Der Wächter von Drachenlords ================================================================================ Kapitel 44: Frostige Nacht -------------------------- „Nur, dass du es weißt, was den Samenraub betrifft, bin ich ganz deiner Meinung“, sagte Isaak unvermittelt. „Auch, wenn ich nicht ganz so besitzergreifend bin wie du. In dieser Hinsicht bist du um einiges animalischer. Ich finde aber, dass dein Geschmack besser ist als der meine.“ Daraufhin mussten beide lachen. „So, so. Du hast also immer noch meine Gedanken lesen können. Da muss ich mich wohl mehr anstrengen. Ich war leider zu abgelenkt dafür. Die Runde geht wohl an dich“, sagte Jake und gab sich geschlagen. „Das würde ich nicht so sehen. Mein Verstand arbeitet wesentlich vielschichtiger. Ich kann mich auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren. Deine Gedanken zum Beispiel kann ich nahezu immer hören, außer wenn ich Magie anwende. Das bedarf meiner vollen Konzentration. Aber, du hast es geschafft, dass ich mich nur noch auf zwei Dinge konzentrieren konnte. Das, was du mit mir angestellt hast und deine Gedanken. Ich musste mich entscheiden. Die Wahl fiel eindeutig auf dich. Keine Sorge, die Suchtrupps sind noch weit weg.“ „Was für Suchtrupps?“, fragte Jake irritiert nach. „Na, die Leute die nach den vier überlebenden des Flugzeugabsturzes suchen. Die durchkämmen schon seit Stunden die Umgebung des Wracks“, erklärte Isaak. Jake richtete sich auf. „Was?“ „Keine Angst, unsere Spuren sind längst vom Sand verschluckt worden. Bis die hier ankommen, sind wir längst weg.“ „Wie machst du das? Ich verstehe nicht“, murmelte der Beta. Isaak spielte mit der freien Hand ein wenig im Sand und sagte: „Hm…, es ist nicht einfach das zu erklären.“ Der Wächter richtete sich ebenfalls auf und sah seinem Freund in die Augen. „Wenn du als Wolf eine dir bekannte Route abläufst und tief in Gedanken bist, dann blendest du alles Unwichtige aus. Irgendwann kommst du an deinem Ziel an und hast keinerlei Erinnerungen mehr an den Weg. Kennst du das?“ „Ja, hin und wieder kommt das vor, wieso?“, fragte Jake irritiert. „Nun, bei mir ist das nicht so. Einfach ausgedrückt, ich bekomme immer alles mit, was ich sehe, rieche, fühle und spüre. Zudem besitze ich mehr Sinne als du und erfasse zudem Ereignisse mit meiner Magie.“ Er ließ sich wieder auf den Rücken sinken und offenbarte: „Genau in diesem Moment, zum Beispiel, erfasse ich eine Unmenge an Informationen. Einerseits rede ich mit dir, aber ich behalte auch die Suchmannschaften mit meinem Geist erfasst. Zudem achte ich auf die Umgebung und suche nach Gefahren. Ebenso behalte ich die Position des Außenposten im Auge. Ich weiß, wie es Bella und Edward geht und was sie machen. Und das ist noch nicht mal alles.“ Isaak hob die Hand und zeigte gen Nordwesten: „Von dort weht der Geruch von mehreren Kakteen heran.“ Er deutete in eine andere Richtung: „Dort ist eine Ameisenkolonie. Sie wird gerade von einem Gecko angegriffen.“ Er sah auf. „Es gibst so vieles was ich wahrnehme. Ich kann es dir nicht richtig erklären. In dieser Sprache gibt es keine Wörter, die das beschreiben können.“ „In deinem Geist höre ich jedoch nur deine Gedanken. Wo ist denn der Rest? Warum sehe und höre ich das nicht?