind nicht zufällig zwei Koffer für Jake und mich angekommen?“ Irritiert runzelten die Blutsauger die Stirn. Dann sagte Carlisle: „Da sind tatsächlich zwei Koffer geliefert worden.“ „Gut, wärt ihr so nett diese zu holen und zu uns zu bringen? Ich glaube, mein Freund hat was dagegen, wenn ich hier nackt herumrenne.“ Edward ließ den Kopf hängen und rannte schnell ins Haus. Eine Sekunde später schoss er auf die Wölfe zu. Leahs Augen zuckten gefährlich, als er näherkam und sie knurrte wütend. Der Leitwolf brachte sie mit einem mahnenden Knurren seinerseits zur Räson. Dennoch wagte sich Edward nicht näher als fünf Meter an sie heran und stellte dort die Koffer ab. „Ich habe einen Teil eurer Unterhaltung mitbekommen. Soll ich die anderen informieren oder willst du das selbst erledigen, Jacob?“, fragte er mit seiner lieblichen Vampirstimme, die bei den meisten im Rudel das Nackenhaar zu Berge stehen ließ. Nur Seth und Jake schienen dagegen immun zu sein. Der Jüngste der Runde konnte sich nun nicht mehr zügeln und sprang hastig mit einen gedachten „Edward“ vor. Der Zirkel fauchte und fürchtete einen Angriff, da hob der Vampir schnell die Hand, um zu zeigen, dass alles in Ordnung war und blieb ruhig stehen als der sandfarbene Wolf ihn einmal schnell umrundete, sich dann vor ihm auf den Hinter sinken ließ und eine Vorderpfote zum Gruß hob. „Seth, schön dich mal wiederzusehen“, sagte Edward lachend und schüttelte die angebotene Pfote. Dann streichelte er dem Jüngling kurz über den Kopf. Abermals knurrte Leah und trat einen Schritt vor. Seth sprang herum und kläffte sie an: „Wenn du nicht hier sein willst, dann geh doch zu Sam zurück.“ „Still, Seth. Genug, Leah“, raunzte Jake missgelaunt und hatte sich ein wenig geöffnet, sodass auch der Vampir ihn hören konnte. „Kurzzusammenfassung: Ich bin nun ein Alpha und das hier ist mein Rudel. Der Neue“ er nickte zu dem schwarzen Wolf: „ist mein Halbbruder Kamden, der es fertiggebracht hat sich auf Embry“, er nickte zu dem Hellgrauen: „zu prägen, wie auch umgekehrt. Wir ziehen uns nur schnell um und verschwinden dann zum Unterwasserposten. Es gibt viel zu besprechen. Sag deiner Familie das und dann würde ich vorschlagen, dass du und Bella uns gleich begleiten.“ „Gut, bis gleich. Ich sage allen Bescheid und hole Bella“, sagte der Blutsauger und sah misstrauisch in die Runde. „Von deinem Rudel geht doch keine Gefahr für Bella aus, oder?“ „Natürlich nicht, Bella ist ein Mensch. Alle Menschen sind Schutzbefohlene. Keiner aus meinem Rudel wird es wagen sie zu verletzen, darauf hast du mein Wort als Alpha.“ Schnell nickte Edward und rannte davon. „Seth, mach dich nützlich, nimm einen der Koffer“, schnauzte Jake und nahm den zweiten mit den Zähnen auf. Dann zogen sie sich hinter die Bäume zurück. Nebenher hörten sie wie Embry Kamden einige Zusammenhänge erklärte. Noch bevor sie ihre Mitbringsel abgestellt hatten, fragte der Jüngste: „Unterwasserposten? Was soll das denn sein? Ist das einer der Außenposten der Wächter? Wo ist er denn und wie kommen wir da hin?