“, beschwerte ich der Beta. Schuldbewusst zuckte der Wächter zusammen und offenbarte: „Weil ich diesen Teil meines Denkens vor dir abschirme. Es wäre zu viel für dich. Erinnere dich. Wenn ich aktiv meinen Geist aussende, dann ist das für dich nur eine Flut von Bildern und Eindrücken. Es ist viel zu viel. Du kannst das nicht erfassen, bis ich mich auf ein Ziel fixiere. Deshalb schirme ich das Meiste vor dir ab. Du kannst diese Menge an Informationen nicht verarbeiten.“ Jake knurrt ungehalten. Ihm gefiel das ganz und gar nicht. „Das heißt, du verbirgst Dinge vor mir?“ „Ja und nein. Einen Großteil meines bewussten Denkens bekommst du mit. Glaub mir bitte, ich will dich nur schützen. Ich verberge meine Gedanken nicht vor dir, um dir weh zu tun. Ich blende nur das aus, was du nicht wissen musst. Es ist schwer zu erklären.“ „Ich fühle mich gerade echt verarscht“, gestand Jake wütend. „Zeig es mir.“ Isaak schluckte und sackte etwas zusammen. „Wie du willst.“ Dann öffnete er ihre Verbindung komplett. Eine Flut von Bilder und Eindrücken überschwemmte Jake und er begann unkontrolliert zu zucken. Sofort verebbte der Gedankenstrom. „Sei mir bitte nicht böse, aber du kannst das nicht verstehen. Es ist zu viel für deinen menschlichen Verstand. Versteh mich bitte nicht falsch, ich will weder sagen, dass du dumm bist, noch einfältig oder so, es ist nur eine Tatsache“, sagte Isaak traurig. Jake wandte sich ab und wollte aufstehen. Er hatte genug gehört. Das sein Freund nicht ehrlich zu ihm war, schmerzte ihn sehr. „Warte“, sagte der Rotblonde und hielt im am Arm fest. „So darfst du das nicht sehen. Das mache ich doch nicht um dir etwas zu verschweigen.“ Er dachte kurz nach und sagte: „Versuchen wir es mal anders. Schließ deine Augen. Was hörst du am Lautesten?“ Jake war wütend, aber er wollte sich auch nicht schon wieder wie ein Kleinkind aufführen und wegrennen. Er verschränkte zornig die Arme vor der Brust und schloss die Augen. Anschließend konzentrierte er sich auf die Geräusche der Umgebung. Zuerst konnte er nichts vernehmen, dann kam eine leichte Prise und er hörte den Wind sowie den Sand, welcher ständig in Bewegung war. Hin und her rieselte. Sich aufbaute und abrutschte. Mit bemüht ruhiger Stimme erzählte er von seinen Sinneseindrücken. „Ja, genau. Das höre ich auch, aber der Wind ist nicht gerade eben aufgekommen. Er weht schon seit ungefähr drei Stunden so stark. Du hast das auch gehört. Dein Bewusstsein jedoch kann nicht so viele Informationen verarbeiten. Also blendet es Unwichtiges aus. Wie die Geräusche des Windes. Du musst dich ganz speziell darauf konzentrieren. Ich hingegen, nehme das nahezu immer wahr. Solange meine Konzentration nicht von anderen Dingen überlagert wird.“ Jake hörte, wie der Sand sich bewegte und spürte auch, dass Isaak seine Position änderte. Dann legten sich zwei Arme von hinten um ihn und sein Freund flüsterte: „Bitte versteh mich doch. Ich könnte dir auch vorwerfen, dass du mir nichts von dem Wind gesagt hast. Du hast ihn ausgeblendet und dein Unterbewusstsein kümmert sich darum. Ich nehme ihn bewusst wahr und entscheide, dass es unwichtig ist. Das ist der Unterschied.“ Immer noch nicht ganz zufrieden fragte Jake: „Und du verheimlichst mir deine Gedanken nicht?“ „Nicht so wie du das meinst. Ich denke einfach vielschichtig. Vielleicht ein anderes Beispiel, deine Sinne sind besser als Bellas. Wenn du jetzt einen Hasen riechst, sie aber nicht, sagst du es ihr dann?