“ „Das wirst du sehen, wenn es soweit ist. Gib schon Ruhe, Seth“, gab der Leitwolf mürrisch zurück und fragte sich insgeheim, womit er diese Nervensäge verdient hatte. Schnell fischten sich alle etwas aus den Koffern, wobei Jake wie zufällig, in Wolfsgestalt, zwischen seinem Freund und den anderen stand. Somit konnte keiner den Rotblonden sehen. Erst als dieser angezogen war, verwandelte sich der Alpha und warf sich ebenfalls in Schale. Da alle Männer eine ähnliche Größe und Statur hatten, saßen die Kleidungstücke recht gut. Außer die bei den Clearwaters; diese trugen Schlabberlook. Interessiert glotzte Kamden Embry ungeniert an, als dieser zum Menschen wurde und pfiff anerkennend. Was er sah, gefiel ihm gut und er konnte sich nicht zurückhalten einen Kommentar abzugeben: „Habe wohl Glück gehabt.“ Der andere mahlte mit den Zähnen und wurde rot. Dann knurrte er: „Lass das. Ich bin nicht schwul.“ „Ja, den Spruch kenne ich“, schwatzte Isaak und feixte Embry zu. Dieser wurde nur noch röter im Gesicht und beeilte sich mit dem Anziehen. Isaak und Jack schnappten sich je eine der Behältnisse und gingen langsam, mit den anderen im Schlepptau, zum Haus zurück. Der Blutsauger hatte seine Leute offenbar informiert, denn vor dem Haus standen nur Bella und Edward, abreisebereit. Isaak winkte ihnen zu und sie strebten gemeinsam zu der Stelle, an der die Aufstiegsplattform war. Leah konnte einfach nicht anders und drängte ihren jüngeren Bruder weg von dem Vampir, sodass sie zwischen den beiden stand, wobei sie eine Grimasse zog und den Blutsauger genau im Auge behielt. Seltsamerweise tat es ihr Kamden bei Embry gleich. Er wusste nicht wieso, aber er wollte nicht, dass dieser dem seltsam schönen Mann zu nahekam. Allein der Geruch des „Vampirs“ war abartig und brannte in der Nase. Wobei es als Mensch nicht ganz so stark war. Zwar konnte er keine Gefahr von dem kalten Wesen, wie Embry die Cullens nannte, ausgehen sehen, dennoch spürte er instinktiv die Bedrohung. Seine Nackenhaare stellten sich auf und er knurrte bedrohlich, als Edward immer näher kam. Jake fuhr herum und donnerte: „Kamden, Edward ist ein…, nun ja, also, kein Feind. Also lass ihn in Ruhe. Er wird den armen kleinen Embry schon nicht zum Weinen bringen.“ Bevor sein Bruder etwas sagen konnte, wurde er hart gegen den Arm geboxt. Wütend knurrte Embry: „Damit wir uns gleich richtig verstehen: Ich bin kein hilfloses Weib. Mach das nochmal und ich reiß dir die Eier ab.“ Kamden, der sonst immer einen Spruch in petto hatte, wusste nicht, was er sagen sollte. Er verstand nicht, warum er diesen fremden Kerl beschützen wollte und zugegebenermaßen sah dieser auch nicht danach aus, als ob er Schutz nötig gehabt hätte. Oder doch? Er raufte sich die Haare und stapfte wütend weiter. Auch wenn er nicht ergründen konnte, warum es so war, aber es störte ihn, dass Embry wütend auf ihn war. Was immer diese verdammte Prägung auch war, sie beeinflusste ihn sehr. Embry hingegen mahlte kurz mit den Zähnen und sagte: „Ich wollte dich nicht so anfahren, tut mir leid.“ Augenblicklich war Kamden wieder an seine Seite und grinste dümmlich vor sich hin. Die Stimme in seinem Kopf ignorierte er gekonnt. Diese schrie ihm lediglich zu, wie unfassbar dämlich er sich benahm. Mit seiner Art entlockte er Embry ein leichtes Schmunzeln; das war Belohnung genug und er schmolz dahin. „Hm, darum werden wir uns wohl als Erstes kümmern müssen“, kommentierte Isaak die Art der beiden. Jake mahlte mit den Zähnen, hin und hergerissen. Er spürte die Gefühle der beiden und war damit nicht so wirklich einverstanden. Dieses Rumgeschwule ging ihm auf den Zeiger. Ungehalten frage er: „Was meinst du damit?“ „Die beiden sind aufeinander geprägt und es besteht keine Rangordnung bei ihnen. Je eher die zwei miteinander kämpfen und ihre Rollen sich festigen, desto besser. Sonst wird diese Gefühlsachterbahn nur noch schlimmer werden“, gab der Wächter seine Einschätzung bekannt. „Zumal ich auch vorschlagen würde, dass die Ränge im Rudel ebenfalls definiert werden sollten.“ Der Alpha nickte zustimmend und sagte: „Wenn wir uns morgen mit Sam treffen, sollten wir als Einheit auftreten. Sonst werden wir überrannt.“ Leah runzelte die Stirn und fragte: „Wenn Isaak kämpft, kann Sams Rudel einpacken. Oder habe ich da was nicht mitbekommen?“ Mit fester Stimme offenbarte der Leitwolf: „Ich habe geblufft. Isaak wird nicht mitkämpfen. Er ist ein Wächter. Derlei Nichtigkeiten haben mit seiner Bestimmung nichts zu tun.“ Sein Freund nickte zustimmend und fügte hinzu: „Ich bin ein Teil von Jakes Rudel, aber bei sowas werde ich mich nicht einmischen. Sollte allerdings die Situation außer Kontrolle geraten, werde ich gezwungen sein den Kampf zu beenden. Glaub mir Leah, das will keiner.“ Einen Augenblick dachte der Leitwolf nach. Dann sah er seinen Geliebten an und offenbarte: „Ich möchte keine Geheimnisse in meinem Rudel. Die Lage hat sich geändert. Unsere Absprache ist hinfällig.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich werde dich ohnehin nicht überreden können mein Beta zu werden. Dann kannst du es ihnen auch gleich sagen.“ Isaak sah ihn einfach nur sprachlos an. Jacob schüttelte den Kopf und sagte: „Isaak und ich führen eine gleichberechtigte Beziehung. Er hatte mir aber angeboten, sich mir vor dem Rudel zu unterwerfen. Aber nun bin ich der Alpha. Ich gehe meinen eigenen Weg. Wenn euch meine Art nicht passt, könnt ihr jederzeit zu Sam zurückkehren.“ „Gut, wenn du das so willst, bitte“, meinte der Wächter und setzte nach: „Nach außen hin stärke ich dir den Rücken, als Teil deines Rudels.“ Er wandte sich den anderen zu. „Aber innerhalb von Jakes Rudel halte ich mich vollkommen raus. Ich habe keinen Rang und ich werde mit keinem von euch kämpfen. Im Gegensatz zu euch lasse ich mich nicht von meinen Wolfsinstinkten kontrollieren. Ich strebe weder nach Macht noch Rang noch den Kampf an sich.“ Seth strahlte wie ein Honigkuchenpferd und quasselte: „Bestens! Einer weniger der mir im Weg steht.“ Jake rollte mit den Augen, drehte sich um und ging weiter. Als sie sich der Stelle näherten, wo die Scheibe sich befand, tauchte diese auf und meldete ergeben: „Sehr geehrter Wächter, bitte betreten Sie die Plattform.“ Die Wölfe staunten nicht schlecht und beäugten misstrauisch die dünne silbrige Scheibe. Ohne zu zögern stellten sich Jake und Isaak darauf. Ihnen folgten Edward und Bella, welche an das andere Ende gingen, um die anderen nicht zu belästigen. „So, alle hoch hier“, befahl Jake, nutzte aber nicht die Doppelstimme. Seth wollte aufspringen, da hielt ihn Leah zurück und ging vor, dicht gefolgt von ihrem Bruder und Embry. Unschlüssig starrte Kamden weiter das Ding an. Er sah auf und stellte fest, dass Embry auf der Plattform stand. Schnell sprang er dem anderen hinterher. Er wollte bei ihm sein und am liebsten in den Arm nehmen, war sich aber nicht sicher, ob dieser das zulassen würde. Jakes rechter Mundwinkel zuckte ein wenig. Schnell befahl er: „KI, bring uns zum zoologischen Forschungsinstitut.