“ „Kommt drauf an.“ „Und so verhält es sich auch bei mir zu dir. Jake bitte, sei mir nicht böse“, flehte Isaak und drückte sich ihm entgegen. Der Beta seufzte und schmiegte sich an seinen Freund. „Ich verstehe es zwar immer noch nicht, aber ich will dir glauben, dass du das nicht tust, um mir was zu verheimlichen.“ „Danke“, sagte Isaak und gab dem anderen einen Kuss auf den Hals. Jake brummte zufrieden und legte den Kopf schief. Der Wächter nutzte das sofort und biss ihm sanft in den Hals. Ein leises Stöhnen war die Belohnung dieser Tat. Die eine Hand seines Freunde wanderte über die Brustmuskeln des Wolfsjungen und bahnte sich einen Weg in tiefere Regionen. Zufrieden seufzte der Beta und sagte: „Ich hätte nichts gegen eine zweite Runde.“ Plötzlich versteifte sich Isaak und sein Kopf ruckte hoch. „Was ist?“, knurrte Jake erbost und öffnete die Augen, die ihm zugefallen waren. „Bella friert“, sagte der Wächter unvermittelt. „Es ist kalt geworden, wir müssen zurück, bevor ihre Körpertemperatur einen kritischen Level erreicht. Es tut mir leid, die zweite Runde müssen wir wohl verschieben.“ Schnell gab er dem anderen noch einen Kuss auf den Hals und stand auf. Jake seufzte und schüttelte den Kopf. Dieser elendige Vampir bekam ja gar nichts gebacken. Schnell verwandelten sich beide und rannten los. Eigentlich war es ja ganz praktisch, dass Isaak so viel mitbekam. Zu seiner Schande, musste er gestehen, hatte er seine beste Freundin vollkommen vergessen. Der Temperatursturz machte ihm nichts aus und er hatte keinen Gedanken daran verschwendet, was dieser für sie bedeuten würde. „Seit wann weißt du, dass Bella friert?“, frage Jake, als sie von der Spitze einer Düne sprangen. Isaak dachte nach. Er wollte seinen Geliebten nicht schon wieder aufregen. „Ich habe sie ihm Auge behalten, aber nicht allzu deutlich hingesehen. Ich war etwas abgelenkt von meinem Freund, der sich vor mir räkelte. Dann hat sie aber angefangen zu zittern. In diesem Moment habe ich von dir abgelassen.“ „Verstehe“, sagte der Wolfsjunge als sie auf dem Sand landeten und nebeneinander weiterliefen. Dann warf er dem anderen einen verstohlenen Blick zu. „Schatz“, er verstummte kurz. Es war immer noch seltsam ihn so zu nennen. Wäre Isaak nicht Isaak gewesen, er hätte sich auf der Stelle selbst gebissen, weil er einen Mann Schatz genannt hatte. Seine Stimmlage hatte sich geändert. Er hörte sich an wie ein verliebter Teenager. Das war er ja aber auch, irgendwie, oder? Verliebt. Verliebt in einen Mann. Abartig, widerlich. Verliebt in Isaak. Das ging gerade noch so durch. Ok, wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann störte es ihn nicht, solange es der Wächter war. Sein Geliebter. Dann dachte er über seine Frage nach. Wie sollte er die Frage formulieren, ohne, dass sein Freund es in den falschen Hals bekam? Er dachte an das letzte Mal, als Bella kalt war und er sich als ihr Wärmestrahler zur Verfügung gestellt hatte. Würde das Isaak verletzen? Der rote Wolf antwortete auf seine Gedanken: „Nein, ich habe nichts dagegen, wenn du sie wärmst. Ein Feuer würde unsere Position verraten und ich möchte auch meine Magie schonen.“ „Mich würde es stören“, knurrte Jake. Allein der Gedanke, dass sich sein Geliebter an eine andere Person schmiegen könnte, ließ ihm die Nackenhaare zu Berge stehen. Isaak war sein. Er teilte ihn mit niemandem. Dieser dachte einen Moment nach und nickte. Solange es seiner Bestimmung nicht in die Quere kam, hatte er nichts dagegen, wenn Jake so besitzergreifend war. Natürlich bekam der Wolfsjunge nun auch die Gedanken des anderen mit und knurrte wütend auf sich selbst. „Ich arbeite dran, ok?“ „Musst du nicht. Ich bin dein und du bist mein. Ich vertraue dir, Wölfchen.“ Das beruhigte die Schuldgefühle des Betas kein Stück. Sie wurden eher noch schlimmer. „Himmel Jake, mach dir keinen Kopf. Wenn du nicht gleich damit aufhörst, beiße ich dich“, drohte Isaak und biss doch tatsächlich in die Richtung des rostbraunen Wolfes neben sich. Jake schüttelte den Kopf und knurrte warnend. Dann beschleunigten sie. Wenig später kamen sie bei der Oase an. Isaak wartete hinter einer Düne, während der Wolfsjunge schnell ihre Boxershorts holte. Als er in das Blickfeld des Vampirs geriet, stand dieser tobend auf und fauchte: „Was soll der Scheiß? Wo wart ihr? Bella ist am Erfrieren, du rücksichtsloser Straßenköter.“ Jake zuckte kurz zusammen. Der Blutsauger hatte ja schon irgendwie Recht. Dennoch fletschte er die Zähne und knurrte ungehalten. Dann verschwand er auch schon wieder mit der Unterwäsche. Sie beeilten sich und der Beta sprang auf seine beste Freundin zu. Bella zitterte und klammerte sich an ihn, als er sich wortlos hinter sie setzte. Jake schlang die Arme um das frierende Bündel und rieb ihr sanft über die Haut. „Keine Sorge, gleich geht’s dir besser“, flüsterte er. Sie konnte gerade nicht reden. Ihre Zähne klapperten zu sehr. Isaak sah den beiden zu und stellte erstaunt fest, dass es ihn doch ein wenig störte. Am liebsten würde er mit der Dame tauchen. Schnell wandte er sich ab. Er trat auf Edward zu und versprach: „Entschuldige, wir haben die Zeit vergessen. Ich werde in Zukunft mehr auf ihre menschlichen Bedürfnisse achten.“ Aber der Blutsauger hörte gar nicht wirklich zu. Seine ganze Aufmerksamkeit galt seiner Verlobten. Erst als Bella aufhörte zu zittern, konnte er sich wieder etwas entspannen. „Das war wirklich gedankenlos von euch beiden“, antwortete Edward, als wäre keine Zeit vergangen. „Ich war kurz davor ein Feuer zu machen. Die Suchtrupps wären mir dann egal gewesen.“ Jake schaute irritiert auf und moserte: „Woher weißt du von denen?“ Er fühlte sich schon wieder verarscht. Warum war der einzige, der diese überhaupt nicht bemerkt hat? „Ist das nicht logisch?“, stichelte der Blutsauger und ging vor Bella in die Hocke. Dann warf er dem Wolfsjungen einen gehässigen Blick zu. „In was für einer Welt lebst du eigentlich? Wenn ein Flugzeug abstürzt gibt es immer eine Untersuchung. Vor allem, wenn auch noch Ausländer an Bord waren. Ich nehme mal an, dass der amerikanische Botschafter schon längst informiert wurde. Selbst wenn die Regierung der Mongolei es nicht interessiert, was aus uns geworden ist, wird der Abgeordnete alles in seiner Macht Stehende in die Wege leiten, um diesen Vorfall aufzuklären und die Vermissten Landsleute wohlbehalten nach Hause zu bringen. Das ist immerhin sein Job.