“ „Verstanden. Teleportationssequenz initiiert. Auf Wiedersehen, Wächter Jacob“, flötete die Frauenstimme. Die männliche KI mit der tiefen Stimme begrüßte sie: „Willkommen im zoologischen Forschungsinstitut.“ Als der Schutzschild sich senkte, rissen alle neuen Wölfe die Augen auf. Seth und Embry stürmten an den Rand der Kuppel und sahen sich mit offenen Mündern um. Leah und Kamden folgten den beiden. Sie staunten ebenfalls, konnten ihre Überraschung aber besser verbergen. Bella und Edward setzen sich ab. Sie wollten nochmal zum Gewächshaus. Nachdem dann Isaak und auch Jake dem Rudel einige Fragen beantwortet hatten, startete der Alpha den Rundgang, während Isaak sich in den Kontrollraum zurückzog. Als sie anschließend in dem Gang mit den Wohnquartieren ankamen, wartete der Wächter bereits auf die Bande. Die Koffer ließen sie im Korridor stehen, damit sich alle bedienen konnten. Der Rotblonde dirigierte sie zum Holoraum. Jake erklärte ihnen noch schnell, wie alles hier funktionierte und welche Befehle sie sich merken sollten. Vor ihrem Ziel macht Isaak auf dem Display neben der Tür einige Eingaben und betrat den Raum. Alle folgten und standen mitten auf einer schönen Wiese. Eine zwei Meter hohe Steinmauer grenzte die Ausmaße des Holoraumes ab. Jake ging einige Meter und prüfte den Boden. „Bestens“, murmelte er, drehte sich um und sagte: „Also dann starten wir mit den Rangkämpfen. Embry, Kamden, ihr beide fangt an.“ Keiner der beiden rührte sich. Kamden sah verständnislos drein, wohingegen Embry den Blick senkte und stammelte: „Ich will nicht gegen ihn kämpfen. Ich kann das nicht.“ Plötzlich mischte sich Isaak ein, der an der Mauer neben der Tür lehnte: „Glaubt mir, es ist besser, wenn ihr beiden das sofort regelt. Fragt euch doch mal: Wer von euch wird der Aktive sein wird?“ Beide fuhren zu dem Wächter herum und sagten bestimmend: „Ich natürlich.“ Augenblicklich wandten die beiden Geprägten sich einander zu und versuchten den jeweils anderen niederzustarren. Sie bemerkten das dreckige Grinsen im Gesicht des Rotblonden nicht. Kamden schnaubte: „Ich bin der Aktive. Ich war noch nie passiv und ich habe nicht vor damit anzufangen.“ Embry knurrte: „Ich bin der Aktive. Mein Arsch ist und bleibt Jungfrau.“ „Das werden wir noch sehen“, meinte Kamden überheblich. „Gut, kämpfen wir drum“, bestimmte Embry und zog sich rasch aus. Etwas verunsichert sah Kamden ihm dabei zu. Dann fragte er: „Meinst du das ernst? Wir sollen kämpfen und der Verlierer muss den Arsch hinhalten?“ „Ja“, knurrte Embry und zog blank. „So läuft das bei uns Wölfen.“ Nach diesen Worten verwandelte er sich und trabte einige Meter weiter auf die Wiese. Neben Jake blieb er stehen, sah zurück und stichelte: „Komm her, oder bist du ein Feigling?