“ Jake knurrte ungehalten, was Edward aber nicht kümmerte. Dieser warf einen nachdenklichen Seitenblick zum Wächter, der mittlerweile an der einer nahen Palme lehnte. „Ich nehme mal an, dass wenigstens du das weißt, oder?“ „Ich habe keine Ahnung, was die Aufgaben eines Botschafters sind. Ist mir auch egal. Das Prozedere nach einem Flugzeugabsturz kenne ich auch nicht“, gestand der Rotblonde und zuckte mit den Schultern. Edward ließ den Kopf hängen. Tonlos redete er eher mit sich selbst: „Einer wie der andere.“ Dann fügte Isaak sachlich hinzu: „Ich weiß aber von den Leuten, die uns suchen. Ich behalte sie seit Stunden im Auge.“ Der Vampir wurde hellhörig und sah auf. „Wie viele sind es und wie weit sind sie entfernt?“ Nachdenklich runzelte der Wächter die Stirn und sagte: „Es sind vier Suchtrupps unterwegs. Zwei mit Jeeps, einer mit einem Helikopter, dieser ist aber bei Einbruch der Nacht gelandet und der vierte Trupp mit Hunden. Insgesamt sind es 24 Soldaten, ihren Uniformen nach zu schließen und zwölf Hunde. Reichen dir diese Angaben oder soll ich alle beschreiben?“ „Beschreiben?“, fragte der Vampir entsetzt und starrte den anderen mit offenem Mund an. Der Wächter war etwas irritiert, zuckte mit den Schultern und begann zu berichten: „Also im Jeep Trupp 1, befinden sich vier Soldaten. Erste Person: männlich, Glatze, braune Augen, mit…“ „Stopp“, unterbrach Jake die Ausführungen seines Freundes. „So hat Edward das nicht gemeint. Es ist doch egal wie sie aussehen. Wann werden sie uns finden?“ „Hm…, lass mich kurz berechnenden…“ „Stopp, eine einfache Antwort bitte“, mischte sich der Wolfsjunge schnell ein, als ein Strom von Gedanken durch ihre Verbindung zu ihm herüberschwappte. Sein Freund sah auf und war etwas verunsichert was von ihm verlangt wurde, dann sagte er vorsichtig: „Wir sind weg, bevor sie uns finden können. Reicht das?“ „Ja, das reicht“, grinste Jake und schenkte ihm ein schiefes Grinsen. Edward erwachte nun aus seiner Starre und fragte: „Woher weißt du das?“ Schnell warf Isaak seinem Freund einen Blick zu und sagte beiläufig: „Magie und erweiterte Sinne.“ „Das hätte ich mir auch denken können“, gab der Blutsauger von sich und wandte sich an seine Verlobte: „Wie geht es dir?“ „Besser“, sagte die junge Dame. Ihre Stimme war etwas brüchig, aber ihr Zittern verebbte allmählich. Im Laufe der Nacht wurde es noch wesentlich kälter. Bella fragte sich allmählich, ob sie wirklich in einer Wüste waren, oder in der Arktis, nachdem Isaak eine Außentemperatur von -18°C bestätigte. Um die junge Dame noch weiter zu schützen, hatten sie sie mittlerweile in einen Kokon aus allen ihren Klamotten gewickelt. Einzig und allein Jakes Kopf schaute oben aus dem Haufen heraus, damit er sich ein wenig abkühlen konnte. Wie ein Burrito eingeschnürt zu werden passte ihm gar nicht, aber für Bella ertrug er das ohne Klage. Irgendwann schlief dann auch er ein und sein Schnarchen dröhnte laut in der Stille der Nacht. Isaak hatte sich neben den beiden an die Palme gelehnt und schlief seelenruhig in seiner Boxershorts. Der Vampir hielt Wache, wobei er sich sicher war, dass der Wächter nicht so tief und fest wie ein Mensch schlief. Als die Sonne am Horizont aufging und der Morgen dämmerte, stiegen die Temperaturen rasch. Jake warf im Halbschlaf den Kleiderhaufen von sich. Ihm war so warm. Verschlafen streckte er sich und Bella wachte durch die Bewegung