“ Kamden knurrte ungehalten und verwandelte sich, ohne sich zuvor auszuziehen. Dann trabte er auf den Hellgrauen zu und bleckte die Zähne. Der Alpha zuckte mit den Schultern und trat beiseite. Sollten die das unter sich ausmachen. „Kämpft“, befahl der Leitwolf in sicherer Entfernung. Embry fackelte nicht lange und ging sofort in die Offensive. Der Schwarze war größer und stärker, er hingegen wendiger und schneller. Nach ein paar gezielten Bissen in die Vorderbeine seines Kontrahenten wurde Kamden allmählich richtig wild. Kraft und Stärke konnten jedoch Erfahrung einfach nicht wettmachen. Nach nur einer Minute wusste Embry, dass er gewinnen würde. Er grinste und sprang den anderen Wolf an. Ein schneller Sieg würde seine Position stärken. Kamden jedoch hatte nicht vor sich zu unterwerfen. Auch wenn er wusste, dass er unterlag, blieb er stur wie ein Maultier und rettete sich einige Male nur haarscharf davor zu Boden geworfen zu werden. Dann machte er einen falschen Schritt und strauchelte. Das nutzte der Hellgraue aus und zwang ihn auf den Rücken. Er hatte gewonnen und ragte nun über dem schwarzen Wolf auf. Nur noch ein Biss und es wäre vorbei. Langsam senkte er den Kopf. Aus unerklärlichem Grund zögerte er auf einmal. Wollte er das wirklich? War das fair? Kamden hatte zwar die Verwandlung im Griff, aber war im Kampf unerfahren. In dem Moment bäumte sich der Besiegte auf und biss ihm von unten in den Hals. Sie rangelten einen Augenblick miteinander und rollten über die Wiese. Dann stand auf einmal Kamden über ihm, Embry auf dem Rücken, mit Zähnen am Hals. Er hatte zu lange gezögert, nun hatte er verloren. Einen Augenblick wehrte er sich noch, es war aber zwecklos: Er war besiegt und so fügte er sich. Embry hatte ein seltsames Gefühl. In seinem Inneren rückte etwas hin und her. Auch in Kamdens Inneren veränderte sich etwas. Er knurrte wütend. Rasch winselte der Hellgraue und unterwarf sich ihm vollständig. Augenblicklich ließ er von seinem Freund ab. Liebevoll stupste er den Liegenden an. Dieser rappelte sich auf. Sie standen sich einen Moment Auge in Auge gegenüber. Embry senkte den Kopf. Kamden hob den seinen und ließ es zu, dass der andere sich von unten an seinen Hals schmiegte. Zufrieden brummte der schwarze Wolf. Ihm gefiel die unterwürfige Art seines Gefährten. Warum auch immer er einen fremden Kerl auf einmal als seinen Freund, seinen Gefährten ansah, aber es war so. Offenbar hatte Isaak Recht. Durch ihren Kampf hatte sich alles geändert und verfestigt. „Gut, Kamden hat gewonnen“, kommentierte Jake und ließ nun Leah gegen Seth antreten. Die beiden zogen sich umstandslos aus. Leah hatte damit kein Problem. Warum den auch? Die vier Kerle im Raum waren alles schwul und geprägt. Also blieb nur ihr kleiner Bruder. Dieser würde sowieso rot wie eine Tomate wegsehen. Genau das tat dieser auch. Der Alpha eröffnete den Kampf. Durch ihre Schnelligkeit hatte Leah sofort einen gewaltigen Vorteil. Auch war Seth eher von sanftem Gemüt und wollte seine Schwester nicht verletzten. Der Kampf dauerte nur zwei Minuten, dann lag der Sandfarbene auch schon besiegt auf dem Rücken. In der kurzen Pause, die Jake anordnete, erklärte Embry Kamden alles was er über einen Wolfskampf wissen musste. Die Beiden waren nicht mehr voneinander zu trennen. Embry klebte quasi an dem schwarzen Wolf und schmiegte sich schmusend an diesen. Kamden erwiderte die Geste, hatte