des anderen ebenfalls auf. Eher reflexartig neigten die beiden, noch nicht ganz in der Wirklichkeit angekommen, ihre Köpfe und wollten sich einen Guten Morgen Kuss abholen. Ihre Lippen kamen sich immer näher. Edward fauchte, Isaak knurrte. Die beiden anderen öffneten die Augen und rissen die Köpfe weg. Der Wolfsjunge, wie auch die junge Dame liefen rot an. Da war auch schon der Vampir zur Stelle und hob seine Verlobte in die Arme. Sie schlang die Arme um ihn und gab ihm schnell einen Kuss. Auch Isaak war nicht untätig. Er ging vor seinem Freund in die Knie, drehte dessen Kopf zu sich und presste seine Lippen auf ihr Gegenstück. Jake war einen Augenblick überrascht. Dann schloss er die Augen und erwiderte stürmisch den Kuss. Als sie sich lösten sah er den Wächter irritiert an und fragte: „Hast du mich gerade angeknurrt?“ „Ja“, gestand der Rotblonde und sah selbst etwas verwirrt aus. In dem Gesicht des Gestaltwandlers zeigte sich ein freches Grinsen. Dann stichelte er: „Na, ist da etwa jemand eifersüchtig?“ „Kann sein“, nuschelte Isaak und sah schnell weg. Dann seufzte er und sah seinem Freund in die Augen: „Es macht mir doch mehr aus als ich dachte. Dich so eng an jemand anderen geschmiegt zu sehen, hat mich die ganze Nacht nicht losgelassen. Ich musste mich stark zusammenreißen nicht dazwischen zu gehen.“ Das Grinsen seines Freundes wurde noch breiter. „In mir brodelte es einige Stunden lang“, gestand der Wächter. „Das müssen meine neu erwachten Wolfsinstinkte sein. Daran bist du schuld. Du hast mir die verpasst, mit deiner Aktion gestern Abend.“ „Du warst auch nicht gerade unschuldig, mein Lieber“, sage Jake. Sein Gebaren wurde gespielt nachdenklich und der fragte: „Irre ich mich, oder bist es nicht du gewesen, der zuerst Hand angelegte?“ „Na, ja. Hand angelegt hast du als erster. Wenn wir die Szene im Vorfeld miteinbeziehen. Ich habe meinen Mund benutzt“, belehrte der Wächter gespielt streng. „Kann mich kaum noch daran erinnern“, meinte Jake und sein Blick wurde lüstern. „Vielleicht hilft es meinem Gedächtnis, wenn du das wiederholst.“ „Benehmt euch“, zischte Edward und erinnerte die beiden daran, dass sie nicht allein waren. „Oder ich werfe euch ins Wasser, wie zwei rallige Straßenköter.“ Die zwei Männer wurden knallrot und sahen schnell weg, blieben aber wo sie sie waren, sonst hätten die anderen ihre Beulen in der Unterwäsche bestimmt bemerkt. Bella hingegen funkelte die beiden an. Sie wollte Einzelheiten und schmiedete schon Pläne, wie sie diese aus ihrem besten Freund rauskitzeln konnte. Nachdem die beiden ihre Erregung wieder im Griff hatten standen sie auf. Dann streckten sie sich ausgiebig. „Wie lange noch, bis der Außenposten da ist?“, fragte Jake und ließ den Hals knacken. „Etwas mehr als zwei Stunden. Zeit genug, um ein Frühstück zu organisieren“, sagte Isaak und suchte mit seinem Geist die Umgebung ab. „Hm, wie wäre es mit Geckos?“ „Bäh“, mischte sich Bella ein und streckte die Zunge raus. Ihnen allen knurrte der Magen, oder in Edwards Fall, brannte die Kehle. Dennoch würde die junge Dame lieber hungern, als eine eklige Eidechse zu essen. „Dann vielleicht, eine Herde Schwarzschwanzgazellen? Wäre das was für dich Jake, als Wolf?“ „Ich habe bisher selten als Wolf gefressen“, sagte der Wolfsjunge und dachte kurz nach. „Sind die schnell?“ „Kommt drauf an womit was man sie vergleicht, aber ich glaube du hättest deinen Spaß“, gab der Rotblonde zurück. „Oh, da ist auch was für Edward“, sagte Isaak und deutete in eine Richtung. „Etwa 50 Kilometer. Ein Schneeleopard.“ Er sah den Vampir an und sagte: „Wenn du willst, kannst du ihn dir schnappen. Wir bleiben so lange hier.“ Bevor einer ihn aufhalten konnte schoss der Angesprochene auch schon davon. „Hey, warum bekommt der Blutsauger einen richtigen Gegner und ich so was einfaches?“, beschwerte sich der Beta verdrießlich. „Na ja, Edward braucht nur wenig Blut aktuell. Ein Leopard wird ihm genügen. Du hingegen würdest dich als Wolf mit diesem kleinen Happen nicht zufriedengeben. Außerdem wollte ich dich begleiten und da reicht ein Tier nicht aus. Ich würde auch gerne mit was leichtem anfangen.“ Isaak wurde rot im Gesicht. Jake hingegen war sofort begeistert. Gemeinsam mit seinem Freund auf die Jagd zu gehen hatte was. Da meldete sich Bella zu Wort: „Bah, da vergeht einem ja der Appetit. Isaak, kannst du mir ein paar Früchte organisieren?“ „Klar, Moment“, sagte der Wächter und verschwand spurlos. „Und da war er auch schon weg“, meinte die junge Dame. Dann wandte sie sich an Jake und ein breites Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. Zuckersüß fragte sie: „Jake?“ Dieser sah sich erschrocken über ihre Tonlage um und erstarrte. Schnell schluckte er. Er fühlte sich ein wenig in die Enge getrieben. Solange Isaak und Edward weg waren, konnte er sie nicht allein lassen. Unwohl in seiner Haut brummte er und hob abwehrend die Hände. „Bitte nicht“, murmelte er verlegen. „Ach, komm schon“, sagte Bella und fröstelte ein wenig. Sie ging zu der verstreuten Kleidung und zog sich schnell was über. Dann setzte sie sich in die Sonne und klopfte neben sich auf den Sand. In Gedanken schimpfte der Beta: „Verdammt nochmal. Warum tust du mir das an?“ Er spürte, dass sein Freund in schallendes Gelächter ausbrach. Dann wechselte er in Sekundenbruchteilen die Spur. „Du liebst mich doch, bitte rette mich“, flehte Jake. „Hm, also ich finde das klingt tuckig. Was meinst du dazu, Wölfchen?“, fragte Isaak voller Heimtücke in die Verbindung. Der Wächter seufzte, dann wurde er ernst: „Jake, steh zu dir selbst. Sie verurteilt dich nicht. Es ist deine Entscheidung, wie viel du preisgibst.“ In seine Stimme mischte sich erneut der Schalk: „Wobei ich es dir Übel nehme, wenn du anfängst, ihr mein Glied zu beschreiben.“ Der Beta errötete und sah zu Boden. Dann straffte er die Schultern und setzte sich neben seine beste Freundin. Mental fragte er: „Wäre es für dich in Ordnung, wenn ich mich abschotte?“ „Ja“, sagte Isaak ernst. „Lass dir so viel Zeit wie du willst. Ich verspreche weder zu lauschen noch zuzusehen. Gib mir einfach Bescheid, wann ich zurückkommen soll. Das Essen habe ich nämlich schon. Ich bin dann mal Edward ärgern. Bis später, mein Wölfchen.“ Das letzte Wort sprach er mit so viel Liebe aus und überflutete gleichsam auch die Verbindung mit seinen Gefühlen, sodass der Wolfsjunge sehnsüchtig seufzen musste. Dann rappelte Jake sich zusammen und ließ die Verbindung einfach offen. „Scheiß drauf, Füchslein“, sagte er noch schnell zu seinem Freund und erwiderte die Gefühle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)