aber stolz den Kopf in die Höhe geregt. Dann schickte Jake Embry und Seth in den Ring. Ersterer jedoch wollte einfach nicht von dem Schwarzen ablassen. Er gab kampflos auf und Seth wurde zum Sieger ernannt. Ebenso bei der Paarung Embry Leah gab er augenblicklich auf. Irritiert sah Jake zu seinem besten Freund, mischte sich aber nicht ein. Embry war es eh gewohnt ein normales Mitglied zu sein und recht weit unten zu stehen. Mit drei Niederlagen bei drei Kämpfen bildete er nun das Schlusslicht in Jakes Rudel. Der Leitwolf gab das nächste Pairing bekannt: Kamden x Leah. Das schwarze Ungetüm löste sich widerstrebend von dem kleineren Hellgrauen und stellte sich dem Kampf. Embry fieberte vom Rand her mit und feuerte seinen Freund an. Erneut wurde Kamden die Schnelligkeit seines Gegners zum Verhängnis. Leah hatte keine Skrupel und zögerte nicht. Nach nur einer Minute unterwarf sie den schwarzen Wolf, ohne auch nur einmal erwischt worden zu sein. In der kurzen Pause sahen alle den beiden Geprägten zu. Kamden hatte sich auf den Hintern gesetzt und zeigte kein Anzeichen für gekränkten Stolz oder dass er verloren hatte. Embry indes leckte ihm über die leichten Bisswunden von Leah und tänzelte unterwürfig um ihn herum. Dann begann auch schon der Letzte Kampf: Kamden gegen Seth. Der Jüngste versuchte es wie seine Schwester mit seiner Geschwindigkeit, aber er war unvorsichtig. Unbeabsichtigt, im jugendlichen Leichtsinn, achtete er nicht auf seine Deckung und Kamden bekam ihn zu fassen. Wenige Sekunden später hatte Seth die Zähne des anderen an der Kehle und gab vor Schmerz winselnd auf. Stolz setzte sich der Sieger auf den Hintern und ließ sich schwanzwedelnd die Lefzen von Embry lecken. Seth hingegen versteckte sich hinter seiner großen Schwester und ließ sich von ihr die Wunden lecken. „So“, begann Jake und eröffnete: „Damit ist die Rollenverteilung wohl abgeschlossen, fürs Erste zumindest. Leah, du bist mein Beta. Dein Platz ist an meiner Rechten.“ Dann sah er zwischen Seth und Kamden hin und her. Er knurrte und bestimmte: „Seth, du bist an meiner Linken.“ Sein Bruder wollte gerade aufbegehren, da setzte der Alpha nach: „Kamden, ich kenn dich nicht. Zeig mir erstmal, dass du dich ins Rudel einfügen kannst. Dann sehen wir weiter. Die Ränge sind auch nicht in Stein gemeißelt.“ Dann änderte sich seine Stimme und er sprach mit der Macht des Leitwolfs: „Das gilt für euch alle. Arbeitet an euch. Ab morgen beginnen wir mit dem Kampftraining. Seth, du musst noch viel lernen und du bist unvorsichtig. Kamden, du musst auch noch viel lernen, aber was du mit heute gezeigt hast, sagt mir, dass du bald an meiner Linken stehen wirst, wenn du das überhaupt willst. Also Seth, streng dich an oder du wirst deinen Posten verlieren. Leah, guter Kampf, aber ruhe dich nicht auf deiner Geschwindigkeit aus. Hätte Kamden dich erwischt, wäre es vielleicht anders ausgegangen. Embry, ganz ehrlich, solange du so unterwürfig bist, weiß ich nicht, was ich mit dir machen soll. Heute lasse ich dir das mal durchgehen.“ Er machte sich Gedanken um seinen besten Freund. Später musste er unbedingt mit Isaak reden. Solange Embry sich so verhielt war er zu nichts zu gebrauchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)